An Evening Sketch von T0HYA ================================================================================ Kapitel 1: Überredungskünstler ------------------------------ Verwirrt blickte Hinata durch das zum Schlafsaal umfunktionierten Klassenzimmer, welches ihnen Nekoma gestellt hatte, und suchte verzweifelte nach dem Brillenträger des Karasuno Volleyballteams. Nachdem alle ihr Training beendet hatten, waren sie noch schnell in der Kantine etwas essen gewesen, jedoch war auch da von Tsukishima keine Spur mehr zu sehen. Forsch blickte der kleine Erstklässler von links nach rechts, ehe er direkt Yamaguchi adressierte, welcher gerade frisch geduscht den Raum betrat. „Kann es sein, dass Tsukishima nicht da ist?“ Yamaguchi war eigentlich immer derjenige, der wusste wo der große Blondhaarige war, doch auch heute sah man ihm an, dass er aufgrund von Tsukishimas Abwesenheit nervös wurde. „Seit er von den Teamcaptains von Fukurodani und Nekoma eingesammelt worden war, habe ich ihn auch nicht mehr gesehen...“ Yamaguchi senkte den Kopf. Es war unnatürlich für Tsukishima nicht Bescheid zu sagen. Zudem war er die letzten Tage generell nicht gut auf das Training zu sprechen und ging normalerweise früh schlafen, was den sommersprossigen Jungen nur noch mehr besorgte. Die erdrückende Stille, die den Raum erfüllte, wurde nach nur kurzer Zeit vom Klingeln von Hinatas Handy gebrochen. Erschrocken zogen sich dessen Nackenhaare in die Höhe und er gab einen ängstlichen Laut von sich, ehe er sich vor seine Tasche hockte und sein mobiles Gerät hinauskramte. Yamaguchi beobachtete das Weiten der Augen des Kleinen, ehe er sich traute Hinata anzusprechen. „Hinata, ist alles in Ordnung?“ „Ke...Ke...Kenma hat mir geschrieben, dass auch Kuroo nicht mehr da ist!“ „SCHEISSE!“ Die Stimme Akaashis hallte durch den gesamten Campus Nekomas, während Akinori ihn ermahnte doch leiser zu fluchen. „Es ist verdammt spät, reg dich nicht so auf, sonst kriegen wir noch Ärger!!“ Doch Akaashi ließ sich kaum beruhigen, schubste den Älteren, welcher ihn versuchte an den Schultern zu packen, weg, und deutete auf die freie Stelle im Fahrradständer vor ihnen, während er sein Handy fest umklammernd in seiner anderen Hand hielt. „Und wie erklärst du dir DAS? Huh?“ Auch jetzt war es Akinori aufgefallen. Akaashis Fahrrad war nicht mehr da. „Natürlich ist das ärgerlich, aber wie wäre es, wenn wir-“ „Nichts, wenn wir! Wenn ich Bokuto in die Finger kriege, ist er ein toter Mann!“ * Mit einem leicht genervten Gesichtsausdruck band Tsukishima das Seil des Volleyballnetzes von der Stange und ließ es neben dem bereits abgehangenen anderen Netzende von Bokuto auf den Boden fallen. Bereits am zweiten Tag war das Trainingscamp nicht unbedingt das, was er sich vorgestellt hatte und das ganze hin und her nervte ihn bis ins unermessliche. Noch dazu wurde er immer wieder von Kuroo und der harschen Eule Fukurodanis zum Training gezwungen welches sie bis spät in den Tag durchzogen, sodass er Nachts einfach nur noch erschöpft ins Bett fiel und gar keine Lust mehr hatte am nächsten Tag wieder etliche Matches zu verlieren, um wieder die Strafrunden zwischen dem grünen, penibel geschnittenen Gras auf der Erhöhung hinter der Turnhalle zu laufen. Die Eisenstange, welche im Boden verankert war, um das Netz zu halten, kam Tsukishima aufgrund der aufkommenden Müdigkeit unnormal schwer vor, als er sie aushebelte, weshalb er auch offenherzig in die Stille der Turnhalle hinein gähnte, in welcher man lediglich nur noch ein paar Hallenschuhe quietschen hörte. Doch kaum hatte er die Stange auf ihren dafür vorgesehenen Platz im Geräteraum angebracht, erschrak er als er sich umdrehte und Kuroo ihm die zweite Stange fast direkt in seine Brust rammte. „Vorsichtig, vorsichtig, Megane-kun…“, sagte der Schwarzhaarige mit einem