Ein Jahr von szymzickeonee-sama ================================================================================ Oktober - vierte Woche ---------------------- Genervt sah Sakura auf ihre Uhr. Es war wirklich ein Kreuz zu tragen, immer als eine der Ersten aufzutauchen - gut, sie hatte es eventuell etwas übertrieben, zwanzig Minuten vor der vereinbarten Zeit da zu sein. »Hey«, ertönte es gelangweilt neben ihr. »Sasuke! Hey.« »Geht deine Uhr wieder vor?«, triezte er sie. Sakura streckte ihm die Zunge raus. »Und deine?« »Ich dachte nur, du könntest ein bisschen Gesellschaft gebrauchen.« Oh. Er war extra wegen ihr früher gekommen? Sie starrte ihn an, wie er sich mit einer Hand durch die Haare fuhr. Ein paar Mädchen zum Fuße der Treppe kicherten, als sie ihn dabei beobachteten. Sasuke vernahm das Gekicher genervt und trat näher an Sakura heran. Die albernen Mädchen verstummten sofort. Che. Weiber. »Lass mich bloß nicht alleine hier stehen«, grummelte er und Sakura konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. »Selbst Schuld, wenn du so gut aussiehst.« Sasuke lächelte selbstzufrieden. Er wusste, dass er gut aussah - dass Sakura ihn gutaussehend fand… wusste er auch. Aber es war ein befriedigendes Gefühl, wenn sie das auch noch zugab. »Oh! Hey, Neji, Tenten, Hinata – hier sind wir!« Sakura winkte den Neuankömmlingen fröhlich zu. Bevor die drei sie erreicht hatten, kamen auch schon Ino und Shikamaru um die Ecke. Als Naruto, Temari und Sai fünfzehn Minuten später immer noch nicht aufgetaucht waren, wurde Ino biestig. »Wo bleiben die denn?! Wenigstens von Sai hätte ich erwartet, dass er pünktlich ist! Sasuke, warum hast du Naruto nicht mitgeschleift, so wie sonst immer?« Sasuke zuckte uninteressiert mit den Schultern. »Da hinten kommen sie!«, rief in dem Moment Tenten aus und deutete in die Ferne. Die zwei blonden Schöpfe ihrer Freunde stachen aus der Menge hervor, während Sais schwarzer fast unterging. Mit seinem üblichen schmallippigen Grinsen trat Sai zu der Gruppe und verkündete an Ino gewandt: »Ich dachte mir, ich hole die beiden mal ab, damit es nicht zu spät wird.« Sie strahlte ihn an. »Sehr gut - du hast mitgedacht!« Dann drehte sie sich so, dass sie alle ihre Freunde ansehen konnte. »Okay – Filmvorschläge?« Naruto, der die Hände in den Taschen vergraben hatte grinste diabolisch. »Adelaid«, schlug er vor, und Sakura stöhnte unwillig. »Was ist 'Adelaid'?«, fragte Tenten schüchtern, und Shikamaru setzte zu einer Erklärung an. »Junges Mädchen was von einem Ehepaar adoptiert wird. Nach einiger Zeit passieren seltsame Dinge und so. Soll ziemlich blutig, aber auch ziemlich gut sein.« »Blutig?«, hauchte Hinata, der selbiges vollständig aus dem Gesicht gewichen war. »Der Film ist ab 16. So schlimm kann's also nicht sein«, entgegnete Naruto. »Ich wäre ja für 'Die Brautjungfer'«, ließ Ino sich vernehmen. Allein bei dem Titel stöhnten Sasuke, Neji und Shikamaru genervt auf. »Eine Romanze?«, fragte Tenten um sicher zu gehen. »Richtig. Vielleicht ein bisschen kitschig, aber hat bis jetzt suuuper Bewertungen! - Noch weitere Vorschläge?« Ihre Freunde schüttelten die Köpfe. »Okay, wer ist für den Horror-Schinken?« Sie blickte hoffnungsvoll in die Runde. Mit fünf Mädels würde das doch sicher auf ein Patt herauslaufen, oder? Ärgerlicherweise zählte sie sechs Hände. »Tenten! Wie kannst du uns nur verraten!«, empörte sich Sakura gespielt. »Sorry, aber Horror schlägt Romanze ganz klar.« »Hmpf. Na gut. Dann rückt die Kohle raus, wir müssen Karten kaufen.« »Tenten – dein Abend geht übrigens auf mich«, erklärte Sai. Verwirrt sah sie ihn an. »Du hast in den Sommerferien doch das Bild erraten, dafür geb' ich dir einen aus. Außerdem bewahrst du mich vor dem schrecklichen Schicksal eines Schnulzenfilms« Er zwinkerte ihr zu. »Uhm, Dankeschön.