Familiensache von lunalinn (One-Shot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 3: Vertrauen -------------------- Nachdenklich ruhte sein Blick auf dem Winzling, der, in einem rosa Strampelanzug und einer gleichfarbigen Decke verpackt, seelenruhig schlief. Die Farbe schien im ganzen Kinderzimmer zu dominieren und er war sicher, dass sich Sakura diesbezüglich hatte durchsetzen müssen. Nun, für ein Mädchen war die Farbe wohl in Ordnung. Er betrachtete die Kleine wieder…für ein Baby besaß sie schon ziemlich viele dunkle Haare, kam wohl nach ihrem Vater. Wobei die Mehrheit ja der Ansicht schien, sie sähe aus wie ihre Mutter…er sah in dem zerknautschten Gesicht noch gar keine Ähnlichkeit. Vielleicht fehlte ihm aber auch einfach das Feingefühl dafür; war das erste Mal, dass er sich mit Babys befassen musste. Die Begeisterung, die viele Menschen dafür aufbrachten, konnte er bis jetzt nicht wirklich teilen. Ja, war schon niedlich…aber das waren Katzenbabys auch und bei denen sprang er jetzt auch nicht vor Freude in die Luft. Kisame runzelte die Stirn, während er den Wurm etwas genauer unter die Lupe nahm; immerhin würden ihre Eltern die Kleine ab und zu bei ihnen abgeben. Daran hegte er nicht den geringsten Zweifel, so wie sein Partner immer lächelte, wenn man nur den Namen seiner Nichte erwähnte. Na ja, kein Wunder, schließlich war es Itachi zu verdanken, dass sie überhaupt einen Namen besaß. Laut Sakura wären die Diskussionen ohne seine Hilfe noch bis zu Saradas erstem Geburtstag weitergegangen. Zugegeben, der Gedanke war schon amüsant, auch wenn sie natürlich übertrieb. Kisame stützte sich ein wenig auf dem Kinderbett ab, um einen besseren Blick auf das Bündel zu haben. Sowas wollte Itachi also auch für sie beide haben? Konnte er sich nicht vorstellen…er war Grobmotoriker, das würde nicht funktionieren. Nicht auszudenken, wenn er die Verantwortung für so einen zerbrechlichen Gnom haben würde! Nachher tat er ihr noch versehentlich weh…drückte zu fest zu oder ließ sie fallen. Sicher waren ihre Knochen ganz weich und er hatte regelrechte Pranken – das würde niemals gutgehen! Es hatte schon seinen Grund, warum er die Nichte seines Partners lieber aus der Ferne betrachtete. Da konnte Itachi ihm keine Vorwürfe machen, von wegen, es würde ihn nicht interessieren, und er konnte nichts falsch machen. Nein, gucken reichte ihm eindeutig…außerdem kannte er Sasukes Mörderblicke zur Genüge. Zwar kamen sie besser miteinander aus, seit Itachis Bruder die Pubertät hinter sich gebracht hatte, doch man musste sein Glück ja nicht heraufordern. Das waren noch Zeiten gewesen, als Sasuke nicht hatte wahrhaben wollen, dass sein perfekter Bruder stockschwul war. Manchmal war es auch ganz amüsant gewesen, aber im Endeffekt war ihm Sasukes Akzeptanz dann doch ganz recht. Vor allem weil es Itachi viel bedeutete, mit seiner Familie im Reinen zu sein…der Weg dorthin war nicht einfach gewesen. Lag nicht zuletzt daran, dass sein Partner sehr lange gebraucht hatte, um sich überhaupt mal zu outen – und ihn somit vorzustellen. Kisame war für sowas schon damals zu alt gewesen und er hatte auch keine Familie vorzuweisen, die Itachi kennenlernen konnte. Zabuza und dessen Freund waren ihm ja bereits bekannt gewesen, also gab es auch da keinen Nachholbedarf. „Schläft sie noch?“ Kisame blickte seitwärts, als er die ihm vertraute Stimme vernahm und nickte knapp. War das Kaffeetrinken im Wohnzimmer also beendet? Kisame hatte den Kuchen ausgelassen – Süßigkeiten waren wirklich nicht seins, aber Itachi liebte sie. „Schickt dich dein Bruder zum Kontrollieren?