Ein Jahr von szymzickeonee-sama ================================================================================ November - zweite Woche (Teil 2) -------------------------------- Neben Tenten wurde Neji steif. Seine Hand ballte sich zur Faust, als er sah, wie Naruto sich grinsend von Hinata losmachte und zu ihr sagte: »Klasse Hinata, wir haben gewonnen!« Auch die anderen spürten die Gefahr. Im Fall der Mädchen allerdings nicht unbedingt die, die von Neji ausging. Tenten hatte sich jetzt rasch erhoben, ein mehr oder minder gezwungenes Lächeln aufgesetzt und rief (zu laut): »Ich muss mal auf die Toilette. Hinata, kommst du mit?« Sie schnappte sich den Arm ihrer Freundin und manövrierte die völlig geschockte Hinata aus dem Raum, Sakura, Ino und Temari dicht auf den Fersen. Kaum, dass die Mädchen den Raum verlassen hatten, sprang Neji auf und rammte seine Faust gegen Narutos Schulter. »Au, Neji, das tut scheißweh!«, motzte der blonde aufgebracht. »Sag mal, bist du noch zu retten, du Idiot?«, zischte Neji bedrohlich. »Das ist meine Cousine und du wirst gefälligst deine Finger – und sonstige Körperteile von ihr lassen!« »Ich habe sie doch nur geküsst, mach doch kein Drama draus!«, verteidigte sich Naruto. »Du kannst Hinata doch nicht einfach küssen, die ist nicht so wie Ino oder Temari oder Sakura, die das vielleicht mit einem Lachen – oder einen Ohrfeige für dich abgetan hätten!«, mischte sich jetzt auch Sasuke ein, der seinen besten Freund ärgerlich musterte. »Hinata ist viel zu gut erzogen - viel zu lieb und unschuldig, als dass sie dir sagen würde, dass du zu weit gegangen bist«, sagte Neji, und seine Stimme zitterte immer noch vor unterdrückter Wut. Und viel zu zart, um davon jetzt nicht vollkommen durch den Wind zu sein, setzte er in Gedanken hinzu. »Hinata, komm schon, so schlimm kann es doch nicht gewesen sein…« Ino versuchte das aufgelöste Mädchen zu beruhigen. Aus Hinatas Augen quollen Sturzbäche an Tränen und ihr Körper zuckte immer wieder vor unterdrücktem Schluchzen zusammen. »Ich kann mir jetzt keine Meinung über Narutos… Technik bilden, aber es sah jetzt nicht sooo schlecht aus«, sprang auch Temari ein. Tenten war die Erste, die darauf kam, was Hinata so sehr durcheinander brachte. »Das war dein erster Kuss, oder?«, fragte sie sanft und brachte die anderen Mädchen damit zum verstummen. »Oh, Hina-« Sakura hatte die Arme um ihre Freundin geschlungen, die sich jetzt noch weniger zurückhalten konnte. Unbeholfen tätschelte sie ihr den Rücken. Ino fand schnell ihren Sinn für die wichtigen Dinge wieder. »Es war nur dein erster Kuss. Ist ja nicht so, als hätte er dich entjungfert.« Hinata erstarrte in Sakuras Armen und Tenten und Temari sahen Ino strafend an. »D-Du hast ja Recht…«, kam es mit zittriger Stimme von Hinata. »A-Aber… ich habe mir immer vorgestellt-« »Leider läuft es nie so wie im Märchen, Süße. Manchmal muss man Kompromisse schließen. Und jetzt überleg' mal: War's wenigstens gut?« »I-ich weiß doch nicht-« »Hat er gesabbert? Mundgeruch? War's unangenehm – also mehr noch als vor versammelter Mannschaft geküsst zu werden?« Hinata hickste, dann antwortete sie langsam: »Es war… ein schönes Gefühl.« Temari lächelte warm. »Na siehst du. Ich kann dir versichern, dass erste Küsse oft noch viel mehr schief gehen können. Kalte Lippen zum Beispiel. Urgh.« Sie schüttelte sich. Nein. Narutos waren warm gewesen. Fest, ein bisschen weich. Wenn sie genauer darüber nachdachte, war es wirklich ein schönes Gefühl gewesen. Der Abend war ab da natürlich gelaufen. Neji hatte sich Hinatas Sachen geschnappt und wartete vor dem Raum darauf, dass seine Cousine zurück kam. Garantiert würde er sie heute nicht noch mal in die Nähe dieses hirnverbrannten Idioten lassen! Tenten war die Erste die auf ihn zukam – die Mädchen, allen voran Hinata selbst, hatten deutlich gemacht, dass wenn jemand jetzt mit Neji sprechen sollte, das doch bitte seine beste Freundin war. »Ihr geht es soweit ganz gut«, erklärte Tenten nervös. Ja, sie hatte Neji schon schlecht gelaunt erlebt. Aber nicht so wütend wie jetzt. Er rauchte förmlich und sie konnte nur hoffen, dass Naruto noch am Leben war. Neji knirschte mit den Zähnen. »Ino hat angeboten, dass wir heute bei ihr übernachten können, spontaner Mädelsabend und so… Ich glaube Hinata braucht jetzt jemanden, mit dem sie reden kann.