Stormpaw's Destiny von Kalliope (Warrior Cats - New Clans, New Stories) ================================================================================ Kapitel 32: ------------ Sturmstern hatte damit gerechnet, dass sich schon nach dem ersten Tag ihrer langen Reise Ernüchterung breitmachen würde, doch dem war nicht so. Niemand beschwerte sich, nicht einmal Fleckennases Töchter, die begriffen, wie wichtig es war, diese Reise durchzuhalten. Keiner wollte Schwäche zeigen, doch nachdem sie eine gute Woche unterwegs waren, sank die Begeisterung für die neue Heimat auf den Nullpunkt. Sie hatten nicht einmal die Hälfte des Weges hinter sich gebracht und nur Sturmstern, Schneewolke, Hummelschatten, Rauchsturm und den vier SeelenClan-Kriegern war es zu verdanken, dass niemand rebellierte, auch wenn immer häufiger Beschwerden laut wurden. Eines Abends klagte Rosentau: „Woher wissen wir überhaupt, dass ausgerechnet Sturmstern, der Verräter am FeuerClan, der Blaustern beinahe seinen Clan streitig gemacht hätte, das Sagen haben soll?“ Aber niemand ging darauf ein, nicht einmal Blaustern, der seine Mutter mit einem strengen Blick zurechtwies. Daraufhin erwiderte sie angesäuert: „Wenn doch nur Fuchsauge noch leben würde, er wäre vom SternenClan dazu auserwählt worden.“ Erneut verpufften ihre giftigen Sticheleien im Nichts. *** In der zweiten Woche hatte sich eine langsame Gleichmäßigkeit eingeschlichen. Bei Sonnenaufgang bedienten sich alle vom Frischbeutehaufen, die die Nachtwächter kurz zuvor gejagt hatten. Anfangs war noch jeder Clan unter sich geblieben, doch von Tag zu Tag vermischten sie sich immer mehr, teilten ihre Beute miteinander und jagten auch für die, die aus anderen Clans stammten. Anschließend liefen sie, bis die Sonne ihren höchsten Punkt erreichte, und legten eine Rast ein. Danach liefen sie wieder bis Sonnenuntergang pausenlos weiter, gleichmäßig und mit niedriger Geräuschkulisse. Mehr als ein trauriges Seufzen oder ein erschöpftes Murmeln war niemals zu hören. Erst gegen Abend, wenn sie alle einen geschützten Platz als Nachtlager teilten und Seite an Seite einschliefen, entspannten sie, teilten die Zunge und unterhielten sich leise über die Zeiten am Heiligen Berg. Die Heiler liefen eifrig umher und halfen denen, die Schmerzen vom Laufen oder der zunehmenden Hitze am Tag hatten. Oft erzählten die Ältesten aus ihrer Zeit als Schüler und Krieger, teilten Geschichten aus vergangenen Zeiten, die sich anfühlten, als würden sie weit zurückliegen, auch wenn es gerade einmal ein halber Mond war. Doch wenn sie erzählten, lag keine Wehmut in ihrer Stimme, sondern Fröhlichkeit, die alle anderen ansteckte, bis sie müde einschliefen. *** Sie kamen langsamer voran als damals, als sie nur zu viert waren, doch mit einer halben Woche Verspätung erreichten sie den Wasserfall, der Rauchsturm so viel Unheil beschert hatte. Dabei fiel Sturmstern auf, dass Milchkralle immer häufiger die Nähe von Seestein, dem cremefarbenen Krieger aus dem SeelenClan, suchte. Seestein behandelte sie allerdings wie jeden anderen auch. Unter Schneewolkes Kommando planten sie einen ganzen Tag ein, um das Gebiet zu umrunden und denen, die zu alt, zu jung oder zu erschöpft waren, den gefährlichen Abstieg zu ersparen. Am Ufer des Flusses, der ein gutes Stück ausgetrocknet war, legten sie eine verfrühte Pause ein, um anschließend das Gewässer zu durchschwimmen. Was dem WasserClan erfahrungsgemäß keine Mühe bereitete, fiel den anderen Clans schwer, doch es war ausgerechnet Silberstern, die das Eis zwischen ihnen endgültig brach. „Gib mir deine Tochter, ich werde sie tragen“, sagte sie zu Dachsfuß, die gerade mit Silberjunges am Ufer stand und ermutigend auf ihre Tochter einredete. Sogleich sprangen fünf weitere Krieger aus dem WasserClan ein und jeder von ihnen packte eines der Jungen im Nacken, um sie auf diese Weise den ganzen Weg mit nach oben überstrecktem Kopf zu tragen. Es waren diese kleinen Momente der Hilfsbereitschaft und Nähe, die dafür sorgten, dass sie immer mehr zusammenhielten. Dankbar nahmen Fleckennase und Dachsfuß am anderen Ufer ihre Töchter wieder in Empfang. Silberjunges schaute Silberstern mit großen Augen bewundernd an. „Sie ist so toll!