“, brummte er ihm zu und vernahm aus den Augenwinkeln Itachis Schmunzeln. „Gibt es dazu einen Grund?“ „Kannst ihm sagen, dass ich sie noch nicht gefressen habe.“ Itachi schüttelte nur den Kopf über die Worte, ehe er den Blick auf Sarada richtete, die sich nun doch ein bisschen bewegte, aber noch nicht aufwachte. „Er ist bei jedem so…überbesorgt.“ „Bei dir nicht.“ „Ich bin sein Bruder, Kisame, das ist was anderes. Naruto ist sein bester Freund und ebenfalls Vater…er darf Sarada auch nicht ohne seine Aufsicht halten.“ Nun konnte sich Kisame ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Na, das liegt aber wohl mehr daran, dass der Kerl ein Chaot ist oder?“ „Möglich…“, gab Itachi zu und seine dunklen Augen funkelten. „Soll ich Sakura fragen, ob du sie auf den Arm nehmen darfst, wenn sie wach ist?“ Kisames Gesichtsausdruck sprach wohl für sich, doch er betonte es noch mal. „Auf keinen Fall!“ Das feine Zucken um Itachis Mundwinkel machte deutlich, wie amüsant er seine Reaktion fand. Er erinnerte sich noch gut an ein paar Gespräche zwischen ihnen…genau genommen war das Thema Kinder zum ersten Mal während der Baby-Party aufgekommen. Kisame hatte das Gefühl, dass es ihn seitdem verfolgte, auch wenn das für sie beide ohnehin keine Option war. Nicht in Japan. Glücklicherweise war Itachi ein Familienmensch, der niemals wegen so einer Geschichte ausgewandert wäre, und somit sollte das Thema, was sie beide anging, eigentlich vom Tisch sein. „Warum fällt es dir so schwer?“ Kisame murrte, hatte ja geahnt, dass da noch was kommen würde. „Was meinst du?“ Natürlich wusste er, was der Uchiha meinte, aber er wollte die Antwort ein bisschen hinauszögern. Was sollte er überhaupt sagen? Vermutlich wusste Itachi sowieso, was sein Problem war, und fragte nur aus Höflichkeit nach. Das sähe ihm ähnlich. „Dich mit der Situation anzufreunden“, erwiderte sein Partner geduldig. „Und mit Sarada.“ „Ich kann mit Kindern halt nichts anfangen“, versuchte er ihn abzuwiegeln. „Du könntest es versuchen.“ „Ich kann es auch einfach lassen.“ Auf diese ruppigen Worte hin herrschte erstmal Schweigen und Kisame wusste nicht, ob das so gut war. Sicher, Itachi würde hier jetzt kein Fass aufmachen, weil er sich weigerte, sich mit seiner Nichte zu befassen, aber es war bestimmt nicht das, was er hatte hören wollen. „Wie du meinst.“ Arg, wie er es hasste, wenn er ihm so kam! Sie stritten nicht oft und der Grund war meistens Itachis diplomatisches Verhalten. Vielleicht mochte es den Anschein machen, dass der Uchiha soeben aufgegeben hatte, doch in Wahrheit spielte er nur eine sehr erfolgreiche Karte aus. Nach dem Motto: Wenn du nicht mit mir reden willst, rede ich eben auch nicht mehr mit dir. Erfahrungsgemäß konnte Itachi das länger durchhalten als er selbst, ohne ihn dabei wie ein zickiges Weib vollkommen zu ignorieren. Kisame konnte es trotzdem nicht leiden, wenn sich der andere so kühl verhielt, denn es vermittelte ihm das Gefühl, ihn enttäuscht zu haben. Vielleicht sprang er lieber über seinen Schatten… „Was ist, wenn ich sie fallen lasse?“ Itachi schwieg ein paar Sekunden, ehe er den Kopf wieder in seine Richtung drehte. „Davor hast du Angst?“, fragte er, doch es klang nicht spöttisch. Kisame zuckte unbehaglich mit den breiten Schultern. „Angst ist jetzt übertrieben…ich meine nur…sieh dir den Wurm doch mal an! Die bricht doch direkt durch, wenn man sie falsch anfasst…ist mir lieber, ich lass es ganz sein, als wenn ich nachher dafür verantwortlich bin, dass es ihr schlecht geht.