Sturm & Drang von die-in-darkness ================================================================================ Kapitel 60: Neugier ------------------- Kapitel 60 „Schuldgefühle?“ „Warum sollte ich welche haben?“ „Weil sie, statt Kate an deinem Bett steht? Da wirst du dir einiges anhören können von ihr.“ „Kate ist Geschichte.“ „Aus?“ „Ja.“ „Und die Frau eben? Wie hieß sie noch...Hilary? Was läuft mit der?“, neugierig fragte Gregor drauf los. Kai schluckte und beantwortete seine Frage nicht. Indirekt aber doch, denn die angeschlossenen Geräte lieferten dem Arzt seine gewünschte Antwort. Sie zeigten nämlich einen erhöhten Herzschlag und Puls an. „So so...du willst also nicht darüber sprechen...Ist es denn was Ernstes oder nur was für Zwischendurch? Ich meine...Kate mit so einer Frau zu ersetzen...und dann noch mit Kind...ist auch für dich neu.“ „...“ „Wie du willst. Kommen wir zum eigentlichen Thema zurück. Der Grund warum du hier bist...“ „Wann kann ich hier wieder raus?“ „Hahaha, du Scherzkeks. So schnell sicher nicht.“, er fuhr sich durch seine kurzen Haare. „Dadurch, dass du deine letzten Kontrolltermine hast sausen lassen, war das hier vorhersehbar! Du bist absolut verantwortungslos mit deiner Gesundheit umgegangen! Du kannst dich glücklich schätzen, überhaupt noch atmen zu dürfen.“ Ein langgezogenes „Ja...“, folgte. „Kai, das ist hier kein Kaffeekränzchen mehr, das ist bitterer Ernst!“ „...“ „Du bist so ein sturer Esel...fast schlimmer als dein Vater.“, scherzte Gregor und erwischte Kai auf dem falschen Fuß. „Vergleich mich nicht mit ihm!“ „Oh natürlich. Ich vergaß. Du magst es ja nicht, wenn du mit deinem alten Herrn verglichen wirst. Aber deine Sturheit kommt nicht von irgendwo.“ „Wann kann ich hier wieder raus?“, fragte der blau haarige nochmal nach. Gregor stellte sich an die Zimmertür und öffnete sie unsanft. „Wir müssen noch einige Tests mit dir machen, dann kann ich dir mehr sagen.“, herein gepurzelt kam Max, der an der Tür lehnte. „Bis später.“ Sofort schob sich Hilary an dem Blondschopf vorbei. Emilia folgte ihr ebenfalls. „Und? Was ist nun?“ Kai seufzte schwer und kaute etwas auf seiner Unterlippe. „Ich muss wohl ein paar Tage hier bleiben.“, schaute dann zum Fenster hinaus in den blauen Himmel. „Aber was ist mit deinem Herz?“ „...verdammt...“ Max rieb sich noch seinen Rücken, auf dem er unsanft landetet. „Max. Steh doch bitte vom Boden auf...die Leute...“ „Oh...ja!“, schnell hüpfte er auf und klopfte seine Hose ab. „Ach Max...komm doch nochmal zu mir. Ich muss dich kurz sprechen.“, Gregor winkte den blonden zu sich. Der wusste genau, was der Arzt von ihm wollte. „Hil? Ich hol mir noch einen Schoki! Bin gleich wieder da!“, dann ging die Tür auch schon zu. „Max... Du bist doch schon eine ganze Weile mit Kai befreundet...Was hat sie mit ihm zu tun?“ Der Amerikaner grinste breit. „Keine Ahnung. Das fragen Sie ihn lieber selbst.“, der kurzhaarige schien betrübt darüber keine Informationen über Kai's Beziehungsstatus zu bekommen. „Mist...“ „Er hat es Ihnen wohl nicht verraten?“ „Nein...Sag du mir nur, ob sie zusammen sind oder nicht. Bitte.“, der gestandene Arzt konnte wahrlich zum Kleinkind mutieren, wenn er an Informationen kommen wollte. Daher zog er die Augenbrauen hoch und lächelte übertrieben. „Ja, sind sie.“, damit öffnete Max wieder die Tür und verschwand im Raum. Gregor sah erstaunt aus. „Und Kai, wie geht’s dir denn nun?“ „Ich liege in einem Krankenhaus. Mir geht es prächtig.“, Kai's Stimme strotzte geradezu vor Sarkasmus. „Naja...ich mein doch nur wegen der Arbeit. Ich muss dich ja vertreten solang du nicht da bist.“ „In ein paar Tagen bin ich hier wieder weg.“ „Bevor die Ärzte nicht sagen, dass alles in Ordnung ist, bleibst du hier drin! Weißt du eigentlich wie groß meine Angst um dich war?“, Hilary nahm ihrem Mann den Wind aus den Segeln. Überrascht sah er zu ihr. „Hm?“ „Hil hat Recht! Du wartest bis die Ärzte ihr O.K. Geben.“ „Seit wann entscheidest du jetzt, wann ich wo hin gehe?“, der Amerikaner kassierte einen strengen Blick von seinem Freund. „Naja...Eigentlich muss er es doch selber entscheiden, Hil...“, Max versuchte zu seine Angst etwas zu überspielen und kapitulierte. Der Nachmittag neigte sich langsam dem Ende zu und die Sonne stand kurz vor dem Untergang. Da klopfte es erneut an den Tür und kurz darauf trat die Nachtschwester ein und schaute nochmals nach den Geräten. „Hey. Wie lang muss ich hier blieben?“, richtete sich der blau haarige an die Schwester. Sie drehte sich halb zu ihm um, als sie etwas einstellte. „Mit Ihrem Zustand beehren Sie uns mindestens zwei Wochen. So ein auffälliges EKG und unregelmäßige Herzschläge habe ich selten gesehen.