Ein Jahr von szymzickeonee-sama ================================================================================ März - vierte Woche ------------------- Die Zeit nach dem Tod seines Vaters war für Sai kein Zuckerschlecken. Neben der Schule musste er zu zahlreichen Ämtern gehen, Papiere unterschreiben, von denen er sich nicht immer sicher war, was sie bedeuteten, und eine Beerdigung organisieren, zu der nur wenige Menschen, und hauptsächlich aus Mitleid ihm gegenüber kamen. Alle seine Freunde waren in schwarzer Trauerkleidung erschienen, und hatten größtenteils ihre Eltern mitgebracht. Vor allem Rasa und Karura, Temaris Eltern und entfernte Nachbarn, hatten Sai bei der Organisation unterstützt, und ihm gesagt, dass ihre Tür stets für ihn offen sein würde. Ein Dach über dem Kopf brauchte Sai allerdings nicht, denn das Haus, in dem er mit Danzo gelebt hatte, war abbezahlt und damit schuldenfrei ein Teil seines Erbes. Ein Angestellter der Bank mit dem er am Morgen der Beerdigung noch telefoniert hatte, erzählte sogar etwas von einem Sparbuch, das Danzo auf Sais Namen hin geführt hatte, und auf dem genug Geld war, damit Sai sich seinen Traum von der Kunstakademie ohne Probleme erfüllen konnte. Alles in allem war der Tod mit Danzo sehr versöhnlich gewesen, und trotzdem nagte dieser eine Moment der Schwäche an Sai, in dem er gezögert hatte, Hilfe zu rufen. Sekunden, die Danzo auch nicht mehr gerettet hätten, wie ihm der Notarzt versichert hatte. Dennoch … »Hey.« Ino legte ihm die Hand auf die Schulter. Er stand immer noch an dem offenen Grab, starrte blicklos auf den Sarg hinunter, und wachte erst jetzt aus seinem Stupor auf. Er drehte sich zu ihr um, und bemerkte, dass die Erwachsenen sich zurückgezogen, und ihn im Kreis seiner Freunde alleine gelassen hatten. »Wenn du irgendwas brauchst, Alter …«, ließ Naruto einen besorgten Halbsatz in der Luft hängen. »Wir sollten so langsam los, im Café warten sie sicher schon auf die Trauergesellschaft. Oder brauchst du noch einen Moment? Ich weiß, dass du ihn furchtbar vermissen musst …« Inos Stimme hörte sich an, als wollte sie selbst jeden Moment losweinen. Unwillkürlich schnaubte Temari, und aller Augen wandten sich ihr zu. »Sorry«, murmelte sie abwertend. »Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass das wahr ist.« Vor Entsetzen klappte Ino der Mund auf, und sowohl Sakura und Naruto folgten ihrem Beispiel. Sasuke hatte jedoch die Arme verschränkt, und trat jetzt neben Temari. »Meinst du nicht, du solltest mal reinen Tisch machen?«, fragte er Sai. »Es ist seine Beerdigung«, erwiderte dieser. »Und es bringt nichts, über Tote herzuziehen. Außerdem war er trotz all seiner Fehler ein guter Vater, und ich will nicht, dass sein Andenken beschmutzt wird.« Sai hatte sanft und kühl gesprochen, denn er verspürte keinen Ärger über Temaris und Sasukes Worte. Sie hatten ja Recht. Er wollte Danzo auch gar nicht verteidigen, für das, was er getan hatte. Aber was die beiden aus den Augen zu verlieren schienen, war, dass Danzo eben nicht immer ein schlechter Vater, sondern manchmal auch ein wirklich guter gewesen war. »Lasst uns gehen.« Er nahm Ino bei der Hand und führte sie von dem Grab weg, seine sprachlosen, verwirrten Freunde zurücklassend. »Hast du kurz Zeit, Suigetsu?« Die spitze Frage hallte durch den menschenleeren Korridor der Schule. Es war die Zeit zwischen der letzten Stunde und den NachmittagsAGs, und die Schüler die frei hatten, waren schon längst verschwunden, während andere, wie Suigetsu gerade, auf dem Weg zu ihrer Sportgruppe waren. Mit Schwimmbeutel über der Schulter drehte er sich lässig und gelangweilt um. »Wer will das wissen?