“ Wenigstens hatte Itachi den Anstand, ihn wegen seiner Befürchtungen nicht auszulachen. Stattdessen musterte er ihn eine Weile nur…bis er schließlich wieder lächelte. Sollte den mal einer verstehen, denn Kisame tat es gerade nicht. Irritiert sah er seinen Partner an, als dieser die Hand auf die seine legte und sie sanft drückte. Dabei sah er ihn immer noch mit diesem warmen Ausdruck an, der ihm ganz anders werden ließ. Es beruhigte ihn, auch wenn ihm diese Kindersache nach wie vor suspekt war. „Du wirst ihr nicht wehtun.“ Kisame schnaubte leise. „Und wieso bist du da so sicher?“ „Weil ich dich kenne…und dir vertraue.“ Irgendwie hatte er gerade ein Déjà-vu…es war nicht das erste Mal, dass er so etwas aus Itachis Mund hörte, und trotzdem tat es jedes Mal wieder gut. Damals war Vertrauen in einer Beziehung ein Fremdwort für ihn gewesen…dafür war einfach zu viel schief gelaufen und das nicht nur von seiner Seite aus. Das Gefühl, angekommen zu sein, hatte stets gefehlt…mit Itachi war das anders. Nichts war perfekt, auch sie hatten manchmal Differenzen, dennoch fühlte es sich richtig an. Es hatte schon seinen Grund, dass sie seit zehn Jahren zusammen waren. „Du machst dir zu viele Sorgen, Kisame.“ Er grinste schief, konnte diese Behauptung nicht wirklich teilen. „Das sagst du nur, weil du dich mit Bälgern auskennst“, behauptete er, womit er Itachi anscheinend belustigte. „Möglich, aber-“ Sie hielten beide inne, als sich Sarada ohne Vorwarnung bemerkbar machte – und Kisame wich direkt einen Schritt zurück. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er dazu beitragen könnte, dass das Gequengel verstummte. Tatsächlich schwoll dieses schon bald zu einem unerträglichen Schreien an und Kisame widerstand dem Drang, sich die Ohren zuzuhalten, nur schwer. Sein Partner dagegen blieb die Ruhe selbst und beugte sich herunter, um den Wurm auf den Arm zu nehmen. Hoffentlich mussten nicht die Windeln gewechselt werden – spätestens dann wäre er wirklich weg! Misstrauisch beobachtete er Itachi, wie dieser Sarada ein bisschen wiegte und in Richtung Tür nickte. Gute Idee…sollten die Eltern sich um die Kleine kümmern, wobei Itachi nicht so aussah, als würde er sie so schnell wieder hergeben wollen. Davon abgesehen, dass das Geschrei leiser wurde, kaum dass Itachi eine Melodie zu summen begann. Verdammt…Mikoto hatte tatsächlich Recht gehabt. „Was ist passiert?“ Kisame stöhnte innerlich, kaum dass sie im Türrahmen des Wohnzimmers angekommen waren. So scharf, wie Sasuke die Frage gestellt hatte, konnte man meinen, sie wären bei einem Verhör. Vielleicht eine Polizisten-Krankheit, denn Fugaku hatte das zuweilen ebenso gut drauf, auch wenn sie in der Regel miteinander auskamen. „Keine Ahnung“, erwiderte er betont gleichmütig. „Wahrscheinlich hat der Gnom Hunger.“ Sasukes dunkle Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, doch bevor er etwas sagen konnte, schob sich Itachi mit der quengelnden Sarada an ihm vorbei. Wie auch immer sein Partner das anstellte, die Kurze schrie nicht mehr wie am Spieß. „Mach doch schon mal die Milch warm, Sasuke“, meinte nun auch Sakura mit einem gezwungenen Lächeln. Anscheinend reichte das, um ihren Mann mundtot zu machen, denn dieser schnaubte bloß, ehe er sich in die Küche begab. Kaum dass er aus der Gefahrenzone verschwunden war, zwinkerte die junge Frau ihm zu, bevor sie ihre Tochter dann doch an sich nahm. „Nimm es nicht persönlich, Kisame“, riet Sakura ihm und wiegte Sarada ein bisschen. „Er ist übermüdet und gereizt…egal, welche Schicht er hat, unsere Süße lässt uns nicht schlafen.