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Ein Wintermärchen

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Ein Wintermärchen

Wintermärchen
 

Es war erstaunlich, dass Atobe sie alle nicht vergessen hatte. Menschen wie er lernten so viele Leute kennen, dass sie dazu neigten zu vergessen, wer ihnen wirklich wichtig gewesen war. In der Uni hatte er kaum von ihm gehört, da es Atobe tatsächlich an die Todai geschafft hatte, was ihn schlicht nicht interessierte. Weder waren seine Noten gut genug gewesen, noch hatte er einen Grund gehabt dorthin zu gehen. Nun veranstaltete der einzige Sohn der Atobe eine grosse Weihnachtsparty. Wie er in seiner Einladung schrieb, werde das Fernbleiben als gesellschaftliches Verbrechen geächtet. Er war immer noch derselbe.

Andere Leute hätten an dieser Stelle geschmunzelt, Shishido Ryou dagegen verdrehte die Augen. Der einzige Grund warum er hinging war, weil er es zum letzten Klassentreffen nicht geschafft hatte. Ausserdem waren da nur Leute ihres Jahrgangs gewesen. Anscheinend hatte Atobe auch da mächtig angegeben. Allerdings war alles von Änderungen betroffen, sein eigenes Leben wie das der anderen. Sie waren alle erwachsen geworden und hatten teils schon Familien gegründet. Es kam ihm so vor als sei er erst letztens an der Hochzeit von Jiroh gewesen. Ein nettes Mädchen, das er geheiratet hatte aber nicht wirklich sein Geschmack. Jiroh hatte natürlich auch den Rest des ehemaligen Hyotei Teams eingeladen, gesehen hatte er sie aber nur kurz. Irgendwie war auch alles drunter und drüber gegangen. Alle hatten gratuliert und Atobe hatte schlussendlich fast die Aufmerksamkeit vom Brautpaar auf sich gezogen. Anders kam er wohl nicht klar.

Dort hatte er auch Choutarou das letzte Mal gesehen. Er hatte am Klavier gesessen und gespielt. Zwar nur ein zwei Lieder und auch nur weil Jiroh ihn darum gebeten hatte, aber das war egal. Von seinem Platz aus konnte er ihn hören. Viel verstand er zwar nicht von Musik und schon gar nicht war er fähig ein Instrument zu spielen, aber er wusste, dass Otori wunderschön spielt.

Beinahe hätte er den Fehler begangen ihn anzusprechen, als ein Mann auf ihn zu kam, ihm gratulierte wie es schien, was den Pianospieler lächeln liess. Es war nicht für Shishido bestimmt und darum tat es so weh, es zu sehen. Wer war dieser Mann, dass er so vertraut mit ihm umging? Eifersucht war nicht gerade eine Empfindung für ihn, mehr für Mukahi, der wenigstens immer voll und ganz in einem Gefühl aufging. Dennoch fühlte er dieses Brennen im Bauch. Bevor Shishido doch noch handeln konnte, trat Jiroh zu dem Pianisten hin und bedankte sich eifrig bei ihm. Er wirkte sehr glücklich. Ein weiterer Grund warum Shishido Ryo sein Temperament zügelte. Er machte ihn nicht gerne unglücklich. Das hatte er nach all diesen Jahren nicht verdient.

"Shishido-san!"

Ryou schaute auf und sah in die treuen braunen Augen seines Doppelpartners. Choutaro war noch immer ein Stück grösser als er und er hatte immer noch dieses Lächeln, in das er sich damals verliebt hatte. Nur wusste dieser nichts davon. Das würde sein Geheimnis blieben, dass dieses Lächeln und der treudoofe Blick schuld waren, dass er sein Herz verloren hatte.

"Hallo Choutarou. Schön dich zu sehen."

Hingegen zu ihm hatte sich sein ehemaliger Doppelpartner in Schale geworfen.

Atobe würde ihn umbringen oder noch schlimmer in seinen begehbaren Kleiderschrank zehren, damit er nicht in dieser modischen Sünde herumlief, die Shishido Jackett und Hose nannte. Bis jetzt war er dem ehemaligen König von Hyotei allerdings nicht begegnet, obwohl das hier seine Party war. Es war auch besser ihm nicht zu nahe zu kommen, da er eigentlich befand, dass er kein Umstyling benötigte.

