The story of happiness von Black-Starshine (Manchmal muss man sein Glück selbst suchen, um es zu finden.) ================================================================================ Kapitel 9: - ɢıεя - ------------------- Frei bist du nur in der Liebe. Absolute Freiheit ist die Freiheit des Stärksten, des Dschungels. Nicht die Freiheit, sondern die Liebe ist der höchste menschliche Wert. Frei bist du, wenn du nicht mehr von deinem Ich, deiner Gier nach dem Ich gefesselt wirst. Frei bist du nur in Liebe. Freiheit kann einzig und allein fließen im Strombett der Liebe Phil Bosmans (1922 - 2012), belgischer Ordenspriester, Telefonseelsorger und Schriftsteller, ›der moderne Franziskus‹   Verunsicherung, gewissermaßen auch Angst, lagen in der Luft. Eine düstere Atmosphäre hatte sich in den Räumlichkeiten des Izumis verbreitet. Die drei Freunde sahen unsicher und unschlüssig zu dem schlafenden Wesen, die Digimon hatten sich vor ihren Partnern positioniert, allzeit bereit zum Kampf. Es war schwer sich vorzustellen, dass das niedlich wirkende Digimon ein solch bedrohlicher Feind sein sollte, doch sie alle vertrauten auf die Worte ihrer Digimon. Das Scannen des Wesens schien nicht zu funktionieren, was besonders Koushiro zum Fluchen brachte. Joe konnte noch immer nicht fassen, dass er das Auftauchen des Feindes zu verantworten hatte. Es war ungerecht, wenn man bedachte, dass er letztlich nur einen Moment zum Durchatmen suchte und nun ein feindlich gesinntes Digimon fand. Es war schließlich kein Geheimnis, dass sein Studium ihm alles abverlangte. Jeder hatte es doch mal verdient, eine Pause zu bekommen…   Oder er etwa nicht?   „Was sollen wir denn jetzt tun?“, fragte Mimi verunsichert und wand den Blick zwischen ihren Freunden hin und her. Diese wirkten etwas überfordert. Das Digimon wirkte nicht bedrohlich, es schien zu schlafen. Da war es moralisch doch gar nicht vertretbar, es anzugreifen, wenn es sich nicht wehren konnte. Oder? „Wir müssen es angreifen!“, kam es von Gomamon, welches seinen Partner mit einem strengen Blick fixierte. Joe rückte seine Brille zurecht. „Angreifen? Das Digimon tut uns doch gar nichts! Es kann sich ja noch nicht mal wehren! Was, wenn es uns gar nichts Böses will? In der Vergangenheit haben wir oft Freunde gefunden, die uns zu Beginn noch als Feinde gegenüberstanden!“, versuchte Mimi zu argumentieren. Sie wollte niemanden verletzten, ohne sicher zu sein, dass es nicht wirklich auch richtig war. Sinnloses töten würde sie keinen Schritt voraus bringen. Es würde sie später nur belasten. Allein der Gedanke daran belastete sie jetzt schon. Koushiro und Joe waren auch keine Typen, die fürs Kämpfen zu haben waren. Mimi wusste, dass Koushiros rationales Denken ihn jedoch dazu führen würde, nach dem Sinnvollsten und somit auch dem Sichersten zu handeln. „In der Vergangenheit haben auch die Digimon nie so reagiert!“, erwiderte der Rothaarige streng und deutete auf ihre Partner. Mimi sah zu Palmon, welche ihren Blick erwiderte. Sie presste die Lippen aufeinander. „Mimi-chan… Ich weiß, du möchtest keine Unschuldigen verletzten“ „Falsch, ich will gar niemanden verletzten! Ich will gar nicht kämpfen!!“, erwiderte sie mit einem Hauch von Verzweiflung in der Stimme. Die junge Frau rammte sich die Schneidezähne in die Unterlippe und bewegte sie hin und her. „Mimi! Wir sollten nicht groß diskutieren, sondern handeln!“ „Aber unnötiges Blutvergießen hat noch keinem geholfen!“, erwiderte nun auch Joe. Der Rothaarige schnaubte. „Tentomon!“, forderte er nun sein Digimon auf, auch die Anderen stellten sich zum Angriff ein. „Nein!!!“, war es Mimis Stimme, die dazwischen ging. Die junge Frau stellte sich vor das Digimon und somit gegen ihre Freunde. Koushiro konnte es nicht fassen. War die Frau von allen guten Geistern verlassen?!   „Mimi! Was soll das?! Das ist der Feind!