Seduce Me Again! von Sky- ================================================================================ Kapitel 9: Zurück zum Onsen --------------------------- In den nächsten zwei Tagen hatte Hinata mit starken Kopfschmerzen zu kämpfen und musste deshalb das Bett hüten. Die meiste Zeit schlief er nur, doch seine Träume waren eher bizarr und bruchstückhaft und ließen sich nicht genau zuordnen. Auf Takashis Vorschlag hin lag er die meiste Zeit im Bett und hörte Musik. Es half ein wenig und die Zwillinge kümmerten sich rührend um ihn, wenn sie von der Uni zurück waren. Als es ihm am Donnerstag nach der heftigen Migräne besser ging, kam Takashi zu ihm und erkundigte sich nach dem Rechten. Dabei stellte er erleichtert fest „Du siehst wesentlich besser aus, Hinata. Nicht mehr ganz so blass wie vorher.“ „Ja. Zum Glück sind die Kopfschmerzen vorbei“, seufzte der 20-jährige erleichtert. „Ich dachte schon, es hört nie auf. Mir war auch zwischenzeitlich echt schlecht…“ Behutsam legte Takashi eine Hand auf seine Schulter und nickte verständnisvoll. Man merkte ihm an, dass er etwas fragen wollte, sich aber nicht hundertprozentig sicher war. Dann aber riskierte er es schließlich: „Ich wollte fragen, ob du Lust hast, mit mir zum Onsen meiner Familie zu fahren. Katsuya muss in den nächsten Tagen arbeiten und kann deshalb nicht mitkommen. Und ein Wochenende im Onsen tut vielleicht mal ganz gut. Du wirkst so angespannt, seit du aus dem Krankenhaus entlassen wurdest und eine heiße Quelle kann Wunder bewirken und du bekommst ein wenig Abwechslung in deinen Alltag. Keine Sorge, es ist nur ein Angebot.“ Überrascht sah Hinata ihn an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass die Familie der Zwillinge so viel Geld hatte, dass sie sogar einen eigenen privaten Onsen hatten. Und da das Angebot recht verlockend klang und er tatsächlich ein wenig Entspannung gebrauchen konnte, nahm er das Angebot gerne an. Allerdings ahnte er zu dem Zeitpunkt nichts von Katsuyas und Takashis Plänen. Die Brüder hatten sich in der Zeit, in welcher Hinata wegen seiner Migräne hauptsächlich im Bett gelegen hatte, zusammengesetzt und sich beratschlagt. Für sie stand fest, dass sie gar nicht erst zulassen würden, dass Saruhiko den ersten Schritt machen und Hinatas Herz erobern würde. Deshalb hatten sie auf ihre alte Strategie zurückgegriffen: jeder würde einzeln mit Hinata ausgehen und versuchen, Gefühle bei ihm zu wecken. Es war zumindest einen Versuch wert und Takashi hatte dabei auch schon sofort die Idee gehabt, mit Hinata zum Onsen zu gehen, wo sie zuvor schon ein romantisches Wochenende verbracht hatten. Zwar war es nicht ganz in Ordnung, Hinata diesen Vorschlag mit Hintergedanken zu unterbreiten, aber wenn sie ihn direkt gefragt hätten, dann hätte der schüchterne Student sofort abgeblockt und sich zurückziehen. Bei ihm musste man eben halt auch mal durch die Hintertüre gehen, um zum Ziel zu kommen. „War ich schon mal mit euch in einem Onsen?“ „Vor einer Weile“, gestand Takashi. „Du warst noch nie in einem gewesen und wolltest mal gerne neue Erfahrungen sammeln. Der Onsen unserer Familie ist Privatbesitz und es finden dort auch schon mal Familientreffen statt. Ich zum Beispiel gehe dort gerne zum Fotografieren hin. Wenn du willst, können wir nachher los. Du brauchst nur noch ein paar Sachen zu packen.“ Während Hinata damit beschäftigt war, seine Tasche zu packen, ging Takashi ins Wohnzimmer, wo Katsuya saß. Ein zufriedenes Lächeln lag auf seinen Gesichtszügen. „Ich hab ihn überzeugt gekriegt. Wir fahren gleich zum Onsen.