Anne im Traumhaus von steffinudel ================================================================================ Kapitel 17: James Matthew Blythe -------------------------------- Es war eine laue, warme Julinacht, als Anne unruhig erwachte. Das Fenster war weit geöffnet, aber es schien keine Luft hereinzukommen. Gilbert neben ihr schlief tief und fest. Es war kurz nach Mitternacht, Annes Rücken schmerzte. Sie wusste einfach nicht mehr, wie sie liegen sollte. Seufzend stand sie auf und ging zum Fenster, in der Hoffnung doch einen kühlen Luftzug zu erwischen. Die Grillen zirpten munter ihr Liedchen im Mondschein. Anne atmete tief durch und stemmte ihre Hände in den Rücken. Plötzlich verspürte sie einen stechenden Schmerz. Anne hielt und die Luft an, war das etwa eine Wehe gewesen? Eine Weile stand Anne reglos da, doch es passierte nichts mehr. Sie beschloss sich wieder hinzulegen, doch als sie an in der Höhe vom Bettpfosten war, durchfuhr sie wieder dieser Schmerz, doch diesmal intensiver als vorher. Anne klammerte sich an den Bettpfosten. Gilbert öffnete verschlafen die Augen und sah Anne am Fußende des Betts stehen. "Anne?" fragte er verschlafen. "Gil, ich..." stöhnte Anne, als sie wieder von einer Schmerzwelle ergriffen wurde. Mit einemmal war Gilbert hellwach, er sprang aus dem Bett und rannte zu Anne. "Du hast Wehen?" fragte er aufgeregt. "Ich glaube ja", antwortete Anne. "Wann hat es angefangen?", fragte Gilbert. "Ich glaube ungefähr vor einer halben Stunde." "Komm leg dich erst einmal hin", er nahm ihren Arm und führte sie zum Bett. "Also gut, ich denke wir haben noch genügend Zeit. Ich werde jetzt Susan wecken und dann Dr. Blair anrufen". Er nahm ihre Hand und lächelte sie nervös an. In dem Moment kam eine neue Wehe und Anne drückte Gilberts Hand. Als die Wehe nachließ, sah sie dass Gilberts Gesicht ein wenig Farbe verloren hatte. "Ich beeile mich doch besser", sagte er, gab Anne einen Kuss und eilte die Treppe hinunter. "Susan", rief er, während er an ihre Tür klopft. Susan öffnete die Tür einen Spalt und fragte sogleich "Es geht los?" Gilbert nickte. Susan ergriff sofort die Initiative. "Sie werden jetzt wieder zu ihrer Frau hochgehen, Herr Doktor. Ich werde Dr. Blair anrufen und alles vorbereiten." Gilbert wollte etwas sagen, doch Susan ließ ihn nicht zu Wort kommen. "Nun gehen sie schon nach oben. Susan wird sich um alles andere kümmern", mit diesen Worten schob sie ihn in Richtung Treppe. Gilbert konnte gerade noch ein `Danke` murmeln, bevor Susan bereits verschwunden war. Als er wieder das Schlafzimmer betrat, kämpfte Anne bereits mit einer neuen Wehe. Er setzte sich zu ihr ans Bett und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. "Ist es sehr schlimm, Anne?" fragte er besorgt. Anne versuchte zu lächeln: "Es war schlimmer, als ich mir damals beide Knöchel verstaucht habe ", versuchte sie zu scherzen. "Oh, Karotte, du bist wirklich einmalig", Gilbert lachte.„Susan kümmert sich um alles.“ „Sie ist wirklich ein Schatz, nicht wahr Gil? Bleibst du solange bei mir?“ „Natürlich, mein Anne-Mädchen, ich lass dich doch nicht alleine.“ Gilberts ganze berufliche Professionalität war im Augenblick verschwunden. Jetzt war er einzig und allein der nervöse, werdende Vater. Es war eine Qual für ihn, Anne mit Schmerzen zu sehen. Er litt regelrecht mit ihr. Susan lief die ganze Zeit eifrig hin und her. Sie brachte einen Stapel Handtücher, kochte Wasser und war dabei flink wie ein Wiesel. Nach kurzer Zeit kamen die Wehen bereits im 5 Minuten Abstand. Schweiß klebte auf Annes Stirn und ihr Atem ging in der warmen Julinacht schwer. „Diese Baby, scheint es aber fürchterlich eilig zu haben“, bemerkte Susan, als der Abstand der Wehen kürzer wurde. „Wo bleibt denn nur Dr. Blair?“ sie schüttelte den Kopf. Als Dr. Blair das Zimmer betrat herrschte Susan ihn gleich an:“ Jetzt wird es aber auch Zeit, dass du kommst, lieber Cousine.“ „Ein alter Mann ist schließlich  kein Eilzug. Außerdem dauert die erste Geburt bekanntlich sowieso länger.“ Aber auch Dr. Blair musste sogleich feststellen, dass es dieses Kind eilig hatte. „Euer Baby, hat es aber wirklich ungewöhnlich eilig“, sagte er zu Anne und Gilbert. „Wenn es auch nur ein bisschen von der Impulsivität seiner Mutter hat, ist das allerdings auch kein Wunder“, bemerkte Gilbert. „Mach jetzt nur keine Scherze, Gilbert Blythe. Hauptsache es bekommt keine roten Haare“, Anne sah Gilbert an, der darauf etwas erwidern wollte, doch sie kam ihm zuvor. „Und sag jetzt bloß nichts anderes“, weiter konnte sie jedoch nicht sprechen, da die kommende Wehe zu stark war. „Also, dann Anne“, sprach Dr. Blair „fangen wir mal an zu pressen.