Chasing Demons von yezz ================================================================================ Kapitel 25: A Heart Full of Ghosts ---------------------------------- Byakuya blickte auf das dampfende Wasser, zählte seine Atemzüge, bis die Tür geschlossen war. Er konnte spüren, wie Renji auf der anderen Seite der Wand damit kämpfte, auf die Beine zu kommen. Der Rothaarige schien für einen Moment dort zu verweilen, vielleicht lehnte er sich gegen den Shoji und sammelte seine Kräfte, bis er endlich durch den Garten Richtung Division ging. Schamloser Köter. Byakuya warf seine Teeschale gegen die Wand, zerschmetterte sie. Wie konnte Renji es wagen, Byakuyas Beziehung zu Hisana zu kommentieren? Für was hielt er sich? Er denkt, er sei dein Liebhaber. Wie die Lyrik eines gespenstigen Liedes, trieben die Wörter durch seine Gedanken. Er wagt es, sich vorzustellen, dass als du ihm sagtest, du würdest ihn lieben, du es auch so gemeint hast. Senbonzakura? Byakuyas Augen flogen zum Umkleideraum, in dem er sein Zanpakutō auf die Halterung gelegt hatte, die speziell für seine Waffe angefertigt worden war. Trotz der Tatsache, dass Senbonzakuras tausend Stimmen immer in seinem Unterbewusstsein waren, war es selten, dass sein Zanpakutō Worte verwendete, um etwas so direkt anzusprechen. Zumindest hatte es das seit einer langen, langen Zeit nicht mehr getan. Und niemals über einen Liebhaber. Byakuya ging aus dem Bad. Er achtete auf die Keramikscherben und seine bloßen Füße, während er in den Umkleideraum schritt. Dann nahm er ein Handtuch von dem Stapel und trocknete seine Haare. Dabei blickte er auf den dunkeleingefassten Griff. Senbonzakura hatte viel Zeit neben Zabimaru verbracht. Hatten sie eine Verbindung geformt, von der nichts geahnt hatte? Byakuya zog sich an. Als er fertig war, nahm er Senbonzakura von dem Ständer. „Hast du weitere Ansichten, die du wünschst, zu teilen?“ Das Lied wechselte zwischen einem Gidayubushi von Hisanas liebster Kabuki-Aufführung und dem seltsamen, modernen Walzer, den er und Renji im Club getanzt hatten. Wie bei einem Tanz sind einige Schritte nach vorne und manche zurück. Welche wählst du, mein Meister? „Du hast zu viel mit diesem Einfaltspinsel gesprochen“, antwortete Byakuya schnippisch, ließ Senbonzakura an seinem Platz an der Hüfte gleiten. „Du erniedrigst dich selbst, indem du in Extremen denkst, wie ein Tier.“ Plötzlich stoppte die Musik. Das einzige Geräusch war das gedämpfte Schlagen von Byakuyas Herz. Angst kroch in ihm hoch. Was war das? Hatte Zabimarus Starrsinn derart beeinflusst, dass sie sich weigerten, zu kommunizieren? Es dauerte einige grauenvolle Atemzüge, bis eine einzelne Stimme, wie das Rascheln des Windes durch Blätter, sagte, Denke von deren Träger, was du möchtest; Zabimaru ist kein Tier. Ah. Also war es wahr. „Ich hatte keine Ahnung, dass du eine solch hohe Meinung von Renjis Zanpakutō hast.“ Habe ich nicht, Senbonzakuras Antwort war mit einem mentalen Hauch von Spott durchzogen. Dennoch ist es unklug, einen Dämon für eine gedankenlose Bestie zu halten. Im Kampf sowie in der Liebe. Dennoch ist es nicht der Einfluss von Zabimaru, welcher dir Sorgen machen sollte, sondern der Zangetsus. Denn wir wurden von der Stärke des Einen zerbrochen, der die Bande der Freundschaft über alles schätzt. „Ich verstehe“, sagte Byakuya und richtete das Kenseikan in seinen Haaren. Er hatte es so oft getan, dass er nicht einmal mehr einen Spiegel benötigte, um seine Hände zu führen. „Und wen erachtest du als den wahrhaftigeren Freund? Meine Frau oder mein Liebhaber?