« »Ich.« Hinata verschränkte die Armen vor der Brust, was ihr unwissentlich und unabsichtlich ein ansehnliches Dekolleté einbrachte. »Ach«, machte Suigetsu langsam, und musterte Hinata mit mildem Interesse. »Du und … wie war der Name gleich?« Zumindest erinnerte er sich dieses Mal daran, sie schon einmal gesehen zu haben. Karin presste die Lippen zusammen. »Karin«, knirschte sie. »Wir müssen reden.« »Hör mal, was immer es ist, ich habe keine Zeit und Lust, es mir anzuhören«, erklärte Suigetsu gelangweilt und wandte sich wieder ab. Er hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass Hinata ihn an der Schulter packte und zurückzog. Die Kleine hatte mehr Kraft, als er ihrer schmalen Gestalt zugetraut hätte. Vielleicht versteckte sie die Extra-Power in ihren überdimensionalen Hupen? Mit einem übertriebenen Seufzen drehte sich Suigetsu also erneut um und musterte Hinata gelangweilt. Das einzige, was ihn jetzt aus seiner Lethargie reißen könnte, wäre, wenn die beiden ihm einen Dreier anböten - Hey, das wäre sogar ziemlich cool … »Erinnerst du dich auch nur im Entferntesten noch an den Weihnachtsball vor ein paar Wochen?«, fragte Karin jetzt und scharrte mit einem Fuß auf dem Boden. Nachdenklich legte Suigetsu den Kopf schief und sah jetzt die Rothaarige an. Könnte es sein, dass er sie schon mal irgendwo gesehen hatte? Also, abgesehen davon, dass sie offensichtlich auf die selbe Schule ging wie er. »Hatten wir Sex?« Sein Tonfall war pragmatisch, aber die Neugierde war nicht zu verleugnen in der Art, wie er die Frage betonte. »Hmhm.« Plötzlich sah Karin verkniffen aus und auf ihre Wangen legten sich hektische Flecken. »Also, wenn du an einer Wiederholung interessiert bist-«, setzte Suigetsu an und setzte ein gönnerhaftes Lächeln auf. »Ist sie nicht«, unterbrach Hinata spitz das unmoralische Angebot, das Suigetsu auf der Zunge lag. Karin warf ihrer moralischen Unterstützerin einen irritierten Blick zu, was allerdings nicht daran lag, was Hinata gesagt hatte, sondern wie sie es gesagt hatte. Konnte irgendjemand das schüchterne, durch und durch liebe Mädchen verärgert haben? Abwartend sah Suigetsu zwischen Hinata und Karin hin und her. Letztere biss sich zunächst auf die Unterlippe, bevor sie mit ihrem Problem herausplatzte. »Ich bin schwanger.« »Oh, haha, der ist gut«, machte Suigetsu nach einem Moment der geschockten Stille. »Weißt du, der erste April ist erst nächste Woche-« »Das ist kein Witz!«, fauchte Karin, nestelte an ihrer Tasche herum, und zog schließlich ein schwarzweißes Bild hervor, das sie Suigetsu und die Hand klatschte. Mit untertassengroßen Augen starrte Suigetsu das körnige Ultraschallbild an und schüttelte dann den Kopf, wollte es ihr zurück geben. »Verarsch mich nicht. Und überhaupt, woher willst du wissen, dass es von mir ist?« Als Karin das Bild nicht nahm, zuckte er mit den Schultern, zerknüllte es und wandte sich ab, um es im Gehen in die nächste Mülltonne zu schmeißen. »Hör mir mal zu, du Arsch«, brüllte Karin ihm hinterher. »Ich weiß, dass es deins ist, und wenn du mir nicht glaubst, dann machen wir eben einen Test, sobald es geboren ist!« Suigetsu blieb stehen und drehte sich mit ausdrucksloser Miene halb um. »Vielleicht solltest du eher darüber nachdenken, es weg zu machen, denn ich werde dafür garantiert nicht aufkommen.