“, flüsterte sie ehrfurchtsvoll. Niemand widersprach ihr – etwas, was noch vor einem Mond im FeuerClan undenkbar gewesen wäre. *** Der nächste Vollmond kam Anfang September, als sie die unteren Hänge der massiven Gebirgskette erreichten, hinter der das Tal des SeelenClans auf sie wartete. Gemeinsam saßen sie alle in einem großen Halbkreis auf einer Lichtung im Wald und schauten zu den Heilern und Anführern, die vor ihnen Platz genommen hatten. „Auch wenn wir nicht mehr am Heiligen Berg sind, so lasst uns die Tradition der Großen Versammlung fortführen“, eröffnete Silberstern die Versammlung. „Ihr fragt euch vielleicht, aus welchem Grund wir euch zusammengerufen haben. Einen ganzen Mond lang sind wir bereits unterwegs und wie uns die Krieger aus dem SeelenClan versichern konnten, werden wir in einigen Tagen unser Ziel erreichen. Wir wissen nicht, was genau uns in der neuen Heimat erwarten wird, doch wir alle haben gesehen, wie sich drei Junge seit Beginn unserer Reise geschlagen haben.“ Sie nickte Goldjunges, Nachtjunges und Schwalbenjunges anerkennend zu. Nun ergriff Kirschstern das Wort, wenn auch distanzierter als Silberstern. „Ihr seid bereits sechs Monde alt und wenn es den LuftClan noch gäbe – möge Wacholderstern in Frieden beim SternenClan ruhen –, dann hätte man euch längst zu Schülern ernannt.“ Aufgeregtes Murmeln machte sich über alle Clans hinweg breit. Die drei Jungen, um die es ging, strafften angespannt ihre Schultern, doch die zuckenden Ohren und peitschenden Schwänze verrieten ihre wortlose Aufregung. Regenkauz, die ehemalige Zweite Anführerin des LuftClans, senkte beschämt den Blick. Es musste ihr sehr schwer fallen, ihren Clan aufgegeben zu haben, auch wenn sie nur das Beste wollte – und das war zu jenem Zeitpunkt gewesen, dass sie sich Silberstern und dem WasserClan vollständig anschlossen. Silberstern fuhr fort: „Da ihr vor unserer Abreise in meinem Clan gelebt habt, möchte ich euch nun unter diesem Vollmond feierlich zu Schülern ernennen. Goldjunges, Nachtjunges und Schwalbenjunges, ihr seid nun sechs Monde alt und es ist an der Zeit, um mit eurer Ausbildung zu beginnen. Von diesem Tag an, bis diese Schüler sich ihre Kriegernamen verdient haben, werden sie Goldpfote, Nachtpfote und Schwalbenpfote heißen. Ich bitte den SternenClan, über diese Schüler zu wachen, bis sie in ihren Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers finden.“ Überrascht und stolz steckten die drei die Köpfe zusammen und nahmen die Glückwünsche ihrer Eltern Kleesonne und Windjäger an. Silberstern räusperte sich. „Wir wissen zwar nicht, wer von uns am Ende noch im gleichen Clan leben wird, doch ich vertraue darauf, dass Nessellicht, Gewitterschweif und ich die bestmöglichen Mentoren für euch ausgesucht haben, die euch auch in Zukunft in der neuen Heimat betreuen können. Regenkauz, du bist bereit, erneut Verantwortung für deinen zukünftigen Clan zu übernehmen und wirst die Mentorin von Nachtpfote sein. Sandblitz, du bist stark und mutig und wirst die Mentorin deines Enkels Goldpfote sein. Hummelschatten, du bist bereit für deinen ersten Schüler und wirst der Mentor von Schwalbenpfote sein. Ich bin davon überzeugt, dass ihr euer Wissen an eure Schüler weitergeben werdet.“ Hummelschatten war ganz überrumpelt, freute sich jedoch sehr und berührte die Nase seines Neffen mit der eigenen. Ebenso berührten Sandblitz und Regenkauz die Nasen ihrer Schüler. Alle Anwesenden stimmten in die Jubelrufe mit ein und begrüßten die neuen Schüler mit ihren Namen. Zum ersten Mal seit langer Zeit herrschte eine ausgelassene Stimmung, die sich durch nichts trüben ließ – eine Stimmung, die sie bis an ihr Ziel führen sollte. *** Das Tal des SeelenClans lag wie eine idyllische Oase in die wilden Berge gebettet dar. Es war September und die schlimmste Hitze der Blattgrüne war bereits vorüber. Unzählige Tage hatten sie sich gemeinsam gequält und nun erreichten sie mit schmerzenden, geschwollenen Pfoten endlich ihre neue Heimat. Eine Welle der Erleichterung trug sie die steilen Berghänge hinab bis zum Waldrand, an dem Lichtblut sie bereits erwartete. Kurz darauf ergossen sie sich wie eine Welle in das Lager des SeelenClans unterhalb des riesigen Rhododendron-Geflechts. Schneewolke schmiegte sich erschöpft an Sturmsterns Seite und vergrub ihr Gesicht in seinem Fell. „Wir haben es geschafft“, wisperte sie leise. „Wir sind angekommen und alle haben überlebt. Dem SternenClan sei Dank.