Er sah in der Nähe den Trickser Niou Masaharu rumalbern. Seine Haare waren immer noch weiss und standen in alle Richtungen ab, was ihn weiterhin nicht gerade seriös wirken liess. Daran änderte auch der dünne Rattenschwanz nichts, der frech unter dem violetten fast schwarzen Zylinder hervor lugte und hin und her schwang. Sein derzeitiges Opfer war kein geringerer als Kite. Besser als er.

"Auch schön dich zu sehen Shishido-san", strahlte ihn sein ehemaliger Doppelpartner an. Er erinnerte ihn etwas an Hund in solchen Momenten, "Atobe-san hat das wunderschön gemacht oder? Hast du all die Dekorationen gesehen und der Flügel... das ist der Gleiche auf dem ich gespielt habe, wenn wir mit dem Team hier waren."

Shishido nickte mit der Andeutung eines Lächelns. Er konnte ihm kaum böse sein. Er hatte es beendet. Natürlich er hatte es nicht gewollt, aber er stand ihm nur im Weg. Otori hatte Musik studiert und die besten Universitäten und Möglichkeiten befanden sich in Übersee. Choutarou hatte einfach einen Stoss gebraucht. Und anscheinend hatte dieser zwar wehgetan, aber er hatte sich von ihm erholt. Anders konnte er es sich dieses Lächeln nicht erklären. Vielleicht hatte Choutarou ihm vergeben.

"Ja, das hat Atobe toll hingekriegt beziehungsweise seine Bediensteten", erwiderte Shishido und sein Ton war erstaunlicherweise der übliche wenn er über Atobe sprach. Leicht sarkastisch, aber vor seinem Doppelpartner etwas bemüht anständig zu sein. Vielleicht konnten sie sich ganz normal unterhalten.

"Er hat es aber angeordnet und sicher hat er bewusst die Dekorationen so gewählt. Er ist eben ein Organisator", erklärte Otori und lächelte weiter.

"Ja, der Juniorchef der Atobe Kooperation eben. Das ist unser Captain."

Er schaute sich kurz um und hoffte, dass er nicht hinter ihm stand und ihn hören konnte. Stattdessen erblickte er wieder Kaidoh, der etwas missmutig am Buffet stand und versuchte unauffällig zu wirken. Selbst Shishido fiel aber auf, dass er nervös war.

"Ah, Kaidoh-san geht immer noch Inui-san aus dem Weg", kam es von Otori ein wenig traurig.

Shishido stutzte.

"Was heisst hier immer noch?"

"Ich hab sie ankommen sehen. Zwar getrennt aber es ist unübersehbar."

"Unübersehbar?", fragte Ryo verwirrt.

Choutarou lächelte. Es wirkte fast etwas mitleidig.

"Na, dass sie sich lieben."

Er sagte das mit einer Selbstverständlichkeit, die sein Gegenüber erstaunte. Natürlich auch sein ehemaliger Doppelpartner war gereift. Innerlich wie Äusserlich. Er war zwar immer noch gutherzig und liebenswert, aber da war auch mehr. Er hatte einen gewissen Feinsinn entwickelt, die gut zu jemandem mit einem solchen Charakter passte.

"Ich weiss ja nicht...", erwiderte Shishido und wünschte sich, sein Cap her. Es war so viel einfacher wenn man dieses ins Gesicht ziehen konnte, damit man nicht merkte wie unangenehm es einem war. Wobei eigentlich verriet es einen erst recht.

"Chou, da bist du ja!"

Ein Mann, vielleicht etwas älter als Shishido trat zu ihnen und legte eine Hand auf die Schulter seines Doppelpartners. Er warf dem Mann ein Lächeln zu und nickte. Shishido brachte knapp das Nicken zustande. Das war er also. Ein Europäer, nicht dass es ihn wundern würde. Das Konservatorium war ja auch in Europa. Dort hatte er ihn sicher kennen gelernt. Er konnte ihn nicht mal wegen seinem schlechten Japanisch auslachen. Und überhaupt was sollte dieser Kosename? Chou? Was war er? Ein Hündchen? Shishido erwischte sich selbst beim Gedanken, dass er Choutarou selbst schon mit einem Hund verglichen hatte. Bei ihm war das aber was anderes, er liebte Hunde.

