Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte... von Chi_desu ((Sasu/Naru)) ================================================================================ Kapitel 5: Erinnerungen ----------------------- Kapitel 5: Erinnerungen Unruhig wälzte Sasuke sich hin und her, wie schon so oft geplagt von schlimmen Alpträumen. Er sah sie noch immer, die leuchtenden Augen, die ihn immerzu verfolgten. Und diese Worte. "Noch immer nicht genug... Hass..." Mit einem erstickten Schrei fuhr er in seinem Bett hoch. In der schwarzen Dunkelheit flüsterte eine Stimme "Sasuke...", leise wie ein Windhauch. Sasuke saß aufrecht in seinem Bett, umgeben von fast völliger Dunkelheit. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Seine Hände zitterten. "Bruder...", flüsterte er. "Warum lässt du mich noch immer nicht zur Ruhe kommen?" Er schlug die Decke beiseite und stand auf, ging rüber zum Fenster. Der Mond stand hoch über dem Haus. Irgendwie merkwürdig. Er merkte erst jetzt, dass er in den letzten Jahren fast nur Nachts unterwegs gewesen war. Selbst jetzt konnte er diese Gewohnheit nicht ganz ablegen. Wenn ihn die Träume nicht wach gehalten hatten, dann Orochimarus Aufträge. Und nun, da er sein Ziel, nämlich die Rache, aus den Augen verloren hatte, hielt ihn die Ungewissheit wach. Hier zu sein, zurück in seinem Heimatdorf, war seltsam irreal. All die Menschen seiner Vergangenheit wieder zu sehen und ihre Freundschaft so hinterhältig auszunutzen... er war nie ein guter Mensch gewesen, aber er hatte auch nie gelogen. Doch nun war es notwendig. Er war ein Mörder. Wieso also nicht auch ein Lügner? Er durfte seinen Auftrag nicht vergessen. Doch in stillen Momenten wie diesem plagten ihn Zweifel. Warum halte ich an diesem Auftrag fest? Itachi ist tot. Meine Rache werde ich nie vollenden. Wieso sollte ich Orochimaru noch weiterhin dienen? Mit der Macht, die er mir gab, kann ich nichts mehr anfangen. Aber es war zu spät. Woanders hatte er keine Zukunft, außer bei Orochimaru. Er hatte gemordet, selbst hier in Konohagakure. Es würde sich nicht ewig geheim halten lassen, dass er selbst der geheimnisvolle schwarze Shinobi war, der die Männer ermordet hatte. Und dann würde auch der naive Naruto ihm nicht vergeben. Nur Orochimaru, sein Mentor, der einzige, der seine düsteren Rachegelüste gefördert hatte, hieß ihn nun noch willkommen. Er wusste sehr wohl, dass er Orochimaru nur bis zu einem gewissen Grad vertrauen konnte, aber er respektierte ihn für das, was er erreicht hatte. Er musste sich an den Gedanken gewöhnen, dass er nur bei ihm noch willkommen war. Manchmal, wenn er an die Greueltaten dachte, die er begangen hatte, suchte er in seinem Herzen nach einem Anzeichen von Reue. Aber da war nichts. Nur Leere in seinem Inneren, in seinem zu Eis erstarrten Herzen. Er hatte Leben genommen, und dennoch spürte er kein Mitgefühl. Hinter sich hörte er Schritte. "Kannst du nicht schlafen, Sasuke?" Er drehte sich um und nickte. "Nachts kommen die Träume. Seine Augen verfolgen mich bis heute." Er atmete aus und wiederholte die Worte, die sich in seinen Kopf gebrannt hatten: "Noch immer nicht genug... Hass..." Er lächelte emotionslos. "Wenn ich ihn heute treffen könnte... ob er das dann wohl immer noch sagen würde?" "Meinst du Itachi?", fragte Naruto. Sasuke nickte bedächtig. "Du warst bei Orochimaru, nicht wahr? Sakura sagte damals, dass du zu ihm gegangen bist." Wieder nickte Sasuke. "Man kann viel schlechtes über ihn sagen. Aber er hat mich den Hass gelehrt, der mir gefehlt hat. Heute hätte ich die Kraft, Itachi zu besiegen." Er ballte die Hand zur Faust und ließ den Fluch frei. Schwarze Male überzogen seine Haut, Symbole seiner Macht. "Weißt du, wie sich so viel Macht anfühlt, Naruto?" "Erschreckend.", antwortete dieser. "Ich