Liebe mich, Hibari-san! von abgemeldet (1827) ================================================================================ Kapitel 3: Der Gedanke aufzugeben --------------------------------- Wie es sich für einen Loser gehörte, blieb ich natürlich am nächsten Tag Zuhause. „Tsu-kun? Du musst aufstehen. Du hast doch Schule“, tadelte mich meine Mutter und kam in mein Zimmer. Aber als sie mich, wie ein Zombie, halb auf dem Bett, halb auf dem Boden, wiederfand, schlug sie entsetzt ihre Hände vor ihren Mund. „Tsu-kun! Was ist mit dir?!“, rief sie panisch und eilte zu mir. Sie half mir zurück ins Bett und sah mich besorgt an, nachdem ich wieder ordentlich und sicher auf der Matratze lag. Ich sah sie an. Meine Augenlider fühlten sich so schwer an und ich konnte sie kaum aufhalten. Kein Wunder, ich hatte die Nacht fast durchgemacht und mich zu Tode geschämt, was gestern in der Schule passiert war. Ich hatte mich mal wieder wie ein Narren aufgeführt und ich wollte weder Dino-san noch Hibari-san über den Weg laufen. Am Liebsten würde ich mich irgendwo begraben, damit ich keinem mehr über den Weg lief. „Mir geht es nicht gut, Mama…“, stöhnte ich wehleidig. Da ich überzeugend genug war, erlaubte sie es mir hier zu bleiben, aber ich sollte vorher noch zum Arzt gehen. Da hatte ich Glück gehabt. Ich blieb das Wochenende über Zuhause und suhlte mich in Selbstmitleid. Und am Montag wäre alles wieder vergessen und es würde alles in gewohnten Bahnen laufen. Naive Gedanken, was? *~* Am Wochenende hatte ich meine Ruhe. Gokudera-kun und Yamamoto hatten zwischendurch nach mir gesehen und mir berichtet, was in der Schule passiert war. Alles lief wie gewohnt ab. Klar, warum sollte es auch nicht? Es machte ja keinen großen Unterschied, ob ich in der Schule war oder nicht. „Hibari war aber am Freitag richtig übel gelaunt“, erzählte Yamamoto gerade, als wir am Montagmorgen gemeinsam zur Schule liefen und lachte unsicher. „Wir wissen ja alle, dass er morgens keinen Clown frühstückt, aber dass er einem Jungen gleich verprügelt, nur weil er sein Hemd nicht richtig in der Hose hatte, war schon krass. Oder, Gokudera?“ „Pfft… mir doch egal, was der Hampelmann macht. Solange er mir nicht in die Quere kommt oder Juudaime belästigt. Nicht, Juudaime?“ Grinsend sah Gokudera-kun mich an, als erwarte er, dass ich ihm den Kopf tätschelte und sagte: Braver Hund. Aber ich war mit den Gedanken woanders. Panik stieg in mir auf. Hibari-san war schlecht gelaunt gewesen?! Warum?! Wegen mir?! Weil ich ihn und Dino-san gestört hatte?! Hiiih! Wäre es dann nicht besser, wenn ich dann doch wieder nach Hause ging? Wenn Hibari-san wegen mir wütend war, dann könnte es schmerzhaft für mich enden. Und ich wollte doch nicht verprügelt werden! „Ah… L-Leute… vielleicht… geht ihr mal vor? I-Ich glaube, ich habe Zuhause mein Bentou vergessen, ahahaha!“ Panisch war ich stehen geblieben und lief schon rückwärts zurück. „Juudaime?“ „Dann kommen wir doch mit!“, entschied Yamamoto. „N-Nein, ihr müsst nicht mitkommen. Wirklich nicht! Sonst kriegt ihr nur Ärger!“ Das war das Letzte, was ich wollte. Es reichte, wenn ich Ärger bekam, da musste ich die beiden nicht noch mit reinziehen. „Ciaossu. Tsuna, hier ist deine Bentou-Box. Mama hat sie mir mitgegeben, damit ich sie dir bringe“, meldete sich Reborn plötzlich hinter mir zu Wort und trat mir kurz darauf in den Hintern. „Waah, Reborn!“, stieß ich erschrocken aus und knallte mit der Vorderseite auf den Boden. Ich hatte mich dabei mit den Händen abfangen wollen und schürfte sie mir auf, als ich über den Boden schlitterte. „Was soll das?!“, jammerte ich und setzte mich auf. Mist! Reborn hatte alles zunichte gemacht. Jetzt hatte ich keine Ausrede mehr, weswegen ich nach Hause müsste. „Danke...“, murmelte ich dann ergeben und nahm die Box an mich. „Ah, sehr gut, dann ist das ja geklärt. Da musst du nicht mehr nach Hause, Tsuna!