“ Sturmstern leckte seiner Gefährtin beruhigend über den Kopf. Sie stand kurz vor der Geburt, es konnte jeden Moment losgehen. Auch Lichtblut war die Verfassung der alten Bekannten nicht entgangen. „Ich kümmere mich um dich, sobald ich alle begrüßt habe.“ Schneewolke nickte ihr dankbar zu. „Was ist mit den anderen aus dem SeelenClan? Wieso ist niemand hier?“ „Ich habe sie an den See fortgeschickt, um dort zu warten, bis ich sie rufen lasse. Ihr habt einen weiten Weg hinter euch. Ein Schritt nach dem anderen. Es dauert nicht lange, Liebes. Warte hier auf mich.“ Dann sprang Lichtblut auf einen höherliegenden, dicken Ast und blickte auf die versammelten Clan-Katzen herab. „Katzen des Heiligen Bergs!“ Das müde Gemurmel verschwand und alle Blicke richteten sich auf sie. „Im Namen des SeelenClans heiße ich euch in unserem Tal willkommen. Ich bin Lichtblut, die Heilerin. Ich kann mir nicht vorstellen, wie unendlich groß der Schmerz in euren Herzen über den Verlust eurer geliebten Heimat sein muss. Doch seid unbesorgt. Es ist der Wille des SternenClans, dass wir hier an diesem See gemeinsam einen neuen Anfang finden. Ich sehe euch an und stelle fest, dass es keine Trennung zwischen den Clans mehr gibt. Seite an Seite habt ihr gleichberechtigt euren Weg zu uns gefunden. Ich sehe Junge, die eure Zukunft hier am See sichern werden. Ich sehe Schüler, die bereit sind, diese neue Heimat zu erkunden. Ich sehe Krieger, die bald mit uns aus dem SeelenClan vereint sein werden. Ich sehe Älteste, die die Geschichten des Heiligen Berges an die nächste Generation weitertragen. Ich sehe Heiler, die nie an dem Willen des SternenClans gezweifelt haben. Ich sehe die vier Anführer, die uns alle führen werden. Aber ich sehe noch sehr viel mehr. Ich sehe Freundschaft, Liebe, Loyalität, Hilfsbereitschaft, Kameradschaft und Hoffnung. Vergesst niemals die Verbundenheit aller Clans, denn wir alle stammen von dem großen Clan ab, der sich einst in fünf Clans aufteilte.“ Noch immer schauten alle ganz gebannt zu Lichtblut hinauf, die ihren ausgefransten Schwanz über ihre Pfoten gelegt hatte. „Ich bin keine Anführerin und doch werde ich euch bis zum nächsten Vollmond in das Leben am See führen. Bis dahin werden wir wie ein großer Clan leben und dann treffen wir bei der Großen Versammlung auf der Sandbank am Seeufer alle die Entscheidung darüber, welchem Anführer wir folgen wollen. Und ihr, die zukünftigen Anführer der SeeClans, werdet euch den Respekt und die Loyalität eines jeden Clanmitglieds verdienen müssen. Wählt mit Bedacht, in welchem Gebiet am See ihr leben wollt – aber wählt ohne Streit. Das gleiche gilt für jeden von euch. Lernt den SeelenClan und das Tal kennen und dann entscheidet ihr alleine, welchem Anführer ihr folgen wollt. Wir Heiler werden demjenigen folgen, den unser Herz und der SternenClan für richtig erachten. Und nun … genug davon. Seestein, sei so lieb und hol den Rest von uns dazu. Es wird Zeit, endlich alle fünf Clans zu vereinen.“ *** Die Zeit verging wie im Flug. Tagsüber erkundeten sie das Gebiet rund um den See, nachts schliefen alle gemeinsam in dem großen Lager, das nun zum Bersten gefüllt war, aber niemand störte sich daran, nicht einmal die SeelenClan-Krieger. Eulenpfote und Elchpfote freundeten sich sehr schnell mit Bienenpfote, Fuchspfote, Falkenpfote, Spechtpfote, Goldpfote, Nachtpfote und Schwalbenpfote an und spielten auch hin und wieder mit Fleckennases Töchtern. Die Ältesten tauschten Geschichten miteinander aus und – natürlich – gab es das eine oder andere emotionale Wiedersehen. Taubschatten hielt sich an seine Ankündigung und mied Silberstern zunächst, doch die Verbundenheit mit seinen Verwandten aus dem WasserClan ließ sich nicht verbergen. Immer häufiger saß er mit seinen alten Clan-Gefährten zusammen und als Silberstern ihn für seine Verbannung um Verzeihung bat, nahm er ihre Entschuldigung – wenn auch zögerlich – an. Silbersterns umgängliches Verhalten überraschte den einen oder anderen, doch niemand sprach darüber. Bisonmähne und Goldstreif waren nur noch zu zweit anzutreffen. Sie hielten sich mit grimmiger Miene zunächst aus dem Clanleben heraus, doch von Tag zu Tag kristallisierte