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Sirius Black

Sein Erleben von 1981 bis zu seinem Tod
von

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Die Nacht des 31. Oktober 1981

Im Treppenhaus kamen Sirius so viele Leute wie nie entgegen. Ihre Gesichter abgewandt, waren die Spuren von Hektik und Stress doch überdeutlich zu sehen.

Hoffentlich hat das alles bald ein Ende, dachte Sirius niedergeschlagen und stieg die Stufen in den dritten Stock hinauf. Am Ende des Ganges verharrte er, der ausgestreckte Zeigefinger schwebte über der Klingel, sein Herz schien auszusetzen. Das Namensschild Peters war verschwunden. Wo früher auf einem weißen Zettel Pettigrew gestanden hatte, war nur noch ein leeres Feld. Wie um die fehlenden Schläge auszugleichen, begann das Herz des Mannes nun zu rasen.

Was hat das zu bedeuten? Heftig presste er den Finger auf die Klingel. Lautes Schrillen zerriss die Stille, doch kein anderer Laut drang hinter der Tür hervor.

Die Geräusche der umliegenden Wohnungen klangen ruhig und so wie immer. Keine hektischen oder panischen Stimmen waren zu hören. Alles schien wie immer, bis auf die Tatsache, dass Peters Namen hier nicht mehr stand.

Und bis auf die Tatsache, dass Sirius das Gefühl drohenden Unheils ergriff. Entschlossen ballte er die Hand zur Faust und hämmerte gegen das Holz. „Peter! PETER!!!“

Er presste das Ohr an die Tür. Nichts.

Sirius zückte seinen Zauberstab und richtete ihn auf das Schloss.

„Alohomora“, krächzte er. Die Tür schwang auf und Sirius sprang in die Wohnung, den Zauberstab weiterhin ausgestreckt.

Was würde er vorfinden?

Jede Faser seines Körpers war angespannt, bei jedem Schritt erwartete er, angegriffen zu werden oder aber den leblosen Körper des Freundes zu entdecken. Doch nachdem er jeden Raum durchsucht hatte, sah er sich genauer um. Alles war so aufgeräumt wie immer, was in Peters Fall bedeutete, dass es nicht chaotischer als sonst aussah.

Weshalb fehlte dann das Namensschild? Wo war der Freund?

Sirius begann zu zittern. Ob Peter entführt wurde? Dann würde es hier anders aussehen. Er sprang so ungestüm vom Stuhl, dass dieser umkippte, doch Sirius achtete nicht darauf. Eine fürchterliche Angst erfasste sein Inneres. Ich muss nach Godrics Hollow.
 

Der Wind peitschte Sirius ins Gesicht, die Wolken wurden immer dichter und so fest er konnte umklammerte er den Lenker, der Oberkörper beinahe auf den Sitz des Motorrades gepresst. Von Weitem erkannte er die Umrisse des Dorfes, die Kirche, den großen Platz davor. Das Haus der Potters wurde immer größer, doch was er sah erschreckte ihn so sehr, dass er den Lenker verriss und Gefahr lief, abzustürzen. Gerade noch rechtzeitig gelang ihm die Notlandung.

Sprachlos starrte er auf die Ruine, die nur wenige Tage zuvor das Zuhause seines besten Freundes gewesen war. Zwei entgegen gesetzte Impulse rangen in ihm: Der, in das nahezu vollständig zerstörte Haus zu stürmen und zu überprüfen, ob es noch irgendetwas zu retten gab und der, stehenzubleiben, um das Schreckliche nicht sehen zu müssen.

Ein lautes, qualvolles Heulen drang aus dem Haus und ohne nachzudenken, rannte Sirius die Stufen des Vorbaues hoch. Die Haustür hing in den Angeln und im Flur lag…

„Nein, nein!“ War das seine Stimme, die da so flehte?

Grauen überflutete den jungen Mann, seine Knie gaben nach, die Hände umfassten das Gesicht des Toten. Die Brille des Freundes hing schief auf dem Gesicht, die Augen starrten ins Leere. Das Heulen, das Sirius ins Haus getrieben hatte, war erneut zu hören und zwang ihn dazu, sich aus der eigenen Starre zu lösen.

Doch als er aufstand fühlte er sich, als verweile seine Seele nach wie vor bei dem Toten, um über ihn zu wachen und das Unbegreifliche zu begreifen. Nur der Körper, mit den so heftig zitternden Knien, stieg langsam die hölzerne Treppe hinauf. Die riesenhafte Gestalt Hagrids erschien, den kleinen Harry an sich gepresst, die tote Lily zu seinen Füßen.

