Sturm & Drang von die-in-darkness ================================================================================ Kapitel 45: Wetterumschwung --------------------------- Kapitel 45 Nach dem ausgiebigen Frühstück, räumten beide den Tisch ab und Emilia durfte sich durch das Zimmer robben. Zielsicher steuerte sie auf den Laptop ihres Vaters zu, der am Rand des Sofas zu erblicken war. Als Kai sich zum Tisch herumdrehte, konnte er das Schauspiel beobachten und eilte schnell herüber, um das technische Gerät in Sicherheit zu bringen. Das fehlte ihm noch, ein, mit Babysabber-überfluteter Laptop, an dem er arbeiten wollte. Also stellte er den Laptop auf den Küchentisch. Dieses Mal wusch Hilary fix das Geschirr ab. Bei ihr ging das alles so locker von der Hand und sie brauchte bei weitem, weniger Zeit, als der Russe am Vorabend. Er war eben nicht so geübt darin. Und keine Frau. Beim Abtrocknen sah er gedankenversunken aus dem Fenster, während Hilary schon Emilia's Schneeanzug bereitlegte, um sie anzuziehen. Sein Gesicht wurde etwas ernster. Den Teller stellte er ab, nur um zu einem anderen Fenster, des Hauses, zu gehen. Auch hier änderte sich sein Ausdruck nicht. Eher wurde er angespannter. Dann sah er sich um. „Das mit dem Ausflug wird nichts.“ „Warum dass denn nicht?“, fragend schaute die brünette in seine Richtung und kam auf ihn zu, da er mit dem Kopf nach draußen deutete. Auch Hilary warf einen kurzen Blick nach draußen. Eine große graue Wolke marschierte heran. Aber sie sah der Sache gelassen entgegen. „Sieht nach Schnee aus. Der wird uns schon nicht umbringen.“, winkte sie ab, doch Kai sah sie ernst an. „Das sieht mir eher nach einem Schneesturm aus.“, klärte er sie angespannt auf. Wenn er sich auf etwas verlassen konnte, dann war es das russische Wetter. Vor allem auf der flachen Ebene, kam schnell mal ein Schneesturm zustande, der sich, als einfache Schneewolke, tarnte. Das lernte er schon früh. Hilary begriff nun langsam, dass Kai keinen Scherz machte. Etwas ängstlich sah sie nach draußen. „Also fahren wir wieder?“ „Nein. Dafür ist keine Zeit mehr. Außerdem kommt hier, so etwas, öfter vor.“, sagte er wieder ruhiger. Er schnappte sich den Pullover vom gestrigen Tag, als er Holz holte, und zog ihn über. „Wo willst du hin?“ „Holz holen. Bei dem Sturm gehe ich nicht vor die Tür.“, er zog die Axt aus der Halterung und verschwand nach draußen. Hilary verfolgte seinen Gang. Aus einem anderen Fenster konnte sie ihm beim Holz hacken beobachten. Zwischendurch sah er sich um. Die graue Schneewolke kam immer näher auf sie zu. Der Himmel verdunkelte sich mit jeder Minute mehr. Und die morgendliche Sonne, verschwand dahinter. Als es darauf anfing zu schneien, kam auch Kai zurück ins Haus. Er stellte eine große Kiste, geschlagenes Holz, in den Eingangsbereich, daneben einen Sack Kohlen. Draußen begann es zu stürmen. „Grad noch rechtzeitig.“, sagte er erleichtert zu sich selbst. „Und was machen wir jetzt?“ Kai schaute sich um, und sein Blick blieb am Laptop haften. Er würde wohl nicht drumherum kommen, die ganzen Emails zu beantworten. Widerwillig schnaubend, holte er sein Arbeitsgerät. „Da liegt noch eine Menge Arbeit drauf...“, und deutete auf den Gegenstand in seiner Hand. Die brünette grinste. Sie würde sich schon mit Emilia beschäftigen. Da würde es ihr nicht langweilig. Aber vorher, wagte sie sich an den Fernseher, der gegenüber der Couch stand und schaltete ihn ein. Auch wenn sie nichts verstehen würde, Bilder konnte die Frau trotzdem deuten. Nur soweit kam es gar nicht. Das TV-Gerät zeigte keinen Sender an, nur ein schwarz-weißes Störsignal. „Das brauchst du gar nicht versuchen.“, bemerkte Kai, als er von seinem Laptop aufsah. „Bei dem Wetter kriegst du kein Bild.“ Ergeben, seufzte sie laut auf. „Gibt es vielleicht noch etwas, was bei dem Wetter nicht funktioniert?“ „Ja. Strom.