sich mehr heraus, dass sie im ehemaligen ErdClan Anschluss fanden. Sturmstern konnte es nur recht sein, denn er wollte weder mit seinem Vater Goldstreif noch mit dessen Bruder etwas zu tun haben. Lichtblut nahm derweil Fliederpfote unter ihre Fittiche und man merkte der Heilerschülerin deutlich an, wie erleichtert sie darüber war, endlich wieder eine Heilerin als festen Ansprechpartner zu haben. Rauchschatten, Nessellicht und Gewitterwolke begleiteten die beiden häufig quer durch das Tal, um alle Plätze kennen zu lernen, an denen sich die Kräuter, Beeren und Moose befanden, die sie in Zukunft brauchen würden. Selbst die Feindseligkeit, die im FeuerClan gegenüber Sturmstern geherrscht hatte, verschwand allmählich wieder. Eines Abends lag Sturmstern zwischen seinen ehemaligen Clangefährten und einigen Kriegern aus dem SeelenClan. Er schaute hinauf in das Geflecht des Rhododendrons, doch der Sternenhimmel drang hier nicht bis zu ihnen durch. Dennoch hatte er das Gefühl, dass der SternenClan genau jetzt auf sie alle herabsah. Unzählige Generationen hatten am Heiligen Berg gelebt, doch erst jetzt war die Zeit des Friedens im Tal des SeelenClans angebrochen. Mit einem wohligen Gefühl schlief er ein. *** „Sturmstern! Sturmstern, komm schnell, es geht los!“ Schläfrig öffnete er seine Augen und blinzelte in Fliederpfotes Gesicht, die ihn mit der Pfote angestupst hatte. „Was geht los …“ Sie knurrte leise. „Steh endlich auf! Schneewolke liegt in den Wehen!“ Schlagartig war er hellwach, sprang auf und musste aufpassen, die schlafenden Krieger um ihn herum nicht zu wecken. „Jetzt? Bist du sicher?“ Fliederpfote sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren. „Natürlich. Komm jetzt. Sie ist im Bau der Königinnen. Lichtblut und Gewitterschweif sind schon bei ihr, aber sie möchte, dass du auch da bist.“ Er nickte. Aufregung ergriff seinen gesamten Körper. Es war Halbmond und in zwei Wochen würden sie ihre neuen Reviere und die neuen Clans aufteilen, doch das alles spielte nun keine Rolle mehr. Schneewolke bekam Junge – seine Kinder! Gerade als er sich in Bewegung setzen wollte, hob Blaustern etwas abseits den Kopf und schaute zu ihnen herüber. Sturmstern blieb stehen und erwiderte den Blick. Einen Moment lang starrten sie sich einfach nur schweigend an, ehe Blaustern ihm leicht zunickte. „Ich wünsche dir und Schneewolke für eure Jungen alles Gute. Vater zu sein wird deine Verantwortung dem Clan gegenüber auf ein neues Level heben. Es … werden die ersten Jungen sein, die hier am See geboren werden. Das ist etwas Besonderes. Du … bist etwas Besonderes. Ich habe nie verstanden, wieso es immer du sein musstest. Der SternenClan und diese Reise haben mir ein wenig die Augen geöffnet. Es tut mir aufrichtig leid, was zwischen uns vorgefallen ist, Sturmstern, und ich hoffe, unsere Clans werden noch lange in Frieden leben können.“ Er erwiderte das Nicken, überrascht von Blausterns Worten. „Ich danke dir. Wir werden sehen, was die Zukunft uns bringen wird.“ „Das werden wir.“ Er folgte Fliederpfote durch das schmale Geäst in einen tief im Rhododendron liegenden Hohlraum, in den kaum noch ein Lichtstrahl drang. Weiches Moos bildete ein gemütliches Bett, auf dem nun Schneewolke lag und unruhig atmete. „Sturmstern?“ „Ich bin hier.“ Er blieb am Eingang der Höhle stehen, doch Lichtblut winkte ihn in dem Dämmerlicht mit ihrem Schwanz heran. „Setz dich hier drüben hin, neben sie. Sie möchte dich bei sich haben. Und nun wird alles gut, Schneewolke. Atme ruhig weiter. Gewitterschweif, Fliederpfote und ich sind bei dir. Es kann nichts Schlimmes passieren.“ Schneewolke nickte und kniff keuchend die Augen zusammen, als die erste Schmerzwelle sie überkam. *** „Hiermit erkläre ich die erste Große Versammlung der neuen Clans für eröffnet.