« »Ich glaube nicht, dass du eine Wahl hast, wenn die Vaterschaft bewiesen ist«, sagte Hinata mit arktischer Kälte in der Stimme, und legte Karin einen Arm um die Schultern, um sie weg zu führen. Leise murmelte sie: »Beruhig dich, Stress ist nicht gut für das Baby. Das Kleine kann ja nichts dafür, dass sein Vater so ein Idiot ist.« Mit einem letzten giftigen und gleichwohl verletzten Blick auf Suigetsu ließ sich Karin von ihrer Freundin wegführen. Mit gerunzelter Stirn sah er den beiden hinterher, bis sie um eine Ecke verschwanden. Dann ging sein Blick zu dem Mülleimer, in den er das Foto geschmissen hatte. Ein unwilliges Seufzen entfuhr ihm, und er gab sich einen Ruck, trat heran, fischte das zerknüllte Papier heraus und strich es wieder glatt. Ein Baby, huh? »Hina, was ist eigentlich mit dir los?«, zischelte Karin. »Nichts, was soll sein?«, kam es schnippisch zurück. »Hast du dich mit Naruto gezofft?« »Was?! Nein!« »Du bist so-« »Hinata!« Strahlend kam Naruto auf die beiden Mädchen zu, und sofort verklärte sich Hinatas grüblerischer Gesichtsausdruck zu einem schüchternen Lächeln. »Hey, habt ihr schon mit dem Idioten gesprochen? Muss ich ihn verprügeln?« Suchend sah Naruto sich um, während er den Arm vertrauensvoll um Hinata legte. »Lass gut sein«, sagte Karin zerknirscht. »Er wird sich an den Gedanken gewöhnen müssen. Musste ich ja auch.« Tenten zweifelte ernsthaft an der Zurechnungsfähigkeit ihrer beiden Heim-Mitbewohnerinnen und Freundinnen Tayuya und Karui. Die beiden hatten sich ihr an diesem Freitagabend nahezu aufgedrängt und saßen jetzt in Tentens Zimmer, um ihr in der Frage der Kleiderwahl für den anstehenden Diskoabend behilflich zu sein. So sagten sie zumindest. »Das kann ich nicht anziehen!«, quietschte Tenten, während sie sich mit knallroten Wangen im Spiegel begutachtete, und wenig erfolgreich versuchte, ihre Blöße zu bedecken. Karui hatte von irgendwo her ein dunkelgrünes Oberteil aufgetrieben, dass sie Tenten als ‚Kleid‘ zu verkaufen versuchte. »Natürlich kannst du, Tenten«, versicherte die Rothaarige. Sie wühlte gerade in einer Schmuckschachtel nach passenden Accessoires. »Das ist viel zu eng – und zu kurz!« »Das ist sexy!«, widersprach Karui vehement. »Was sagst du, Tayuya?« »Es ist sehr viel körperbetonter als das, was du normalerweise trägst, Teni, und deswegen wohl etwas ungewohnt. Aber ich kann dir versichern, dass alle wichtigen Stellen vollständig bedeckt sind, und du es dir mit deiner Figur definitiv erlauben kannst, Hauteng zu tragen.« »Außerdem willst du deinem Freund doch mal ein bisschen Feuer unterm Hintern machen, oder nicht?« Tenten verfluchte sich dafür, dass sie mit den beiden Mädchen über die Thematik ‚Intimität in einer Beziehung‘ gesprochen hatte, aber sie wusste einfach nicht, mit wem sie sonst hätte sprechen können. Hinata wollte gewiss nichts über Neji hören, da war sie sich sicher. Sakura war ebenso unerfahren wie Tenten, und um mit Temari zu sprechen, hätte sie zu dieser nach Hause gemusst, und was wenn dann Kankuro etwas mitbekommen hätte? Unberechtigterweise hatte Tenten dem Bruder ihrer Freundin gegenüber Schuldgefühle. Aber auf jeden Fall hatte er es nicht verdient, sich dann auch noch anhören zu müssen, was sie und Neji … eben nicht taten. Allein bei dem Gedanken wurde Tenten schon wieder melanchonisch. Und Ino würde wahrscheinlich die Korken knallen lassen, einen Affentanz aufführen, und Tenten vollständig verunsichern mit ihrer unvergleichlichen Art, sich einzubringen. Also