“, erklärte die Frau schroff und Kai's Miene verzog sich düster. „Dass was Sie jetzt brauchen ist Ruhe und zwar ganz viel! Keine Arbeit, keinen Stress, nur absolute Ruhe.“, die Krankenschwester schaute nun seinen Besuch an, da Emilia quengelte. „Absolute Ruhe! Lautes Geschrei und quengelnde Kinder tragen nicht zu einer Verbesserung des Gesundheitszustandes bei! Bitte gehen Sie jetzt.“, sie hatte nun ihre Arme in die Seiten gestemmt, um ihre Aufforderung zu verdeutlichen. Hilary sah ihren Mann an, der mit einer nickenden Kopfbewegung signalisierte, dass sie lieber gehen sollten. „Ok...wie du meinst. Ruh dich gut aus... Bis morgen.“, die brünette strich ihm über die Stirn. Er schloss dabei die Augen. Hilary hob noch Emilia hoch. „Sag Tschüss!“, und die kleine winkte kurz. „Bis morgen und halt die Ohren steif!“, Max klopfte ihm auf die Schulter. „Besuchszeit ist ab 15 Uhr!“, wetterte die Schwester noch hinterher. Einer der beiden hätte es vielleicht vergessen können. „Man war die unfreundlich...“ „Ja...ich wäre gerne noch bei ihm geblieben...“ „Du ja, aber Emilia hatte keine Lust mehr.“, scherzte Max. Gemeinsam verließen sie das Hospital und machten sich auf den Heimweg. Kai musste sich noch einen Moment länger, als gewollt, mit der Nachtschwester abgeben. Sie hatte noch einiges zu nörgeln, nachdem sie den Besuch heraus geschmissen hatte. Die, schätzungsweise Anfang 50-jährige Frau, zupfte am Bett herum und zog schließlich die Vorhänge zu. Der Russe verdrehte die Augen. Auch das blieb der Stationsschwester nicht verborgen. „Ruhen Sie sich lieber aus! Morgen steht Ihnen ein anstrengender Tag bevor!“ „Lassen Sie die Vorhänge auf.“ „Und...glauben Sie ja nicht, nur weil Ihr Vater ein hohes Tier ist, dass Sie sich hier alles erlauben können!“ Ein lautes Schnaufen drang durch den Raum. Warum sollte er sich für etwas besseres halten? Dem blau haarigen war es egal, ob sein Vater bekannt war oder nicht. „Gute Nacht!“, mit einem kräftigen Zug waren die langen Fenstervorhänge wieder zugezogen, ehe die Frau das Zimmer verließ. Stur starrte der junge Mann auf die mintgrünen Vorhänge. Im Dunkeln kamen Hilary, Emilia und Max Zuhause an und der blonde kochte heute etwas Warmes für die zwei Mädels. Er kochte zwar nicht so gern, aber er konnte es. Ihm war das Abwaschen und Aufräumen zu anstrengend, weshalb er lieber anderen diese Aufgabe überließ. Hilary zog derweil ihre Tochter um. „Raus aus den dicken Sachen und rein in den kuscheligen Schlafanzug!“, summte die brünette ihrer Tochter zu. Emilia streckte die Arme nach oben, damit sie umgezogen werden konnte. „Da!“ „Hm? Was meinst du, Emilia?“, Hilary drehte sich um. „Du willst noch spielen?“, Emilia klatschte begeistert in die Hände. „Warte kurz, wir fragen vorher Max.“, sie nahm Emilia auf den Arm und ging zur Treppe. „Max? Wie lang brauchst du noch?“, rief die junge Frau die Treppe herunter und wartete auf Antwort. Der Gerufene öffnete die Küchentür: „Ähm...ich denke noch zehn Minuten!“ „Gut! Hast du gehört? Ein paar Minuten können wir noch spielen!“, lächelte sie und hüpfte mit der kleinen zurück ins Zimmer. Emilia holte darauf Eimer mit Bausteinen, den sie prompt ausschüttete und die Steine durchwühlte. Hilary versuchte ihr Unsicherheit zu überspielen. „Ach was machst du denn? Lass uns lieber etwas bauen!“, sogleich nahm Hilary ein paar Steine und begann zu bauen. Einen einfachen Turm. Drei Steine stapelte sie aufeinander. Und Emilia zerstörte diesen. Das gleiche Spiel wiederholte die Mutter noch fünfmal bis Emilia und auch sie die Lust daran verloren. Max rief zum Abendessen. Ein Glück. Es gab Toast Hawaii. Mit einem mulmigen Gefühl betrat Hilary die Küche. Sofort sah sie Kai wieder auf dem Boden liegen, das Bild hatte sich eingebrannt. „Lass uns lieber im Wohnzimmer essen.“, bat sie. „Hm? Okay, wie du willst.“ Als Hilary später ihre Tochter zu Bett brachte, dachte Max nochmal über den Tag nach. Er hatte Kai gar nicht so eingeschätzt, dass er krank war oder einen Herzfehler hatte. Hätten sie das nur früher gewusst, aber der Russe schwieg lieber alles tot, als sich irgendwem zu öffnen. Hilary gesellte sich einige Zeit später wieder zu Max und gemeinsam schauten sie einen Film. Dabei sprachen sie viel über den Tag, stellten Mutmaßungen an, wie lange Kai wohl im Krankenhaus bleiben müsste. Später am Abend lag die brünette im Bett. Sie vermisste Kai neben sich. Seine Wärme, sein leises Atmen und die zufälligen Berührungen im Schlaf beim Drehen. Wie lange sie wohl darauf verzichten müsste? Ob es wirklich nur zwei Wochen waren... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)