“ Lichtblut saß auf einem der flachen Steine auf der breiten, steinigen Sandbank, die das Ufer von der Landzunge trennte, die in der Blattgrüne die Otterinsel mit dem Ufer verband. Um sie herum saßen alle Katzen in einem breiten Halbkreis und blickten zu ihr, den anderen Heilern und den vier Anführern hinauf. Es war Anfang Oktober und der Blattfall näherte sich mit großen Schritten. Die Blätter färbten sich rotgolden und ließen das gesamte Tal erstrahlen. „Der Moment der Entscheidung ist gekommen, in dem jeder wählen muss, welchem Clan er fortan zugehörig sein möchte. Doch bevor dies geschieht, möchte ich euch mitteilen, wie wir uns bezüglich möglicher HalbClan-Junge entschieden haben. Weiterhin wird es ein Bruch mit dem Gesetz der Krieger sein, wenn man sich mit jemandem aus einem anderen Clan einlässt, doch die Jungen sollen nicht länger darunter leiden. Es steht ihnen frei, im Alter von drei bis sechs Monden zu wählen, welchem der Elternclans sie beitreten möchten. Die Eltern müssen allerdings Buße dafür tun. Ihnen drohen Schande und der Verlust des Respekts, den sie sich erst mühsam wieder erarbeiten müssen. Es liegt in den Pfoten der Anführer, zu entscheiden, welche Strafe sie in dem jeweiligen Fall für angemessen halten, doch eine Verbannung sollte nur noch der letzte Ausweg sein.“ Einen Moment pausierte sie. „Und nun lasst uns beginnen, weshalb ihr alle hier versammelt seid.“ Sturmstern hatte sich am Abend zuvor mit Kirschstern, Silberstern und Blaustern getroffen. Zu seinem Erstaunen hatten sie die Aufteilung rund um den See ohne Probleme und Diskussionen vornehmen können. Nun war es an der Zeit, auch den anderen von ihrer Entscheidung zu berichten. Silberstern ergriff als älteste Anführerin zuerst das Wort: „Ich, Silberstern, wähle die weiten Wiesen, die steilen Berghänge und den Gebirgsbach östlich des Sees zu meinem neuen Revier und das dortige Höhlensystem zu meinem Lager. Ich gelobe, dem Gesetz der Krieger treu zu dienen. Fortan wird der BergClan für Intelligenz, Geschick und Schnelligkeit stehen. Muschelzahn wird weiterhin mein Zweiter Anführer sein.“ Es war klug von Silberstern, sich für die Berghänge und die Wiesen zu entscheiden, denn auf diese Weise vereinte sie Merkmale der ehemaligen Reviere vom WasserClan und LuftClan miteinander. Kirschstern plusterte ihren kleinen Kragen auf. Sie war die zweitälteste Anführerin. „Ich, Kirschstern, wähle die dichten Wälder südlich des Sees zu meinem neuen Revier und das große Rhododendrongeflecht zu meinem Lager. Ich gelobe, dem Gesetz der Krieger treu zu dienen und sicherzustellen, dass die Gesandten und Heiler jedes Clans am Vollmond und Halbmond unbeschadet bis zur Landzunge und der Otterinsel gelangen können. Fortan wird der WaldClan für Stärke, Tradition und Wachsamkeit stehen. Kieferkralle wird weiterhin mein Zweiter Anführer sein.“ Kirschsterns Clan hatte nicht nur die Landzunge und die Otterinsel mit der Mondquelle in ihrem Gebiet, sondern auch weit südlich den Bergkamm, der das Tal des SeelenClans mit dem riesigen Tal verband, an dessen Ende das große Zweibeinernest lag. Ihr Clan würde es zuerst mitbekommen, falls sich Zweibeiner ihrem Tal näherten. Dennoch schwang ihren Worten eine Schärfe mit, die man früher bei Löwenzahnstern nie zu hören bekommen hätte. Einst stand der ErdClan für den Clan der sanften Riesen, doch Kirschstern war streitlustiger und kompromissloser als ihr Vorgänger. Als nächstes war Blaustern an der Reihe. „Ich, Blaustern, wähle die lichten Wälder und saftigen Wiesen mit den kleinen Bächen westlich des Sees zu meinem neuen Revier und den alten Dachsbau zu meinem Lager. Ich gelobe, dem Gesetz der Krieger treu zu dienen. Fortan wird der WiesenClan für Loyalität, Mut und Zielstrebigkeit stehen. Rindentänzer wird weiterhin mein Zweiter Anführer sein.“ „Und ich, Sturmstern, wähle die sumpfigen, blumigen Wiesen und Wälder, den Wasserfall und die stürmische Ebene nördlich vom See zu meinem Revier und die dicht miteinander verwachsenen Fichten, Kiefern und Ahorne zu meinem Lager. Ich gelobe, dem Gesetz der Krieger treu zu dienen. Fortan wird der SumpfClan für Tapferkeit, Mäßigung und Gerechtigkeit stehen. Seestein wird mein Zweiter Anführer sein.