Chasing Demons von yezz ================================================================================ Kapitel 17: Already Gone ------------------------ Der Club hieß ArcH und das Schild am Eingang erklärte, dass heute nur für Männer Zutritt war. Renji ließ einen erschüttert aussehenden Byakuya an ihrem Tisch im hinteren Teil des Raumes zurück, um an der langen, chrombeschlagenen Bar Getränke zu bestellen. Während er darauf wartete, dass der Barkeeper mit Bier zurückkam, blickte sich Renji um. Von der Decke hing allen Ernstes eine Discokugel und warf funkelnde Lichtpunkte auf die polierte Tanzfläche mit hölzernem Boden, auf dem das männliche Fleisch rotierte. Dieser Teil des Abends war ganz klar für ihn. Byakuya hasste vielleicht sogar jeden Teil davon. Die Menschenmenge, der Rauch, die Musik. Besonders die Musik. Es war ein dröhnender Bass, der schon fast ohrenbetäubend gegen die Wände gedrückt wurde. Doch so sehr es Byakuya wohl zum Zusammenzucken brachte, spürte Renji, wie sich seine Hüften im Takt der Musik bewegten. Renji liebte tanzen. Er war nicht wirklich gut darin. Tatsächlich sogar hatte Yumichika ihm einmal gesagt, dass er ‚idiotisch‘ dabei aussah und hatte ihm, wie üblich, einen langen Vortrag über Verbrechen gegenüber der Ästhetik gehalten, doch das war Renji egal. Es kümmerte ihn auch relativ wenig, zu was für eine Musik er tanzte, so lange sie schnell genug war, dass sich seine Füße auch so anfühlten, als bewegten sie sich. In solch einem Club frei tanzen? Absoluter Volltreffer. Byakuya musste sich für ein paar Stunden damit abfinden. Renji hatte jedoch den Anteil von Byakuyas Aktivität für diesen Abend recht niedrig angesetzt. Vor ein paar Wochen, als er diesen Teil ihres Abenteuers geplant hatte, hatte der Rothaarige entschieden, dass wenn der Kommandant den Abend über schmollend in der Ecke saß, es auch in Ordnung war. Der beste Fall, den sich Renji ausgemalt hatte, beinhaltete, dass er wohl auf peinliche aber andeutende Weise seinen Körper immer im Sichtfeld des Schwarzhaarigen bewegte. Oder vielleicht auch idiotisch. Das würde allerdings schwierig werden, wenn man die Menge betrachtete. „Belebte Nacht“, sagte er zu dem Barkeeper, als er mit 2 Bier zurückkam. „Ja“, sagte der große und breite Mann mit dunkler Haut,ähnlich wie die von Kommandant Tōsen. Seine Haare waren aber irgendwie ein kleiner Haufen fester, gelber Locken. „Drag-Queen-Shows bringen immer eine große Menschenmenge.“ Renji schaute auf die Rechnung und versuchte nicht zusammenzuzucken. Er seufzte tief, als er die Rechnung unterschrieb und sie zurück zu dem Barkeeper schob. „Irgendeine Chance, dass das Geburtstagskind einen Rabatt bekommt?“ „Nein“, sagte er und grinste dann Renji lasziv an. „Aber ich gebe dir einen Geburtstagskuss gratis.“ „Danke, aber das habe ich schon abgedeckt.“ „Darauf wette ich“, sagte er und blickte dann noch einmal Renji von oben bis unten an. Renji grinste vor sich hin, während er den Rückweg zum Tisch antrat und dabei ein paar Tanzenden und anderen Besuchern auswich. Eine Drag-Show. Byakuya würde nicht wissen, wie er damit zurechtkommen sollte. Er freute sich schon darauf, ihm die Unterhaltung des heutigen Abends zu erklären, als er erkannte, dass ein anderer Typ versuchte, den Kommandanten anzubaggern. Doch sobald er Renji in der Menge ausmachen konnte, stand Byakuya auf. Er verließ den Kerl ohne ein Wort. Der Schwarzhaarige ging mit dieser Art von Entschlossenheit auf Renji zu, dass dieser ernsthaft daran dachte, sich einen Schritt zurückzutreten und Zabimaru zu ziehen. Sobald sie sich gegenüberstanden, blickte Byakuya ihn ernst an. „Ich habe dir gesagt, dass wir uns hätten besser abstimmen sollen.