24 Nights - Adventskalender von Daelis (Diabolik Lovers x Reader) ================================================================================ Kapitel 14: Vierzehnte Nacht: Die Qual der Wahl ----------------------------------------------- Kaum, dass du deine Augen geöffnet hattest, wünschtest du dir auch schon, es nicht getan zu haben. Nicht nur ein Augenpaar, sondern gleich mehrere erwiderten deinen recht verschlafenen Blick. Direkt vor dem Bettende standen Ayato, Laito und Kanato. „Chichinashi. Na endlich bist du wach! Gib meiner Wenigkeit endlich dein Blut“, forderte Ayato sofort und neben ihm kicherte Laito nach typischer Manier, während Kanato dich anlächelte und seinem Teddy etwas zu wisperte. Hättest du es nicht besser gewusst, hättest du schon nach diesem Anblick geglaubt, in einem Alptraum zu stecken, doch die drei Sakamakis waren nicht die einzigen Vampire im Raum. Hinter ihnen konntest du auch noch ihre drei Brüder Reiji, Shu und Subaru ausmachen, die sich im Hintergrund zu halten schienen, doch auch ihre Blicke lagen ganz unverwandt auf dir. Hatten sie dich etwa zurück geholt? Für einen Moment wurde dir kalt und übel. Eine Gänsehaut überzog deine Haut, während dein Blick hilfesuchend weiter umherwanderte. Der Raum war auf jeden Fall nicht dein Zimmer bei den Sakamakis. Genau genommen kanntest du dieses Zimmer nicht und sahst es zum ersten Mal, doch es war hell und freundlich, obwohl die Sonne kaum Licht spendete, war es doch zu dieser frühen Stunde noch zappenduster. „Guten Morgen“, hörtest du denn ganz unerwartet Azusas Stimme. Der dunkelhaarige Vampir saß neben deinem Bett und schenkte dir ein aufmunterndes Lächeln, fast so, als wolle er dich trösten. Hinter ihm stand mit verschränkten Armen Yuma, der dich ernst ansah. „Schön, dass du erwacht bist“, ertönte es von der anderen Seite des Bettes, wo du schließlich Kou und Ruki ausmachen konntest. Damit wären dann also Mukamis und Sakamakis vollständig hier in diesem Raum versammelt. Als gäbe es eine stille Abmachung, saß oder lag keiner auf dem Bett – wie du es ja bereits das eine oder andere Mal erlebt hattest – und es schien dir beinahe wie ein kleines Rettungsboot. Leider nur wurde dieses von Haien umzingelt, die sich nichts Schöneres vorstellen konnten, als dich zum kentern zu bringen. „Guten Morgen“, murmeltest du leise, auch wenn du ihn alles andere als gut fandest. Ein guter Morgen begann nicht mit zehn Vampiren, die einen umringten und fraglos nur auf das Eine aus waren: Dein Blut. Wie dich wenig wunderte, war es Ayato, der zuerst den Mund wieder öffnete, weil er ihn einfach nicht halten konnte. „He, Chichinashi, hast du nicht gehört? Biete meiner Wenigkeit endlich dein Blut an. Meine Wenigkeit hat schon einen ganz trockenen Hals!“ Laito neben ihm gluckst. „Ah, ah, Ayato, so wird Bitch-chan dir bestimmt nichts geben, nfu~“ Er zwinkerte dir verschmitzt zu. „Da solltest du auch etwas für sie tun und darin bin ich eindeutig besser als du, nfu nfu~“ Kanato sah seine rothaarigen Brüder aus verengten Augen mit finsterem Blick an und wirkte nicht allzu erfreut, doch sagte nichts. „Sie muss nichts dergleichen tun“, ertönte nun Rukis ernste Stimme aus anderer Richtung. Er hatte die Arme verschränkt und nicht einmal zu den Sakamakis hinüber gesehen, sondern sah unverwandt zu dir. „Es ist deine Entscheidung.“ War es das wirklich? Wenn es das war, fragtest du dich, wieso sie alle schon am frühen morgen dein Bett belagerten, anstatt dich einfach in Ruhe zu lassen. Doch auf diese Frage würdest du kaum eine richtige Antwort bekommen, wenn du sie zu stellen wagtest. Du seufztest leise. „Wo bin ich hier?