Find your own way von Kokoro-Tamashi ================================================================================ Prolog: -------- Vergangenheit und Zukunft als Spielbälle der Gegenwart. Ist nicht jede Gegenwart zugleich Geschichte und jede Zukunft ein Traum in der Vergangenheit? Kersten Kämpfer     *.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:**.:。✿*゚’゚・✿.。.:*   Verschwommen, im gleißenden Licht, sah sie ein kleines Mädchen. Es saß traurig unter einen kräftigen Kirschbaum und beobachtete gedankenverloren die herabsinkenden Blütenblätter der starken Äste des Baumes. Nebenher schwanken die braunen Augen des schüchternen Mädchens zu den spielenden Kindern. Mit viel Spaß und Freude verfolgten sie den rollenden Ball, traten ihn zu dem jeweils anderen und lachten ausgelassen, wenn sie auf den Boden landeten. Ihre Kleider waren voller grünlicher Grasflecken, doch kümmerte es sie nicht.   Noch heute hallten die Laute des ausgelassenen Gelächters der Kinder bis tief in ihr Gehör. Wie sehr hatte sie sich doch gewünscht, gemeinsam mit den anderen Kindern zu lachen, dem Ball hinterher zu rennen und sich im Dreck zu suhlen. Doch immer wieder verneinte sie, wenn man ihr anbot, mitzuspielen. Sie war ein Mädchen aus guten Hause, hatte sich zu benehmen. Trotz ihres so jungen Alters durfte sie sich nicht einfach so gehen lassen… Verschüchtert und zurückgezogen strahlte das kleine Mädchen Traurigkeit aus. Ihr verschlossenes Verhalten verursachte, dass die anderen Kinder sich von ihr fernhielten und ihr kaum Beachtung schenkten. Die abweisende Art der kleinen Dame ließ sie lediglich im Abseits die lachenden Gesichter verfolgen. Nie aber war sie mit von der Partie.   Jedes Mal war sie die Letzte, die vom Kindergarten abgeholt wurde. Meistens zog sie die junge Brünette zurück und versank in den spannenden Erzählungen der Märchenbücher. Immer wieder schlug sie die Augen auf, wenn eines der Kinder von seinen Eltern abgeholt wurde. Niedergeschlagen beobachtete sie den liebevollen Umgang der Eltern, während sie sich nach Wärme und Geborgenheit sehnte. Hinter den Seiten der Geschichten hielt sie sich versteckt, bis auch sie abgeholt wurde. Doch nie erblickte sie ihre Mutter oder ihren Vater. Immer Menschen, die dafür Geld bekamen, sie abzuholen. Nicht, weil sie sie liebten.   Die Szenerie vor ihren inneren Augen veränderte sich. Schwere Tropfen fielen vom Himmel herab, benetzten ihre Haut und zogen einen nassen Filter über ihr hellbraunes Haar. Ihre Locken fielen ihr wild über die Schultern, während sie schluchzend durch die Straßen Tokyos ran. Die Blicke der Passanten ignorierend, lief sie einen Schritt nach den anderen, bis sie zum Halten kam. Tränen liefen ihr über die glühenden Wangen, während Wassertropfen von ihren Haaren zu Boden glitten.   Ein herzergreifendes Miauen durchzog die regnerische Stille. Verwundert hob das zierliche Persönchen ihr Antlitz und betrachtete ihre Umgebung. Durch ihren verschleierten Blick, lauschte sie weiter dem miauenden Klang des kleinen Wesens. Einen Schritt nach den anderen blieb sie vor einer kleinen Katze stehen. Sie ging vor der kleinen Katze, die sich ihren Unterschlupf unter ein Paar Holzbrettern gesucht hatte, in die Knie und musterte sie. Erneut erklang ein herzergreifendes Miauen, als das kleine Wesen aus seinem Versteck kroch und mit der zierlichen Nase die kleine Kinderhand des Mädchens an stupste. Das braun-weiß gemusterte Fell war zerzaust und dreckig, der Körperbau der Katze unterernährt und ausgelaugt. Trotzdem erklang ein zärtliches Schnurren, als Mimi begann das Tier hinter seinen Ohren zu kraulen.   „Ich kann dich leider nicht mit nach Hause nehmen…“, flüsterte das kleine Mädchen traurig. Trotz des prasselnden Regens, schritt die kleine Katze nach draußen und schmuste mit ihr. Ein Gefühl von Wärme durchfuhr den Körper des Mädchens. Sie wurde gebraucht…   Noch immer tropften die perlenden Wassertropfen von ihren Haaren zu Boden. Ebenso wie von den zuckenden Ohren der kleinen Katze. Das erste Mal seit Langem kicherte die kleine Dame, als die feuchte Nase erneut gegen ihre Hand stieß. Genau in diesem Augenblick spürte sie plötzlich die niederprasselnden Tropfen des Regens nicht mehr. Erschrocken fuhr die Braunhaarige zusammen und hob den Blick. Ihre geweiteten Augen trafen direkt die warmen Augen eines kleinen Jungens, der seinen orangen Regenschirm über sie und die Katze hielt. „Mensch, du kannst ja richtig schön lachen!“, lächelte der kleine Junge, mit der gigantischen Wuschelmähne die Kleinere an. Ein roter Schimmer legte sich auf die Wangen der Angesprochenen. Die kleine Katze auf dem Arm, richtete sie sich wieder auf und sah ihr Gegenüber schüchtern an. „D-Du bist bei mir in der Gruppe, nicht?“ Der Junge grinste frech und nickte. „Jap! Und du bist das Mädchen, das mit keinen spricht…“, sprach er ganz direkt aus. „Uhm…“ Unsicher nickte sie nur und sah zur Seite, während die kleine Katze den Braunhaarigen neugierig musterte. „Hui, die sieht aber zerzaust aus!“, sagte er frech und streckte seine kleinen Kinderhände nach der Katze aus.   „Gar nicht wahr! Sie ist wunderschön!“, widersprach das kleine Mädchen mit beeindruckenden Selbstbewusstsein und ernsten Unterton. Der Junge wich lachend zurück, als auch die Katze fauchend nach ihm ausschlug. „Hihi…Hast ja recht…Aber sag mal…Warum seid ihr beide denn hier draußen? Ist euch nicht kalt?“ „N-Nein…“ Mit bibbernder Stimme erwiderte die Angesprochene die Frage und sah wieder einmal mehr zu Boden. Man sah ihr ganz deutlich an, wie kalt ihr doch wirklich war…   Dicke Regentropfen prasselten bereits vom Himmel auf die Erde hinab. „Nur gut, dass du mich getroffen hast. Komm mit.“ Der Junge führte das Mädchen mit schnellen Schritten aus der, ihm nicht ganz so vertrauten, Gegend heraus. Das Mädchen wusste nicht wieso, aber irgendwie vertraute sie ihm. Sie vertraute ihm jetzt schon mehr, als jeden anderen, den sie bisher getroffen hatte und sie konnte nicht mal sagen, warum es so war. Fest an sich gedrückt, hielt sie das kleine Tierchen und beobachtete schüchtern den Jungen, der neben ihr herlief und sie mit seinem Regenschirm vor dem Regen schützte. Diese Geste rührte sie sehr und obwohl das Wetter so schrecklich tobte, spürte sie in sich, wie sich die Sonne ausbreitete.   Bald darauf erreichten sie ihr Stadtgebiet, in dem beide Kinder nicht weit entfernt voneinander wohnten. Das Wetter verschlechterte sich, nicht nur, dass es regnete, auch der Wind heulte laut umher. „Halt Mietzi gut fest“, ermahnte der Junge das kleine Mädchen. „Mietzi?“, fragte diese unsicher nach. „Ja, ich nenne sie jetzt so“, erwiderte er daraufhin. Nicht sehr einfallsreich, wie das Mädchen fand, aber jedes Mal wenn er sie so nannte, spitze das kleine Tier die Ohren und sah neugierig zu dem braunhaarigen Jungen herüber.   „Wie weit ist es noch bis zu dir?“, fragte der kleine Junge nach. „Nicht mehr weit, da hinten die Straße rein.“  Schnell liefen die Kinder wieder los. Der Junge nahm das Mädchen an einer Hand, sodass sie etwas schneller wurde, während das Mädchen in der anderen Hand noch immer die kleine Katze schützend an ihre Brust hielt.   