Only Fanservice! [©2012-2014 / Re-Upload] von xManja (Byou x Kazuki) ================================================================================ Kapitel 1: Inception -------------------- 29.07.2012 re-upload | keine Korrektur | original Umnachtungsfehler vom Jahr 2012 enthalten   --------------------------- ScReW     [Kapitel_1]   Lauwarmer Wind streifte die Gräser und Blumen, ließ sie sanft im Takte der zirpenden Grillen hin und her schaukeln. Ein Schmetterling ließ sich mit ihm treiben und setzte sich auf eine goldgelbe Blume im Garten eines Mehrfamilienhauses. Freudige Laute drangen aus dem Gebäude – Kinder die spielten, die Mutter welche zum Essen rief und der Opa, der sich über die Oma belustigte, weil die Katze ihr die Strickwolle geklaut hatte. Der Hund des Hauses lag entspannt vor der Haustür und beobachtete den Schmetterling auf der blühenden Pracht. Das tiefe Braun seiner Flügel zeichnete sich hinter der kräftigen Blüte besonders gut ab. Der weiche Flaum seines Körpers hob sich ebenso gut hervor und als würde das kleine Tierchen im Wissen über seine Schönheit sein, präsentierte er sich auf der Blüte. Bewegte die Flügel. Drehte sich. Und flog zur Nächsten. Dort gesellte sich ein zweiter seiner Art hinzu. Zusammen schienen sie im Takte der Natur zu tanzen. Die Blüte war ihre Bühne und sie beiden die Stars. Der schwarze Labrador Rüde war ihr exklusives Publikum, zusammen mit einer Biene, die sich im kurzen Fell des Rüden niederlies. Es war angenehm warm durch die Strahlen der untergehenden Sonne.  Dann wurde die Tür geöffnet. Der Hund hob seinen Kopf, sah den Jungen an, welcher in die Hände klatschte und den Liebling zum Aufstehen animierte – es funktionierte. Die Biene flog davon. Der Rüde stand auf, schüttelte sein Fell ordentlich durch und trat mit freudigem Schwanzwedeln in die Wohnung. Das Schmetterlingspärchen tanzte währenddessen im Scheinwerferlicht der Sonne und flog gemeinsam im Rhythmus der Natur davon.   Das Leben in Tokio.   Zwei Straßen weiter war von dieser Idylle aus einer der zahlreichen Seitenstraßen nichts mehr zu spüren. Autos hupten, kamen nicht voran. Die Ampeln wechselten von Rot auf Grün und umgekehrt. Menschenmassen überquerten die Straßen, zahlreiche Autos standen hinter- und nebeneinander. Die Fenster der rollenden Blechlawinen waren fast durchweg geöffnet. Junge Mädchen wedelten sich mit verschieden gestalteten Fächern Luft entgegen und fast jede Mutter mit Kleinkind trug heute eine Flasche Wasser extra mit sich herum. Die Kinder erfreuten sich über das gekaufte Eis, die Straßenarbeiter ärgerten sich über die Hitze und den Staub. LKW-Fahrer lehnten genervt in ihren Fahrerkabinen und behielten den alltäglich aufkommenden Stau im Überblick. Radfahrer und Motorradfahrer drängten sich durch die glänzende Masse des Meeres von Staub, Enge und Blech. Empörte und bösartige Worte fielen. Gekicher auf der Straßenseite gegenüber, welche direkt zur Einkaufsmeile der Millionenmetropole führte. Eine Gruppe junger Mädchen erfreute sich über den Erwerb des heutigen Tages. Schminke und neue Kleider – nicht zu vergessen, neue Schuhe. Maurer und Gerüstaufsteller erfreuten sich der kurzen Röcke, langen Beine und aufkommenden Windböen. Banker und Computeringeneure liefen in ihren langen und meist dunklen Anzügen zügig durch die Straßen. Der Zeigefinger steckte meist im Knoten der Krawatte um sich etwas Luft zu verschaffen.   Es war Sommer.   Sieben Ventilatoren, 10 Kästen Wasser und ein Kühlschrank voller Eiswürfel, Eis und kühlbaren Lappen waren einige Straßen weiter das Grundinventar eines Fotostudios. Die Klimaanlage hatte vor zwei Tagen den Geist aufgegeben und die großaufgebauten Spots und Blitzanlagen erhitzten den Raum zusätzlich. Dennoch stand der Fototermin schon lange vor dem Ausfall und der bleibenden Hitzewelle – zum Leid aller Beteiligten konnte auch das Studio nicht gewechselt werden. Kazuki und Jin wanderten während Manabus Shooting mit dem Kopf der Ventilatoren mit, während Byou sich am liebsten zusammengelegt und in den Kühlschrank verfrachtet hätte. Der Kopf samt Oberkörper war hinter der großen Tür des Gerätes längst verschwunden - was Rui große Mühe bereitete, um an seine kühl gelagerte Wasserflasche zu kommen. Einen kurzen Moment nach der Errungenschaft lehnte er jedoch gemeinsam mit Byou im Eisfach...   Die beliebteste Jahreszeit machte seinen Namen alle Ehre. Egal ob als Bankangestellter, Kraftfahrer, Jugendlicher oder Musiker – es litten alle gleichermaßen unter der langanhaltenden Hitzewelle. Es hatte seit Wochen nicht geregnet, die Badeseen und Schwimmhallen wurden durch den täglichen Andrang der Massen gesprengt und selbst das Eis und Wasser wurde zum Ende der Woche in einigen Supermärkten knapp. Schlangen bildeten sich an den Kühlregalen. Ventilatoren waren schier ausverkauft – es bedarf etwas Glück, um noch einen zu erwerben – darum war der Leader der Band ziemlich stolz auf seinen Taschenventilator, welchem ihm sein Neffe geschenkt hatte. Das Teil war in einem großen Überraschungsei gewesen – ein Happy Hippo stemmte den, als Rakete geformten Ventilator. Er war Kazukis Heiligtum an diesen Tagen.   ...   „Ok, Danke das war’s für Heute!“ erklang die Stimme des Fotografen und leitete somit den verdienten und ersehnten Feierabend ein. Kaum waren die Worte ausgesprochen, da wickelte sich der Sänger den langen und fülligen Schal mit Leopardenmuster vom Hals und wies ihn stöhnend von sich. Beide Hände fuhren flach und straff über das verschwitzte Gesicht und anschließend durchs Haar, welches somit nach hinten gezogen wurde. Bloß weg aus dem Gesicht! Alles am Körper war zu warm, selbst ein winzig kleines Härchen. Jin zog sein Jackett aus und warf es beachtlos auf einen der Stühle. Anschließend suchte er seinen besten Freund des Tages auf – den Ventilator Nummer Fünf. Vor ihm hob er sein weißes Tanktop bis zum Hals und wollte sich am liebsten mit den Rotoren integrieren. Rui, welcher das Eisfach erneut aufgesucht hatte, sah seinen Kollegen schmunzelnd dabei zu, kam zu ihm und legte seine gekühlten Hände von hinten an den Bauch des Drummers. Der erschrak herzlich, gab dann jedoch einen langen und gedehnten Laut der Freude von sich - Dankend über den Kälteschock. Der überaus befriedigte Gesichtsausdruck sprach für sich.   „Trotz der erschwerten Umstände war es wirklich eine gute Zusammenarbeit. Vielen Dank Jungs.“, bedankte sich der Fotograf nochmals bei den jungen Männern und wies seinen Team an, alles abbauen zu können. Rui, dessen Hände noch immer an Jins Körper lagen und er somit zusammen mit Ventilator und Jin von rechts nach links wanderte, lächelte den Fotografen an und nickte: „Wir haben zu Danken.“, meinte er freundlich, als der Mediendesigner zu ihnen nach hinten kam und zufrieden seine Hände aneinander rieb. „So, ich würde dann die Fotos nochmal mit euch ansehen, wenn ihr noch nicht weggelaufen seid und dann denke ich, sind sie in zwei Wochen fertig.“, gab er zufrieden von sich. Manabu stieß daraufhin ein euphorisches: „Ja!