“ Dann nahm Byakuya die Getränke aus Renjis Hand und stellte sie auf dem nächstgelegenen Tisch ab, der natürlich bereits von einem anderen Pärchen besetzt war. „Hey, weißt du, wieviel die kosten?“, fragte Renji, da die beiden Kerle offensichtlich der Meinung waren, dass sie gerade Freibier bekommen hatten. Doch bevor er noch etwas sagen konnte, griff der Kommandant nach seiner Hand und zog ihn tiefer in die Menschenmenge hinein. Er hielt in der Mitte an, schlang seine Hände um Renjis Taille. „Tanz mit mir.“ „Was?“ „Sicher hast du für den Abschlussball der Akademie gelernt, wie man Walzer tanzt“, sagte er mit lauter Stimme, damit Renji ihn über die Musik hinweg hören konnte. „Ja… doch auch nur dafür“, gab Renji zu und blickte sich in der Menge um, die ihnen schon eigenartige Blicke zuwarfen, da sie stocksteif in der Mitte der Tanzfläche standen. „Und das ist nicht die große Halle.“ „Es ist alles, was du kennen musst“, sagte Byakuya fest, Augen auf den Boden gerichtet. „Und ich möchte mit dir tanzen.“ Oh. Renji atmete tief ein und nickte. „Ok“, sagte er, nahm Byakuyas Hände von seiner Taille und legte sie auf seine Schultern. Dann schlang er seine Arme um Byakuya und drückte seine Handfläche fest in dessen Rücken. „Aber keine Chance, dass ich es rückwärts kann. Ich führe.“ „Also gut“, erwiderte Byakuya mit einem leichten Schnaufen. Renji bemerkte, dass sie durch die Menschenmenge darauf beschränkt waren, in einem kleinen Kreis in einem ¾-Takt hin und her zu schaukeln. Doch das kompensierte er damit, Byakuya näher an sich heranzuziehen, bis sich ihre Oberkörper beinahe berührten. Zuerst schien Byakuya von der Idee nicht begeistert zu sein, dass sie so nicht anständig Walzer tanzen konnten, doch mit seiner Nase war es Renji möglich, Byakuyas Kopf nach oben zu drängen. Als Byakuya ihn irritiert anschaute, eroberte er dessen Lippen mit seinen eigenen. Nach einem langen, sanften Moment, in dem sie spielerisch und langsam ihre Zungen verwoben, zog sich Byakuya mit einem Seufzen zurück. Er entspannte sich und lehnte seinen Kopf gegen Renjis Schulter. Nun erhielten sie, statt eigenartiger Blicke, zustimmendes Nicken und breites, vielsagendes Grinsen. Es war nicht wirklich das gewesen, was sich Renji vorgestellt hatte, doch mit Byakuya öffentlich in seinen Armen, vergaß er, dass er jemals irgendetwas anderes gewollt hatte. Es war im Club dunkel genug, dass Renji trotz der Musik, in seine eigene Welt abdriftete, wo es nur das Gefühl ihrer beider Körper, die sich gemeinsam bewegten, gab. Es war einfach, bei all diesen kleinen Empfindungen verloren zu gehen. Der Duft von Byakuyas Haaren, das Gefühl, wie ihre Körper aufeinandertrafen, wenn Renji einen falschen Schritt machte, das Geräusch von Byakuyas genervtem und leidenem Seufzer, immer wenn dies passierte und die Lichtpunkte, die über der Oberfläche tanzten. Renji war so glücklich, dass er sich sicher war, dass er wie ein Idiot grinste. „Das wäre viel leichtgängiger, wen du mir erlauben würdest, zu führen“, murmelte Byakuya in sein Ohr. „Du führst immer. Es ist mein Geburtstag. Ich bin an der Reihe.“ Byakuya gluckste vor sich hin, ein sanftes Geräusch, dass in Renjis Ohr kitzelte. „Ich hatte mir gedacht, dass du danach fragst, doch nicht in einem Walzer.