Pride (abgebrochen) von Artem ================================================================================ Kapitel 27: Kae --------------- „Adrian!“, rief ich ihn und stützte mich mit den Händen auf seinen Schultern ab. Wild hustend schlug er sich auf die Brust. Hatte ich ihn erschreckt? Na ja, zumindest so sehr überrascht, dass er sich an seinem Essen verschluckte. „Was machst du denn hier?“, fragte er mich, als er sich einigermaßen wieder gefangen hatte und den Kopf zu mir drehte. Ich lächelte, weiter die Arme von hinten auf seine Schultern gestemmt. „Ich wollte dir nur sagen, dass ich heute erst spät wieder komme. Iss die Nudeln, die noch über sind, sie stehen in der Küche.“, erläuterte ich und sah herüber zu den Kerlen, mit denen er zusammen saß. Einer von ihnen, der relativ dunkle Haut hatte, musterte mich fraglich. Er saß neben Adrian, gegenüber von einem schwarzhaarigen Emo. Dieser stocherte mit dem Blick auf den Tisch in seinem Salat herum, während der Typ links von ihm andauernd mit offenem Mund von mir zu Adrian und zurück starrte. „Warte, zuhause steht noch Essen? Wieso hast du mir das nicht früher gesagt?“, warf Adrian mir entgeistert vor. „Sollte ich denn? Ist doch egal ob du es jetzt oder früher erfährst.“ Adrian verdrehte die Augen und stöhnte. „Nein, ist es nicht. Ich bin jetzt völlig umsonst hierher gelatscht.“ Ich kicherte und guckte ihn spöttisch an. „Bist du nur wegen des Essens hergekommen?“, fragte ich und neigte den Kopf. Genervt murmelte Adrian so etwas wie ‚vergiss es einfach’ und drehte seinen Kopf wieder weg. Ich biss mir amüsiert auf die Lippe und schüttelte meine Haare aus dem Gesicht, während mir auffiel, dass ich immer noch den Seitenscheitel trug. Ach, jetzt war das auch egal. „Na dann, jetzt weißt du’s. Ich hau dann mal ab.“, verabschiedete ich mich und stieß mich von seinem Rücken los, um zurück zu Anastasiya zu laufen. Wir saßen zusammen an einem kleinen Tisch, am Rande der Mensa. Ihre großen, blauen Augen sahen mich verwundert an als ich mich zu ihr setzte. „Kennst du den etwa?“, fragte sie. Ich lächelte schief. „Ja. Ich muss vorübergehend in seinem Appartement wohnen.“, sagte ich bedauernd und packte meine Plastikgabel. Ihre Augen wurden noch größer. „Und, äh, wie ist er so?“, kam es aus ihrem kleinen, niedlichen Mund. Ich ahnte Schlimmes. An fragte mich, wie er ‚so war’. Das hieß, sie stand auf ihn, und wenn sie ihm verfallen würde hätte sie am Ende ein in Splitter gelegtes Herz gehabt. „An, warum fragst du das?“ Ich wollte sicher sein, dass sie auch wirklich auf ihn stand, bevor ich ihr eine lange Predigt darüber halten würde, was für ein Hurensohn Adrian war. Hoffentlich antwortete sie nicht mit ‚nur so’. „Weil er mich am Donnerstag angebaggert hat, ich hab ihn abserviert. Eine Freundin, die hier schon länger in der Einheit arbeitet, hat mir erzählt dass Adrian so ein Schürzenjäger von der ganz üblen Sorte ist. Jetzt frage ich mich aber, ob er nicht vielleicht doch ein paar gute Seiten an sich hat und nicht nur mit dem Schwanz denken kann.“, plauderte sie und schlürfte einen Smoothie, den sie sich vor ein paar Minuten gekauft hatte. Gott sei dank, sie wusste Bescheid. „Also, hat er schon versucht, dich zu ficken?“, fragte sie offenherzig. Ob ich da ehrlich antworten sollte? Natürlich hatte er das versucht, hunderte Male, im Prinzip war ich ja auch schon fast darauf eingegangen. Immerhin, das an der Wand war… echt heiß. „Nein, ich bin wohl zu unattraktiv.