Pride (abgebrochen) von Artem ================================================================================ Kapitel 42: Kae --------------- „Ich kann es dir nicht erklären“, stellte ich fest. Adrian neigte den Kopf. „Was genau?“ „Alles.“ Es war unmöglich, ihm irgendetwas zu erklären. Weder warum ich weg war, noch warum ich jetzt so vor ihm stand. Er lehnte mit dem Rücken an der Tür, beäugte mich eingängig und voller Skepsis. Mich wunderte aber, dass so viele unserer Gespräche bisher stattgefunden haben, während er halbnackt war. Genau wie in diesem Moment, war er nur mit einer Boxershorts bekleidet, die ihm auf der Hüfte hing und die Haare sichtbar machten, die direkt unterhalb seines Bauchnabels anfingen. Wie so häufig hätte ich mich bei diesem Anblick verlieren können, doch ich musste mich beherrschen. Ich hatte mich x-fach daran erinnern müssen, was Adrian für eine eklige Person war. Was er mit Frauen anstellte, um seine Befriedigung zu bekommen, in jeder Hinsicht. „Lass mich durch, oder du wirst dir wünschen da nie gestanden zu haben“, zischte ich. Er lachte spöttisch, nahm mich nicht Ernst. „Sagt mir das kleine Mädchen, das mich nicht mal wegschubsen kann?“ Die Wut. Diese Wut, die immer aufkam, wenn er mich reizte. Wochenlang war ich ihm aus dem Weg gegangen, konnte ihn aber doch nicht aus meinem Gedankenkreis verbannen. Öfter und öfter hatte er sich in meinen Kopf geschmuggelt, je länger ich von ihm weggeblieben war. Doch was hätte ich getan, wenn ich ihn gesehen hätte? Und nun stand ich vor ihm, nach den Wochen, die mir wie Jahre vorgekommen waren. Kaum hatte ich ihn einmal um Hilfe gebeten, weckte er die gleiche Wut wie sonst in mir. Aber sie hatte sich intensiviert. Diesmal war es keine Wut, die man einfach so wegschieben oder unterdrücken konnte. Diese Wut… Ich biss mir auf die Lippe, versuchte, es zu verhindern. Doch es funktionierte nicht. Im nächsten Wimpernschlag sähe Adrian mich an, und würde mich sehen. Nicht das menschliche Mich. Doch er blieb ruhig. Er sah mir weiter ins Gesicht. „Aswang“, flüsterte er. Das war ich. Ein Aswang. Silberne Haare, dunkelrote Iris, vier messerscharfe Fangzähne, bleiche Haut und eine Kraft, die man sich kaum vorstellen könnte. „So habe ich dich, ohne Scheiß, noch nie gesehen“, lachte er leise. Es interessierte ihn gar nicht. Er scherte sich nicht darum wer oder was ich war. Aber das war egal, ich musste an ihm vorbei. „Lass mich raus“, wiederholte ich mit gebleckten Zähnen. „Tu was du willst…“, schnaubte Adrian. „…aber unterschätze mich ja nicht.“ War das eine Herausforderung? In seinem Ton hatte Abscheu gesteckt. Abscheu, die mich erschaudern ließ und mich berührte. Würde wieder die Angst kommen, die Angst, verletzt zu werden? Oder war ich schon verletzt, und ich bekam Angst, nicht mehr zu heilen? Ich kam nicht mehr klar. Adrian hatte mich und mein Weltbild durcheinander gebracht. „Gut“, lächelte ich kampflustig und ging ein paar Schritte auf ihn zu. „Aber das hier wird jetzt ein bisschen härter als das, was du in der Hose hast.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)