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Sirius Black

Sein Erleben von 1981 bis zu seinem Tod
von

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Fehlschläge

Mit gerunzelter Stirn sah Sirius den Kater an, der ihm soeben Bericht erstattet hatte. Was für eine verfahrene Situation! Dabei war es so überzeugt davon gewesen, dass der Plan aufgehen würde. Man müsste den Kerl aus der Reserve locken, hatte Sirius gedacht. Und angesichts einer drohenden Zerfleischung durch einen Kater, wird selbst Peter es vorziehen, sich zu verwandeln. Doch der Verräter war wieder einmal davon gekommen. Und mehr noch waren Harrys Freunde aufgrund dessen heftig zerstritten. Sirius hatte sich vorgestellt, wie Peter vor aller Augen im vollen Gemeinschaftsraum erschienen wäre. Hunderte Zeugen. Die ungeheuerliche Nachricht würde sich wie ein einschlagender Blitz ausbreiten. In der Schule, dem Dorf und letztlich dem ganzen Land. Er wäre als Mann und Harrys Pate ins Schloss marschiert, staunende, bewundernde Blicke auf sich gerichtet. Das Zaubereinministerium und der Minister hätten sich offiziell bei ihm entschuldigt und sich bedankt, dass wegen seiner Mühen die Wahrheit ans Licht gekommen wäre.

Der Orden der Merlin erster Klasse würde Peter Pettigrew ab- und ihm anerkannt. Sirius hätte Harry kennenlernen können. Nach zwölf unendlich langen Jahren, die man ihnen beiden genommen hatte, wäre er James' Sohn zum ersten Mal wieder nahe, könnte ihn mit dem besten Freund vergleichen, sich an ihm satt sehen. Wehmütig seufzte Sirius auf. Er schwankte zwischen Enttäuschung und Wut, welche immer stärker wurde. Es drängte ihn danach, Peter selbst in die Hände zu bekommen. Mit ausgestrecktem Zauberstab über ihm zu stehen und das Leben des Spionen zu beenden. Avada Kedavra. Nie zuvor hatte er den Fluch benutzt, doch für diesen Verräter würde er es mit Vergnügen tun.

„Ich kann es natürlich weiter versuchen“, meinte Krummbein und sah ihn zweifelnd an. Unruhig zuckte die Nase des Hundes, als er entschlossen erwiderte: „Ich werde es selbst versuchen.“ Dies war ohnehin der ursprüngliche Plan gewesen, bis zu dem Tag, an dem er den Kater getroffen und als Verbündeten hatte gewinnen können.

„Sie reden immerzu von Hogsmeade“, informierte Krummbein. „Scheint, als wäre an Halloween der Großteil der Schüler nicht da. An diesem Tag scheint es am Günstigsten zu sein. Nur Harry hat keine Erlaubnis bekommen. Er muss bleiben.“

Im Herzen von Sirius startete ein Feuerwerk, die Gedanken schienen gelähmt und zugleich rasten sie in einer Geschwindigkeit durch seinen Kopf, dass er sie kaum zu fassen vermochte. Halloween. Der Tag vor zwölf Jahren, an dem Lily und James ermordet wurden. Der Tag, an dem Peter ihn ins Verderben gestürzt hatte. Wie symbolisch, dass ausgerechnet an Halloween Peters falsches Spiel offenbart würde.

Sirius sah sich selbst in den Gemeinschaftsraum treten, Peter aus der Tarnung treibend. Er würde sich Harry zuwenden und ihm sagen, dass er sein Pate sei und ab sofort immer für ihn da wäre. Dass er gekommen war, um diesmal wenigstens ihm das Leben zu retten. Wenn es ihm schon bei James und Lily misslungen war. Nie wieder würde Harry durch Peter Schaden zugefügt werden.
 

„Morgen ist es so weit. Sie haben heute den ganzen Tag von nichts anderem als Hogsmeade gesprochen“, rief Krummbein. Mittlerweile hatte die Aufregung Sirius' sogar den Kater ergriffen. Sie sahen einander an, der Schwanz des Hundes und des Katers zuckten unruhig. Als der Kater die Hütte verlassen hatte, ging Sirius auf und ab. Morgen würde der Tag sein, auf den er zwölf Jahre lang gewartet hatte. Morgen würden James und Lily gerächt. Morgen würde das Leben Peters eine äußerst unerfreuliche Wendung nehmen. Sirius grinste. Er stieg die knarrenden Stufen hinab und betrat den Gang.

Tatsächlich! Der Geheimgang war noch intakt. Zu Viert hatten sie ihn damals mithilfe von Zauberflüchen frei gesprengt und er endete in unmittelbarer Nähe des Portraits der Fetten Dame. Unvorstellbar, bei jedem ihrer nächtlichen Ausbrüche den Gang zwischen dem Honigtopf und dem Hexenbuckel im Schloss zu nutzen. Beruhigt legte Sirius sich auf das mottenzerfressene Bett. Morgen, dachte er. Dann war er schon eingeschlafen.
 

Hätte ich doch einen Zauberstab. Dann könnte ich mich wenigstens unsichtbar machen. Mit hämmerndem Herzen stand Sirius vor dem Stück Mauer, dass ihn vom Korridor in Hogwarts trennte.