“, versuchtest du also erst einmal das Wesentlichste zu klären. Es war Kou, der dir antwortete und dich dabei gut gelaunt anstrahlte. „Du bist in deinem Zimmer. Der Wasserschaden wurde behoben und du hast hier nun dein eigenes kleines Reich, M-neko-chan.“ Dein eigenes kleines Reich, in das eine ganze Menge Vampire schon am ersten Morgen hier ungefragt eindrangen, dachtest du finster. Doch zumindest schien dein Bett tatsächlich etwas wie eine Tabu-Zone zu sein, auch wenn du nicht wusstest, wieso. Hinterfragen würdest du es ganz sicher nicht, sonst könnte sich noch etwas daran ändern. Das Risiko wolltest du nicht eingehen. Erwartungsvoll sahen dich alle Vampire an. Es blieb still, ehe du mit heiserer Stimme das Wort ergriffst. „A-also... habe jetzt wirklich ich die Wahl?“ Die Antwort folgte prompt und unhöflich. „Tch.“ Sie kam unisono von Subaru und Ayato mit dem einzigen Unterschied, dass Subaru es dabei beließ, während Ayato gleich weitersprach. „Meine Wenigkeit will endlich dein Blut trinken.“ Nun war es an dir, ausnahmsweise einmal finster zu lächeln. Jetzt hattest du die Fäden in der Hand, wenn auch nur ein wenig und das nicht mit der Freiheit, zu gehen, gleichziehen konnte, doch immerhin! Du solltest schließlich wählen, nicht er oder einer der anderen Vampire. Kaum, dass du lächeltest, konntest du neben dir auch Yuma glucksen hören, der wohl ahnte, was du dachtest. Seine Wenigkeit wollte also dein Blut? Schön. Da konnte seine Wenigkeit lange warten! Denn seine Wenigkeit war hiermit auf Diät, auf Entzug! Wenn er dir so kam, würde er nicht einen einzigen Tropfen bekommen! Pah! Sollte er sehen, wo er mit seiner Art blieb. Du machtest dir nicht die Mühe, es ihm unter die Nase zu reiben, sondern sahst ihn nur überlegen lächelnd an und wandest dich herum. „Würdet ihr bitte rausgehen, damit ich mich anziehen kann?“ Einen Moment lang war es still, dann hörtest du Laito kichern. „Oooch, Bitch-chan, ich könnte dir dabei behilflich sein, nfu~“ Noch ehe du etwas sagen konntest ertönte allerdings Reijis Stimme. „Natürlich. Du musst deine Wahl noch nicht sofort treffen. Wir haben ein Zeitlimit bis 20:00 Uhr vereinbart. Noch hast du Zeit.“ Ah. So war das also. Du durftest zwar entscheiden, aber nach welchen Regeln, das legten noch immer sie fest, doch du wolltest lieber nicht laut klagen, sonst überlegten sie es sich noch und ignorierten die Wünsche dieses ominösen Karl-Heinz, der sich bisher ja nicht hatte blicken lassen. Zum Glück. Du legtest wirklich keinen Wert auf noch einen Vampir im Haus und du warst dir ziemlich sicher, er war ebenfalls einer. Nur wenige Augenblicke später war 'dein' Zimmer vampirfrei und du konntest dich in Ruhe umziehen. Bis 20:00 Uhr abends also. Da war noch reichlich Zeit, auch wenn dir bei der Vorstellung, einen auszusuchen, der dich beißen dürfte, ganz übel wurde, immerhin hattest du jeden von ihnen schon einma- Nein... hattest du nicht. Kanato Sakamaki hatte dich bisher nicht gebissen. Zugegeben ein schwacher Trost, doch du warst dir ziemlich sicher, dass das bei Kanato und seinem sinistren Versprechen nichts zu bedeuten hatte. Du schaudertest. Solltest du einen von ihnen der Fairness halber aussuchen? Solltest du überhaupt fair sein? Sie waren es ja dir gegenüber auch nicht gewesen, sondern hatten dich einfach in diese Situation gezwungen. Du warst ihnen im Grunde nichts schuldig. Tatsache war: Bis heute Abend musstet du eine Wahl treffen. Als du den Raum verließt war von den Vampiren weit und breit nichts zu sehen, doch du ahntest, dass hinter den verschlossenen Türen und besonders in Wohnzimmer und Küche oder im Esszimmer mehr los wäre. Damit lagst du nicht falsch. Egal, wohin du auch gingst, überall trafst du auf Bluttrinker. Das Haus war deiner Meinung nach einfach zu klein für so viele Vampire und einen Menschen. Besonders für den Menschen, wenn die Vampire