Die Hexe und der Donnerer von Flos_Sapientiae (Ein Hauch von Granatapfel) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Bald würde der Unterricht anfangen. Hekate saß bereits auf ihrem Platz, die Nase tief in ihrer neusten Errungenschaft aus der Bibliothek vertieft. Hades war auch da, Dionysos‘ Kopf lag schon schnarchend auf dem Tisch. Auch Balder und die Gebrüder Totsuka waren da, alles wartete nur noch auf den Rest der Schüler und auf Thoth-sensei. So übel war es hier doch nicht fand Hekate, alle die sie nicht kannten hatten schon längst ihre Angst vor ihr verloren, nur stritt sie sich dauernd mit Balder, wenn sie aneinander geraten. Tja, was soll man machen? Er ist das Licht, sie die Dunkelheit, Gegensätze, sie müssen lernen mit einander klar zu kommen. Nur wann das sein wird, ist die große Frage. „Einen schönen guten Morgen, Enodia!“, tönte Loki laut und grinsend, sie von der Seite an. Verärgert funkelte sie ihn an. „Weißt du, dass es unhöflich ist, sich so unangekündigt von der Seite zu nähern?! Besonders bei einer Königin…“ „Ach ja, ich vergaß, Göttin der Magie und Dunkelheit, Königin der Zwischenwelt, blablabla… Ich bitte um Vergebung, königliche Hoheit.“ Er lachte dann herzhaft. Sie klappte ihr Buch zu. „Was willst du, Laevatein?“ „Gar nix, ich wollte dir nur ein Geschenk machen.“ Der rothaarige Normanne hatte doch irgendetwas vor… „Nein danke, ich lehne ab. Die Stinkbombe letztens in meiner Tasche habe ich noch nicht vergessen.“ „Hey, dafür war dein darauffolgender >Einsperr-Fluch< genauso heftig. Aber dieses Mal wird es dir gefallen, ganz sicher.“ Er zückte aus der Tasche einen violett-silbernen Ring und steckte ihn ohne viel federlesen ihr an den Finger. „Was soll das?“ „Der steht dir! Ich wünsche dir noch viel Spaß damit.“ Er ging dann erwartungsvoll kichernd. Hekate blickte ihm verwirrt nach. Was hat er vor? Thor betrat jetzt die Klasse und Hekate wandte fix ihren Blick wieder ihrem Buch zu. Ihm wollte die stolze Titanen-Königin keinen Blick schenken. „Thor! Du kommst wie gerufen!“, rief Loki, trat auf seinen Freund zu und ohne, dass dieser was tun konnte, zog er ihm einen anderen Ring an den Finger und sprang lachend außer Reichweite. Als Thor dann den Ring an seinem Finger bemerkte, war es schon zu spät, der Ring und der Ring an Hekates Hand fingen an zu leuchten. „LOKI, NIMM SOFORT DEN RING AB!!!“ Zu spät! Schon hing Hekate, Faust an Faust an ihn. Beide wurden sofort rot. „Was zum… Was geht hier vor?!“, rief sie empört. „Wieso geht das nicht ab?!!“ „Was soll das Loki?! Ich dachte wir sind Freunde!!“ „Also Thor, sieh das doch nicht so eng, ich wollte dir doch nur eine Freude machen. Ich finde ihr beide sieht echt süß aus zusammen!“ Er konnte sich vor Lachen kaum auf den Füßen halten. „Nimm uns sofort die Ringe ab, Laevatein! SOFORT!!“ „Du bist zu weit gegangen, Loki!“, mischte sich jetzt auch Balder ein. „Dass du Thor mit dieser… dieser Hexe zusammensetzt… unerhört!!“ „Abgesehen von der Hexe, bin ich deiner Meinung, Hringhorni.“ „Balder, hör bitte auf sie als Hexe oder Nebelkrähe zu bezeichnen. Ich kann das nicht mehr hören.“, fügte Thor ärgerlich hinzu. „Aber es stimmt doch!!!“ „Kate-Kate???