Sturm & Drang von die-in-darkness ================================================================================ Kapitel 32: Lüge ---------------- Kapitel 32 Nachdem die Jugend sich in ihren Zimmern verkrochen hatte, zog sich Mila in ihr kleines Stübchen zurück. Sie kramte einen kleinen Holzkorb hervor, aus dem sie Wolle und ein paar Stricknadeln nahm. So begann sie den Abend ruhig und entspannt mit einem neuen Strickmuster. Oben saßen Kate und Kai gemeinsam in ihrem Zimmer. Er am Fenster in einem Sessel. Sie auf dem Bett, auf den Fernseher schauend. „Hast du dich jetzt endlich entschieden?“ „Dich zu heiraten?“, er sah nicht von dem Fenster weg. „Ja oder nein?!“ „Hm...wenn du unbedingt willst, dann machen wir es.“, emotionslos blickte er sein Bild im Fenster an, dass sich durch die Dunkelheit draußen, abbildete. Seine Freundin hüpfte aus dem Bett und fiel ihm um den Hals. „Oh! Das ist ja wunderbar!! Ich werde mich um alles kümmern! Du brauchst nichts zu machen!!“ Während er auf das Fensterglas schaute, legte sich auf sein Gesicht ein kleines Grinsen. „Oh GOTT! Ich muss so viel vorbereiten! Die Trauung, das Schloss, die Gäste und mein Kleid!“, überwältigt von seiner Antwort stürzte sie sich sofort auf ihr Handy und suchte nach Hochzeitskleidern. Sie stolperte noch einmal aus dem Bett, um sich etwas zum Schreiben zu holen, dann starrte sie, als wäre sie in einer anderen Welt, auf ihr Handy. Und Kai beachtete sie nicht mehr. Leise atmete er lange aus. Er sah zu ihr rüber und stand dann auf. „Ich geh nochmal.“ „Ja, ja, mach nur. Wenn ich das nehme...aber das ist viel schöner! Ich kann mich nicht entscheiden!“, die Russin würdigte ihn keines Blickes, also hielt ihn nichts mehr in diesem Zimmer. Er wanderte auf der oberen Etage zu dem kleinen Balkon, der am Ende des Flurs lag. Zur Entspannung brauchte er eine Zigarette. Draußen war es schon dunkel. Und es war verdammt kalt. Aber so konnte er einen klaren Gedanken fassen. Als er aufgeraucht hatte, stand sein Entschluss fest. So kehrte er zurück in den Flur. Der Russe lief den Gang zurück und stand nun vor der Zimmertür. Zögernd hob er seine Hand und klopfte. „Ja?“, kam es von drinnen und darauf wurde die Tür einen Spalt geöffnet. „Was...?“ „Kann ich reinkommen?“, er blickte die junge Frau ruhig an. Überrascht von seinem Auftauchen gewährte sie ihm Eintritt. Leise schloss sie die Tür hinter sich. Kai stützte sich auf der Fensterbank ab. Hilary war etwas unwohl bei der Sache. „Was ist denn los? Ich wollte gerade ins Bett gehen.“ „Ich kann nicht der Vater sein.“, er griff fester an die Fensterbank. „Wie kommst du darauf?“ „Weil wir verhütet haben! Und wäre irgendetwas gewesen, hätte ich es mitbekommen!“ Hilary starrte verlegen zur Seite. So genau wollte sie es doch gar nicht wissen. „In der wievielten Woche ist sie denn?“ „7. Und jetzt heiraten wir auch noch...“ „Hast du mal zurückgerechnet? Vielleicht erklärt es sich dann von selbst.“, schlug sie ihm zuversichtlich vor. Er schüttelte den Kopf. Er hatte doch keine Ahnung von dem Frauenkram. Es interessierte ihn auch nicht. Warum auch. Hilary zückte dagegen ihren kleinen Kalender aus der Wickeltasche und blätterte nach. „Du sagst sie ist in der 7. Woche...dann...müsste es ungefähr DA gewesen sein!“, der blau-haarige näherte sich ihr, hockte sich hin und schaute auf das Datum. Und es durchfuhr ihn ein gewaltiger Blitz. In dieser Zeit sollte es passiert sein. Er schüttelte den Kopf. „Ich hab es vermutet.“ „Was denn?“ „Dass es nicht sein kann!“ „Dann ist sie nicht schwanger?!“ „Doch. Aber definitiv nicht von mir.“, er stand wieder auf, denn in ihm stieg unbeschreibliche Wut auf. Seine Hände ballten sich kraftvoll zusammen und er versuchte, nicht irgendetwas zu zerschlagen, um seiner Wut Luft zu machen. Hilary sah ihn geschockt an. „Sie hat...dich betrogen...“, wisperte sie leise. Hilary sah in sein wütendes aber gleichzeitig enttäuschtes Gesicht. Er tat ihr leid. Wie konnte sie ihm das nur antun? Die Japanerin hätte alles getan, um ihn glücklich zu machen. Damals, wie heute. Und die Russin nutzte ihn schamlos aus. Jetzt erhob sie sich auch wieder und sah betrübt zu ihm. Er stand mit dem Rücken zu ihr, so dass sie ihn nicht sehen konnte. Ob er weinte? Oder war er einfach nur enttäuscht? Hilary wusste es nicht, aber sie wusste was ihm helfen könnte. Sie trat einen Schritt näher an ihn heran und legte ganz sanft ihre Arme um seinen Oberkörper. Ganz vorsichtig schmiegte sie sich an seinen warmen Körper und schloss die Augen. Hilary spürte, wie seine angespannte Haltung lockerer wurde. „...wirst du sie trotzdem heiraten?