"Atobe-san möchte dass du etwas spielst", erklärte der Mann und lächelte, "und ich möchte ehrlich gesagt dich auch wieder hören."

Es war ein sanftes, nettes Lächeln. Etwas was Shishido zwar schon mehrmals versucht hatte, aber für sonderlich begabt hielt er sich nicht.

"Entschuldige Shishido-san", kam es höflich von Choutarou und wirkte dabei etwas verlegen, "ich würde mich freuen wenn du auch zuhörst, auch wenn ich noch nicht so perfekt bin wie Atobe-Buchou."

Shishido konnte sich ein Augenrollen nicht verkneifen. Choutarou war besser als Atobe am Klavier mittlerweile. Das mochte vielleicht noch für die Mittelstufe vielleicht noch Oberstufe gegolten haben, aber es war einige Zeit vergangen und der König konnte nicht in allem auf dem Thron sitzen. Er machte sich klein obwohl er das nicht wahr. Bescheidenheit mochte eine schöne Tugend sein, aber Ryou wusste, dass im Endeffekt nur die weiterkamen, die ihre Ellbogen nutzten. Die Welt war nichts für gutherzige Menschen wie Choutarou. Aber sie waren es auch wert beschützt zu werden, aber da er ihn damals weggestossen hatte, verbot sein Stolz ihm wieder angekrochen zu kommen.

"Das werde ich Choutarou", sagte er lediglich, wobei er sich nicht anmerken liess wie angespannt er war. Innerlich lobte er sich selbst wie gut er die Kontrolle hatte. Früher hätte er seinem Ärger Luft gemacht, wahrscheinlich gebrüllt, wobei es doch gar keinen Grund gab.

Wieder schenkte er ihm ein freundliches Lächeln ehe er mit seiner Begleitung in den nächsten Raum schritt, in dem er das Klavier in Augenschein nahm. Er strich fast zärtlich drüber, wechselte ein paar Worte mit seiner Begleitung, die Shishido nicht hören konnte ehe er ein paar leise Töne auf dem Klavier anschlug um den Klang zu testen. Er schaute erfreut und wandte sich dann an Atobe, den Shishido aus seiner Position erst jetzt bemerkte. Der Schneekönig persönlich hatte also die Bühne betreten und stand da in aller Pracht und Protzigkeit. Neben ihm stand seine doch ganz hübsche Begleitung. Atobe war eitel und er umgab sich eigentlich nur mit Schönem und Talentierten. Man konnte ja fast glauben, dass er Shishido Ryou in diesem Fall zu Zweiteren gehörte. Zumindest hatte ihn Atobe noch nie schön genannt. Es war auch stark zu bezweifeln, dass er es je tun würde. Shishido fragte sich gerade woher die Dame an seiner Seite kannte, als ihm jemand auf die Schulter tippte.

"Du siehst aus als bräuchtest du eine gute Fee, Shishi-puh."

Shishido fuhr herum und starrte in das Gesicht des Letzten, den man Fee nennen würde. Die wirren weissen Haare bissen sich schrecklich mit dem weissen Anzug. Selbst für Shishido war ersichtlich, dass der Trickser es darauf anlegte Atobe wütend zu machen und das an einer Weihnachtsfeier, die der König selbst gab. Im Revers steckten gelbe Blumen, die der Weisshaarige gut aus Nachbarsgarten hätte mitgehen lassen können und er trug keine Krawatte. Selbst er hatte eine gebunden, wenn auch nicht sonderlich gut. Um den Ganzen noch den Rest zu geben, trug er einen violetten fast schwarzen Zylinder.

"Zisch ab, ich hab keine Lust mit dir zu reden Nioh", erwiderte er harsch. Er wollte in seinem Unglück alleine sein. Ausserdem wusste er, dass er es verdient hatte. Vielleicht wollte er sich nur in Selbstmitleid suhlen, aber das würde er sich selbst nicht eingestehen. Stolz war eine sehr seltsame Sache.

"Meine Güte, so unglücklich und neidisch wie du hinsiehst.... Chouchou-chan hat einen anderen was?"

