Ein Jahr von szymzickeonee-sama ================================================================================ April - dritte und vierte Woche ------------------------------- Ino hasste Botenjobs. Blumen arrangieren? Auf jeden Fall! Aber sie ausliefern? Vor allem in ihrer jetzigen Stimmung hatte sie sowasvon keinen Bock auf glückliche Pärchen die sich vor Wiedersehensfreude schluchzend in den Armen lagen. Die Blumen allerdings konnten nichts dafür. Der unglaubliche, volle Duft der Fresien war einer von Inos Lieblingsdüften. Sie hatte sogar drei verschiedene Parfüme, die eine Kopfnote von Fresien trugen. Vorsichtig nahm sie den Strauß in die andere Hand, und wechselte auch das Papp-Schild, das sie hochhalten sollte. Sie hatte nicht verstanden, warum ihr Vater »Yamanaka« darauf geschrieben hatte, anstatt des Kunden-Namens, wie sie das gemacht hätte. Aber gut, er war der Chef. Und er hatte sie mit diesem typischen Vater-Blick angesehen, der sie dazu gebracht hatte, zähneknirschend diesen Botenjob anzunehmen. Wenigstens hatte der Flug keine Verspätung. Sie konnte schon die ersten aussteigenden Passagiere sehen. Zeit, ihr professionellstes Lächeln aufzusetzen. Innerlich erlaubte sie sich trotzdem, die Augen zu verdrehen, als neben ihr eine Frau ihrem Kerl in die Arme hüpfte, tränenüberströmt, und irgendwas davon faselte, dass sie nie mehr ohne ihn seien wolle, etc. pp. … Und dann sah Ino etwas, wodurch ihr professionelles Lächeln in sich zusammenfiel wie ein Soufflé, das man zu früh aus dem Ofen geholt hatte. Sai. Mit einer Mischung aus Freude und Verzeihung heischender Miene kam er auf sie zu, seinen alten Rucksack lässig über eine Schulter geworfen. Die Wut, die sich in den letzten etwa anderthalb Wochen bei Ino aufgestaut hatte, bahnte sich ihren Weg. Dieser-! »Hallo, mein Engel«, sagte Sai leise, lächelnd und sichtlich nervös. Nein. Nein, jetzt nicht dahin schmelzen! Sie war wütend, verdammt noch mal. Und schlagfertig! Also, was könnte sie sagen, um ihm zu zeigen, wie sehr sein Verhalten sie verletzt hatte? »Sonderlich braun geworden bist du aber nicht, was?«, brachte sie wenig überzeugend hervor, und ärgerte sich über ihre zittrige, wenn auch schnippische Stimme. Sonderbarerweise schien das Sais Nervosität aufzulösen. Er lächelte jetzt sein richtiges Lächeln. Nicht das schmallippige, das für die Außenwelt bestimmt war. Nicht das zufriedene, wenn er sich im Kreis seiner Freunde befand. Sondern das glückliche, das, welches seine Augen zum Strahlen brachte, immer wenn er Ino ansah. Ihre Zunge war ein Knoten. Jegliche weitere schnippische Erwiderung war verbrannt in der Hitze, die sich jetzt in ihr ausbreitete. Und dann machte Sai es noch schlimmer, auf seine ganz eigene, so unglaublich unvorhersehbare Art. »Ich habe ein Hotelzimmer für uns gebucht.« Diese Dreistigkeit! Und trotzdem war da eine wilde Freude, unglaubliche Glücklichkeit in ihr. »Was sind wir zuversichtlich«, gab Ino zurück, mühevoll ein Lächeln unterdrücken. Sie boxte ihn mit dem Blumenstrauß gegen die Brust. Sai, der sonst keine Miene verzog, zeigte seinen treusten Dackelblick, bevor sie beide gleichzeitig die Ernsthaftigkeit nicht mehr aufrecht erhalten konnten und sich in die Arme fielen. »Du bist ein ganz schlimmer, weißt du das?«, murmelte Ino an seiner Schulter. »Habe von der besten gelernt.« Sanfte Küsse an ihrem Hals, seine Hände auf ihrer Hüfte. »Sai...« »Hm?