“, erschallte es auf einmal an der Tür. „Ui, Cousinchen!!! Ihr beide haltet ja Händchen!!!“ „NEIN!!!!“ Apollon und seine Zwillingsschwester Artemis sind grade ins Klassenzimmer gekommen, begleitet von Yui. Dieser fiel aber sofort auf, dass Hekate und Thor dieselben Ringe trugen, genau wie sie und Tsukito letztes Jahr. „Was ist denn passiert?!“, fragte sie. „Er hat uns diese komischen Ringe angezogen und jetzt kriege ich sie nicht mehr auseinander!!!“, zeterte Hekate lautstark und sehr zornig, während sie auf Loki zeigte. „Was Loki-Loki, ist das wahr?“, fragte jetzt Apollon. „Ganz genau, ich wollte mal wissen wie deine Cousine auf Thor reagiert.“ „Ey, das ist nicht witzig! Sie ist immer hin meine Cousine!!“ „Glaubst du ich bin auch darüber erfreut, dass mein Bruder an deiner Cousine hängt?“, meinte Balder. „Das finde ich jetzt auch nicht witzig!“, meldete sich jetzt auch Artemis. „Loki Laevatein, nimm den beiden die Ringe ab oder ich sage das meinem Vater!“ „Das geht nicht einfach so, Schwesterchen…“ „Da hat Apollon Recht. Ich habe die Ringe zwar erschaffen und draufgesteckt, aber nur wenn sich die beiden ohne Worte verstehen können, lösen sie sich. Ansonsten kann ich nichts machen.“ „Du lügst doch wie gedruckt, Laevatein!!“ „Er sagt aber die Wahrheit, Enodia.“, meinte Thor. Yui nickte. „Ja, letztes Jahr hatte er mir und Tsukito auch welche angesteckt und wir konnten uns wirklich nur von einander lösen, weil wir uns verstanden hatten.“ „So’n Quatsch!“ Hekate steckte ihre Finger zwischen die Ringe um diese zu trennen, doch dann durchfuhr sie ein heftiger Elektro-Schock, der sie umhaute. Thor fing sie noch auf, sonst hätte sie ihn mit zu Boden gerissen. Loki lachte wieder, worauf er Tadel von Apollon, Artemis und Balder erntete, noch bevor Thoth das Klassenzimmer betrat und alle sich rasch auf die Plätze setzten. Kaum war der Unterricht zu Ende, versicherte Hekate Loki, dass sie ihm einen schlimmen Fluch auferlegen würde, wenn sie sich von den Ringen lösen würde. Thor war das sehr unangenehm und er hatte überhaupt kein Verständnis warum sein bester Freund ihm das angetan hat. Er hatte zwar nix gegen Hekate, er fand sie sehr attraktiv mit ihren langen, schwarzen Haaren und ihren klugen, ebenso rabenschwarzen Augen, aber so ungewollt und ungefragt an sie gekettet zu sein, hätte er sich nicht mal im Traum gewünscht. Im Laufe des Tages versuchte er immer wieder das Gespräch mit ihr zu suchen, damit die Ringe sich endlich lösen würden, sie ignorierte ihn einfach und versuchte verschiedene ihrer Zaubersprüche, um auch die Ringe los zu werden. Zum Essen in der Mensa konnte er nicht neben seinen Freunden setzen, sonst hätte es nur wieder Zoff mit ihr und Balder gegeben und darauf hatte er auch keine Lust. Dann kam der Abend und die Frage, wo schlafen? Zähneknirschend musste Hekate Thor ins Jungen-Dormitorium folgen, die Mädchen hätten es wohl kaum zu gelassen, dass ein Junge bei ihnen schläft. Nur mussten beide aufpassen dass Thoth-sensei sie nicht erwischte, wenn sie reingingen, das hätte Nachsitzen wegen Unsittlichkeit gegeben, bis zum geht nicht mehr. Und Zeus hätte Thor auch zur Schnecke gemacht, weil dieser es gewagt hatte seine Dienerin und die Vertraute seines Bruders Hades, mit in sein Bett zu nehmen. Fast musste Thor Hekate zu seinem Zimmer schleifen denn, je näher sie seinem Zimmer kamen, desto größer wurde ihr Widerstand. Den Teufel würde sie tun als mit einem Mann das Bett zu teilen, der noch dazu weder König noch Titan war. Männer sind ohnehin undurchschaubar und sie fürchtete sich etwas. Loki und Balder waren schließlich auch da, um sich zu Bett zu begeben. „Ihr hängt immer noch aneinander? Ich hab das Gefühl, es gefällt euch.