“ All Anwesenden atmeten einmal tief durch. Sie wussten nun, welcher Anführer welches Gebiet gewählt hatte und wer für welche Werte stehen wollte. Nun lag es an jedem selbst, zu entscheiden, welchem Clan er sich anschließen wollte. Zunächst erhoben sich die Zweiten Anführer und setzten sich neben ihre Anführer. Sturmstern warf Seestein einen flüchtigen Blick von der Seite zu. Sie beide verband mittlerweile eine gute Freundschaft, trotzdem hatte er einige Tage gebraucht, um Seestein dazu zu überreden, sein Zweiter Anführer zu werden. Schlussendlich hatte der SeelenClan-Krieger jedoch zugestimmt und Sturmstern war froh darüber, da auf diese Weise auch jemand aus dem SeelenClan eine wichtige Position in einem der neuen Clans innehatte. Anschließend standen die Heiler und Fliederpfote auf. Tigerfuß, der alte Heiler des ErdClans, räusperte sich. „Ich habe in meinem langen Leben bereits viel gesehen, aber die heutige Versammlung ist etwas Besonderes. Machen wir uns nichts vor, ich bin schon sehr alt und der SternenClan wird mich vermutlich bald zu sich holen. Doch bis es soweit ist, werde ich mich wie gehabt Kirschstern anschließen.“ Sein Blick wanderte weiter zu Rauchsturm. „Ich bin sehr froh über die Wahl meines Schülers, der schon bald mein Erbe antreten wird.“ Rauchsturm schluckte schwer. „Sag nicht so etwas.“ Auch einige andere aus dem ehemaligen ErdClan pflichteten dem bei. „Auch ich werde mich Kirschstern und dem WaldClan anschließen.“ Gemeinsam mit Tigerfuß setzte er sich neben Kirschstern. Für Sturmstern kam es nicht überraschend, wie die beiden Heiler sich entschieden hatten. Dennoch sah er wehmütig zu Rauchsturm. Er verstand sich so gut mit dem jungen Heiler, der sowohl das Herz eines Heilers als auch das Herz eines Kriegers in seiner Brust vereinte. Der WaldClan und der SumpfClan würden die entgegengesetzten Gebiete des Sees bewohnen, was bedeutete, dass er Rauchsturm nur noch sehr selten zu Gesicht kriegen würde. Er würde sich gebührend von ihm verabschieden müssen. Dann trat Nessellicht vor. „Ich schließe mich Sturmstern und dem SumpfClan an.“ Überrascht blickte Sturmstern die ehemalige LuftClan-Heilerin an. Er hatte nie etwas mit Nessellicht zu tun gehabt und bisher hatte er auch immer das Gefühl, dass sie eine von denen gewesen war, die ihm die Position des Zweiten Anführers nie gegönnt hatten. Womöglich hatte sie ihn auch nur gewählt, damit sein Clan überhaupt eine Heilerin hatte, denn nun schlossen sich – wenig überraschend – Gewitterschweif dem BergClan und Fliederpfote samt Lichtblut dem WiesenClan an. Eine Weile herrschte ruhiges Schweigen, das hin und wieder durch Murmeln unterbrochen wurde. Jeder wusste, was nun bevorstand, doch keiner wollte den Anfang machen. Schließlich stand Schneewolke, die nur für die Versammlung ihre nur zwei Wochen alten Jungen im Bau der Königinnen zurückgelassen hatte, auf. „Ich wähle für mich und meine Junge den SumpfClan.“ Mit stolzem Blick ging sie auf Sturmstern zu und liebliche Wärme durchströmte seinen Körper. Er hatte nie daran geglaubt, jemals eine Gefährtin zu haben, doch nun hatte er Schneewolke und sie war bereit, ihre Familie und Freunde extra für ihn zurückzulassen. Fleckennase und Dachsfuß folgten ihrem Beispiel. „Wir wählen für uns und unsere Töchter den SumpfClan!“ Die beiden setzten sich in Bewegung und ihnen folgte eine schwarz-blau-weiße, wuselnde Menge. Kaum dass Fleckennase sich hinter Sturmstern gesetzt hatte, raunte er ihm feixend zu: „Ein besserer Name als SumpfClan ist dir wohl nicht eingefallen, hm?“ Milchkralle, Flockenherz und Schattenflamme erhoben sich gleichzeitig. Nacheinander verkündeten sie, dass sie ebenfalls dem SumpfClan angehören wollten, und reihten sich hinter Sturmstern ein. Falkenherz und Schneeflügel folgten ihnen nur wenige Sekunden später. Rosentau schnaubte. „Ich wähle natürlich den großen Blaustern und den WiesenClan.“ Ihr Blick fiel auf Herbstwolke, ihre Freundin, die ihr bislang in allem zugestimmt hatte. Doch Herbstwolke blickte unsicher zwischen Rosentau und ihrem Sohn Fleckennase hin und her. „Ich … Ich …“ Rosentau strafte sie mit einem prüfenden Blick, der so viel aussagte wie: „Du wirst wohl die richtige Entscheidung treffen und mir folgen?“ Doch wider Erwarten kniff Herbstwolke einmal kurz die Augen zusammen und verkündete: „Ich folge meinem Sohn und meinen Enkelinnen in den SumpfClan!“ Eilig huschte sie hinter Sturmstern und warf Rosentau dabei einen entschuldigenden Blick zu. Leise flüsterte sie: „Es tut mir leid, aber ich kann Fleckennase nicht verlassen, das würde mein geliebter Fleckenbaum im SternenClan mir niemals verzeihen.“ Rosentau schnaubte erneut, dieses Mal abfällig und wütend. Ebenso leise zischte sie: „Dann bist du für mich gestorben, Herbstwolke!