Find your own way von Kokoro-Tamashi ================================================================================ Kapitel 2: Der Zauber des Anfangs --------------------------------- Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen. Meister Eckhart (1260 - 1327)   *.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Joe*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*   Mit einem Seufzen auf den Lippen sah sich Joe zum wiederholten Male das Ziffernblatt seiner Armbanduhr an, während er sehnsüchtig durch die Wartehalle des Flughafens sah. Yuri – seine Freundin – und er waren schon recht früh am Flughafen eingetroffen. Mittlerweile waren es jedoch nur noch zehn Minuten, bis sie im Check-In sein sollten und noch immer war keine Spur von den Mitgliedern der Chaos-WG zu sehen. Selbst Daisuke hatte es geschafft, knapp zwanzig Minuten früher da zu sein. Wobei anzunehmen war, dass Takeru und Ken entschiedenen Einfluss darauf ausgeübt hatten.   „Deine Freunde haben es nicht so mit Pünktlichkeit, ne?“ Nervös tippte die junge Frau mit ihren linken Fuß auf und ab, während sie ihren Blick auf den Eingangsbereich richtete. Joe konnte nur die Augen verdrehen. Anderes als bei ihm, war Geduld keine ihrer Stärken. Joe kannte seine Freunde gut genug, um zu wissen, dass sie wohl jeden Moment eintreffen würden. Besonders bei Koushiro und Taichi konnte er sich gut vorstellen, dass sie es sicherlich nicht versäumen würden, Mimi wiederzusehen. „Sie werden sicher gleich da sein…“, beschwichtigte er seine Freundin und rückte seine Brille zurecht.   Sein Blick blieb bei seiner Freundin hängen. Sie hatten sich im Krankenhaus, bei einer schwierigen OP kennen gelernt und auf Anhieb gut verstanden. Gut, Yuri konnte wirklich anstrengend und aufbrausend sein. Doch Joe hatte so schon einen sehr ruhigen und ausgeglichenen Charakter, sodass er mit ihrer Art sehr gut umgehen konnte.   Er ließ seine Augen einmal durch die wartenden Ansammlung Jugendlicher gleiten. Als Ältester fühlte er sich noch immer verantwortlich, doch mittlerweile waren sie alle erwachsen geworden. Selbst wenn er Cody beobachtete, konnte er mit einem Grinsen feststellen, dass sich dieser wirklich gut gemacht hatte. Noch immer wirkte er sehr ruhig und ausgeglichen, schaffte es jedoch noch immer, Daisuke wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen und etwas zu beruhigen. Doch nicht nur er, sondern auch Daisuke wirkte um einiges reifer. Der Nachfahre von Taichi war noch immer aufgeweckt und lebendig, doch schien er mittlerweile vorher nachzudenken, bevor er etwas in die Tat umsetzte. Zumal auch er nicht alleine gekommen war. An seiner Seite stand eine junge Frau. Ihre rotbraunen Haaren fielen ihr glatt über die Schultern und stellten einen perfekten Kontrast zu ihren grünen Augen dar. Mira – von allen liebevoll Mira-chan genannt – war eine Cousine von Mimi, welche seit Kurzem die Klasse von Takeru, Hikari und Daisuke besuchte. Sie wirkte munter und aufgeweckt, während ihren Worten oft ein Hauch von Sarkasmus mitschwang. Es amüsierte Joe, die Konversationen zwischen ihr und Daisuke zu verfolgen. Auch Ken konnte sich immer mal wieder ein Grinsen nicht verkneifen. Erst seit Kurzem war er nun fest mit Miyako zusammen, welche ihn ganz schön auf Trapp hielt. Wen jedoch wunderte das? Miyako war noch immer ein quirliges Mädchen, die sich nicht davor scheute, ihre Emotionen offen auszutragen und jedem ihre Meinung ins Gesicht zu drücken. Wie sehr sie ihn doch an Mimi erinnerte, die ebenfalls stets ihr Herz auf der Zunge trug.   „Du hast wirklich eine verrückte Ansammlung an Freunden…“, hörte er Yuris Worte, die seinen Blick verfolgt hatte. Auf ihre Lippen hatte sich ein sanftes Lächeln gelegt. Ja, genau das war sie. Die Seite, die ihn dazu gebracht hatte, sich in sie zu verlieben. „Ja, aber sie sind alle wirklich okay“, grinste er. Misstrauisch hob die Angesprochene die Augenbraue. „Solange hier keiner mit Pelz auftaucht, ist es schon okay…!“, grinste sie. „Ah…ja…“   „Hey Yuri-chan! Ich finde es wirklich schön, dass du Joe zu Mimis Geburtstag mit begleitest!“, erklang dann wenig spät die Stimme von Sora, die sich zu ihnen gesellt hatte. Anhand ihres sehnsüchtigen Blick hatte man ihr sehr deutlich die Sorge ansehen können, dass es die drei anderen Jungs nicht mehr pünktlich schaffen würde. Joe konnte nur immer wieder die Augen verdrehen. Warum konnten sie nicht ein bisschen zuverlässiger sein? Hier waren alle wahnsinnig nervös, nur, weil es Yamato, Taichi und Koushiro noch nicht geschafft hatten, einzutreffen. Mehr noch war es wunderlich, dass auch Koushiro mit von der Partie war.   „Ich möchte einfach auch mal seine Freunde kennen lernen!“, erwiderte Yuri Soras Worte mit einem Lächeln und kicherte leicht. Die Rothaarige erwiderte dies, musterte dann aber ihre Klamotten. „Dein Stil ist außergewöhnlich, aber wirklich faszinierend!“, gab Sora bekannt. Joe wusste, dass sie es nicht so meinte. Doch er fand es gut, dass sie seine Freundin mit einband. So würde es ihr leichter fallen, sich in die Gruppe einzufühlen. „Ja, nicht? Das habe ich selber gemacht. Naja, was heißt selber… Ich weigere mich die Klamottenindustrie zu unterstützen, deshalb näht mir meine Mutter meine Klamotten!“, gab sie stolz bekannt. Sora wirkte beeindruckt, jedoch auch ein wenig eingeschüchtert. Etwas, was Joe gut verstehen konnte. Denn seine Freundin nannte er auch liebevoll Öko-Prinzessin. War er bei ihr zu Besuch, bekam er nur veganes Essen und sie nörgelte ständig an dem Material seiner Klamotten. Immer wieder argumentierte sie mit armen, leidenden Tieren und Kindern, die ihre Klamotten herstellen mussten. Im Prinzip konnte er ihr sogar zustimmen. Einige Bedingungen auf der Welt waren wirklich kaum zu verantworten. Aber genau aus diesem Grund heraus, besaß er zwar nicht viele, dafür aber Fair-Trade-Kleidungsstücke. Gut, so agierte er auch nur, weil er Yuri entgegenkommen wollte. Denn günstig waren diese Klamotten nicht, aber bevor er sich von ihrer Mutter irgendwas nähen lassen würde, beließ er es lieber dabei… „Äh…okay…beeindruckend...“, erwiderte Sora unsicher. „Alles aus recyclebaren Material! Wenn du willst, kann ich dir ja mal zeigen, wie man alte Kleidung aufwertet und damit wirklich gut auf die Umwelt achten kann!“ Motiviert fixierte Yuri Sora, die einen Schritt zurückwich und sichtlich überfordert wirkte. „Ähm...ähm…ja…vielleicht irgendwann…“, flüsterte sie mit einem schwachen Lächeln. Ohje. Da hatte sie sich aber was eingebrockt.   Joe wand seinen Blick ab von den beiden Frauen und blieb bei Hikari sowie Takeru hängen. Eng umschlungen standen die beiden nebeneinander, während Hikari immer wieder versuchte, ihren großen Bruder zu erreichen. Genauso erging es Takeru, der Yamato anrief. Keiner der beiden Älteren schien zu erreichen zu sein. Langsam schlich sich auch die Sorge um die anderen drei unter. Er hoffte wirklich, dass sie keinen Unfall hatten. Aber im Normalfall war Yamatos Vater ein sehr vorsichtiger Fahrer. Wenn sie nicht gerade von gefährlichen Digimon oder anderem verfolgt wurden. Oder gar, wenn er Yamato den Autoschlüssel überreicht hatte. Zwar besaß dieser einen Führerschein, doch bis heute fragte sich Joe, in welchem Überraschungs-Ei er diesen gefunden hatte. Viel zu häufig verwechselte der blonde Rebell einen Einfamilien-Wagen mit einem Porsche.   „Da sind sie ja!“, rief nun Miyako aus, die auf den Eingang zeigte und amüsiert auf quiekte. Ziemlich geschafft und aus der Puste erreichten die letzten Drei die wartende Menge. Yuri verzog schnippisch das Gesicht, während sich Sora von ihr löste und vorwurfsvoll die Hände in ihre Hüfte stemmte. Joe konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er die Szenerie beobachtete. Wie eine große Schwester sah sie ihre Freunde an und hob mahnend ihren Zeigefinger in die Höhe, kurz bevor sie sprach: „Mensch! Was habt ihr denn solange gemacht?! Wir haben uns schon Sorgen gemacht!“, hallte ihre Stimme durch den Wartebereich. Taichi sah wütend, schnaufend, zu seinem blonden besten Freund. „Frag doch diesen Vollidioten da!“, murrte der Brünette. „Hey?! Wer ist hier der Vollidiot!?“, konterte er. „Der, der es nicht schafft, seine Bettgeschichten rauszuschmeißen und dann noch kurz vor knapp packen muss“, antwortete nun auch Koushiro. Dieser wirkte sichtlich genervt. Ohje. Joe fragte sich noch heute, wie ein Junge von Koushiros Charakter mit diesen beiden Chaoten zusammenleben musste. „Mensch! Ihr seid doch nur neidisch!“, erwiderte Yamato schmollend. „Warum sollten wir neidisch sein?“, erwiderte Koushiro. „Genau! Wir haben auch oft genug Frauenbesuch!“ „Aber anscheinend schlechten Sex, so unausgeglichen, wie ihr seid!“, diskutierten Yamato und Taichi weiter. Okay, das waren eindeutig zu viele Informationen für den angehenden Arzt.   „Ich will das nicht hören…lalalala~!“, kam es aus der Richtung von Hikari, die sich die Handflächen auf die Ohren gelegt hatte. Irgendwie konnte selbst das Joe verstehen. Welche kleine Schwester wollte schon wissen, welche Geschichten ihr großer Bruder im Schlafzimmer fabrizierte? Wobei das nicht einmal was mit der Verwandtschaft zu tun hatte. Auch Joe wollte keine intimen Details.   „Ja, Ja! Wir haben es verstanden. Ihr seid ganz groß im Bett! Können wir jetzt endlich gehen?!“ Nüchtern und sichtlich angewidert sah Sora ihre besten Freunde an, schwank dann aber ihren Körper um die eigene Achse und gesellte sich wieder zu den anderen. Irgendwie wirkte ihr Gesichtsausdruck anderes. Fast schon verletzt. Verwundert hob Joe den Blick. Hatten sie das Thema nicht bereits vor einigen Jahren gelöst? Damals war das Problem aufgekommen, dass Taichi wie Yamato mehr oder weniger ein Auge auf die Takenouchi geworfen hatten. Letztlich hatte sie Taichi fallen gelassen und mit Yamato was angefangen. Wobei Joe wahre Gefühle hinter den Absichten des Yagami nie vermutet hatte. Dafür hatten sich bereits andere Blicke, zu einer anderen Frau hin, in sein Gedächtnis eingebrannt. Leider war die Beziehung der beiden schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Yamato, ein Musiker und Frauenschwarm, war nun wirklich nicht der Typ für eine feste Beziehung. Zumindest noch nicht. Schnell hatten die beiden festgestellt, dass es nicht richtig klappte und sie sich in andere Richtungen weiterentwickelt hatten. Die Trennung der beiden war die Folge. Sogar im freundschaftlichen Sinne. Ohne einen großen Rosenkrieg zu veranstalten. Es schien sogar, als würden sie sich heute besser, als in der Beziehung zuvor verstehen.   