Pride (abgebrochen) von Artem ================================================================================ Kapitel 19: Kae --------------- Blaue Haare. Der Kerl hatte blaue Haare! Unsere feindliche Organisation hieß Ao, aus dem Japanischen übersetzt bedeutete es blau. Viele Mitglieder färbten sich dort die Haare nach dieser Farbe. Das war nicht nur bei ihnen so, die Red V’s färbten sich, wie schon der Name beinhaltete, die Haare rot. So wie ich. Und der Mann, der vor mir stand, suchte eindeutig Streit. Ich drückte mich schützend in meinen Sessel, was mir nur leider nicht so viel Schutz brachte. Abhauen konnte ich nicht – das wäre noch gefährlicher als sitzen zu bleiben. Die beiden Männer, offensichtlich auch Ao’s, standen ebenfalls auf, um sich um mich herum zu stellen. Allmählich saß ich wirklich in der Klemme. Der Blauhaarige sah bedrohlich auf mich herab, faltete seine Hände. „Wie verläuft sich eine schlaue Kriegerin wie du denn in dieses Viertel?“, fragte er. Ich krallte meine Finger in das Polster meines Sitzes. Was für ein Viertel? „Ich wüsste nicht, wovon sie sprechen.“, brachte ich hervor. Ich spannte mich an und guckte auf den Boden, dann riss mich etwas am Kragen hoch. „Hör mir mal zu du kleines rotes Miststück!“ Die Augen des Blauschopfes färbten sich tief dunkel, fast schon schwarz. Kein weißer Teil war im ganzen Auge zu sehen, ich blickte in endlose Tiefe. „Kae Mare, der dreckige Aswang der Red V’s! Wundert mich ja, dass du Schlampe es bis hier her geschafft hast! Wenn mein Bruder nicht damals verletzt gewesen wäre, würdest du jetzt nicht mal mehr existieren!“, brüllte er mir ins Gesicht. „Bitte? Bruder? Was sabbelst du denn für ´ne Scheiße?“, zischte ich. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was er meinte. „Du bist diejenige, die vor drei Jahren meinen Bruder um die Ecke gebracht hat, oder hast du das schon vergessen?“ Er fletschte die Zähne, die sich zu messerscharfen Klingen verformt hatten. Oh Gott, jetzt kam er mit so einer Geschichte. Als ob es mich interessieren würde, ob ich seinen Bruder getötet hatte oder nicht? Das war ein Krieg, mir sprangen im laufe der Jahre viele Leute übers Messer. Da merkte ich mir doch nicht jeden einzelnen. „Soll ich mich jetzt dafür entschuldigen oder so?“, schlug ich vor. Jedem, der mit mir redete, war der Sarkasmus vergönnt. Allerdings gefiel das meinem blauen Freund nicht so besonders, er warf mich mit einer Wucht auf den Glastisch, an dem ich gesessen hatte. Dieser zerbrach darunter und ich landete geradewegs in den Scherben, von denen sich einige in meinen Rücken schnitten. Ich gab einen schmerzerfüllten Laut von mir und versuchte mich aus den Scherben zu winden. Der Ao nahm mich wieder an der Jacke und zerrte mich zu ihm hoch. „Du wirst jetzt für einiges büßen müssen. Für den Tod meines Bruders, für dein ekliges Dasein als Aswang und für die Tatsache, dass du eine geborene Red V bist.“, flüsterte er mir ins Ohr. Er warf mich auf den Boden, in Richtung der anderen zwei Kerle. Ich landete auf meinem Rücken, wodurch sich ein paar übergebliebene Scherben noch weiter in mein Fleisch bohrten. „Macht sie fertig, haltet euch nicht zurück.“, befahl der Blauhaarige den beiden. Das war’s. Ich gegen drei Riesen? Das würde doch niemals hinhauen. Der eine Mann griff mich an den Haaren und zog mich hoch. Ich biss die Zähne zusammen. „Nicht zurückhalten? Na, das hört sich doch gut an.“, grinste er voller Vorfreude und schlug mir mit der Faust in den Bauch. Was machte ich denn? Warum ließ ich das zu? Ich müsste doch kämpfen! Er schleuderte mich auf die Fliesen und der andere Kerl trat mir direkt in die Rippen. Das war doch erbärmlich. Ich war erbärmlich. Ich versuchte nicht mal, mich zu verteidigen. Wieso? Wieso tat ich das? Mit einem Wurf schlitterte ich über zwei Tische und krachte in die Stühle ein. Das war doch nicht möglich. Ich wollte mich doch wehren, aber ich tat es nicht. Ich bewegte mich einfach nicht! „So dumm! So dumm!“, schallte es durch meine Ohren. Dumm? Ich war nicht dumm. Ganz sicher nicht. Ich hatte mehrere Schlachten überlebt, ich hatte es als niederes Mitglied der Gesellschaft in die Haupteinheit geschafft, das zeugt nicht von Dummheit! Ich richtete mich auf. Es war wie bei der Prüfung. Meine Rippen stachen unaufhörlich und mein Kopf dröhnte, als hätte ich einen Mörderkater. Aber hatte ich bei der Prüfung aufgegeben? Nein. Nein, das hatte ich nicht. Selbst wenn ich gegen diese drei Giganten verlieren würde, dann nicht kampflos. „Oh, versucht sie sich zu wehren?“, säuselte einer von ihnen. Ich begann zu lächeln. Das alles war doch nichts als ein Spiel. Völlig egal ob ich gewann oder nicht. Wenn ich verlor, würde dieses Leben, was ich führte, endlich zu Ende sein. Wenn ich gewann würde ich zurückkehren, in den Alltag, in dem ich verachtet wurde. Es würde überhaupt keinen Unterschied machen, was ich tat. Ich hob den Kopf. „Ja. Natürlich. Aber ich wehre mich nicht nur,“, ich schmiss einen der Tische um, um von ihm ein metallenes Bein abzubrechen. „sondern ich kämpfe.“ Mein Tischbein, das ich nun zu einem Stab zurechtgebogen hatte, legte ich mit der einen Seite auf meiner Schulter ab. Ein verschmitztes Grinsen konnte ich mir nicht zurückhalten. „Showtime.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)