zutrafen. Doch du hingst hier fest und sie würden dich kaum entkommen lassen, wenn dieser Karl-Heinz, dessen Willen sie sich aus irgendeinem Grund alle beugten, wollte, dass du als ihr Blutbeutel auf Beinen hier bliebst. Da du ihnen ja eh nicht mehr aus dem Weg gehen konntest, weil sie einfach überall waren, entschiedst du, sie einfach so gut es ging zu ignorieren. Fürs Erste zumindest, denn später würdest du deine Wahl treffen würden. Obwohl sie dich soweit mehr oder weniger in Ruhe ließen, kreisten deine Gedanken um nichts anderes, als die Frage, nach welchen Kriterien du deine Wahl treffen solltest. Im Grunde hattest du es längst entschieden, doch eine Stimme in dir versuchte noch immer, etwas von Fairness und Gleichbehandlung zu palavern. Am Ende siegte jedoch die laute Stimme, die schrie, dass du keinem dieser Irren etwas schuldig warst und dein Blut einfach der bekäme, der dich am nettesten behandelte. So einfach war das. Zu deiner Überraschung waren sie heute alle ausnehmend freundlich – mal von Ayatos selbstsicherer und aufschneiderischer Attitüde abgesehen. Dass er wirklich glaubte, du würdest ausgerechnet ihm dein Blut geben, wunderte dich wirklich. Zusammen mit Kanato, dem Leichenpräparator, und Laito, der dich schon fast zu missbrauchen drohte, stand er ganz oben auf der Liste genau der Vampire, die ganz sicher nicht an dich herankommen würden. Den ganzen Vormittag sprach keiner das Thema mehr an, während du auf dem Sofa saßt und in einem deiner Schulbücher blättertest, dass du dabei eigentlich gar nicht last. Erst Ruki, der sich neben dich setzte und offen ansah, kam schließlich auf dein Dilemma zu sprechen. „Du musst keine Begründung für deine Wahl abgeben“, meinte er ganz ruhig und fügte seinem Satz mit einem Flüstern deinen Namen hinzu, das dir gleich wieder eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Seine Art war wirklich schwer zu beschreiben. Auf der einen Seite streng und ernst, aber auf der anderen auch mütterlich und freundlich, wobei Mutti Ruki wohl allein seinen Brüdern vorbehalten war. Du musstet bei dem Gedanken daran, wie er diese Rolle mehrfach eingenommen hatte, schmunzeln und nicktest ihm zu. „Danke, Ruki.“ Es tat gut, das von Jemandem zu hören. Einfach zu wissen, dass sie deine Wahl akzeptieren würden, egal was sie davon hielten und dass du sie nur vor dir selbst rechtfertigen musstest. Hinter dir kicherte es verräterisch. Laito. „Ah, Bitch-chan, genau so ist es. Aber ich wäre wirklich sehr glücklich, wenn du mich aussuchen würdest und würde mich in jedem Falle...“ Er grinste, das konntest du hören, obwohl du dich nicht zu ihm umdrehtest. „Erkenntlich zeigen.“ Die Art, in der er diese Worte betonte, ließen keinen Zweifel daran, was er meinte. Sarkasmus siegte in deinem Inneren. Herzlichen Glückwunsch, Hentai-san, Sie haben sich gerade zu seiner seiner Wenigkeit auf die Liste der Diät-Teilnehmer gesetzt. Wir wünschen einen angenehmen Aufenthalt. Obwohl Kanato noch nichts gesagt hatte, stand er irgendwie auch schon auf der Liste. Im Moment saß er ruhig auf einem Sessel und murmelte im Flüsterton auf seinen Teddy ein, was immer er diesem auch so dringendes zu erzählen hatte. Genau wolltest du es lieber gar nicht wissen. Der Nachmittag verlief in angespanntem Schweigen und oft entdecktest du den einen oder anderen Vampir dabei, dass er seiner eigentlichen Tätigkeit gar nicht wirklich nachging, sondern dir Blicke zuwarf. Shu und Reiji waren da echte Ausnahmen, denn ersterer regte sich die ganze Zeit über gar nicht und Reiji schien tatsächlich in sein Buch vertieft. Ohnehin war das Wohnzimmer nun ziemlich eng, hatten die Vampire doch noch eigentlich nicht dazu passende Sofas und Sessel dazu geholt – woher auch immer – damit jeder Platz