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Sirius Black

Sein Erleben von 1981 bis zu seinem Tod
von

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Der Kater

Sirius' Erwachen schmeckte nach Sehnsucht. Das Bett, auf dem er lag, war so muffig und mottenzerfressen, als wäre seit 20 Jahren keiner mehr hier gewesen, um sich darum zu kümmern. Also hatten die Gerüchte, welche Dumbledore nicht müde geworden war zu verbreiten, tatsächlich nachhaltig Eindruck hinterlassen. Sirius hatte nie zugehört, wenn der Schulleiter seine Gruselgeschichten über eine Bande von den wüstesten Gespenstern erzählte, vor denen sogar die Geister aus Hogwarts respektvollen Abstand einhielten. Doch sie waren zweifelsfrei beeindruckend genug gewesen, um auch heute noch dafür zu sorgen, dass kein Dorfbewohner dieser Hütte zu nahe kam.

24 Jahre waren verstrichen.

24 Jahre, seitdem der elfjährige Remus mit ihm eingeschult worden war und sich allmonatlich in dieser Hütte verwandelt hatte, um keinen der anderen Schüler und Schlossbewohner in Gefahr zu bringen. Fast war es Sirius, als sähe er noch die Mulde am Fußende, in welcher Remus' Körper nach den kräftezehrenden Verwandlungen Ruhe gefunden hatte.

Ab ihrem fünften Jahr war es manchmal vorgekommen, dass Peter, James und er die Nacht mit ihrem verwandelten Freund hier verbracht hatten. Niemandem war aufgefallen, dass sie ganze Nächte außerhalb des Schlosses verbracht hatten.

Sirius starrte auf die Tür, während schattenhafte Erinnerungen sich in sein Bewusstsein drängten. Immer heftiger wurden sie, bis er die Szene so gestochen scharf vor sich sah, als befände er sich in einer der atemberaubenden Theatervorstellungen, die er des Öfteren mit Lily und James besucht hatte.

„Hier gehst du jeden Monat hin?“ Peter starrt Remus mit vor Staunen weit aufgerissenen Augen an. Er ist, wie sie alle, 12 Jahre alt. Mit ehrfürchtigen Mienen sehen sie sich um und betrachten die tiefen Kratzer und Verwüstungen.

„Und das warst alles du? Ganz allein?“

„Ja.“ Remus klingt beschämt, während er verzagt auf die Spuren seiner Verwüstungen blickt.

„Wow.“ Wie beeindruckt Peter sich angesichts der animalischen Kräfte des Freundes anhört!

„Das würde ich ja gerne mal sehen, wie du hier wütest.“

„Bloß nicht!“ Entsetzt rauft Remus sich sein Haar. „Ihr würdet euch alle in Lebensgefahr bringen.“

„Das wäre schon eher etwas für unseren Freund Schniefelus“, kommentiert Sirius mit gehässigem Blick, was die anderen Drei zum Lachen bringt.

„Verdient hätte er es ja. Und wir hätten ihm sogar einen Gefallen getan und seiner unerträglichen Neugier Abhilfe geschaffen“, meint James grinsend. Er greift in seine Tasche, Sekunden später sind sie unter dem Tarnumhang verborgen und kehren zum Schloss zurück. Sirius weiß, wie unwohl sich Remus in seiner Haut fühlt. Er leidet darunter, die Verwandlungen nicht kontrollieren zu können. Eine Gefahr zu sein.
 

Doch als die Abenteuer in ihrem fünften Jahr begannen, war auch der Leidensdruck gewichen und sie genossen ihr Leben rundherum. Wie unbeschwert wir damals noch waren! Wehmütig seufzte Sirius. Die Bilder an der Hüttenwand verblassten und der Rücken des Mannes straffte sich. Es war nicht die Zeit, um sentimental zu werden. Er musste handeln. Sirius stieg die laut knarrenden Treppenstufen herab. Auf halber Strecke zog sich sein Körper zusammen und der Hund lief weiter. Frische Luft schlug ihm entgegen und weckte seine Lebensgeister endgültig. Nachdenklich streifte er durch den geliebten, vertrauten Wald. Die Bewegung tat Sirius gut. Sein Blick wanderte in die Ferne zu den Dementoren. Den Kreaturen, die den Mörder Peter Pettigrew hinter sicheren Mauern schützten. Sirius schritt zornig schneller aus.