“ aus und war somit auch der Erste, der sich zu dem Profi der Bearbeitungskünste gesellte. Um den Kopf ein gekühltes Handtuch gewickelt. Auch der Rest der Band folgte, sowie anschließende Diskussionen über die Auswertung der Bilder.   Alles in Allem war es ein erfolgreicher Arbeitstag gewesen.   ...   „Es wird echt Zeit dass du deine Bude fertig bekommst... sonst bin ich bald fertig.“, beschwerte sich Byou der am Steuer saß und nach Hause fuhr. Die Sonnenbrille auf der Nase, eine Mütze auf dem Kopf und die geliebte Jogginghose von Adidas schmückten den hübschen Körper, in dessen Mundwinkeln zu allen Überfluss eine Kippe klemmte. Nun gut - der Wagen bewegte sich ohnehin nur schleppend, und viel Konzentration brauchte es hierbei auch nicht, um im Standgas Zentimeter für Zentimeter voranzuschreiten im dichten Verkehr. Der Beifahrer lehnte gelassen mit dem Arm am herabgelassenen Fenster und lies die Hand nach draußen baumeln. Seine Sonnenbrille saß im schwarzen Haar und statt der Fluppe zierte Kazukis Lippen ein Lolli, welcher allein durch die Zunge in Bewegung gebracht wurde. Er lachte nur amüsiert über die Worte des Sängers, bei welchem er untergekommen war seit zwei Monaten und zog den Lolli nun mit der anderen Hand aus dem Mund. „Ich halte dein Herz-Kreislauf-System nur am Laufen mein Herzblatt.“, witzte er und sah mit einem breiten Grinsen hinüber zum ernst dreinblickenden Byou. Der aschte soeben aus dem ebenfalls herabgelassenen Fenster und blies den nikotinhaltigen Nebel aus seinen Lungen heraus. Zeige-und Mittelfinger lagen locker am Rande des Lenkrades, der Handballen lag auf dem Oberschenkel auf und ab und zu bewegte er den Wagen wenige Reifenumdrehungen vorwärts, ohne sich großartig dabei zu bewegen. Die Brauen hoben sich jedoch bei der Aussage des Gitarristen, dann fuhr er sich mit den Handrücken und haltender Kippe unter der Nase entlang und räusperte sich mit einem anschließend gedehnten Seufzer.   Doch ein Grinsen huschte über die schönen Lippen. Dann folgte ein ironisches und sehr straffes Nicken und die sarkastischen aber sehr ruhigen Worte: „Du hältst noch ganz andere Dinge am Laufen Junge.“  Das unverwechselbare Auflachen des Schwarzhaarigen folgte. „Byou-Chaaaan~... du wirst sehen, wenn ich weg bin, willst du dass ich wiederkomme.“, lachte Kazuki heißer auf und steckte sich den Lolli nun wieder zwischen die Lippen. Auch der Blonde lachte nun auf, nickte erneut und gab abermals ein sarkastisches: „Selbstverständlich.“, von sich. „keine zwei Stunden würde ich es ohne dich aushalten.“   Was nun davon Ernst war und was wohl eher als Spaß angesehen werden musste das konnte man sich drehen und biegen wie man es brauchte. Wahrscheinlich wussten beide nicht was genau sie davon ernst meinten und was nicht. Jedoch war nicht vom Tisch zu weisen, dass sie sich auch mit sehr unterschiedlichen Charakteren ziemlich gut verstanden. Kazuki war ein Stehaufmännchen, während Byou eher alles gelassener anging. Wie ein kleines Kind, bekam man auch Kazuki kaum kaputt – Byou hingegen bevorzugte es dann doch lieber mal nichts zu tun, als wieder Blödsinn zu verzapfen. Doch wie schon gesagt – man konnte es drehen und wenden je nach Belieben.   Entweder: Gleich und Gleich gesellt sich gern oder Gegensätze ziehen sich.       Nachdem vor zwei Monaten ein gewaltiger Sturm über das Land gezogen war und einen Teil der Stadt zerstörte lebte Kazuki nun Aufgrund seiner zerstörten Wohnung bei Byou. Viele Häuser und Wohnungen mussten renoviert werden. Kazuki hatte jedoch weniger Glück und gehörte zu dem Teil der Bevölkerung, dessen vier Wände abgerissen werden mussten. Dennoch waren alle ziemlich froh darüber gewesen, dass der Musiker an jenem Tag nicht zu Hause war, da der Sturm hunderte Verletzte und über 20 Tode opferte. Unter den Todesopfern befand sich auch die Frau des Pärchens, welche in der Nachbarwohnung lebten. Sie wurde unter den Geröllmassen begraben. Die Hochzeit des jungen Paares wäre in jenem Sommer gewesen und noch am Vorabend des Unglücks hatte Sie sich mit dem Musiker über den Balkon hinweg unterhalten und davon geschwärmt, wie unverschämt gut sie aussehen wird in ihrem längst gefundenen Hochzeitskleid. Sie war eine bildschöne Frau gewesen, wie Kazuki fand. Langes gewelltes Haar. Brünett. Schmale Augenbrauen welche von Natur aus eine perfekte Form hatten – ebenso ihre Figur. Sie begegnete den Menschen immer mit einem Lächeln im Gesicht.   Nun war sie tot.   Das Leben war unberechenbar. Die Welt war unberechenbar. Die Zeit war schnelllebig und doch schien sie manchmal einfach still zu stehen – so wie jetzt. Doch anstatt sich Byous Körperhaltung anzupassen, welche Bände sprach, dass er die Schnauze einfach nur voll hatte und endlich nach Hause in die klimatisierte Wohnung wollte, überkam den aufgeweckten Rebell eine Minute der Bedenklichkeit. Das Augenpaar suchte den Blonden auf. Die Lippen und die Zunge spielten mit dem süßlichen Bonbon am Stiel und die Gedanken schweiften etwas melancholisch ab.   Man mochte es Byou nicht anmerken oder ansehen, aber er hatte gesundheitliche Probleme und Anfang des Jahres eine OP hinter sich aufgrund dessen. Danach ging er dennoch arbeiten und bestritt sogar die Europa Tour. Er hatte oft Schmerzen und war am Ende des Tages total erledigt – doch der Öffentlichkeit erzählte er darüber nichts. Er mied das Thema auch unter den Kollegen oder privat. Trotzdem machte sich Kazuki Sorgen und er fragte sich des Öfteren – so wie Vorgestern beim Radiosender - ob es Byou in den Momenten, wenn er dasaß und vor sich hinstarrte und unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschte, gut ging. Wenn sich der Gitarrist den kleinen Zeh anstieß, dann hatte er die Angewohnheit beim fühlenden Schmerz an seinem Lippenpiercing zu spielen. Ob mit der Zunge, den Zähnen oder den Fingern – Hauptsache die Konzentration wurde auf den Schmuck gelenkt. Wenn der Blonde also in einer Show saß und seine Zunge so anzüglich leger über seine Lippen gleiten ließ oder den Blick senkte und verschiedene Anhaltspunkte suchte – war es dann eine Angewohnheit aus Langeweile oder weil er Schmerzen hatte?   Kazuki hatte ihn nie danach gefragt. Byou würde ihm nie darauf antworten.   Ein tiefer und genervter Seufzer wurde aus der Kehle gestoßen, dann schnippte der Blonde den Zigarettenstummel aus dem Fenster und lehnte sich nun auf den Rahmen der Tür. Den Kopf neigte er zur Seite und stützte diesen nun mit der Hand, während Zeige- und Mittelfinger der anderen Hand noch immer locker am Rande des Lenkrades lagen. Der Blick ruhte auf der Motorhaube von welcher die Hitze sichtbar empor stieg. Wellenartige und heiße Ströme stiegen gen Himmel.   „Wenn ich zu Hause gewesen wäre... dann würdest du jetzt hier alleine sitzen.“, kam es über die Lippen des Schwarzhaarigen, der ziemlich nachdenklich geworden ist und sich nun tiefer in den Sitz sinken ließ. Er konnte beobachten, wie der Blonde erst gar nicht reagierte, sich dann aber die Brauen unter der Sonnenbrille tief ins Gesicht zogen. Dann wurde er durch die dunklen Gläser hindurch angesehen. Byou verstand nicht was Kazuki ansprach, der daraufhin seufzte und den Lolli aus seinem Mund zog. „Vor zwei Monaten.