“, brüllte Koushiro sie wütend an. Joe stand nur unschlüssig daneben. „Das weißt du nicht!“, erwiderte Mimi ebenso wütend. „Vertraust du etwa nicht auf dein Digimon!?“ „Natürlich tu ich das! Aber ich überzeuge mich gerne selbst von den Gegebenheiten! Wir können es wecken und dann immer noch entscheiden…“, erwiderte sie. Mimi wollte sich nicht gegen ihre Freunde stellen und schon gar nicht mit Koushiro darüber streiten. Aber sie konnte auch nicht einfach zusehen, wie ein scheinbar wehrloses Wesen angegriffen wurde. „Verdammt Mimi! Trete zur Seite und hör auf so naiv zu sein! Nicht alles ist so wie es scheint!“, argumentierte Koushiro weiter und versuchte seine beste Freundin zur Besinnung zu berufen. Das war das Problem, was ihn seit Jahren verfolgte, wenn er an die Brünette dachte. Ihr irrationales Handeln würde sie alle nochmal unter die Erde bringen. Dabei war es offensichtlich, dass das Digimon eine bedrohliche Aura ausstrahlte. Zudem wollte Koushiro nicht, dass sie dem Wesen so nah kam, denn es wirkte trotz seiner Niedlichkeit gefährlich. „Mimi! Geh da weg!!!“, rief nun auch Joe aus, was die beiden Streithähne ins Stocken brachte. Verwirrt sah Mimi nur zu ihrem Freund, während nun auch Koushiro einen Schritt zurückging und seine Augen schockgeweitet zu dem Mädchen sahen. „Mimi…“, stammelte er, doch da bemerkte es auch Mimi und sie zuckte zusammen.   Hinter der jungen Frau hatte sich erneut eine schwarze Wolke gebildet. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht stand hinter dem Mädchen Lilithmon, welches den Älteren nur vom Name und der Beschreibung ein Begriff sein dürfte. „Nana~ Wer wird denn hier streiten?“, kam es säuselnd von dem Digimon, welches die Arme um die Schultern von Mimi schlang und sie an sich drückte. Koushiros Körper bebte vor Wut, während sich Mimi wie schockgefroren fühlte. „Lass Mimi los!“, brüllte ihr Digimon. Lilithmon schien amüsiert von dem kleinen Wesen zu sein. Nah an ihrem Ohr hörte Mimi das Kichern des Digimons. „Ach… Und was willst du dagegen tun? Vielleicht digitieren und zahlreichen Menschen mit deiner monströsen Erscheinung das Leben nehmen?“, kicherte das Digimon amüsiert. Aus den Augenwinkeln erkannte Mimi das Gesicht des feindlich gesinnten Digimons. Die Hände von Lilithmon fuhren über den Körper der jungen Frau. „Du bist wirklich hübsch…“, flüsterte das Digimon. Koushiro ballte die Hände zu Fäusten, während Joe schockiert dabei zusah, wie sich das Digimon am Anblick der verängstigten Mimi ergötzte. „Ich könnte mir vorstellen, dich als menschliche Sklavin bei mir zu halten…“, flüsterte das Digimon in ihr Ohr. „Vor allem, da sich in deinem Herz viel Dunkelheit verbirgt…“, sprach das Digimon weiter und Mimi erschauderte mit der Information. „Den Schmerz in deiner Seele könnte ich verschwinden lassen…nur würdest du dann gar nichts mehr fühlen…eine einfache Marionette, die nach meinem Fadenspiel handelt…Was ein Spaß das werden würde…“, kicherte Lilithmon und fuhr mit ihrem Nagel über die weiche Haut der Tachikawa. „Und wie empfindlich deine Haut ist…köstlich…“ Mimi spürte einen kleinen Schmerz in der Wange, das warme Blut ihr Kinn hinunterfließen. Mit ihrem Finger fing Lilithmon den Bluttropfen der jungen Frau auf und legte den Finger an die Lippen. „Wirklich appetitlich…“, flüsterte das Digimon weiter, als es über den Tropfen Blut leckte. Mimi wusste nicht, wo ihr der Kopf stand, ihre Beine fühlten sich schwach an, sie drohte, in sich zusammenzusacken. Sie war wie benommen. „Tentomon!!!“, rief nun die wütende Stimme von Koushiro aus. Ihm war es gleich, ob er mit einer Digitation riesen Schaden anrichten würde, nur wollte er Mimi nicht in den Fängen dieses abscheulichen Digimons wissen.   