“ Mit einem Satz fuhr sie zu ihm herum, starrte ihn entsetzt an. Eine Reaktion bekam die brünette aber nicht mehr. Kai tippte auf der Tastatur herum und war schon vertieft in die ganzen Emails. Was sollte sie sich jetzt aufregen, ändern konnte die junge Frau es nicht. Also beschloss sie, mit Emilia zu spielen, die sich sehr darüber freute und mit einem ihrer Spielzeuge angerobbt kam. Draußen tobte der Sturm, ohne Erbarmen. Es schneite dicke Flocken, die gegen die Fenster prasselten, und verwehrte den Blick in die Ferne komplett. Zwischendurch klapperten, immer wieder die Fenster, und Hilary glaubte, dass sie beim nächsten heftigen Windzug, zerbersten würden. Da das kleine Häuschen aber auf dem neusten Stand war, brauchte sie keine Angst davor haben. Sonst würde Kai auch nicht so ruhig auf der Couch sitzen und seiner Arbeit nachgehen. Seit er sich vor den Laptop gesetzt hatte, sprach er kein Wort, sondern starrte gebannt, manchmal grimmig, auf den Bildschirm. Um die Mittagszeit herum, verspürte Hilary ein Grummeln in ihrer Magengegend. Ein Blick auf die Uhr, zeigte, dass es schon weit nach 12 Uhr war. Sie unterbrach das gemeinsame Spiel mit ihrer Tochter, um sich nun um das Mittag zu kümmern. Emilia wollte das aber so gar nicht und robbte ihrer Mutter schimpfend hinterher. Der Halbrusse sah von dem Bildschirm auf, eine Augenbraue skeptisch nach oben gezogen. Vielleicht sollte er auch eine kleine Pause einlegen. Den Laptop an die Seite legend, stand er auf und ging in die Küche herüber. Er stellte einen Topf auf den Herd, holte aus der Vorratskammer einige Kartoffeln und schmiss sie ungeschält hinein. Dann füllte er Wasser auf. Und unter dem gespannten Blick von Hilary, zündete er gelangweilt die Herdplatte an. Aus dem Augenwinkeln schielte er grinsend herüber, worauf Hilary schnell auf das Gemüse vor ihr starrte. Eine Weile später brodelte das Essen in den Töpfen. Es zog der Duft vom Gemüse in das anliegende Wohnzimmer, welches der braunhaarigen ein lautes Magenknurren entlockte. Verlegen hielt sie die Hand vor ihrem Bauch. „Ich schau mal nach dem Essen!“, hüpfte vom Boden auf, und schaute in die Töpfe. Eilig nahm sie alles vom Herd. Jede Minute länger, ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Schnell holte sie Emilia heran, um sie zu füttern, denn die kleine wurde müde. Kai setzte sich freundlicherweise mit an den Tisch. Den verwunderten Gesichtsausdruck seiner Frau, ignorierte er gekonnt. Beim Essen sperrte Emilia, bei jedem Löffel, den sie bekam, den Mund weit auf. So groß war ihr Hunger. Es konnte ihr nicht schnell genug gehen, denn in der Pause, wo ihre Mutter den Löffel neu belud, quengelte sie herum. Der Russe stützte demonstrativ seinen Ellenbogen geräuschvoll auf den Tisch und seine Tochter schaute ihn groß an. Ohne ein Wort zu sagen, legte er seinen Zeigefinger auf den Mund. „Schhhh.“ Emilia verzog das Gesicht, doch ehe sie zu schreien anfing, stopfte Hilary den nächsten Löffel voll Brei in den kleinen Mund. Zufrieden schluckte sie das zerdrückte Essen herunter. Danach hieß es, Mittagsschlaf halten. Das wurde höchste Zeit. Noch schnell eine frische Windel, an den kleinen Po, dann ins Bettchen. Kaum war die brünette aus dem Zimmer, schlummerte das Kind, unschuldig, wie ein Engel, im Bett. Jetzt konnte das junge Paar essen. Die beiden beschlossen im Wohnzimmer zu essen. Jeder hatte einen Teller vor sich, auf dem Tisch zu stehen. Kai stocherte allerdings nur darin herum. „Hast du keinen Hunger?“ „Hm...“, kam es gedankenversunken von ihm. Sie wedelte mit ihrer Hand vor seinem Gesicht herum. „Hallo? Jemand zuhause?“ „Hm? Ich war in den Gedanken.“ „Die Arbeit?“, hakte sie weiter nach. Es musste doch möglich sein mit ihm ein normales Gespräch zu führen, ohne nur ein 'Hm.' zu bekommen. „Ja, es ist einiges liegen geblieben und mein Geschäftspartner hat es auch nicht für nötig empfunden, sich auf den aktuellen Stand zu bringen. Also bleibt es an mir hängen.“ „Ich dachte, du machst das alles alleine.“ „Nein...aber einen Freund, als Geschäftspartner, zu haben, war keine gute Idee.“ Hilary legte den Kopf schief und schmunzelte. „Dann musst du deinem Partner mal, die Leviten lesen!“, lachte sie scherzhaft. Kai's Miene, nach zu urteilen, fand er diesen Vorschlag, gar nicht so schlecht, denn er grinste vor sich her. Dann aß er, das mittlerweile, kalte Essen, von seinem Teller auf. „Und weiter geht’s.