“, klärte er ihn dann schließlich auf. „stell dir mal vor ich wäre zu Hause gewesen...“ „Bist du aber nicht.“, kam es sogleich von Byou, der den Kopf schüttelte und wieder aus der Windschutzscheibe sah. Die Blechlawine vor ihnen bewegte sich endlich wieder – wenn auch gemächlich. „Und selbst wenn...“, setzte der Sänger dann wieder an. „selbst das Geröll wäre über dich hinweggeflogen, weil es dem zu anstrengend gewesen wäre dich zu bezwingen.“ „Ach! Meinst du?“ „Meine ich.“, gab Byou nur schmunzelnd von sich und schaltete nun sogar in den zweiten Gang. Kazuki lachte leicht auf. „Ach komm schon...so anstrengend bin ich nicht, tu doch nicht so!“, protestierte er gespielt betroffen und brachte nun auch Byou richtig zum Lachen. „Das sind Tatsachen Prinzessin. Tatsachen.“, klärte er den Kollegen auf, welcher einen empörten Laut hervor stieß und den Lolli dann plötzlich gegen die Lippen von Byou drückte. Der zog den Kopf kurz zurück, nahm den Lolli dann aber ohne zu Fragen und zu verschmähen auf. „Byou Chan, du brauchst Zucker.“, kicherte Kazuki nur, bekam ein breites Grinsen vom Fahrer geschenkt und kramte nun seine Zigarettenschachtel hervor. „Klar...“, gab Byou nur wieder von sich, der jetzt sogar in den dritten Gang schaltete und die Kreuzung überquerte. Sein Blick wurde kurz auf den Gitarristen gerichtet, dann nickte er wieder. „Du hast nur kein Bock mehr auf das Teil.“ Wieder lachte Kazuki, steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an. „Ich hasse es wenn das Ding kleiner wird.“, teilte er überzeugten Ernstes mit und brachte Byou erneut zum Lachen, welcher die Hand kurze Augenblicke vom Lenkrad entfernte, um sie anschließend oben, locker über das Lenkrad zu legen. „Ja... es ist bedauerlich wenn manche Dinge ihren beliebten Anblick nicht halten.“   Gegensätze ziehen sich an – weil auch Gegensätze Vieles gemeinsam haben können.   ...   Abends um 21:00 Uhr war es nach wie vor noch warm genug, um im T-Shirt und kurzen Hosen draußen spazieren gehen zu können – durchaus Barfuß. Byou bevorzugte jedoch sein Outfit, welches er nach dem Duschen und dem Fotoshooting angezogen hatte und war also in seiner geliebten Jogginghose nochmals bei einem Bekannten gewesen. Auch Kazuki war nur kurz in der Wohnung gewesen nach ihrer Ankunft. Er wollte seine Schwester besuchen, hatte den Drang danach seinen Neffen mal wiederzusehen. Er hatte tatsächlich zu viel nachgedacht und wurde beinahe melancholisch. Dies musste geändert werden, so dachte er und stand wenig später freudestrahlend vor der Wohnung der großen Schwester. Diese machte jedoch ein weniger erfreutes Gesicht – nicht weil sie ihren Bruder nicht gerne sah – im Gegenteil, aber der Sohnemann lag mit Fieber schon seit dem Vorabend im Bett. Somit schwand auch die Euphorie des Musikers als er das zu hören und auch zu sehen bekam.   Es gab Wochen da sahen sie sich kaum und dann gab es Wochen, da sahen sie sich eher selten. Nein – hierbei unterliegt kein Fehler in der Wortwahl. Der Gitarrist machte jedoch einen gewaltigen Unterschied dazu, ob er seine Schwester nur drei Mal in einem Monat zu Gesicht bekam, oder ganze fünf Mal. Das war ein Himmelgroßer Unterschied. Jetzt, wo sie die Außenstelle in einer Stadt bei Osaka bekommen hatte und nur noch selten in der alten Wohnung war, konnte Kazuki sie nicht öfter sehen oder mehr mit seinem Neffen machen, wenn er Zeit hatte. Selbst wenn er wollte. Also nutzte er die Gelegenheit an diesem Abend. Spielte dem Jungen etwas auf der Gitarre dessen Mutter vor und Sang ihn wieder in den Schlaf. Auch wenn er es niemals zugeben würde, so fühlte sich der Musiker sehr oft einsam. Er hatte einen Vater, eine Mutter, eine Schwester. Gar einen Neffen. Doch wann bitte unternahmen sie etwas gemeinsam als Familie? Kazuki selbst trug einen Teil dazu bei, dass die Familie nicht mehr das war, wie er sie als Kind kannte. Sie waren nicht zerrüttet, doch der Rebell hatte sich mit 15, 16 Jahren schon für einen Auszug aus dem Elternhaus entschieden und wollte unabhängig sein. Wie Teenies eben so ticken. Klar gab es da Ärger zunächst, doch irgendwann waren die Wogen wieder geglättet. Nur dann waren beide Geschwister ebenfalls erwachsen und standen auf eigenen Beinen und die Eltern widmeten sich nun wieder mehr der Karriere und ihren wohltuenden Freizeitaktivitäten. Ein klassisches Beispiel von dem Satz, »Man hat sich auseinandergelebt«. Jeder lebte sein Leben, man meldete sich zu bestimmten Anlässen wie Geburtstagen oder Weihnachten und traf sich sporadisch ein paar Male im Jahr. Doch wie Familie fühlte es sich für den kleinen Bruder nicht an, der da am Bettrand des Neffen saß und ihn, als er eingeschlafen war, zärtlich über den Kopf streichelte.   Jeder Trug seine Geschichte mit sich. Jeder Mensch dem wir begegnen, hat seine eigene individuelle Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Jeder einzelne Mensch kann ganz viel erzählen und so einen Teil der Geschichte der gesamten Menschheit beitragen. Über viele, viele Ecken und Wege erzählt uns wahrscheinlich ein guter Freund eine Begebenheit, welche einem Jungen aus Afrika wiederfahren ist. Ohne diesen Freund und dessen zahlreichen vorangegangenen Zubringer, hätten wir von dem Jungen aus Afrika niemals etwas erfahren.   Das Leben war bunt und laut. Manchmal zu bunt. Manchmal zu laut.   An jenem Abend aber, war es viel zu leise. Es war grau. Es war grau und nicht einmal schwarz-weiß. Kazuki dachte sehr viel nach als er die Wohnung seiner Schwester verlassen hatte und sich auf den Nachhauseweg machte. Besser, auf den Weg zu Byou nach Hause.   War es denn alles richtig gewesen was er tat? Wohl kaum. Doch würde er die Zeit zurückdrehen können, dann würde er beinahe alles genauso machen, was er bislang getan hatte. Vielleicht würde er nicht mit Mitte 15 von zu Hause ausziehen, aber den Rest würde er genauso machen. Wenn er aber mit 17 oder 18 ausgezogen wäre, dann fragte er sich, ob er dann ebenfalls in die Band gekommen wäre. Ob er Musiker geworden wäre. Ob er Jin, Manabu, Rui und Byou dann jemals kennen gelernt hätte. Vielleicht würde seine Familie sich doch mehr als Familie anfühlen. Vielleicht wäre er in einer anderen Band? Vielleicht wäre er kein Musiker geworden? Und vielleicht wäre er dann vor genau zwei Monaten an diesem Abend des Unwetters zu Hause gewesen. Es war ohnehin purer Zufall, dass er nicht zu Hause war – denn ursprünglich wäre er das tatsächlich gewesen. Als ihn dann noch die Nachricht der verstorbenen und schönen Nachbarin ereilte, konnte er es kaum fassen. Ihren Mann hatte er seitdem auch nicht wieder gesehen – dem Gerede zu Folge soll er bei seinem Eltern auf dem Land sein um die Sache verarbeiten zu können.   Auch das ältere Ehepaar, welche im ersten Stock wohnten mussten mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Die Wohnreihe glich einem Bombenangriff. Überall lagen Schutt und Geröll. Das Hab und Gut der Anwohner lag verdreckt zwischen All dem auf der Straße und dem Gehweg. Die geparkten Autos konnten den Massen keinen Wiederstand leisten – erst Recht nicht den Sturm. Der Wagen eines Nachbars gegenüber fand sich eine Straßenecke weiter an einer massiven Werbesäule wieder. Das Blech hatte sich als Reklameschild wunderschön der Form der Säule angepasst.   