“, log ich und nahm einen Schluck meiner Cola. „Aber er ist trotzdem ein Ekel, lass dich besser nicht auf so jemanden ein.“, riet ich ihr. Gut, Ekel traf es nicht besonders. Freilich hatte er mir das Leben gerettet, überdies schon zwei Mal. Wenn man das Tragen zum Krankenhaus am Tag meiner Ankunft dazuzählte, waren es drei Male. Aber sollte Anastasiya ruhig denken er sei ein Wichser, schaden konnte es ihr nicht. „Hab ich mir gedacht. Schön, jetzt weiß ich, dass ich keinen Fehler gemacht habe.“, freute sie sich. „Ach, und sag mal, wer ist eigentlich dein Teampartner? Ihr saht so aus, als kanntet ihr euch.“, merkte sie an und stopfte sich den Mund mit Kartoffelsalat zu. Was antwortete ich in dieser Situation am besten? Ja, Ethan, den kenne ich aus dem Supermarkt, wo Adrian ihm vorgemacht hat wir wären ein Paar und mir Kondome ins Gesicht gedrückt hat. „Er war mein Gegner bei der Aufnahmeprüfung.“, sagte ich wahrheitsgemäß, wobei ich ihn dadurch ja nicht direkt kennen gelernt hatte. „Er ist verflucht sexy!“, säuselte An und ich musste lachen. „Ja, ja, das ist er wirklich.“, stimmte ich ihr zu. Ich konnte es fast nicht glauben, ich unterhielt mich ganz normal mit einer anderen Frau, als wären wir Freundeninnen. Das war komisch, ich hatte in meinem Leben nie viele weibliche Freunde gehabt. Lediglich verstand ich mich hin und wieder mit ein paar Männern, sonst hatte ich bloß einmal in der Mittelschule eine Art Freundin. „Ich würde auch gerne mit so einem zusammenarbeiten. Stattdessen muss ich mit Madame Mariana von Höchstangesehen im Paar sein. Weißt du, wie die mich behandelt? Als wäre ich ein Wesen zweiter Klasse.“, klagte sie. Ich lächelte leicht. „Sei froh, dass es nur die zweite Klasse ist.“, vermerkte ich und lehnte mich auf meine Ellbogen, die auf den Tisch gestützt waren. „Wieso, gibt es Schlimmeres? Wo denn, wenn…“, begann sie, dann riss An die Augen auf und sah mich mitleidig an. „Oh, sorry. Ich wollte nicht…“ Ihr entschuldigender Ton brachte mich ausgesprochen auf die Palme. „Niemand hat sich dafür zu entschuldigen, wer ich bin.“, versicherte ich und lächelte. „Gut, Themenwechsel: an dem Tisch, an dem Adrian sitzt, gucken die andauernd zu uns. Weißt du, warum wir solche Starrobjekte für sie sind?“, wies sie mich auf die glotzenden Kerle um Adrian hin. Er war der Einzige, der nicht zu uns schaute, sondern weiter mit dem Rücken zu uns sein Sandwich verputzte. „Keine Ahnung, aber in aller Voraussicht führen die ein interessantes Gespräch.“, besagte ich und guckte auf den Mann, der vorhin so gespannt auf mich und Adrian geachtet hatte, wie er gespreizte Zeige- und Mittelfinger an seinen Mund legte und die Zunge symbolisch dazwischen wackeln ließ. Anastasiya schlug die Hand vor den Mund und lachte auf. „Ja, ein SEHR interessantes Gespräch, würde ich mal sagen!“ So tuend, als hätten wir nichts gesehen, wendeten wir uns ab, weil einer von ihnen wieder zu uns herüber sah. „Du tust mir leid, dass du bei so jemandem wohnen musst.“ Unglaublich, Anastasiya schien mich doch irgendwie leiden zu können. So gespielt sah das überhaupt nicht aus. „Ich find dich super, echt.“, berichtete Anastasiya und schaufelte weiter Berge von Kartoffelsalat in sich herein. „D-Danke.“, stammelte ich. Jemand mochte mich. Nicht meinen Körper, sondern mich. Das war etwas absolut Neues. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)