« Knabbernde Lippen, die zu ihrem Schlüsselbein wanderten. »Wir sind immer noch auf dem Flughafen.« »Dann wird es höchste Zeit, dass wir uns ein Taxi rufen, in dem wir rummachen können, bis wir im Hotel sind.« »Du bist unmöglich!« »Ich nehme nur das mit dem Versöhnungssex sehr ernst.« Und sein Blick sagte genau das. Auch, wenn Ino den Funken Amüsement darin nicht übersah. »Ich hoffe für dich, dass du dich gut informiert hast, was die Aufgaben des sich Entschuldigenden sind«, neckte sie, als Sai ihre Hand nahm und sie vom Gate weg führte. Er blickte mit ernster Miene zu ihr, nickte, und sagte: »Natürlich. Zehn Orgasmen für dich, auszuführen per Hand oder Zunge. Erst dann darf ich dich zur Besinnungslosigkeit vögeln.« Sie konnte nicht anders. Fröhliches, befreites Gelächter brach aus ihr heraus, und sie zog Sai für einen schnellen Kuss heran. Mieses, diesiges Matschwetter. Sasuke schüttelte es. Wie gut, dass er so klug gewesen war, sich eine Hallensportart auszusuchen. Ein letztes Mal überprüfte er seine Tasche, seine Ausrüstung, atmete tief durch, um die Nervosität zu verdrängen, und ging dann nach unten. Er war die Treppe erst halb herunter gekommen, als es an der Tür klingelte. Itachi, der schon in der Eingangshalle stand, öffnete, und winkte Sakura und Naruto herein. »Dann können wir ja los«, sagte Sasuke, nachdem er seinen beiden Freunden zugenickt hatte. »Ich fahre«, erklang eine ruhige Stimme hinter ihm, und irritiert drehte sich Sasuke zu seinem Vater um. Sein Herz krampfte sich auf eine unangenehme Weise zusammen. »Vater?« »Ich habe mir nicht extra frei genommen, damit ich zu Hause Däumchen drehen kann, Sasuke. Ich werde mir deinen Kampf ansehen.« In Sasukes Ohren klang das fast wie eine Drohung. Er schluckte trocken, und bemerke aus den Augenwinkeln, wie Naruto und Sakura einen überraschten Blick wechselten. Itachi klatschte in die Hände. »Na, dann mal los!« Fiebrige Anspannung hatte sich auf der Bank des Kendo-Teams von Konoha breit gemacht, nachdem Sasuke ins Halbfinale eingezogen war. Da er der Captain war, hielt jetzt Temari als seine Vertretung die kleine Zwischen-Ansprache, bei der sie seine bisherigen Kämpfe lobte. Obwohl nicht zum Team gehörig, hatten sich auch die Eltern und einige Mitschüler dazu gesellt, um Sasuke in den nächsten Kämpfen Glück zu wünschen. Temari strahlte ob ihres größer werdenden Publikums, und drehte sich schließlich mit einem Abschlusssatz auf den Lippen zu Sasuke um – nur um verärgert festzustellen, dass dieser ihr gar nicht zugehört hatte. »Was hast du da eigentlich?«, fragte sie gereizt, weil Sasuke, gleichwohl ihrer Ansprache zunickend, nicht von dem Papier in seinen Händen aufgesehen hatte. »Nichts«, murmelte er leise, und wollte das Blatt weg stecken, aber Temari war schneller. »Eine Englisch-Zusammenfassung? Lernst du etwa jetzt noch für die Arbeit?!«, entrüstete sie sich, zerknüllte das Papier, und baute sich bedrohlich vor Sasuke auf. Sie ignorierte jetzt vollkommen die ganzen Umstehenden, und senkte auch nicht ihre Stimme, als sie weiter meckerte. »Du stehst nur Minuten vor dem wichtigsten Kampf deines Lebens – einen Kampf, auf den du dich voll und ganz konzentrieren musst – und du lernst für die nächste Klassenarbeit?!« Fugaku, der zusammen mit Itachi in der Nähe gestanden hatte, runzelte die Stirn. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was Mikoto jetzt sagen würde. Sie würde ihm, Fugaku, Vorhaltungen machen. Vorhaltungen, dass Sasuke zu viel lernte, um damit die Anerkennung seines Vaters zu erreichen. »Ob ich wohl noch ein Wort mit meinem Sohn sprechen könnte«, sagte Fugaku aalglatt, und bevor er es sich anders überlegen konnte. Die Umstehenden verstummten, und wie eine Herde Schafe verzogen sie sich sofort. »Denkst du nicht, es wäre ratsam, sich auf eine Sache zu konzentrieren?«, versuchte Fugaku sich vorzutasten. Sasuke versteifte sich, was seinem Vater nicht entging. Itachi, wohlweislich in der Nähe geblieben, wollte schon fast eingreifen, als Fugaku tief Luft holte, und sich neben seinen Jüngsten auf die Bank setzte. »Ich will, dass du und Itachi, dass ihr ein erfolgreiches Leben habt, dass ihr immer erreicht, was ihr euch vornehmt. Was… deine Mutter mir schon lange versucht klar zu machen, ist… du wähnst dich immer in Itachis Schatten, und versuchst, es mir immer Recht zu machen.« Mit festem Blick sah er Sasuke an, der trocken schluckte, aber dem Blick seines Vaters nicht auswich. »Ich bin ein strenger Vater. Strenger als ich vielleicht seinen müsste. Du brauchst gar nicht versuchen, mich stolz zu machen, Sasuke.« Sasuke wurde blass. Was meinte sein Vater damit? »Ich werde immer stolz auf dich sein, mein Sohn.« Kurz herrschte Stille, aber als Sasuke nichts sagte, fuhr Fugaku fort: »Ich wollte und will nur das beste für dich und deinen Bruder, will, dass ihr die besten Voraussetzungen für euer restliches Leben habt. Und vielleicht bin ich bei dir noch strenger als bei Itachi gewesen, was das Lernen angeht. Weil ich immer gesehen habe, wie viele Freunde du hattest, mit denen du regelmäßige Unternehmungen geplant hast. Itachi war ein Eigenbrötler. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er Schulfreunde hatte.« Ungläubig starrte Sasuke seinen Vater an, währen Itachi, ungesehen von den beiden, eine beleidigte Miene zog. Keine Freunde? Pah… »Was ich sagen will: Du darfst, nein, du musst auch mal entspannen. Vom Lernen, meine ich. Ich hatte das Glück, früh deine Mutter kennen zu lernen. Sie hat mich oft auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Du brauchst Freunde in deinem Leben. Freude in deinem Leben.« Er legte Sasuke die Hand auf die Schulter, und versuchte aus der perplexen Miene seines Sohnes schlau zu werden. »Dad…« Sasuke schluckte, sprach aber nicht weiter. Fugaku, seltsam berührt von diesem Moment, ließ den Blick durch die Halle schweifen. In der Ferne meinte er, etwas pinkes aufblitzen zu sehen, und plötzlich wusste er, was er zu sagen hatte. »Wie geht es eigentlich Sakura?« »Uh…« Wie gut, dass seine Söhne das Nicht-Erröten von ihm hatten. »Vielleicht solltest du nach dem Turnier damit anfangen, wieder mehr Zeit mit deinen Freunden zu verbringen. Schließlich ist es nicht mehr lange bis zum Abschluss.« Sasuke, in dessen Kopf die Gedanken nur so ratterten, nickt abwesend. Fugaku klopfte ihm auf die Schulter und stand auf, neigte sich dann aber doch noch einmal zu Sasuke hinunter und sprach mit gesenkter Stimme: »Sie ist ein nettes Mädchen, aber sie wird nicht ewig warten. Nimm dir Zeit für sie, bevor du es irgendwann bereust.« Er ließ seinen Sohn auf der Bank sitzen, und gesellte sich zu den außer Hörweite stehenden Sabakunos. Rasa und Karura waren zwar keine direkten Geschäftspartner, aber man kannte sich schließlich, so in der gehobeneren Gesellschaft. Sasuke indes war einfach nur verblüfft über die kleine Rede seines Vaters. Verblüfft und aufgewühlt. Eine gewisse Erleichterung durchflutete ihn, bevor er wieder im Hier und Jetzt landet. Mit einem Schlag war die Anspannung des nahenden Kampfes wieder da. Und trotzdem. Er hob den Kopf, und ohne zu suchen, fand er zielsicher Sakuras lächelndes Gesicht in der Menge. Er war kein Feigling. »Sasuke-kun!