Kazuki erinnerte sich, als er das Szenario zu Augen bekam und in sein Wohnviertel gefahren war, als der Sturm vorbei gewesen ist. Er konnte seinen Augen nicht trauen am nächsten Morgen. Und dann lag da sein Bilderrahmen mit einem Riss im Glas unter all den Sachen auf der Straße. Staub vom Gemäuer hatte sich durch die Ritzen gedrängt und verdreckten das Bild. Es war das Einzige Bild, wo Vater, Mutter, die beiden Großeltern und beide Kinder darauf waren. Sonst waren maximal drei Familienmitglieder auf hunderten Fotos. Aber wirklich selten gab es eins, wo sie alle zusammen abgebildet waren. Seit diesem Moment hatte der Gitarrist solche nachdenklichen Phasen, wo er nicht wusste, was eigentlich der Sinn des Lebens war. Und wo er sich fragte, ob es so etwas wie Schicksal nicht doch gab.   Es fühlte sich an, als würde er in seinem Wohnzimmer auf der Couch sitzen und eine schlechte Seifenoper ansehen. Oder einen schlecht gedrehten Katastrophenfilm. In dem Moment als der Hauptdarsteller per Zufall natürlich den Bilderrahmen fand und dieser natürlich ganz zufällig nur einen dämlichen Riss im Glas hatte – es wäre der Moment gewesen, an dem der Schwarzhaarige die Brauen gehoben hätte und ein: „Natürlich!“ von sich gegeben hätte. Aber er saß nicht auf seiner Couch. Er stand inmitten dieser Katastrophe und konnte nur wortlos auf die zerstörten Häuserreihen sehen. Ganz weit weg drangen die Laute der Großstadt in den Gehörgang. Die Sorgenvollen Worte der Nachbarn. Die Worte der Polizei und der Helfer...   Sein Großvater wollte immer, dass er Klavier spielen lernte. Als Kind fand Kazuki jedoch die Saiten einer Gitarre oder eines Basses interessanter. Nichts desto trotz lernte er für oder besser durch seinen Großvater auch das Klavierspielen. Dieser war ebenfalls begeisterter Musiker und wollte immer nur das Beste für seinen Enkel, sowie für seine Enkelin. Irgendwann fand auch der Schwarzhaarige Gefallen am Klavierspielen und musizierte zusammen mit seinem Großvater. Sie hatten sehr viel Spaß dabei und unterhielten damit auch den Rest der Familie. Jeden Sommer fuhren sie ans Meer in den Bungalow des alten Mannes. Die Wochenenden wurden dort verbracht. Draußen flackerte das Lagerfeuer friedlich und beruhigend vor sich her, während sich die Familie und Bekannte und einige Nachbarn der Schrebergärten darum versammelt hatten. Dann öffnete der Großvater die zweite Hälfte der großen alten Holztür des Bungalows. Im Eingangsbereich erschien dann ein riesiger Flügel – so hatte es der damals 8jährige wahrgenommen. Die Welt schien so groß und unergründlich zu sein. Es gab so viel Neues jeden Tag zu entdecken, so viel zu lernen. Und es kribbelte immer so spannend im Bauch, wenn der große Flügel vor ihm stand und er sich dran setzen durfte um zu spielen.   Als der Gitarrist inmitten der Katastrophe stand überkam ihn genau dieses Gefühl. Dieses Gefühl die Welt neu zu entdecken, alles spannend zu finden und unbegreifliche Dinge erfahren zu müssen. Der Blick wanderte nur kurz auf das verdreckte Foto. Haftete auf seinem Großvater.   Kazuki dachte gerne an den Bungalow und seinen Großvater zurück – auch wenn sie ein Jahr später, nach diesem wunderschönen Sommer, nie wieder hingefahren waren.   Es war ein hitziger Sommertag, es hatte seit Wochen nicht geregnet und dem Großvater ging es schon seit einiger Zeit nicht so gut. Dennoch spielte er noch sehr oft zusammen mit den kleinen Kazuki Klavier und brachte ihn ein wunderschönes Klavierstück bei. Es war sein Lieblingsstück, da er bei einem Konzert damals, als er noch Jung war seine Frau kennenlernte, welche vor Gänsehaut und Tränen gerührt willkürlich ihren zukünftigen Mann auf ein Taschentuch ansprach – der erste Moment, die erste Begegnung. Die Geschichte hatte Kazuki immer wieder gerne gehört. Immer wieder dann, wenn der Großvater ihm wieder eine Passage beibrachte, bis zu dem Tag an dem plötzlich alles anders wurde...   ...   Tage wie dieser erinnerten Kazuki daran. Er erinnerte sich daran, wie seine Großmutter sagte, dass die warme Sommerluft den Großvater mit sich genommen habe. Dass er mit ihr einfach fortgegangen ist. Dass er seine Arme ausgestreckt und einfach mit den Flügeln der Natur gegangen war... dabei hatten sie das Klavierstück doch nicht fertig geübt! Es fehlte der Schluss! Wie sollte Kazuki jemals das Klavierstück zu Ende spielen, wenn er es ihm doch nie gezeigt hatte?!   Der damals 8 Jährige konnte es nicht begreifen.   Jetzt war er 26 Jahre alt. Ein gutaussehender junger Mann. Erfolgreich, Selbstbewusst und mit beiden Beinen im Lebend stehend. Er betrat die Wohnung von Byou, in dessen geräumigen Wohnzimmer der besagte Flügel von Kazukis Großvater stand. Er hatte ihn das kostbare Andenken vermacht, welches in der alten Wohnung im Keller Zwischengelagert wurde all die Jahre. Er war etwas beschädigt durch das Unwetter, doch die Stahlträger der Decke, hatten Schlimmeres verhindert.   Ganz vorsichtig fuhren die Finger über die Abdeckung der Tasten. Fühlten das kühle und dunkle Hartholz unter der Haut, welches nun nach oben geklappt wurde. Die Tastenreihe erstreckte sich glanzvoll unter dem Verborgenen und löste das altbekannte Kribbeln in den Fingerspitzen des Musikers aus. Der Großstadt Tumult war unendlich weit weg. Er vergaß dass er in Byous Wohnung war, welcher noch nicht wieder zu Hause war. Das Ticken der Wanduhr driftete in weite Welten, dafür war die Erinnerung an den Großvater sehr präzise und greifbar.   Es war ein Tag wie heute – als er verstarb. Es war ein Tag wie heute – als sich Kazuki fragte, wie er das Stück jemals spielen sollte. Es war ein Tag wie heute – als seine Großmutter sagte, dass alles einen Anfang und ein Ende besaß. Es war ein Tag wie heute – an dem ihm seine Mutter sagte, dass alles was passierte im Leben in Ordnung sei. Man müsse es nur akzeptieren.   Ein Tag wie heute, an dem er als Kind am Flügel saß und dieses Lied spielte. Die Sommerluft seine Nase kitzelte und sanft durch sein brünettes Haar wehte.   Inception. Von Michael Ortega.   Die ersten Töne des Stückes erklangen im Raum und ließen ihn nostalgisch wirken in der doch heutigen hektischen und hochmodernisierten Welt. Die Klänge passten nicht mit den Inhalt des Raumes überein. Nicht mit dem Aussehen des jungen Mannes und dessen Charakter – wie ihn Außenstehende sahen.   Sanfte Töne - Traurige Töne. Sanfte Töne - Zuversichtliche Töne. Traurige, aber mit Zuversicht bedachte Klänge vereinten sich – ergaben ein Spiel. Ergaben ein Musikstück. Kazuki spielte nach all den Jahren wieder. Er spielte das Lied mit der so großen Bedeutung seiner Kindheit.   Inception. Anfang...   ...es bedeutete Anfang. Genau bei diesem Stück begegneten sich seine Großeltern. Und da war sie wieder – die Frage. Die Frage ob es so etwas wie Schicksal gab. Oder waren diese sogenannten Zufälle das altbekannte Schicksal, von dem immer alle sprachen?   