An Evening Sketch von T0HYA ================================================================================ Kapitel 2: Dreihundert ---------------------- Der seichte Fahrtwind strich Tsukishima durch das Haar und er sah sich in der Umgebung, an welcher sie vorbeifuhren, um. Wo die Schule Nekomas doch abgelegen vom Tumult der tiefen Stadt Tokyos war, so war die ruhige Atmosphäre nach nur wenigen Kilometer die sie zurücklegten Geschichte. An fast jedem Haus waren kunterbunte, beleuchtete Reklametafeln zu erkennen, und an den Geschäften an welchen sie vorbeizogen standen hübsche Mitarbeiterinnen mit Flyern vor der Tür um neue Kunden anzuwerben. Für Tsukishima wirkte es schon fast fremd. Wie eine andere Welt. Vollkommen verrückt, zu bunt, zu voll und eigentlich auch viel zu laut. Noch immer bereute er es, letztendlich kleinbeigegeben zu haben und mit den beiden Teamcaptains mitgekommen zu sein. Noch dazu mit dem illegaler Weise geklauten Fahrrad Akaashis. Dennoch beruhigte ihn ein wenig die Tatsache, dass er zumindest von den Gesprächen der beiden nicht viel mitbekam, da er sich die Kopfhörer von Bokutos iPod, welchen er sich zuvor geliehen hatte, so tief in die Ohren steckte, dass Tsukishima sämtliche Hintergrundgeräusche einfach herausfilterte. Lediglich ab und an dröhnte der schrille Aufschrei Bokutos durch sein Trommelfell, wenn Kuroo diesem mit seinem eigenen Fahrrad wieder etliche Meter vorausgefahren war und aufgrund dessen neckte. Als Bokuto das Rad Akaashis abstellte und es mit einer Umdrehung des Schlüssels verschloss, lehnte er es an die unscheinbare Hauswand neben dem ebenso kleinen, unscheinbaren Eingang des Gebäudes vor ihnen an. Tsukishima stoppte die Musik und nahm sich die Kopfhörer aus den Ohren, hatte dabei das Gefühl, dass die Dezibelzahl seiner Umgebung weit die Lautstärke übertraf, die zuvor noch direkten Kontakt zu seiner Ohrmuschel gehabt hatte. Direkt nervte ihn alles um sich herum. Die Lichter der Straße und Gebäudereklamen waren viel zu künstlich, viel zu auffällig, viel zu hell und vor allem gab es viel zu viele davon. Bereits jetzt hatte er das Gefühl Kopfschmerzen zu bekommen. „Na, Tsukki? Reizüberflutung?“, neckte Bokuto daraufhin den Blonden Mittelblocker Karasunos, welcher den Älteren ohne jegliche Reaktion ansah. Auch Kuroo hatte bereits sein zweirädriges Gefährt gesichert abgestellt, ehe er alibimäßig seine Kleidung abklopfte und anschließend den Arm um Tsukishima legte. „Und jetzt mein Freund, gehen wir hier rein.“ Kuroos Zeigefinger deutete auf den unscheinbaren engen Eingang, welcher golden mit einer riesigen Dreihundert verziert worden war. „Dreihundert?“, fragte Tsukishima daraufhin skeptisch und zog dabei eine Augenbraue an. Er ahnte schon fast was kommen würde. „Ginza ist bekannt für seine überaus große Auswahl an Einkaufsarkaden und noblen Geschäften, sowie Bars. Die meisten davon sind extrem teuer. Deshalb wird Ginza meist als gefährlich bezeichnet. Doch egal was du hier bestellst, alle Getränke sind nicht teurer als dreihundert Yen!“ Tsukishima wechselte die Augenbraue welche er in die Höhe schnellen ließ und richtete anschließend seine Brille. Auf dem kleinen grünen Täfelchen vor der Bar stand ein Slogan auf Englisch. Wahrscheinlich für Touristen, dachte er sich. Vorsichtig räusperte sich Tsukishima und setzte ein schelmisches Grinsen auf. „Hast du den Slogan auswendig gelernt und auf Japanisch übersetzt?