Sturm & Drang von die-in-darkness ================================================================================ Kapitel 27: Moskau ------------------ Kapitel 27 Am Zielort angekommen, parkte der Halbrusse seinen Wagen in einem Parkhaus. Hier gab es Sicherheitsleute, die rund um die Uhr auf die parkenden Wertstücke aufpassten. Die kleine Gruppe machte sich auf den Weg in die Innenstadt. Dazu mussten sie noch ein kleinen Fußmarsch zurücklegen. Und dann standen sie mitten auf dem roten Platz. Kate hielt ihre Hand direkt unter Kai's Nase, denn sie wollte endlich shoppen gehen. Er kramte seine Kreditkarte heraus, die sie ihm schnell aus den Fingern riss und verschwand im Kaufhaus. „Willkommen in Russland.“, Kai breitete die Arme aus und Hilary ließ ihren Blick über den Platz schweifen. „Wow....das ist echt beeindruckend schön.“, bemerkte die braunhaarige, überwältigt von den Eindrücken. „Hat dieser Platz einen Namen?“ „Das ist der rote Platz.“ „Rot? Wegen der roten Mauern?“ „Nein...“, grinste er. „Das denken viele, dabei kommt der Name aus dem altrussischen. Da war der eigentliche Name 'Schöner Platz', doch das Wort 'schön' wird heute hauptsächlich mit 'rot' übersetzt.“, erklärte er weiter. „Ah...deshalb roter Platz...Hast dich wohl vorbereitet.“, die Japanerin lächelte ihn verschmitzt an. „Nein. Das ist Heimatkunde. Das große Gebäude da drüben ist übrigens das Kaufhaus GUM. Ein Haufen Läden...genau das richtige für Kate.“ Hilary schmunzelte. Das würde für Kai's Kreditkarte nicht gutes bedeuten. Kai entfernte sich einige Schritte von der brünetten. „Da hinten ist das Lenin-Mausoleum und da der Kreml.“, er zeigte kurz auf die einzelnen Gebäude ohne dabei auf Hilary zu achten, die sich sichtlich schwer tat seinen Deutungen zu folgen. Dann drehte er sich auf der Stelle, genau in Hilary's Arme, drehte sie an den Armen mit und zeigte nach vorn. „Und die riesigen Kuppeln dort, gehören zur Basilius-Kathedrale. Beeindruckt, hm?“ Die junge Frau starrte in die gezeigte Richtung. So etwas schönes, großes, und architektonisch perfekt gebautes, hatte sie noch nie gesehen. In Japan gab es zwar auch schöne traditionelle Gebäude, die sehr stilvoll waren, doch dass setzte dem ganzen die Krone auf. „Echt wahnsinnig schön.“ „Wenn dich das schon so beeindruckt hat, musst du die Kathedrale mal bei Nacht sehen.“ Hilary schluckte schwer und drehte ihr Gesicht zu Kai. Was sollte das? Warum tat er das und vor allem warum sprach er so anders mit ihr? Ihre Augen studierten jeden Millimeter seines Gesichts. Er sah ganz ruhig an ihr vorbei, den Blick noch auf die Basilius-Kathedrale gerichtet. Als er merkte, dass Hilary nicht mehr das Gebäude, sondern ihn ansah, legte sich ein kleines Schmunzeln auf sein Gesicht, doch dass verschwand schnell wieder. „Lass uns mal ins Kaufhaus gehen.“, sagte er gewohnt kühl, der Gesichtsausdruck wieder versteinert ohne jegliche Emotion. Er ging an Hilary vorbei und sie sah ihm hinterher. „Warte!!“, rief sie und eilte mit dem Kinderwagen hinterher. Drinnen war es angenehm warm. Sie öffnete ihren Mantel und Emilia zog sie die warmen Sachen aus. Das Gebäude war gut besucht. Sie musste aufpassen, dass sie Kai nicht aus den Augen verlor. Schweigend gingen sie nebeneinander in die Mitte des großen Einkaufszentrums. Kai blieb stehen und sah nach oben. Hilary tat das gleiche. Ihr Mund öffnete sich, als sie die riesige Glaskuppel sah. Sie fühlte sich wie in einem Traum. Alles war so unwirklich. Zufrieden von seinem Vorhaben, Hilary zu beeindrucken, steuerte er nun den ersten Laden an. Frauenmode. „Kommst du?