Kazukis Augen schlossen sich. Von ganz alleine tanzten seine Finger über die Tasten, als wäre es noch nie anders gewesen. Als spielten Mensch und Instrument schon immer zusammen. Als führte der Flügel Kazukis Hände über die Klänge hinweg und hüllte den Raum in bedenkliche Melodien. In Melodien welche die Härchen im Nacken aufstellten, welche zum Nachdenken anregten, welche tiefe Emotionen hervorholten, aber auch zuversichtliche Entschlüsse zuließen.   Die Welt der Musik.   Byous Körper und Geist reagierten auf den Song und den Anblick, welcher sich bot, nachdem er seine Wohnung wenig später nach dem Gitarristen betreten hatte. Erst ging er davon aus dass der Fernseher lief – wie immer. Oder die PlayStation. Doch die Geräuschquelle ergab so gar keinen Sinn für den Sänger, der dann leise den Flur entlang geschlichen war und im Rahmen der Tür stehen blieb, als er seinen Kollegen da am Flügel sitzen sah. Er wusste von Kazukis Großvater und wie sehr er an diesen hing. Er wusste auch, dass er seither nie wieder diesen Flügel bespielt hatte. Umso verblüffender war der Anblick oder besser die Szene, welche sich ihm offenbarte, sodass er Inne hielt und das Ganze auf sich wirken lies.   Es war traumhaft. Es war berührend.   Überwältigend.   Dieses aufgebrachte Nervenbündel konnte so derart sensibel sein, dass es selbst einen gestandenen Mann das Wasser in die Augen drückte. Die Härchen stellten sich an Armen und Beinen auf und eine angenehme Gänsehaut ließ den Blonden kurz frösteln. Es wirkte sinnlich, so gefühlvoll, als hätte Kazuki nie etwas anderes getan. Wie er den Kopf emotional leicht zum Klang bewegte und die Augenlider die schönen Augen bedeckten. Wie sanft und engelsgleich die schönen Finger mit einer Leichtigkeit über die Tasten schwebten. Wie innig und Ernst sein Gesichtsausdruck dabei wirkte... Byou war hin und weg – war fasziniert, konnte die Augen nicht mehr vom Gitarristen losreisen. Das Bild war so grotesk und widersprüchlich, dass es am Ende doch ein Ganzes ergab und perfekt harmonierte.     Doch dann wurde das Spiel langsamer. Kazuki musste sich anstrengen und nachdenken – den Schluss hatte er ihn nie beigebracht, doch bis zu einem gewissen Punkt konnte er perfekt spielen und tat dies auch. Dann trat der Sänger still und heimlich zurück und verschwand im Badezimmer unter der Dusche. Er hielt es für angebracht diesen wohl emotionalen Moment von Kazuki nicht zu stören, wobei es auch ihn selbst heftig ergriffen hatte.   Musik.   Sie konnte so Vieles vermitteln, was Worte und Gesten niemals schafften. Ganz bestimmt dachte Kazuki gerade an seinen Großvater, an seine Familie und seine Kindheit – Byou kannte ihn einfach zu gut. Doch selbst wenn er seine Geschichte und ihn selbst vielleicht nicht kennen würde, so konnte er Aufgrund des gewählten Musikstückes daraus schließen, dass der Pianist gerade etwas verarbeiten musste oder wollte. Entweder lag es in der Zukunft oder aber in der Vergangenheit. Doch die Botschaft kam an. Die Botschaft der Bedenklichkeit, die so niemals hätte mit tausend Worten umschrieben werden können. Die niemals hätte erklärt werden können, auch nicht anhand von Beispielen. Und selbst wenn der Gesprächspartner dann am Ende der Erklärung und Assoziationen gesagt hätte, dass er wüsste was der andere meint – so konnte Byou in diesem Moment genau dasselbe fühlen wie Kazuki, als dieser spielte.   Die Gänsehaut. Das angenehme Herzklopfen. Die Welt der Gefühle.   Sie beide haben es gefühlt – zum selben Augenblick. Der Schwarzhaarige hatte dem Blonden unbewusst mitgeteilt, wie er sich fühlte. Die Gedanken blieben Geheim, aber das Gefühl wurde offenbart. Das war die Kunst der Musik. Dafür lebten die jungen Männer. Das war der Sinn ihres Lebens. Sich selbst mitzuteilen - die Fans zu berühren. Die Musik war nicht einfach nur Musik.   Musik bedeutete Leben! Freiheit! Grenzenlosigkeit! Benommenheit! Angst! Schmerz! Trauer! Leid! Freude! Emotion und Gefühl!   Musik konnte jede Sprache der Welt sprechen. Sie musste nicht übersetzt werden, es gab kein Wörterbuch dafür. Jeder verstand die Musik, verstand die Klänge und kannte die damit verbundenen Emotionen. Bessere Worte, Erklärungen und Beschreibungen gab es nicht, als die Musik. Die Welt der wunderschönen Klänge, der fantasievollen Abenteuer und Geschichten. Bewegte Bilder, mitreißende Emotionen bis man glaubte zu platzen!   Der Blonde betrachtete sich im Spiegel, nachdem er sich geduscht hatte und fuhr mit seinen Fingern über das Andenken der OP – die Narbe. Er mochte sie nicht – keiner mochte Narben an wunderschönen Körpern, von dem auch nicht gerade viel mehr übrig war seitdem. Byou selbst wusste ganz genau über seinen Gewichtsverlust und seine Essgewohnheiten seit der OP – doch er wusste genauso gut, dass er irgendwann wieder vollkommen fit sein wird. Es dauerte eben seine Zeit, auch wenn er sich in genau solchen Momenten wie diesen wünschte, dass das alles längst vorbei wäre, da seine Brust ihn wieder Schmerzen bereitete. Sie zwang ihn dazu, sich am Keramikbecken festzuhalten und den Oberkörper leicht nach vorn zu beugen. Die Muskeln spannten sich krampfartig an und die Zähne bissen fest aufeinander.   Vor Wut. Vor Schmerz.   Doch dann spürte er, wie sich eine Hand an seine Wunde legte. Er spürte den angenehm warmen Körper an den seinen, welcher eiskalt war von der gewollten eiskalten Dusche. Er spürte Kazukis Herzschlag. Spürte seine Nähe und die erneut aufkommende Gänsehaut. Plötzlich war der stechende Schmerz weg und er richtete sich wieder leicht auf, sah den Gitarristen durch den Spiegel hindurch an, welcher den Kopf auf seine Schulter gelegt hatte und ebenfalls den Blick des Eigentümers der Wohnung aufsuchte. Die schönen Augen, sie waren glasig. Sicherlich hatte es ihn die Tränen in die Augen getrieben.   Ganz bestimmt sogar.   „Du siehst verdammt sexy aus, wenn du sentimental bist.“, lächelte der Blonde auch schon kess, flüsterte jedoch um die ungewohnte und mystische Aura nicht zu zerstören, welche sie umgab. Kazuki presste die Lippen kurz aufeinander, dann verengten sich seine Augen und er begann breit zu Grinsen. „Nur dann?“, hakte er grinsend nach, flüsterte ebenfalls. Es war eine seltsame Situation an jenem Abend. Doch sie war faszinierend und unbeschreiblich schön. So unvorstellbar. Aber es war so Vieles im Leben unvorstellbar. Und doch existierte es.   Hörbar musste Byou leise in seinen imaginären Bart lachen und senkte sein schönes Haupt für einen Moment. Dann erst sah er den Gitarristen durch den Spiegel hindurch wieder an. Legte unbewusst und wiederwillig seiner Natur die Hand auf die des anderen, welche nach wie vor an seiner Wunde lag. Vielleicht wollte es der Sänger auch – dies blieb wohl ein Geheimnis. Doch Kazuki liebte diesen Augenblick der Nähe zu Byou. Vielleicht war es umgekehrt nicht anders.   Ganz bestimmt war es nicht anders.   „Schade dass wir noch kein Bühnenkonzept festgelegt haben, für die nächste Tour.