Seduce Me Again! von Sky- ================================================================================ Kapitel 3: Ein helfender Zufall ------------------------------- Nach einer unruhigen Nacht wachte Hinata am nächsten Morgen ein wenig spät auf und als er in die Küche kam, hatte Takashi bereits das Frühstück gemacht und Katsuya saß auch schon am Tisch. Er grüßte sie kurz und setzte sich dann an den Tisch. Er fühlte sich immer noch sehr müde und nicht ausgeruht. Außerdem beschäftigten ihn noch das Gespräch mit Takashi und die Erkenntnis von gestern, dass die Zwillinge in ihn verliebt waren. Es war eine etwas unangenehme Situation, vor allem weil er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte. Darum herrschte auch eine etwas unangenehme Atmosphäre am Tisch und die meiste Zeit wurde nichts gesagt. Dann schließlich begannen sie sich fertig zu machen, da sie mit ihrem „Ausflug“ in die City beginnen wollten, damit sich Hinata in der Stadt, in der er ja wohnte, besser zurechtfand, solange er sich nicht erinnerte. Draußen war ein angenehm sonniges und warmes Wetter. Dafür, dass es bald Herbst wurde, war es ein richtig schönes Sommerwetter. Und das belebte ein wenig Hinatas Lebensgeister. Da Fahrrad fahren nicht infrage kam, fuhren sie mit dem Bus und Hinata war gespannt darauf, was ihn erwarten würde. Er konnte sich gut vorstellen, dass die Hölle los sein würde. Immerhin war es Wochenende und das war ja auch Tokyo. Trotzdem war er ein wenig nervös, denn wirklich alles kam ihm ganz fremd vor und auch wenn er versuchte, sich all diese Dinge ins Gedächtnis zu rufen, die er sah, war alles leer. Rein gar nichts erkannte er wieder und er fragte sich, wie lange es wohl brauchen würde, dass er sich wieder erinnerte. Schließlich erreichten sie Shinjuku, wo es eine große Einkaufsmeile gab. Takashi wandte sich an seine beiden Begleiter. „Wir sollten aufpassen, dass wir nicht voneinander getrennt werden. Sollte das der Fall sein, haben wir unsere Handys und dann werden wir einen Treffpunkt ausmachen, wo wir wieder zusammenfinden. Also was sollen wir als erstes machen?“ „Gehen wir ins Einkaufszentrum“, schlug Katsuya vor. „Ich brauch ein neues Ladekabel für mein Handy und eventuell neue Sportschuhe. Meine alten sind komplett ausgelatscht.“ „Das können wir später machen. Am besten zeigen wir ihm erst mal die Sehenswürdigkeiten, bevor wir ans Shoppen gehen. Und im Anschluss gehen wir was essen. Es gibt hier einen neuen Laden, der europäische Küche anbietet.“ „Na hoffentlich keine deutsche Küche“, gab der jüngere Zwilling zu bedenken, als er das hörte. „Das eine Mal hat mir für den Rest meines Lebens gereicht.“ „Nee, das soll wohl ein italienischer Laden sein. Die bieten so was wie Pasta an.“ „Hört sich nicht gerade appetitlich an, wenn es fast wie Paste klingt“, murmelte Katsuya, der offenbar kein großer Fan der europäischen Küche war. Aber Hinatas Neugier war geweckt und er sah darin auch eine gute Chance, seinen Plan von gestern in die Tat umzusetzen, sich selbst neu zu entdecken. Wer weiß, vielleicht würde er ein großer Fan von ausländischer Küche werden. Einen Versuch war das ja wert. Also gingen sie los und begannen mit der Sightseeingtour durch Tokyo. Und wie Hinata bereits befürchtet hatte, war an diesem Tag die Hölle los, denn das Wetter war perfekt, es war Wochenende und die Ferien waren noch nicht vorbei. Zwischendurch hatte er echt Schwierigkeiten, die beiden Brüder nicht aus den Augen zu verlieren. Und teilweise wusste Hinata gar nicht, wo e zuerst hinschauen sollte, weil es so