« Er nickte steif und brachte es über sich, ihr in die Augen zu sehen. Sorge stand darin. Und Furcht. Seine Züge verhärteten sich für einen Moment, bevor er sich dazu zwang, sie freundlicher anzusehen. »Danke dass du- ihr für sie da seid. Ich werde meinem Onkel Bescheid geben.« Einem jähen Gefühl folgend lehnte sich Tenten vor und umarmte ihn. Neji entspannte sich. Ihr Haar duftete nach etwas fruchtigem. »Du kannst sie nicht immer beschützen, aber wir werden dafür sorgen, dass es ihr gut geht, versprochen.« »Danke«, murmelte er erneut und erwiderte die Umarmung kurz. Weil die Übernachtung bei Ino ziemlich kurzfristig war, organisierten Sakura und Temari jeweils ihre Väter, die die beiden Mädchen in der Stadt abholten und mit ihnen nach Hause fuhren, um schnell ein paar Sachen zu packen. Hinata, Tenten und Ino fuhren mit der Bahn zum Mädchenwohnheim, wo zur Ablenkung erst einmal Tentens kleines Zimmer bestaunt wurde. »Aber gemütlich ist es«, sagte Ino, die sich auf dem Bett nieder gelassen hatte und die Fotos an der Wand betrachtete. Die meisten zeigten Landschaftsaufnahmen, aber auch einige von Tenten in Hakama und Gi mit Bogen waren dabei. An einem gerahmten Bild blieb ihr Blick hängen. »Sind das-?« »Meine Eltern, ja.« Tenten hatte den beiden Freundinnen den Rücken zugewandt und zog ein paar Sachen aus dem Kleiderschrank. Sie erinnerte sich an die Nacht, in der Neji sie das erste Mal getröstet hatte, die Übernachtung bei Hinata. Erst danach hatte sie dieses Foto aus den letzten Umzugskartons geholt und aufgehangen. Ino schwieg, und sobald Tenten fertig war, machten sich die drei auf den Weg zum Hyuuga-Anwesen, um für Hinata Sachen zu holen. Hinata war froh darüber, dass sie nicht auf ihren Vater, und auch nicht auf ihren Cousin traf. Jetzt mit einem von ihnen zu reden… Nein, besser nicht. Staunend folgte Ino Hinata und Tenten, die sich in dem riesigen Anwesen offenbar bestens auskannten. Das war ja fast ein Palast! Wenn sie schon früher gewusst hätte, wie viel Platz Neji daheim zur Verfügung hatte – die meisten Feten wären hier geschmissen worden! Am anderen Ende der Stadt stieg Naruto aus Itachis Auto. Der große Bruder seines besten Freundes hatte sie freundlicherweise abgeholt und ihn nach Hause gefahren. »Und überlegt dir, wie du das wieder ausbügeln kannst, Dobe!«, sagte Sasuke mit harter Stimme. Ganz ehrlich, was hatte sich der Idiot dabei nur gedacht? Naruto seufzte frustriert und verabschiedete sich mit einem lässigen Winken. »Danke für's bringen, Itachi.« Er schloss die Tür auf und trat schlurfend ein. Aus der Küche schwebte leise Musik in den Flur. Seine Mutter war wohl wieder dabei, sich kochtechnisch-auszuleben. Ja, der passende Gesta- äh, Geruch war auch vorhanden. »Hey Mum«, machte er träge, während er in die Hausschuhe schlüpfte und seine Jacke weg hängte. »Naruto! Du bist schon wieder zu Hause?« »Ja, kleine Planänderung.« Bei dem Tonfall ihres Sohnes horchte Kushina auf. Naruto war immer, immer gut drauf, zu Scherzen aufgelegt und eine wahre Grinsebacke. Jetzt hörte er sich fertig und müde an – beides Adjektive, die sie niemals mit ihm in Verbindung brachte. »Was ist passiert?!«, fragte sie alarmiert und ließ die Suppe Suppe sein, war aber so geistesgegenwärtig, schnell die Herdplatte auszuschalten. »Ich, hm… habe mich mit Neji in die Haare gekriegt«, versuchte Naruto ausweichend zu antworten und setzte ein Grinsen auf, während er sich am Kopf kratzte. »Weswegen?« Uuh… Verdammte neugierige Mutter. Wo war nur sein Vater, wenn man ihn mal brauchte? Kushina hatte die Hände in die Hüfte gestemmt und fixierte ihren Sohn. Da er offensichtlich nicht in Gefahr schwebte und sich zudem noch ziemlich schuldig verhielt, änderte sich ihre Laune. »Uhm… Ich hab' seine Cousine geküsst?