PECCATUM MORTIFERUM von abgemeldet (Die lüsterne Romanze von Eitelkeit und Wollust) ================================================================================ Kapitel 1: INITIUM ------------------ Am Ersten Tag schuf Gott die Welt, schenkte ihr Licht und Dunkelheit und nannte diese Tag und Nacht. Am Zweiten Tag schuf Gott den Himmel, schmückte ihn mit Wolken und ließ ihn das Blau des Wassers darunter spiegeln. Am Dritten Tag, ließ Gott die Wasser weichen und säte Flächen aus frischen Grün, Bäumen und Büschen, er hatte die Erde erschaffen. Am vierten Tag, schuf er zwei Lichter - eines für den Tag, eines für die Nacht, der Nacht jedoch, die noch immer von Dunkelheit benetzt war, schenkte er noch viele kleine Lichter. Er nannte sie Sonne, Mond und Sterne. Am fünften Tag, ließ er die Meere und Lüfte mit Leben füllen, Wesen die dort kreuchten und fleuchten und sich vermehrten. Am sechsten Tag, sollte auch die Erde bewohnt werden. Gott schuf die Tiere. Dann sprach er: "Nun will ich etwas erschaffen, dass meiner ähnlich ist" und der erste Mensch entstand nach seinem Bilde. Damit dieser in seiner Gottesgleichheit nicht einsam wurde, schenkte Gott ihm eine Frau an die Seite. Adam und Eva waren erschaffen. Am siebten Tag, entschied Gott, zu ruhen und diesen zu einem heiligen Tag zu machen, denn fertig war sein Werk und zufrieden war er mit dem, was er Welt nannte. Doch der Mensch, der noch so gottesähnlich sein konnte, war doch kein Gott wie der Herr, der ihn geformt und ihm Leben geschenkt hatte. Zwar bot man ihm das Paradies, doch der Verführung der Sünde konnte er nicht entsagen. Von einer Schlange in ein Angebot verlockt, hatten die beiden Menschen die einzigen Regeln, die ihnen gesetzt worden waren gebrochen und vom Baum der Erkenntnis einen Apfel gekostet, der ihnen Scham und Schmach in die Leiber pflanzte. Daraufhin, verbannte Gott sie aus dem Paradies und damit, wurde ihnen auch die Kost vom Baum des ewigen Lebens verwehrt. Sie wurden sterblich, gebunden an die Erde unter ihren Füßen und ebenso vergänglich wie die Pflanzen, die welkten, wenn sie nicht genug zu trinken bekamen. So lautete die Schöpfungsgeschichte, den Glauben vieler an sich bindend, die versuchten sich zu erklären, wo Sinn und Endlichkeit her kamen. Und wie Sündhaftigkeit die Menschheit befallen hatte um sie am Ende ihrer Tage vors Gericht zu führen, welches über Himmel und Hölle entscheiden würde. ❖ ❖ ❖ Die Frustration war aus Neids Zügen deutlich heraus zu lesen. Kein gekonntes Pokerface, wenn man bedachte, dass er gerade bei diesem Spiel wieder dabei war zu verlieren. Gier, hatte zum dritten Mal gesiegt und war vor Unersättlichkeit kaum darin zu stoppen, sich nicht noch den nächsten Gewinn unter die Nägel zu reißen. Trägheit, hatte sich mittlerweile zurück in den Stuhl sinken lassen und bedachte das Geschehen, welches sich auf dem runden Tisch abspielte eher mit schwungloser Schläfrigkeit. Seine Aufmerksamkeit wanderte, eher gleich einer auf einer ebenmäßigen Fläche langsam dahin rollenden Kugel rüber zur Völlerei. Dieser, hatte all die Snacks, die Gier ihnen hatte zukommen lassen, bei sich gesammelt. Sie waren ihm ein ansprechenderer Gewinn als die Pokerchips, die sich bei seinem geizigen Bruder sammelten. Immer wieder, schob er sich einen der Erdnussflips zwischen die Lippen, ohne dabei von einem vollen Magen in die Übelkeit getrieben zu werden. Ein Fluchen, kam von der anderen Ecke, denn Zorn hatte scheinbar schlechte Karten - im wahrsten Sinne des Wortes - und sah sich wieder dabei, die Habgierigkeit seines Bruders der ihm zur linken saß, zu nähren mit seinem mangelnden Talent beim Pokern. Er hatte