“ Nur einer lebt zurzeit, mein Meister. Die Stimmen krächzten durch Byakuya, wie ein Schauer, der seiner Wirbelsäule entlang strich, wisperten sie. Zu viele Geister füllen bereits dein Herz. Ein Walzer, traurig und langsam, ertönte. Renji musste dem Personal etwas gesagt haben, denn Eishirō erschien vorsichtig, als Byakuya nach ihm klingelte. „Ich werde einen Ausflug zum Familiengrab unternehmen“, informierte er den Hausverwalter. „Alleine.“ „Mein Herr?“ „Bereite ein paar Sachen für ein Picknick und einige Opfergaben vor. Ich werde den Nachmittag dort verbringen.“ Der Himmel hatte das Blau des frühen Herbstes, klar und frisch. Byakuyas Weg durch das hohe Gras scheuchte eine Gruppe Bindenlaufhühnchen auf, welche über den Weg huschten, um einen Unterschlupf zu finden. Byakuya hielt am Eingang zum Grab der Kuchiki, um einen kleinen Eimer aufzuheben und ihn mit Wasser aus einem kleinen Brunnen zu füllen. Eine Eidechse, sie sich selbst auf der steinernen Mauer sonnte, beobachtete Byakuyas Vorgehen vorsichtig. Sobald er vor dem Grab stand, einem großen, bedrohlichem Block aus Granit, kniete er sich hin und führte die viel zu bekannten Bewegungen durch, um es von den vorherigen Opfergaben zu befreien und den Stein abzuwaschen. So viele Namen. Byakuyas Finger folgten der langen Linie aus schwarzer Farbe, die die Kanjis bildeten. Inklusive dem ersten Patriarch der Kuchiki und allen Familienoberhäuptern und ihrer Familien, die dem langsamen Gang des Todes gegangen waren. Seine Finger glitten durch Zeit und Blutlinien, ruhten dann auf den Namen seines Vaters… seiner Mutter… Hisana… Der einzige Name, der weiterhin rot blieb, war sein eigener. Tante Masamas Name wurde bereits auf dem Grab der Familie ihres letzten Ehemannes hinzugefügt. Rukias Namen würde nicht hinzugefügt werden, bis alle anderen Optionen für einen Erben erschöpft wären. Genauso wenig würde er dort erscheinen, wenn sie in eine andere Familie einheiraten würde. Und so ginge es zu Ende, wenn Byakuyas Name schlussendlich geschwärzt wäre. Die mächtige Familie der 4 Adelshäuser würde fallen und zu nichts mehr als Staub und Legenden vergehen. Wäre es so ein schlimmer Verlust? Was war das Vermächtnis der Kuchiki außer, das der gnadenlosen Krieger? Ein stolzer Name natürlich, aber wie entmutigend war es, dass sie für nichts außer einem schnellen, bedenkenlosen Schwertstreich und völliger Rücksichtslosigkeit auf dem Schlachtfeld bekannt waren? Wo waren die Kuchiki-Schulen? Tempel? … Theater? Byakuya schüttelte den Kopf und schalt sich selbst, dass er solch einen lieblosen Gedanken hegte. Das Schicksal hatte keinen Anlass gesehen, dass er in eine Familie von Artisten, Philosophen oder Schauspielern geboren wurde. Zumindest passte er, nicht wie sein Vater, perfekt in die Lücke, die ihm sein Schicksal angedeihen hat lassen. Er lenkte seine Aufmerksamkeit darauf, die Opfergaben auszupacken. Für seine Mutter hatte er eine Rose mit vielen Knospen, ein Fässchen feinster Tinte für die sanfte poetische Seele seines Vaters und Lavendelzweige für Hisana. „Tut mir leid, meine Geliebte“, sagte er zu Hisana, als er den Lavendel hinlegte. „Die Pflaumenbäume tragen nun alle Früchte, keine Blüten. Diese zumindest erinnern mich ein wenig an die Farbe deiner Augen.