“, scherzte Loki. Thor schwieg und schob die schimpfende Hekate durch seine Zimmertür. „Macht ja keinen Unsinn, ihr beide!“, rief Balder den beiden nach. Das galt ganz offensichtlich eher Hekate als Thor. „Balder, gönn doch deinem Bruder etwas Spaß, solange sie nicht zu laut sind.“ Ein Schuh von Hekate flog zu Loki und traf ihm schmerzhaft am Kopf. „Das habe ich gehört!!! Führt eure Männergespräche gefälligst, wenn keine Frau zuhört!!“ „Lass sie…“, meinte Thor besänftigend. „Das ist es nicht wert…“ „Hmmrng …Gute Nacht dann, ihr beiden Turteltäubchen…“, meinte Loki, während er seinen pochenden Kopf rieb und zu seinem Zimmer ging. Noch warf Balder einen misstrauischen Blick zu den beiden, bevor er auch in seinem Zimmer verschwand. Thor schloss dann auch die Tür hinter sich und Hekate. Soweit es ihm die Ringe erlaubten begann er sich umzuziehen. Knallrot, kniff Hekate die Augen zu und drehte den Kopf weg, während das Herz ihr bis zum Halse klopfte. Aber eine gewisse Neugier keimte schon in ihr, wie er wohl aussieht unter seinen Klamotten… Welche Demütigung, dass sie so, einem Mann ausgesetzt war. „Hätte ich nur meinen Dolch dabei oder könnte ich jetzt bessere Zauber beschwören…“, dachte sie sich immer noch mit zusammengekniffenen Augen. „Zieh dich auch um.“, meinte Thor, jetzt wo er fertig war und bot ihr ein Hemd und eine Hose an. Hekate blickte ihn entsetzt an. „Du spinnst wohl, Mengingjard!!! Ich mach mich doch nicht vor dir nackig!!!“ „Ich gucke auch weg. Hoch und heilig versprochen.“ „Nein!!! Da schlafe ich lieber in Uniform.“ Er seufzte frustriert. „Von mir aus…“ Dabei setzte er sich aufs Bett, wobei er Hekate hinter sich herzog und sie vor ihm auf den Knien landete. „Ich schlafe auf dem Boden!“, bellte sie. Zu ihm wollte sie partout nicht ins Bett. „Ich kann aber nicht die ganze Nacht den Arm raushalten. Leg dich einfach zu mir.“ „Niemals!!! Wer weiß was du noch mit mir vorhast!! Nein, ich verzichte!“ „Hekate…“ Das war das erste Mal dass er sie beim Vornamen nannte. „Ich bin zwar ein Mann, aber ich respektiere dich und deine, ich vermute mal, noch vorhandene Jungfräulichkeit. Mach dir also keine Sorgen.“ Jetzt wurde es Hekate noch peinlicher, Thor hatte richtig geraten, sie war noch Jungfrau. Deswegen und erst Recht nicht in so einer dämlichen Situation, würde sie sich ihm hingeben. Immer noch mit etwas Widerstand zog Thor sie dann zu sich ins Bett und zog die Decke über sie beide, bevor er das Licht löschte. „Wenn mein Vater davon wüsste… wie wütend er sein würde…“ „Und wenn schon, davon geht die Welt auch nicht unter…“ „Du hast keine Ahnung, Mengingjard…“, flüsterte sie fast unhörbar. Doch Thor hatte sich schon längst bequem hingelegt und schlummerte leicht. Wohl oder übel musste sie sich mit der Situation