“, versuchte er sich darauf zu ermuntern und stürzte sich wieder in die Arbeit. Hilary brachte derweil die Küche wieder in Ordnung. Als sie fertig mit der Hausarbeit war, gesellte sie sich wieder zu Kai. Der Halbrusse lag mit ausgestreckten Beinen auf den Couch, die Füße übereinander gelegt. Der Laptop stand auf seiner Brust, den er mit einer Hand festhielt. Die andere hatte er hinter seinem Kopf. Schmunzelnd sah die junge Frau, dass auf seinem Gesicht ein gefaltetes Stück Papier lag, welches seine Augen verdeckte. Er war eingeschlafen. Breit grinsend trat sie an ihn heran. „Das nennst du arbeiten?“, den Zettel zog sie amüsiert vom Gesicht. „Ich studiere meine Aufzeichnungen.“, maulte er sie an, zog ihr den Zettel aus der Hand und legte ihn wieder zurück auf das Gesicht. Hilary sah glücklich aus. Er ging sonst nie so normal mit ihr um. Und sie durfte ihn noch nie so entspannt sehen. Mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen, brachte sie einen kleinen Hocker zum Fenster. Sie stützte sich auf die Fensterbank und beobachtete den Schneesturm, der noch in vollem Maße tobte. Es war alles so ruhig, obwohl es draußen stürmte. Keiner, vor dem sie Angst haben musste, war hier und sie musste sich vor niemandem verstecken. Leises klappern holte sie aus ihren Gedanken zurück. Kai schrieb wieder am Laptop. „Kommst du gut voran?“, rief sie zu ihm rüber. „Hm! Bin bald durch.“ Sie atmete aus und legte ihr Kinn auf den Armen ab. Das gleichmäßige Geräusch, des Tippens auf der Tastatur, ließ sie schläfrig werden und sie döste. Nach dem Mittagsschlaf spielte sie wieder mit Emilia. Und so ging der Nachmittag schnell vorbei, ehe die Dunkelheit einbrach. Langsam verzog sich auch das Sturmtief. Draußen wurde es ruhiger, es schneite nur noch sanft vor sich hin. Leise schlich die brünette zurück ins Wohnzimmer. „So, Emilia schläft, ich geh dann mal hoch.“ „Gehst du schlafen?“, sie erntete einen verwirrten Blick des jungen Russen. „Nein. Ich will noch duschen.“ „Achso.“, kam es versunken von ihm. Damit verschwand sie nach oben. Der Russe verweilte noch vor seinem Laptop. Endlich hatte er das Ende des Email-Postfachs erreicht und las die letzte, eingegangene Nachricht. Die konnte er getrost ignorieren, es handelte sich nur um einen Bericht über den Verlauf, des Baus, seines Zentrums. Erleichtert klappte er das Gerät zu und ließ es neben sich, auf das Sofa, gleiten. Oben angekommen duschte die junge Frau, um sich aufzuwärmen. Auch wenn im ganzen Haus geheizt war, fror sie. Warum, wusste sie nicht. Es war eben so. Zurück im Schlafzimmer, packte sie ihren Koffer aus und zog sich etwas lockeres über. Ihre Kleidung räumte sie ordentlich in den Schrank, neben dem Bett, ein. Der stand in einer kleinen Nische, sodass er nicht in den Raum ragte. Als sie die letzten Teile in aus dem Koffer holte, schritt Kai ins Zimmer. „Was machst du denn da?“ „Ich räume meine Sachen ein.“ „Das ist überflüssig. Wir bleiben eh nicht lang hier. Ich schätze eine Woche, dann sollte sich die Tobsucht von Kate gelegt haben.“, er kam auf seine Frau zu und ließ sich rücklings auf das Bett fallen, die Füße weiter, fest, auf dem Boden. Einen Moment starrte er die helle Holzdecke an. „Okay...Soll ich deine Sachen auch auspacken? Oder...willst du das selber machen?“, fragte sie, nach dem ersten Teil, etwas unsicherer. Warum fragte sie ihn das? Er würde sie doch nie an seine Sachen lassen. Da reagierte er damals schon gereizt, als einer der anderen Jungs, versehentlich etwas berührte. „Mach, was du willst. Ich werd' dich nicht abhalten.“, sah kurz auf und weiter an die Decke starrend, verschränkte er die Hände hinter dem Kopf. Hilary legte das letzte Teil in das Fach und sah dann auf Kai's Gepäckstück. Behutsam öffnete sie den Reißverschluss und begann seine Kleidung auszupacken. Es war ihr irgendwie unangenehm, als ob die junge Frau in seinen Sachen wühlen würde, in seinem Beisein. Und den Russen schien es nicht im geringsten zu stören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)