“ Kurze Zeit später, war es dann endlich so weit. Dr. Blair konnte den Kopf des Kindes sehen und einen Moment später war das kleine Kerlchen, dann auch auf der Welt. Er schrie kräftig und laut. Susan reichte Anne das in eine Decke eingepackte kleine Bündel. „Ich gratuliere euch zu einem hübschen, gesunden kleinen Sohn“, sagte Dr. Blair und lächelte. Anne nahm ihren Sohn in den Arm und Tränen rannen über ihre Wangen. Er lag friedlich in seiner Decke und blinzelte. „Oh, Gil, ist er nicht wunderschön?“ „Ja, mein Schatz“, sagte Gilbert stolz und auch in seinen Augen glitzerten Tränen. „Er ist so wunderschön wie seine Mutter",  er küsste sie und beide betrachteten voller Freude und Glück, das kleine Wesen, dass friedlich in den Armen seiner Mutter schlief. Als Dr. Blair später ging, war Anne erschöpft und glücklich eingeschlafen. Das kleine rosa Wesen schlief in seiner Wiege neben dem Bett. Mutter und Kind waren wohlauf und erholten sich beide in dem sie tief und fest schliefen. Gilbert beobachtete die beiden voller Stolz und Liebe. Dies war seine Familie. Als der Morgen graut ging er kurz nach Green Gables und zu seinen Eltern hinüber, um ihnen die freudige Nachricht zu verkünden. Alle waren außer sich vor Freude. Als Gilbert wieder nach Hause kam, war Anne bereits erwacht und hielt ihren Sohn in den Armen. Susan ging gerade aus dem Zimmer. „Ich hab noch nie ein so süßes Baby gesehen“, sagte sie. „Und das meine ich wirklich ernst, ich habe in meinem Leben schon eine Menge Babys gesehen, die meisten sind kurz nach der Geburt noch nicht als hübsch zu bezeichnen. Doch dieses ist wirklich hübsch, die Ohren, die Nase sind so niedlich. Was er wohl für eine Haarfarbe bekommen wird?“ sie lief hinaus, um ihren Pflichten nach zu kommen. Gilbert ging zu Anne und küsste sie, dann nahm er seinen Sohn in die Arme. Er sah ihn an und sagte: „Ich glaube seine Haare werden rot.“ Dabei grinste er keck. Entsetzt sah Anne auf den noch schwachen Haarflaum. „Gilbert Blythe!“, sagte sie streng „Das kannst du überhaupt noch nicht wissen, er hat doch noch so wenig Haare. Also sag so etwas nicht.“ Gilbert fing laut zu lachen an, als er sah, wie Anne angestrengt auf die Haare ihres Kindes sah. Eine Weile später kam Marilla vorbei. Sie umarmte Anne und Gilbert, und besah sich das kleine Wesen in der Wiege. „Wie soll er denn heißen?“, fragte sie. „James Matthew“, antwortete Anne. Marilla sah sie lächelnd an und kämpfte mit den Tränen. „Oh, es ist lieb von euch, ihn auch Matthew zu nennen.“ „Marilla, du weißt wie viel Matthew und du mir bedeutet. Ihr wart für mich wie Eltern, die ich nie gehabt habe. Und außerdem“, Anne sah zunächst zu Marilla, dann zu Gilbert „ist James Matthew doch ein wunderschöner Name. Findet ihr nicht?“ „Ja, es ist wirklich ein schöner Name“, Marilla nahm Anne in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Am Nachmittag kamen noch die Blythes und die Wrights vorbei. Natürlich war auch Rachel Lynde da. Jeder wollte den kleinen James Matthew betrachten und bestaunen. Dem kleinen Jem, wie er in Zukunft genannt werden sollte, war das ziemlich egal. Er schlief die meiste Zeit über friedlich in seiner Wiege. Als alle wieder gegangen waren, saßen Anne und Gilbert beisammen. „Es ist wie ein kleines Wunder, nicht wahr Gil? Kommt es dir nicht auch komisch vor, dass wir beide jetzt einen Sohn haben?“. „Ein bisschen schon. Wenn man sich vorstellt, dass wir jetzt Mutter und Vater sind“, er lächelte sie an. „Ich bin mir sicher, dass du eine wundervolle Mutter bist aber ich frage mich, ob ich überhaupt ein guter Vater bin.“ Anne legte eine Hand auf seine Wange. „Gil, du wirst der beste Vater sein, den man sich nur vorstellen kann.“ Sie lächelte ihn sanft an und in ihren Augen leuchtete es. „Es gibt keine perfekten Eltern, jeder wird Fehler machen. Aber ich denke, dass wichtigste ist es, ihm unsere ganze Liebe zu geben.“ „Du hast Recht mein Anne-Mädchen. Mein ganzes Herz gehörst Jem und dir, Karotte.“ Er sah ihr intensiv in die Augen. „Ich liebe dich, Gil. Dich und Jem.“ Dann küssten sie sich und genossen jeden Augenblick. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)