hatte. Der Platz auf dem Sofa, der am nächsten dem warmen Kaminfeuer war, war frei gewesen, als du hereingekommen warst und irgendwie schien es nun deiner zu sein. Du versuchtest, dich auf dein Schulbuch zu konzentrieren. Lernen war immer noch besser, als die ganze Zeit über diese Vampire zu grübeln, die dich anstarrten, als wärst du das Dessert – das du am Ende dann wohl auch warst. Die Frage wäre nur, wessen Dessert. Die Sonne ließ sich an diesem Tag gar nicht blicken. Es war ein grauer und kalter 14. Dezember, verregnet, doch mit keinem Zeichen von Schnee. Alles in allem ein Tag, an dem man lieber nicht hinausging, wenn man die Wahl hatte. Es dämmerte früh und bald war es dunkel. Der flackernde Kamin zu deiner Seite spendete allerdings genug Licht und Wärme zum Lesen, wenn du es denn wirklich gewollt hättest, aber die meiste Zeit starrtest du nur auf die Seiten, ohne wirklich wahrzunehmen, was dort stand, weil deine Gedanken um die Vampire kreisten und deine absurde Wahl. Dass sie absurd war, hatte sich dir immer mehr erschlossen. Solltest du dich zum Beispiel immer für einen Mukami entscheiden, würden die Sakamakis garantiert protestieren, ebenso wie anders herum. Solltest du immer den gleichen Vampir aussuchen, gingen die anderen auf die Barrikaden. Seine Wenigkeit allen voran. Der würde ohnehin fluchen und Theater machen. Die Frage war nur: Wie lange ginge das gut? Wie lange würden sie sich wirklich an die Wünsche dieses Karl-Heinz gebunden fühlen? Um das zu wissen, müsstest du zumindest wissen, wer dieser Kerl war und weshalb sie ihn so respektierten. Entschieden räuspertest du dich. Du hofftest, dass man dir antworten würde – und sei es nur, um sich bei dir für Blut einzuschleimen. „Wer ist Karl-Heinz?“, stelltest du die Frage einfach laut in den Raum und sofort richteten sich alle Augen auf dich – selbst Shu öffnete die himmelblauen Augen. Reiji antwortete als Erster. „Karl-Heinz, der Vampirkönig, ist der Vater von uns Sakamakis.“ Er sprach die Worte ganz schlicht und ohne Stolz aus, doch dir wurde sofort übel. Der Vampirkönig? Ernsthaft? Ihr Vater? Na danke. Du bereutest jetzt schon, die Frage gestellt zu haben, doch wenn er der Vater der Sakamakis war, die mit den Mukamis nicht gut auskamen – was hatte er dann mit diesen zu schaffen? Fragend wanderte dein Blick zu Ruki, der ja neben dir saß und dich auch offen ansah. „Karl-Heinz-sama hat meine Brüder und mich verwandelt und ist unser Gönner. Wir schulden im Vieles.“ Karl-Heinz. Das steckte also dahinter. Ob sie wohl gewusst hatten, was die jeweils andere Fraktion mit diesem Kerl zu tun hatte? So wie sie einander ansahen, hattest du daran gewisse Zweifel. Was für ein Spiel spielte dieser Vampirkönig hier mit den Mukamis und seinen eigenen Söhnen? Besonders witzig konntest du das nicht finden, denn scheinbar warst du ja der Spielball, den er ihnen hingeworfen hatte. Daran störten sie sich zwar nicht, doch auch sie mussten sich doch fragen, was Karl-Heinz eigentlich damit bezweckte. Oder sie wussten es. Du sahst zwischen Reiji und Ruki hin und her und dir schwante, dass in diesem Falle Ruki vielleicht mehr wissen könnte als Reiji, so unerfreut wie dieser dreinsah. Es wurde still – bis Ayato diese Stille durchbrach. „Es ist schon fast 18:00 Uhr. Triff endlich deine Wahl, Chichinashi! Meine Wenigkeit hat Durst und will nicht länger warten.“ Der Rothaarige stand von dem Sessel auf, in dem er gesessen hatte. „Tch, sei still“, zischte Subaru ihm nach, der auf dem daneben stehenden Sessel vor sich hin döste. Auch Yuma hatte gewisse Einwände. „Halts Maul!