“ „Was, echt?“ fragte Katsuya überrascht. „Er hat echt angebissen?“ „Ja. Ich habe ihm angeboten, dass er dort ein wenig zur Ruhe kommt. Ich werde versuchen, das Beste aus der Zeit zu machen und dann kannst du das nächste Wochenende haben. In der Woche ist es ein wenig zu stressig, vor allem für Hinata. An den Wochenenden haben wir mehr Zeit und wenn das Eis gebrochen ist, können wir versuchen, auch in der Woche mehr ranzugehen. Wir machen alles Schritt für Schritt, genau wie beim ersten Mal, dann müsste es eigentlich klappen.“ „Na hoffentlich“, murmelte Katsuya. „Ich sehe nicht ein, warum wir Hinata nach allem an diesen Schwachmaten verlieren sollen. Gib dein Bestes, Takashi. Vielleicht wird er sich dann wieder an uns erinnern.“ „Und wenn er sich nur an einen von uns erinnert, werden wir dafür sorgen, dass er sich auch wieder an den anderen erinnern kann.“ „Damit wir wieder das Trio werden, das wir vorher waren.“ Die beiden Brüder waren hochmotiviert in ihrem Vorhaben, vor allem nach dieser bescheuerten Abmachung mit Saruhiko. Bro-Regel… Na schön, dann war der Kampf hiermit offiziell eröffnet. Innerhalb der Woche konnten sie Hinata schlecht von Saruhiko fernhalten, aber die Wochenenden gehörten ganz allein ihnen. „Viel Glück, Takashi“, wünschte Katsuya ihm und klopfte ihm auf die Schulter. „Aber ich denke, du kriegst das schon geregelt. Immerhin warst du ja schon immer derjenige mit dem Durchblick.“ „Wir kriegen das beide geregelt!“, korrigierte Takashi ihn. „Wir werden definitiv das gleiche Trio werden wie vorher. Also dann, ich muss noch in mein Zimmer und noch ein paar Sachen einpacken.“ Damit verschwand Takashi auch schon wieder. Er wollte lieber sichergehen, dass Hinata nichts von ihrem Gespräch und ihrem Plan mitbekam, ansonsten war alles komplett ruiniert. Aber zum Glück war Hinata zu dem Zeitpunkt mit Packen beschäftigt und war tief in Gedanken gesunken, weil er versuchte, sich an die Zeit im Onsen zu erinnern, aber wirklich Erfolg hatte er nicht. In seinem Gedächtnis blieb alles dunkel. Etwa eine halbe Stunde später waren ihre Taschen gepackt und sie fuhren los. Hinata wirkte ziemlich aufgeregt und schaute unruhig aus dem Fenster. „Wie ist denn der Onsen so?“ fragte der 20-jährige, ohne dabei die Augen vom Fenster zu nehmen. Ob es eine negative oder positive Nervosität war, konnte Takashi nicht erkennen. Aber er ging erst mal davon aus, dass Hinata im positiven Sinne aufgeregt war. „Er ist ziemlich alt und im traditionellen japanischen Stil gehalten und früher war da mal eine Pension. Unsere Großeltern haben sich dort kennen gelernt und ineinander verliebt. Großmutter hatte dort gearbeitet und Großvater war damals Geschäftsmann. Als sie geheiratet haben, hat Großvater den Onsen aus sentimentalen Gründen gekauft. Wir halten dort auch oft Familientreffen ab und es gibt einen Wald in der Nähe, wo es einen alten Schrein gibt. Es wird ein schönes Wochenende werden, mach dir da mal keine Sorgen.“ Ein verlegenes Lächeln huschte über Hinatas Gesicht, aber er wirkte trotzdem irgendwie seltsam. Er machte irgendwie den Eindruck, als hätte er irgendetwas zu verheimlichen. In der Hinsicht war Hinata wie ein offenes Buch und konnte schlecht seine Gefühle oder Gedanken geheim halten. Deshalb fragte er auch sicherheitshalber nach „Ist alles in Ordnung bei dir, Hinata? Du machst irgendwie den Eindruck, als bedrückt dich irgendetwas.