habe damals die Macht des Fuchsungeheuers gespürt, als ich dachte, Haku hätte dich getötet. Es war nur Furcht einflößend. Wenn mich sein unschuldiges Gesicht nicht aus meiner Raserei gerissen hätte, wer weiß, was dieses Monster in mir alles angerichtet hätte." "Ich erinnere mich...", sagte Sasuke bedauernd. Die schwarzen Male verblassten, zogen sich zurück bis auf das Zeichen an seiner Schulter. "Damals, als wir drei noch ein Team waren. Ich wusste damals nicht mal, warum ich mich vor dich gestellt und dich beschützt habe." "Ich habe oft daran denken müssen. Ich konnte mich nicht mal revanchieren." "Nicht nötig. Dank dir war ich eine kurze Zeitlang fast... glücklich.", sagte Sasuke ehrlich. "Dank mir?", wiederholte Naruto fast spöttisch. "Ich war bloß kindisch, und ziemlich einsam noch dazu. Sakura und du, ihr wart die ersten Freunde, die ich hatte. Als du damals verschwunden bist, dachte ich, ich würde es nicht ertragen. Obwohl wir uns immer gestritten haben, waren wir doch so was wie beste Freunde. Nein, mehr noch. Aber auch das habe ich zu spät gemerkt." Sasuke wusste genau, worauf Naruto anspielte. Es gab einen Abend, der sich tief in seine Erinnerungen gegraben hatte. Es war nach ihrem traurigen Sieg über Haku und Zabuza gewesen. Sie hatten noch eine Nacht bei Herrn Tazuna verbracht, damit sich alle erholen konnten. Sasuke hatte bereits im Bett gelegen, da war Naruto zu ihm gekommen... "Sasuke? Bist du noch wach?", fragte Naruto fast schüchtern und lugte durch einen Spalt in der Tür. "Bei dem Lärm den du machst kann doch sowieso kein Mensch schlafen.", brummte Sasuke, der aufrecht im Bett saß. Tatsächlich hatte er noch wach gelegen, die unzähligen Einstiche an seinem Körper brannten und die straffen Verbände machten das Einschlafen auch nicht eben grade leichter. Ohne eine bissige Antwort zu geben betrat Naruto das Zimmer und schloss die Tür sorgfältig hinter sich. "Sasuke, ich muss kurz mit dir reden." Er setzte sich auf die Bettkante und nestelte nervös an seinem Schlafanzug. Sasuke konnte sich natürlich schon denken, worum es ging. Ohne Naruto die obligatorische Frage stellen zu lassen, sagte er ruhig: "Ich weiß es nicht, ehrlich." Naruto schaute auf. "Ich weiß nicht, warum ich dich beschützt habe. Meine Beine haben sich von selbst bewegt." Der blonde Junge schüttelte trotzig den Kopf. "Du weißt nicht, warum? Es muss doch einen Grund geben! Ich dachte, du willst um jeden Preis überleben um deinen Bruder zu töten. Wieso stellst du dich dann vor mich?" Sasuke fand keine Antwort darauf. Naruto senkte den Blick. "Ich habe dich auch gehasst, Sasuke..." "Was hat sich verändert? Ich habe immer nur an mich gedacht. Ich wüsste selbst gerne, warum ich so etwas getan habe.", sagte Sasuke nachdenklich. "DU hast mich verändert." "Tu... Tu das nie wieder, Sasuke.", sagte der blonde Junge düster. "Ich will nicht, dass du für jemanden wie mich stirbst." "Jemand... wie dich? Was meinst du?" Naruto zog sein Hemd ein Stück hoch und offenbarte das Symbol auf seinem Bauch. "Weißt du, was das ist?", fragte er und Sasuke schüttelte verwundert den Kopf. "Das ist der Grund, warum mich die Dorfbewohner hassen. Das neunschwänzige Fuchsungeheuer wurde in meinen Körper gebannt. Für sie BIN ich das Fuchsungeheuer. Deine Eltern hätten nicht gewollt, dass du für ein Monster dein Leben opferst." Sasuke brauchte einen Moment, um das zu verarbeiten. Im allerersten Moment glaubte er, Naruto erlaubte sich einen Scherz mit ihm. Aber es passte alles zusammen. Er hatte nie verstanden, warum die Erwachsenen Naruto mit derart hasserfüllten Augen anschauten. Das war es also. Und er begriff noch etwas anderes. "Ich habe mein Leben nicht für das Fuchsungeheuer riskiert...", sagte er langsam. "Sondern für dich, Naruto