Shishidos Gesicht färbte sich rot, was wahrscheinlich genau die Absicht des Trickser gewesen war. Er wollte, dass er sauer wurde und er ihm verriet, ob er recht hatte. Und obwohl er wusste, dass Nioh so berechnend war, konnte er nicht anders. Shishidos Stärke war nicht das Zügeln seines Temperaments sondern eher das Gegenteil. Nicht umsonst hatte er damals seine Haare abgeschnitten um zu beweisen wie ernst es ihm war im Team zu bleiben. Atobe hatte ihn damals anerkannt. Er verstand seinen starken und strikten Willen. Sie waren nicht immer eine Meinung gewesen und er hatte ihm das eine oder andere an den Kopf geworfen, aber sie akzeptierten sich. Nur die Stärksten blieben im Team.

"Deine Gesichtsfarbe verrät alles. Zornesrot gemischt mit einem Hauch Neid, was? Ist ziemlich schick, aber es wird dir nicht weiterhelfen" Der Trickser winkte mit einer behandschuhten Hand. "Na komm mit."

Irritierte folgte Shishidos Blick der Hand, die zu einem Vorhang führte. Er schaute Nioh nun misstrauisch an, der grinste und nochmals nickte. Der Trickser setzte sich in Bewegung und Shishido folgte ihm. Wieso wusste er selbst nicht so genau. Andererseits war der Abend für ihn schon schrecklich genug. Atobe wollte ihn bestimmt durch seinen Kleiderschrank führen, Choutarou war Glücklich mit einem anderen und der Trickser schien ihn zu veräppeln.

Hinter dem Vorhang war ein Erker. Nicht gerade gross aber es reichte für Nioh um dazusitzen mit übereinandergeschlagenen Beinen. Die Pose sah einstudiert aus aber Shishido setzte sich neben ihn als der Trickser neben sich auf das Holz klopfte.

"Also wo drückt der Schuh? Mal davon abgesehen dass Chouchou anscheinend ohne dich glücklich geworden ist."

Hörte er da gerade so was wie Vorwurf aus der Stimme von Nioh? Es reichte ihm nicht, sich darüber lustig zu machen.

"Willst du mir jetzt helfen oder nicht, du tolle gute Fee?", blaffte Shishido zurück.

"Du hast ja nicht mal gesagt, was du dir wünscht. Damit arbeiten gute Feen nämlich. Übrigens Glasschuhe kosten bei mir extra. Sind schwierig in der Herstellung."

Ein Seufzen seines Gegenübers verriet dem Trickser, dass er wohl einen wunden Punkt getroffen hatte. "Wenn du etwas Geliebtes wiederhaben willst, dann musst du darum kämpfen. Aber es ist keine Garantie dabei, dass das Geliebte auch bei dir bleiben will. Hin und wieder reicht es auch einfach miteinander zu reden. Aber wenn du nur da stehst und in der Entfernung leidest, wirst du nie rausfinden, was die Wahrheit ist."

"Er ist mit einem anderen da und wirft ihm verliebte Blicke zu. Jetzt tu nicht so als gäbe es da gross was rauszufinden, Nioh."

Der Weisshaarige legte den Kopf schief und verzog fast nachdenklich das Gesicht. Als er auch noch damit anfing Shishido eingehend zu mustern, wurde diesem etwas unwohl. Er stand wieder auf und sah ihn zornig an.

"Hör auf damit!"

"Ja ,womit denn?"

"Mich so anzuschauen."

"Oh Entschuldige, dass ich dich angeschaut habe."

Der Trickser hatte sich nicht weiter bewegt. Er fand den Platz wohl sehr bequem und lauschte nun der Musik. Es war kein reines Klavierspiel bemerkte Shishido. Da war eine Geige oder Violine. Den Unterschied hatte er sich nie merken können. Die Möglichkeit, dass es sich um Oshitari handelte, schloss er aus. Er hatte ihn in Gesellschaft von seinem Cousin und Mukahi gesehen. Nicht gerade die coolste Gesellschaft. Mittlerweile war er Anwalt und sowas wie Atobes rechte Hand in allen Belangen. Wenn es nicht Oshitari handelte… dann konnte es doch nur dieser… Lange überlegte er nicht mehr und trat aus der Nische hinter dem Vorhand hervor um eiligst zu sehen, was da vor sich ging. Die gute Fee blieb seufzend zurück.