abfinden und diese Nacht bei ihm bleiben. Sie beschloss solange wie möglich wach zu bleiben, um ihn daran zu hindern, dass er irgendwas mit ihr macht. Als Thor in der Nacht aufwachte, merkte er, dass etwas auf ihm lag. Verdutzt stellte er fest, dass Hekates Kopf auf seinem Bauch lag und sie ihn umklammert hielt. Sie schlief dabei tief und fest wie ein Baby. Das war ihm neu, sie war doch immer so stolz und stark, jetzt schien aber ihr wahres Wesen hervor zu blitzen. Sie war doch irgendwo, auf ihre Art und Weise, verletzlich und einsam, was sie aber weder zu sich noch vor den anderen eingestehen wollte. Das machte Thor neugierig. Was für Geheimnisse verbirgt sie noch? Er legte seinen freien Arm um sie und schlief mit einem wundersamen Gefühl wieder ein, während er die Wärme ihrer Haut auf seiner spürte. Am nächsten Morgen wacht Hekate vor Thor auf und war erzürnt, als sie sah wo er seinen Kopf liegen hatte. „AU!!!“ Mit einem Faustschlag hatte sie ihn auf geweckt. „Was soll das?!“ „Du hast mit deinem Kopf auf meiner Brust gelegen, du Flegel!!“ „Ich hab gepennt, okay? Außerdem, wer hat gestern Nacht mich so im Schlaf herzlich umarmt?“ „Wa… Das stimmt nicht!!“ „Guten Morgen, ihr beide!“, drang Lokis Stimme mit fröhlich-melodischem Klang, durch die Tür und sie öffnete sich. „Na, alles klar bei euch?“ „Die hat mich geschlagen…“, antwortete Thor leise. „Wie? Warst du etwa so schlecht?“ „Nein!! Da lief nix, Laevatein!! Er hatte aber trotzdem seinen Kopf auf meinem Busen gehabt.“ „Aber ich habe dabei geschlafen!“ „Ich habe euch doch gesagt, macht keinen Unsinn!“, kam es jetzt von Balder, der auch grade wach geworden ist und zu Loki trat. „Bestimmt hast du versucht, Thor zu verführen!“ Seine blauen Augen waren jetzt wie aus Eis. Hekate hätte ihn jetzt auch am liebsten geschlagen. „Nein, habe ich nicht, du ungezogenes Balg!“ „Seid jetzt still!! Balder, Hekate hört auf euch gegenseitig an zu giften! Loki, hör auf irgendeinen Quatsch zu erzählen! Wir haben nur geschlafen und zwar BEI einander!!“ „Okay, okay, ist ja gut. Sollte nur ein Scherz sein…“ Der Rothaarige wandte sich ab und wollte ins Bad. Einen warnenden Blick warf Balder Hekate noch zu, bevor er auch ging. Später beim Frühstück, musste Thor wieder abseits von seinen Freunden sitzen. Die ganze Zeit hatte Hekate kein Wort mehr mit ihm geredet und mied so gut wie es geht, den Blickkontakt mit ihm. Es war einfach zu beschämend für sie was passiert war. Kaum aber saßen die beiden am Tisch um ihr Frühstück zu verzehren, legte Thor ihr einen Muffin mit Schokodrops garniert auf den Teller. Das überraschte sie, Muffins waren, abgesehen von Kartoffeln, ihre Leibspeise. Als sie ihn fragend anblickte, lächelte Thor nur. Rasch und errötend wandte sie den Blick wieder ab und begann den Muffin aufzuessen. Trotz dass sie nichts dazu gesagt hatte, war Thor zufrieden. Immerhin hatte sie ihn einmal angesehen und dabei nicht wütend oder beleidigt gewirkt. Nach dem Unterricht gab es eine Stunde Mittag und dann Hausaufgaben, bevor es zu den Clubaktivitäten ging. Hekate und Thor saßen zusammen im Hof, um ihre Hausaufgaben zu machen. „Woher hast du gewusst, dass ich Muffins mag?