« Währenddessen hatte Ino mit ausgestreckter Hand von den anderen den Eintrittspreis von 1.200 Yen eingesammelt und ließ sich jetzt von Sai die Tür aufhalten. An der Kasse klatschte sie das Geld etwas missmutig auf den Tresen. »Zehn Karten für 'Adelaid'«, verlangte sie. »Zehn?« »Wollen sie durchzählen?«, keifte Ino ungehalten. Der Kassierer hob irritiert die Augenbraue und sparte sich die Frage, ob die Plätze nebeneinander sein sollten. Er reichte Ino die zehn zusammenhängenden Karten und wünschte ihr eine schöne Vorstellung. Sie bedankte sich knurrend. Horror-Filme waren so gar nichts für sie. Und sie hatte so gehofft, bei dem romantischen Film etwas kuppeln zu können. Mist. Wobei - man sollte nichts unversucht lassen! Zielstrebig ging sie auf Hinata zu, die Einzige, die sich nicht an der Popcorn- und Nachos-Schlange angestellt hatte. »Hina, du musst mir helfen.« Irritiert sah Hinata ihre Freundin an. »Wobei?« »Ich will, dass Shika und Tema, sowie Sasuke und Saku und Neji und Teni nebeneinander sitzen. Meinst du, wir kriegen das hin?« »Uhm… keine Ahnung.« »Wenn du eine Möglichkeit siehst, dann versuch es, okay?« »O-okay.« Neji kehrte mit zwei Tüten Popcorn zurück und drückte seiner Cousine eine davon in die Hand. »Danke«, lächelte sie. »Schon gut.« Ino verwickelte Temari und Sakura in ein Gespräch, während sie in den Kinosaal gingen. Shikamaru ging ganz vorne und rief über die Schulter: »Welche Reihe, Ino?« »D. Die Sitze 5 bis 14.« Shikamaru stieg die beleuchteten Stufen hoch, bis er die richtige Reihe gefunden hatte. Ino schnappte Sakura kurz am Arm, sodass Temari einen Schritt vor den beiden war und jetzt hinter Shikamaru die Reihe betrat. Sai folgte ihr, bevor Ino und Sakura hinterher kamen. Ino warf einen Blick nach hinten. Sasuke und Naruto unterhielten sich leise. Direkt danach kamen Tenten und Hinata. Neji bildete das Schlusslicht. Hinata sah zu Ino, genau in dem Moment, als diese ihr einen bedeutungsschweren Blick zuwarf. Okay. Okay. Sie würde das schaffen, oder? Ino würde stolz auf sie sein. Hinata machte zwei schnellere Schritte und tat so, als würde sie kurz das Gleichgewicht verlieren, hielt sich an Narutos Jacke fest. Der Blonde blieb unweigerlich stehen, bis die knallrot angelaufene Hinata sich wieder gefangen hatte und nach ihm die Reihe betrat, dicht gefolgt von Tenten und Neji. Ino zwinkerte Hinata zu. Naruto bemerkte es und sah nach links. Shikamaru, Temari, Sai, Ino, Sakura, Sasuke. Und Rechts saßen Neji und Tenten zusammen. Er grinste wissend und ließ sich auf seinen Platz neben Hinata fallen. Hatte die alte Kupplerin wieder ihren Willen durchgesetzt, was? Na, er würde sich nicht beschweren. Dann kam in ihm der Gedanke auf, ob Ino wohl auch ihn und Hinata verkuppeln wollte. Nein, lächerlich. Temari starrte Ino böse an. Auch Sakura warf einen ungehaltenen Blick zu ihrer besten Freundin. Beide Mädchen wussten genau, wer hier die Fäden in der Hand hatte. Ino lächelte unschuldig und vertiefte sich in ein Gespräch mit Sai, bis der Saal langsam verdunkelt wurde und der Vorhang zur Seite glitt. Neji musste sich konstant zusammenreißen, nicht loszulachen, wenn Tenten leise einen ihrer trockenen Kommentare abgab. Er selbst mochte Horror-Filme nicht so gerne, aber mit ihr an seiner Seite war es einfach wunderbar spaßig. Seine Cousine schien weniger begeistert. Sowohl vom Film als auch von Tentens Kommentaren. Sie zuckte beim kleinsten bisschen zusammen und etwa nach der Hälfte des Films sah Naruto sich dazu genötigt, ihr beruhigend den Arm um die Schultern zu legen. Arme Hinata. Sie hatte zeitweise