Nur zu Besuch von yezz ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Grinsend blickte sich Lavi um. Sein Blick war noch etwas geblendet vom gleißenden Licht, welches der Gang durch das Portal immer mit sich brachte. Der Raum war wie immer. Der kleine Tisch mit der bequemen Ledercouch, das Bücherregal direkt gegenüber dem Portal. Routiniert tastete eine Hand nach dem Lichtschalter. Es war dämmrig in dem kleinen Kellerraum. Sein Blick glitt erneut zum Tisch. Neben einer Schale mit diesen einzelnd eingepackten Schokoküchlein mit der weißen Füllung - wie wurden sie noch genannt? Weberli, genau! – lag das bekannte kleine Telefon. Er erinnerte sich noch einmal daran, ein paar der Küchlein für Allen mitzunehmen, wenn er wieder die Rückreise antreten würde. Dann drückte er lange die ‚1‘ auf dem kleinen Gerät und wartete, dass Geräusch ab. Anuhea war gerade auf der Couch eingenickt. Gemütlich an ihren Partner gekuschelt, der müde die Füße auf den niedrigen Tisch abgelegt hatte. Abwesend drehte er mit einer Hand die wilden, braunen Locken um einen Finger, mit der anderen hielt er die neuste Aussage von ‘Journal of Asian Martial Arts’ hoch. Interessiert las er den ersten Artikel über den Wandel von Daitō-ryū Aiki-jūjutsu, als ihn ein Geräusch hochschrecken ließ. From the top to the bottom, bottom to top, I stop. At the core I've forgotten, in the middle of my thoughts. Taken far from my safety, the picture's there. The memory won't escape me, but why should I care? Dröhnte eines der ersten Lieder der Band Linkin Park aus dem Lautsprecher des Handys. Begleitet von Gitarrenriffs und ausgeprägten Schlagzeug. Es durchschnitt mit unangenehmen Lärm den Zauber und die Ruhe des Moments. Seufzend rollte er mit den Augen, während Anuhea vor Schreck vom Sofa fiel. Hinterlistig grinste Kanda sie an. „Das ist dein Klingelton, also beschwer dich nicht“, stellte er direkt klar. Er erntete nur ein Seufzen, bevor sie wieder auf die Beine sprang. „Das wird Lavi sein!“, freute sie sich mit strahlenden Augen. „Stimmt, Baka Usagi kommt immer um diese Uhrzeit. Er kann uns ja nicht einmal in Ruhe lassen“, grummelte ihr Gegenüber. „Hey, jetzt tu nicht so! Erstens kommt er nur einmal im Monat vorbei und zweitens freust du dich immer mindestens genauso wie ich! Du Gefühlskrüppel kannst es nur einfach nicht zugeben!“, mit diesen Worten streckt sie ihm kichernd die Zunge raus. Sie drehte sich um, um Richtung Keller zu gehen, als ein Kissen sie am Hinterkopf traf. „Sag noch einmal Gefühlskrüppel und ich zeig dir Gefühlskrüppel!“, der böse Blick der er ihr dabei zuteil ließ, bröckelte jedoch schnell. „Nur leere Drohungen“, grinste sie breit, rannte wieder auf ihn zu und zog ihn hoch. „Komm, die Sicherheitsvorkehrung war deine Idee. Also musst du da jetzt auch mitmachen!“, quengelte sie gespielt. Er hörte, wie ein Stockwerk über ihm die altbekannte Melodie ertönte. Dicht gefolgt von einem Knall. Lavi runzelte die Stirn. Kam er etwa ungelegen? Allerdings trafen sie sich doch bereits seit einem Jahr regelmäßig jeden ersten Mittwochabend im Monat. Wie konnte er da überraschend kommen? Geduldig lehnte er sich gegen die Wand, während er oben Schritte hörte. Das Prozedere kannte er bereits zu gut. Kanda befürchtete immer, dass jemand unbefugt das Portal nutzen und die jeweilig andere Seite auf den falschen Fuß erwischen könnte. Auch wenn sich der Japaner extrem geändert hatte, seit Anuhea in ihrer aller Leben getreten war, das Misstrauen würde ihn wohl ewig begleiten. Er kicherte bei dem Gedanken, dass zumindest manche Sachen sich wohl niemals ändern würden. Die schwere Tür öffnete sich einen Spalt und eine kleine grüne Spitze, gerahmt von zuckenden, grünen Blitzen lugte hervor. Gefolgt von „Natürlich ist er das. Wer denn auch sonst?