Erneut spürte sie ein Hauchen an ihren Nacken, als sie kalte Lippen auf ihrer Haut spürte. „Du wirst mir gehören, Mimi-chan…und du wirst freiwillig zu mir kommen…“, flüsterte das Digimon. Mimi war sich nicht sicher, es war, als würden die Worte sich in ihre Haut brennen, als das Digimon sie mit ihren Lippen berührte. Die beiden anwesenden jungen Männer zogen die Luft scharf ein, schienen aber nicht zu hören, welche Worte das Digimon aussprach. Mimi selbst verinnerlichte diese Worte, konnte sich nicht vorstellen, dass das Digimon irgendeine Wirkung auf sie haben würde. Gleichzeitig jedoch wanderte eine nie dagewesene Kälte durch ihren Körper. Doch vermischt mit diesem eisigkalten Gefühl, machte sich auch Erleichterung in ihr breit, sie schaltete eine Sekunde komplett ab, fand sich einer außerordentlichen Leere konfrontiert, die sich verdammt gut und befreiend anfühlte. Für diese wenigen Sekunden wurde ihr Blick trüb und leer, tatsächlich wirkte Mimi wie eine Marionette für Außenstehende. Doch hielt dieser Zustand nicht lange an.   „Mimi-chan!!!“, drang die Stimme von Koushiro an ihr Ohr. Lilithmon löste sich von der Digiritterin und beugte sich zu dem kleinen, feindlich gesinnten Digimon. Sie nahm es auf die Arme und wand sich erneut zu den Menschen. Das Digimon bedachte diese mit einem Grinsen. „Nicht mehr lange und wir werden uns wiedersehen, Digiritter. Ich freue mich schon darauf!“, hauchte Lilithmon, bevor es erneut von einer dunklen Wolkenmasse umhüllt wurde und in dieser verschwand. Mit dem Digimon verschwand auch das befreiende Gefühl. „Mimi!!“, war es erneut die Stimme ihres besten Freundes, jedoch nah an ihrem Ohr. Sie sah den Rothaarigen verwirrt an, als er seine Hände an ihre Oberarme legte und sie leicht durchschüttelte. „Mimi-chan! Kannst du mich hören?“ Sie brauchte einen Moment, um wieder zur Besinnung zu kommen, um wieder einen klaren Blick zu bekommen. Die junge Frau erwiderte den besorgten Blick ihres besten Freundes. „I-Ich...Ich kann dich hören…warum brüllst du mich überhaupt so an?“, fragte sie ihn dann vorwurfsvoll. Sie fand zurück zur Besinnung und in die Realität. Der Schmerz kehrte zurück. „Ist alles okay…?“, fragte Koushiro erneut und nun gesellte sich auch Joe zu seinen Freunden. „Mimi-chan…geht es dir gut?“, erklangen die Stimmen ihrer Freunde mehrere Male, wobei Mimi immer wieder bejahte. Doch innerlich war sie sich dessen nicht so sicher… Dieses Gefühl…dieses Gefühl, einfach nichts zu fühlen, es…   Es…es hatte ihr gefallen.   „Es geht mir gut…wirklich… Ich hatte einfach nur Angst. Hört auf, euch solche Sorgen zu machen!“, erwiderte Mimi direkt und versuchte ihre Freunde zu beschwichtigen. Es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder beruhigten, doch als es an der Türe klingelte, lenkte dies von der Tachikawa ab. Sie selbst ließ sich auf dem Sofa nieder, während Koushiro dem brünetten Wuschelkopf die Türe öffnete. Der Schmerz kehrte erneut in ihr Herz, als sie zu Taichi sah und dieser so tat, als wäre nichts zwischen ihnen gewesen. Tatsächlich war dem ja auch so. Zumindest für ihn. Das jedoch machte es nicht einfacher, es schmerzte nur noch mehr. Doch sie versuchte ihr Innerstes nicht nach außen zu kehren. Stattdessen gab sie sich wie immer, beobachtete die drei Jungs, bemerkte, wie gut sie sich verstanden und wie sehr sie sich miteinander austauschten. Ob sie wohl bemerken würden, wenn sie einfach verschwand? Aus der Wohnung, aus ihrem Leben… aus ihren Gedanken? Die junge Frau schluckte. Seit wann dachte sie so pessimistisch.   „Hey, Mimi?! Hast du zugehört?“ „W-Was?“, verwirrt hob sie den Kopf an und sah direkt in die dunkelbraunen Augen des Yagamis. Sie erschreckte so, dass sie einen Schritt zurückwich. „Man…In welchem Paralleluniversum bist du denn gefangen?!“, fragte er sie vorwurfsvoll, konnte dabei aber sein typisches Grinsen nicht unterdrücken. „Um was ging es denn?