“ „Es ist nichts“, versuchte der Kunststudent abzuwinken. „Es ist nur… naja… Ich hatte nur echt komische Träume.“ „Alpträume?“ „Nein, sie waren nicht schlimm. Es ist nur so, dass sie echt merkwürdig waren und ich sie nicht ganz verstehe. So als würde da etwas fehlen…“ „Vielleicht hast du ja hast du ja auch nur deshalb so seltsame Träume, weil sie auf deinen Erinnerungen basieren. Ich habe mal gelesen, dass Träume durch unsere Gefühle und Erinnerungen beeinflusst werden und da kann es sehr gut sein, dass da etwas in deinem Unterbewusstsein ist, das langsam wieder zurückkehrt. Erinnerungen verliert man nicht vollständig, sie sind halt nur nicht direkt abrufbar.“ „Also ist das ein Zeichen, dass meine Erinnerungen zurückkehren.“ Sie erreichten nach einer Weile endlich den Onsen und staunend sah Hinata das Gebäude und den Park, welche im altjapanischen Stil gehalten wurden. Es sah tatsächlich wie eine Pension aus und irgendwie hatte dieser Ort etwas Vertrautes. Zwar konnte sich Hinata nicht an diesen Ort erinnern, aber er mochte ihn schon vom ersten Augenblick an. Nachdem sie den Wagen geparkt hatten und ausgestiegen waren, kam ein älteres Ehepaar herbei, welches sie begrüßte. Es waren Tae Morizono und ihr Ehemann Kotarou. Sie führten die beiden zu ihren Zimmern und nachdem sie ihre Taschen ausgepackt hatten, präparierte Takashi Hinatas vergipste Hand mit einer Plastiktüte und Klebeband, sodass später kein Wasser daran kommen konnte. Allerdings wurde ihm trotzdem geraten, lieber nicht den ganzen Arm ins Wasser zu tauchen. Während sie durch den Flur in Richtung Bad gingen, sah Hinata sich neugierig um und staunte nicht schlecht. Die ehemalige Pension hatte einen wunderbaren altmodischen Charme und er konnte gut verstehen, dass die Itamu-Familie gerne zu Familientreffen hierher kam. Draußen sah er die heiße Quelle, in der es eine Trennwand gab, die die Bereiche für Männer und Frauen voneinander abschirmte. Takashi ging zuerst und warnte noch „Geh am besten langsam rein, Hinata. Das Wasser ist sehr heiß und Anfänger sollten es deshalb langsamer angehen. Ansonsten steigt dir die Hitze zu Kopf.“ „Okay…“ Langsam stieg Hinata ins Wasser und spürte tatsächlich die heißen Temperaturen des Wassers. Wie Takashi angeraten hatte, ging er langsam ins Wasser, um sich daran zu gewöhnen und gesellte sich zu dem älteren Zwilling, dem die Hitze nicht wirklich etwas auszumachen schien. Dieser erklärte ihm auch direkt „Wir bleiben aber nicht allzu lange im Wasser. Da dein Körper nicht an diese heißen Temperaturen gewöhnt ist, ist es recht ungesund, länger als 20 Minuten drin zu bleiben.“ Hinata nickte und legte seinen bandagierten Arm auf den Rand des Beckens ab. Das Bad tat wirklich gut und er entspannte sich auch deutlich. Und als er sich zurücklehnte und die Augen schloss, da kam ihm ein Bild ins Gedächtnis. Eine kurze Szene, in welcher er seinen Kopf auf Takashis Schulter gelegt hatte während der ältere Zwilling einen Arm um ihn legte. Er erinnerte sich, dass er sehr glücklich in diesem Moment war. Ja… das war eine Erinnerung an seinen ersten Besuch im Onsen der Itamus. Erschrocken und etwas überfordert mit dieser Erkenntnis wich Hinata vor Takashi zurück und versuchte auf Abstand zu gehen. Takashi bemerkte das natürlich sofort und sah besorgt aus. „Hinata, was ist los? Ist dir nicht gut?