Nach einigen Minuten erreichten sie den Wohnblock des kleinen Mädchens. Der Regen wurde allmählich stärker. Unsicher stand sie vor der Tür, wusste nicht was sie machen sollte. „Worauf wartest du, auf besser Wetter?“, fragte der Junge ungeduldig nach. Die Angesprochene schüttelte nur betrübt mit dem Kopf. „Mietzi, ich kann sie doch nicht einfach auf die Straße setzen und zurücklassen“, seufzte das Mädchen und drückte das kleine Kätzchen an ihre Brust, diese schnurrte daraufhin. „Dann nimm sie doch mit“, schlug der Junge vor und verstand nicht warum das Mädchen es sich selbst so schwermachte.   Traurig blickte das Mädchen zu dem Junge auf. „Das geht nicht, meine Mama hat eine Katzenhaarallergie, eine ganz schlimme“, erwiderte sie betrübt. „Oh weia. Das ist nicht gut“, musste der kleine Junge zugeben.   Mit einem Mal erklang ein tobendes Grollen vom Himmel, ehe er sich plötzlich erhellte. Ein Blitzen und Donnern umhüllte den Himmel. Das kleine Kätzchen miaute schrill, ängstlich klammerte sich das kleine Mädchen an dem braunhaarigen Jungen fest. Dieser blickte etwas unsicher zu ihr und lächelte ihr tapfer zu, was sie erwiderte und erneut dazu führte, dass sich ihre Wangen rot färbten. Es war ihr unangenehm, ihm ihre Schwäche so offen zu demonstrieren.   Das kleine Kätzchen sprang aus den Händen des Mädchens, hoch auf die Schulter des Jungen.  Schnell griff der Junge nachdem Kätzchen. „Kannst du sie nicht mitnehmen? Sie scheint dich zu mögen“, hakte das Mädchen angespannt bei dem Jungen nach. Dieser überlegte. „Ich weiß nicht, meine Eltern werden sicher nicht sehr begeistert sein“, grübelte er.   „Aber wir können sie doch nicht einfach sich selbst überlassen“, schniefte das kleine Mädchen. Mit großen nassen Augen sah das Mädchen den Jungen an. Der Junge hielt diesem Blick kaum stand, er wollte nicht, dass sie traurig war.  Sie sah viel hübscher aus, wenn sie lächelte. Auch wenn sie es viel zu selten tat. „Okay, ich nehme sie mit“, gab er sich geschlagen, nahm das kleine Tier und legte es sich auf einen Arm, um sie mit sanften Streicheln zu beruhigen.   Das Mädchen strahlte den Jungen an und ehe er sich versah, gab sie ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Unsicher sah er sie an. „Bah, was sollte das denn?“ sagte er und wich sich mit einer Hand die Stelle, die sie mit ihren Lippen berührte. Erneut traurig schaute das Mädchen den Jungen an, ehe sie ihre Zunge ausstreckte. „Ich wollte doch nur Danke sagen, aber ich wusste ja nicht, dass du so ein Idiot bist“, entgegnete das kleine Mädchen aufbrausend.   „Wenn ich ein Idiot wäre, würde ich die Katze wohl nicht mitnehmen“, grinste er überlegen. Er drehte sich um, zügig wollte er nach Hause, denn das Gewitter wurde schlimmer und er musste noch ein paar Straßen weiterlaufen. Als er das Ende der Straße erreichte, blickte er sich erneut nachdem Mädchen um. „Du kannst sie jederzeit besuchen, also nur, wenn du magst“ murmelte der Junge unsicher und ein leichter Rotschimmer schoss nun auch auf seine Wangen. Das Mädchen brachte nun das breiteste Lächeln hervor, dass der Junge je gesehen hatte. Sie nickte eifrig und winkte ihm zum Abschied. Als er schlussendlich in die nächste Straßenseite einbog, verschwand er aus ihrem Blickfeld.   Ihr wurde klar, dass dies ihr bisher schönster Tag war, den sie erleben durfte.   *.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:**.:。✿*゚’゚・✿.。.:* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)