“, fragte sie. „Taichi hat gefragt, ob wir mit zum Konzert von Yamato gehen wollen…“, murrte Joe und wirkte wenig begeistert. Nach dem Zwischenfall mit dem Digimon kein Wunder. Wahrscheinlich wollte er so schnell wie möglich wieder an seine Bücher und zu seinem alten Wesen zurückfinden. Mimi stattdessen war nur überrascht. „Zu einem Konzert von Yamato-kun? Dem hast du letztens noch die Nase eingeschlagen!“ Taichi kratzte sich am Hinterkopf. „Darum geht es nicht…“, versuchte er zu erklären, doch Koushiro kam ihm zuvor. „Taichi meint, dass Yamato oder Sora die Nächsten auf der Liste der Todsünden sein könnten. Besonders Hochmut erscheint ihm bei Yamato nicht unwahrscheinlich…“, erklärte sein rothaariger Freund. Dabei schnaubte er, als er feststellen musste, dass selbst die Untersuchung von Taichis Digivice keine Ergebnisse lieferte. Seine Konzentration war jedoch an ihre Grenzen gelangt, schweiften seine Gedanken doch immer wieder zu seiner besten Freundin. Irgendwas stimmte nicht mit ihr. Ihr ging es nicht gut, das wusste er. Doch Mimi war kein Mädchen großer Worte, wenn es um ihren innerlichen Schmerz ging und gerade das war umso besorgniserregender.   „Das klingt doch nach einem vernünftigen Vorschlag. Aber dann würden für die Gier ja nur noch Sora-chan und Hikari-chan in Frage kommen…?“, fragte Mimi, die sich nicht vorstellen konnte, dass eines der Mädchen diese Eigenschaft verinnerlichte. Das Problem jedoch war, dass sich ihre Freunde verändert hatten. Sie hätte Takeru auch nie zugetraut, dass er seine Freundin bedrängen könnte. Oder ihrer besten Freundin, dass sie Taichi betrog. Allein bei dem Gedanken wurde ihr schwer ums Herz, konnte sie sich doch gut erinnern, wie sie den Älteren aufgegeben hatte, als sie damals nach Amerika gezogen war. Die Entfernung und die offensichtlichen Gefühle zwischen den Beiden waren ausschlaggebend für ihr Aufgeben und nun bereute es Mimi. Jedes Mal, wenn sie zu Taichi sah, spürte sie den schnellen Herzschlag in ihrer Brust, die intensiven Gefühle in ihrem Inneren und tausend Schmetterlinge in ihrem Bauch. Doch auch jetzt, wo er Single war, malte sie sich keine Chancen aus Denn es hatte keine Bedeutung… „Ich glaube nicht, dass meine kleine Schwester gierig sein könnte!“, verteidigte Taichi direkt seine kleine Schwester. „Wir sollten alle Möglichkeiten in Betracht ziehen…“, mischte sich nun auch Joe ein. „Ja, denn ich hätte auch niemals gedacht, dass ausgerechnet Joe der Trägheit zum Opfer fällt“, nickte Koushiro zustimmend. „Trägheit… Man… Ich kann das immer noch nicht glauben. Ich finde es ja wirklich gut, wenn man sich zwischenzeitlich mal eine Pause gönnt, aber Joe, das passt einfach nicht zu dir!“, lachte nun auch Taichi. „Genauso wenig, wie Gier zu Sora passen würde!“, mischte sich nun Mimi wieder ein. Taichi jedoch lehnte sich nur mit den Armen vor der Brust verschränkt zurück. „Warum denn nicht? Ihr Mädchen geht doch gerne shoppen und habt da auch keine Grenzen. Das ist doch fast noch schlimmer als bloße Gier!“, grinste der Yagami, wobei die Jüngere nur die Augen verdrehte. „Nicht wirklich…Wie kommst du überhaupt auf sowas?!“ „Na ihr könnte doch nie genug haben!“ „Wir geben ja auch Geld dafür aus. Das ist im Endeffekt ein Nehmen und Geben und hat überhaupt nichts mit Gier zu tun!“ „Doch! Denn im Endeffekt sind es wir armen Männer, die dann die ganzen Tüten schleppen müssen!“, beteuerte der Ältere. „Boah… Deine Argumente sind echt schlecht!“, schnaubte Mimi verachtend. „Finde ich gar nicht! Im Endeffekt sind wir die gearschten, egal was wir machen…“ „Na aber sicher… Genauso, wenn wir dir beim Fußball zugucken müssen und dich anfeuern dürfen!“ Taichi hob verwundert die Augenbrauen. „Das macht ihr Mädels doch nur, weil ihr mit toll findet!“ „Wow… Dein Ego ist echt nicht mehr zu überbieten! Später bist du noch Träger der Hochmut!