“, sagte Yamamoto fröhlich und ich ließ die Schultern hängen. Manchmal könnte ich Reborn echt erwürgen. Anklagend sah ich ihn an, doch ich erschreckte, als ich seinen stechenden Blick auf mir bemerkte. Er hatte wohl gewusst, was ich vorhatte und Reborn duldete es nicht, wenn ich feige war. Ich müsste mit jedem Wächter auskommen, würde er dann sagen. Nur Hibari-san war etwas anderes… und Reborn wusste das bestimmt auch schon. Spätestens seitdem er mich beim… beim… beim masturbieren beobachtet hatte. Ahh, das war mir immer noch so peinlich! „Wenn du an so etwas denken kannst, Tsuna, dann bist du auch bereit für die Schule“, meinte Reborn mit einem hämischen Grinsen und ich lief tiefrot an. Hatte er wieder meine Gedanken gelesen?! Gokudera-kun und Yamamoto sahen fragend drein, aber ich wollte ihnen nicht erklären, was Reborn meinte und sprang auf. „Yamamoto, Gokudera-kun! Wir gehen in die Schule!“, rief ich und lief etwas schneller voran. Yamamoto lachte daraufhin und Gokudera-kun jauchzte, als hätte ich eben den besten Einfall meines Lebens gehabt. *~* Gerade noch pünktlich kamen wir in der Schule an. Schnell sah ich auf dem Schulhof auf und ab, aber von Hibari-san war nichts zu sehen. Glück gehabt! So konnte der Tag ja nur gut werden. Mit erleichtertem Gesichtsausdruck ging ich zum Unterricht und meine Laune hatte sich etwas gehoben. Was sich aber schlagartig wieder änderte, als meine Lehrerin mich vor an die Tafel rief, um eine Aufgabe anzuschreiben. Leider hatte Gokudera-kun Verbot bekommen mir die Lösung zuzuflüstern, also musste ich es alleine machen und blamierte mich mal wieder vor der gesamten Schulklasse. Ehrlich… dann wäre ich jetzt lieber mit Hibari-san alleine in einem Raum, als vorne an der Tafel. Ich fasste mir an den Bauch, der bei dem Gedanken anfing zu kribbeln. Und da merkte ich, dass das der falsche Gedanke gewesen war. Die Nervosität schlug mir auf den Magen und ich hielt mir die Hand vor den Mund. Meine Lehrerin sah mich entsetzt an, als ich ein panisches Geräusch von mir gab und mit mir nichts dir nichts aus dem Klassenraum rannte und die nächste Jungentoilette bestürmte. Es war knapp gewesen, aber ich hatte es noch rechtzeitig geschafft. Keuchend und hustend hatte ich mich ergeben und atmete schwer, nachdem der Brechreiz sich gelegt hatte. Tränen liefen mir über die Wangen und ich blieb noch einen Moment über der Schüssel hängen. Peinlich! Himmel, wenn es so weiterging, brauchte ich hier gar nicht mehr aufzutauchen. Ich rutschte seit Tagen von einer Peinlichkeit in die andere. Und das nur, weil ich mich in Hibari-san verliebt hatte. Warum musste mir das passieren?! Jammernd nahm ich ein Stück Klopapier und wischte meinen Mund ab. Mir war elend und als ich anschließend in den Spiegel am Waschbecken schaute, erschrak ich vor mir selbst. Ich sah mehr als mitgenommen aus. Mein Gesicht war total blass und ich hatte dicke Augenringe. Resigniert seufzte ich und schloss meine Augen. Ich wollte und konnte einfach nicht mehr. Die Sache mit Hibari-san schlug mir definitiv zu sehr auf den Magen. Das waren doch genug Anzeichen dafür, dass ich aufgeben sollte. Eigentlich hatte ich es ja von Anfang an gewusst, dass es Schwachsinn war auch nur daran zu denken, Hibari-san toll zu finden. Er hatte sicherlich genug Verehrer und dann brauchte er sich nicht noch zusätzlich mit mir herumzuschlagen. Ehrlich, was war an mir schon toll? Wäre ich Hibari-san, würde ich mich auch übersehen. Dino-san war schon eine bessere Wahl, ich konnte ihn ja irgendwo auch verstehen. Plötzlich liefen mir Tränen über meine blassen Wangen und ich ballte meine Hände, die vor mir auf dem Waschbecken gestützt waren, zu Fäusten. Es tat weh. Die Wahrheit tat immer weh. Ich hatte gegen Dino-san nicht den Hauch einer Chance, ich wusste es einfach. Warum weinte ich also? Warum konnte ich nicht aufhören? Unaufhörlich tropften Tränen vor mir ins Waschbecken und ich schluchzte verbittert auf. Es schmerzte… Liebe war so grausam. Die Tür ging plötzlich auf und ich weitete erschrocken meine Augen. Für einen Moment hatte ich vergessen, dass ich in einer öffentlichen Toilette war, die jeder betreten konnte. Schnell machte ich das Wasser an und warf mir mehrfach davon ins Gesicht. Ich prustete und erhob mich. Dabei sah ich in den Spiegel und starrte in Hibari-sans Spiegelbild. Unsere Blicke trafen sich und für einen Moment sahen wir uns einfach nur an. Hibari-san?! Wieso war er hier?! Warum ausgerechnet jetzt?! Er sah jetzt hundertprozentig, dass ich geheult hatte. Meine roten Augen waren deutliche Hinweise dafür. Aber er sagte nichts. Kein Ton. Sein Blick lag ruhig auf mir, als würde er mich analysieren. Ob er