“ Sie lächelte trotz ihrer Worte liebevoll und drückte dem Mädchen einen Kuss auf die Stirn. Kisame fand es immer wieder bemerkenswert, wie sehr Sarada von ihrer ganzen Familie bedingungslos geliebt wurde. Ob sie gewickelt werden musste, jemanden vollkotzte oder einem beinahe das Trommelfell platzen ließ – niemand beschwerte sich. Vielleicht war das in einer richtigen Familie ja normal, er konnte es nicht sagen, hatte so etwas nie gehabt. Seine wenigen Erfahrungen waren allesamt Negativ-Beispiele. „Ich will gar nicht wissen, wie es wird, wenn sie erst zahnt…“, murmelte die junge Frau und setzte sich auf die Couch. Kisame grinste schief, während er sich mit Itachi dazu setzte. „Ach was, ich merke keinen Unterschied zu sonst“, feixte er und brachte sie damit zum Schmunzeln. „Ich befürchte, dass das auch noch stimmt…Daddy ist ein Griesgram, nicht wahr, Sarada-chan?“ Sie hob ihre Tochter auf Augenhöhe und rieb ihre Nase an der ihrer Kleinen, woraufhin diese mit den Armen ruderte und quietschte. Sakura musste lachen und schien Sarada damit anzustecken...gut, die Ähnlichkeit war wohl doch nicht zu leugnen. Zugegeben…irgendwie war das schon…niedlich. Er spürte Itachis Blick auf sich, wagte aber nicht, sich zu diesem zu drehen – das süffisante Lächeln musste er sich nicht geben. „Schau…da sind deine beiden Onkel, die dich sooo lieb haben!“, plapperte Sakura weiter und hielt ihm ihre Tochter ohne Vorwarnung direkt vors Gesicht. Kisame erstarrte merklich, nicht wissend, was er machen sollte…und ihm fiel nichts Besseres ein, als zu grinsen. Sehr breit zu grinsen und eine Reihe scharfer Zähne zu entblößen, bei denen Sarada direkt die Tränen in die dunklen Augen schossen. Großartig…er brachte Itachis Nichte zum Heulen. Bevor diese allerdings richtig losschreien konnte, rettete sein Partner die Situation, indem er sich vorbeugte und die Kleine ein bisschen kitzelte. „Schau an…ist Sarada-chan kitzelig? Ja?“ Sprach hier eigentlich jeder in dieser Babysprache? Am liebsten wäre er aufgestanden und gegangen, doch er saß leider zwischen Sakura und Itachi, während Sarada weiterhin über seinem Schoß schwebte. Wenigstens lachte sie wieder, vor allem als Sakura sie an sich drückte und durchknuddelte, wie sie es bezeichnete. „Es ist alles in Ordnung, Kisame“, hörte er Itachi neben sich sagen und es ärgerte ihn. „Klar…bis auf die Tatsache, dass sie sich vor mir fürchtet“, knurrte er zurück und von den beiden anderen kam ein Seufzen. „Sie muss sich nur an dich gewöhnen…dann wird sie dich sicher mögen!“, behauptete Sakura und fügte schmunzelnd hinzu: „Uns allen ging es so.“ „Na danke…“, erwiderte er sarkastisch, aber Unrecht hatte sie nicht. Die meisten Leute schluckten hart, wenn sie ihn das erste Mal sahen. Allein durch seine Statur und die Muskeln wirkte er einschüchternd – da reichte ein grimmiger Blick oder ein spöttisches Grinsen, um sie in die Flucht zu schlagen. Es war nichts, was ihm normalerweise missfiel, aber er wollte ganz sicher kein Kinderschreck sein. Er blickte auf, als Sasuke zurückkam, das Fläschchen in der Hand haltend und ihm entging der prüfende Blick nicht. Tatsächlich wirkte Sasuke noch blasser als sonst und vermutlich auch genervter, obwohl er nie eine Frohnatur war. Er reichte seiner Frau das Fläschchen und setzte sich neben diese, doch Sakura schien etwas anderes vorzuhaben. Anstatt die Flasche zu nehmen, rutschte sie näher an Kisame heran und reichte ihm behutsam ihre Tochter. Verdutzt starrte der Hüne die junge Frau an, spürte, wie ihm unwohl wurde, als sie ihn so dirigierte, dass er das Mädchen richtig hielt. „Was…wird das?