viel gab und es schwierig war einzuordnen, was er sich denn jetzt merken sollte und was nicht. Teilweise hatte er ein gewisses Gefühl, dass ihm manche Dinge vertraut vorkamen, als wäre er schon mal vor einer sehr langen Zeit dort gewesen. In solchen Momenten blieb er stehen und ließ diesen Ort auf sich wirken in der Hoffnung, dass sich etwas in seinem Gedächtnis tat, aber dem war nicht so und das war frustrierend. Hinata ließ sich zu verschiedenen Tempeln und Museen führen, dann zu einem größeren Park und schließlich wollten sie zusammen zum Tokyo Tower, doch ein Durcheinander in der Menschenmenge führte dazu, dass Hinata und die Zwillinge voneinander getrennt wurden und der Kunststudent, ehe er sich versah, plötzlich alleine da stand. Er versuchte noch, sich irgendwie schneller nach vorne zu drängeln und die beiden Brüder wiederzufinden. Es sollte ja wohl nicht so schwer sein, eineiige Zwillinge wiederzufinden. „Katsuya? Takashi?“ rief Hinata und kämpfte sich weiter durch das Gedränge, welches sich gebildet hatte, da sich einige Straßenkünstler versammelt hatten und eine Show zum Besten gaben. Und durch den Lärm war es auch unwahrscheinlich, dass die beiden ihn hörten. Na super, das fing ja toll an. Hinata kämpfte sich weiter durch die Menge, doch nirgendwo fand er eine Spur von den Zwillingen. Sie waren einfach weg. Er rief wieder nach ihnen, aber es brachte auch keinen Erfolg. Er suchte wirklich überall, doch sie waren wie vom Erdboden verschluckt. Das konnte doch nicht wahr sein. Wo waren die beiden denn bloß hin? Es half wohl nichts, am besten rief er Takashi an und gab ihm Bescheid. Zum Glück hatte er die Nummern der beiden im Handy eingespeichert. Nach einer Weile ging Takashi auch endlich dran. „Hinata, wo bist du denn? Du warst auf einmal weg.“ „Tut mir leid, ich hab euch bei den Straßenkünstlern verloren und habe euch nicht mehr wiedergefunden. Wo sollen wir uns treffen?“ „Am besten am Tokyo Tower, der ist nicht weit. Du musst einfach nur die Straße weiter langgehen, dann an der großen Straße nach links bis du zu einem kleinen Handyshop kommst, dann biegst du nach rechts ab und gehst von dort aus geradeaus weiter über die nächsten zwei Ampeln, dann kommst du zum Zojo-ji Tempel. Wenn du den erreichst, siehst du schon von weitem einen großen rotweißen Turm, der ein wenig wie der Eiffelturm aussieht. Das ist der Tokyo Tower. Katsuya und ich werden dort auf dich warten. Dort ist gerade eh nicht viel los.“ Hinata ließ sich noch mal die Wegbeschreibung geben und machte sich dann auf den Weg. Doch es fiel ihm schwer, diese ganzen Informationen im Kopf zu behalten und er fühlte sich ziemlich verunsichert. Er fühlte sich allein gelassen und hilflos und völlig verloren in dieser Gegend, die ihm so fremd vorkam. Warum nur musste das auch ausgerechnet ihm passieren? Na hoffentlich verlief er sich nicht noch. Er musste ja eigentlich nur nach einem großen roten Turm Ausschau halten. So schwer konnte das ja wohl nicht sein. Es sei denn er gehörte zu der Sorte Mensch, die nicht gerade mit einem Orientierungssinn gesegnet worden waren. Tief atmete er durch und versuchte sich wieder zu beruhigen. Wenn er sich jetzt verrückt machte, würde er sich erst recht verlaufen. Also ging er die Straße weiter geradeaus und als er an einer stark befahrenen Straße stand, fragte er sich, ob das jetzt die Straße war, wo er abbiegen musste. Und als er darüber nachdachte, wusste er nicht mehr, ob er jetzt nach links oder rechts sollte. Na toll, in der Aufregung hatte er es wieder vollkommen vergessen. Das war’s… er war verloren. Er hatte keine Ahnung wo er war und dementsprechend würde er ja nicht einmal mehr zurück nach Hause finden. Vielleicht sollte er noch mal Takashi anrufen und sicherheitshalber noch mal nachfragen, bevor er in die falsche Richtung lief. Also holte er sein Handy heraus und suchte gerade die Nummer heraus, da rempelte ihn jemand von der Seite an und das Handy fiel ihm aus der Hand. Durch den Aufprall sprang die Hülle auf, das Display zerbrach und der Akku flog heraus. „Verdammt!