Pride (abgebrochen) von Artem ================================================================================ Kapitel 24: Adrian ------------------ Ein hysterisches Hämmern an der Tür riss mich aus dem Schlaf. Genervt stöhnte ich und setzte mich auf. Irgendjemand wollte mich anscheinend dringend sprechen. „Ich komm ja schon!“, rief ich und quälte mich mühsam aus meinem warmen Bett. Als das Hämmern weiter anhielt, ignorierte ich dass ich nicht mehr als Boxershorts anhatte und lief halbnackt zur Tür, um diese unsanft zu öffnen. „Verdammt, was?!“, brummte ich und blinzelte die Person vor mir an. Es war zu hell, viel konnte ich nicht erkennen. Meine Müdigkeit verflüchtigte sich, als ich plötzlich einen Schlag auf meiner Wange spürte und sich ein stechender Schmerz breit machte. Entgeistert riss ich die Augen auf und hielt mir die Wange, bis ich erkennen konnte, wer da vor mir stand. „Du hast Ben blutig geschlagen, nur weil ich von ihm schwanger bin? Es war doch nicht seine Schuld, und es ist verdammt noch mal mein Leben, in dem du nichts zu suchen hast!“ Meine Schwester. „Keira…“, begann ich, doch sie schüttelte den Kopf und schnitt mir das Wort ab. „Hör auf dich in meine Angelegenheiten einzumischen. Ich bin keine sieben mehr.“, warf sie mir vor. Ihre dunklen Korkenzieherlocken reichten ihr bis zur Brust und fielen locker ihren Rücken hinab. Als sie wieder ihren Kopf schüttelte, sprangen sie wild umher. „Ben hat gesagt, dass wir das schon hinkriegen. Irgendwie, aber zusammen.“, betonte sie und richtete ihren Blick auf den Boden. „Ben ist ein Arschloch! Weißt du eigentlich, dass er jede Nacht ne Neue knallt? Dass Gefühle ihn einen feuchten Dreck interessieren?!“ Ich hob die Lautstärke meiner Stimme, in der Hoffnung, ich könnte Keira überzeugen. Ihr stiegen Tränen in die Augen und sie sah mich frustriert an. „Du bist doch auch nicht besser! Außerdem hast du keine Ahnung wie Ben wirklich ist, er…“ Meine Wut stieg, nicht auf Keira sondern auf Ben. Er hatte sie genauso belogen wie jede Andere die er vögelte. „Ja, genau, Ben ist wie ich! Und deshalb weiß ich auch, dass er auf Gefühle von Frauen scheißt!“, fuhr ich Keira an. „Nein! Nein, das stimmt nicht! Ben hat gute Seiten! Ben kann einfühlsam sein, du nicht! Du bist ein Loser, ein Nichtsnutz! Wenn du denkst, Ben wäre wie du, dann liegst du absolut falsch! Du bist das einzige Arschloch!“, schrie sie, während ihr Tränen über das Gesicht liefen. Ich rieb mir die Augen. „Keira, du bist 17! Minderjährig! Allein schon, dass Ben dich vernascht hat geht mir auf den Sack, aber er hat dich geschwängert! Du bekommst ein Baby von ihm! Für ein Kind kannst du keine Verantwortung übernehmen, du gehst noch zur Schule!“, versuchte ich ihr mitzuteilen. Doch sie schüttelte weiter ihren Lockenkopf und hörte mir nicht zu. „Und wenn schon, es ist meine Sache! Ich will dich nie wieder sehen, und wehe du tust Ben noch einmal etwas an!“, drohte sie und stapfte mit diesen Worten den Flur entlang. Kurz bevor sie ins Treppenhaus einbog, drehte sie sich noch mal zu mir um. „Übrigens, hab ich vorhin gesehen wie so eine Schlampe aus deiner Wohnungstür gekommen ist, und die sah auch nicht gerade Volljährig aus.“ Damit verließ sie den Flur und ließ mich in meinem Türrahmen zurück. Nach einer Weile lachte ich leise auf. Sie hatte Kae aus dem Appartement kommen sehen. Anscheinlich war ich nicht der Einzige der annahm, sie sähe ziemlich jung aus. Kaum hatte ich mich wieder in mein Bett geschmissen, klingelte mein Handy. Das Leben meinte es wirklich nicht gut mit mir. Ich griff mein Smartphone vom Nachttisch und setzte meinen Blick auf das Display. Ben. Nein, der war mit Abstand der letzte dessen Stimme ich hätte hören wollen. Ich drückte seinen Anruf weg und fragte mich, ob er da unten mit Keira stand und sie sich abgesprochen hatten. War ja doch ein ziemlich großer Zufall, dass er mich direkt nach ihrem Besuch