“ Er richtete sich wieder etwas auf den Knien auf und wusste, dass er nun beten sollte. Es war schon so lange her, dass er all die Worte vergessen hatte. Also saß er stattdessen still da. Doch die Stille war nicht absolut. Der Wind raschelte durch das hohe Gras, die Vögel und Insekten schnatterten in der warmen Nachmittagssonne und Senbonzakura sang ein trauriges, klagendes Lied. „Glaubst du“, fragte er Senbonzakura, nachdem sich das Lied etwas gewandelt hatte, „dass Renji recht hat? Bin ich irgendwie Schuld an Hanas aktueller Situation? Habe ich etwas von Hisana genommen, als ich sie aus ihrem Leben im Rukongai gerissen habe?“ Statt einer direkten Antwort, entsinnte sich Senbonzakura an ein Lied, dass Hisana manchmal für Byakuya aufgeführt hatte, als er ein Gast des Teehauses gewesen war. Das Teehaus war ein phänomenal exklusiver Ort gewesen. Soweit Byakuya gewusst hatte, hatte Hisana niemals Kunden von der Straße genommen, denn das Etablissement, in dem sie gearbeitet hatte, war nur für geladene Gäste. Auch nur eine kurze Zeit dort zu erwarben war außerordentlich teuer gewesen, viel mehr als sich ein Shinigami von Rang hätte einfach leisten können. Es wurde ebenso kein viehisches Verhalten von einem der Gentlemen toleriert, die den Ort besuchten. Sie hatte Seide und Edelsteine getragen und hatte eine Leibwache, wie eine Prinzessin. Tatsächlich konnte es, auch wenn es im ersten südlichen Distrikt lag, kaum einen feineren, luxuriöseren Ort außerhalb der Wände der Seireitei geben. Die Vertäfelungen waren aus dunklem Kirschbaumholz und die Wandschirme reich und detailliert, von den talentiertesten Künstlern, bemalt. Wenn er dort mit Hisana gewesen war, hatte er mit Leichtigkeit vergessen können, dass sie im Rukongai waren, es sei denn, Byakuya war lange genug da gewesen, um dort eine Mahlzeit einzunehmen. Alle Speisen mussten mitgebracht werden, nichts außer Tee wurde auf dem Gelände zubereitet. Trotzdem war es einfach für Byakuya, sich vorzustellen, dass ihr Leben dort keine Nöte gekannt hatte. Natürlich hätte sie niemals ein Wort darüber verloren, wenn es anders gewesen wäre. Sie war eine perfekte Kurtisane geblieben, selbst nachdem sie den Ort verlassen hatte und seine Frau geworden war. Keine Klage war jemals über ihre Lippen gekommen. Keine Diskussionen, nichts außer perfekte Unterwürfigkeit. Niemand hätte sich eine bessere Ehefrau wünschen können. Trotz ihrer niederen Geburt hatteHisana gewusst, welches Benehmen zu welchem Anlass erwartet wurde. Man hatte sie niemals korrigieren oder unterweisen müssen. Ihre Manieren waren erlesen und ihre Sprache edel gewesen. Sie hatte sogar die schneidenden Bemerkungen und die alltäglichen Grausamkeiten seiner Familie im Taktgefühl akzeptiert. Stolz genug, ihren Kopf niemals vor ihnen zu beugen, doch elegant genug, um niemals auch nur einen Hauch von Respektlosigkeit oder Wut zu zeigen. Sie war ein leuchtendes, makelloses Juwel. Seine Familie hatte es um so vieles mehr erzürnt, dass sie nie eine andere Angriffsfläche als ihre Herkunft bot. Es war tatsächlich unmöglich, Hisana als etwas anderes als eine Dame zu sehen. Seine Dame. Nicht zu vergleichen mit Renji, der trotz der vergangenen Zeit und dem Akademie-Training, niemals vollständig den Dialekt oder die groben Manieren von diesem erbärmlichen Ort abgelegt hatte. Er stank nach Inuzuri, wie ein nasser Hund. Und doch… Weil sie ihn nie verärgern wollte, gab es so vieles, was er über Hisanas Leben nicht wusste. Wie kam es, dass sie Oiran wurde? Er hatte sie nie gefragt. Allerdings hätte sie, wenn es eine Geschichte war, die seinen Ärger heraufbeschworen hätte, gelogen. Waren da andere Männer, die sie