Einfach von Cirichan ================================================================================ Kapitel 1: Retter ----------------- Unwillkürlich zog sie die Schultern nach oben. Die feuchte Luft kroch in ihre Kleider und die junge Dame bereute, nicht ihre Windjacke über das Fleece gezogen zu haben. Die bleierne Stimmung am Kap schlug sich auf ihre Seele und erinnerte sie daran, warum sie hier war: Sie hatte den Weg auf sich genommen um jemand ganz bestimmtes zu suchen Sasuke Uchiha. Denn Liebe hört nicht einfach auf, auch wenn man sich das manchmal sehnlichst wünscht, Sie hinterlässt Spuren, die einen wie unsichtbare Wegweiser durchs künftige Leben führen. Sakura wandte ihren Blick von dem immer heller werdenden Himmel, der sich leicht im Meer widerspiegelte, und verließ die Plattform. Sie lief ein paar Schritte den felsigen Pfad zurück, bis zu der Stelle, wo einige Holzstufen zu einer kleinen, von salzverkrusteten Bäumen und Sträuchern gesäumten Ausbuchtungen führten, die ebenfalls mit einem neuem Geländer gesichert war. Sie stieg die Stufen hinab. Von hier aus konnte man die Felsenhöhlen von Cape Kakurezato sehen. Es waren tiefe Grotten im Basaltgestein, deren muschelbewachsener Boden selbst bei Ebbe noch von Wasser bedeckt war. Vogelschreie drangen aus den großen Höhlen. Die Haruno lehnte sich über die Brüstung, um besser in die vordere Höhle hineinsehen zu können. Von den alten Bewohnern wusste sie, dass hier große Seevögel nisteten. Die Jungen schrien, wenn ihre Eltern mit Nahrung in den Schnäbeln vom Meer zurückkehrten. Sie seufzte. An diesem Ort drängte die Sehsucht der letzten Jahre mit aller Macht an die Oberfläche. Tränen brannten in ihren Augen und ihre Kehle wurde eng. Sie nahm das leise Knarren gar nicht wahr, die kaum hörbare Warnung des Materials, bevor es unter ihrem Gewicht nachgab und wegrutschte. Das nagelneue Geländer löste sich in seine Einzelteile auf. Instinktiv drehte Sakura sich um ihre eigene Achse und versuchte, nach einem rettenden Ast zu greifen -vergeblich. Ihr schrei glitt über das Wasser wie ein flacher Stein, der erst einige Male wieder aus der Oberfläche springt, bevor er in endgültigen Tiefen versinkt. Ironischer Weise musste sie sich an ihren ersten Trainingstag erinnern mit Team 7 als ihre Teamkollegen gegeneinander Steine um die Wette schmissen. Wie einfach alles früher war, einfach und unbeschwert. Ihre Hände klammerten sich in wildes Gestrüpp, das aus einer Felsspalte wuchs, ihre Füße suchten verzweifelt nach einem Halt. Zentimeter für Zentimeter rutschte sie weiter nach unten. Die kleine Ausbuchtung war schon mehr als einen Meter über ihr, der Meeresspiegel zehn Meter unter ihr. >Ich werde sterben.< Sie schrie nicht mehr. Keiner würde sie hören an diesem einsamen Ort - nicht zu so früher Stunde. Zwischen den drohenden Aussetzen der Sinne und ihrer wilden Angst lag eine Welt von Bildern, die in einem wahllosen Durcheinander auftauchten. Sequenzen aus ihrer Kindheit, Lachen und Weinen. Eindrücke von Zärtlichkeit und von Einsamkeit. Das Fieber seelischer Verwundung. Dann sah sie sich selbst wie in einem Spiegel, nackt und hilflos. Verzweifelt bäumte sie sich dagegen auf. Durch die jähe Bewegung rutsche die Rosahaarige wieder ein Stück und das holte sie in die Realität zurück. Das Gebüsch, in das sie sich klammerte, hatte biegsame Zweige und kräftige Wurzeln, aber sie würden ihr Körpergewicht nicht ewig halten. Ihr war nur eine kurze Pause vergönnt. Zeit um sinnlos darüber nachzudenken, was aus Naruto werden würde oder Kakashi, Tsunade, Ino...Sasuke und all die anderen. Sie wagte einen kurzen Blick über ihre Schulter nach unten. Sie hing direkt über muschelbewachsene Uferfelsen, freigelegt durch die Ebbe. Der sichere Tod. Ein