«, quietschte es plötzlich in einer nervigen Kleinmädchenstimme neben ihm. Er reagierte mit nicht mehr als mit einem Grunzen. »Sasuke-kun, alles Gute für den nächsten Kampf! Ich weiß, du schaffst es.« Er nuschelte »Danke«, und erhob sich, weil in diesem Moment der Schiedsrichter das Zeichen gab, dass die Kämpfer sich versammeln sollten. Sein Entschluss stand fest. Kaoru lächelte ihm verklärt nach. »Was meint ihr, ist das Turnier schon vorbei?«, ließ sich Hinatas leise Stimme vernehmen. Tenten und Shikamaru, die beide im Schneidersitz vor Hiashi Hyuugas persönlichem Shogibrett saßen, blickten nicht mal auf. Neji hingegen, der bewaffnet mit einem Rotstift Tentens Mathe-Hausaufgaben durchging, blickte auf und sah zur Uhr. »Ich bin mir sicher, dass sich Sakura oder Naruto melden, sobald die Siegerehrung vorbei ist«, sagte er. »Wie hast du Temari eigentlich davon überzeugt, dass du nicht zugucken musst?«, wandte er sich mit der Frage, die ihn schon eine ganze Weile beschäftigte, an Shikamaru. Doch der zuckte mit den Schultern. »Sie sagt, ich mache sie mit meiner Art einfach ‚kirre‘. Was auch immer das heißen mag.« Die beiden Freundinnen unterdrückten ein Lachen, und Hinata wandte sich schnell wieder ihrer Englisch-Lektüre aus dem ersten Halbjahr zu. Die darauffolgende Stille wurde nur von dem gelegentlichen leisen Klacken der Spielsteine unterbrochen. Shikamaru hatte den Kopf in die Hand gestützt, und betrachtete gelangweilt das Brett, während Tenten hochkonzentriert war. Neji klappte den Kollege-Block zu, nachdem er fertig war, und beobachtete, wie Tenten mehr und mehr die Stirn runzelte. »Tsume«, ließ sich schließlich Shikamaru vernehmen, und Tenten blies ärgerlich die Wangen auf. Nejis Herz machte einen holprigen Satz. Sie sah so süß und unschuldig aus. »Ich muss sagen«, Shikamaru gähnte, »wenn du betrunken bist, spielst du deutlich besser.« Tenten kniff die Augen zusammen. »Hinata, hast du nicht-« »Nein«, ging Neji dazwischen. »Ich denke«, fügte er hinzu, als Tenten ihn mit vorgeschobener Unterlippe ansah – er wollte rein beißen, ganz sanft, und dann – er räusperte sich, wandte den Blick ab. »Ich denke, du musst nüchtern sein, damit wir deine Mathe-Aufgaben durchgehen können.« Sie stöhnte leise. Dann wandte sie sich zu Shikamaru um. »Aber danach spielen wir noch eine Runde! Irgendwann werde ich dich besiegen!« Ergeben nickend streckte sich Shikamaru, und warf einen Blick nach draußen. Die vier hatten die Schiebetüren zum Garten geöffnet, weil es für April nahezu lachhaft warm war, und jetzt zog es Shikamaru nach draußen. »Kannst mich wecken, wenn ihr fertig seid«, sagte er, und schlurfte auf die Veranda, von wo er die Wiese betrat, sich auf den Rücken legte, und den Himmel – oder vielmehr die Wolken – betrachtete. »Hinata, ich brauche einen Schnaps oder so«, flüsterte Tenten ihrer besten Freundin verschwörerisch zu. Das Mädchen kicherte, während Neji seine Freundin mit einem kritischen Blick strafte. »Ach komm schon, du gewinnst auch nie gegen ihn – wenn alles, was ich brauche, um ihn von seinem hohen Ross runter zu holen, ein kleiner Schwips ist-« »Ich kann euch immer noch hören«, ertönte es gelangweilt aus