schlecht behandelt hatten? Er hatte niemals ein Anzeichen davon gesehen oder auch nur eine Spur eines anderen Mannes. Sie war fähig genug gewesen, dass er niemals bedacht hatte, dass sie noch jemanden anderes hätte unterhalten können, als ihn. Wieviel ihrer Beziehung war gespielt gewesen? Eine dünne Lage Farbe, welche die Illusion aufrecht gehalten hatte, dass alles gut war? Es war ein verstörender und nervenaufreibender Gedanke. „Verdammt seiest du, Renji Abarai. Du lässt mich die angenehmsten und glücklichsten Tage meines Lebens in Frage stellen.“ Senbonzakuras Lied wechselte in ein Gemisch aus Kabuki-Klassikern, die ihn sofort an die Nächte erinnerte, die er mit Hisana an seinem Arm in der Stadt verbracht hatte. Die Musik erinnerte Byakuya an eine besondere Nacht, als sie es irgendwie geschafft hatte, dass sie auf einer öffentlichen Straße unter den Festlichtern tanzten, als Straßenmusiker zu spielen begannen. Sie hatte immer solch spontane Albernheiten von ihm provoziert. Wenn das ein Spiel einer Kurtisane war, dass hat sie es außergewöhnlich gut gespielt und es war echt genug gewesen, um ihn zu befriedigen. Und als sie im Sterben gelegen hatte, hatte sie ihm gesagt, dass sie glücklich mit ihrem gemeinsamen Leben gewesen war. Er musste ihr glauben. Immerhin war es für ihn wahr gewesen. Falls er irgendwelche Stärke von Hisana genommen hatte, wie es Renji angedeutet hatte, wusste Byakuya nicht, was dies hätte sein können. Sie war ihm niemals vorgekommen, als würde es ihr an nichts mangeln und was sie erübrigen konnte, gab sie ihm. Ihr Geist hatte immer seinen aufgebaut, ihn gehoben. Vielleicht… vielleicht war es wahr, dass die Balance nicht ganz zwischen ihnen gestimmt hatte, doch Byakuya hatte versucht, den Unterscheid damit wiedergutzumachen, Rukia zu finden und sein Versprechen gegenüber Hisana für all die Jahre zu halten, trotz der unglaublichen Kosten. Byakuya hob die Finger, um wieder Hisanas Namen nachzufahren, erinnerte sich dabei an den Streit, den er mit seiner Familie hatte, bevor sie ihren Namen neben seinem eingemeißelt hatten. „Es war niemals einfach für uns, meine Geliebte“, sagte er. „Das tut mir leid. Doch ich habe niemals auch nur einen Augenblick von unserer Zeit bereut. Noch werde ich dies jetzt, trotz dieses ärgerlichen Mannes, der immer einen Weg zu finden scheint, mir unter die Haut zu gehen.“ Byakuya atmete seufzend aus. "Ich hatte vor, hierher zu kommen und dir von ihm zu erzählen, doch nun hast du ihn gesehen. Du schienst nicht sonderlich beeindruckt. Manchmal bin ich das auch nicht. Er ist überaus grob und eigensinnig und… ehrlich, denke ich. Vielleicht ist das der Grund, warum ich ihm bei Dingen vertraue, dich ich dir niemals sagen konnte.“ Er hätte nach allem in ihrem Schlafzimmer fragen können - selbst nach einem anderen Liebhaber – und Hisana hätte ihn ohne Protest akzeptiert. Das war auch, warum er sich geweigert hatte, das zu seinen Gunsten auszuspielen. Es wäre unehrenhaft gewesen, da er gewusst hatte, dass sie jedem seiner Launen gehorcht hätte. Selbst wenn sie jeden einzelnen Moment gehasst hätte, wäre aus Hisanas Mund nichts mehr als ‚Ja, mein Herr‘ gekommen. Zumindest konnte er darauf zählen, dass Renji seine Meinung unerschrocken verteidigte. Selbst wenn sie nervtötend und starrköpfig war. Selbst… selbst wenn Byakuya ihn gewaltsam an den Kräfteunterschied zwischen ihnen erinnerte. Ja, wenn es eine Sache gab, bei der man sich auf Renji verlassen konnte, war es sein Ungehorsam. Die Sonne