unmenschlicher Laut kam aus ihrer Kehle. Das war nicht fair. Jedenfalls nicht auf diese Weise. Gerade jetzt, wo sie dabei war, Ordnung in ihr Leben zu bringen. Tränen liefen über ihre Wangen. Zentimeter für Zentimeter gab die Felsplatte die Wurzeln des Strauches frei und die Haruno rutschte nach unten. Plötzlich hörte sie einen Ruf. Sie glaubte, eine Halluzination erlegen zu sein, doch die Hoffnung war wieder da und sie schrie so laut sie konnte um Hilfe. "Bleib ganz ruhig." drang eine gedämpfte Männerstimme von unten zu ihr herauf. "Nicht bewegen!" Während Sakura sich panisch festkrallte, versuchte sie herauszufinden, wo der junge Mann stand. Doch ein paar Haarsträhnen hatten sich aus dem Gummi gelöst, sie klebten an ihrer feuchten Stirn und nahmen ihr jede Sicht. "Beeilen sie sich!!" brüllte sie. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sich die Person wieder meldete. "Hör zu und tu genau das was ich dir jetzt sage." -"Okay" Sie versuchte sich die Haarsträhne aus dem Gesicht zu puste, aber es funktionierte nicht. "Stoß dich mit den Beinen von der Felswand ab und spring so weit wie möglich nach links. Dort ist eine tiefe Stelle." Ein Gurgeln drang ihr aus ihrer trockenen Kehle. SPRINGEN? Der einzige Mensch der ihr helfen konnte, schien hoffnungslos verrückt zu sein. Ihre Hände zitterten und sie bekam weiche Knie. "Niemals." schrie sie. Angst schnürte ihre Kehle zu und ersticke verzweifeltes Schluchzen. Ihre Kräfte ließen nach. "Es ist deine einzige Chance." sagte der junge Mann ruhig "Mach schon! Die Wurzel hält dich nicht mehr lange." Sakura schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht, ich kann keinem verrückten Fremden mein Leben anvertrauen." -"Hey jetzt wirst du aber gemein. So fremd bin ich dir nicht glaub mir, und jetzt spring! Denk einfach nicht nach okay? Das Meer wird dich auffangen." Die Wurzeln des Strauches gaben erneut ein Stück nach und sie stöhnte leise auf. Sie hatte gerade keine Zeit um nachzudenken was er mit "so fremd bin ich dir nicht" meinte und wer er war, zugegeben war der Moment äußerst unpassend. "Spring jetzt! Verdammt noch mal." Mit einem grausam endgültigen Geräusch lösten sich die Wurzeln aus der Felsspalte. In letzter Sekunde stieß die junge Haruno sich mit dem rechten Bein kräftig nach links vom Felsen ab und sprang.- Sie fiel nur kurz. Das Wasser schlug über ihr zusammen und die Kälte drückte ihr die Luft aus den Lungen. Es hat funktioniert, schoss es ihr durch den Kopf, dann dachte sie nichts mehr. Es war still um sie herum - wie unter einer Glocke aus Glas. Und sie glaubte Kakashis Glöckchen zu hören die Team 7 ihn einst versucht hatten abzunehmen. Die Zeit schien langsam zu werden und die Kälte spürte sie nicht mehr. Grün schillernde Hände griffen nach ihr und zogen sie auf den Grund. Das Meer nahm sie in die Arme. Es war so EINFACH, sich gehen zu lassen. Schwerelos trieb sie dahin, spürte, wie ihr Körper sich aufzulösen begann und wie sie eins wurde mit der Welt unter Wasser. In ihrem Inneren war es ein beruhigendes Gefühl: am Ende dorthin zurückzukehren, wo alles Leben einst begonnen hatte. Die Schwerkraft der Farben war beglückend. Sie würde zum Ufer der Stille gelangen. Ihr Körper als Gegengabe für immerwährenden Frieden. Wenn sich der Tod so anfühlt, dann hatte sie keine Angst vor ihm. Kräftige Finger, warm und sehr lebendig, packten sie derb unter den Achseln und holten sie zurück ans Licht. Über der Wasseroberfläche machte sie einen schmerzhaften Atemzug, hustete und schlug prustend um sich. Jemand klemmte ihr Arme fest und ging dabei nicht zimperlich um. Sie versuchte das Gesicht zu erkennen, doch ein Schleier voll Tränen nahm ihr die Sicht. "Wer bist du?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)