“, wand nun auch Koushiro seinen Beitrag hinzu. Mimi grinste bei seinem Argument. So abwegig fand sie die Sache gar nicht. „Yamato hat noch ein weitaus größeres Ego als ich!“, stellte der Yagami schmollend klar. Mimi verdrehte erneut die Augen. „Wir haben dich übrigens angefeuert, weil wir deine Freunde sind, nicht, weil du so toll spielst!“, fügte Mimi dann noch hinzu. „Sicher… Weil du ja auch keine Ahnung von dem Spiel hast!“, grinste Taichi nur. „Doch… Ich weiß eines ganz sicher…“, begann sie. „Und das wäre?“   „Für das Spiel muss man nicht intelligent sein. Zweiundzwanzig Idioten, die bei Wind und Wetter dem Ball hinterherrennen, bekloppter geht es nicht!“, grinste sie überlegen. Taichi verzog seine Augen zu Schlitzen. „Du kleine Zicke! Natürlich muss man einiges draufhaben!!!“ „Und das wäre? Einem Ball im Auge behalten? Sich fallen lassen und so tun, als wäre man ernsthaft verletzt?“, piesackte sie ihn weiter. Joe fuhr sich gestresst über den Nasenrücken, Koushiro konnte nur den Kopf schütteln. Es war wie damals, als sie alle noch jung waren. Da hatten es die Beiden auch nie lassen können, sich gegenseitig aufzuziehen. Sehr zum Leidwesen der anderen Freunde. „Könnt ihr mal bitte aufhören?! Die Digiwelt ist in Gefahr und eure Welt auch! Wie könnt ihr über sie unwichtige Lappalien streiten?!“, fragte nun Gomamon in die Runde und brachte Mimis folgenden Ausspruch zum Schweigen. „Die Digimon haben Recht. Wir sollten uns wirklich auf Wichtigeres konzentrieren und eure Diskussion macht es auch nicht besser!“, stimmte auch Tentomon ein. „Außerdem hat Mimi-chan sowieso recht!“ „Gar nicht! Taichi-kun hat viel rechter!!!“, mischten sich nun auch Palmon und Agumon ein, die prompt ihre Partner verteidigten. Mimi konnte nur kichern, während die beiden Digimon miteinander diskutierten.   „Ruhe jetzt!“, rief Joe nun aus und ballte dabei die Hände zu Fäusten. Aus der Überraschung heraus sahen Taichi und Mimi, wie auch Koushiro zu Joe. „So kann man sich ja überhaupt nicht konzentrieren, um sich einen Plan zu überlegen!“, murrte der Brillenträger. „Uns sind doch noch immer die Hände gebunden. Wir wissen ja nicht einmal, wo sich die Digimon aufhalten, bis auf Palmon kann kein Digimon auf das Ultralevel digitieren, Soras und Yamatos Digivice sind kaputt und Koushiro findet nichts raus… Mehr Kacke am Dampfen hatten wir noch nie!“, zählte nun Taichi frustriert auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Man sah dem Braunhaarigen an, wie sehr ihm diese Umstände nervten. „Also gehen wir einfach feiern?“ Mit schief gelegten Kopf sah Mimi ihre Freunde an. „Wir gehen nicht feiern…Warum sollte ich freiwillig auf ein Konzert gehen, wo mein bester Freund, der mir meine Freundin ausgespannt hat, auftritt?“ „Die Luft war doch eh schon raus…“, mischte sich Koushiro mit einem trockenen Unterton ein. „Was?“, verwirrt sah Mimi zwischen den beiden hin und her. „Was meint er damit, dass die Luft raus war?“, fragte sie und bemerkte ihr eigenes, aufgeregtes Herz schlagen. Taichi streckte sich einen Moment, verschränkte dann aber die Arme hinter den Kopf. „Kann schon sein… Sora und ich haben uns ziemlich auseinandergelebt. Aber das berechtigt sie noch nicht dazu, mit meinem besten Freund in die Kiste zu springen…“, murmelte er mit wütenden Unterton. Mimi presste die Lippen aufeinander. „Ich frage mich, ob die beiden ihres Digivices wieder zurückbekommen. Auch Biyomon und Gabumon scheinen darunter zu leiden, handlungsunfähig zu sein…“, murmelte Palmon traurig. „Ah! Sagt mal…Habt ihr was von Veemon und den anderen gehört?“, fragte Koushiro nun interessiert an die Digimon gewandt. Tentomon flatterte neben dem Kopf seines Partners, Palmon kuschelte sich auf den Schoss von Mimi, Gomamon seufze. „Nein… Wir wissen nicht, was mit ihnen ist“, erklärte das Digimon. „Genau wie bei den Anderen…“, murmelte Joe enttäuscht. Dabei ließ er seinen Kopf sinken und seine Brille rutschte etwas runter. „Aber Veemon wird die Anderen sicher beschützen!