“ „Ich… äh…“ In seinem Kopf begann sich alles zu drehen und er wusste nicht, wie er dieses Bild einzuordnen hatte. War das etwa gerade wirklich eine Erinnerung gewesen, oder nicht vielleicht nur irgendein merkwürdiges Fantasiebild, welches sich bei ihm manifestierte, nachdem er schon so einen seltsamen Traum gehabt hatte? Sein erster Gedanke war Flucht. Er musste so schnell wie möglich weg und versuchen, diesen Gedanken abzuschütteln. Ansonsten würde es nur unangenehm für ihn werden. Doch als er aus dem Wasser flüchten wollte, hielt Takashi ihn am Handgelenk fest und ließ ihn auch nicht los. „Warte Hinata“, rief er. „Was ist denn los? Du wirkst so panisch. Habe ich irgendetwas falsch gemacht?“ Doch der Kunststudent wollte nicht darüber reden. Dieses Bild in seinem Kopf überforderte ihn und machte ihm Angst, obwohl er sich den Grund dafür nicht erklären konnte. Seine Brust schnürte sich zusammen und er verspürte einfach nur den Drang zu weinen. Takashi, der sah wie durcheinander er war, zögerte nicht und nahm ihn in den Arm. „Hey, es ist alles in Ordnung, Hinata. Was auch immer ist, es kann dir nichts passieren und du brauchst vor nichts und niemandem Angst zu haben.“ Beruhigend streichelte Takashi Hinatas Kopf und hielt ihn im Arm fest. Obwohl er sich eigentlich vorgenommen hatte, Abstand zu wahren, um Hinata nicht zu erschrecken oder ihn zu bedrängen, konnte er es nicht mehr als er diesen fast schon verzweifelten Blick in Hinatas Augen sah. Nein, in diesem Moment war körperliche Nähe die einzige Möglichkeit, ihn zu beruhigen. Und es schien tatsächlich zu wirken. „Tut… tut mir leid“, murmelte Hinata beschämt. „Ich nur ziemlich überfordert und wusste nicht, was ich tun sollte. Da musste ich einfach weg.“ „Schon gut, ich mache dir ja auch keinerlei Vorwürfe. Aber damit ich dir helfen kann, musst du mit mir reden, okay? Nur so kann ich dir helfen.“ Hinata zögerte noch. Er wollte Takashi keine falschen Hoffnungen machen, wenn er ihm von seiner zurückgewonnenen Erinnerung erzählte. Denn obwohl es sich wirklich angenehm anfühlte, in seinen Armen zu liegen und es ihm auch ein großes Gefühl der Sicherheit gab, wusste er nicht, wie er denn eigentlich für ihn fühlte. War es Liebe? Waren es nur freundschaftliche Gefühle? Wie sollte er das denn erkennen können? Dann aber beschloss er, mit der Sprache rauszurücken und erzählte von seiner Erinnerung. Takashi hörte aufmerksam zu und reagierte zum Glück nicht so überenthusiastisch wie Hinata zunächst befürchtet hatte. „Du hast dich also daran erinnert, dass wir schon mal hier waren? Und was empfindest du bei dieser Erinnerung?“ Unsicher zuckte Hinata mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. In dieser Erinnerung war ich sehr glücklich gewesen, das weiß ich. Aber… ich weiß nicht, wie ich sie jetzt emotional einordnen soll. Ich weiß nicht, was ich für dich fühle und es macht mir ehrlich gesagt Angst. Ich will dir keine falschen Hoffnungen machen, deshalb…“ „Ich weiß“, unterbrach Takashi in einem beruhigenden Ton. „Du willst niemals irgendjemandem wehtun und versuchst es immer allen recht zu machen. Aber mach dir keine Gedanken. Ich weiß, dass manche Dinge ihre Zeit brauchen. Soll ich dir mal was erzählen?“ „Was?“ „Als ich und Katsuya dir unsere Liebe gestanden haben, warst du total überfordert und hast oft heftig gestammelt und kaum ein Wort hervorgebracht. Und als wir es das erste Mal zusammen versuchen wollten, hast du plötzlich geweint, weil du Angst bekommen hast und es zu schnell für dich ging. Und da hast du fast dieselben Dinge gesagt wie jetzt. Manche Dinge brauchen Zeit und mit den Gefühlen ist es nicht anders. Ich kann dir nur anbieten, mit uns über diese Dinge zu reden oder einen Versuch zu wagen, oder aber du sagst Nein und wir lassen dir den Freiraum, den du brauchst.