Uzumaki." Bewusst rückte er näher an Naruto heran. "Ich weiß noch immer nicht warum, aber ich würde es wieder tun. Ich möchte, dass du deinen Traum erfüllen kannst." Naruto hob den Kopf und auf einmal waren sich ihre Gesichter so nah, dass Sasuke den Atem des anderen auf seinem Gesicht spüren konnte. "Sasu...ke...", raunte er und lehnte sich ein Stück nach vorn, bis sich ihre Lippen berührten. Dieser simple Kuss beschwor einen Sturm von Gefühlen herauf, auf die Sasuke nicht gefasst gewesen war. Anstatt Naruto empört von sich zu stoßen, legte er einen Arm um dessen Nacken und zog ihn noch näher zu sich heran. Naruto wehrte sich nicht und strich mit seiner Hand durch Sasukes schwarzes Haar. Sasuke wollte ihn festhalten, diesen Moment, für immer und ewig. Auf einmal wusste er, warum er seinen eigenen Traum riskiert hatte, um Naruto zu retten. Und es jagte ihm eine Heidenangst ein. "Warte!", rief er und stieß Naruto nun doch von sich. Ihm wurde bewusst, was er getan hatte. Er war im Begriff, seine Rache zu vergessen, für etwas, das schon immer in greifbarer Nähe gewesen war und das nun unendlich verlockend erschien. Aber ein Gedanke an Itachi und seine höhnischen Worte reichte schon, um jegliches Gefühl aus seinen Augen weichen zu lassen. "Tu das nicht, Naruto. Ich kann nicht. Wir können nicht einmal Freunde sein, denn ich bin ein Rächer und alles was mich ablenkt, hindert mich daran, stärker zu werden." "Aber..." Sasuke rückte von ihm weg. "Vielleicht, wenn ich es geschafft habe, Itachi zu töten... dann... kann ich..." Er verfolgte den Gedanken nicht bis zum Ende sondern sagte hart: "Wir sind immer noch Rivalen, Dobe. Beweise mir, dass du stärker bist als ich, dann muss ich dich nicht mehr retten." Ohne ein Wort stand Naruto auf und schlich sich aus der Tür. Seine harten Worte damals hatten genau den gewünschten Effekt gehabt. Naruto hatte so getan, als hätte es diesen Kuss niemals gegeben. Sie waren Rivalen geblieben und jeder hatte eventuell aufkeimende Gefühle in seinem Herzen verschlossen. Dass Naruto ausgerechnet jetzt davon anfing... Sasuke sah ausdruckslos in die Nacht hinaus. "Was hast du zu spät gemerkt?" "Dass ich in dich verliebt war.", sagte Naruto schlicht. Sasuke's Hände ballten sich zu Fäusten. Er wollte es nicht hören. "Du gingst mir nicht mehr aus dem Kopf. Du hast damals diese verletzenden Dinge gesagt und ich wollte dich wirklich hassen. Eine Zeitlang hatte ich mich fast selbst überzeugt, dass ich dich hasse. Pah, ich war tatsächlich ein Dummkopf." Sasuke drehte sich um. Ein Ausdruck von Schmerz huschte über Narutos Gesicht, aber er verschwand zu schnell, als dass sich Sasuke wirklich sicher sein konnte. Vielleicht waren es auch nur böse Erinnerungen. Naruto hatte in der Vergangenheit gesprochen. Dass ich in dich verliebt WAR. "Und du glaubst, du bist heute schlauer?", fragte Sasuke spöttisch. Ein fieses Grinsen formte sich auf seinem Gesicht. Er mochte es immer noch, Naruto zu ärgern. Und es war ein guter Moment, um das Thema zu wechseln. Er hatte Angst, vor dem was Narutos Worte in seinem Inneren auslösen könnten. "Ich glaub ja nicht, dass sich da groß was verändert hat, Dobe. Du bist immer noch ein Dummkopf." "Sasukeee! Du sollst mich nicht mehr so nennen!" Sein Grinsen wurde bloß noch breiter. Erinnerung an fröhlichere Zeiten. "Wenn du willst, dass ich dein Können anerkenne, musst du's mir erstmal beweisen." "Ach ja? Du würdest dich wundern, Sasuke!" "Würde ich das?", spottete er. Der altbekannte Kampfgeist tauchte in Narutos Gesicht auf. "Pah! Warum tragen wir das nicht gleich aus? Du kannst doch eh nicht schlafen, oder? Und um die Zeit kann uns keiner stören. Das Duell zwischen uns ist sowieso lange überfällig." Sasuke spürte, wie sein Blut in Wallung geriet. Kampfgeist. Eine