sogar die Hände vor die Augen gehalten. Sakura hatte wirklich, wirklich versucht sich nicht zu blamieren. Aber Ino die doofe Kuh ließ ihr keine Wahl. Sie hatte sich nämlich – ganz und gar unabsichtlich (haha, wer's glaubt!) – an Sai geklammert und von Sakura weggelehnt, sodass diese sich nicht an ihrer besten Freundin festhalten konnte, wenn der Film zu beängstigend wurde. Blöde, berechnende Ino! Sasuke war irgendwann so genervt davon, dass Sakura auf dem Sitz neben ihm immer wieder zusammenzuckte und sich nicht an ihn klammerte, wie er das erhoff- ähem… erwartet hatte, dass er schließlich selbst die Initiative ergriff und sie mit einem geknurrten »Klappe!« an sich zog. Sofort versteifte sich Sakura. Aber sie zuckte nicht mehr so heftig zusammen. Wobei so eine warme Umarmung nicht alles helfen konnte… Das Herzklopfen, was Temari den ganzen Film lang verspürte, brachte sie durcheinander. Vor allem, weil es nicht an dem Film selbst lag, sondern an dem Jungen neben ihr. Es war nur ein Versehen gewesen, dass sie seine Hand ergriffen hatte. Echtehrlich! Als sie ihren Fehler bemerkte und versuchte, die Hand wegzuziehen, hatte er sie einfach festgehalten. Sie hatten einen Blick ausgetauscht. Er ernst und entschlossen, sie nervös und hummerrot im Gesicht. Seine Lippen hatten sich zu einem Lächeln gekräuselt, bevor er wieder nach vorne gesehen hatte, seinen Daumen über ihren Handrücken streichend. Temari hatte nicht den Mut aufgebracht, die Hand wegzuziehen. Und ganz ehrlich – sie wollte es auch gar nicht. »Man, war der Film gut! Wer hat Lust was Essen zu gehen? Ich hab' 'nen Mordshunger!« »Naruto, wie kannst du jetzt nur ans Essen denken?«, fragte Sakura gequält. Sie hielt sich die Hand vor den Bauch um ihren aufgewühlten Magen zu beruhigen. Die letzte Szene war echt nichts für schwache Nerven gewesen. Ino war noch ganz blass und Hinata hatte erst gar nicht hingesehen. »Also, ich könnte einen Döner vertragen«, erklärte Tenten, die immer noch gut gelaunt war. »Kein Ramen?«, fragte Naruto enttäuscht. »Okay, wer ist für Döner?«, fragte Sasuke, der selbst hungrig war, aber fürs Erste genug von Nudelsuppen hatte. Neben ihm selbst hoben auch Neji, Tenten und Sai die Hand. »Die anderen sind für Ramen?«, fragte Naruto hoffnungsvoll. »Auf keinen Fall esse ich heute noch was«, gab Ino zurück und Hinata nickte stumm. »Hört mal, ich habe meinen Brüdern versprochen, heute Abend was zu kochen, ich wollte mich auf den Heimweg machen«, erfand Temari schnell eine Ausrede. Sie wollte unbedingt hier weg, um etwas Ordnung in ihre Gefühlschaos zu bringen. Sie würde Shikamaru nicht auf das Händchenhalten ansprechen, aber sie konnte auch nicht so tun, als wäre nichts gewesen. Zumindest für heute Abend nicht. »Alles klar Tema, dann sehen wir uns Montag wieder!« Gemächlich schlenderte die Gruppe weiter. An einer U-Bahn-Station verabschiedete sich dann auch Shikamaru ziemlich knapp. »Man sieht sich.« »Hey, willst du nicht mit essen?« »Das Popcorn hat mir gereicht. Bis Montag.« Als seine Freunde außer Sicht waren, beschleunigte er seine Schritte und schaffte es gerade noch, die Bahn zu bekommen. Zwei Stationen später stieg er aus und hastete über das Gleis in eine Bahn einer anderen Linie. Weitere drei Stationen stieg er erneut um. Noch bevor er durch die Tür trat, hatte er sie schon gesehen. Wie gut, dass er das halbe U-Bahn-Netz auswendig kannte. Er ließ sich in den Doppelsitz ihr gegenüber fallen und musste bei ihrem dümmlichen Gesichtsausdruck ein Lachen zurückhalten. »Was machst du denn hier?«, fragte Temari perplex. »Ich dachte, wir sollten mal reden.« Oh Gott. Er wollte reden? Jetzt?! »Okay…« »Du magst mich«, stellte er fest. Temari wurde rot. »I-ich-« »Und ich mag dich«, fuhr er fort. »Warum gehen wir uns dann aus dem Weg, frage ich dich.