“ Takashi löste sich ein wenig von Hinata, sah aber direkt schon an seinen Augen, dass er eigentlich noch weiter in seinen Armen liegen wollte. Doch stattdessen riskierte Takashi einen Versuch, beugte sich vor und küsste Hinata. Es erfolgte keinerlei Gegenwehr, stattdessen spürte er, wie Hinatas Körper in eine Art Schockstarre verfiel. Hinata war nicht in der Lage, auf Takashis Kuss in irgendeiner Art und Weise zu reagieren. Er war hin- und hergerissen zwischen dem panischen Reflex, ihn sofort von sich zu stoßen und abzuhauen, und dem Wunsch nach mehr. Er wusste nicht, für was er sich entscheiden sollte. Schließlich aber löste Takashi seine Lippen von Hinata und sah ihn fest an. „In Zukunft wird es so ablaufen: wenn du etwas wirklich nicht willst und es für dich zu viel wird, sagst du Mayday, verstanden? Wenn du dieses Wort sagst, höre ich sofort auf und lasse dich in Ruhe. Da bei dir sehr schnell ein Nein über die Lippen kommt, ist es wahrscheinlich besser für uns, wenn wir ein Sicherheitswort ausmachen, damit ich auch wirklich weiß, wann du irgendetwas nicht willst. Und solange du dieses Wort nicht verwendest und einfach nur Nein sagst, weiß ich, dass es nur deine Schüchternheit oder Angst ist.“ Etwas unsicher sah Hinata ihn an und verstand nicht so wirklich, was Takashi mit diesem merkwürdigen Sicherheitswort wollte und warum sie es denn unbedingt brauchten. Doch bevor er nachfragen konnte, küsste Takashi ihn erneut, dieses Mal aber länger und intensiver. Immer noch regte sich nichts in Hinata und er nahm es einfach hin. Aber er spürte, dass sein Herz anfing, wie verrückt zu schlagen. Ein seltsames Gefühl überkam ihn, welches er nicht einzuordnen wusste und etwas in seinem Kopf setzte aus, welches ihn unfähig machte, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Dieser Kuss rief etwas in ihm wach. Ein Bild, in welchem er Takashi umarmte und seinen Kuss erwiderte. Und ein Teil von ihm wollte diesen Kuss auch erwidern, doch irgendetwas hielt ihn zurück. Er hatte Angst und er konnte nicht verstehen warum. Seine Brust schnürte sich zusammen und Tränen sammelten sich in seinen Augen. Es tat ihm weh, Angst vor dieser Zuwendung zu haben und er wollte verstehen, warum sich ein Teil von ihm so sehr dagegen sträubte. Schließlich brachte er Takashi etwas auf Abstand und wischte sich die Tränen weg. „Ich verstehe das nicht. Auf der einen Seite fühlt es sich gut an, aber ich habe Angst. Ich weiß nicht warum, aber jedes Mal, wenn du mir so nahe kommst, will etwas in mir mehr und dennoch habe ich dann so große Angst, dass ich am liebsten weglaufen würde.“ Verständnisvoll nickte der ältere Zwilling und strich ihm sanft über die Wange. „Vielleicht ist es eine Art unterbewusstes Trauma. Diese ganzen Verletzungen hat dein Vater dir zugefügt, weil er nicht akzeptieren wollte, dass du mich und Katsuya liebst und dass du lieber Shonen-Ai Mangas zeichnest, als Anwalt zu werden. Du hast versucht, ihm selbstbewusst gegenüberzutreten und diese Sache ein für alle Male abzuschließen damit du nicht mehr vor deinem Vater flüchten musst. Und stattdessen hat er dir den Arm gebrochen und dir so heftig gegen den Kopf getreten, dass man dich ins künstliche Koma versetzen musste und