dem Garten. Tenten und Hinata prusteten los, und Neji verdrehte die Augen. Auf ihn wirkten die beiden Mädchen bereits betrunken genug. Nichts desto trotz kam es dazu, dass Tenten nach einem kleinen Glas Sake aus Hiashis persönlichem Vorrat (Neji hatte noch heftiger protestiert! Was, wenn sein Onkel es herausfand? Aber Hinata hatte abgewunken und versprochen die Schuld auf sich zu nehmen) mit einem Mega-Watt-Grinsen erneut gegen Shikamaru antrat. Und gewann. Hinata hielt das denkwürdige Ereignis mit ihrer Handykamera fest, gerade als viele Kilometer weiter ein lauter Pfiff den alles entscheidenden Finalkampf der Oberstufen-Kendo-Liga beendete. Bejubelt und umringt von unzähligen, ihm teilweise vollkommen unbekannten Menschen, erschöpft vom harten Kampf, und fest entschlossen, hatte Sasuke jetzt wirklich keinen Nerv dafür, sich die ganzen Glückwünsche anzuhören. Fest auf das Ziel fixiert schob er sich durch die Menge – und hatte Pech, dass Hayate-Sensei in diesem Moment das Team zur Ordnung rief und in die Umkleidekabinen beorderte. In einer knappen Stunde sollte die Preisverleihung stattfinden, und bis dahin sollten alle sich frisch gemacht haben. Unzählige Schulterklopfer später schälte Sasuke sich aus seiner Ausrüstung, umgeben von zig anderen Jungen, die ihm nicht alle wohlwollend waren. Er und zwei andere waren die einzigen Konoha-Schüler, die an diesem Turnier teilgenommen hatten, und dementsprechend gönnte ihm in dieser Umkleide fast niemand den Sieg. Zwar hörte er auch Wortfetzen darüber, dass seine Technik unvergleichlich sei, aber all das interessierte ihn gerade gar nicht. Er stopfte seine Sachen achtlos in die Tasche, wischte sich mit einem Handtuch den Schweiß vom Leib, und zog hastig seine Straßenklamotten an, nur noch dieses eine Ziel vor Augen. »Hey, wo willst du hin?«, fragte ihn sein Mitschüler verwundert, als Sasuke die Umkleide verlassen wollte. »Wir sollen doch auf Hayate-Sensei warten!« »Ich bin rechtzeitig wieder da«, gab Sasuke, schon halb aus der Tür, zurück. Seine Suche gestaltete sich als unproblematisch. Sowohl sein scharfer Intellekt, als auch seine ebenso scharfen Augen führten ihn direkt zu Sakura, die nach dem langen und aufregenden Kampf als aller Erstes die Damentoilette aufgesucht hatte. Viele der noch anstehenden Mädchen quietschten, als sie Sasuke sahen, aber über Sakuras Gesicht ging ein richtiges Leuchten. »Sasuke! Herzlichen Glückwunsch!« Irgendwie schien sein Hirn an einem Kurzschluss zu überlasten, denn er bekam kein Wort heraus. Stattdessen schnappte er sich einfach Sakuras Hand und zog sie mit sich. Er führte sie ziellos durch das riesige Gebäude, in dem mindestens vier Sporthallen untergebracht waren, bog willkürlich links und rechts ab, bis sie schließlich in einem verlassenen Korridor landeten, unweit vom Eingang zur Kendo-Halle. »Sasuke, was ist los? Wo willst du hin?« Tief durchatmen. Er versuchte sich an den Gedanken fest zu klammern, dass es ja nicht schief gehen konnte. Schließlich wusste er mit absoluter Sicherheit, dass Sakura ihn auch mochte. Warum zum Geier war es nur trotzdem so schwer?! Fest entschlossen drehte er sich zu ihr um – Augen zu und durch – zog sie zu sich und presste mehr oder weniger unbeholfen seinen Mund auf ihren. Kaum, dass seine Lippen Sakuras berührten, da wusste Sasuke schon, dass er wieder einmal richtig gelegen hatte. Nicht nur schmeckte Sakura unglaublich – die Einladung ihrer vollen Lippen hatte