Cinderella... Shishido erkannte, dass Choutarou nicht mit demselben Kerl spielte, was ihn erleichterte. Es war ein Rotschopf, der mit grosser Hingabe das Instrument spielte genau wie sein Doppelpartner. Wahrscheinlich einer von Atobes Geschäftspartnern. Er verkehrte international. Er lauschte noch dem Spiel, hoffend das Choutarou ein Solo spielte. Früher hatte es oftmals unbeholfen geklungen, wobei ihm dies eigentlich besser gefiel.

Sollte er wirklich mit Choutarou über dieses Thema reden? Er war glücklich, zumindest sah er so aus. Er hatte kein Recht ihm das zu nehmen. Es wäre sehr egoistisch das zu tun. Nichts desto trotz wünschte er sich kurz diese Chance zurück.

Das Stück endete und Otori unterhielt sich noch mit dem Geigenspieler während seine Begleitung gerade mit jemand anderem in Gespräch war, den Ryo als Hirakoba Rin erkannte. Es ging vermutlich um die etwas eigenwilligen Instrumente die die Bande mitgebracht hatte. Er schnaubte. Zu Atobes Party mit sowas aufzukreuzen. Manche Leute hatten echt Nerven. Andererseits hatte er heute auch das Golden Pair in vereinter Eintracht gesehen, wobei das ständige "Ne, Oishi" ihm gewaltig auf den Zeiger ging. Oishi reagierte darauf relativ gelassen mit einem Lächeln. Verliebte Paare waren echt das Letzte.

"Wie hat es dir gefallen Shishido-san?"

War er heute wirklich so in Gedanken, dass er schon gar nicht mehr merkte wenn ihn jemand ansprach? Ryo schalt sich selbst einen Dummkopf.

"Es war wirklich schön. Du bist unheimlich begabt."

"Danke, ich persönlich finde, dass ich noch besser werden kann."

"Können wir uns kurz unterhalten? Ich meine, nicht in der Nähe deines Freundes?"

So er hatte angefangen, jetzt musste er es zu Ende bringen. Ob das richtig war, wusste er allerdings nicht. Um genau zu sein, hatte er nicht mal mehr nachgedacht, sonst hätte er das gelassen. Er wollte doch, dass sein Freund glücklich blieb.

Etwas überrascht nickte sein Gegenüber, auch wenn er kurz verwirrt wirkte. Er ging mit Shishido hinaus auf eine der anscheinend unzähligen kleinen Terrassen, die neben der grossen, die in den Rosengarten führte, existierte. Atobe hatte sich nicht lumpen lassen und überall weihnachtliche Dekorationen angebracht. Dafür hatte er auch die Schulfarben ausgenutzt. Wie es der Zufall wollte, war die gewählte Terrasse mit silbernen und blauen Girlanden für Hyotei geschmückt. An einem Baum hingen Kugeln mit dem Schulwappen und er glaubte sogar welche mit Atobes Gesicht zu sehen.

"Was willst du mir sagen?" Otori sah ihm direkt ins Gesicht und mit einem Mal fühlte sich Shishido völlig durchschaut.

"Ich wollte dir sagen, dass es mir leid tut dich damals so abgewiesen zu haben."

"Du meinst als ich mich entschieden haben diese Musikfachschule im Ausland zu besuchen? ich bin dir deswegen nicht böse", erwiderte Otori und lächelte ihn an. Er versuchte es zu erwidern.

"Ich wollte dass du wegen mir nicht auf so eine Chance verzichtest....", fing er an und suchte nach Worten. Diese Zeit liess ihm sein Doppelpartner, "ich hatte gehofft, dass ich nicht mehr so egoistisch werde Choutarou, aber ich will es dir sagen. Du musst danach auch gar nicht mehr mit mir reden. Ich will es nur endlich klären..."

"Das passt gar nicht zu dir Shishido-san", unterbrach ihn nun Otori sanft und nahm seine Hand. Etwas irritiert sah dieser nun auf seine Hand. Er hatte sich das etwas anders vorgestellt. "Ich weiss, dass du gute Absichten hattest."

Wieder lächelte er und schenkte Shishido einen Kuss. Er war völlig unschuldig und erinnerte ihn stark an die Zeit als sie noch in der Oberstufe gewesen waren. Dabei waren sie doch aus dem Alter raus. Trotzdem konnte Ryo nicht verhindern, dass er rot wurde. Von einem einfachen Kuss. Sein Gegenüber lächelte selig.