mich jetzt wieder packen würde und mich berührte? So sinnlos wie meine Hoffnungen jetzt waren, sie waren da. Er liebte mich nicht, aber ich wünschte mir nichts sehnlichster, als dass er mich einfach wieder anfasste. Wenn es der einzige Weg war, ihm etwas nahe sein zu können, dann nahm ich das in Kauf. Wie tief war ich eigentlich gesunken? Erwartungsvoll sah ich weiter in den Spiegel und wartete darauf, dass er mich in eine Kabine zog und mir die Kleider vom Leibe riss. Dass er irgendetwas mit mir anstellte, was sich sicherlich gut anfühlte. Ich wollte es… so dringend! Doch dann geschah etwas ganz unerwartetes. Er drehte sich von mir weg und ging ohne ein Wort zu sagen zu den Toiletten. Mir klappte vor Verblüffung der Mund auf. Langsam drehte ich mich um und starrte seinen Rücken an. Was… war das?! Wieso tat er nichts?! Wieso sagte er nichts?! Er hatte mich einfach stehen lassen! Einfach so! Ich sah weg, als er sein Geschäft machte. So viel Privatsphäre wollte ich ihm doch lassen. Aber ich konnte es nicht verhindern mir vorzustellen, wie er sein Glied in der Hand hielt und… ah! Schluss! Das war doch jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür! Die Klospülung ging und ein Ratschen des Reißverschlusses ließ vermuten, dass er fertig war. Ich sah ihn wieder an. Aber auch wie eben sagte er nichts und ging zu mir herüber zu den Waschbecken. „Ah… H-Hibari-san… i-ich...“ Ja, was wollte ich sagen? Das Schweigen hatte mich irre gemacht und ich wollte wissen, was los war. Hasste er mich jetzt? War er wütend wegen dem letzten Mal?! Hibari-san trocknete sich die Hände ab und sah mich wieder an. „Hast du keinen Unterricht, Sawada? Solltest du dann wirklich hier herumstehen und Zeit vergeuden?“, fragte er mit drohender Stimme. Na, wenigstens sagte er überhaupt etwas… „Nein… ich… ja, du hast Recht. Ich geh wieder zurück...“, murmelte ich entmutigt und ließ meinen Kopf frustriert hängen. Ich hatte keine Chance… Ich musste mich damit abfinden. Mit gebrochenem Herzen lief ich langsam zur Tür. Ich blieb vor ihr stehen und legte meine Hand auf die Türklinke. „Hibari-san“, flüsterte ich und sah auf die Klinke. „Es tut mir leid, dass ich abgehauen bin letztens.“ „Wann genau?“, wollte er wissen und ich spürte deutlich seinen Blick auf meinen Rücken. Mein Kopf wurde knallrot und ich zog meine Schultern an. „Als… als… Kusakabe reingekommen ist. Ich habe mich erschreckt...“ Was sagte ich da überhaupt?! Als wenn es Hibari-san interessierte, ob ich abhaute oder nicht. Er machte es mit so vielen anderen sicherlich auch, da hatte er das sicherlich schon vergessen. Er hatte auch Dino-san. Ich musste das endlich kapieren! Ich drückte die Türklinke herunter, als keine Antwort kam. Was hatte ich auch erwartet? Ich war wohl wieder in die nächste Peinlichkeit geschlittert. Vielleicht sollte ich mal eine Woche Zuhause bleiben. Oder für immer! „Komm nach der Schule zu mir ins Büro“, sagte er plötzlich und ich hob erschrocken meinen Kopf. Ungläubig sah ich zu ihm nach hinten. Hibari-san wirkte nicht mehr verärgert und in seinen blauen Augen lag wieder dieser undefinierbare Glanz, der mir einen Schauer über den Rücken jagen ließ. Aber ehe ich antworten konnte, wurde die Tür aufgeschlagen und ich bekam sie volle Kanne gegen die Stirn. Taumelnd wich ich zurück und stieß gegen jemand, der hinter mir stand. Hibari-san! Panik breitete sich in mir aus. Hoffentlich haute er mir jetzt nicht dafür eine runter! Als er seine Hände auf meine Schultern legte, stellten sich meine Haare zu Berge. „Hiih, Hibari-san! E-Es tut mir leid!“ „Ich erwarte dich später, Sawada Tsunayoshi...“, hauchte er mir aber stattdessen ins Ohr und als sein Atem über meinen Nacken strich, bekam ich Gänsehaut. Mit großen Augen beobachtete ich, wie Hibari-san den Neuankömmling niedermachte, weil er mich verletzt hatte und ich spürte neue Hoffnungen in mir erblühen. Es kribbelte stark in mir vor Aufregung. Hibari-san wollte mich später sehen. Und ich konnte mir schon denken, worauf er hinaus wollte. Aber das machte mir gar nichts. Im Gegenteil. Ich wünschte mir, er würde mich jetzt schon direkt mit ins Büro nehmen. Hoffentlich ging der Unterricht ganz schnell vorbei, damit ich mit ihm alleine sein konnte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)