nicht zu viel versprochen. Nein, er wurde sofort mitgerissen in einem Sturm von Gefühlen, die ihn alles vergessen ließen, außer dem Mädchen in seinen Armen. Er hatte es vom ersten Moment an gewusst - von dem Moment an, in dem ihm klar geworden war, dass er ein Junge und Sakura ein Mädchen war. Wenn er dieser Versuchung nachgab, würde er nie wieder davon loskommen. Und er würde es auch nicht wollen. Ihre Lippen waren so weich, so warm, schmeckten so wundervoll nach ihr, einfach nur nach ihr. Sie schlugen ihn in ihren Bann, machten ihn zum Gefangenen. Sasuke stöhnte leise, vergrub die Hände in Sakuras Hüften und vertiefte den Kuss noch weiter. Sie war wie Wachs in seinen Händen. Eine Kerze, die lichterloh brannte und zu einer Pfütze zerschmolz. Sie hing fast kraftlos in seinen Armen, überrascht, überwältigt von diesem unglaublichen Gefühl. Seine Lippen auf ihren. Eine Träne rann ihre Wange hinab, aber Sakura beachtete sie nicht. Sie lächelte, glückselig, in den Kuss hinein, schlang die Arme um Sasuke, um den Kuss so eifrig und leidenschaftlich zu erwidern, dass Sasuke rückwärts taumelte, und gegen die Wand stieß. Er wollte alles von ihr. Hier, jetzt, für immer. Seine Zunge strich eigenmächtig über ihre Lippen, und sie öffneten sich ohne Zögern. Eine Frage, eine Einladung. Keinerlei Gedanken mehr, nur Fühlen, Schmecken, und diese lustvollen, elektrischen Blitze in seinem ganzen Körper. Im hintersten Teil seines Hirns gab es eine kleine Stimme, die Sasuke zuraunte, dass dieser verlassene Korridor nicht der ideale Ort war, um Sakura auszuziehen. Sasuke überhörte das, zu sehr damit beschäftigt, seine Hand über diese weiche, warme Haut gleiten zu lassen, die Sakuras Rücken war. Das lautes Geräusch einer zufallenden Tür ließ die beiden plötzlich zusammenfahren. Sie lösten sich – widerwillig – voneinander. Heftig atmend, mit erhitzten Gesichtern und geschwollenen Lippen. Sasuke sah sich um, konnte aber niemanden entdecken, währen Sakura sich auf wackligen Beinen wieder an ihn lehnen musste. Nicht, dass er da etwas gegen gehabt hätte. »Sasuke.« Nur ein liebevoller Hauch. Er sah in ihr Gesicht, gerötet, die Lippen leicht geöffnet. Sasuke stöhnte. Er hatte von der verbotenen Frucht gekostet, hatte die Süße geschmeckt, und er wollte mehr. Aber zunächst- »Ist es zu spät?« Sakura blinzelte zwei Mal. Irritiert. Warum fragte er ausgerechnet jetzt nach der Uhrzeit? Nein, dafür hatte sie keine Zeit! Nicht, nachdem er sie vom Paradies hatte kosten lassen! Mit einer Entschlossenheit, und angetrieben von einer inneren Stimme (die verdächtig nach Ino klang, und »Ich hab‘s gewusst! Ich hab‘s gewusst!« skandierte), packte Sakura Sasukes Kopf, und zog ihn zu sich herunter. Ihre Lippen kollidierten erneut, krachten aufeinander, und wieder schien die ganze Welt stillzustehen und im Nebel der süßen Empfindungen zu verschwinden. Bis- »Hey, Sasuke-Teme, hast du Saku-uuuah!« Das frisch gebackene Pärchen fuhr auseinander, Sakura knallrot, und Sasuke wütend über die Unterbrechung. »Was willst du?!« »Äh, äh«, machte Naruto verdattert, mit ausgestrecktem Zeigefinger zwischen Sasuke und Sakura hin und her deutend. Dann fing er sich, und ein vieldeutiges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Könnt ihr das bitte noch mal machen, ich brauche ein Beweisfoto für Ino. Die wird sich sowasvon in den Arsch beißen, dass sie nicht hier war!« »DOBE!« »Naruto!