Hätte ich wenigstens unsere Karte, dann könnte ich sehen, wer gerade hier herum schleicht. Was wohl aus ihr geworden ist? Vorsichtig drückte er und lautlos glitt die getarnte Tür beiseite. Sirius lauschte, hörte jedoch nichts. Trotz seiner flatternden Nerven machte sein Herz angesichts der vertrauten, geliebten Umgebung einen freudigen Hüpfer. Langsam sah er sich um, registrierte von den Portraits über die Wandteppiche jedes Detail und nahm es in sich auf. Hogwarts. Dort über dem Gemälde war sogar noch der Blutfleck. Zwar verblasste er, doch Sirius erkannte die Stelle dennoch, an der Schniefelus' Blut die Wand getroffen hatte. Was musste er James auch hinterrücks attackieren!?

Sirius machte einen Schritt, erstarrte jedoch mitten in der Bewegung und sah gebannt zur Treppe.

Lauf!, schoss es durch seinen Kopf. Er verbarg sich hinter einer Rüstung.

Snape! Sirius Kinnlade klappte herab. Was tat der denn hier? Sirius rieb sich die Augen, doch es war keine Halluzination: Severus Schniefelus Snape war tatsächlich auch hier. Jetzt ging er weiter und war außer Sicht, doch noch immer verharrte der Geflohene, bis er sich besann. Das Portrait der Fetten Dame war verlassen. Sie schien ausgegangen zu sein. Die Enttäuschung überwältigte ihn. Was nun? Sollte er warten? Für einen kuren Moment dachte er an Albus Dumbledore. Er könnte zu ihm gehen und sich offenbaren. Ihm die ganze Geschichte erzählen.

Vertraue keinem, niemand wird dir glauben, warnte das Misstrauen! Nein, es ging nicht, er selbst musste es schaffen. Und er würde es schaffen. Schon wieder Schritte. Der Kerl machte ihn wahnsinnig. Sein Haar war noch länger und fettiger geworden, einzig der raubtierhafte Gang war derselbe geblieben. Sirius drückte sich so dicht er konnte an den Rücken der Rüstung. Abscheu stieg in ihm hoch. Wie gerne würde er ihm einen gepfefferten Fluch aufhalsen, so dass ihm Hören und Sehen verginge. Nach einer halben Stunde gab er auf. Weder kam die Fette Dame zurück, noch verschwand Snape aus den Gängen. Was trieb er nur?

Herumschnüffeln, mit seiner übergroßen Nase!

Aufgebracht betrat er den Geheimgang und wartete in der Hütte auf die Zeit des Abendbrotes. Als die Dämmerung die Spitzen der Bäume immer weiter verfärbte, betrat er zum dritten Mal den Gang. Diesmal fühlte er eine kalte Gelassenheit. Wie von einem Magnet angezogen, setzte er die Füße voreinander. Peter, ich komme!

Er trat in den Korridor, wandte den Kopf nach links und rechts. Niemand war zu sehen, doch fernes Stimmengewirr sagte ihm, dass die Schüler beim Festessen saßen. Seine Faust schloss sich um den Dolch, den er seit seiner Flucht bei sich trug, nachdem er ihn einem Obdachlosen genommen hatte. Der kalte Griff fühlte sich gut in seiner verschwitzten Hand an. Mit entschlossener Miene wandte er sich der Fetten Dame zu.

„Lass mich rein“, forderte er.

„Passwort?“, fragte sie hochmütig und sah ihn von oben herab an. Das Passwort. Wie konnte er das vergessen haben? An alles mögliche hatte er gedacht, nur an das nicht. Er schluckte schwer.

„Ich habe es nicht. Ich bin gekommen, um meinen Sohn zu besuchen.“

Die Augen der Dame verengten sich.

„Um diese Zeit? Das glaube ich kaum. Zumal er gerade beim Abendessen sitzen dürfte.“

„Bitte, ich .. Ich muss in diesen Turm.“

„Kein Passwort, kein Eintritt!“, verkündete sie schnippisch. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Nicht jetzt, nicht heute. Wie in einem Alptraum gefangen sah er das Portrait an und die Not verwandelte sich in Wut und die Wut in Raserei. Wahrscheinlich räkelte Peter sich gerade jetzt in einem der Himmelbetten, zufrieden mit sich und der Welt, geduldig abwartend bis es Zeit wurde, zu Handeln. Verwöhnt von einem Jungen, der ihn liebte, das Haustier schützte und hätschelte. Und plötzlich war es nicht mehr die Dame im Seidenkleid, die er vor sich sah, sondern das Gesicht des Verräters, das ihn auslachte, sich über ihn amüsierte. Mit einem Wutschrei hob er den Arm und stach auf das Gemälde ein, das ihm den Eintritt verwehrte, es unmöglich machte, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Es ihm unmöglich machte, aus der Illegalität zu kommen, rehabilitiert zu werden. James und Lily zu rächen. Die angestaute Wut der vergangenen Wochen entlud sich, die Dame schrie und floh, doch noch immer zerstörten tiefe Hiebe des Dolches das Portrait, bis ein Geräusch Sirius schlagartig in die Wirklichkeit zurück brachte. Peeves, der Poltergeist, kam rückwärts aus einer Wand geschwebt. Wie angefroren verhielt Sirius mitten in der Bewegung, den Arm noch immer erhoben, das Gesicht feuerrot und verschwitzt. Nichts wie weg hier, dachte er und Panik stieg in ihm hoch. Hals über Kopf rannte er in den Geheimgang zurück und ließ sich wenig später mit vor Tränen nassem Gesicht auf das Bett fallen.
 

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Anhören könnt ihr das Kapitel hier:

https://www.youtube.com/watch?v=UmL9mBSsawo



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