hatte sie schließlich vor Karui und Tayuya ausgebreitet, dass sie das Gefühl hatte, Neji wolle gar nicht, hm, ‚intim werden‘. Beide waren sofort einstimmig der Meinung gewesen, dass dies nicht zutraf, und der Herr nur einen Schubs in die richtige Richtung benötigte. Womit sie wieder beim Thema waren. »Aber wenn sie sich nicht wohl fühlt, dann solltest du sie nicht dazu zwingen. Es geht ja auch um Ausstrahlung, und ohne Selbstbewusstsein wird sie so einen Look garantiert nicht durchziehen können«, erklärte Tayuya. »Danke«, murmelte Tenten leise. »Das ist echt nicht böse gemeint, Teni«, schob sie rasch hinterher. »Wie schon gesagt, du kannst das anziehen. Aber wenn du den ganzen Abend dran rum zupfst und dich klein machst, wirkt das nun mal gar nicht sexy, sondern eher traurig …« Mit Blick auf den Uhrenanhänger an ihrem Bettelarmband knurrte Ino leise »Wo bleiben die denn alle? Wir haben acht gesagt, vor dem Club.« »Sie werden schon noch kommen«, versuchte Sai sie zu beruhigen. »Es kann doch nicht sein, dass die alle plötzlich zu Zu-spät-Kommern mutieren! Wir müssen doch den letzten Schultag feiern! Nach den Ferien geht es doch schon in die heiße Phase der Prüfungen, wir haben nicht mehr so viel Zeit-« »Sie ist jetzt schon am Meckern? Der Abend fängt ja gut an«, ertönte da die gelangweilte Stimme Shikamarus, der, Hand in Hand mit Temari, jetzt vor dem Club eintraf. Bevor Ino noch einen schnippischen Kommentar abgeben konnte, erschienen auch schon Sakura, Naruto und Hinata, und kurz darauf schlenderten Neji und Tenten aus Richtung des Wohnheims auf sie zu. »Teme hat geschrieben, dass er schon drin ist«, verkündete Naruto schließlich mit Blick auf sein Handy, und das nahm die Gruppe als Stichwort, sich schon mal in die kurze Warteschlange vor dem Club einzureihen. »Itachi hat ihn anscheinend mitgenommen.« Ino schnaubte leise, gab aber keinen Kommentar dazu ab, sondern suchte sich gleich das nächste Thema. Tenten friemelte abwesend am Gummizug ihrer doch etwas abgetragenen Jacke herum, und Ino musste sie zweimal ansprechen, bevor sie bemerkte, dass die Schelte ihr galt. »Du hast ja gar kein Make-Up drauf, Teni. Und eine stinknormale Jeans. Wir hatten doch gesagt, wir motzen uns auf.« Mit schamroten Wangen sah sie traurig zu Boden. »Lass sie ihn Ruhe, Ino«, forderte Neji die impulsive Blondine auf. »Sie fühlt sich wohl in ihren Klamotten und sieht trotzdem gut aus.« Obwohl der Kommentar keineswegs abwertend war, versetzte es Tenten einen kleinen Stich. Vielleicht hätte sie doch das viel zu kurze Kleid von Karui anziehen sollen? »Man, geht das hier endlich mal weiter?«, meckerte Naruto leise. Nicht leise genug jedoch, um vom Türsteher überhört zu werden. Der warf Naruto nun einen miesepetrigen Blick zu, und stempelte seine Hand anschließend deutlich fester als nötig. »Aua«, maulte der Malträtierte, während ein Großteil seiner Freunde ein Kichern unterdrückte. Drinnen trafen sie Sasuke, der durch seine guten Beziehungen eine Sitzecke ergattert hatte. »Nur deshalb«, kommentierte Ino mit einer ausladenden Bewegung in Richtung der U-förmigen Bank gestikulierend, auf der Sasuke es sich auf bequem gemacht hatte, »verzeihe ich dir, dass du nicht zur verabredeten Zeit am Treffpunkt warst!« »Wie großzügig«, kommentierte Sasuke trocken, und begrüßte die anderen mit einem Nicken. Naruto, Temari und Sakura grinsten. »Sitzen«, murmelte Shikamaru leise und unzweifelhaft glücklich, denn die Aussicht, den ganzen Abend im Club zu stehen hatte doch etwas anstrengendes an sich. »Okay, wer holt die erste Runde?