« Sie schlug die Augen nieder und schwieg. »Du weißt, dass Ino noch nie irgendwas für sich behalten konnte, oder? Sie hat es mir erzählt. Liebst du ihn?« Temaris Kopf ruckte hoch. »Nein!«, stieß sie hastig und nachdrücklich aus. »Es war ein dummer, dummer Fehler, ich-« »Dann ist es mir egal. Was passiert ist, ist passiert. Aber wir sollten uns davon die Zukunft nicht kaputt machen, oder?« Wollte er damit etwa sagen, dass… sie eine Chance hatten? Die Durchsage der Bahn riss Temari aus ihren Gedanken. »Meine Station«, murmelte sie leise und ohne den Blick von ihm abzuwenden. Sie machte keine Anstalten aufzustehen. »Ich begleite dich nach Hause«, sagte er und erhob sich, hielt ihr seine Hand hin. Ohne zu zögern legte sie ihre Hand in seine und stand auf. Ein paar Meter gingen sie schweigend, bis sie die Station und die anderen Passagiere hinter sich gelassen hatten. Sie hatten sich nicht losgelassen, gingen Hand in Hand. »Ich mag dich wirklich, Temari.« Aus den Augenwinkeln sah sie zu ihm. Er beobachtete sie. »Ich mag dich auch, Shikamaru - sehr. Aber ich kann nicht rückgängig-« Er unterbrach ihre Erklärung, indem er sie einfach in seine Arme zog. Ein entschlossener Gesichtsausdruck begegnete ihrem unsicheren Blick. Ihr Herz klopfte wild gegen ihren Brustkorb, als er sich vorbeugte. »Temari…«, sagte er leise, wartend. Sie seufzte auf, lehnte sich an ihn, die Lippen erwartungsvoll einen Spalt geöffnet. Es bedurfte keiner weiteren Aufforderung für Shikamaru, sie zu küssen. Ganz so, als wäre es das natürlichste der Welt, öffnete sie ihre Lippen für ihn, hieß seine Zunge willkommen und genoss die unbeschreiblichen Gefühle, die das in ihr auslöste. Atemlos gab er ihren Mund frei. »Shikamaru«, seufzte sie sehnsüchtig. Die warmen, harten Lippen kehrten zurück, liebkosten sie und versprachen ihr alles, was sie sich je erträumt hatte. Sein Blick aus halb geöffneten Augen ließ ihre Knie weich werden, als er den Kuss ein zweites Mal unterbrach. »Also?«, machte er. Hatte er eine Frage gestellt? Temari wusste es nicht. Aber sie wusste, was er hören wollte. Was sie ihm sagen wollte. »Ich liebe dich«, stieß sie aus, die Finger in seine Jacke vergraben, damit er ja nicht flüchten konnte. Er grinste sie träge an, mit vor Freude glänzenden Augen. »Und ich liebe dich«, sagte er und küsste sie sanft. Nach einer kleinen Ewigkeit – viel zu kurz – löste er sich wieder von ihr. »Wir werden Ino nichts davon erzählen«, war das erste, was Temari mit zitternder Stimme von sich gab. »Kein Sterbenswörtchen«, erwiderte Shikamaru ernsthaft. »Wir… versuchen so lange unsere Ruhe zu haben wie möglich.« »Ganz deiner Meinung.« »Gut.« »Gut.« »… Küsst du mich jetzt gefälligst wieder?!« Ein leises Lachen vibrierte in seiner Kehle, als er sich erneut vorbeugte und die Lippen dieser anstrengenden Frau verschloss. Temari kam erst eine halbe Stunde später nach Hause. Zwei Kreuzungen und eine Hausecke konnten verdammt lang werden, wenn man mit etwas anderem beschäftigt war. In sicherer Entfernung von ihrem Elternhaus gab er ihr einen sehnsüchtigen Abschiedskuss und verabschiedete sich. »Bis Montag.« »Wehe du lässt dir was anmerken.« »Selber.« Sie kicherte leise, als sie ihm nachsah, wie er in den Schatten verschwand. Kankuro und Gaara wunderten sich an diesem Abend darüber, dass ihre Schwester so eine schrecklich gute Laune an den Tag legte. Das war ja schon fast unheimlich. Shikamaru seinerseits gab sein Bestes, ungesehen nach Hause zu kommen. Er konnte nur hoffen, dass Ino noch unterwegs war. Man, war das anstrengend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)