« Laut gackernd nahm Naruto die Beine in die Hand und verließ die Szene. Er war lange nicht so glücklich gewesen, und er freute sich ungemein für die beiden. Naruto: Ihr glaubt ja gar nicht, was ihr verpasst habt, Leute! Habe grade Teme dabei erwischt, wie er mit Sakura rumgeknutscht. Ino: WAS?!?!?!?! Temari: Aaah! Wo sind die beiden?! Der Idiot muss gleich aufs Siegertreppchen! Ich schwöre, wenn er lieber mit Sakura rummacht, als seinen Pokal abzuholen-! Wobei… soll er ruhig machen, dann schnapp‘ ich mit das Teil ;P Neji: Ernsthaft? Ino: WAAAAAAS?!?!?!?!?!?!?!?!?! Shikamaru: Ist irgendwer bei Ino und kann ihr mal ‘ne Tüte gegen das Hyperventilieren hin halten? Ino: Halt die Fresse, Shika! Private Nachricht von Ino an Sakura: Ino: STIRNIE!!!! Wie kannst du es wagen, mir nicht SOFORT davon zu erzählen! Ich will jedes Detail! Was hat er gesagt? Hat er überhaupt was gesagt, oder hat er dich direkt in die nächste Ecke gezogen? Wo seid ihr jetzt? Seid ihr nackt? Antworte mir! Sakura: WTF, Ino? W.T.F.?! Wie kannst du das so schnell- Naruto… Ino: Wenigstens nimmt er Freundschaft noch ernst! Ich dachte du bist meine beste Freundin und wir erzählen uns alles?! Sakura: … Wie läuft‘s mit Sai? Ino: Hah! Du willst das Thema wechseln, Stirnie? Vergiss es. Der Junge versteht was von Versöhnung, wenn DU verstehst, was ich meine ;) Viel wichtiger: Hast du‘s schon mit Sasuke getan??? Sakura: Noch mal, Ino: WTF?! Ich habe ihn gerade erst geküsst, und im Moment muss er sich seinen Pokal (für den ersten Platz btw!) abholen! Ino: Bei dem Tempo das ihr vorlegt bin ich schon dreifache Oma, bevor du deine Kirschblüte endlich los bist. Sakura: Los, geh Sai flach legen, du aufdringliches Stück von einer besten Freundin. Ino: :P Sakura: Es war übrigens sehr schön. Überwältigend. Ich grinse übrigens grade ganz selig… Hast du morgen Abend Zeit? Also, hm, wenn Sasuke nicht vorbei kommt. Ino: Für dich immer, Süße ;* Private Nachricht von Ino an Sasuke: Ino: Wurde ja auch mal Zeit! Ino: Ich weiß, dass du grade nicht antworten kannst, weil dein Handy vermutlich noch in deinem Spind ist, und du grade deinen Pokal kriegst. Aber lass dir gesagt sein, wenn du meine Sakura unglücklich machst, Freundchen, kannst du dich schon mal um deine Beerdigung kümmern! Ino: Und vergiss die Kondome nicht, wir wollen frühstens in sechs Jahren kleine Mini-Uchihas rumlaufen haben. Ino: Es sei denn, dein Bruder findet vorher jemanden. Ino: Wenn du übrigens Tipps brauchst - Sai ist sehr versiert und mit extrem guter Literatur ausgestattet, ich bin sicher, er hilft dir gerne. Sasuke: Ino, ich schwöre, wenn ich dich das nächste Mal sehe, und du immer noch so einen Scheiß laberst, mache ich dich einen Kopf kürzer… Sasuke: Und wenn Sai auch nur ein Wort sagt, stopfe ich ihm seine »Literatur« in die Fresse. Ino: ;) Mach sie einfach glücklich – indem du glücklich bist, capisce? Was Kaoru sich vielleicht nicht eingestehen wollte, war die Tatsache, dass es im Leben ihres Vaters immer nur Platz für genau ein weibliches Wesen gab. Er war alleinerziehend gewesen nach der Trennung von Kaorus Mutter, als sie sechs gewesen war, und Kaoru war von ihm verwöhnt worden wie ein Prinzesschen. Neue Kleidung alle paar Wochen, Spielzeug, neue Kinderzimmermöbel. Bis eine neue Flamme, eine Freundin, eine Affäre am Horizont auftauchte, und ihr Vater alles andere um sich herum vergaß. Kaoru gab den Frauen die Schuld, weil auch ihr Vater nach jeder Trennung den Frauen die Schuld gab. Sie stellten sich