“, fragte sie jetzt, eher nebenbei, ohne ihn dabei an zu blicken. „Hades und Artemis hatten das mal irgendwann erwähnt. Ich dachte mir, als kleine Entschuldigung…“ „Ach so… Sag mal tut es noch weh? Ich meine, weil ich hatte dich ja geschlagen…“ „Nein, nicht umsonst bin ich Vaters stärkster Krieger. Apropos Vater: Wegen gestern, ist dein Vater etwa so streng, dass du dich vor ihm fürchtest?“ Hekate verstummte zuerst und kaute nervös auf ihrer Lippe. „Also doch?“ „Nein. Er ist sehr liebevoll zu mir und Mutter, er hat nie streng zu mir gesprochen oder mich geschlagen. Er liebt mich und Mutter über alles… Es ist nur so… Nun ja… Ich will nicht dass er wütend wird.“ „Warum denn?“ Sie seufzte und ihr Gesichtsausdruck wurde betrübt. „Zeus hatte mir versprochen, ich könnte meinem Vater helfen, wenn ich hier über das menschliche Herz lerne… denn… Perses, mein Vater… er… er ist der griechische Gott der Zerstörung…“ Thor war überrascht, aber er verstand jetzt. Hekate sprach weiter: „Wenn Vater wütend wird oder sonst irgendwie die Kontrolle über seine Emotionen verliert dann…“ „… löst er den Weltuntergang aus und zerstört alles und jeden um sich herum… auch die Personen die er liebt…“, vollendete Thor den Satz. Hekates Augen wurden groß. „Du versuchst nicht einer Bestrafung auszuweichen, sondern du versuchst nur zu verhindern, dass dein Vater wütend wird und dann alles zerstört.“ „Woher weißt du das? Du kennst nicht einmal meinen Vater.“ „Weißt du… Balder ist nicht nur Gott des Lichtes…“ Hekate war irritiert. „Hringhorni? Er auch? Nein, der kann nicht einmal einer Fliege was zu leide tun.“ „Letztes Jahr hätte er uns aber alle vernichtet. Mit der Kraft des menschlichen Herzens konnten wir ihn stoppen und seinen zerstörerischen Kräften Einhalt gebieten.“ „Also doch… es funktioniert?“ „Ja, sonst hättet ihr beide euch nicht gefahrlos in die Haare kriegen können.“ „Stimmt. Nicht, dass du schlecht von mir denkst, aber ich hatte früher mit Apollon, als wir klein waren, ein ähnliches Problem wie jetzt mit deinem Bruder. Tja, und jetzt… bin ich für ihn und Artemis sowas wie eine große Schwester.“ „Also wird sich das legen?“ „Ja, genauso wie Laevatein seine Angst vor mir verloren hat.“ „Dass alle Leute zuerst Angst vor dir haben, ist wohl deine Art, stimmt’s?“ „Außer bei dir. Du bist der Einzigste, der noch nie Angst vor mir hatte. Sogar Zeus und Hades haben mich gefürchtet. Nur du nicht, sowas ist mir noch nie vorgekommen. Das macht mir fast selber Angst…“ Dabei schauderte sie leicht. „Tja, wer weiß woran es liegt.“ Er blickte auf die Ringe. „Unglaublich in welche Situation uns Loki gebracht hat! Der kann sich auf was gefasst machen.“ Hekate blickte ihn an, dann grinste sie. „Ich glaube, ich habe da auch eine Idee.“ Mit diesen Worten knackte es leise und die Ringe zersplitterten. Erstaunt blickten die beide auf ihre Hände, dann blickten sie sich gegenseitig an und grinsten verschwörerisch. Der Nachmittag kam und somit die Clubaktivitäten. Loki wartete schon auf Thor wegen ihres >Heim-Geher-Clubs<. Thor und Hekate kamen auch, Faust an Faust, als ob sie noch die Ringe an hätten, von hinten auf Loki zu. Dieser bemerkte die beiden. „Ach, willst du, dass sie heute bei uns mitmacht? Von mir aus.