Die Konkurrenz schläft von Hotepneith (Der 29. Fall Lord Sesshoumarus) ================================================================================ Kapitel 5: Seine Lordschaft is not amused ----------------------------------------- Sakura und Yoshifumi legten den Toten behutsam ab, ehe sie sich vor den Fürsten verneigten und so stumm um die Erlaubnis zum Sprechen baten. Hidemaru Takahashi sah, nur innerlich ein wenig seufzend, zum Inu no Taishou. „Eine unerwartete Lage, Herr der westlichen Länder. Und morgen früh soll Izayoi abreisen. Es wäre äußerst unangenehm, fände das Brautgeleit heraus, dass ich nicht in der Lage sein sollte meine Gäste zu schützen.“ Der Hundedämon antwortete nur: „In der Tat. Bis die Prinzessin abgereist ist, sollte hiervon niemand erfahren. Natürlich sollten die Ermittlungen anlaufen. Ich werde meinen Sohn kommen lassen.“ Na bitte, dachte Sakura, hatte sie es doch gewusst. Aber es war wirklicht deutlich klüger den Mund zu halten und vor einem Dämonenfürsten und einem Daimyo regungslos und schweigend zu knien, die Stirn am Boden, die Hände ebenso. „Ihr seid der Ältere und Erfahrene,“ erwiderte Fürst Hidemaru höflich, seine Erleichterung kaum zeigend. Der Heerführer der Hunde bewies, warum er dies eben war: „Yoshifumi, Sakura, bringt den Toten unauffällig in die Heilerhütte. Vielleicht in einer Truhe. Möglichst keine oder nur vertrauenssichere Zeugen. Wenn es keine Abwehrverletzungen gab, wurde das Opfer vielleicht betäubt. Schließt das noch aus und überprüft eure Theorie. - Hidemaru, lasst die anderen Männer, die in diese Geschichte verwickelt sind, von Samurai vor der Tür bewachen, ohne sie einstweilen davon in Kenntnis zu setzen. Es ist nicht notwendig, dass es noch einen Toten gibt oder jemand verschwindet.“ „Ja, Herr der westlichen Länder.“ Es gab nur drei Personen, denen gegenüber der Daimyo sich neigte: „Ich würde vorschlagen, wenn das erledigt ist, gehen wir beide in den Garten und genießen den Sonnenuntergang, bis Euer werter Sohn, Lord Sesshoumaru, hier eingetroffen ist und der Bericht der Heiler vorliegt.“ Das würde dem Brautgeleit heile Welt vorspielen und diese unsägliche Peinlichkeit vertuschen. „Einverstanden. Oh, und lasst doch Euren Haushofmeister unauffällig überprüfen, wer hier gestern das Abendessen servierte, ob es gegessen wurde oder unberührt wieder weggeräumt wurde.“ Der Inu no Taishou zeigte gerade von wem sein Sohn das kriminalistische Gespür hatte: „Damit grenzen wir die Todeszeit ein – und die möglichen Alibis.“ Er blickte zu dem Fell an seiner rechten Schulter: „Myouga, hole Sesshoumaru.“ Der winzige Flohgeist zeigte sich unverzüglich, wenngleich sichtlich nicht begeistert. „Herr. ..“ begann er, als er auch schon zielsicher durch das Fenstergitter geschnippt wurde. Sakura konnte dem Kleinen sein Unwohlsein nachfühlen. Natürlich würde Seine Lordschaft keinen Boten oder gar Berater seines Vaters umbringen, wenn der nicht einen überaus schwerwiegenden Fehler beging, aber diese Nachricht würde ihn nicht erfreuen. Und, wie sollte man das nennen … das Missvergnügen des Hundeprinzen war in diesem Fall nicht unbedingt tödlich, aber sehr schmerzhaft. Sie würde ebenso auf der Hut sein müssen.   