“, flüsterte der Blonde lüstern, als ginge er der Frage aus den Weg. Doch der Schwarzhaarige verstand die Botschaft und kicherte leise auf, was mit einem Seufzen beendet wurde. „Lass uns noch ein Bier trinken.“, raunte der Gitarrist gegen die Ohrmuschel des Sängers, welcher schon längst wieder sein altbekanntes Spiel mit Zunge und Lippen begonnen hatte. Der Mund war leicht geöffnet, dann lachte er wieder leise auf und leckte sich über die Unterlippe. Es mochte alles keinen Sinn ergeben – doch es war eine vollständige Kommunikation zwischen den beiden gewesen.   Byou brachte seine Sehnsucht nach Kazukis Körper zum Ausdruck, während dieser mit einem: »Ich vermisse dich auch, lass uns kuscheln«, antwortete. Nur eben in verschlüsselter Sprache – war wohl klar. Das Bierchen wurde auf der bereits ausgeklappten Couch getrunken, welche Kazukis Nachtstätte war seit geraumer Zeit. Der Fernseher lief zur sinnlosen Hintergrundbeschallung und irgendwann schliefen beide auf der Couch ein. Es passierte nicht zum ersten Mal und Byou hatte wohl nicht gelogen oder gescherzt, als er meinte, dass er es keine zwei Stunden ohne den Rebell aushielt. Na gut – vielleicht waren zwei Stunden doch maßlos übertrieben, aber nach einigen Tagen wünschte er sich den Chaoten dann wahrscheinlich doch das ein oder andere Mal herbei.   Wobei – zwei Wochen Thailand waren ohne Kazuki auch wunderbar gewesen. Entspannend.   Der Mensch war ein Gewohnheitstier. Zwei Monate reichten vollkommen aus um eine neue Situation als alltäglich und selbstverständlich zu betrachten. Das Wissen darüber, wenn man nach Hause kam, dass schon jemand da war, war beruhigend und schön. Sollte doch keiner anwesend sein wenn sich die Tür hinter den Rücken schloss, dann wusste man jedoch, dass der andere eben später kommen würde. Aber es gab ihn – diesen Gegenpart den doch jeder Mensch brauchte. Egal in welchem Zusammenhang. Egal ob es Liebe, Freundschaft oder eine flüchtige Beziehung war – Hauptsache das Gefühl der Einsamkeit war weg. Und als Berühmtheit hatte man dies sehr oft, wenn man nicht schon den Partner des Lebens gefunden hatte. Natürlich war es auch mal schön alleine zu sein, seine eigenen vier Wände für sich zu haben und niemand zu sehen oder zu hören. Doch nicht auf Dauer.   Byou hatte feststellen müssen, dass er den Gedanken daran zu wissen, dass Kazuki bei ihm war, als angenehm empfand. Zumal sich die Situationen häuften, in welchen er den Gitarristen von einer ganz anderen Perspektive wahrnahm...   ...   Die langersehnte Abkühlung blieb auch in den folgenden Wochen aus und langsam zerrte die beständige Hitze an den Nerven. Studios und Sendestationen waren zwar bestens klimatisiert, doch sobald man diese Räumlichkeiten wieder verließ, lief man gegen eine Mauer - bestehend aus aufgestauter Hitze. Die Luft schien zu stehen, kein Sauerstoff schien enthalten zu sein in den lauen Lüftchen, welche nur sporadisch aufkamen. Mit viel Fantasie redete man sich ein, das Lüftchen wäre etwas kühler als alles andere. Der Happy Hippo schob Sonderschichten und Kazukis Hand schien längst eingewachsen zu sein am Knopf des kleinen Ventilators.   Doch wenige Tage später kam die Retourkutsche. Das ewige Klimaanlagen und Ventilatoren Gekühle schwächte das Immunsystem. Der ständige Wechsel von heiß und kalt. Das ständige Schwitzen und belüften der Haut führte zunächst zu einem Kratzen im Hals, welches dem Leader bei einer TV Show ständig aufhusten lies. Viel trinken war die Devise und hoffen dass das keine Sommergrippe werden würde – immerhin begann in einem Monat ihre Tour, wofür die Proben in den darauffolgenden Tagen endlich beginnen würden. Wenn da jetzt einer der Member erkranken würde, wäre dies eine mittlere Katastrophe. Die Konzerthallen waren längst ausverkauft. Alles war geplant, war niet- und nagelfest – ein Ausfall wäre Fatal.   „Wie kommst du mit der Wohnung voran, brauchst du Hilfe?“ erkundigte sich Jin nach der Show im Aufenthaltsraum des Gebäudes und zog sich gerade den Kragen seines Hemdes zurecht. Durch die geöffnete Tür drangen die Stimmen von Manabu, Rui und Byou in den Raum, die sich noch mit ein paar Musikerkollegen von der Band Sadie unterhielten, welche nach Ihnen nun in der Show waren. Kazuki schob sich ein Bonbon in den Mund und kramte in seiner Tasche herum, schüttelte dann aber dankend den Kopf. „Eigentlich wollte ich nach der Tour einziehen, aber das schaffe ich jetzt nicht mehr – auch nicht mit Hilfe.“ Jin hob die Brauen und richtete seinen Kragen vor den angebrachten Spiegel. „Entschuldige mal, wenn du den Helden mit den geheimen Superkräften nicht um Hilfe bittest.“, spaßte er und beobachtete den Kollegen im Augenwinkel, welcher nun zu ihn trat um seine Haare zurecht zu zupfen. Dabei lachte er leicht auf: „Der Held mit den geheimen Kräften steht bereits neben dir.“, meinte er überzeugt und bekam einen Stoß in die Seite. „Es gibt mehrere solche Helden!“, warf Jin empört ein und spekulierte auf seine Person – logisch. „So?“, hob Kazuki skeptisch die Brauen und trat mit seinem Gesicht näher an den Spiegel, um auch wirklich keinen Makel zu übersehen. „dein Name stand gar nicht im Servicebuch der Superhelden Verleih Ausgabe.“, schmunzelte er mit jedem Wort mehr und bekam einen heftigen und empörten Laut zu hören von Jin, welcher die Hände in die Hüften stemmte. Daraufhin lachte Kazuki wieder herzlich auf und trat vom Spiegel weg. „Die mindestgröße von 1,70m hast du aber doch erreicht, oder?“, lachte Kazuki weiter und bekam einen noch viel empörteren Gesichtsausdruck vom kleineren Drummer zugeworfen. Zusammen mit einen abwertigen Laut wurde jedoch schief dabei gegrinst und der Kopf geschüttelt. Natürlich hatte dieser die 1,70m noch nie erreicht, auch wenn es gar nicht so viel war, was bis dahin fehlte. Doch da Kazuki wusste, dass Jin gerne etwas größer wäre trampelte er freundlicherweise auf den am Boden liegenden Drummer herum.   Heißeres Husten folgte und es war auch klar, dass das kein Raucherhusten war. Es dauerte auch einige Sekunden, bis sich der Gitarrist mit einer Hustenattacke wieder beruhigte. Sie kamen wie aus dem Nichts heraus und trieben ihn des Öfteren die Tränen in die Augen. Der Drummer sah besorgt zu seinen Kollegen, der zurück zu seiner Tasche gegangen war. „Warst du mal beim Arzt? Das wird ja jeden Tag schlimmer.“, fragte die besorgte Stimme nach. Doch Kazuki schüttelte den Kopf und setzte sich die Sonnenbrille auf die Nase. „Mal sehen wie es nächste Woche ist. Die Oma sagt doch auch immer: „was von alleine kommt, geht auch wieder von alleine“.“, spaßte er mit erhobenen Finger und verstellter Stimme, woraufhin auch Jin lachen musste.   „Wer geht von alleine?“, erhellte dann die Stimme von Rui den Raum, welcher lächelnd hereinkam und auch die anderen beiden Member folgten. „Ich.“, meinte Kazuki dann grinsend und hob den Zeigfinger erneut, richtete ihn auf die Tür. „durch diese Tür werden mich diese Beine geleiten. Von ganz alleine.“, sprach er poetisch und brachte Rui zum Auflachen, während Manabu nur schmunzelnd die Brauen fraglich ins Gesicht zog. Byou schraubte seine kleine Wasserflasche eben wieder zu, schluckte den Rest hinunter und gab ein: „Die Hitze bekommt dir noch weniger als alles andere.