« Dieses unangenehme, deprimierende Gefühl, dass sich schon seit dem Nachmittag wie Gift durch ihre Adern schob, versetzte Tenten einen weiteren Stich. Ihr war schlecht. Sie konnte es einfach nicht lassen, hatte Neji nachgesehen, wie er zur Bar ging, um sich und ihr ein neues Getränk zu holen. Das Problem war, dass sie bei weitem nicht die Einzige war, die starrte. Drei, vier Mädchen und junge Frauen drehten die Köpfe, als Neji an ihnen vorbei ging, und betrachteten ihn mit unverhohlenem Interesse. Jede von ihnen war tausendmal hübscher als sie selbst – zumindest kam es Tenten so vor. Kurze Röcke, enge Hosen, tiefer Ausschnitt, hübsch geschminkt. Plötzlich schämte sie sich für ihr legeres Outfit. Was, wenn eines dieser Mädchen Neji ansprach? Was, wenn sie ihm gefielen? Sie versuchte sich zu beruhigen, indem sie daran dachte, dass ihr bester Freund vor ihr niemals Interesse an Mädchen gezeigt hatte. Aber es half nichts. Die kumulierten Aussagen ihrer Freundinnen, über den ganzen Tag verteilt, taten ihriges, damit Tenten sich absolut minderwertig fühlte. So schlimm war es schon einmal gewesen, in der Zeit kurz nach dem Tod ihrer Eltern, als Amy ihre volle Aufmerksamkeit darauf gelegt hatte, Tenten nieder zu machen. Und weil Tenten dadurch gelernt hatte, ihre Gefühle zu verstecken um nicht noch mehr Angriffsfläche zu bieten, bemerkte auch jetzt keiner ihrer neuen Freunde, dass es ihr schlecht ging. Sie wagte es nicht, nocheinmal zu Neji zu gucken, aus Angst, was sie sehen könnte. Kurz darauf setzte er sich wieder neben sie, schob ihr ein Glas Cola zu, und legte den Arm um sie. Er bemerkte sofort, dass sie sich steif machte, und nicht wie sonst an ihn schmiegte. »Was ist los?«, fragte er mit den Lippen an ihrem Ohr, weil sie ihn sonst über den Lärm der Musik bestimmt nicht verstanden hätte. Was sollte sie sagen? Er würde sicherlich mit Unverständnis reagieren. »Mir geht es nicht gut«, platzte sie schließlich heraus, ohne ihn anzusehen. »Ich glaube ich geh nach Hause.« Sie hatte sich schon erhoben, und jetzt wurden auch die anderen auf sie aufmerksam. »Willst du tanzen, Teni?«, fragte Sakura freudig. Sie traute sich nicht alleine, und hatte nur darauf gewartet, dass eine ihrer Freundinnen die Initiative ergriff. Tenten schüttelte hastig den Kopf, setzte ein entschuldigendes, verzerrtes Lächeln auf, welches sie mit eine Abschiedsgeste untermalte, und war dann schon in der Menge verschwunden. Perplex sahen die anderen ihren beiden Dutts nach, die sich als nicht zu verkennendes Markenzeichen Tentens durch den Club Richtung Ausgang schoben. »Was hat sie denn?«, fragte Naruto verwundert. »Wir sind noch nicht mal eine halbe Stunde hier!«, empörte sich Ino. »Ich gehe ihr nach«, sagte Neji grimmig. »Wir sehen uns.« Und damit war auch er verschwunden. »Sagt mal, wofür plane ich diese Abende überhaupt?« »Vielleicht ist sie krank«, versuchte Sai abzuwiegeln. »Und du willst doch nicht, dass sie sich durch den Abend quält, nur damit deine Organisation nicht umsonst war, oder?« »Hmpf. Nein.« Es klang nicht sehr überzeugend. Sakura schüttelte kichernd den Kopf, während ihre beste Freundin mit verschränkten Armen und vorgeschobener Unterlippe dasaß. »Also, will jetzt irgendwer tanzen?« »Ich komme mit!