“ Er dreht den Kopf wieder nach vorne. Dann aber, mit blitzartiger Geschwindigkeit, verpasste Thor Loki von hinten eine Kopfnuss, gefolgt von einem Klaps auf den Hinterkopf von Hekate. „Aua!!! He, ihr habt es doch geschafft die Ringe zu lösen?“ „Ja, das haben wir.“ „Und zwar weil wir beide der Meinung waren, dass du eine Lektion erteilt bekommen solltest, Loki.“ „Und da ich jetzt nicht mehr an ihm hänge, verziehe ich mich jetzt. Einen schönen Tag, die Herren.“ Hekate ging mit erhobenen Haupt. Loki kratzte sich am Hinterkopf und stellte mit Schreck dann fest, dass er feuerrote Fusseln zwischen den Fingern hatte. Seine eigenen Haare! „Was..?!“ „Ich habe dir doch gesagt, du wirst einen Fluch von mir kriegen! Ich habe dich durch den Klaps auf deinen Kopf mit Haarausfall verflucht!“ Tatsächlich, von der Stelle aus wo Hekate ihn berührt hatte, fielen seine Haare aus. Thor war verblüfft, Loki fast panisch. „Keine Sorge, wegen Zeus‘ Fessel, die wir alle tragen, wirst du morgen deine Haarpracht wiederhaben, als wäre nie was gewesen. Wenn’s aber nach mir ginge, dürfte der Fluch ruhig länger dauern.“ Schamvoll und vor sich hin murmelnd zog Loki sich die Kapuze seiner Jacke über den Kopf und eilte klammheimlich davon, damit niemand diese Schmach mitkriegte. Thor blieb alleine zurück, während Hekate Richtung Tennisplatz zu den Gärten ging. „Also das war doch etwas hart, gegenüber Loki…“ Hekate war erleichtert wieder in den Gärten, bei ihren Giftpflanzen zu sein, aus denen sie allerlei Zaubermittel und magische Amulette machte. Grade betrachtet sie die neugesetzten Alraunen und Tollkirschen. „Kate-Kate!!!“ Die Agana-Belea Geschwister kamen grad vom Tennisplatz in die Gärten gerannt, um nach ihr zu sehen. „Habt ihr beide doch die Ringe loswerden können?“, fragte Apollon erleichtert, worauf seine Cousine nickte. „Hast du also die ganze Nacht bei ihm verbracht? Ha…Hat er dich angefasst?!“, fragte Artemis, mit deutlich aufsteigender Rage. „Nein Artemis, alles in Ordnung.“ „Sicher?! Ich mein, er ist ein Mann und Männer…“ „Artemis! Ich kenne Thor länger als du und ich bin mir hundertprozentig sicher, dass er sowas nicht macht. Ich würde sogar dich ihm anvertrauen.“, scherzte Apollon, Artemis quiekte empört: „Du!!!!“ „Ist ja gut. Wenn Hekate sagt da ist nix, dann ist da nix.“ „Aber Balder hat mir erzählt, dass Thor seinen Kopf auf ihrem…“ „Das hat er im Schlaf gemacht. Das hat gar nix zu bedeuten. Reg dich nicht auf Artemis. Ich bin als Jungfrau in sein Bett gekommen und habe es auch als Jungfrau verlassen.“ „Außerdem Bal-Bal ist doch grade nicht gut auf sie zu reden, wie bei mir und ihr damals.“ Artemis schmollte. Apollon und Hekate waren froh, dass sie jetzt endlich wieder ruhig ist. In der Nacht lag jetzt jeder wieder in seinem eigenen Bett. Nur Thor konnte zuerst nicht schlafen, sein Kopfkissen roch nach Hekates Haaren, nach fruchtigem Granatapfel, das sie offenbar in ihr Shampoo mischte. Wie sie sich so an ihn geschmiegt hatte in der Nacht, damit schien es, als hätte sie nicht nur seine Haut berührt, sondern auch sein Herz umarmt. Er drückte sacht seine Nase in sein Kissen, sog den Duft der schönen Titanen-Königin in sich und stellte sich, so gut wie er konnte, vor wie ihr schwarzes, glänzendes Haar sich