Stormpaw's Destiny von Kalliope (Warrior Cats - New Clans, New Stories) ================================================================================ Kapitel 22: Prolog Saga 3 - Dunkles Herz ---------------------------------------- Es war Ende März und die Blattleere hielt das Land rund um den Heiligen Berg noch immer in einem eisernen, kalten Griff. Der See im Gebiet des LuftClans war zugefroren, ebenso wie der Bach, der die anderen drei Clans mit Wasser versorgte. Die Bäume waren von dicken, weißen Schneeschichten bedeckt und je länger die Blattleere sich zog, desto stärker mussten alle Clans leiden. Es gab nur noch wenig Frischbeute und die Krieger hatten größte Mühe, den Clan satt zu bekommen. Auch ihre Vorräte neigten sich bedrohlich dem Ende zu. Fliederpfote starrte in die Weiten des SternenClans hinaus. Sie wusste, dass sie Seite an Seite mit den anderen Heilern in der Mondhöhle hinter dem Gebiet des WasserClans lag, doch sie fühlte sich alleine gelassen. „Honigblüte?“ Es war keine ernst gemeinte Frage, denn sie wusste, dass ihre Mentorin ihr nicht antworten würde. Das hatte sie seit ihrem Tod noch nicht getan. War sie nicht zufrieden mit dem, was Fliederpfote trotz allem für den FeuerClan leistete? Hatte sie etwas falsch gemacht und den Zorn der toten Heilerin auf sich gezogen? Dabei war alles, was Fliederpfote wollte, eine Antwort auf die Frage, ob Honigblüte schon länger von ihrem Schicksal gewusst hatte – womöglich schon seit ihrer, Fliederpfotes, Geburt. In der Ferne streifte Gewitterschweif mit seinem ehemaligen Mentor umher. Es hieß, dass er darüber nachdachte, Mondpfote oder Sonnenpfote als Schüler zu nehmen, doch bislang war die Entscheidung noch nicht gefallen. Der Heiler des WasserClans behandelte Fliederpfote mit dem üblichen Respekt, doch sie wusste, dass er sie nicht als vollwertige Heilerin ansah. Ebenso wenig tat dies Nessellicht aus dem LuftClan. Nur Tigerfuß, der alte Heiler des ErdClans, beantwortete ihr voller Geduld jede einzelne Frage und führte ihre Ausbildung fort. Kein Clan durfte ohne Heiler sein. Sie war die einzige Hoffnung, die der FeuerClan hatte. „Du siehst traurig aus.“ Rauchsturm trat in ihr Sichtfeld und kam mit freundlichem Gesichtsausdruck auf sie zu. Seine Ernennung zum vollwertigen Heiler war gerade einmal einen Mond her. Er setzte sich neben sie und starrte mit ihr in das blausilbrige Licht des SternenClan-Waldes hinein. „Ich bin mir sicher, dass sie dich hört. Sie fühlt sich nur noch nicht bereit dafür, mit dir zu sprechen.“ „Ich vermisse sie. Wenn ich gewusst hätte, welche Last sie in ihrem Herzen erträgt, wäre ich nicht so wütend auf sie gewesen, weil sie mich immer strenger behandelt hat. Ich hätte weiser sein müssen, so wie man es von einem Heiler erwartet.“ „Dich trifft keine Schuld, Fliederpfote. Honigblüte musste ihr Schicksal alleine erdulden.“ Er sprach bereits wie ein wahrer Heiler. Fliederpfote seufzte. „Es würde mir besser gehen, wenn Nessellicht und Gewitterschweif netter zu mir wären. Honigblüte … Ich vermisse sie sehr.“ „Ja, ich weiß. Tigerfuß ist schon sehr alt und ich weiß nicht, wie es sein soll, wenn er eines Tages nicht mehr lebt. Aber ich weiß, dass ich ihn immer hier im SternenClan treffen kann, das beruhigt mich.“ „Geht es ihm denn nicht mehr gut, dass du dir über so etwas Gedanken machen musst?“ „Nein, nein. Es ist alles in Ordnung.“ Rauchsturm zwinkerte ihr zu. Neben Fliederpfote sah er aus wie eine riesige Gewitterwolke neben einer kleinen Schönwetterwolke. Dann veränderte sich sein Blick und er deutete mit dem Kinn nach vorne. „Schau, da kommt jemand für dich. Ich lasse euch alleine.“ Er nickte ihr zu, stand wieder auf und stromerte in die andere Richtung davon. Aus dem silbrigblauen Licht der Bäume schälte sich ein verschwommener Schatten, der nur langsam näher trat. Zunächst war es eine undefinierbare Gestalt, dann wurden immer mehr Details sichtbar. Die Kopfform. Das gestreifte Fell. Der Blick. Ihr unverkennbarer Geruch. „Honigblüte!“ Fliederpfote sprang schlagartig auf alle Viere. Ihr Herz begann vor Aufregung wie wild zu schlagen. „Ich habe jeden Halbmond auf dich gewartet!“ Ihre Mentorin ging langsam und bedächtig, beinahe unsicher, auf sie zu. Dann setzte sie sich ihr gegenüber ans andere Ende der kleinen Lichtung hin. „Fliederpfote, du bist weit gekommen. Jeden Tag wache ich über dich und deine Ausbildung.“ „Du … du bist jeden Tag bei mir? Ich dachte, du hättest mich verlassen. Wieso bist du nicht früher zu mir gekommen? Wieso hast du mein Rufen ignoriert? Wieso musstest du sterben? Was ist passiert? Ich habe so viele Fragen an dich! Wieso, Honigblüte? Wieso?“ Ihr mildes, aber dennoch freches Lächeln trat in ihr Gesicht. „Nicht jetzt, meine Schülerin. Ich bin hier, um dich zu warnen. Noch immer schwebt große Gefahr über allen vier Clans. Dunkle Schatten haben euch umzingelt und strecken die Krallen nach euren Herzen aus. Ihr seid in Gefahr, in großer Gefahr!“ „Aber …“ Fliederpfote blinzelte verwirrt. „Ist denn nicht alles in Ordnung? Die Clans haben ihren Streit beigelegt. Sonnenpfote und Mondpfote wachsen im WasserClan auf. Im ErdClan sind zwei und im LuftClan drei Jungen geboren worden. Dachspfote, Flockenpfote und Schattenpfote werden morgen ihre Kriegerprüfung ablegen. Fuchspfote und Bienenpfote sind Schüler. Außerdem erwarten Dachspfote und Fleckennase Nachwuchs. Der FeuerClan wird mit den zukünftigen Kriegern noch stärker werden.“ „Die Oberfläche des Sees mag ruhig aussehen, doch wenn der Sturm kommt, werden die Wellen umso höher schlagen. Dunkelheit hat die Herzen längst ergriffen. Es geht zu Ende, Fliederpfote.“ „Was geht zu Ende? Was? Ich verstehe es nicht!“ Honigblüte schüttelte den Kopf, stand wieder auf und begann langsam zu verblassen. „Es wird Zeit für dich, zurückzukehren.“ „Nein, noch nicht! Bitte Honigblüte, ich habe fast drei Monde auf diesen Augenblick gewartet! Sprich weiter mit mir, lass mich nicht wieder alleine zurück!“ Honigblüte schüttelte stumm ihren Kopf, verblasste nun schneller. Ihre Konturen lösten sich auf. Silber wurde zu Blau. „Der See, denk an den See …“ Fliederpfote schaute panisch umher. Sie wollte nicht loslassen, doch es war nichts mehr da, was sie hätte greifen können. „Honigblüte!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)