“, forderte er lautstark und baute sich auf. Er hatte gemeinsam mit Ruki und dir auf dem großen Sofa gesessen, sich nun aber auch aufgerappelt und die Hände in die Hüften gestemmt, offenbar bereit, sich ganz offen mit Ayato anzulegen. Wenn du ganz ehrlich warst, wäre es dir schon recht, wenn Yuma Ayato einen kräftigen Schlag verpasste, doch du erinnertest dich an die Lektion, die eben Yuma dir gegeben hatte und in der es um Vampire gegangen war. Geborene, reinblütige Vampire waren stärker als umgewandelte Menschen, die erst Vampire wurden. Damit waren die Sakamakis an sich stärker als die Mukamis und du wolltest nicht, dass Ayato Yuma verletzte. „Lasst den Unfug“, fordertest du du und verschränktest streng die Arme. „Und setzt euch wieder hin.“ Beide sahen dich überrascht an. Yuma schnalzte mit der Zunge und ließ sich wieder auf das Sofa fallen, doch Ayato missverstand dich anscheinend völlig – und wollte es vermutlich auch. „Na endlich!“, freute er sich, doch du hobst schnell beide Hände. „DU bekommst kein Blut!“, stelltest du eilig klar. Ayato sah erst überrascht aus, dann wütend und schließlich knurrte er und trat einen Schritt näher. „Chichinashi...“, zischte er bedrohlich, da griff ihn auch schon Laito am Arm, was wohl Ayatos Rettung war, denn du konntest sehen, wie sich Reijis Augen bedrohlich verengt hatten. Sicher wäre auch er gleich eingeschritten, doch Laito war ihm zuvorgekommen. „Ah, ah, Ayato~ Bitch-chan muss doch aussuchen. Sei lieber lieb zu ihr, nfu~“ Ayato schnaubte und stapfte wütend aus dem Raum, wofür du insgeheim dankbar warst. Keiner außer dir sah ihm nach. Die Sakamakis waren sein Verhalten vermutlich gewohnt und wollten ihn einfach schmollen lassen, während den Mukamis das natürlich egal sein konnte. Einige Minuten blieb es still, doch die Stille war drückend. Ayatos Ungeduld hatte nur ausgedrückt, was wohl alle Vampire hier im Raum heimlich dachten: Du zögertest die Entscheidung auf die letzte Minute hinaus, weil du hofftest, darum herum zu kommen, obwohl das nicht geschehen würde und vermutlich hatten sie damit sogar recht. Du zögertest es hinaus. Du wolltest diese Wahl nicht treffen, denn du wolltest nicht, dass überhaupt irgendjemand dein Blut trank. Gar nicht. Überhaupt nicht. Niemals. Allerdings stand das wohl nicht zur Debatte. Leider. Du musstest dich entscheiden, wenn du nicht riskieren wolltest, dass man dir die Wahl zu deinen Ungunsten abnahm. Unsicher sahst du die anwesenden Vampire an. Ayato und Laito standen außer Frage. Beide hatten dich ziemlich arg angegriffen und dem würdest du dich niemals freiwillig aussetzen. Vor Kanato hattest du Angst und auch Reiji war nicht mehr allzu vertrauenswürdig, obwohl du nicht glaubtest, dass er beim Trinken selbst übermäßig gefährlich wäre. Allgemein hegtest du noch einen gewissen Groll gegen die Sakamakis, die dich einfach so entführt hatten. Und dass sie dich dann auch noch so behandelt hatten. Selbst Shu, der dir in gewisser Hinsicht Schutz versprochen hatte, war nicht wirklich dein Freund. Subaru war ziemlich grob gewesen und hatte Yuma aufgehalten, als er dich hatte retten wollen, er schied auch aus. Und dann noch diese Nacht im Sarg und dass er dich Laito überlassen hatte... Ohnehin also hatten die Mukamis die Nase vorn. Doch welchem solltest du dein Blut überlassen? Azusa vielleicht, denn von ihm glaubtest du aufrichtig, dass er dir nichts Böses wünschte, auch wenn er halt leider gewisse Probleme damit hatte, 'gut' und 'nicht gut' richtig zu differenzieren. Oder vielleicht Kou, den du von der Vampirgeschichte abgesehen ja eigentlich gut hattest leiden können? Ruki vielleicht, der hier die Mutti im Hause war und dich ja eben auch beruhigt hatte und der nie unhöflich gewesen war. Oder Yuma, der dir alles erklärt hatte? Dein Blick wanderte einmal in die Runde. „Ich entscheide mich für …“ Du atmetest tief durch und hofftest, du würdest es nicht bereuen oder zumindest nicht zu sehr. „Für Yuma.