Es gestaltete sich ein wenig schwierig im Schloss eine Kiste aufzutreiben, zumal so unauffällig wie gewünscht, in die eine Leiche passte, bei der noch die Totenstarre anhielt, wenngleich diese langsam abklang. Als Yoshifumi und Sakura endlich die zweite Überprüfung, wohlweislich ohne den Lehrling, abgeschlossen hatten, und sich die Hände wuschen, sah der Heiler zu ihr. „Ich vermute, da Seine Lordschaft offenbar eingetroffen ist, dass Ihr den Bericht überbringen sollt. Soll ich mitkommen?“ „Das ist sehr freundlich von Euch“, erwiderte sie. „Aber nicht notwendig. Ich bin dergleichen gewohnt. Aber ich danke Euch, dass Ihr auf mich, eine einfache Schülerin, solche Rücksicht nehmt.“ „Einfache Schülerin, kaum. Ihr wart nie an der Heilerschule, ich jedoch bei Neigi. Und er ist ein Meister, der kaum je Schüler annimmt, geschweige denn längere Zeit Menschen, und noch nie hörte ich von einem Mädchen. Ich bin überzeugt, dass sich Meister Neigi nicht irrte, wenn er Euch Jahre seines Lebens schenkt.“ Yoshifumi lächelte. „Er lehrte mich jedenfalls, dass man Fakten als gegeben hinnehmen sollte – dazu gehört, dass Ihr jung seid, ein Mädchen seid, und dennoch Fähigkeiten und, Erfahrungen besitzt, über die ich nicht verfüge. Morde gibt es am Hofe des Daimyo kaum.“   Sakura, die über das für sie seltene, offene, Lob durchaus geschmeichelt war, ließ sich zu dem Garten führen, in dem sich die Herren befanden. Sie saßen auf Polstern nebeneinander,. mit den Gesichtern zu einem kleinen Teich. Fürst Hidemaru Takahashi war der am nächsten zu ihr, dann, an seiner Rechten der Inu no Taishou, dann Lord Sesshoumaru – und sie spürte förmlich den eisigen Blick des Letzteren, als sie sich niederkniete und wartend zu Boden sah. „Berichte von Anfang an“, befahl der Herr der Hunde. Sie hätte fast geseufzt. Hoffentlich vergaß sie nichts, denn dieses Durcheinander mit den unterschiedlichen Zeichnungen und Namen war auch für sie schwer zu merken. Sie berichtete ebenso, dass es keinerlei Hinweise auf eine Vergiftung Akiras gab, Yoshifumi aber noch einmal ganz sicher gehen wollte und seine Bücher prüfte, was wer in der letzten Zeit erhalten hatte. Dann wartete sie – auf Fragen, einen Befehl. Der Daimyo bemerkte nur: „Nach Auskunft meines Haushofmeisters wurde das Abendessen gestern diesem Akira vor die Tür gestellt und wieder abgeräumt, zu einem gut Teil gegessen. Er scheint da also noch gelebt zu haben.“ „Scheint“, kommentierte Seine Eisigkeit in einem Tonfall, der seinem Spitznamen alle Ehre machte. „Es könnte auch der Mörder gegessen haben.“ Nun ja, dachte Sakura, die meisten Menschen hätten solide Probleme neben einem Toten zu essen, geschweige denn, wenn sie den gerade ermordet hätten. Sie zuckte zusammen, als die nächste Frage des Hundeprinzen an sie gestellt wurde. „Warum sollte der Täter das erste Mal nachgelassen haben?“ „Äh, Lord Sesshoumaru ...“ Schlechter Anfang, Sakura, dachte sie und suchte ihr Heil in der antrainierten Sachlichkeit. „Die meisten Menschen unterschätzen die Zeit, die es benötigt um einen anderen zu erdrosseln oder zu erwürgen. Die Bewusstlosigkeit tritt bei einer derartigen Drosselung recht schnell ein – ein ungeübter Mörder mag annehmen, dass sein Opfer bereits tot ist, ehe er seinen Fehler bemerkt.“ „Er?“ „Ja, Euer Lordschaft. Es ist kaum davon auszugehen, dass eine Frau über diese Kraft verfügte – beim ersten Angriff zumindest. Das Opfer hätte sich wohl mehr gewehrt, auch, wenn der Angriff offenbar überraschend kam.“ „Wie lange dauert es bis ein Mensch einen anderen auf diese Weise umgebracht hat?“ Das klang so verächtlich. Nun ja, bei ihm würde das keinen Sekundenbruchteil in Anspruch nehmen. „Mehrere Minuten.