anrief. Mir wanderte ein Schauer über den Rücken bei dem Gedanken daran, wie kaltherzig er sie belog. Zusammen ein Kind großziehen? Ben würde eher Glasscherben essen, als das zu tun. Doch ich war genauso, irgendwo hatte Keira damit recht gehabt. Zu wach, um wieder die Augen zu schließen, zog ich mir Jeans und ein blaues Shirt mit V-Ausschnitt über. Es war Sonntag, ich hatte nichts zutun. Nach einigem Grübeln entsann ich mich, etwas zu essen und wollte mich am Kühlschrank bereichern. Blöd nur dass ich nicht wusste, wie man das, was sich darin befand, zubereitete. Kae hatte nichts als frisches Zeug gekauft, von Fertiggerichten nicht mal eine Spur. Rohe Kartoffeln, ungekochte Nudeln, ich hatte keine Ahnung wie man kochte. Eher setzte sich bei mir die Küche in Brand. Wo war Kae eigentlich hin? Sie war einfach verschwunden und dabei sehr wahrscheinlich Keira über den Weg gelaufen, aber wo sie sich aufhielt war mir nicht bekannt. Hoffentlich nicht wieder im Ao Viertel, oder sonst wo, wo sie drohte zu sterben. In der Zeit, in der ich sie kennen gelernt hatte, bemerkte ich bei ihr nämlich ein großes Talent dafür sich in Lebensgefahr zu begeben. Seufzend knallte ich die Kühlschranktür zu und lehnte mich dagegen. Sonntags hatten keine Läden offen, wo sollte ich nun etwas zu Essen herbekommen? Nicht lange und mir ging ein Licht auf. In der Organisation, die immer offen war, war eine Kantine. Da konnte ich mir etwas kaufen. Ich zog mir Jacke und Schuhe an, fuhr mir noch schnell durch die Haare und machte mich auf den Weg zur Bahn, um zur Orga zu fahren. Vielleicht war Kae ja dahin verschwunden, ihr nachhecheln wollte ich aber auch nicht. Am Red V Gebäude angekommen, fingen mich am Eingang ein paar Freunde ab. „Adrian! Was ´ne Überraschung!“, flötete einer von ihnen. Sein Name war Carl, neben ihm standen John und Liam, Zwillingsbrüder, die, wie ich, bei den Red V’s aufgewachsen waren. Carl kam vor ein paar Jahren dazu, er wurde direkt aufgenommen. Seine Ausstrahlung heiterte fast jeden auf, er war beliebt wie sonst was. Im Gegensatz zu Liam und mir waren John und Carl weniger die Ladywinner, sie tickten nicht direkt wie wir. Verstanden haben wir uns trotzdem, von Beginn an. Ich begrüßte jeden von ihnen mit einem Handschlag und gesellte mich zu den dreien. „Schon gehört? Am Samstag gibt’s eine Party bei Quinn Anderson, zu Silvester.“, verkündete Liam. Stimmt ja, bald war Silvester. „Wer war noch mal Quinn Anderson?“, erkundigte ich mich. „Alter, Quinn! Die reiche Blonde, mit dem Atombusen. Arbeitet im Bereich Sprache, wenn ich mich recht erinnere hattest du auch mal was mit ihr.“, besinnte sich Carl und strich sich durch seine braunen Locken. Er hatte brasilianische Wurzeln, weshalb sein Hautton deutlich dunkler war. Johnnie und Liam wirkten gegen ihn wie Milchbubis, sie hatten relativ helle Haut und schwarze Haare. Liam hatte einen recht kurzen Seitenscheitelhaarschnitt, während Johnnies Emo-Frisur – Himmel, ja, ihm stand es wenigstens. Kae konnte so was überhaupt nicht tragen – ihm fast schon die Sicht verdeckte. Das waren meine engsten Freunde, jeder hatte einen Kontrast zum anderen. „Noch mal zur Party: geht ihr hin?“, fragte John und steckte die Hände in seine Jackentaschen. Draußen war es zwar kalt, aber dennoch besser als drinnen, wo Liam und ich andauernd von Weibern belagert wurden. „Also, ich überlege mit dieser neuen Rothaarigen hinzugehen. Hab gehört, die wäre ´ne ziemliche Schlampe, für einen Fick und dann auf Nimmerwiedersehen.“, sagte Liam. Ich hielt die Luft an. Welche rothaarige Schlampe meinte er? „Ja? Wer genau, vielleicht kenne ich sie.“, meinte Carl. „Pfh, keine Ahnung. Kami, Kai… So was japanisches.“ Liam dachte kurz nach, dann hob er den Kopf. „Kae! Kae Mare heißt die.“ Noch während er ihren Namen aussprach wollte ich verhindern, dass Liam sie auch nur ansah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)