bei der zweiten Runde dem Kellner schon beinahe die Angstblässe in alle Gliedmaßen getrieben, als er ihn angekeifert hatte bei der Frage, ob er noch etwas trinken wollen würde. Der Einzige, der weniger verdrossen wirkte war Wollust. Seine Konzentration teilte sich gekonnt auf zwischen dem Kartendeck, welches er zwischen seinen Fingern hielt und dem festen Fleisch des Oberschenkels der Eitelkeit, der neben ihm saß und sich dem gesamten Spiel enthalten hatte. Den Blick hatte Eitelkeit auf sein Handy gewandt, weniger interessiert an dem, was sich auf dem Pokertisch abspielte als an den Neuheiten der New Yorker Modeline. Dass Neid mit am Tisch saß, hatte Eitelkeit nämlich beinahe dazu bewegt, einen Aufriss zu machen und mit erhobenem Haupt zu gehen, hätte Wollust ihm nicht zugesprochen, dass dieses Familientreffen immerhin nur einmal im Jahr zustande kam und Gier sie schon ungeduldig in seinem Etablissement, dem Spielecasino Royale Arvaritia, in welchem Gewinn und Verlust sich einen fechtenden Schlagabtausch lieferten, erwartet hatte. Jedes Jahr trafen sie sich um die gleiche Zeit. Dieses Jahr, hatte Gier sie zu sich geladen, während Trägheit das letzte Mal dran gewesen war, sie in seinem Anwesen zu empfangen. Ein eher ernüchterndes Zusammenkommen, wenn man daran zurück dachte, dass er offensichtlich nicht viel Lust gehabt hatte, irgendetwas für seine Gäste vorzubereiten. Es war mehr eine Art familiärer Formalität, welcher sie nachkamen als die Sehnsucht danach, tatsächlich etwas Zeit mit den eigenen Brüdern zu verbringen. Dafür, war jeder einzelne von ihnen zu selbstgerichtet. Was ihren Treffen jedoch nichts abtat, im endeffekt war es doch immerzu ein Anlass dessen, den Austausch zu hegen und zu pflegen, welcher sonst eher weniger zustande kam seitdem die Welt ihnen zu Füßen lag und der Mensch so zerfressen war von Sünde, dass jeder Kontinent den diese mangelhaften Erscheinungen besudelten, sie mehr als willkommen hießen. Ohne natürlich zu wissen, wer sie waren. Die menschlichen Erscheinungsbilder ihrer Personen waren nichts weiter als Hüllen, die sich auf dem Grund der Erde bewegen konnten, umschlossen von Fleisch und Haut. Doch alterten sie nicht, keiner von ihnen zeigten dem Makel eines Jahrhunderts, auch wenn viele zurück lagen, die sie erlebt hatten. Der Älteste von ihnen war Wollust. Ihm gefolgt war Eitelkeit, kurz darauf war Neid gekommen und all die anderen, die nun am Tisch saßen ebenso. Damals, zu Angebinn er Zeit hatte Wollust die Menschen die Lust des Fleisches erkennen lassen und sie hatten sich gemehrt wie die Tiere, unkontrolliert und ungeniert. ❖ ❖ ❖ Dann war Eitelkeit gekommen. Ein Junge von graziler Figur und unsagbar jung. "Ich möchte keinen Bruder!", hatte Wollust ihrem Vater gesagt, doch dieser hatte sich nicht davon abbringen zu lassen, Eitelkeit zu formen und als junge Gestalt die Erde betreten zu lassen. Ein wahrer Rotzlöffel war er gewesen, damals, als die Menschen sich nur mit Lumpen bedeckten und weniger wählerisch waren mit allem, womit sie sich umgaben. "Als ob ich das anrühren würde", war einer der häufigsten Sätze gewesen, die Wollust wohl von dem Jungen zu hören bekommen hatte, der scheinbar nichts lieber tat als sein Selbst in der Spiegelung des Wassers zu betrachten. Er war sichtlich eigen gewesen, weniger erpicht darauf den Menschen bei ihrer Mehrung zuzusehen und amüsiert wie angetan von ihrer Hemmungslosigkeit zu sein. Noch schlimmer, er wirkte oftmals beinahe angewidert von ihrem Tun, als dass er es genoss. Ein wahres Rätsel für Wollust und ebenso ärgerlich, denn dies war sein Werk! Der wahre Frust kam allerdings, als Eitelkeit angefangen