“, entkam es ihm argwöhnisch, während er darauf achten musste, dass sie ihm nicht runterfiel. Sie lächelte ihn ermutigend an. „Na, du fütterst sie…ja, genau, stütz ihren Kopf ein bisschen…so ist gut…“ Sasukes Kiefer malmte, doch er sagte ausnahmsweise mal nichts, sondern begnügte sich mit drohenden Blicken. Man, der Kerl musste mal lockerer werden…wobei Kisame sich selbst nicht traute. Die Situation war alles andere als angenehm – beim Muskeltraining bekam er nicht sofort Schweißausbrüche, hier sah das anders aus. Unbeholfen hielt er die Kleine in seinem Arm, während er mit der freien Hand die Flasche hielt. Wenigstens schien Sarada so auf die Milch fixiert, dass sie nicht wieder heulte. „…so?“, fragte er noch mal nach, ohne dabei den Blick von ihr zu lassen. Sarada schmatzte leise, während sie an dem Fläschchen saugte, dabei halb die Lider schloss. Entspannte sie sich? „Ja…“, bestätigte Sakura ihn mit einem ehrlichen Lächeln und lehnte sich an ihren Mann. Sasuke schnaubte nur, doch er schien nichts auszusetzen zu haben, weswegen Kisame das ignorierte. Wie gebannt schaute er auf das Mädchen in seinem Arm, beobachtete, wie sie zwischendurch zu ihm hochsah. Angst schien sie nicht mehr zu haben, so ruhig wie sie bei ihm lag…sie fühlte sich so weich an…und winzig war sie wirklich. Wie eine Puppe…aber dann doch irgendwie anders. So ein kleines Wesen hatte er noch nie gehalten…war schon was Besonderes, musste er ja zugeben. Er zuckte leicht, als eine ihrer kleinen Hände von der Flasche rutschte und seinen Arm berührte. Winzig…und warm…sie klammerte sich fest wie ein Äffchen, schien nicht loslassen zu wollen, während sie eifrig saugte. Ihm fiel gar nicht auf, wie still es geworden war...bis Itachi sich plötzlich an seine Schulter lehnte und ebenfalls zu der Keinen sah. Kisame war froh, dass er nichts sagte, denn sein Unwohlsein war gerade etwas verschwunden. Eigentlich fühlte es sich sogar ganz okay an…vielleicht auch mehr als okay. „So, ich glaube, sie ist satt“, hörte er Sakura nach einer Weile sagen und nickte. „Hat ja einen ganz schönen Zug“, brummte er und reichte ihr die fast leere Flasche zurück. „Wird bestimmt ordentlich saufen, wenn sie groß ist…“ „Nicht, wenn ich’s verhindern kann“, erwiderte Sasuke missmutig und brachte ihn damit zum Grinsen. Im selben Moment warf er einen Blick zu Sarada runter, doch diese schien sich dieses Mal nicht verstören zu lassen. Zufrieden hatte sie sich bei ihm eingekuschelt, schmatzte dabei wieder leise. „Vergiss das Bäuerchen nicht.“ Kisame drehte den Kopf zu seinem Partner, der ihn auffordernd anblickte, dabei ein Lächeln auf den Lippen. „Wie?“, entkam es ihm hilflos. „Du musst sie dir auf die Brust legen…etwas mehr an die Schulter…“ Kisame ließ zu, dass Itachi ihm half, die gewünschte Position zu finden – der Zwerg war ihm nun noch näher, er konnte ihren leisen Atem hören. Fliegengewicht. „…und jetzt?“ „Ihren Rücken streicheln, vorsichtig klapsen.“ Kisame schnaubte leise, während er sich um Behutsamkeit bemühte. Er wollte ihr nicht wehtun, indem er zu fest zupackte oder sie gar schlug. „Sag mal, wie sehr willst du ein Kind, dass du das alles weißt…?“, raunte er, während er die Anweisungen befolgte. „Itachi ist einfach ein Besserwisser“, kam es ausgerechnet von Sasuke. „Daran solltest doch gerade du gewöhnt sein.