längst verloren geglaubte Emotion. Es fühlte sich gut an. "Wieso eigentlich nicht? Aber ich werde nicht mit vollem Einsatz kämpfen. Wenn ich den Fluch einsetze, bringe ich mich selbst in Gefahr und du könntest getötet werden." "Na schön dann werde ich das Chakra des Kyuubi nicht nutzen." "Na dann, worauf warten wir noch?" Etwa eine Stunde später, irgendwo weit weg von Konoha, standen zwei Shinobi einander gegenüber. Beide waren bereits ziemlich angeschlagen. Der Kampf ging schon seit über einer halben Stunde und hatte nie ein Ende gefunden. Sie waren beinah gleich stark. Naruto holte tief Luft und rief: "Mir reicht's jetzt! Bringen wir das zu Ende!" Er formte etwas in seiner Hand und Sasuke erkannte es überrascht. Dann grinste er. "Du willst da weitermachen, wo Kakashi uns das letzte Mal unterbrochen hat? Mein Chidori ist aber um einiges stärker geworden." Auch er formte einen Energieball in seiner Hand und bereitete sich auf ein letztes Kräftemessen vor. Und nach einer kurzen Pause preschten sie aufeinander zu, die Hand vorgestreckt. Sasuke hatte nicht vor, zu verlieren. Als sie aufeinanderprallten, schrie er überrascht auf. Die Luft explodierte und das Feuer seines eigenen Energiekegels raste über seine Haut, fügte ihm schmerzhafte Verbrennungen zu. Er schloss die Augen, als das Licht ihn zu stark blendete, dann wurde er von etwas erfasst und nach hinten geschleudert. Er prallte hart auf dem Boden auf und verlor für Sekundenbruchteile das Bewusstsein. Als er die Augen öffnete und versuchte, sich aufrecht hinzusetzen, schossen ihm die Tränen in die Augen weil die Brandwunden stechenden Schmerz durch seinen Körper jagten. Er sah sich verwundert um und die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. "Ich habe... verloren?", sagte er zu sich selbst. Die Enttäuschung schmerzte mindestens genauso wie die Wunden an seinem Körper. "Uuuuh.... Itaii....", jammerte eine Stimme nicht weit von ihm weg. Er schaute sich um und sah, wie Naruto sich vom Boden hochstemmte. Auch er war mit kleinen Schnittwunden übersät, offenbar hatte sich seine Waffe ebenfalls gegen ihn selbst gerichtet. Er setzte sich hin und fasste sich an den Kopf. "Scheiße, was war denn das...?" Er schaute sich um und entdeckte Sasuke. Er stand vorsichtig auf und kam zu ihm rüber. "Das war wohl ein Unentschieden, was?" Erleichtert atmete Sasuke auf. Mit einem Unentschieden konnte er leben... vorerst. Er nickte und Naruto grinste. "Ich hoffe, jetzt hast du gesehen, dass ich ganz schön was drauf habe. Wir sind gleich stark." Er hielt ihm freundschaftlich die Hand hin. Sasuke starrte auf die Hand und nahm sie zögernd. Er ließ sich in die Höhe ziehen und hielt Narutos Hand kurz fest. "Ja, du hast recht. Du bist wohl doch nicht mehr der Versager von damals." Naruto funkelte ihn an aber Sasuke grinste bloß. Der Fuchsjunge vergaß seinen Ärger schnell wieder und musterte Sasuke. "Du siehst echt mitgenommen aus! Wenn Sakura dich so sieht kriegt sie nen Anfall, nachdem sie dich grad erst gesund gepflegt hat." Sasuke spottete: "Na, du siehst auch nicht viel besser aus." "Ich bin auch ein großer Krieger, so was kann MIR doch nichts anhaben. Allerdings stört es mich dass ich so schmutzig bin." Er schaute hoch zum Mond, der fast voll über der Landschaft hing. "Ich hab eine gute Idee... warum gehen wir nicht ein bisschen rüber zum See, da können wir uns waschen, und außerdem ist es um diese Jahreszeit ziemlich schön da." Sasuke zuckte die Schultern. "Wieso eigentlich nicht?" Wenn er vorher gewusst hätte, was an diesem See passieren würde, wäre er niemals mitgekommen. Nächstes Kapitel: Mondlicht *** 1000 Dank an meine geniale Betaleserin Sherlaya Six, danke für deine Geduld und deine Hilfe!!!!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)