hatte, selbst seine Beschaffenheit in die Sinne der Menschen zu streuen und sie wählerisch werden zu lassen. Sie fingen an, nach Gefallen und Ungefallen zu entscheiden und auch ihre Lust davon abhängig zu machen. Das, machte Wollust wirklich wütend. "Du kannst ihnen nicht einfach die freie Wahl schenken, nach welcher sie entscheiden. Sieh nur, sie haben an ungehemmtheit verloren!" - "Würdest du dich etwa auf jeden Wurm einlassen, der dir zu Füßen gekrochen kommen würde?" Hatte Eitelkeit einzig darauf geantwortet und sich weniger beeindrucken lassen von Wollust' Verdrossenheit. Er war im Leib eines Kindes gewesen und doch schon so eigensinnig, dass Wollust tatsächlichen Groll gegen ihn empfand. Doch wie auch die Menschenkinder, wuchs Eitelkeit heran und war in der Mitte seiner Jugend zu einem unterträglichen Balg geworden. Schlimmer noch, jeder der sein Alter teilte, tat es ihm gleich und focht mit seinen Eltern um jede Kleinigkeit, die nicht zur Zufriedenheit zu sein schien. Wollust geriet da an die Grenzen jeder Geduld, versuchte seine Resignation zu bändigen, indem er den Jugendlichen noch mehr Neugierde an der Begierde schenkte. Das Zusammenspiel beider hatte zur Folge, dass Menscheneltern beinahe an der Erziehung scheiterten, mit welcher sie versuchten die jungen Menschen im Griff zu behalten. Es war doch amüsant zu sehen, allerdings nicht befriedigend, denn Eitelkeit schien all das nur mit überheblicher Seichtigkeit zu belächeln. Wollust, hasste die Art, die dieser Junge an den Tag legte und doch konnte er auch zunehmend nur noch Beobachter dessen sein, wie aus dem verzogenen Jüngling ein Mann heranwuchs. Es war schon beinahe unfair gewesen, dass Eitelkeit in den Jahren zwischen Kindsein und Erwachsenem von keinerlei Sprosse, keiner Peinlichkeit geplagt worden war wie die anderen Jugendlichen. Ihr Vater schien sich bei dieser Erschaffung irgendetwas gedacht zu haben, die Sache wurde nur wenig erträglicher, als Wollust Eitelkeit das erste Mal als ausgewachsenen Mann bewusst erblickte. Seine Haut war die Porzellan. Blass und unbefleckt, kein Mal hatte ihn auch nur eine einzige, klitzekleine Narbe gekostet. Er wirkte, wie aus Milch gegossen. Seine Gestalt grazil und schmal, kein Gramm zu viel, keines zu wenig. Seine Haupt war von aschblondem Haar bedeckt, die Augen wie von blauer Unschuld. Hohe Wangenknochen, über welche sich die Ebenmäßigkeit seiner Züge legte. Die Lippen voll und einladend. Und gerade das, war die Problematik mit welcher sich Wollust ab da auseinander setzen musste. Denn einladend, war alles an diesem Jungen geworden und nichts versprach, dass er irgendwann an dieser Makellosigkeit verlieren würde, denn ihr Vater besuchte sie und sprach: "Du bist zu einer Perfektion geworden und sollst so bleiben. Kein Alter soll dich einholen, deine Erscheinung soll bei derer bleiben, die sie ist und du wirst die Begierde der Menschen wecken, ebenso den Neid". An diesem Abend hatten sie auch erfahren, dass sie einen weiteren Bruder hatten. Einen, der sogar schon länger unter den Menschen geweilt hatte, als ihnen wissentlich bewusst gewesen war. "Er hatte Kain und Abel gespalten bevor ihre Ahnen zu denen wurden, die ihr mit eurem Sein beeinflusst. Irgendwann werdet ihr auf ihn treffen, sein Name ist Neid und er wird euch alles missgönnen, was ihr Euer nennt." Eitelkeit und Wollust, hatten sich vage Blicke zu geworfen, doch der jüngere von ihnen, hatte weniger abgeneigt gewirkt, denn Neid war etwas, was von missgünstigem Gefallen rührte und das, nährte ihn ebenso wie die Begierde, die eigentlich Wollust' Erzeugnis war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)