“, von sich. „Bekommt ihn denn überhaupt was?“, fragte Manabu matt und bekam von Jin nur ein: „Eher fraglich.“, als Antwort.   „Manabu, denkst du an die Kabel für die Lautsprecher?“, sprach der Schwarzhaarige den anderen Gitarristen nun an, welcher die Unterlippe zwischen die Zähne geschoben hatte und sich durchs Haar fuhr. Er nickte bewusst zweimal, dann folgte ein kurzes: „Ja.“ „Wo gehst du hin?“, erkundigte sich Byou fraglich. „In die Apotheke.“, wurde kurz geantwortet, dann hob er auch schon die Hand, um auf Wiedersehen zu sagen. „Geh lieber zum Arzt!“, rief Jin ihm nach, bekam jedoch keine Antwort mehr. „Ich hab aber auch seit Tagen jeden Morgen so einen Kopf dran.“, veranschaulichte Manabu mit beiden Händen und ließ sich kurz auf einen Stuhl sinken. „Das Wetter ist ja auch heftig. Und heimtückisch. Wir müssen echt aufpassen dass wir uns jetzt nichts wegholen, das geht schneller als man denkt.“, ließ Rui seinen Gedanken freien Lauf und erntete durchweg Kopfnicken und Zustimmung. Byou, welcher die Hände in die Hüfte gestemmt hatte und wieder mit der Zunge an der Innenseite seiner Unterlippe entlang fuhr, gab nach wenigen Sekunden des Träumens ein nachdenkliches: „Kazuki hat’s bereits erwischt. Wir können nur hoffen dass der soweit erst mal Fit bleibt. Sonst haben wir ein echtes Problem.“, von sich. Das Gesicht blieb Ernst bei dieser Aussage, dann schweiften die Gedanken an den gestrigen Abend zurück...   Mit Luftgitarre und Fernbedienung wurde ein Bühnenauftritt inszeniert von den beiden. Da seit Anfang dieser Woche das Konzept festgelegt wurde und die Reihenfolge der spielenden Lieder ebenfalls stand, konnte schon einmal trocken geübt werden... doch dann wurde die Trockenübung eher weniger trocken auf der Schlafstätte des Gitarristen fortgeführt. Es passierte längst nicht zum ersten Mal. Sie waren ungebunden und jung. Was sollte die beiden also daran hindern ihren Trieben freien Lauf zu lassen?   Und es machte doch solchen Spaß...   ...   „Ich hab noch ´ne halbe Pizza im Ofen, willst du die haben?“, erkundigte sich Kazuki nach dem Hungergefühl des Sängers, als der nach Hause kam und den Duft des Essens schon im Treppenhaus wahrgenommen hatte. „Geil. Nehm ich.“, stieß Byou erschöpft vor Hitze aus sich heraus, streifte seine Schuhe von den Füßen und ging Barfuß durch den Flur in das Wohnzimmer und in die Küche. Sofort wurde sich vor die warme Quelle des Duftes und der Gier gehockt, um das gefundene Fressen zu begutachten. Dann jedoch wandte sich das Augenmerk auf den Schwarzschopf, der im Türrahmen lehnte und eine Tasse Tee trank. „Hast du echt nur eine Hälfte gegessen und bist jetzt satt?“, hakte der Blonde skeptisch nach und bekam erhobene Brauen als Antwort. Dann zogen sie sich jedoch tiefer ins Gesicht, die Tasse wurde gesenkt und der Kopf schmunzelnd geschüttelt. „Am Anfang, waren da noch zwei Pizzen im Ofen.“ - Was also hieß, er hatte schon eine Ganze und eine Halbe verdrückt. Sonst wäre das wirklich Alarmstufe Rot gewesen für den Wohnungsbesitzer. Aber es schien soweit alles in Ordnung zu sein – bis auf die Tatsache dass Kazuki Tee trank und die PlayStation noch nicht lief. Doch zunächst wurde sich der Pizza gewidmet. Sie wurde aus dem Ofen gehoben, auf einen Teller verfrachtet und auf den Tisch gestellt. Dazu genehmigte sich Byou ein Bier. Frisch aus dem Kühlschrank, was Besseres gab es nicht.   „Ich hab mein Regal aufgebaut.“, begann die Mietnomade den Zahlenden dann zu informieren, welcher gelassen auf dem Küchenstuhl saß und seine Pizza genoss. „Ich dachte das sollten die Handwerker machen?“, wurde die Aussage hinterfragt, woraufhin Kazuki die Brauen wieder hob und ein selbstgefälliges: „Also bitte, seh ich so aus als bräuchte ich Handwerker?“, aussprach. Byou antwortete nicht, grinste still und heimlich und sah kurz zu Kazuki auf, welcher den Türrahmen bevorzugte, statt eines Stuhles. „Was hast du hier denn alleine gemacht in deiner Wohnung?“, kam es Vorwurfsvoll vom Teetrinker, woraufhin ein ruhiges und entspanntes: „Alles.“ zurückkam. Und verdammt – Byou log den anderen gerade nicht an. Und der wusste das! „Und von welchem Regal ist die Rede? Du hast doch zwei bestellt, oder?“ Erwartungsvoll haftete der Blick auf dem schönen Gesicht des Jüngeren, der sich zunächst einen Schluck Tee gönnte – dann aber schwieg. Byou begann scheinheilig zu lachen und fuhr sich wieder leger mit der Zunge über die Lippen. Dann folgte dieses selbstgefällige Nicken, so nach dem Motto: »Wir wissen beide dass du zwei linke Hände hast in der Beziehung«. „Jetzt sag schon.“, forderte der Sitzende seine Antwort ein und konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Kazuki zog nur eine Schnute, ließ die Tasse etwas sinken und neigte den Kopf etwas zur Seite. „Das große Regal hättest auch du nie im Leben aufgebaut – zumindest nicht ohne Hilfe.“, entgegnete er nun. Byou lachte erneut und beließ es dabei. Kazuki hatte das Kleine aufgebaut. Ob nun mit oder ohne Hilfe war egal. Er hatte seine Information herausgefiltert.   Die nächste stumme Information stand auf der Anrichte der Küchenzeile, als der Sänger seinen Teller in den Geschirrspüler schob. Ein Fläschchen aus der Apotheke. Er nahm es an sich und las um was es sich handelte, war dann aber schon wieder skeptisch über die Errungenschaft des Gitarristen. „Japanisches Minzöl?“, stieß er abgeneigt hervor. Das Zeug roch ziemlich extrem nach Minze und Byou hasste Minzgeruch. Kazuki stattdessen mochte ihn. Er rauchte ja auch Menthol Zigaretten – was der Blonde mal so gar nicht verstehen konnte. Das Teufelszeug war ungenießbar in seinen Augen. Kazuki lachte nur wieder leicht, trat nun zu Byou an die Anrichte und streckte ihm seinen Hals entgegen. „Schnupper mal~.“, gab er belustigt von sich, was Byou auch tat und sich schlagartig abwandte vom hübschen Jüngling. „Baah~, du stinkst ja genauso. Hast du geduscht damit oder was?“, kam es empört und angewidert aus seinem Munde, was Kazuki zum Lachen brachte. „Nur eingerieben.“, gab er belustigt von sich und Byou hielt sich die Hand vor dem Mund. „Ist genauso schlimm, man!“, stieß er hervor und stellte das Fläschchen wieder zurück auf die Anrichte. Kazuki lachte erneut auf und grinste den anderen breit an. „Das wirkt Wunder.“ „Mh, natürlich.“, warf man ihm ironisch an den Kopf. „ein Wunder wäre es gewesen, hättest du dir mal was Richtiges geholt. Oder noch besser, wärst du mal zum Arzt gegangen.“  „Ach Byouuu~.“, dehnte Kazuki lachend den Namen des Älteren und kam wieder näher zu ihm. „Geh weg!“ „Komm her zu mir~.“, säuselte Kazuki scherzend und lachte erneut heißer auf. „Bleib wo du bist. Ich warne dich! Meine ganze Bude stinkt dann sicher nach dem Mist!“ „Nicht nach Mist Byou... nach Minze... das ist gesund. Schadet dir sicher auch nicht. Ist außerdem gut für die Stimme Baby~...“, kicherte er wieder und stellte seine Tasse nun neben das Fläschchen und streckte die Arme nach dem Blonden aus. Der ging immer, wenn Kazuki auf ihn zukam, gleich das Doppelte zurück und trat nun rückwärts aus der Küche. Die Hände erhoben, die Finger vor dem Gesicht gekreuzt. „Hau ab, weiche von mir!