"was ist mit deinem Freund?", fragte er verdattert.

"Mein Freund? Oh, Antoine ist ein guter Freund und da Atobe-san eine Begleitung zulässt, dachte ich, ich nehme ihn mit. Es hat ihn sehr gefreut an so eine schöne Party kommen zu dürfen."

Er hätte sich schlagen können. Die ganze Zeit hatte er geglaubt einen Nebenbuhler zu haben. So viel Ärger hätte er sich ersparen können, die ganzen Zweifel. Befreit lachte Shishido, was ihm einen verwirrten Blick von Otori einbrachte. Der Ältere beschloss die Führung wieder zu übernehmen und nutzte den Moment um dem Pianisten unter dem Sternenhimmel einen intensiven Weihnachtskuss zu entlocken. Es geschahen doch immer noch Wunder.
 

Die gute Fee seufzte. Cinderella war eine ziemlich undankbare Person, aber im Endeffekt gab es ohnehin selten Dank. Was hörte man nach der Hochzeit des Prinzen schon von ihr? War sie überhaupt eingeladen worden? Nun gut, er tat das nicht um Lob zu ernten und schon gar nicht weil er so ein Menschenfreund war. Irgendwie sah er einfach gerne wie andere mit ihrem Schicksal haderten. Er hatte heute schon bei ein paar anderen nachhelfen müssen und die gute Fee war eine sehr beanspruchte Person. Vor allem dann, wenn sie eigentlich nicht gewünscht war. Manchmal musste man die Leute auch einfach zu ihrem Glück zwingen. Er hatte sehr viel gelernt, was es hiess Glück zu haben und es sich manchmal auch zu erkämpfen. Das Happy End kam zu jedem, aber was blieb der guten Fee?

"Masaharu... was machst du nur wieder?"

Der Trickser öffnete die Augen wieder und schaute in die ruhigen Augen seines Gegenübers.

"Ich hab nur etwas gute Fee gespielt, Hiroshi...."

Der Gentlemen rollte mit den Augen, zog aus Niohs Hosentasche eine Krawatte, begann sie zu binden und sagte ohne aufzusehen: "Du bist immer noch ein Träumer."

"Wenn wir nicht gross Träumen, verändern wir nie was."

Yagyuu machte ein verlegenes Geräusch und schaute weg. Wie Nioh trug er Handschuhe, sah dabei aber nicht wie der verrückte Hutmacher aus. Yagyuu hatte sich mit seiner Kleidung ernsthafte Mühe gegeben dem Anlass entsprechend gekleidet zu sein. Allerdings hatte er es nicht geschafft Nioh davon abzuhalten sich so zu kleiden als wolle er die Aufmerksamkeit ihres Gastgebers in unangenehmer Weise auf sich ziehen.

"War das jetzt ein Lachen?"

"Vielleicht?"

Ein Brille zurechtrücken und ein kritischer Blick auf Nioh. Yagyuu schien zufrieden zu sein, er nickte. "Ich denke so können wir uns wieder unter die Leute mischen. Der Babysitter sagt es sei alles in Ordnung Daheim. Die Beiden schlafen schon."

Nioh verzog etwas das Gesicht und es war nun an ihm Yagyuu nicht anzuschauen. Diesmal lachte Yagyuu wirklich.

"Du wolltest ihnen nochmals Gute Nacht sagen oder? Bist du traurig darüber, weil du ihnen heute keine Gute Nacht Geschichte erzählen konntest, gute Fee? Oder sollte ich eher Peter Pan sagen?"

Der Trickser erwiderte nichts, sondern zog den Zylinder ins Gesicht. Wieder lachte Hiroshi, nahm ihm den Zylinder ab und setzte ihn sich selbst auf. Nioh konnte nur verdutzt schauen, als er geküsst wurde.

Er hatte natürlich gelogen. Die gute Fee hatte sich ihr eigenes Happy End geschaffen. Ausserdem war sie ja nicht nur die gute Fee, sondern auch Peter Pan und der verrückte Hutmacher. In Zeiten von wirtschaftlicher Not wurden Stellen gestrichen und zusammen genommen. Der Trickser vereinte diese in äusserster Dankbarkeit miteinander.



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