anfühlt. Er dachte aber auch an die seltenen, freundlichen Blicke von ihr, wobei er sich fühlte als ob in seinem Inneren ein Gletscher langsam begann zu schmelzen. „Das kann bestimmt nicht ihre Zauberkunst sein…“, dachte er sich, glücklich lächelnd. Er hat sich in die Titanide verliebt, das war ihm jetzt klar. Loki hatte es bestimmt geahnt und deswegen den ganzen Unsinn mit den Ringen gemacht. Er wusste jetzt nicht ob er seinem Freund immer noch böse war oder ob er ihm sogar danken sollte. Balder wäre bestimmt empört. Wie egal das ihm auf einmal war, war erstaunlich. Genussvoll roch er noch einmal an seinem Kissen, bevor er die Augen schloss und einschlief. Am Tag darauf sitzt Hekate mit ihrem Buch im Pavillon im Innenhof, doch sie las nicht. Sie war völlig durcheinander, weil sie gestern einen eigenartigen Traum hatte. Sie hatte geträumt, sie würde zusammen mit einigen Totenseelen aus der Unterwelt im Nebel tanzen, dabei hatte sich ein junger Mann zu ihr gesellt und besonders lang und eng mit ihr getanzt. Sie hatte ihn nicht abgewiesen, im Gegenteil sie wollte es, dabei hatte sie sein Herz schlagen gehört und die Wärme des Körpers gespürt, was bewies, dass er kein Geist war. Doch kaum hatte sie sein Gesicht als das von Thor ausgemacht hatte, war sie wach geworden. Hekate war verwirrt wegen dieses Traumes. Warum und weshalb, konnte sie sich nicht erklären. Vielleicht sollte sie Thor fragen. Als hätte er ihre Gedanken gehört, setzte sich grad Thor neben Hekate, an dem Tisch wo sie grad saß. Sie blickte ihn überrascht an. „Was machst du denn hier, Mengingjard?“ „Ich wollte zu dir. Bei dir sein.“ „Wirklich?“, meinte sie und blickte ihn jetzt von der Seite an. Warum war sie auf einmal nervös? „Wenn es nichts weiter ist…“ Daraufhin schwieg sie und versuchte sich wieder ihrer Literatur zu zuwenden. Thor sah ihr nur eine Weile zu. Dann aber fasste er vorsichtig ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu dem eigenen. Sacht, aber dennoch unerwartet drückte er seine Lippen auf ihre. Hekate schoss das Blut in den Kopf und sie riss sich los. „THOR MENGINGJARD!!!“, brüllte sie „Wie kannst du es wagen, so unverfroren eine Titanen-Königin zu küssen!!!“ „Seit wann nennst du mich auch bei meinem Vornamen?“, meinte Thor unbeeindruckt, aber lächelnd. Sie wollte noch was sagen, aber schwieg. Wieder fasste er ihr Gesicht, welches glühte. „Und warum darf der Sohn des Odin es nicht wagen, eine schöne Frau zu küssen?“ Ein Lachen brach hinter den beiden aus. Die beiden drehten ihre Köpfe und sahen, dass es Loki war der so lachte und sich dabei den Bauch hielt. Zu seinem Glück, hatte er seine Haare wieder. Balder stand hinter Loki und sein Gesichtsausdruck war sauer wie eine Essiggurke. „Ganz ehrlich Enodia, du hättest dein Gesicht sehen sollen als du Thor angebrüllt hast! Ha Hahaha!!!“ Balder war über das Verhalten seines Bruders, wie erwartet, nicht begeistert. „Du hast meinen Bruder verhext! Gib es ruhig zu!“ „Sehe ich etwa aus wie Aphrodite? Ich habe ihn nicht verhext!“ Thor schüttelte nur den Kopf und meinte, während er Hekate in den Arm nahm: „Ich weiß du machst dir Sorgen um mich, aber sei versichert Balder. Sie hat nichts gemacht und wird auch nichts machen, was mir schadet. Aber könntet ihr beide, uns alleine lassen?