“, flüsterte sie gegen seinen Rücken. Der blau-haarige atmete schwer aus und legte seine Hand auf ihre. „Ja. Denn ich habe einen Plan.“, seine Stimme klang hasserfüllt. Kein Wunder, bei dem, was er gerade erfahren hatte. Hilary ließ ihre Arme sinken. Wie konnte sie denken, dass er sie nicht heiraten würde. Bedrückt setzte sie sich aufs Bett und lehnte sich an die Wand. Kai drehte sich zu ihr herum. Schweigend ließ er sich neben die junge Frau nieder und faltete seine Hände. „Ich bin müde...“, sagte sie schließlich. „Kann ich noch eine Weile hierbleiben?“ „Hm...mach was du willst. Ich will jetzt schlafen.“, damit zog sie die Decke zu sich und legte sich hin. Das Licht machte sie aus. Kai blieb am Fußende sitzen, gegen die Wand gelehnt und betrachtete Hilary's Umrisse in der Dunkelheit. Sie hatte sich zur Tür gedreht und ihre Füße angezogen, so dass die Zehenspitzen kurz vor seinen Beinen endeten. Er öffnete seine Hände und legte die linke Hand auf ihre Füße. Kurz darauf spürte er die wohlige Wärme, die von ihnen ausging. Ob sie noch Gefühle für ihn hatte? Sie war so anders, als Kate. Der Russe konnte sich nicht erklären, was mit ihm los war. Sonst traf er seine Entscheidungen zuverlässig, doch jetzt stand er mit dem Rücken an der Wand. Zwischen den Stühlen. Müde rutschte er vom Bett herunter auf den Boden. Sein Kopf ruhte auf der Bettkante und zum Teil auf der Matratze. So verharrte er den ganzen Abend. Kate war in ihrem Zimmer so beschäftigt mit dem Planen der Hochzeit, dass sie die Zeit ganz vergaß. Erschöpft von der Internetsuche, schaute sie auf die Uhr. Überrascht darüber, wie spät es schon war, legte sie sich schlafen und verschob die weitere Planung auf den nächsten Tag. Sie wachte an dem Morgen schon sehr zeitig auf, für ihre Verhältnisse. Zu aufgeregt war sie über die kommende Zeit. Ihr Blick fiel auf die leere Bettseite von Kai. Seine Decke war unberührt und sah genauso aus, wie am Abend. Wo war er denn nun wieder? Genervt schlug sie die Decke auf und zog sich an. Die Russin suchte im Wohnzimmer nach ihm, im Bad und in den anderen Räumen, doch sie fand ihn nirgends. Als Mila ihr entgegen kam, fragte die schwangere sie, ob sie ihn gesehen hatte. Doch auch sie wusste nicht, wo er war. Mit den ersten Sonnenstrahlen erwachte auch Hilary aus ihrem tiefen Schlaf. Sie hatte einen komischen Traum von Kai. Als sie sich aufsetzte, fand sie ihn auf dem Boden schlafend. Er saß noch auf dem Boden. Seine Arme vor dem Körper verschränkt und der Kopf nach vorn auf die Brust gelegt. Das sah unbequem aus. Er war scheinbar die ganze Nacht dort. Was brachte ihn dazu? Die junge Frau legte die Decke zurück. Sie verließ das Bett, um ihn anzusehen. Tief und fest schlief er. Kurz schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, dann legte sie die Decke über seine Schultern. Leise zog sie sich um, denn sie wollte ihn nicht wecken. Emilia brabbelte im Nebenzimmer vor sich her. Sie wollte jetzt auch aufstehen und forderte das lautstark ein. Hilary versuchte ihre Tochter zu beruhigen. Angezogen war sie schnell und kurz darauf robbte die kleine zufrieden durch das Zimmer. Hilary schnappte sich noch ein paar Sachen und wollte dann nach unten gehen, um Kai nicht weiter zu stören. Doch er war mittlerweile aufgewacht. Schmerzhaft rieb er sich den Nacken. „Na, gut geschlafen?“ „Nein. Du?“ „Es ging so, ich hab einen komischen Traum gehabt.“ „Na wenigstens hast du nicht getreten.“, der blau-haarige erhob sich vom Boden. Gespielt beleidigt, warf sie ihm ein Plüschtier von Emilia, entgegen. Er fing es locker auf und legte es auf dem Bett ab. „Ich geh dann mal.“ „Ich komm mit!“, sie folgte ihm darauf. Auf dem Flur kam ihnen Kate entgegen. Als sie die beiden zusammen sah, plusterte sie sich künstlich auf. Sie musterte ihren Freund von oben bis unten. Seine Harre waren etwas zerzaust, er sah noch verschlafen aus und er trug immer noch die Klamotten von gestern. „Warst du bei ihr?!“ Er zog eine Augenbraue nach oben und sah seine Freundin kühl an. „Er hat bei mi-“ „Wir haben den Ausbau des Zentrums zu ende geplant. Architektonisch passt jetzt alles. Oder was dachtest du?“, ohne rot zu werden, log er ihr knallhart ins Gesicht. Hilary stimmte ihm nickend zu. Würde sie jetzt etwas sagen, würde Kate merken, dass er log. Ihr Blick wechselte ein paar Mal zwischen den beiden hin und her. „Gut, wenn du das sagst, dann glaube ich dir. Lass uns frühstücken. Ich habe Hunger.“, sie drehte sich auf den Absätzen um, und ging zum Speisesaal. Ob ihre Stimmungsschwankungen schon an der Schwangerschaft lagen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)