Wie um alles in der Welt sollte er in das Schloss kommen?

All die Wochen hatte die Flucht seine gesamte Aufmerksamkeit beansprucht. Kaum einen Gedanken hatte er daran verschwendet, wie es weitergehen würde. Das Bild des Honigtopfes erschien vor seinem inneren Auge. Wenn es ihm gelänge dort einzudringen, käme er direkt zum Buckel der Hexenstatue im Schloss. Doch womöglich war der Geheimgang versiegelt worden.

Ich werde es nicht wissen, bis ich es versucht habe! Welcher Wochentag heute wohl ist? Könnte ich doch an eine Zeitung kommen… Ja, das mache ich. Ich gehe nach Hogsmeade und -

Sirius erstarrte und spitzte die Ohren. Ein aufgebrachtes Fauchen unterbrach seine Gedanken. Erschrocken richtete der Hund sich auf und drehte die Ohren in die Richtung des Geräusches. Dann löste sich die Spannung. In seiner menschlichen Gestalt hätte er lachen müssen: Es war ein Kater. Doch was für ein Kater!

Das Gesicht wirkte merkwürdig eingedellt, das Fell war rostrot und flauschig und er fauchte noch lauter. Nun wurde Sirius doch nervös. Manch aggressive Katze zerkratzte Hunden das Gesicht derartig, dass sie wochenlang Schmerzen litten. Was hatte der Kater nur?

Der Hund drehte seinen Kopf zu allen Seiten: Niemand war zu sehen. Plötzlich stieg Sehnsucht in ihm hoch. Wie lange hatte er das Fell eines Tieres nicht mehr mit bloßen Händen berühren können?

Der Augenblick war zu günstig, die Versuchung zu groß. Impulsiv verwandelte er sich.

Das Fauchen erstarb. Zögernd streckte Sirius seine Hände aus und machte lockende, schnalzende Geräusche mit der Zunge. Der Kater näherte sich ihm und Sirius griff nach dem Tier. Legte seine Hand fast ängstlich, mit wild klopfendem Herzen, auf den Rücken und spürte, dass der Kater einen Buckel machte und zu Schnurren begann. Sirius Herz verkrampfte sich. Wie sehr er doch mittlerweile die kleinen Dinge im Leben zu schätzen wusste!

Die Zeit stand still, in diesem Moment der Glücksseligkeit. Da waren nur er und das Tier, dessen geschmeidiges Fell Leben und Freiheit verkörperte. Dessen Beine sich mit zurückgezogenen Krallen in seiner Brusttasche vergruben.

Viel zu früh wurde Sirius von der Wirklichkeit wieder eingeholt. Ein Geräusch ließ ihn innehalten. Schritte. Im nächsten Augenblick waren auf der Lichtung wieder zwei Tiere zu sehen. Sirius duckte sich. Hagrid. Der Wildhüter war also nach wie vor hier.

Auch er wird mich für einen elenden Verräter halten, fuhr es Sirius durch den Kopf. Ob die Armbrust mir gilt?

Mit traurig hängendem Kopf schlich der Hund davon. Zu seiner Verwunderung folgte ihm der Kater bis zur Peitschenden Weide.

Ob er wohl mit mir kommt? Das wäre schön. Wie lange war ihm sämtliche Gesellschaft vorenthalten worden? Einem plötzlichen Impuls folgend stieß Sirius einen Laut aus. Der Kater reagierte und das Hundeherz schlug fast bis zu seiner Kehle. Es funktionierte!

Die Sprache der Tiere hatten Sirius, James, Remus und Peter schon früh nach ihrer Verwandlung entdeckt. Es ermöglichte ihnen, als Tiere untereinander zu kommunizieren und dieser Kater verstand es. Mit federnden Sprüngen stürmte Sirius auf die Peitschende Weide zu, den Kater auf seinen Fersen. Mit einem großen Satz überwand der Hund die kritische Zone, noch ehe die Weide reagieren konnte. Als der Kater am späten Abend die Hütte verließ, hinterließ er einen Mann, der das Gefühl hatte, nach 13 Jahren wieder einen Freund gefunden zu haben.
 

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Anhören könnt ihr das Kapitel hier: https://www.youtube.com/watch?v=icGxqf4r1gw



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