“ Hinata sammelte die Einzelteile wieder auf und setzte sein Handy wieder zusammen. Ein hässlicher Riss zog sich über das ganze Display und als er versuchte, seine PIN einzugeben, doch da gab es ein Problem: er wusste nicht, wie sie ging. Die letzten Tage hatte er das Handy immer am Ladekabel gehabt, sodass es immer eingeschaltet gewesen war. Aber nun musste er die PIN eingeben und er konnte sich nicht an sie erinnern. Das war eine absolute Katastrophe! Wie sollte er denn jetzt Takashi und Katsuya finden? So ein verdammter Mist… Hinata versuchte krampfhaft, sich an die Wegbeschreibung zu erinnern. Bis zur Straße und dann abbiegen zu einem Handyladen. Okay, wo könnte es denn einen Handyshop geben? Abwechselnd sah er in beide Richtungen und entschied sich dann für rechts. Ja genau, es musste rechts gewesen sein. Immerhin gab es da hinten ein paar kleine Geschäfte. Als er nach knapp fünf Minuten Fußmarsch immer noch keinen Handyshop erreichte, überkam ihn die Panik und er wusste überhaupt nicht mehr, wo er war und was er jetzt tun sollte. Er hatte keine Ahnung, wo er war und es gab keine Möglichkeit, Takashi und Katsuya anzurufen. Das war’s, er würde nie zum Tokyo Tower kommen. Den Tränen nah stand er da und fühlte sich wie ein kleiner Junge, der seine Eltern aus den Augen verloren hatte. Gelähmt von der Angst und der Hilflosigkeit bemerkte er erst viel zu spät, dass ein Hund auf ihn zugelaufen kam. Erst durch das laute Bellen wurde er aufmerksam und wurde auch schon direkt angesprungen. Erschrocken fuhr er zusammen und sah einen weißen Akita, der einen sehr verspielten Eindruck machte. „Sadaharu! Nein, aus!“ Der Akita wurde von Hinata weggezogen und der Besitzer entpuppte sich als ein rothaariger Junge, der vielleicht in derselben Altersklasse war. Er hatte kastanienbraune Augen und war wenige Zentimeter größer als Hinata. „Entschuldige, aber Sadaharu ist noch ein wenig aufgedreht, weil er diese Menschenmengen nicht gewohnt ist. Alles in Ordnung?“ Hinata nickte und sah wieder zum Akita, der sich nun zu seinem Besitzer gesellte und nun ein wenig ruhiger wurde. Doch der Junge bemerkte wohl, dass etwas nicht in Ordnung war und erkundigte sich sogleich „Ist irgendetwas passiert? Du machst einen etwas hilflosen Eindruck. Hast du dich vielleicht verlaufen?“ Etwas beschämt senkte Hinata den Blick und nickte, wobei seine Wangen ein wenig rot wurden. „Ich wollte zum Tokyo Tower, aber ich habe keine Ahnung, wie ich dorthin komme und ich habe mich wohl etwas verlaufen.“ „Du kommst nicht aus Tokyo, was?“ Hinata antwortete mit einem Kopfschütteln und wagte dann die vorsichtige Frage an den Rothaarigen, ob dieser vielleicht wüsste, wie man zum Tokyo Tower kam. Dieser antwortete mit einem fröhlichen und zuversichtlichen Lächeln „Klaro. Ich kann dich hinbringen, wenn du willst.“ „Und das macht auch keine Umstände?“ „Nö, nö! Ich wollte eh dorthin, um mich mit einem Kumpel zu treffen, da passt es ganz gut. Und ich freu mich immer, wenn ich helfen kann. Mein Name ist übrigens Saruhiko Yagi und das ist Sadaharu.