“ Abermals errötend wollte Hekate protestieren, brachte aber kein Wort heraus. „Na gut.“, antwortete Loki „Komm mit, Balder.“ Etwas widerwillig ließ er sich von Loki wegbugsieren. Nun waren Thor und Hekate allein. Zärtlich strich er mit den Fingern über ihr Gesicht und lächelte. Hekate glaubte unter seinen Fingerkuppen zu brennen und zitterte leicht. „Du musst auch der Magie mächtig sein… du…du musst mich verzaubert haben…“ „Auch wenn mein Vater der nordische Gott der Magie ist, ich glaube eher, dass die Menschen das hier als Liebe bezeichnen würden.“ „Liebe?“ Dabei schlug ihr Herz noch schneller. „Ich weiß nix davon, auch wenn Apollon mir viel davon erklärt hat und er hatte so einige Lieben gehabt, wenn ich an Urania, Hyakinthos oder gar Kassandra denke.“ „Ich weiß noch weniger darüber, aber ich bin mir sicher, dass es nur das sein kann…“ „Thor…“, flüsterte sie fast und blieb wie erstarrt, während sie in seine goldenen Augen sah. Sie ließ es zu, dass er sie eng an sich zog und mit seinen Armen umschlang. Er streichelte ihren Rücken und ihr Haar, roch wieder den Duft von Granatapfel. Sie rührte sich nicht, wie vor Angst gelähmt. Sie ballte die Faust, bereit ihn nochmal zu schlagen. „Ich liebe dich, Hekate Enodia…“ Sie zuckte vor Schreck zusammen. Ihr trotziger Stolz schmolz endgültig dahin. Sie löste ihre Faust und legte unsicher die Arme um ihn. Eigenartig, wie gut sich das anfühlt. „Ich… ich glaube, ich dich auch…“ Kaum hatte sie es gesagt, kribbelte es so wunderbar in ihrem Bauch. Es fühlte sich wunderbar an, in seinem Arm zu sein. „Ich frage mich… wie viele Königinnen vor mir einen Geliebten hatten, der kein König war…“ Thor gluckste leicht. „Machst du dir darum Sorgen? Du hast keinen Grund dazu, meine Königin… Und wenn doch, bist du die erste auf die es zutrifft…“ „Na gut… Erastís…“, meinte sie und lächelte ihn an. „Was bedeutet das?“ Jetzt lachte sie leicht. „ >Geliebter< auf Griechisch, Erastís.“ „Okay… meine Königin…“ Sie lehnte zuerst ihre Stirn an seine, bevor sie ihn küsste und beide alles um sich herum vergaßen. „Unglaublich, dass sich Thor in diese Nebelkrähe verliebt hat!“, nörgelte Balder, während er und Loki Richtung Eingangshalle gingen. „Ich finde es nicht schlimm, ich gönne es Thor.“ Balder blickte Loki an. „Du hast es geahnt, stimmt’s? Deswegen hast du ihnen die Ringe angelegt.“ Loki druckst zuerst rum, bevor er antwortete. „In gewisser Weise… hmmm… ja…“ Balder war empört. Loki wandte sich an ihn. „Ich weiß, du sorgst dich um ihn aber, vertraue ihr doch einfach. So wie du mir damals, wo wir uns das erste Mal begegnet sind.“ Dabei legte er seinen Arm um Balders Schultern. Dieser war sich nicht sicher. Aber Loki und Thor vertrauten Hekate, genauso wie Apollon, dessen Schwester Artemis und Hades auch nur Gutes über sie sagten. War es einfach wegen der Sache mit Licht und Dunkelheit, weshalb sie sich nicht mochten? Oder einfach nur seine Sorge um seinen großen Bruder? „Na ja… ein Versuch ist es wert… aber wehe, sie verletzt Thor!“ „Hehe… dann helfe ich dir sie zu bestrafen…“ Jetzt lachten beide und setzten ihren Weg fort… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)