«, sagte Ino, und nachdem die Jungs und Hinata verneint hatten, suchten sich die drei übrigen Mädchen ein Plätzchen auf der Tanzfläche. Hinata: Hey, alles in Ordnung bei dir, Teni? Meld dich! In ihrer perfekten Verkleidung lauernd wartete Kaoru nur auf die passende Gelegenheit. Sie beobachtete genau, wie diese pinkhaarige Mistziege sich die Seele aus dem Leib tanzte, nur um Sasukes Aufmerksamkeit zu erregen. Zusammen mit den anderen Schlampen aus ihrem Freundeskreis schien sie einen irren Spaß daran zu haben. Aber wie es so ist nach ausgiebiger Ertüchtigung, war Sakura irgendwann erschöpft und lechzte nach etwas zu Trinken. Perfekt. Kaum dass sich Sakura mit ihrem Cocktail in der Hand von der Bar umdrehte, stand Kaoru auch schon bereit, und rempelte sie nur wenige Schritte später an. »Uups, Entschuldigung!«, kicherte sie, und ging dann eilends weiter, wobei sie noch mehrere weitere Leute anstieß. Als sie die Damentoilette erreicht hatte, huschte sie in eine Kabine und zog sich sogleich die kurzhaarige dunkelbraune Perücke herunter. Dann zog sie das Tube-Top aus, wendete es auf Links, wobei die Farbe von Rot zu Grün wechselte. Ihren Rock zupfte sie auf die für sie moderate Länge nach oben, und schon war die Verwandlung komplett. Niemand würde sie wieder erkennen, wenn sie jetzt noch ihr Make-Up auftrug. Durch gezieltes Contouring hatte sie ein deutlich schmaleres Gesicht und hervorgehobene Wangenknochen. Sie spähte aus der Kabine heraus, sah niemanden, und begann eilig, sich abzuschminken. Die Perücke lag in dem Mülleimer für Damen-Hygieneartikel. Sakura unterdessen ging gut gelaunt, aber müde zurück zum Tisch ihrer Freunde. Weder sie, noch irgendjemand anderes bemerkte die kleine Pille, die sich zwischen den Eiswürfeln ihres Caiprinhas langsam auflöste. »Naja, Leute«, sagte Ino nur wenige Minuten später, und klopfte auf den Tisch. »Wir machen uns so langsam mal auf den Heimweg.« Shikamaru und Temari wechselten einen Blick und erhoben sich ebenfalls. »Uns reicht's auch für heute. Wir sehen uns am Vierten zu Sakuras Geburtstagsfeier?« »Japp«, strahlte Sakura, und musste dann plötzlich hinter vorgehaltener Hand gähnen. »Ohje, ich glaube, ich sollte auch so langsam mal heim …« »Wie, ihr geht alle schon?«, empörte sich Naruto. »Ich hab mir grade ein neues Bier geholt!« »Tja, Dobe, das wirst du wohl nur in Hinatas Gesellschaft trinken müssen.« Sasuke wurde wütend angefunkelt, aber Naruto verkniff sich das 'Teme!'. »Wenn ihr noch hier bleibt«, setzte Sakura an und schob ihren angefangenen Cocktail von sich, »Hina, willst du den Rest haben?« »Was ist das denn für einer?« »Caipi«, grinste Sakura, und Hinata nickte lächelnd. »Danke.« Kurz darauf saßen Naruto und Hinata alleine in ihrer Sitzecke. Er hatte den Arm um sie geschlungen, und sie hatte sich vertrauensvoll an ihn gelehnt. »Weißt du eigentlich, wie froh ich bin, dich zu haben?«, neckte Naruto sie und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. Hinata kicherte etwas angetrunken. »Du hast es schon das ein oder andere Mal erwähnt«, gab sie zurück. »Aber wir bleiben auch nicht mehr lange, oder? Der Alkohol steigt mir zu Kopf.« In der Tat fühlte sie sich etwas schwindelig. Sie hätte Sakuras Caipirinha langsamer austrinken sollen. »Natürlich, ich mache nur noch mein Bier leer, dann können wir gehen.« Er küsste sie sanft, dieses Mal auf den Mund, aber als sie sich von ihm löste, wusste er sofort, das etwas nicht stimmte. »Hinata?« »Ich fühle mich gar nicht gut«, wisperte sie so leise, dass er Mühe hatte, sie über die Musik überhaupt zu hören. »Hey, du bist kalkweiß, was-« In diesem Moment verdrehte sie die Augen und sank in ihrem Sitz zusammen. »Hinata? Hinata! Hey!