«, machte Naruto langsam. Er konnte quasi sehen wie es hinter der Stirn seiner Mutter ratterte. Da konnte jetzt jede Reaktion rausspringen. Freude – ihr Baby hatte eine Freundin (hatte er? Eher nicht, oder? Er hatte ja noch nicht mal mit Hinata reden können); Wut – Noch nie was vom Bro-Code gehört?!; Fassungslosigkeit – ihr Sohn interessierte sich für Mädchen? Seit wann?! Weil er eben der Sohn seiner Mutter war, traf er mit seinen Gedanken ganz gut, was in Kushinas Kopf vorging. Nur, dass sie eine vierte, unerwartete Reaktion hervorzauberte, die ihn verunsicherte: »Achso. War's gut?« »Mum!«, stöhnte Naruto auf. »Was denn?« »Es war mehr so aus dem Affekt heraus und alles – nicht wirklich geplant und… ja, es war schön.« »Na siehste.« Kushina grinste und klopfte Naruto auf die Schulter. »Und wie fand sie's? Wenn du nach deinem Vater kommst, bist du ein ganz fantastischer Küsser!« Es gab selten Momente, in denen Naruto rot anlief, aber wenn dann war seine Mutter Schuld und sein Gesicht nahm auch prompt die Farbe ihrer Haare an. »Sie, äh…« Eine ehrliche Antwort wäre gewesen: 'Sie hat geheult'. Die Schmach wollte er sich nicht unbedingt eingestehen, vor allem weil er das ja nur aus zweiter Hand wusste und überhaupt – argh. Zu viele Probleme. Er massierte sich die Schläfe. »Ich habe sie etwas überrumpelt, ich glaube sie wollte gar nicht…« »Wie?!« Kushina hatte die Augen verwundert aufgerissen. Sie hatte immer gedacht, dass das Mädchen, welches sich Naruto rauspicken würde, ihn mit genau so einer Leidenschaft zurück liebte, wie er das mit allen Dingen tat, die ihm etwas bedeuteten. »Ich muss mich glaube ich bei ihr entschuldigen«, gab Naruto zu. »Aha.« Verwirrung war noch untertrieben. Mochte er das Mädchen denn jetzt, oder wie? Kushina entschied sich für die volle Breitseite. »Seit wann bist du denn in sie verliebt? Wie heißt sie überhaupt?« Naruto wünschte sich ernsthaft, dass der Boden im Flur ihn doch bitte so schnell wie möglich verschlucken möge. »Mum… Kann ich bitte in mein Zimmer gehen? Ich brauche ein bisschen Zeit zum nachdenken.« Seine Mutter schürzte die Lippen, nickte dann aber langsam. Hach, sie werden so schnell groß, die Kinder. Voll bekleidet ließ Naruto sich auf sein Bett fallen, verschränkte die Arme hinterm Kopf und starrte an die Decke. Es gab da ein paar Sachen, über die er sich klar werden musste: Erstens – Warum hatte er Hinata geküsst? Zweitens – Was bedeutete ihm der Kuss? Und am Wichtigsten: Was sollte er jetzt tun? Er hatte sich einfach so gefreut, dass sie gewonnen hatten. Dass Hinata für ihr Team gewonnen hatte. Sie war so ein nettes Mädchen - schüchtern, aber eine treue Seele. Nicht zu vergessen, dass sie ziemlich… gut aussah. Innerlich verdrehte er über sich selbst genervt die Augen. War er so triebgesteuert, das er nur auf ihren Vorbau achtete? Nein. Vor seinem inneren Auge erschien Hinatas Gesicht, wie sie sanft lächelte. Ihre Augen waren Nejis so ähnlich und doch ganz anders. Naruto seufzte laut auf. Der Kuss war… schön gewesen. Sie hatte ganz weiche, warme Lippen gehabt. Was war nur in ihn gefahren, sie einfach zu küssen? Es hatte ihn einfach überkommen, als er so vor ihr gestanden hatte, ihre geröteten Wangen nur Zentimeter entfernt – nie im Leben hatte er einen Gedanken daran verschwendet, wie sein erster Kuss (also mit einem Mädchen - er weigerte sich, den 'Unfall' mit Sasuke als ersten Kuss zu werten!) geschehen würde. Aber so hatte er sich das nicht vorgestellt. Er musste auf jeden Fall mit Hinata darüber reden. Fragte sich nur, wie er sich jemals wieder mit ihr alleine unterhalten sollte, wenn Neji wie ein bissiger Wachhund seine Kreise um sie zog. Vielleicht mit ein bisschen Hilfe von seinen Freunden. Freunde. Naruto setzte sich hektisch auf und schlug sich mit der Hand vor die Stirn. Warum hatte er da nicht vorhin schon dran gedacht? Naruto: Okay, ich habe ganz schön Mist gebaut, was? Bitte sag mir, wie ich das wieder geradebiegen kann – ich muss unbedingt mit Hinata darüber sprechen… Sakura: Du bist so ein Volltrottel, Naruto! -.- Ich sehe mal, was heute noch so besprochen wird. Und glaub ja nicht, dass Neji der einzige ist, der dich verprügelt, wenn du sowas nochmal machst. Naruto: =( Es tut mir wirklich Leid. Seine beste Freundin antwortete nicht mehr, obwohl er sehen konnte, dass sie seine Nachricht bekommen hatte. Wenigstens redete sie überhaupt noch mit ihm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)