du danach alle Erinnerungen verloren hast. Du warst schon immer ein sehr ängstlicher Mensch, Hinata. Du hast sehr viel in deiner Vergangenheit durchgemacht und das verschwindet nicht so einfach. Ich weiß nicht, wie weit ich oder Katsuya dir da helfen können. Alles, was wir für dich tun können ist, dich aufzufangen und dir Sicherheit zu geben. Wir sind für dich da, wenn du Angst hast oder dich hilflos fühlst und wir werden versuchen, dir so gut es geht bei deinen Problemen helfen. Du musst es nur zulassen. Denn wenn du vor allem und jedem davonläufst, wirst du recht einsam werden.“ Wieder nahm Takashi ihn in den Arm und dieses Mal erwiderte Hinata die Umarmung, wenn auch erst zögerlich. „Ich will nicht mehr ständig diese Angst haben, dass ich jedes Mal davonlaufen will. Aber… ich weiß momentan einfach nicht, was ich will.“ „Vielleicht weißt du es auch schon, aber dir stehen einfach nur deine Ängste im Weg“, vermutete Takashi. „Aber es hängt natürlich auch von dir ab, wie weit du gehen willst. Ich kann dir nur versichern, dass du dir um mich keine Gedanken machen musst. Ich weiß, dass all diese Dinge ihre Zeit brauchen. Deshalb brauchst du dich nicht sorgen, dass du meine Gefühle verletzen oder mir falsche Hoffnung machen könntest. Alles, was ich möchte ist, dass du offen und ehrlich bist.“ Hinata nickte zögerlich und spürte, wie langsam seine Angst wieder wich. Irgendwie schaffte es Takashi immer wieder, ihn zu beruhigen und ihm seine Sorgen und Zweifel zu nehmen, egal wie sie aussahen. Er fühlte sich sicher bei ihm und hatte das Gefühl, ihm auch tatsächlich alles anvertrauen zu können. „Ich habe letztens einen komischen Traum gehabt. Ich konnte nichts erkennen weil es einmal so rabenschwarz und einmal so gleißend hell war. Beim ersten Mal im Dunkeln hatte ich Angst, aber beim zweiten Mal hörte ich Meeresrauschen und ich fühlte mich wesentlich wohler als beim ersten Mal. In dem Traum da… ähm… es war…“ Hinata traute sich nicht, weiterzusprechen. Etwas verlegen wandte er den Blick ab, spürte aber, wie seine Wangen rot wurden. Sein Gesichtsausdruck sprach jedoch Bände und wohl wissend meinte er „Du hast einen erotischen Traum gehabt?“ Obwohl der Kunststudent schwieg, war sein beschämter Gesichtsausdruck Antwort genug. Takashi musste schmunzeln. „Ist doch nichts Schlimmes dabei. Jeder von uns hat sie mal. Wie wäre es? Willst du es auch mal selber erleben?“ Selber erleben? Sollte das etwa heißen, dass er mit Takashi schlafen würde? Hinata war hin und her gerissen und wusste noch nicht so wirklich, ob er diesen Schritt wagen sollte. „Wir beide?“ „Ja.“ „Und du hörst auch auf, wenn ich dieses eine Wort sage?“ „Versprochen! Ich werde nichts tun, was du nicht willst und wenn du Mayday sagst, höre ich sofort auf.“ Wieder zögerte Hinata und dachte nach. Immer noch war er sich unsicher, was er tun sollte. Auf der einen Seite wollte er den Versuch wagen, wenn er dadurch wenigstens Gewissheit bekam, was er denn für Takashi empfand und ob er ihn nur als Freund ansah, oder als jemanden, den er liebte. Doch auf der anderen Seite hatte er Angst vor der Enttäuschung oder dass das Verhältnis zu Takashi für immer zerstört werden würde. Doch dann nickte er langsam und sprach kaum hörbar: „Okay. Wenn du mir das versprichst und du es vorsichtig machst…“ „Keine Sorge“, versicherte Takashi. „Ich werde dafür sorgen, dass es eine sehr angenehme Erfahrung für dich wird.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)