“, zog er die junge Frau aus ihrem kleinen Tagtraum. „Äh..was? Warte! Lauf doch nicht immer einfach los!“ Doch Kai ließ sich nicht davon abhalten, dass weiterhin zu tun. Im Geschäft suchte er nach passender Kleidung für seine Begleitung. Schließlich sollte sie nicht jeden Tag die gleichen Klamotten tragen. Geduldig zeigte er ihr ein Stück nach dem anderen. Hilary konnte gar nicht entscheiden bei so einer großen Auswahl. „Das ist doch viel zu teuer!“ „Willst du dir weiterhin dumme Sprüche von Kate einfangen?“ „Nein...“, sie verstummte. Er hatte wieder Recht. Ergeben ließ sie sich auf die Shoppingtour ein. Und es gab schon schöne Kleider. Am Ende der 30-Minütigen Ladentour, standen sie mit drei hübschen Kombinationen an der Kasse. Hilary sah Kai stutzig an. „Wie willst du das bezahlen?“ „Gib mal deine Kreditkarte.“ „Ah...stimmt...“, verlegen kramte sie aus dem Portemonnaie das kleine Plastikstück. Kai hielt es der Kassiererin hin und unterschrieb auf der Quittung. Die Tüten verstaute sie am Kinderwagen. Sie schlenderten noch durch einige andere Läden und verließen das Einkaufszentrums wieder. Kate war noch nicht wieder aufgetaucht, und Kai telefonierte ihr hinterher. „Wo bleibst du? Wir wollen weiter.“, er machte eine Pause und am anderen Ende der Leitung konnte man Kate sprechen hören. „Ich brauch hier noch ne Weile! Es gibt hier so tolle Kleider! Hol mich nachher einfach hier ab! Ich ruf dich an, wenn ich durch bin!“, sie klang wie ein Teenie, der seine Lieblingsband sah. Kai legte auf und steckte sein Handy wieder ein. „Wir können weiter. Kate hat noch zu tun.“ „Und wohin?“ „Lust auf ein eintöniges Museum?“ „Oh...Bitte nicht!“ „Kulturbanause...“, gespielt beleidigt drehte er sich um und suchte nach einer anderen Lösung. Ein Museum war jetzt nicht unbedingt einfallsreich, aber es bot sich an. „Dann drehen wir ne Runde mit dem Auto durch Moskau. Keine Widerrede.“, die Arme vor dem Körper verschränkt, gingen sie zum Auto zurück. Er fuhr quer durch die Stadt und zeigte ihr weitere Sehenswürdigkeiten Moskaus. Unterwegs aßen sie eine Kleinigkeit und Emilia bekam auch ihre Mahlzeiten. „Jetzt zeig ich dir noch was und dann sind wir durch. Erstmal.“ Hilary sah ihn neugierig an und blieb am Wagen stehen. „Da können wir zu Fuß hingehen.“ „Oh. Gut. Dann eben zu Fuß.“ Also machten sie sich auf den Weg. Nach einem zügigen Marsch kamen sie direkt auf ein großes sandsteinfarbenes Tor zu. Imposante Säulen und ein breiter Durchgang zwischen den Säulen zierten das Bild. Hilary wurde langsamer und blieb ganz stehen. „Wow......“ Auch Kai blieb etwas weiter vorne stehen. „Das ist der Gorki-Park für Kultur und Erholung. Er umfasst eine Fläche von über 1 km². Gehen wir rein oder willst du hier stehenbleiben?“, erklärte er und sah die brünette darauf fordernd an. „Ach weißt du, eigentlich können wir wieder gehen. Ein Park ist ja nichts ungewöhnliches!“, sie begann den Kinderwagen weiter zu schieben und ging am ihm vorbei. Kai sah ihr schweigend hinterher. „Gehen wir nun rein oder willst du hier stehenbleiben?