hatte angefangen in den Bäumen zu verschwinden. Es war Zeit, um zum Anwesen zurückzukehren. Byakuya war nur ein kleines Stück die Straße hinunter gegangen, als ein Schwarm erschrockener Zaunkönige sich in die Lüfte erhoben, da sich jemanden den Weg durchs hohe Gras bahnte. Seine Hand glitt zu Senbonzakura, während er sich drehte, um zu beobachten. Er war überrascht, die Kommandanten Ukitake und Kyōraku in einiger Entfernung auf einem nahegelegenen Pfad zu sehen, der kaum breit genug war, dass sie nebeneinander gehen konnten. Das Sonnenlicht glänzte auf dem grellen pinken Kimono, den Kyōraku trug. Sie hielten an und der Braunhaarige zog seinen Strohhut vom Kopf, verwickelte Ukitake in einen langen, intimen Kuss. Es war ein überraschend schöner Moment, der Byakuya den Atem verschlug. Nicht nur, dass es ein optisches Ying und Yang aus dunklen Locken und blasse Haut war, Byakuya hatte sie niemals – oder andere erwachsene Männer – in dieser Weise gemeinsam gesehen. So spontan, frei und… leidenschaftlich. Erst nach einem viel zu langen Augenblick, dachte Byakuya daran, wegzuschauen und ihnen ihre Privatsphäre zu gewähren. Vielleicht war seine Drehung zu scharf oder er hatte sein Reiatsu zu schnell zurückgezogen, denn sie schienen ihn daraufhin bemerkt zu haben. „Ah, Herr Byakuya“, donnerte Kyōraku erfreut und winkte. Dann sah er plötzlich betroffen aus und schaute Ukitake an. „Himmel, haben wir uns mal wieder aus Versehen auf das Kuchiki-Anwesen verirrt, Jūshirō?“ Mal wieder? Byakuya hob neugierig eine Augenbraue. Aus Versehen? Sicher hätte sie das Vorhandensein von Mauern vorher abgehalten. Dennoch schien sich Ukitake hektisch nach Grenzsteinen umzusehen, also versicherte Byakuya den Kommandanten schnell, „Das habt ihr nicht. Der Haupteingang liegt einige Kilometer entfernt.“ „Tatsächlich. Dennoch. Wir sind viel weiter gegangen, als wir vorhatten“, murmelte Kyōraku, doch sein Gesicht hellte sich auf. „Das passiert, wenn man von solch einer wunderschönen Aussicht abgelenkt wird.“ Es war für jeden offensichtlich, dass Kyōraku Ukitake und nicht den Herbsttag gemeint hatte. Der Weißhaarige errötete auch ein wenig. Sie waren wie Schuljungen, dachte Byakuya, so einfach zu schmeicheln und sehr ineinander verliebt. Es war schwer zu glauben, dass sie so alt wie die Bäume waren und länger zusammen waren, als Byakuya lebte. Sie erreichten Byakuya und die Straße, Kyōraku hielt Ukitake seinen Arm hin, um ihm die kleine Steigung auf die Straße hochzuhelfen. „Ah, Byakuya! Es ist gut zu sehen, dass du gesund genug bist, um nach draußen zu gehen. Doch was bringt dich alleine so weit hinaus?“, Fragte Ukitake mit einem breiten, neugierigen Lächeln. Als er den Korb bemerkte, den Byakuya trug, fügte er hinzu: „Ein Picknick? Bist du… alleine?“ Ukitake klang am Boden zerstört, als könne er sich kaum etwas Schlimmeres vorstellen. Es war Byakuya ein wenig unangenehm, seinen sogar noch düsteren Grund zu nennen. „Mein Familiengrab ist die Straße hinunter.“ „Oh, ich verstehe“, sagte Ukitake traurig. „Wir sind also doch eingedrungen“, stimmte Kyōraku zu, setzte sich wieder den Hut auf, als wolle er sein Gesicht in dessen Schatten verbergen. „Nein, ich bin es, der einen Schatten über euer Vergnügen über den Tag gemeinsam gelegt hat“, sagte Byakuya mit einer kleinen, entschuldigenden Verbeugung. „Verzeiht mir. Ich werde mich auf dem Weg machen.“ Ukitake berührte Byakuyas Arm, als er sich zum Gehen umwandte, um ihn zu stoppen. „Bist du sicher, dass es dir gut geht?