“ „Nur kann es gegen die Dämonenkönige nur wenig ausrichten.“, erwiderte Tentomon Agumons Worte. Agumon schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Bisher haben wir alles gemeinsam überstanden. Ich bin mir sicher, dass wir die Anderen schon finden und im Notfall auch retten werden!“, murrte das Dinosaurier-Digimon. „Hoffentlich geht es Miyako-chan und den anderen gut…“, flüsterte Mimi. Dies anderen konnten dem nur zustimmen.   *.:。✿*゚‘゚・✿.。.:**.:。✿*゚’゚・✿.。.:* Zweieinhalb Stunden später… *.:。✿*゚‘゚・✿.。.:**.:。✿*゚’゚・✿.。.:*   Würgegeräusche drangen ans Ohr, betrat man die Wohnung von Mimi Tachikawa. In der Küche herrschte Chaos, überall lagen aufgerissene Süßigkeiten-Packungen, verteilt einzelne Chips oder Gummibärchen, alles durcheinander und ein verzweifeltes Digimon, welches vor der Türe des Badezimmers saß und darum bettelte, reinzukommen. Diesmal hatte sie es übertrieben, diesmal war alles auf einmal auf sie eingeprasselt. Zu Beginn schlemmten Palmon und sie noch zusammen, genossen den Ausklang des Tages und quatschten munter miteinander, doch schon bald verfiel Mimi einem Rausch, öffnete immer wieder neue Verpackungen und schob sich alles in dem Mund, was sie finden konnte. Palmon war ja schon verfressen, doch Mimis Art und Weise war schon krankhaft. Das Digimon konnte gar nicht so schnell reagieren, da war Mimi schon im Badezimmer verschwunden war und seither erklangen immer wieder Würgegeräusche aus besagten Raum, bis sie endlich die Spülung betätigte.   Als Mimi aus dem Bad kam, hatte sie die Zahnbürste im Mund und putzte sich angestrengt die Zähne, wobei sie nur erschöpft im Türrahmen lehnte. Mit großen Augen sah Palmon zu ihr auf, klammerte sich an sie. „Mimi-chan… Geht’s dir nicht gut?“, fragte das Digimon besorgt. Mimi seufze innerlich. Wie sollte sie das ihrem Digimon plausibel erklären? Es war Glück im Unglück, dass es das erste Mal, dass es in Beisein von Palmon geschah. So würde sie möglicherweise noch Ausreden finden, um es zum Schweigen zu bringen. So wand sich die junge Frau zum Waschbecken und spülte sich den Mund aus. Danach trocknete sie sich ab und kniete sich nach unten, um auf Augenhöhe mit ihrem Digimon zu sein. „Es tut mir leid, dass du dir Sorgen machen musstest… Ich habe einfach zu viel durcheinandergegessen und dann ist mir schlecht geworden…“, erklärte Mimi wahrheitsgemäß. Dass sich diese Zwischenfälle in letzter Zeit häuften, erwähnte sie natürlich nicht. Trotzdem schien Palmon noch nicht komplett überzeugt zu sein. Mit einem strengen Blick bedachte es seine Partnerin. „Aber dir geht es in letzter Zeit wirklich nicht gut… Das sehe ich doch… Warum sprichst du nicht mit Deinen Freunden darüber…?“, fragte das Digimon traurig. Mimi senkte auch den Blick. Ja, warum eigentlich? Vielleicht, weil ihre Freunde genügend andere Probleme hatten. Sie wollte sie nicht noch zusätzlich mit ihren Belangen belasten. Auch wenn es sicher befreiend wäre, mit ihnen darüber zu sprechen, letzten Endes würde sie nur eine Bürde nach der anderen verteilen, die sie selbst auch gut schulterte. Das zumindest redete sich Mimi ein.   „Die anderen haben doch genug anders um die Ohren. Außerdem sollten wir uns aktuell auf die bedrohliche Gefahr kümmern… Danach kann ich ja noch immer mit den Anderen reden, ja?“; schlug Mimi vor und lächelte ihr Digimon aufmunternd an. Palmon war noch nicht recht überzeugt, beließ es für den Moment jedoch dabei. „Na gut… Aber du kannst auch immer mit mir sprechen, ja?