“ Nachdem sich auch Hinata vorgestellt hatte, ging es los und während er diesem Saruhiko folgte, überkam ihn die unendliche Erleichterung. Er hatte jemanden gefunden, der ihn tatsächlich zum Tokyo Tower bringen konnte. Gott sei Dank. Dann konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Während sie so nebeneinander herliefen, kamen sie ins Gespräch und Saruhiko erkundigte sich, was Hinata hier in Tokyo wollte und was mit seinem Arm passiert sei. Etwas zögerlich erklärte Hinata, dass er an der Tokyo Universität Kunst studierte und er sich den Arm bei einem Streit gebrochen hätte. Als er aber das mit der Universität erzählte, blieb der Rothaarige stehen und strahlte übers ganze Gesicht. „Hey das ist ja hammermäßig! Ich fang ab nächster Woche an der Tokyo Uni mein Kunststudium an. Dann bist du ja mein Senpai! Oh Mann, das nenne ich ja mal einen Zufall. Ich lauf tatsächlich jemandem über den Weg, der auch noch das gleiche studiert. Und? Wie ist denn so das Leben an der Uni?“ Etwas unsicher zuckte Hinata mit den Schultern und musste gestehen, dass er keine Ahnung habe und erklärte, dass er sich aufgrund einer Kopfverletzung nicht erinnere und deshalb nicht wusste, wie die Uni so war. Saruhiko runzelte die Stirn als er das hörte und meinte dazu „Ach du Scheiße, das ist echt hart. Und wie schlimm ist es?“ „Ich kann mich an gar nichts erinnern. Nicht mal an meinen Namen.“ „Das ist echt übel. Nicht mal zu wissen, wer man selber ist… das ist sicher echt gruselig. Hast du denn wenigstens jemanden, der für dich da ist?“ „Ja, ich habe da zwei Mitbewohner, die sich um mich kümmern. Mit denen war ich vor meiner Amnesie auch eng befreundet. Aber trotzdem ist es nicht sonderlich leicht…“ „Kann ich mir vorstellen. Ich bin selber gerade erst aus Nerima hergezogen, aber da das nicht weit entfernt ist, war ich schon während der High School oft hier und kenne mich ganz gut aus. Und den Tokyo Tower zu finden, ist gar nicht so schwer, wenn man erst mal weiß, wohin man gehen muss. Ach ja, wenn ich dir zu viel quatsche, dann sag einfach Bescheid. Ist so eine Angewohnheit von mir, dass ich die Klappe nicht halten kann.“ Saruhiko lachte und er strahlte eine so gute Laune aus, dass auch Hinata lächelte und sich gleich besser fühlte. Und allein der Gedanke daran, dass er jemanden bei sich hatte, den er morgen an der Uni wiedersehen würde, ließ ihn aufatmen. Zwar würden Katsuya und Takashi ihn begleiten, aber die beiden waren in jeweils anderen Kursen und für ihn würde es sein, als wäre das sein allererster Tag an der Uni. Nur mit dem Unterschied, dass jeder ihn kannte, nur er kannte niemanden. Und so hatte er jetzt wenigstens jemanden gefunden, der nicht ganz so fremd sein würde und Saruhiko machte auch einen sehr netten Eindruck. Er verbreitete eine sehr positive Energie und schien ein sehr offener und gutmütiger Mensch zu sein. Eigentlich war das doch die beste Gelegenheit, die sich ihm bot. Oder wäre es besser, nicht zu fragen? Es könnte ein wenig zu aufdringlich wirken und Hinata merkte auch, dass die Angst wieder von ihm Besitz ergriff, auch wenn er nicht wusste, woher sie kam. Obwohl er bei den Zwillingen die meiste Zeit keine solchen Ängste wahrgenommen hatte, war ihm so, als würden sie nun über ihn hereinbrechen und seine Gedanken beherrschen. War das etwa wirklich sein altes Ich, das er so sehr loswerden wollte? Nein, er würde sich nicht von seinen Ängsten beherrschen lassen. Er würde den Versuch wagen. Was sollte denn schon schief gehen? „Yagi…“ „Du kannst mich ruhig Saru nennen, alle meine Freunde und Bekannten nennen mich so. Sie meinen, ich würde sie manchmal an einen Affen erinnern.