“, rief sie lachend zurück. Der Russe holte tief Luft und lief hinterher. Schnell hatte er aufgeholt und führte sie durch den großen Park. Vorbei an den kleinen Seen und Spielplätzen. Am Ende zeigte er ihr noch das große Veranstaltungsgelände auf dem regelmäßig Open-Air-Konzerte stattfanden. Nach einem ausgedehnten Spaziergang qualmten den beiden die Füße. Sie waren froh als sie wieder am Auto waren. Mittlerweile hatte Kate auch eine Nachricht hinterlassen, da sie abgeholt werden wollte. Erschöpft ließ Hilary sich in den Sitz gleiten und genoss es einfach auszuruhen, während Kai zurück zum Kaufhaus fuhr. Unterwegs rieselten kleine weiße Flöckchen vom Himmel. Und in weniger als einer Stunde waren die Wege und Häuserdächer mit einem zarten weißen Mantel bedeckt. Im Parkhaus stiegen beide aus, um Kate abzuholen. Draußen dämmerte es bereits, als sie am roten Platz auf Kate warteten. Sie war nirgends zu sehen und erreichen konnte Kai sie auch nicht. „Und jetzt?“, fragte Hilary ratlos. „Warten wir bis sie auftaucht.“ „Hoffentlich bald...mir wird langsam kalt...“, bibbernd rieb sie ihre Hände aneinander. Gut, dass Emilia warm eingepackt war. Zu gern hätte sie mit ihrer Tochter die Plätze getauscht. Doch das würde sehr komisch aussehen. Mit jeder Minute, die sie warteten, wurde es kälter. Und die weißen Flocken wurden größer. Hilary schob den Wagen ein Stück über den Platz um sich wenigstens etwas warm zu halten. Viel half es nicht. Zurück bei Kai stapfte sie durch die Schneedecke und stolperte über einen kleinen Absatz. Sie verlor das Gleichgewicht und rutschte mit dem anderen Fuß im Schnee aus. Vor Schreck ließ sie den Kinderwagen los. Sie hoffte nur, dass die weiße Pracht ihren Aufprall etwas dämpfen würde, doch dazu kam es nicht. Die warme Hand des Russen griff ihren Oberarm, zog sie zu sich heran und versuchte ihren Fall zu verhindern. Hilary stützte sich aus Reflex mit der freien Hand an seinem Oberkörper ab und brachte ihn mit ihrem Gewicht ebenfalls ins Wanken. Mit einem lauten Aufschrei seitens der brünetten, gingen beide zu Boden. „Aua...“, die braunhaarige rieb sich ihren Hintern mit dem sie aufgekommen war. „Sorry. Eigentlich wollt ich verhindern, dass du fällst.“, er sah an ihrem roten Mantel herab und dann in ihr Gesicht. Sie hatte vor Kälte eine gerötete Nase bekommen. Doch ihre Augen strahlten, trotz des Sturzes, genauso ausdrucksstark wie immer. Hilary blinzelte und fiel vom Glauben, als sie Kai so über sich hängen sah. So nah war er ihr das letzte Mal, als er sie geküsst hatte und nun drohte eine ähnliche Situation. Ihr Atem wurde unruhiger, denn sein durchdringender Blick ruhte auf ihr. „Kai...“, ihre rehbraunen Augen waren weit geöffnet, ihre Hand lag noch sanft auf seiner Schulter. Sein Gesicht näherte sich langsam ihrem. „Nein.“, verunsichert neigte sie ihren Kopf zur Seite. Zu groß war die Angst, vor dem, was sie wieder ereilen könnte. Kai ließ seinen Kopf hängen, stand schnell auf und klopfte seine Hosenbeine ab. Er reichte ihr die Hand und zog sie mit einem Ruck zurück auf die Beine. Verlegen drehte sie sich von ihm weg und klopfte vorsichtig ihr Gesäß ab, mit dem sie aufgekommen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)