“, fragte das Digimon. Mimi wurde warm ums Herz. Manchmal blendete sie vollkommen aus, dass auch ihr Digimon jederzeit für sie da war. Sie nickte und drückte Palmon einige Sekunden lang. „Danke…“   Noch während sich Mimi umzog, erklang der schrille Ton ihrer Klingel. Palmon übernahm es die Türe zu öffnen und Taichi, Koushiro sowie Joe herein zu lassen. Mimi wurde mit deren Eintreten in die Wohnung auch fertig und trat zu den jungen Männern ins Wohnzimmer. „Dass wir auch immer auf dich warten müssen…“, stichelte Taichi. Mimi fehlte schlicht und ergreifend die Kraft, sich ihm entgegenzusetzen. „Du mich auch…“, murmelte sie daher nur unbeeindruckt und griff bei der Garderobe nach ihrer Jacke. Verwirrt tauschte der Yagami mit seinen Begleitern einige Blicke aus, Koushiros Blick blieb an der Jüngeren hängen. „Wenn du möchtest, kannst du auch zu Hause bleiben…“, schlug der Rothaarige vor. „Mhm? Warum?“ Mimi zog sich ihre Jeansjacke an und sah zu ihrem besten Freund. „Du siehst müde aus… Vielleicht solltest du dich ausruhen…“ Selbst Taichi fiel der erschöpfte Ausdruck in den goldbraunen Augen der Tachikawa auf. Das Leben, welches sich darin immer spiegelte, war ihrem Blick entwichen. Anders als Koushiro gefiel ihm der Gedanke jedoch nicht, sie alleine zu lassen. Was niemand bedachte, war, dass sie ihre Mutter verloren hatte und ihr Vater nun auch nicht mehr um sie herum war. Taichi und Mimi waren sich ähnlich, inneren Schmerz fraßen sie in sich hinein, sie sprachen nicht darüber, verhüllten sich in Schweigen und zerstörten sich damit selbst. Mimi hatte genau diese Seite auch an sich. Niemanden mit den eigenen Emotionen belasten, keinen damit etwas aufbürden. „Ich halte es für besser, wenn sie mitkommt…“, sprach er daher aus. „Du siehst doch, dass es ihr nicht gut geht und dann willst sie noch zusätzlich in Gefahr bringen?“ Vorwurfsvoll sah Koushiro den Älteren an. „Jetzt geht das schon wieder los… Geht es auch mal ohne streiten?!“, fragte nun auch Joe. „Sie ist ja nicht in Gefahr. Schließlich bin ich bei ihr und passe auf!“, ging Taichi gar nicht direkt auf Koushiros Worte ein, sondern grinste ihn nur frech an. Dieser knirschte mit den Zähnen. Ihm gefiel es nicht, dass Mimi mitkam, würde sie sich doch nur noch mehr verausgaben. „Ich möchte übrigens mitgehen, falls ich noch gefragt werde…“, eröffnete die junge Frau dann auch. Sie diskutierten darüber, was Mimi zu tun und zu lassen hatte, während sie sich genau an Ort und Stelle befand. Sie wollte gar nicht zu Hause bleiben. Später hing sie dann doch nur über der Kloschüssel. „Dann sollten wir losgehen… Das Konzert beginnt gleich…“, mischte sich Joe wieder ein. Auch ihm fiel auf, dass es Mimi nicht besonders gut ging, aber er kannte die junge Frau auch gut genug, um zu wissen, dass sie sich auf keine Diskussion einlassen würde.   So machte sich die kleine Gruppe auf den Weg. Vor den Club trafen sie auf Hikari und Takeru, die sie freundschaftlich empfingen. In Hikari herrschte noch immer die Dankbarkeit der Tachikawa entgegen. Mimi benahm sich normal. Sie zwang sich förmlich zur Normalität, denn es reichte schon aus, dass die drei Jungs bemerkten, dass es ihr nicht gut ging. Als sie jedoch den Club betraten, weiteten sich die Augen der Digiritter. Sofort sahen sie sich einer nachtschwarzen Atmosphäre konfrontiert, wobei es still war, beängstigend still. Ein dunkler Nebel lag über den Räumlichkeiten des Clubs, die Menschen lagen am Boden, ihre Augen geöffnet, jedoch leer geradeaus starrend, ohne sich zu rühren. Mimi presste schockiert die Hände an ihre Lippen, Taichi fehlten die Worte und Takeru ergriff die Panik. „Wo ist mein Bruder?“, rief er aus und sah sich schockiert um. Auch Taichi packte die Sorge um seine Freunde, die auch später die anderen übermannte. Schnell rannten sie durch und über die leblosen Körper der Clubgäste, gezielt zum Bandraum, wo sie direkt die Türe aufschleuderten. Erleichterung und Schock vermischten sich in ihren Gemütern, als sie Sora und Yamato erblickten, kniend auf den Fußboden. Die Atmosphäre der Dunkelheit verdichtete sich in diesem Raum, das Atmen wurde schwerer. Joe und Koushiro klammerten sich an den Türrahmen, Hikari sackte sofort in die Knie, als sie sich mit der Dunkelheit konfrontiert sah. „Hikari-chan!