“, fragte er daraufhin besserwisserisch und fing sich folgend einen Klaps gegen den Hinterkopf ein. Tsukishima konnte nicht leugnen, dass er sich bereits beim Hinabsteigen der Treppen in die Bar unwohl fühlte, was nicht allein daran lag, dass er seinen Kopf einziehen musste, um nicht mit diesem gegen die Decke zu stoßen. Auch die Wände zeigten ein Farbenwirrwarr auf, dessen Kombination Tsukishima schon fast erschaudern ließ. Doch kaum über den rotfarbigen Teppich in den Hauptraum eingetreten, zeigte sich ihm eine urige Kulisse, wie er es sich nach dem Farb Fauxpas nicht einmal im Traum erdacht hatte. Die Bar war nicht sonderlich groß, aber hatte ihren gewissen Charme. Es gab mehrere kleine und große Stehtische und über jedem war ein kleiner Fernseher angebracht, zu welchem manche der Besucher aufmerksam hinaufsahen. In einer angenehmen Lautstärke schallte Musik aus den Lautsprechern und trotz dessen, dass Aschenbecher auf den Tischen bereitstanden war der Geruch von Rauch fast nicht wahrzunehmen. „Jo, Ayaka!“ begrüßte Kuroo eine große, schlanke Dame hinter dem holzigen Tresen rechts neben ihnen, welche den Schwarzhaarigen bereits lächelnd begrüßte. „Ihr seid schon wieder hier?“ Kuroo winkte jegliches Kommentar dazu ab und auch Bokuto kicherte nur leise, ehe er einen Finger auf seine Lippen legte, der Dame, welche zuvor mit dem Namen „Ayaka“ adressiert worden war, verständlich das Zeichen dazu gab ihren Mund zu halten. Scheinbar kannte sie die zwei Schüler gut – und machte keine Anstalten damit sie rauszuschmeißen. „Tsukki, du Langweiler!“ Bokuto klopfte dem Brillenträger auf dessen Schulter und umfasste das Bier, welches ihm von der reizenden Dame vor die Nase gestellt worden war. „Sicher, dass du es nicht einmal probieren willst? Wenn du schon einmal hier bist, solltest du die Chance nutzen, es wird-“ „Ich verzichte.“ Tsukishima sprach direkt aus, was er dachte und bedankte sich höflich bei der Dame, die beim Blonden lediglich ein Glas Limonade hinstellte. „Megane-kun…“, auch Kuroo hatte bereits sein Glas in beiden Händen und grinste seinen Gegenüber an. „Du solltest es wenigstens ausprobieren. Dich lockern. Mal frei machen. Mal Dampf ablassen. Alkohol wirkt ab und an mal Wunder.“ Tsukishima gab ein leises Seufzen von sich und nahm daraufhin einen Schluck seines Getränks. Am liebsten wäre er geflüchtet. Raus aus der Bar, rein in die nächste Bahn, zurück zu Nekoma und direkt in sein Bett. Zwingend müsse es ja nicht einmal die Bahn sein. Akaashis geklautes Fahrrad wäre ihm sicherlich auch genug gewesen. Doch wusste Tsukishima nicht, ob sein Orientierungssinn ausgereicht hätte, um den Weg zu Nekoma zurückzufinden. Die Bahnhaltestelle kannte er auch gar nicht. Das Fazit war also, dass er hier fest saß. Mit zwei älteren Rivalen aus anderen Volleyballteams, welche über beide Ohren das Grinsen begannen, als sie ihre Gläser zum Anstoßen anhoben und ein lautes „Kanpai!“ entgegenbrachten, ehe Tsukishima das Klirren seiner Eiswürfel im Glas wahrnahm und sich den Kopf festhielt. Seine Kopfschmerzen wurden durch die stickige Luft nur noch schlimmer und er hätte gerade fast alles getan, um hier wieder raus zu kommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)