“ Wäre es jemand anderes, hätte Byakuya seinen Arm entschlossen weggezogen und ihm gesagt, dass er sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern solle. Doch Ukitake war sein erster und einziger Kommandant gewesen, bevor er seinen Großvater in der 6. Division beerbt hatte. „Da war ein Zwischenfall in der Welt der Lebenden“, erklärte er leise. „Ich bin der wiedergeborenen Seele meiner Ehefrau begegnet.“ „Oh je, ich bin mir ziemlich sicher, dass es das Letzte war, was Herr Renji für seinen Geburtstag wollte“, meinte Kyōraku so leise, dass es Byakuya beinahe nicht gehört hätte. Doch bevor Byakuya reagieren konnte, verstärkte sich Ukitakes Griff um seinen Arm. „Oh, mein lieber Junge! Du musst uns alles davon erzählen.“ Irgendwie und trotz seines Protestes, dass er wirklich zurück zum Anwesen gehen sollte, hatten die Kommandanten Byakuya überzeugt, ihnen auf ein Getränk, in der Nähe eines grasbewachsenen Abhangs Gesellschaft, zu leisten. Es war nahe an der Straße, wo sie sich getroffen hatten, doch um eine Biegung herum und so außerhalb des Sichtfeldes. Als sie sich auf das gebeugte und leicht niedergetretene Gras niederließen, fragte sich Byakuya, ob dies trotz Kyōrakus Abstreiten ihr eigentliches Ziel gewesen war. Ein Rendezvous-Treffpunkt im Schatten eines großen Ahornbaumes. Jedenfalls war es offensichtlich ein beliebter Ort für Liebende, wenn man den Schnitzereien in der Baumrinde glaubte. Ukitake saß locker im Gras, seine langen Beine im Schneidersitz gekreuzt. Kyōraku hatte sich ausgebreitet, als wäre er dankbar für die Gelegenheit eines Nickerchens. Er lehnte den Kopf gegen Ukitakes Knie und legte einen Strohhut über sein Gesicht. Die Hände faltete er auf seiner breiten, haarigen Brust. Er schien eingeschlafen zu sein, doch in dem Augenblick, indem Ukitake eine Flasche Sake aus seiner Tasche zog, streckte Kyōraku seine Hand aus, um eine Schale entgegenzunehmen. Ukitake bot die zweite Schale Byakuya an. Als der Schwarzhaarige diese annahm, ergriff Ukitake wieder seinen Arm, blickte ihm in die Augen und fragte, „Wie geht es dir?“ [iTraumatisiert. Wütend. Kummervoll. „Gut“, sagte Byakuya knapp. Doch ihm wurde klar, dass er seine Hand nicht zurückziehen konnte, bevor er mehr preisgab. „Es war jedoch sehr schwierig, sie den Launen des Schicksals zu überlassen.“ „Aber du hast es getan“, Ukitake hörte sich erleichtert an und ließ ihn los, doch dann schien er zu realisieren, mit wem er sprach. „Natürlich hast du das. Wie schrecklich für dich. Was ist passiert? Ging es ihr wirklich so schlecht?“, fügte er hinzu. Byakuya nippte an seinem Sake und bereitete sich darauf vor, ihnen einen emotionslosen Bericht von den Geschehnissen zu geben. Er hielt den Blick auf die Schale Sake gerichtet und seine Stimme gleichmäßig. „Als wir sie antrafen, floh sie gerade von einem Angreifer und war dem Tode nahe genug, dass sie Renji außerhalb des Gigai klar sehen konnte. Sie hatte sich kurz an mich und unsere vorherige Beziehung erinnert, doch nach der Behandlung in einer nahen Klinik… schienen diese Erinnerungen verschwunden.“ Ohne Zweifel hatte Hana ihn für verrückt gehalten, als sie das Restaurant erreicht hatten und er ihr von seinem gebrochenen Versprechen gegenüber Hisana erzählt und seine Liebe zu Renji vor ihr gestanden hatte. Er hoffte nur, dass sie sich zumindest genug erinnerte, damit sie Uraharas Kreditkarte zu ihrem Vorteil verwendete. Byakuya erwähnte dies allerdings nicht vor Ukitake. Er sagte nur, was die Höflichkeit verlangte. Was er als Kommandant in seiner Freizeit tat, sollte nur ihn etwas angehen. „Mehr nicht?