“ Das war der Punkt, wo Byakuya ihn falsch verstand. Renji hatte niemals vorgehabt, nach einem Tausch in ihren Schlafzimmerspielchen zu fragen. Tatsächlich sogar hatte er gar nicht geplant, nach Sex zu fragen. Was er mehr als alles andere wollte, war ein Date. Deswegen hatte er darauf bestanden, in die Welt der Lebenden zu gehen, wo sie zusammen sein konnten, ohne sich darüber Sorgen machen zu müssen, dass jemand neben Urahara und Yoruichi davon wüsste. Wo sie, wie in diesem Moment, sich einfach vor einer Menge Fremder küssen konnten. Byakuya schien überrascht von dem Enthusiasmus hinter Renjis Kuss zu sein, vielleicht dachte er, es war ein Zeichen für seine Forderungen zu späterer Stunde. Doch der Kuss an sich war seine einzige Forderung. Das Einzige, was sich Renji wünschte, war, dass er Byakuya sagen konnte, wie er fühlte. Doch… nun ja, er musste einfach weitermachen und es ihm zeigen, denn der Rothaarige hatte keine Lust auf ein weiteres Hanami-Desaster für seinen verdammten Geburtstag. Nein, der Nächste, der ‚Ich liebe dich‘ sagen würde, musste Byakuya sein. Und da es nicht so aussah, als würde das in nächster Zeit geschehen, würden sie weitertanzen. Die Musik änderte sich, doch Renji hielt ihren ¾-Takt aufrecht. Byakuya folgte und schien ein Spiel daraus zu machen, Renjis Füßen auszuweichen, denn er hätte schwören können, dass er ein wenig kontrollierten Blitzschritt spürte und ein kleines, triumphales „Ha!“ hörte. Renji schnüffelte an Byakuyas Haaren und drückte seine Hand fest. Geburtstagssex wäre dennoch ein toller Bonus. Renji würde da sicherlich nicht ablehnen. Doch er hatte kein Zimmer in einem Liebeshotel oder so etwas in der Art gebucht und wenn/falls es geschah, war es Renji egal, ob er oben war. Sein Ego hing davon nicht wirklich ab. Er würde niemals eine Möglichkeit ausschlagen, die Rollen zu tauschen, doch das war eine größere Sache, als durch einen Walzer zu taumeln, auch wenn das bedeutete, dass er dem Kommandanten auf die Zehen trat. Es überraschte Renji, als einige Minuten später der DJ verkündete, dass das nächste Lied ein moderner Walzer sein würde. „Aufgeführt von unserer Miss Demeanor für das Geburtstagskind und seinen Partner und jedem, der ihnen dabei Gesellschaft leisten möchte.“ Byakuya hob fragend seinen Kopf. „Deine Idee?“ Renji runzelte die Stirn. „Nein. Die einzige Person, die weiß, dass heute mein Geburtstag ist, ist der Barkeeper.“ Er blickte zur Bar und sah, wie dieser ihn mit einem breiten, ermutigenden Grinsen ansah. Renji war sich auch ziemlich sicher, dass er noch eine rüde Gestik machte, doch es hätte vielleicht auch ein Zeichen der Zustimmung sein können. Der DJ verkündete: „Klatscht für Miss Demeanor in die Hände. Sie wird nun ‚Already Gone‘ von Sugarland singen.“ Renji und Byakuya traten weit genug von einander weg, um zu klatschen. Es wurde Gejohlt und Gerufen, als eine Person in einem hautengen, glitzernden Kleid ins Scheinwerferlicht kam. Die Sängerin war klein und kurvenreich mit einem Berg von kupferfarbenen Locken. Seltsamerweise erinnerte es Renji an Miki, die Köchin von Byakuyas Anwesen. Die Musik, die ertönte, war nicht mit der bisherigen Musik zu vergleichen, die im Club gespielt wurde. Es war aber auch kein traditioneller Walzer. Dennoch war es im ¾-Takt, also öffnete Renji seine Arme und Byakuya lehnte trat auf ihn zu, Die Sängerin begann zu singen. Renji führte sie über die Tanzfläche, wirbelnd und drehend im freien Raum. Andere Pärchen kamen dazu. Renji konzentrierte sich sehr auf die Schrittfolge, sodass er nicht wirklich auf den Text des Liedes achtete, doch ein paar schienen sehr… passend. Er beobachtete Byakuyas Gesicht, verblüfft, dass dieser Moment tatsächlich Realität war. Es fühlte sich wie ein Traum an. They say the first time won't ever last But that didn't stop me, the first time he laughed All my friends tried to warn me the day that we met ‘Girl, don't you lose your heart yet’ But his dark eyes dared me with danger And sparks fly like flame to a paper Fire in his touch burning me up But still I held on... But I was already gone... Als das Lied zu Ende war, wisperte Byakuya in sein Ohr. „Alles Gute zum Geburtstag, Renji“, dann küssten sie sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)