“. Die Stimme Anuheas hallte durch den kleinen, karg möblierten Raum. „Vielleicht der Earl in einem Lavi-Kostüm?“, fragte Lavi neckend, bevor er sich von der Wand abstieß. „Genau. Und wo versteckt der das ganze Fett?“, fragte die Braunhaarige vergnügt und fiel dem Bookman um den Hals. Der Angesprochene zuckte kurz mit den Schultern. „Hinter der Augenklappe vielleicht?“, dann schmiss er sich dem Blauhaarigen vor ihm an den Hals. „Yu-chan! Ich habe dich so vermisst“, gab er gespielt weinerlich von sich. Diese machte nur „Che“ ließ es aber wie immer über sich ergehen. „So! Was machen wir heute?“, fragte Lavi vergnügt, als sie im geräumigen Wohnzimmer angekommen waren. „Ich dachte, wir bestellen uns Pizza und schauen einen Film?“, schlug Anuhea vor und erhielt von den beiden Anwesenden ein bestätigendes Nicken. Lavi beäugte neugierig den Couchtisch und angelte nach der Zeitschrift. Er schlug sie zu und grinste. „War ja klar, Yu-chan. Du hast nur 3 Sachen im Kopf. Kämpfen, Soba und …“, er grinste breit die Waffe an und öffnete wieder den Mund, um seinen Satz zu Ende zu bringen. Doch Kanda war schneller, entriss ihm die Zeitschrift, rollte sie zusammen und knallte ihm die Rolle gegen die Stirn. „Und du bist einfach zu langsam“, knurrte er. Kopfschüttelnd drückte Anuhea Lavi die Speisekarte ihres Stammitalieners in die Hand. „Entscheide dich lieber, was du essen möchtest, als dumme Sprüche zu klopfen“, dabei streckte sie ihm frech die Zunge raus. Seufzend ließ sich Lavi nach hinten, auf den weichen Sessel fallen. Er liebte die wenigen Nachmittage bei den beiden. Auch wenn Kanda gut die Hälfte des Jahres im Orden verbrachte, hatte er wenig Gelegenheit mit der Waffe zu sprechen. Zum Glück war es im letzten Jahr in beiden Welten ruhig gewesen. Wenig Akuma-Aktivitäten bei ihnen und auch in dieser Welt konnten sie sich in Ruhe um den Wiederaufbau kümmern. Die Ruhe vor dem Sturm. Das wussten sie alle. Dennoch wollte er eben diese Zeit genießen. Denn niemand konnte sagen, wie lange es währen würde. Jederzeit konnte jemand auftauchen und ihnen das Leben zur Hölle machen. Dafür galt es nun Kraft zu sammeln. „Ich nehme eine Pizza mit Salami und Pilzen“, entschloss sich Lavi, ohne die Speisekarte wirklich beäugt zu haben. Sie bestellten eh immer das Gleiche. „Mich interessiert mehr, welchen Film wir schauen! Also diese Avengers vom letzten Mal! Krass! Ich meine, die sind echt genial. Kann man die mal nicht kontaktieren, wenn wir mal Hilfe brauchen?“ „Lavi, immer noch: Das ist ein Film. Die gibt es nicht wirklich. Also die Schauspieler schon, aber die können diese Superheldensachen nicht“, gab Kanda genervt von sich und massierte den Bereich kurz über seiner Nase, zwischen seinen Augen. „Ich weiß. Aber es wäre trotzdem cool!“, maulte Lavi und stimmte dann in Anuheas glockenhelles Lachen ein. „Du hast Glück. Es gibt noch einen zweiten Teil davon“, lächelte sie und ging zu einem Schrank, in dem sie Filme aufbewahrte. Kurze Zeit später segelte eine DVD-Hülle durch die Luft und hätte den Rothaarigen fast an der Stirn getroffen, wenn er nicht darauf gefasst gewesen wäre. „Wenn du mir mein Auge ausstichst mit sowas, wird Gramps ernsthaft böse.“, tadelte er spielerisch, während sein Blick über die Hülle glitt. Grinsend gab er ihr die DVD zurück. „Hört sich gut an. Gibt’s Popcorn zum Nachtisch?“, dabei setzte er einen Hundeblick auf, damit Anuhea bloß nicht ‚Nein‘ sagen konnte. Sie seufzte. „Manchmal frage ich mich, worauf ich mich mit euch Irren nur eingelassen habe.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)