“ Eisschatten und sein Vater Donnertaucher schlossen sich mit grimmiger Miene Silberstern und dem BergClan an. Ihr Blick fiel auf Schneewolke, die sie beide mit Verachtung straften, doch Schneewolke hielt ihren starren Blicken mit vor Stolz emporgestrecktem Kinn stand. Grauwald, die Älteste aus dem ErdClan, wählte wieder Kirschstern, ebenso Bisonmähne. Eine Pfote voll SeelenClan-Krieger folgten ihm. Nebelstreif, Frostzahn, Zimtfeder, Fuchspfote und Bienenpfote wählten wenig überraschend Blaustern und den WiesenClan. Schließlich erhob sich auch Eisbart und schaute seine Tochter Milchkralle einen Moment stumm an, ehe auch er den WiesenClan wählte. Sturmstern spürte, wie Milchkralle hinter ihm leicht zusammenzuckte. Sie hatte ihre Mutter früh verloren und nun schloss ihr Vater sich einem anderen Clan an. Es musste sich anfühlen, als würde sie auch den letzten familiären Halt verlieren. Borkenschnabel warf Schneeflügel einen flüchtigen Blick zu. Er zögerte, wählte dann aber Kirschstern und den WaldClan. Ebenso taten es seine Kinder Staubblüte und Stummelschweif und im Anschluss daran die übrigen Krieger, die vorher dem ErdClan angehörten: Distelflamme, Dämmerschweif, Mohnfänger, Lehmpelz, Falkenpfote und Spechtpfote. Es verwunderte Sturmstern nicht, dass niemand aus dem ehemaligen ErdClan einen anderen Anführer gewählt hatte. Dies lag seiner Meinung nach vor allem an zwei Gründen: Erstens hatte der ErdClan nie Zerrüttungen innerhalb des Clans erlebt und zweitens wurden viele ErdClan-Krieger von einem überdurchschnittlichen Ehrgefühl beseelt, das sich darin manifestierte, dass sie dem ErdClan Loyalität zeigten und sich aus den Gelegenheiten der anderen Clans heraushielten. Nun standen geschlossen einige ehemalige WasserClan-Krieger auf. Schiefregen, Weißzunge, Taukralle und Wasserfell schlossen sich Silberstern und dem BergClan an. Taubschatten und Nebelpelz aus dem SeelenClan wählten ebenfalls Silberstern. Allmählich lichtete es sich und neben den verbliebenen SeelenClan-Katzen waren nur noch wenige Katzen vom Heiligen Berg übrig, vor allem jene aus dem LuftClan und die, die in irgendeiner Form eine Entscheidung für oder gegen einen Teil ihrer Familie treffen mussten. Sonnenpfote und Mondpfote, die die ganze Zeit über schweigend in der ersten Reihe gesessen hatten, steckten leise flüsternd die Köpfe zusammen. Dann standen sie auf und zogen damit alle Blicke auf sich. BergClan, WiesenClan oder SumpfClan, wo würden sie leben wollen? „Ich wähle den BergClan, der uns aufgezogen, uns zu Schülern ernannt und uns ein neues Zuhause gegeben hat“, sagte Sonnenpfote. Mondpfote nickte. „Ich wähle ebenfalls den BergClan.“ Blaustern sah beinahe enttäuscht aus und auch Sturmstern hatte zumindest ein kleines bisschen gehoffte, die beiden für sich gewinnen zu können, doch er verstand auch, dass sie den Clan wählten, deren Mitglieder sie großgezogen hatten. Sie hatten nur zwei Monde beim FeuerClan verbracht, was nicht ausreichte, um ihre Bindung zu stärken. Wolkentänzer und Apfelpelz mussten sich nicht lange ansehen. Es schien ihnen nicht einmal besonders schwer zu fallen, sich Silberstern anzuschließen, solange sie nur bei ihren beiden Jungen bleiben konnten und sie kein zweites Mal verlassen mussten. Rosentau sah ihren Sohn verachtungsvoll an, wandte dann den Blick ab und ignorierte Apfelpelz. Erleichtert atmete Otterpelz auf. „Dann wähle auch ich Silberstern und den BergClan.“ Forellenpfote entschied sich ebenfalls für den BergClan. Seine Ziehmutter Steinbeere, sein Vater Nachttropfen und seine LuftClan-Mutter Wellenblatt folgten ihm. Windjäger, Wellenblatts Bruder, schaute seiner Schwester traurig hinterher und schüttelte dabei den Kopf. Nun war es an den restlichen LuftClan-Katzen, zu entscheiden. Unsicher blickten sie zwischen den vier Anführern hin und her, doch ihre Blicke blieben auffällig oft an Nessellicht, ihrer ehemaligen Heilerin, und Sturmstern hängen. Schließlich erhob Hummelschatten sich zuerst. „Den LuftClan mag es nicht mehr geben, doch ich bin stolz, Nessellichts Beispiel zu folgen und mich meinem guten Freund Sturmstern und dem SumpfClan anschließen zu können“, verkündete er und reihte sich hinter Sturmstern ein. Hummelschattens Schwester Kleesonne, ihr Gefährte Windjäger und ihre drei Kinder Goldpfote, Nachtpfote und Schwalbenpfote folgten ihm. Natterläufer seufzte. „Mein Bruder Wacholderstern hat sich dafür entschieden, den LuftClan in die Pfoten von Silberstern zu legen, und seinem Wunsch werde ich nachkommen, indem ich den BergClan wähle. Mögen wir dort unseren Frieden finden.