“, grinste er nun, wurde aber weiterhin von der wandelnden Minze verfolgt...   Im Normalfall wäre Byou nach Hause gekommen, hätte sich ein Bier genommen und sich auf der Couch niedergelassen. Er hätte keine Pizza zum Abend gehabt, weil er sich keine geholt hätte und er würde jetzt nicht so herzhaft lachen müssen, weil ihm der Minzbaum da verfolgte. Komischerweise hatte er sich innerlich auf so etwas in der Art eingestellt, als er die Wohnungstür öffnete. Der Gedanke daran, sich gemütlich mit einem Bier auf die Couch zu setzen, war schon seit mehreren Wochen nicht wieder aufgetaucht. Der Gitarrist wandelte Byous Vorlieben und Gedankengänge. Gar seine alltäglichen Handlungen. Und er hatte Gefallen daran gefunden – wenn er ihn am liebsten auch des Öfteren in der Luft zerreißen wollte. Kazuki war sein Sonnenschein. Schon immer gewesen. Noch nie angedeutet - noch nie gesagt.   Es würde auch niemals dazu kommen. Doch es würde immer so bleiben.   Die Hand des Schwarzhaarigen legte sich wieder einmal an die Brust des Sängers, der von einem Termin bei einem Radiosender gekommen war, wie Kazuki wusste. Er trug ein blaues T-Shirt mit einem weiten V-Ausschnitt, wo zwei silberne Ketten seinen Hals zierten, welche bis zur Brust auf der Haut lagen. Über dem Shirt trug der Blonde eine graue, lange Weste aus sehr dünnem Stoff. Dann folgte eine Grau-Schwarze Hose, welche eng anliegend war. Er sah gut aus. Er sah immer gut aus. „Oh Sexy Blondie.“, raunte Kazuki ihm entgegen und lies die Hand unter dem Stoff verschwinden. „schnupper an der Minze...“, flüsterte die angeschlagene Stimme, deren Lippen von einem frechen Grinsen umschmeichelt wurden. Die Hand erfühlte die feine Narbe an der Brust des schönen Körpers, während sie beide langsamen Schrittes bis zum Flügel gingen, der Byou schließlich daran hinderte weitere Schritte zu gehen. Also lehnte er sich gewollt gegen das Hartholz und den Gussrahmen des Corpus. Die Augen auf Kazuki gerichtet, die Unterlippe mit der rechten Seite zwischen die Zähne geklemmt. Ein Grinsen dabei auf den Lippen. Ein stummes Nicken folgte. Ein lüsternes Nicken.   Die Finger des Gitarristen glitten sanft unter den Stoff des Oberteils über die glatte und schmale Narbe. Als wollte er damit sehen, wie es dem anderen ging. Fehlanzeige – es funktionierte nicht, doch er bildete sich ein zu wissen, dass es Byou heute ziemlich gut ging. Dafür dass er, im Gegensatz zu ihm, noch einen weiteren Termin hatte. Die andere Hand legte sich an die schmale Hüfte, dann schlüpften die Finger gekonnt unter dem Stoff und erfühlten die feine und warme Haut, welche darunter lag. Byou klemmte sich nun die andere Seite zwischen die Zähne, nachdem er sich, wie so oft, über die Lippen leckte. Das Grinsen der Lust und des Gefallens lag auf seinen Zügen. Der Blick auf jede Bewegung des Gitarristen gerichtet. Ein stummes Nicken folgte – eine Aufforderung, der Kazuki gerne nachging. Er zog die Hand an der Narbe zurück und auch die andere kam wieder zum Vorschein. Dann zog er dem anderen die Weste aus, lies sie ohne Beachtung auf den Boden sinken. Dann stahlen sich beide Hände von der Hüfte hinweg unter das blaue Textil und legten sich auf die schöne, weiche Haut. Wanderten nach oben und schoben somit auch den Stoff mit sich. Der wurde kurze Momente später über den Kopf des Sängers gezogen – fand Platz neben dem grauen Teil, was bereits unten lag.   „Oh du sexy Blondie...“, wiederholte Kazuki mit lüsternen Unterton, als er erneut mit beiden Händen über den nackten Oberkörper des Sängers fuhr. Es fühlte sich einfach gut an. Es fühlte sich verdammt gut an ihn zu spüren. Ihn zu sehen. Ihn zu hören. Beide hatten dieselben Gedanken in jenem Moment – keiner sprach sie jedoch aus. Die Hand von Byou war es, welche mit sanftem Kraulen im Nacken auf Kazukis Aussage antwortete. Auf seine Gesten antwortete. Auf sein Handeln, auf sein Vorhaben reagierte. Dann öffnete der Blonde wieder leicht den Mund, sah mit lasziv angehauchtem Blick dabei zu, wie der Jüngere seine Narbe küsste. Spürte seine Hände an seinem Körper und ergriff nun fest den Haaransatz im Nacken, um dessen Kopf zu ihm zu wenden. „Ich bin so froh, dass du mich nicht erst zusammenbauen musst Kazuki...“, scherzte er lüstern und streute nochmals richtig Salz in die Wunde. Doch war es im Grunde auch ein Kompliment gewesen – dafür dass der Schwarzschopf in Sachen zusammenbauen zwei linke Hände hatte, erwiesen sich diese beiden Körperteile – unter anderen- als sehr nützlich und geschickt. „Ich auch.“, flüsterte dieser dann nur schmunzelnd, ließ seine Hände währenddessen vom Becken des Sängers nach hinten wandern. Von dort aus grub er die Fingernägel mit leichtem Druck in die schöne Haut und hinterließ leichte, rote Striemen bis zu den Schulterblättern.   Byou liebte es.   Halbgeöffnete Augen sahen den Blonden lustverschleiert an. Fingernägel auf seiner Haut gaben ihm ein wohliges und verdammt gutes Gefühl. Die feuchte Zunge des Schwarzhaarigen fuhr über die sündig lächelnden Lippen, dann berührten sich allein nur die Zungenspitzen im Freien. Die Fans würden sterben für diesen Anblick. „Lass die Nägel auf der Bühne weg.“, hauchte Byou dem Jüngeren gegen die Lippen und drückte ihm nun gar ganz die Seinen auf. Beide grinsten dabei lüstern und amüsiert, während der Ältere Kazuki zurückdrängte. Ihm das simple Shirt mit einem erschossenen Hasen drauf über den Kopf zog. Dann stieß er den hübschen Gitarristen zurück auf die Couch und beugte sich sogleich über diesen. „Du bist ein böser Junge.“, raunte er ihm mit aufeinandergepressten Zähnen entgegen, woraufhin Kazuki die Lippen zunächst fest aufeinanderpresste und den Blick erotischen Gelüsten schenkte. Vielsagend hob er ein paar Male die Brauen hintereinander, dann öffnete er den Mund und tat es wie Byou – leckte sich lasziv über die Oberlippe. „Du stehst doch... auf böse Jungs.“, hauchte die angeschlagene Stimme den Blonden entgegen. Der lachte kurz auf, nickte dann wieder mit eingeklemmter Unterlippe und verengten Augen. „Ganz besonders...auf böse Jungs.“, bestätigte Byou mit dem Klang der Lust und näherte sich wieder den Lippen des Gitarristen. Seine Kette lag nun auf der Brust von Kazuki du streifte dessen Haut. Es war ein angenehmes Gefühl. Es war nur eine Kette. Aber es war seine Kette...   Die Welt der Gefühle.   Ebenso ein Mysterium, wie die Musik. Auch Sie konnte alle Sprachen und wirklich jeder konnte sie nachvollziehen.   Was genau es bei Kazuki und Byou war vermochten beide nicht zu sagen – vielleicht wollte es sich auch keiner eingestehen – doch ganz offensichtlich hatten die beiden etwas füreinander übrig. Auch wenn es zunächst wohl nur der Bespaßung diente und der ganze Rest auf Sachen Fanservice verlief – da war von beiden Seiten mit jeder Woche die sie zusammen verbrachten mehr für den anderen übrig, als Bespaßung und Fanservice.   „Ahhh~!“   Sehr viel mehr...   ----------------------- Next?   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)