Trotzdem verstand Joe den schmerzlichen Ausdruck in den rotbraunen Augen der Takenouchi nicht. War sie noch immer verliebt in Yamato? Innerlich schüttelte er den Kopf. Nein, irgendwie konnte er sich das nicht vorstellen. Genauso wenig konnte er sich aber vorstellen, dass sie plötzlich was von Koushiro oder Taichi wollte. Letzterer war schließlich ihr bester Freund. Zumal er sich seit Jahren nicht an eine Einzige Frau gebunden hatte. Er hatte einfach nur seinen Spaß. Er agierte nicht unbedingt nach dem Geschmack von Joe, doch er war alt genug, um sein Handeln selbstreflektiert fortführen zu können. Er musste schließlich wissen, was er tat. Joe stand seinen Freunden zwar stets zur Seite, doch sie bevormunden würde er sicher nicht…   „Auuuu~!“, erklang der Schrei von Taichi, der die zierlichen Finger seiner kleinen Schwester an sein Ohr gelegt hatte. „Wo ist dein verdammtes Handy, Yagami?!“, fragte sie wütend und sah ihn vorwurfsvoll an. „I-In…in meinem Koffer…also glaube ich! Mensch! Hikari, lass mich los!“, jammerte der Ältere und gestikulierte wild umher. „Wir sollten einchecken, sonst verpassen wir unseren Flieger!“, sprach Koushiro genervt aus. Ken konnte nur kichern, während sich Miyako an Sora wandte. „Mensch! Ich freu mich ja so! Endlich sehen wir Mimi-chan wieder!“, quickte sie einmal mehr. Würde das so weitergehen, würde Joe Amerika mit Tinnitus erreichen… Ohje, das konnte ein Spaß werden.   „Ich korrigiere. Deine Freunde sind total verrückt!“, lachte dann Yuri, die vor ihm durch das Terminal ging. Joe nickte nur mit einem schwachen Grinsen, während er den Lauten seiner Freunde lauschte. „Yamato! Hast du an das Geschenk von Mimi gedacht?“, fragte dann der gewissenhafte Cody den Blonden. Der Angesprochene verdrehte nur genervt die Augen. „Natürlich! Wo denkt ihr hin?!“ „Darauf willst du jetzt aber keine ehrliche Antwort, oder?“, kam es von Sora, die ihn mit einem misstrauischen Blick begutachtete. Daraufhin mussten die Jüngeren lachen, während Takeru seinem großen Bruder auf die Schulter klopfte. „Mach dir nichts draus!“, sprach er aus. Yamato seufze nur resigniert. „Ihr seid mir ja ein Paar Freunde. Vielen Dank auch…!“   Ja, sie waren schon ein verrückter, chaotischer Haufen. Aber dafür wussten sie einander, dass sie sich stets aufeinander verlassen konnten. Und manchmal war dies weitaus mehr wert, als sich ähnlich zu sein. Die letzten Jahre hatten sie sich sehr auseinander gelebt und eine gewisse Distanz war aufgekommen. Doch irgendwie hatte Joe schon immer gefühlt, dass es eine kleine, junge, quirlige Dame sein würde, die sie alle wieder zusammenbringen würde. Nun war es soweit. Gemeinsam reisten sie nach Amerika, um Mimis Geburtstag beizuwohnen. Diese Woche würde Einiges an Erlebnissen für sie bereithalten.   *.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Sora*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*   Wie ein bunter Haufen mischten sich die Freunde durch die engen Flure der Maschine und alle suchten nach ihren Plätzen. Es wurde gedrängelt, geschubst, geschrien und geflucht. Sora verstand diese helle Aufregung in keinster Weise. Sie hatten doch feste Plätze und sogar die drei Männer der Chaos-WG hatten es mehr oder weniger pünktlich geschafft den Flughafen zu erreichen. Es wurde keiner vergessen und niemand benachteiligt und trotzdem taten gerade alle so, als würden sie den ganzen Flug stehen müssen, wenn sie nicht schnell genug auf ihre Plätze kamen. „Pass doch auf!