“ „Saru, wie wäre es… also ich meine… könnten wir…“ Die restlichen Worte blieben ihm jedoch im Hals stecken, denn etwas hinderte ihn daran, die Frage auszusprechen. Er kannte Saruhiko doch gar nicht, da war es doch viel zu voreilig, ihn so etwas zu fragen. Doch zu seiner Überraschung nahm dieser ihm das Wort aus dem Mund. „Hey, du brauchst doch keine Angst vor mir zu haben. Ich beiße doch nicht, außer du willst unbedingt. Wie wäre es, wenn wir uns Montag mal ein wenig näher kennen lernen? Das Wochenende bin ich leider ziemlich beschäftigt, weil ich noch diese grottenhässliche Tapete in meinem Schlafzimmer neu streichen muss. Meine Vormieterin war eine alte Dame und dementsprechend sieht auch die Wohnung aus.“ Hinata war überwältigt, als er hörte, dass Saruhiko von sich aus fragte, ob sie sich näher kennen lernen könnten. Aber er war auch vor allem überglücklich darüber. Das war seine Chance, Freunde zu finden und sein Leben zu ändern. „Sehr gerne“, rief Hinata schon fast und hatte das Gefühl, dass es wohl doch etwas Gutes hatte, dass er sich verlaufen hatte. Gemeinsam erreichten sie schließlich den Tempel, von wo sie aus schon von weitem den Tokyo Tower sehen konnten. Die meiste Zeit erzählte Saruhiko über irgendwelche Dinge und wie er schon vorgewarnt hatte, redete er ziemlich viel. Aber das störte Hinata nicht sonderlich. Sein zukünftiger Kohai hatte nämlich so eine fröhliche und lebhafte Art, die Dinge zu erzählen, dass er das Gefühl hatte, als würden sie sich beide schon seit Ewigkeiten kennen und als wären sie schon immer beste Freunde gewesen, die einander rein zufällig wiederbegegnet waren. Er strahlte eine so positive Energie aus, als würde nichts jemals sein Gemüt trüben können. Als wäre er von Natur aus ein absoluter Optimist. Allein sein Lächeln zu sehen ließ Hinata seine Sorgen wieder vergessen und auch seine Ängste. Wäre das nicht ein toller Freund für einen Menschen, der so schnell schüchtern und unsicher wurde? „Aber weißt du was, Senpai? Dafür, dass ich dich hergeführt habe, bist du mir was schuldig.“ Saruhiko zwinkerte ihm vielsagend zu und grinste fröhlich. Doch Hinata war da ein wenig zögerlich, als er das hörte und wollte natürlich wissen, was das für einen Gefallen war. „Hm… da lasse ich mir noch etwas einfallen. Aber keine Sorge, ich komme noch früh genug auf dich zurück! Ich lasse mir schon was damit einfallen.“ Und als er die Verunsicherung bei Hinata sah, der wohl fürchtete, es könnte irgendetwas Schlimmes sein, lachte er und gab ihm einen freundschaftlichen Schulterklopfer. „Nun guck doch nicht gleich so drein wie ein Kaninchen in der Falle, Senpai. Da krieg ich ja noch ein schlechtes Gewissen. Keine Panik, es wird sicher ganz lustig. Hier ist immer was los in Tokyo und da du noch mal von vorne anfängst, ist das doch die beste Gelegenheit. Hier gibt es viele Museen, Spielhallen und einen Vergnügungspark. Da wird sich schon das Passende finden.“ Sie gingen nun weiter und erreichten schließlich den Tokyo Tower. Von weitem sah Hinata auch schon die beiden Zwillingsbrüder, die offenbar nach ihm Ausschau hielten. „Da sind sie!“ rief er und deutete auf die beiden. „Hey, das ist ja super. Dann wäre mein Job erledigt.“ Damit blieb Saruhiko stehen und wandte sich an Hinata. Offenbar wollte er sich verabschieden. „Na dann sehen wir uns am Montag wieder, okay?“ „Okay. Und danke vielmals, dass du mir geholfen hast, Saru.