Wicked Rain von Flordelis (Silent Hill: Downpour x Deadly Premonition) ================================================================================ Prolog: Prolog: Der gehört da aber nicht rein. ---------------------------------------------- Die Nase des Dalmatiners wühlte durch das frische Laub auf dem Boden. Der Herbst hatte in Greenvale Einzug gehalten, was aber weder den Forsthüter Jim Green, noch seine beiden Enkelkinder davon abhielt, den Forstpark von Greenvale zu durchschreiten. Vor gut einem Jahr hatten sie dabei einen grausigen Fund gemacht, aber seit der extra in die Stadt gekommene FBI-Agent die damit begonnene Mordserie aufgeklärt hatte, waren ihnen derartige Dinge fremd geworden, nur noch eine finstere Erinnerung, irgendwo tief im Gedächtnis, die bei den Zwillingen hoffentlich nie wieder hervorbräche. Noch immer unterhielten die Zwillinge sich aber manchmal mit unsichtbaren Wesen, die sie als die Göttinnen des Waldes bezeichneten und angeblich die verstorbenen jungen Frauen waren. Jim wusste nicht, wie seine Enkel darauf kamen, aber er widersprach ihnen auch nicht, solange es ihnen half, mit der Abwesenheit der Frauen, von denen einige ihre Freundinnen gewesen waren, zurechtzukommen. Seit etwa derselben Zeit war auch dieser Dalmatiner bei ihnen, Willie. Früher hatte er einem Händler gehört, der aber spurlos verschwunden war. Da der Hund sich bei ihnen wohlfühlte und die Zwillinge ihn liebten, war es nur logisch gewesen, ihn zu behalten. Aber manchmal glaubte Jim, dass es eine schlechte Idee gewesen war. Als Forsthüter hatte er schon vielen Tieren gegenübergestanden. Von Harmlosen wie Rehen über kleine Raubtiere wie Füchse bis zu ausgewachsenen Jägern wie Bären. Aber noch nie war ihm ein Tier erschienen in dessen Augen sich so viel Dunkelheit zu sammeln schien. Willie wirkte intelligent, mehr als es bei einem Hund sein dürfte. Manchmal erwartete Jim wirklich, dass er zu sprechen begann – aber bislang war es glücklicherweise ausgeblieben. Er versuchte, sich damit herauszureden, dass er einfach alt wurde, aber vielleicht … „Grandpa!“ Die Zwillinge unterbrachen seine Gedanken unsanft mit diesem Ausruf. Er richtete seinen Blick auf die Kinder, die ihm zuwinkten und ihn damit deutlich zu sich riefen. Willie bellte derweil aufgeregt, aber es klang irgendwie … freudig, hätte Jim das einschätzen müssen. Mit gemächlichen Schritten – und dem Wunsch, es möge sich nicht um eine neue Leiche handeln – kam Jim bei den Zwillingen an. Ein mutiger Blick umher, enthüllte ihm, dass es sich um keine neue Tote handelte. Sie befanden sich gerade am Fluss, der unschuldig in der Sonne glitzerte und auf nichts Böses schließen ließ. Die Zwillinge deuteten auf etwas im Wasser, aber damit Jim es näher ins Auge fassen konnte, musste er sich erst einmal hinknien. Dort, zwischen den Steinen, vollkommen unscheinbar, lag ein roter Regenmantel. „Der gehört da aber nicht rein“, murmelte Jim. „Dass die Leute auch einfach alles ins Wasser schmeißen müssen.“ Er griff ins Wasser und zog das durchnässte und zerfetzte Stück Stoff heraus und betrachtete es von allen Seiten. Willie gab wieder ein Bellen von sich, saß ansonsten aber harmlos hechelnd auf dem Boden. „Was ist das, Grandpa?“, fragte Isaiah. Jim wollte gerade antworten, aber in diesem Moment fiel etwas aus der Tasche des Mantels und ergoss sich in einem Schwall auf den Boden. Im ersten Augenblick glaubte Jim, es handele sich um Blut, aber bei genauerem Hinsehen erkannte er einen kleinen Berg roter Samen. „So hübsch“, sagte Isaach und streckte bereits die Hand danach aus. „Fass sie nicht an!“ Jims schneidende Stimme ließ den Jungen augenblicklich innehalten. Er und sein Bruder blickten zu ihm hoch, verwundert darüber, was plötzlich mit ihrem sonst so gutmütigen Großvater los war. Dieser konnte dazu allerdings keine vernünftige Erklärung abgeben. Sein eigener Blick war noch immer auf die Samen gerichtet, deren Rot ihn geradewegs an ein Feuer denken ließ. Er konnte sich nicht erinnern, dass er jemals irgendetwas Negatives über diese Samen, die man an verschiedenen Bäumen in der Gegend finden konnte, gehört hatte, aber ein Bauchgefühl riet ihm, schon immer, sich am besten so weit entfernt von ihnen zu halten wie möglich. Er musste diese hier so schnell wie möglich verschwinden lassen. Er sammelte die Samen wieder vom Boden auf und ließ sie in die Taschen seiner Latzhose gleiten. Später hätte er ausreichend Zeit, sie dann zu entsorgen, ohne dass seine Enkel daran kämen. Jedenfalls hoffte er das. Dabei bemerkte er nicht den finsteren Blick Willies, der jede seiner Bewegungen zu verfolgen schien. Jenen Blick, der ihm verraten hätte, dass sein Gefühl, das diesen Hund betraf, nicht nur eine Spinnerei war. Aber da er ihn nicht sah, richtete er sich einfach nur wieder auf, hängte sich den Regenmantel über den Arm und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Enkel. „Kommt, lasst uns gehen. Und redet mit niemandem darüber, was ihr hier gesehen habt, in Ordnung?“ Die Zwillinge sahen sich gegenseitig an, als kommunizierten sie im Stillen miteinander, dann nickten sie ihm zu. „In Ordnung, Grandpa.“ Jim atmete erleichtert auf und tätschelte den beiden den Kopf. Dann schob er sie vorsichtig an, damit sie weiterliefen und er das, was er gefunden hatte, auch wieder entsorgen zu können. Dabei fiel ihm nicht auf, dass Willie ihnen gar nicht folgte – und dass er einen der Samen übersehen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)