“ Als Dank dafür, das er nicht nur den Erklärbär gespielt hatte und eben sofort aufgesprungen war, um dich vor Ayato zu retten, sondern vor allem dafür, dass er gekämpft hatte, dich zu beschützen, als du entführt wurdest. Noch immer stand dir sein Bild vor Augen, wie er sichtlich erschrocken die Hände nach dir ausstreckte und dich und deinen Entführer verfolgte, ehe ihm Subaru den Weg verstellt und ihn aufgehalten hatte. Der braunhaarige Vampir wirkte ein wenig überrascht. Nett ausgedrückt. Er hatte ganz offenkundig nicht damit gerechnet, denn seine Augen waren geweitet und es war schwer zu sagen, wen deine Wahl mehr wunderte: Alle anderen oder den Erwählten selbst, der sich erst nach einigen Sekunden regte und grinste. Er stand auf und trat an dich heran. Ohne ein Wort der Warnung hob er dich vom Sofa. Du gabst einen erschrockenen Laut von dir. „Yu-yuma!“, japstest du. Der Angesprochene lachte leise. „Willst du etwa eine öffentliche Show daraus machen, Mesubuta?“ Mit diesen Worten trug er dich aus dem Wohnzimmer und steuerte zielgenau dein Zimmer an, dessen Tür er hinter sich zuschlug, ehe er dich absetzte. Er starrte dich ruhig an. Du konntest ihm ansehen, dass er fragen wollte, warum du ihn ausgesucht hattest, doch er sagte kein Wort, sondern zog lediglich etwas Kleines aus seiner Hosentasche und reichte es dir. Ein kleiner Zuckerwürfel. „Nimm schon“, meinte er, als du zögertest. Du nahmst den Zuckerwürfel und stecktest ihn dir in den Mund. Er zerfloss auf deiner Zunge in süßen Brei aus knisternden Krümeln. „Danke.“ Yuma rieb sich den Hinterkopf und murmelte etwas Unverständliches, ehe er dich an den Schultern griff und ruckartig deinen Pullover über die Schulter zog, um diese zu entblößen. „Keine Ahnung, warum ausgerechnet ich, aber... Du hast es dir selbst so ausgesucht.“ Er biss zu und es schmerzte. Natürlich. Aber zum ersten Mal, versuchtest du nicht, dich zu wehren, während man von dir trank. Du hattest es entschieden und niemand hatte dich gezwungen – zumindest nicht direkt hierzu. Das war immer noch besser als das, was du im bei den Sakamakis hattest und irgendwie auch besser als der vorherige Stand bei den Mukamis, die dich herumgereicht hatten. Zumindest hattest du nun einen gewissen Einfluss und vielleicht konntest du ihn nutzen, damit die Vampire ein wenig netter zu dir waren. Als Erstes würdest du diese Spitznamen abschaffen... Yuma ließ von dir ab und leckte sich über die Lippen. „Dein Blut ist wirklich ziemlich süß, weißt du das? Kein Wunder, dass dich diese aufgeblasenen Sakamakis rauben wollten.“ Du verkniffst dir die Bemerkung, dass sie es nicht nur wollten, sondern es ihnen auch gelungen war. Immerhin waren sie in der Überzahl gewesen und Yuma hatte sein Bestes getan. „Das wird ihnen nun nichts mehr nutzen“, gabst du zurück. Yuma grinste und nickte kaum merklich. Wer hätte gedacht, dass ihr euch mal so einig wärt? In friedvoller Einigkeit kehrtet ihr schweigend zu den Anderen zurück. Keiner verlor auch nur ein Wort darüber, dass du Yuma ausgesucht hattest oder darüber, dass du ja morgen erneut eine Wahl würdest treffen müssen. Alle Anspannung schien fürs Erste wie fort gewischt und der Abend wurde sogar ein wenig gemütlich, als nach dem Abendessen die ersten Unterhaltungen in die Gänge kamen. Abgesehen von der zwischen Kanato und Azusa, die dir irgendwie einen Schauer über den Rücken jagte, auch wenn du kaum etwas vom Inhalt ihrer Unterhaltung mitbekamst. Ausgerechnet die beiden zusammen schienen dir einfach keine gute Wahl. Wann du mit dem Kopf auf der Sofalehne einschliefst, konntest du nicht sagen, doch es musste schon spät gewesen sein – oder zumindest kam es dir so vor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)