“, klagte die Rothaarige, als Taichi sich schnell an dem Mädchen vorbei drängte um sich seinen Fensterplatz zu ergattern. Dabei fiel die Rothaarige fast um, doch Joe hielt sie gerade noch fest, sodass sie nur leicht ins straucheln geriet.   „Ach verdammt, ich habe den Sitzplatz am Gang erwischt“, beschwerte sich Daisuke lautstark. Ken lachte, klopfte diesem auf die Schulter und ließ sich auf den mittleren Platz nieder. Seiner Freundin Miyako überließ er nur allzu gerne den Fensterplatz, obwohl eigentlich er diesen Platz zugewiesen bekam. Sie freute sich so sehr über diesen Flug. Sie war noch nie geflogen und ganz aufgeregt wie ein kleines Kind vor dem ersten Weihnachtsmorgen.   Die Rothaarige sah sich genau nach ihrem Platz um, dann erblickte sie, dass sie mit Takeru und Hikari eine Sitzreihe teilte. Sie hätte sich lieber gewünscht den gesamten Flug neben jemand anderem zu sitzen, aber das Schicksal hatte wohl andere Pläne mit ihr. Mit einem halbherzigen Lächeln setzte sie sich neben Takeru. „Wenn du möchtest, können wir tauschen, dann kannst du in der Mitte sitzen und besser nach draußen sehen“, schlug der Blonde mit ehrlichem Lächeln vor. Die Takenouchi schüttelte nur lächelnd ihren Kopf. „Nein Danke, nicht nötig“, erwiderte sie. Er war ja schon niedlich, wie er sich um alle sorgte. Ganz anders wie ein anderes Familienmitglied. Welcher gerade eine Diskussion mit ihrem besten Freund darüber hielt, ob sie nach der Hälfte des Fluges ihre Plätze tauschen konnten, damit auch der Rockstar mal eine bessere Sicht nach draußen bekam. Doch der Braunhaarige hielt ihm immer wieder triumphierend sein Flugticket vor, um ihm damit zu verdeutlichen, dass sein Platz nun mal in der Mitte war und – seien wir mal ehrlich – der mittlere Platz war wirklich der beschissenste den es gab, das war auch Sora klar. Gerade bei einem so langen Flug, sowohl auf der rechten, wie auch auf der linken Seite wurde man permanent in die Enge gedrängt und man selbst konnte sich am wenigstens breitmachen.   Als Koushiro feststellte, dass er den Platz neben Yamato und Taichi bekam, verdrehte er unwillkürlich die Augen und seufzte. Er teilte sich doch schon eine WG mit den Beiden, musste er jetzt wirklich die nächsten neun Stunden neben den Super-Cassanovern verbringen? Na – Herzlichen Dank, als er dann sah wie der Blonde auf seinen Platz wechseln wollte, um den mittleren Platz auszuweichen, ließ dieser sich schnell auf seinen Platz nieder und grinste den Blonden gewinnend an. „Entschuldigung aber das ist mein Platz“, entgegnete er höflich und grinste in sich hinein. Neben den Beiden zu sitzen war eine Sache, zwischen den Beiden eine ganz andere, dass würde er die nächsten neun Stunden keineswegs ertragen. Die Rothaarige lachte laut los, als sie dieses Schauspiel beobachtete, da ihre Sitzreihe neben denen der drei jungen Männer lag. Die waren doch wirklich bekloppt und nicht nur einmal stellte sich die Rothaarige die Frage, wie die drei Männer es schafften zusammen zu wohnen, ohne sich gegenseitig umzubringen.   Nachdem endlich alle Freunde ihre Plätze eingenommen hatten, begannen die Flugbegleitrinnen mit ihrem komischen Tanz und den Erklärungen was man im Notfall zu tun und zu lassen hatte. `Also einfach dämlich tanzen`, dachte die Rothaarige sich verärgert. Sie wurde hellhörig, als sie zu ihrer Sitzreihe neben sich schaute. Der Blonde flüsterte ihrem besten Freund irgendwas ins Ohr, über das der Braunhaarige nur laut Lachen musste. „Was? Die?“, hakte er laut bei seinem besten Freund nach, diese zuckte mit den Schultern „Warum nicht?