“ Saruhiko lächelte und hob zum Abschied die Hand und ging dann in eine andere Richtung weiter. Hinata sah ihm noch kurz nach, bevor er zu den Zwillingen ging, die ein wenig besorgt aussahen. Und tatsächlich löcherten sie ihn erst mal mit Fragen, was denn passiert sei und wieso er nicht mehr über Handy zu erreichen gewesen sei. Da musste er natürlich erst mal erklären, dass ihm sein Handy heruntergefallen war und dass dabei der Akku herausgefallen sei. Er zeigte das zersprungene Display und dann erzählte er ihnen, wie er hierher gefunden hatte. „Ein Kohai?“ fragte Katsuya. „Na das nenne ich mal einen Zufall. Aber zum Glück ist ja alles gut gegangen. Und? Hat er auch keine krummen Sachen bei dir versucht?“ „Überhaupt nicht“, versicherte Hinata. „Er schien ganz nett zu sein und will mich näher kennen lernen. Vielleicht werden wir ja Freunde…“ Dieses glückliche Lächeln bei Hinata zu sehen, als er an Saruhiko dachte, gefiel Katsuya überhaupt nicht. Als wäre es nicht schon genug, dass er schon gestern in ein riesiges Fettnäpfchen getreten war und Hinata verschreckt hatte. Wenn dieser jetzt noch damit begann, sich für einen anderen zu interessieren, dann könnte es schlimmstenfalls darauf hinauslaufen, dass er und Takashi Hinata für immer verlieren würden. Das konnte er nicht zulassen. Er musste irgendetwas tun, um das zu verhindern. Er durfte Hinata nicht verlieren. Nicht nachdem es ihm nicht einmal gelungen war, ihn zu beschützen. Doch was sollte er tun? Ihm verbieten, diesen Typen zu treffen? War das die Lösung? Er wusste es nicht. Überhaupt war er schon seit Tagen vollkommen unsicher. Schon seit er erfahren hatte, was Hinata zugestoßen war, war er nicht mehr derselbe. Für gewöhnlich ließ er sich durch nichts beirren, ging seinen eigenen Weg und lebte sein Leben selbstbewusst. Die Wahrheit war, dass er nicht dieselbe mentale Stärke besaß wie Takashi. Sein älterer Bruder war schon immer derjenige gewesen, der die Kontrolle bewahrte, wenn es hart auf hart kam. Während er als Kind immer sorglos gewesen war und immerzu Mist gebaut hatte, war Takashi vernünftig geblieben und hatte ihn wieder auf die Spur gebracht. Er hatte sich immer auf Takashi verlassen, weil er wusste, dass dieser stärker war als er. Wahrscheinlich hatte er sich diese Pflicht auferlegt, weil er der große Bruder war. Doch Katsuya war nie verunsichert gewesen, zumindest nicht so sehr. Es lag einfach daran, weil Hinata ihm mehr bedeutete als die Mädchen, mit denen er vorher zusammen gewesen war. Hinata war seine wirklich große Liebe und er wollte ihn nicht verlieren. Aber diese Angst vor dem Verlust und die bohrenden Schuldgefühle, dass er ihn nicht vor seinem Vater beschützen konnte, ließen ihn schwach werden. Und er wusste, dass auch Takashi das Ganze sehr zu schaffen machte. Doch er bewahrte trotzdem die Kontrolle, weil wenigstens einer von ihnen einen klaren Kopf bewahren musste. Takashi zwang sich dazu, den Schein zu wahren, als wäre alles unter Kontrolle, aber das war es nicht. Wahrscheinlich ging es ihm genauso und er machte sich unsägliche Vorwürfe, weil er nicht aufmerksam genug gewesen war. „Äh… ist alles okay?“ Katsuya bemerkte, dass Hinata sie fragend ansah und zwang sich zu einem Lächeln. Mit gespielter Vergnügtheit und Scherzhaftigkeit rief er „Hey, hat jemand Lust da oben raufzugehen und ein paar Papierflieger runtersegeln zu lassen?“ Wahrscheinlich sollte er sich nicht allzu viele Gedanken machen. Egal was auch geschah, er würde Hinata nicht aufgeben. Und er würde auch nicht zulassen, dass sich etwas oder jemand in den Weg stellen sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)