“ Hasenkralle nickte ihrem Gefährten zu. „Es bricht mir das Herz, meine Schwester Nessellicht zurückzulassen, doch ich weiß, dass wir eines Tages wieder im SternenClan vereint sein werden. Ich wähle ebenfalls Silberstern und den BergClan.“ Moosspringer, die nervöse Kriegerin, saß mit zuckenden Ohren neben ihrem Bruder Eulenauge, dem Vater von Hummelschatten und Kleesonne. „Auch ich schließe mich Silberstern an.“ Sie sah ihren Bruder erwartungsvoll an, doch der schaute nur zu seiner Gefährtin Sandblitz, die wiederum zu Hummelschatten und Kleesonne blickte und leicht den Kopf schüttelte. Eulenauge leckte seiner Schwester einmal über die Stirn, dann sprach er laut: „Ich wähle den SumpfClan.“ Sandblitz sah zufrieden aus. „Und ich ebenfalls.“ Regenkauz blieb übrig. Sie sah unglücklich aus, wie schon seit Wochen, und Sturmstern konnte es ihr nicht verübeln. Immerhin hatte sie nicht nur mit ansehen müssen, wie Wacholderstern sich gezwungenermaßen Silberstern anschloss, sie hatte auch ihre Position als Zweite Anführerin verloren und war nie Anführerin des LuftClans geworden, weil sich ihr Clan aufgelöst hatte. Womöglich fühlte sie sich als Versagerin. „Ich schließe mich dem SumpfClan an“, sagte sie kurz und knapp und setzte sich neben ihre Schülerin Nachtpfote. Damit fehlten nur noch die restlichen Krieger aus dem SeelenClan, etwa zwei Dutzend, die sich nun gleichmäßig auf die vier Clans zu verteilen begannen. Blaufeder, Graszunge, Elchpfote und Eulenpfote wählten zuerst und entschieden sich für Blausterns WiesenClan; Minzläufer wählte den SumpfClan. Und dann war Goldstreif an der Reihe. Jeder erwartete, dass er seinem Bruder Bisonmähne in den WaldClan folgte, doch stattdessen verkündete er: „Ich wähle meinen Sohn Sturmstern und den SumpfClan.“ Sturmsterns Herz setzte einen Augenblick lang aus. Ungläubig starrte er seinen Vater an, der sich in der ganzen Zeit nicht einmal darum geschert hatte, wie es ihm ging, und nun trennte er sich von seinem Bruder, mit dem er zuvor ein Herz und eine Seele gewesen war? Er verstand es nicht, absolut nicht, doch es stand keinem Anführer zu, einem Krieger die Entscheidung zu verwehren. Drei weitere SeelenClan-Krieger, die zu den engsten Freunden von Goldstreif und Bisonmähne zählten, folgten Goldstreif in den SumpfClan, die anderen hatten sich bereits zuvor für den WaldClan entschieden. Es ging noch einige Minuten weiter, bis sich auch der letzte Krieger aus dem SeelenClan für seinen neuen Clan entschieden hatte. Von den etwa drei Dutzend SeelenClan-Mitgliedern wählten insgesamt vierzehn den WiesenClan, fünf den BergClan, acht den WaldClan und acht den SumpfClan. Nachdem sich alle aufgeteilt hatten, saßen sie noch eine Weile beisammen, damit sich alle Freunde und Verwandten voneinander verabschieden konnten, ehe sie aufstanden und in ihre jeweiligen Reviere marschierten. Es war ein schönes Gefühl, endlich den SumpfClan beisammen zu haben. Sturmstern führte sie an, als sie westlich des Sees entlangliefen und den weiten Fußmarsch bis zu ihrem zukünftigen Lager antraten. Einst regierten fünf Brüder das gesamte Land der wilden Katzen. Fünf Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten, doch verbunden in ihrer Loyalität dem Clan gegenüber und vereint im Hass auf die Menschen, die ihnen jedes Zuhause genommen hatten, bis sie fernab ihrer Heimat in der Wildnis ihr Reich fanden. Gemeinsam waren sie unbesiegbar, aber Unstimmigkeiten führten zu Streit und Streit zu Krieg. Die Großen Fünf trennten sich und mit ihnen wurde der Clan, der einst eins war, zerrissen. Vier Clans verteilten sich rund um den Heiligen Berg, während der fünfte Clan für immer verschwand ... doch nun konnte die Geschichte weitergehen. Es dauerte lange, sehr lange, doch die Clans konnten wieder vereint werden und unter vier mutigen Anführern verteilten sie sich rund um den Heiligen See, um hier endlich ihre endgültige Heimat zu finden. Es war Sturmsterns Geschichte. Es war die Geschichte aller Clans. Und sie war noch lange nicht zu Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)