seichten Lächeln, ehe Tsukishima sich duckte, unter dem Eisen herging, und diesem eine freie Bahn gewährte um weiter aufzuräumen. Tsukishima freute sich auf sein Bett. Sein, nun ja, provisorisches Bett. Zumindest freute er sich auf den Schlaf. Schon lange fühlte er sich nicht so ausgelaugt wie am heutigen Tage und wollte lediglich nur noch duschen, bevor er sich in die körperwärmende Decke vergrub um am morgigen Tag sowieso wieder als Erster von Hinatas Schnarchen aufzuwachen. Doch all die negativen Punkte dieses ganzen Trainings mal beiseitegelegt, musste er auch zugeben, dass sich seine Blocks innerhalb der letzten zwei Tage verbessert hatten. Fast schon starr blickte Tsukishima auf seine Unterarme welche brannten wie Feuer und bereits etliche geschwollene Stellen aufwiesen, als er sich Richtung Ausgang der Turnhalle begab. Seine Hand ballte er dabei zur Faust und spürte den Druck in seinem gesamten Körper. Ein seichtes Lächeln überkam dabei seine Lippen. Denn der Gesichtsausdruck Bokutos, als er seinen letzten Ball gezielt blockiert hatte, brannte sich in sein Hirn wie eines der größten Erfolgserlebnisse innerhalb der letzten Jahre. „Na, Tsukki? Macht dir Volleyball inzwischen Spaß?“ Tsukishima hörte Bokutos Stimme hinter sich und biss sich forsch auf die Lippe, als nun auch der Captain Fukurodanis seinen von Yamaguchi erhaltenden Spitzname adaptiert hatte. „Tsukishima.“, antwortete er nur darauf, zog sich seine Hallenschuhe aus und nahm sie daraufhin in seine Hände. „Sei doch nicht so, Tsukki…“, triezte Bokuto weiter, legte einen Arm um den Größeren und grinste diesen schelmisch an. „Zumindest macht es inzwischen mehr Spaß mit dir zu spielen.“ Tsukishima hatte gerade seine Dusche beendet und seine Zivilsachen angelegt, während er, Haare trocken rubbelnd, durch den Gang des Nekoma Gebäudes ging. Eigentlich wollte er noch einen kurzen Halt in der noch ein paar Minuten geöffneten Kantine machen, bevor er endlich zu Bett gehen würde, jedoch sah er bereits von weitem, dass Bokuto und Kuroo am Ende des Ganges seinen Weg versperrten. „Das zweite Fortbewegungsmittel hab ich besorgt, keine Sorge!“, hörte er Bokuto sagen, während das weiche Frottee an Tsukishima Ohren herunterbaumelte. Bokuto zog dabei einen Schlüssel aus seiner Hosentasche, welcher das Licht der Oberleuchten reflektierte und so ein wenig in Tsukishimas Augen glitzerte. Der Fukurodani Mannschaftskapitän grinste über beide Ohren. Und auch sein Gegenüber schien darüber höchst erfreut zu sein, was daraus zu schließen war, dass er Bokuto einmal durch die Haare fuhr und diese leicht zerzauste. „Du bist eine viel linkere Eule als ich dachte, Bokuto!“, gab Kuroo sein Kompliment ab, und sah daraufhin Tsukishima an, welcher gerade an ihnen vorbeigehen wollte, um die Treppe in die untere Etage zu nehmen. „Oi, Megane-kun!“, gab der Schwarzhaarige daraufhin von sich, ehe er dem Blonden an dessen T-Shirt festhielt, und ihn somit am Fliehen hinderte. „Lust noch mit in die Stadt zu kommen?“ „Ich passe.“ „Sei doch nicht so… du hast nicht oft die Chance das Nachtleben in Tokyo kennenzulernen! Und jetzt wo du schon einmal hier bist, solltest du genau diese Chance nutzen!“ „Nachtleben?“ Tsukishima blickte auf und hatte das Gefühl von den erwartenden Gesichtern Bokutos und Kuroos zerquetscht zu werden. „Wir sind minderjährig, da ist nichts mit Nachtleben.“ Doch Kuroo und Bokutos leises Kichern verrieten Tsukishima bereits, dass es nichts Gutes verheißen würde, wenn er noch länger vor den beiden stehen blieb. Nur wenige Augenblicke später allerdings, fand er sich auf dem Gepäckträger von Akaashis Fahrrad wieder und hielt sich am Sattel fest, auf welchem Bokuto seine Füße in die Pedale schmetterte. Worauf hatte sich Tsukishima nur eingelassen…? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)