“, erwiderte er gleich. Tai machte mit einem Kopfnicken eine Bewegung zur anderen Flugbegleiterin die in der Mitte der Maschine stand. „Dann schon eher die“, konterte dieser grinsend. Sora ließ unbemerkt den Blick hinter sich gleiten, um die andere Flugbegleiterin zu mustern. `Was eine Blondine? `, schoss es ihr durch den Kopf. Aber irgendwie erinnerte dieses Mädchen sie ein wenig an Mimi, zwar nicht vom Äußeren, doch sie hatte eine deutlich positive Ausstrahlung und ein einnehmendes Wesen, dass musste sie schon zu geben. Wäre sie ein Mann würde sie sich wohl auch eher mit der Blondine vergnügen. Wieder etwas, das sie mit ihrem besten Freund gemeinsam hatte.   Als anschließend die Flugbegleiterinnen ihre Ansprache samt Choreographie beendet hatten, rollte das Flugzeug auch schon los. Manche ihrer Freunde flogen heute das erste Mal. Wie Cody oder Miyako. Andere waren das Fliegen gewöhnt, wie Joe. Mit schneller Geschwindigkeit rollte die Maschine über die Fahrbahn, ehe es sich allmählich von der Fahrbahn absetze, sie über dieser flogen und dem Himmel immer näherkamen. „Ohhhh was ist das?“, jammerte die Lilahaarige und hielt sich die Ohren zu. „Du hast nur Druck auf den Ohren das ist normal, wenn man so viele Kilometer über der Erde fliegt“, erklärte der Schwarzhaarige seiner Freundin fürsorglich. „Warte, ich habe da was dabei“, erklang es fröhlich von Hikari, nahm sich aus ihrer Jackentasche eine Packung Kaugummis heraus und reichte allen ihrer Freunde ein Kaugummi. Dankbar griffen sie alle danach und kauten wie die bekloppten auf dem Kaugummi herum, um den Druck in ihren Ohren loszuwerden. Mehr oder weniger half es, aber nachdem sie ihre Flughöhe erreicht hatten, wurde es ohnehin besser und alle Freunde gaben sich ihren Interessen hin.   Koushiro kramte seinen Laptop heraus und tippte wild drauf los. Taichi und Yamato steckten sich Kopfhörer in die Ohren und sahen sich einen Actionfilm an. Daisuke, Ken und Miyako holten ein Kartenspiel heraus. Allerdings verlor der Braunhaarige jedes Spiel, sodass er irgendwann beleidigt die Karten hinschmiss, seinen Platz verließ und zu Mira ging, die neben Cody eine Sitzreihe hinter ihm saß. „Wieder Mal verloren?“, grinste diese den Igelkopf an. „Tsa... Ich habe sie gewinnen lassen, damit sie nicht gleich anfangen zu heulen“, entgegnete er daraufhin und verschränkte seine Arme beleidigt vor seiner Brust. „Klingt total glaubwürdig“, kicherte das Mädchen und hielt sich eine Hand vor dem Mund. Stundenlang unterhielten und kabbelten die Beiden sich, was Daisuke erst klar wurde, als er zum Essen auf seinen Platz zurückging und Ken ihn daraufhin vielsagend angrinste. Cody war unterdessen in ein Buch vertieft und bekam nichts mehr um ihn herum mit. Joe und Yuri diskutierten darüber, ob es wirklich eine gute Sache war, dieses Flugzeugessen zu essen. Yuri hatte ihr eigenes Essen mitgebracht und Joe dazu verdonnert ebenso davon zu essen und das Angebot der Fluggesellschaft dankend abzulehnen. Mit einem wehleidigen Blick richtete er seinen Blick auf das Essen seiner Freunde, ehe er sich seinem `leckeren` Tofu-Fraß hingab.   „Da steht wohl einer unter Pantoffeln“, grinste Takeru und deutete auf den Ältesten, der eine Sitzreihe vor ihm saß und das Gespräch mitbekam. Auch Hikari entging das Gespräch nicht und sah ihren Freund schelmisch grinsend an. „Ich finde, du könntest dich auch mal gesünder ernähren, anstatt immer nur diesen Mist in dich rein zu fressen“, sagte die junge Yagami lachend und deutete auf den ungesunden Bürger, in den der Blonde gerade genüsslich reinbiss. „Also ich habe genug dabei, Takeru“, bot Yuri augenblicklich an. Dieser deutete auf sein Essen: „Ich hab‘ jetzt schon, beim nächsten Mal“, entgegnete er zügig, hoffte, dass sie das schnell wieder vergessen würde, denn auf Tofu-Essen konnte er wirklich verzichten und wand seinen Blick zurück zu seiner Freundin, die sehr darum bemüht war, ein kichern zu unterdrücken „Von Ironie scheint sie ja nicht viel zu halten“, flüsterte diese in das Ohr ihres Freundes. Dieser nickte lächelnd. „Eindeutig nicht.“   Stunden vergingen und alle schienen tief in sich gekehrt zu sein oder zu schlafen. Die Rothaarige sah erneut zu der Sitzreihe neben ihr und beobachtete zwei der drei Männer genauer. Erst blickte sie zu ihrem besten Freund und musterte seine ganzen maskulinen Gesichtszüge. Er hatte es nicht mal geschafft, sich zu rasieren und ein leichter Drei-Tage-Bart schmeichelte seinen starken und dominanten Kiefer. `Wow` Dann räusperte sich der Blonde und streckte sich, während er unruhig in seinem Sitz saß und nicht wusste in welche Position er es nun bequem finden könnte, um endlich auch zu schlafen. Nun beobachtete die Takenouchi etwas unruhig ihren Ex-Freund. Wenn man an ihre Trennung zurückdachte, war es fast schon ein Wunder, dass sie sich heute so gut verstanden und tatsächlich Freunde waren. Die Rothaarige schloss ihre Augen und dachte an einen ihrer schmerzlichsten Erinnerungen zurück.   „Warum? Erkläre es mir. Ich kann dich einfach nicht verstehen. Ich erkenne dich überhaupt nicht mehr wieder.“, sprach die Rothaarige mit zittriger Stimme. „Sora, wie oft denn noch? Das ist mein Traum. Ich muss das jetzt machen, sonst bekomme ich vielleicht nie wieder die Gelegenheit dazu!“, schrie der blonde Musiker seiner Freundin entgegen. „Nein, du bist nur noch auf Tour, monatelang sehe ich dich nicht und muss dich mit so vielen Leute teilen. Ich will das nicht!“, brüllte sie ebenso zurück. „Du hast aber keine andere Wahl!“, stellte der Blonde klar. „Was soll das denn heißen? Ist dir die Musik etwa wichtiger als ich?“, fragte die Rothaarige flüstern nach. „Na ja...nicht wichtiger, aber...also...die Musik…“, stotterte der Blonde unbeholfen drauf los. Er ahnte auf was das alles hier zusteuern würde und obwohl er ahnte, was ihm gerade bevorstand, konnte er es nicht aufhalten. Es war wie es war. „Also was?“, kreischte die Takenouchi fast schon verzweifelt. „Yamato, du musst dich entscheiden. Für was entscheidest du dich? Für mich oder für die Musik?“ „Tu das nicht Sora, lass mich nicht zwischen dir und meinem Traum entscheiden…“ Schweigend sahen sie sich an, ehe sich Sora schmerzlich von ihm abwendete. „Das hast du doch gerade getan.“ Mit diesen Worten verließ die Rothaarige Yamato und sie waren nicht länger ein Paar. Beide gingen ihren eigenen Weg.   Sie hatten beide ihre Träume, einzelne und gemeinsame Träume. Doch ihre eigenen Träume trennten sie von ihren gemeinsamen Träumen, sodass sie von nun an getrennte Wege gehen würden. Der Weg führte sie als Liebespaar auseinander, doch schafften sie es die Kurve zu bekommen und einen kleinen Schritt zurück zu gehen. Nicht so weit zurück, dass sie erneut als Liebende aufeinandertrafen, aber sie fanden etwas Anderes wieder: Ihre Freundschaft!   Heute noch dachte die Rothaarige, dass die Trennung ihrer ersten großen Liebe, das Schmerzhafteste sein würde, was sie jemals durchmachen musste. Sie konnte ja nicht ahnen, dass dies nur ein Wimpernschlag war, von dem war ihr noch bevorstand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)