“ Itachi schien zu verdutzt, um direkt eine Antwort zu haben – das war selten…und gerade deshalb erheiterte es Kisame ungemein. „Tja, da hat dein Bruder ausnahmsweise mal Recht…“ „Schön, dass ihr euch wenigstens in dem Punkt einig seid“, murmelte sein Partner trocken. „Keine Sorge…das wird nicht zur Gewohnheit“, fügte Sasuke an und Kisame nickte zustimmend. In dem Augenblick kam Sakura zurück aus der Küche, ein Tuch in der Hand…und als das Bäuerchen kam, wusste Kisame auch warum. Na super. „Hat mir deine Nichte gerade auf die Schulter gekotzt?“, fragte er, ohne den Gnom aus den Augen zu lassen. „Da ich nicht vorhabe, mich in nächster Zeit von dir zu trennen, ist sie auch deine Nichte…und sie hat nur gespuckt“, verbesserte Itachi ihn und lächelte viel zu freundlich. „Oh ja, das macht’s gleich weniger eklig…“ „Stell dich nicht an.“ Sakura schüttelte belustigt den Kopf über ihr Wortgefecht, ehe sie mit dem Tuch einmal über den nassen Fleck an Kisames Schulter rubbelte – würde eh nichts bringen. Er sah zu Sarada herunter, die nun wieder – und anscheinend sehr zufrieden mit der Welt – in seinem Arm lag. Die Augenlider hingen schon auf Halbmast…sicher würde sie gleich eindösen. Plötzlich war das bisschen Spucke an seinem Shirt eine Nichtigkeit…war das Stolz, was er gerade fühlte? Immerhin hatte er es geschafft, dass Sarada satt war und nun war sie dabei, in seinem Arm einzuschlafen. Er betrachtete sie schweigend, musterte ihre flaumigen, dunklen Haare…die kleine Nase und die geschlossenen Augen. So zerknautscht kam sie ihm gar nicht mehr vor…eigentlich war sie ein recht hübsches Baby…oder? Er stutzte, als er ein leises Glucksen hörte – und das kam nicht nur von einer Person. Sowohl Itachi als auch Sakura schienen um ihre Fassung bemüht…während Sasukes Mundwinkel spöttisch zuckten. „Vielleicht kriegt dich mein Bruder doch noch mit der Kindersache rum“, meinte er und erhob sich dann. „Komm, ich bring sie in ihr Bett.“ Kisame wusste nicht, was er meinte, doch am er war selbst verwundert, dass er sie eher ungern abgeben wollte. Komische Sache…aber Sasuke hatte wohl Recht mit Letzterem, so dass er sie ihm vorsichtig übergab. Stirnrunzelnd sah er ihm nach, wandte sich danach an die beiden anderen. „Und was grinst ihr so blöd?“, brummte er und verschränkte die Arme. „Gar nichts…“, meinte Sakura amüsiert und winkte ab. „…du hast nur ziemlich…selig ausgesehen“, bemerkte Itachi und legte die Hand auf seinen Unterarm. „Unsinn“, tat er es ab und versuchte, sich nicht in diese bescheuerte Verlegenheit bringen zu lassen. Itachi und seine verdammte Familie machten ihn noch zum Weichei – sagte Zabuza auch ständig. Vielleicht hatte er damit aber auch gar nicht so Unrecht… Als sie eine Weile später auf dem Weg nach Hause waren, war es bereits dunkel. Kisame blickte durch die Frontscheibe nach vorn, während eine Hand am Lenkrad und die andere auf dem Schaltknüppel lag. Er warf dem Uchiha neben sich einen kurzen Seitenblick zu, als er spürte, wie dessen schlanke Finger seine Hand umfassten. Sein Partner lehnte mit dem Kopf an der Scheibe, doch sein Gesicht war ihm zugewandt. Er lächelte…es war dieses besondere, warme Lächeln, das seine dunklen Augen zum Funkeln brachte. Das Lächeln, in das er sich samt dem Menschen, dem es gehörte, ordentlich verknallt hatte. Damals…als sein Leben noch nicht in so geregelten Bahnen verlaufen war und er nicht gewusst hatte, was eine feste Beziehung bedeutete. Damals, als ihm noch nicht klar gewesen war, dass er mit diesem einen Menschen alt werden wollte. Wortlos erwiderte er den Druck der Finger und sah wieder auf die Straße. In Momenten wie diesen bezweifelte er nicht, dass er alles für ihn und die Familie, die er dank ihm hatte, tun würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)