“ „Auch mit dem Knie als Hebel.“ „Ja.“ Oh, oh. Da war jemand nicht erbaut. Und ihr war klar, wer das als Erstes abbekommen würde, würde sie nicht sehr gut aufpassen. Den Fürsten konnte und durfte er ja nicht attackieren.   Sesshoumaru seufzte in Gedanken. Der Befehl seines Vaters ... Hatte er nicht schon einmal die Götter darum gebeten, dass der nicht mehr das heimische Schloss verlassen solle, da der nur wieder Tote fände? Und jetzt auch noch ein ungeübter Mörder – in einem Schloss, in dem hunderte von jämmerlichen Menschen herumschwirrten. Sollte, konnte er die Samurai mit „geübte Mörder“ ausschließen? Eher nicht. Es handelte sich um einen Würgeangriff, kein Schwert. Dazu kam diese verworrene Sache ob und wie jemand von jemandem abgeschrieben hatte. Und, da Vater es so wollte, musste er auch noch diesem menschlichen Fürsten mit den eigenartigen Namen unter die Arme greifen. Hidemaru und Izayoi, wie konnte man alle Leute einer Familie so nennen? Izayoi, zumal, nach einem Monatstag? Immerhin würde die Prinzessin morgen früh abreisen und .... Sekunde. Das Brautgeleit und sie. Das musste er bis dahin unauffällig ausgeschlossen haben., wollte er den Fall wie gewünscht klären und zugleich nicht Vaters Schutzprojekt in Verruf bringen. Schön, es wurde nicht besser. Es waren eigentlich zwei Probleme: die mögliche Fälschung, mit einem sehr begrenzten potentiellen Täterkreis, und der Mord an Akira. Motiv zu letzterem hatten wohl nur wenige, aber das war nicht gesagt. Es war ein Bauer, womöglich hatte der den Haushofmeister beleidigt, sich an die Frau eines Samurai herangemacht … Nein. Wie hatte wer und wann den durch Erdrosseln umbringen können. Da gab es eine Menge zu fragen. Und alles Menschen. Er war schon ein armer Hund.   Sakura hätte später selbst unter Folter nicht gestehen können, warum sie gegen die gebotene Höflichkeit aufsah und so das miterlebte, was sie nur als Katastrophe des Jahrhunderts bezeichnen konnte. Nun, eigentlich handelte es sich nur um eine Dienerin mit einem Tablett, darauf ein irdener Krug, dazu drei tönerne Becher. Sie zitterte sichtlich – offenbar war ihr die Nähe von Dämonen ungewohnt. Aber sie wollte, wie es üblich und höflich war, zu ihrem Herrn, dem Fürsten Takahashi, um dem als erstes das Getränk zu präsentieren, ehe sie es den Gästen reichte. Sie kam aus der Sakura abgewandten Seite des Gartens, wohl dem Küchentrakt, und näherte sich den Herren von hinten. Die Heilerschülerin vermutete, dass sowohl Lord Sesshoumaru als auch sein Vater sie längst bemerkt hatten, auch, wenn sie sich nicht bewegten. Der Daimyo mochte sie noch nicht registriert haben. Die vielleicht dreißig Jahre zählende Frau hatte nur Augen für ihren Herrn, bemerkte um ein Haar zu spät, dass sie auf eines der im Gras liegenden Fellteile des Inu no Taishou treten würde, und machte förmlich einen Satz zurück – nur, um sich in der Boa seines Erben zu verhaken. Sie fing sich, ließ jedoch instinktiv das Tablett los und der Krug samt den Bechern flog unter der prompten Abwehrbewegung Sesshoumarus beiseite in das Gras. Der Inhalt allerdings, dunkelrot gefärbt, wie es nur Saft aus schwarzen Johannisbeeren vermochte, schüttete sich in die andere Richtung. Haar, Boa und Seidenkleidung des Hundeprinzen färbten sich rosa unter der Flüssigkeit. Es wurde still im Garten. Totenstill. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)