Sie sind alle tot, dachte Sirius und sah den Wildhüter an wie eine Erscheinung. Dies war nur ein Alptraum, ein furchtbarer Alptraum, den der nahende Sonnenaufgang gewiss beenden würde. Nichts, was hier geschah, nichts von den Eindrücken, die ihn so marterten war real. Und so stand er da, schweigend und um das Erwachen kämpfend. Bis -

„Ich bring' ihn zu seinen Verwandten.“ Hagrid lief auf ihn zu und mit großen Augen bemerkte Sirius, dass sich das Bündel bewegte und wimmerte. Sirius Hand glitt zu dem Gesicht und strich unsicher darüber. Die Haut war warm und weich, wenn auch die runden Bäckchen nass und die Augen gerötet waren. „Als ich hier ankam, hat er so geschrien, das kleine Würmchen“, erzählte Hagrid und schluchzte trocken.

„Es ist alles meine Schuld“, flüsterte Sirius tonlos. „Nur meine Schuld.“

„Unsinn, wie kommst'n da drauf, hm?“ Hagrid legte ihm eine seiner Pranken auf die Schulter, offenbar um ihn zu trösten, doch Sirius empfand nichts. Er spürte, wie ihm die Kräfte erneut schwanden und sank zu Boden.

„Du weiß' schon wer kann man eben nich' entkommen, is' einfach so. Aber wies scheint isser weg.“ Die Worte erreichten Sirius kaum. Stattdessen drang eine fast vergessene Erinnerung in sein Bewusstsein. „Gib Harry mir, Hagrid. Ich bin sein Pate.“ Plötzlich kehrte die Kraft in seine Beine zurück, er erhob sich und streckte die Arme nach Harry aus.

„Nein!“ Hagrid drückte das Baby enger an die Brust und schüttelte heftig den Kopf. „Dumbledore möchte, dass er zu seinen Verwandten kommt.“

Verwandte… Das Bild einer schlecht gelaunten Frau samt übergewichtigem Gatten erschien vor Sirius' innerem Auge. Die traurige Stimme Lilys klang ihm in den Ohren: „Sie war einfach immer neidisch, weißt du? Und … auch missgünstig. Ich glaube, sie hat mir nie verziehen, dass ich als Hexe geboren wurde. All die Jahre hat sie mich das spüren lassen.“

„Zu seinen Verwandten?“, rief Sirius entrüstet und richtete sich zu seiner vollen Größe auf, reichte allerdings nach wie vor nicht über den Ellenbogen des Riesen. „ICH bin sein Verwandter, ICH bin sein Pate. James wollte immer, dass ich für Harry sorge, falls ihnen etwas zustößt. Dumbledore kann nicht gemeint haben, Harry zu den Muggeln zu schicken. Bei mir hat er doch alles.“

Hagrid schüttelte ratlos den Kopf. „Du kannst ihn doch besuchen. Nachdem Lily und James...“ Sein Blick huschte über Lilys Körper. „Die Behörden werden gleich kommen...“ Die Wortfetzen verstummten und zum ersten Mal in dieser Nacht sah sich Sirius wirklich um. Durch die weggesprengte Decke waren die Sterne zu sehen, Feuerwerkskörper und Rauch.

Das hier ist kein Traum, begriff Sirius. Der Riese vor ihm war real, ebenso das Kind in den Armen, die Entscheidung Dumbledores, die nun mit einem Schlag Sinn ergab.

Er weiß nichts von unserem Rollentausch! Peter war all die Zeit über der Spion.

Der Nebel in seinem Kopf war Gedanken gewichen, die so schnell auf ihn einprasselten, dass er sie kaum zu sortieren vermochte. Ich muss Peter finden, um meine Unschuld zu beweisen. Nein, es geht nicht um Unschuld, es geht um Rache! In kürzester Zeit werden die Ministeriumsbeamten hier eintreffen und mich nach Askaban bringen. Ich muss weg! Am Besten so schnell wie möglich mit dem Motorrad. Nein, zu auffällig.

„Nimm mein Motorrad, Hagrid, ich brauche es nicht mehr.“ Seine Stimme klang absolut ruhig, kein Zittern erklang.

Hagrid schnäuzte sich heftig und nickte. „Bis bald, Sirius. Un' … mach dir keine Vorwürfe.“ Er stapfte aus dem Raum und ließ den jungen Mann allein zurück.

Die Verzweiflung drohte ihn zu übermannen, er stieß einen wilden Schrei aus und ballte in hilfloser Wut die Fäuste. Alles war vorbei. Das Leben von Lily und James… ausgelöscht. Nur wegen diesem einen Mistkerl, diesem Verräter, diesem rückgratlosen Wurm.

Die Stufen knarrten, als Sirius so schnell er konnte die Treppen hinab sprang. Im Garten blickte er auf die Ruine. „Rache!“, zischte er hasserfüllt und betrat die ausgestorbene Straße.



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