in den Mittelpunkt, bezirzten ihren Vater, und verdrängten Kaoru von der Bildfläche. Und Kaoru lernte mit immer wieder von neuem gebrochenen Herzen, damit umzugehen. Sie lernte, wie eine gute Frau nicht seien sollte, nicht seien durfte. Sich im Hintergrund halten, nicht zu viel Aufmerksamkeit fordern, das war ein anstrebsames Ziel! Und dann verliebte sie sich in Sasuke. Es war ihr erster Tag in der neuen Schule gewesen, sie hatte einen Haufen Bücher in den Armen gehabt, und so natürlich keine Hand frei, um die Tür zu öffnen. »Kann ich dir helfen?«, kam die mehr oder minder rhetorische Frage gelangweilt aus seinem Mund, als er ihr die Tür aufhielt. Dieser hübsche, schwarzhaarige Junge mit den dunklen Augen. Kaoru hatte genau gespürt, wie ihr Herz einen Satz gemacht hatte. »Danke«, hatte sie gewispert, und ihm dann mit verträumtem Blick nachgesehen. Von da an hatte sie ihn aus der Ferne beobachtet, ihn immer gegrüßt, wenn sie ihn sah, ja, sie war sogar seinem Sportclub beigetreten, um ihm näher zu sein! Und er hatte nur Augen für dieses furchtbare Mädchen gehabt. »Sasuke-kun, kannst du mir einen Gefallen tun?« »Kommst du heute Abend mit ins Kino, Sasuke?« »Ich habe am Wochenende ein Kyudo-Turnier, magst du vielleicht zusehen, Sasuke?« Und Kaoru hatte hilflos zusehen müssen, dass ihr Angebeteter in die selbe Falle lief, wie ihr Vater es so oft getan hatte. Er ließ sich von einer egozentrischen, aufmerksamkeitsheischenden Schlampe einlullen! Ganz gewiss mochte er sie noch nicht einmal, sondern bemerkte sie nur, weil sie sich so in den Mittelpunkt stellte und seine Aufmerksamkeit einforderte. Es gab Zeiten, in denen Kaoru Hoffnung schöpfte, Zeiten, in denen diese pinkhaarige Ausgeburt der Hölle Sasuke mied. Und instinktiv spürte Kaoru, dass Sasuke dadurch noch mehr Interesse an ihr entwickelte. Es war zu Mäuse melken. Die einzige, die letzte Chance die sie hatte, war, ihm zu zeigen, was für ein Miststück Sakura war. Es war doch ganz klar, dass er seine Gefühle für Kaoru entdecken würde, sobald er aus den Fängen dieser Sirene befreit worden war! Niemals würde er mit Sakura glücklich werden, die sich so in seiner Aufmerksamkeit sonnte und diese beständig einforderte. Kaoru hingegen – sie wusste, sich im Hintergrund zu halten, nur danach zu streben, wichtig zu sein, aber nicht das Zentrum seines Universums. Und doch ertappte sie sich oft bei dem Gedanken, wie es wäre, wenn Sasuke nur sie sehen würde. Nur mit ihr etwas unternehmen würde. Wenn er ihr gehören würde. Ihr allein. In dem Moment, in dem sie sah, wie Sasuke, ihr Sasuke von sich aus Sakura küsste, brach eine ganze Welt über ihr zusammen. Wie konnte er nur genau so dumm wie ihr Vater sein? Sehenden Auges ins Messer laufen? Wie konnte er dieses Biest ihr vorziehen? Ihr, Kaoru, die sich im Hintergrund gehalten, und trotzdem alles für ihn gegeben hatte? Nachdem sie ihm gezeigt hatte, was Sakura für eine schlechte Wahl war? Nachdem sie mit allen Mitteln versucht hatte, Sakura zu diffamieren, sie zu vertreiben? Kaoru kochte vor Wut, als sie die Tür hinter sich zuknallte. Wie konnte Sasuke ihr das nur antun? Und diese blöde rosahaarige Schlampe hatte es tatsächlich geschafft, ihn an sich zu reißen! Oh, das würden die beiden ihr büßen! Niemand legte sich mit ihr an! Niemand! Nicht einmal Sasuke Uchiha. Er hatte definitiv die falsche Wahl getroffen. Und dafür würde er bezahlen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)