“ Takeru und Gatomon sprachen gleichzeitig den Namen der Jüngsten aus, auch Mimi kniete sich zu ihr runter, wobei es auch ihr zunehmend schwerfiel, sich gegen die Dunkelheit zu behaupten.   Mit dem Rücken zu ihnen gewandt stand ihnen ein Digimon gegenüber. Es war umgeben von Dunkelheit, von Lebensenergie der Gäste. Mit einem Grinsen drehte es sich zu den anderen Digirittern um. „Herzlich Willkommen in meinem Puppenkabinett!“, lachte das Digimon und breitete die Arme aus. Ein Schluchzen von Sora erklang, die sich an Yamato klammerte. „Es tut mir so leid…“, flüsterte sie verzweifelt. Verwirrt sahen ihre Freunde zu der Rothaarigen. „Sora… Du kannst nichts dafür…“, redete Yamato beruhigend auf sie ein. Das Digimon jedoch lachte nur bösartig. „Nein… Doch ihre Gier war es, die mir den Weg in eure Welt gewiesen hat und dafür muss ich dankbar sein!“ Das Digimon verbeugte sich mit seinen Worten vor den anderen. Mimi sah nur schockiert zu ihrer besten Freundin. Sora war dafür verantwortlich, dass das Digimon den Weg in die Welt gefunden hatte? Gier und Sora passten nun wirklich nicht zusammen. Was hatte das zu bedeuten? „W-Warum Sora…?“, flüsterte Taichi aus zusammengepressten Lippen. Sora schluchze erneut und vergrub sich mit dem Gesicht im Oberteil von Yamato. Dieser sah wütend zu seinem ehemals besten Freund. „Das ist jetzt wirklich nicht der richtige Moment, um darüber zu sprechen!!!“, schrie er rüber. Taichi nickte nur, genau wie die anderen. „Wir werden dich jetzt an Ort und Stelle auslöschen!“, brummte Taichi. „Und dann werden wir den anderen Gästen helfen! Gib‘ ihnen ihre Lebensenergie zurück!“, sprach der kleine Bruder Yamatos nun auch aus. Barbamon jedoch grinste nur unbeeindruckt. „Heute nicht, meine Freunde. Doch schon bald werden wir uns wieder sehen… Schon bald sind wir wieder komplett!“, erklärte das Digimon mit einem grausamen Lachen und verschwand in dunklen Fäden.   „Fuck!!!“, schrie Taichi auf und trat in die Luft. Erleichterung kehrte jedoch ein, als sich der Nebel der Dunkelheit lichtete. Hikari hustete verzweifelt, doch auch sie fand sich im Licht wieder, genau wie die Anderen. Taichi rannte schnell zu seinen beiden besten Freunden zurück. Besorgt musterte er Sora, die sich vor Scham nicht traute, den Kopf zu heben. „Was ist passiert, dass ausgerechnet Sora...?“, begann er zu fragen. Irgendwas sträubte sich im Inneren des Yagami dagegen, die Frage auszusprechen und herauszufinden, was das alles zu bedeuten hatte. Yamato sah zur Seite, als auch die anderen zu ihnen eilten. „Sora-chan…“, flüsterte Mimi und sah zu ihrer besten Freundin, die sich verzweifelt an Yamato klammerte. „Es tut mir alles so leid… Ich…Ich war egoistisch…“, flüsterte sie mit gesenkten Blick. Yamato sah weiterhin zur Seite und presste die Lippen aufeinander. „Ich…Ich…wollte ihn für mich haben…habe…habe verlangt, dass er bei mir bleibt, dass er aufhört zu spielen…seinen Traum aufgibt, um bei mir zu sein…Allein für mich…einzig und alleine…A-Aber…das ist falsch und so dumm…u-und…“ „…gierig…jetzt mal von dem übertriebenen Egoismus abgesehen…“, beendete Koushiro den Satz. Sora fuhr sich übers Gesicht, Hikari sah sie wehleidig an. Jeder Mensch hatte seine Fehler, egal wie perfekt er doch schien. Und nun wurde eines ganz klar offensichtlich: Das mit Yamato war nicht einfach ein Ausrutscher… es war ein intensives Gefühl… Das Gefühl der Liebe…und den Wunsch, ihn gänzlich für sich allein zu haben…   Das erkannte nun auch Taichi…   Wer Gier mit Liebe verwechselt, bekommt stets schlechte Ware für viel Lehrgeld. Clemens Scharf (*1961), Hispanist, Übersetzer, Philosoph und unfrei(zeitig)er Schriftsteller Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)