“, Ukitake schien überrascht bei der einfachen Geschichte. „Du hast sie behandeln lassen und dann verlassen? Was war mit ihrem Angreifer? Warst du gezwungen, ihn oder sie zu beseitigen?“ „Nein, er wurde von den Autoritäten der Menschen in Gewahrsam genommen“, erklärte Byakuya. „Also war deine Einmischung ziemlich minimal?“, nickte Ukitake. „Ja.“ Wenn man nicht mitzählte, dass Urahara, Yoruichi und Kurosaki/Shiba in alldem verwickelt war und das Geld, was letztlich massive und unzulässige Einflussnahme sein könnte, je nachdem, wie oft sie darauf zurückgreifen würde. „Ich vermute, dass alles so gut verlaufen ist, wie es in dieser Situation möglich war“, sagte Ukitake. Statt zu antworten, nahm Byakuya einen weiteren Schluck Sake. „Was mich interessiert, ist, ob Herr Renji dich vor diesem Desaster zum Tanzen ausführen konnte oder ob der ganze Abend zerstört wurde“, fragte Kyōraku und hob dabei seinen Hut an, um ihn neugierig anzublicken. „Andernfalls glaube ich, dass du ihm eine besondere Geburtstagsbehandlung schuldest.“ „Shunsui!“, ermahnte ihn Ukitake mit einem leichten Schlag seiner Fingerknöchel auf den Strohhut. „Der junge Mann ist in diesem Moment weit mehr um seine Frau als um seinen Liebhaber besorgt.“ „Genau meine Rede“, beharrte Kyōraku, richtete sich auf seine Ellbogen auf und legte den Kopf in den Nacken. „Wenn ich in dieser Situation Herr Renji wäre, würde ich eine Menge Kuscheleinheiten zur Beruhigung benötigen. Nichts lässt einen Mann verletzlicher und überflüssiger fühlen, als eine Ex, die unerwartet aufkreuzt, eh? Shirō, du erinnerst dich sicherlich an den Moment…“ „Renji hat seine Meinung zu dieser Angelegenheit ziemlich klar gemacht“, fiel Byakuya ihm schnippisch ins Wort. Es war ohne nachzudenken herausgekommen und nur halb als Antwort. Denn die beiden hatten sich eigentlich schon zu sehr in die Details ihrer Beziehung eingemischt, was Byakuya noch mehr verärgert hatte. „Oh“, machten Ukitake und Kyōraku fast einstimmig. Sie tauschten besorgte Blicke aus. Es war Zeit, zu gehen. Das Gespräch war offensichtlich auf gefährlichen Boden abgedriftet. Diesmal waren es jedoch Kyōraku und seine trügerisch schnellen Reflexe, die Byakuya ergriffen, bevor er aufstehen konnte. „Ihr zwei habt euch gestritten, eh? Nun, dieser Teil der Geschichte braucht einen ordentlichen Zusatz von Sake“, sagte er heiter, eine Hand war auf Byakuyas Oberschenkel und hielt in effektiv auf seinem Platz. „Komm, erzähl uns davon.“ „Nein. Dieses Gespräch ist beendet“, sagte Byakuya und schüttelte die Hand des Braunhaarigen ab, um aufzustehen. „Sie hätte niemals anfangen dürfen. Ich schätze eure Besorgnis, Kommandanten, aber meine Angelegenheiten sind privat.“ „Ah, aber Herr Byakuya…“, begann Kyōraku, doch Ukitake unterbrach ihn. „Lass ihn gehen, Shunsui. Byakuya ist niemand, der einfach die Ratschläge von alten, närrischen Männern erträgt. Sein Stolz muss seinen eigenen Weg gehen.“ Kyōraku nickte traurig und blickte Byakuya schon fast mitleidig an. Man konnte sich auf Ukitake verlassen, einen Fluchtweg zu öffnen. Byakuya konnte nichts weiter, als steif nicken und ohne einen weiteren Kommentar neben „Meine Herren“, seinen Rückweg antreten. Allerdings, dachte Byakuya, als er sich auf dem Weg zum Anwesen befand, Kyōraku hat durchaus recht. Eine ordentliche Menge Sake scheint eine wunderbare Idee. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)