« Panisch packte Naruto seine Freundin bei den Schultern und schüttelte sie. »Fuck!« Er sah sich suchend um, aber die anderen waren natürlich schon längst verschwunden. Naruto wusste instinktiv, dass die Kacke am dampfen war. Das hier war kein 'Whoops, hab ich doch glatt ein bisschen zu viel getrunken'. Nein, irgendwas stimmte nicht. Und da Hinata immer noch nicht auf seine Ansprechversuche reagierte, bekam er es mit der Angst zu tun. Sie musste nach Hause- nein, ins Krankenhaus! Zwei Tische weiter räumte gerade die blauhaarige Kellnerin ein paar Gläser ab, und Naruto machte mit wildem Winken auf sich aufmerksam. »Ich brauche Hilfe, sie an die frische Luft zubringen! Irgendwas stimmt nicht, kannst du einen Krankenwagen rufen?« Die Kellnerin, die einen Augenblick gebraucht hatte um den Ernst der Lage zu erkennen sah geschockt aus, nickte aber und schob sich hastig durch die Menge zur Bar, wo sie ein paar scharfe Worte mit dem Barkeeper wechselte. Auch er wurde sofort ernst und signalisierte dem zweiten Barkeeper, dass er übernehmen müsse. Die Kellnerin war nach draußen verschwunden, vermutlich um zu telefonieren, denn hier drinnen konnte man sein eigenes Wort nicht verstehen. Der Barkeeper hingegen, gepierct und mit knallorangenen Haaren hatte sich zu Naruto und Hinata durchgeboxt und schaffte es nun zusammen mit ersterem Hinata zwischen ihnen beiden nach draußen zu bugsieren. »Was ist passiert?«, fragte er, sobald die Tür des Clubs hinter ihnen zugefallen war. »Ich habe keine Ahnung. Sie wirkte, als hätte sie ein bisschen zu viel getrunken, und dann bam- war sie weg!« Panik ließ Narutos Stimme sich überschlagen. »Süße, kannst du mich hören?« Hinata wimmerte ganz leise, und da kam die Kellnerin auf sie zugerannt. »Der Krankenwagen ist gleich hier. Ich hab' Wasser mitgebracht, wenn sie was trinken kann?« Sie wedelte mit einer Plastikflasche, aber Hinata hing schlapp und ohnmächtig in Narutos Armen, sodass an trinken gar nicht zu denken war. Trotzdem war Naruto beruhigt, dass Hilfe unterwegs war. »Hinata, Schatz? Ich rufe jetzt deinen Vater an«, murmelte er und setzte sie mit Hilfe des Barkeepers und der Kellnerin auf einen Treppenabsatz, wo Hinata in sich zusammengesunken halb sitzend liegen blieb. Er zog Hinatas Handy aus ihrer Jackentasche und fand schnell den gesuchten Eintrag, dann trat er ein paar Schritte beiseite, aber behielt seine Freundin dabei immer im Auge. Die Kellnerin hatte sich neben sie gesetzt und tätschelte ihr den Rücken, während der Barkeeper ein Stück die Straße hinunter gegangen war, um den Krankenwagen abzufangen. Naruto bemerkte erst jetzt, dass sie in einer engen Sackgasse standen, in die der Hinterausgang des Clubs mündete. Abrupt endete das Freizeichen in der Leitung, und Hiashi Hyuugas strenge Stimme ertönte. »Hinata, weißt du, wie spät es ist? Ist was passiert?« »Hyuuga-san«, Naruto kämpfte dagegen an, panisch loszuquasseln und versuchte nur das Wichtigste zusammenzufassen. »Hier ist Naruto. Hinata geht es nicht gut, wir waren im Club und- wir haben einen Krankenwagen gerufen. Ich … ich glaube, irgendwer hat ihr was ins Getränk getan, sie ist nicht ansprechbar.« »WAS?!« »Hören Sie, am besten fahren Sie sofort ins Krankenhaus, der Krankenwagen kommt grade-« Tatsächlich waren plötzlich die Sirenen zu hören und dann flackerte rot-blaues Licht am Eingang der Gasse auf und zwei Sanitäter kamen auf sie zu. »Ich erzähle Ihnen alles, wenn wir dort sind, ich muss mich jetzt um Hinata kümmern!« Er legte auf, bevor Hiashi etwas erwidern konnte. Die nächste halbe Stunde hatte er das Gefühl, neben sich zu stehen und zuzuschauen, wie er Hinatas Hand hielt als sie auf die Liege gelegt, ihre Vitalwerte überprüft, und sie schließlich in der Notaufnahme des Krankenhauses getrennt wurden. Er kam sich vor wie ein nervöser werdender Vater, dessen Frau in den Wehen lag, als er im Wartebereich auf und ab stiefelte. Mit echter Besorgnis im Gesicht, aber trotzdem einem gewohnt souveränen Auftreten schritt schließlich Hiashi auf ihn zu, und nachdem er eine Krankenschwester abgefangen und sich über den Zustand seiner Tochter erkundigt hatte, nahm er Naruto ins Kreuzverhör. »Wie zum Teufel konnte das passieren? Jemand hat ihr was ins Getränk getan? Habt ihr denn nicht aufgepasst?!« »Was? Natürlich! Wir waren ja alle da, und Hinata und ich haben nicht mal den Tisch verlassen! Hinata hatte nur zwei Drinks – Neji kann das bezeugen – und dann wollte Sakura nach Hause und hat ihr- Oh mein Gott. Sie hat ihr ihren Drink gegeben …« »Sakura? Ist das nicht eine von ihren Freundinnen? Warum sollte sie ihr etwas ins Glas tun?« »Nein!« Hektisch wühlte Naruto nach seinem Handy und hämmerte die Kurzwahl für Sakura hinein. Hiashi sah ihn verwirrt an, als er fluchte, weil niemand abnahm. Dann eben bei Sakura zu Hause. »Mebuki-san!«, stieß er erleichtert aus, als sich die verschlafene Stimme von Sakuras Mutter meldete. »Naruto? Weißt du wie spät-« »Ist Sakura nach Hause gekommen?«, fragte Naruto eindringlich, und etwas an diesem Tonfall ließ Mebuki aufmerken. »Ja, wieso? Es ging ihr nicht gut, sie hat sich gleich hingelegt.« Naruto fluchte erneut. »Bevor Sakura nach Hause ist hatte sie einen Drink. Sie hat den Rest Hinata gegeben und wir sind jetzt im Krankenhaus, weil Hinata zusammengeklappt ist. Bringt Sakura besser auch sofort her, wir glauben, dass etwas im Glas gewesen sein könnte!« »Oh mein Gott!«, stieß Mebuki aus, jetzt hellwach, und dann hörte Naruto nur noch im Hintergrund »Kizashi, steh sofort auf, wir müssen ins Krankenhaus!«, bevor Sakuras Mutter auflegte. Sakura war zwar nicht ohnmächtig, aber in schlechter Verfassung, als sie schließlich, gestützt von ihrem Vater, in die Notaufnahme wankte. Sie hielt sich den Bauch, war kreidebleich und schwitzte furchtbar. Inzwischen war Hinata gründlich untersucht und auf ein Zimmer gebracht worden, wo Hiashi als Vater sie direkt besuchen durfte, während Naruto weiter einen Trampelpfad in den Boden lief. Als auch Sakura versorgt war, kamen Hiashi, Kizashi und Mebuki zurück zu Naruto. Die Mutter seiner besten Freundin nahm ihn unter Tränen in den Arm und bedankte sich überschwänglich dafür, dass er sofort angerufen hatte. Hiashi ließ sich dazu herab, seinem eventuell irgendwann mal zukünftigen Schwiegersohn dankbar zuzunicken und sagte: »Hinata geht es dem Umständen entsprechend. Sie schläft, und die Ärzte sind zuversichtlich, dass sie die Droge bald aus dem Körper ausgeschwemmt haben werden.« Erleichtert nickte Naruto. »Wenn ich den Kerl erwische, der das getan hat, dann gnade ihm Gott.« Dann zuckte er zusammen, als sein Handy anfing zu klingeln. »Das ist- oh nein, das ist meine Mum … Ich hab vergessen sie anzurufen … Sie wird stinksauer sein, ich hätte schon vor … vor 'ner Stunde zu Hause sein sollen!« »Gib her«, sagte Mebuki leise, und trat dann ein paar Schritte zur Seite, um mit Kushina zu reden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)