The forbidden Child von Little-Cherry ================================================================================ Kapitel 7: Memories 1 --------------------- 7. Memories 1   „Temari! Mach die Tür wieder auf!“, rief er und klopfte gegen die Tür. Temari aber dachte gar nicht daran. Langsam ließ sie sich an der Tür hinabgleiten, bis sie auf dem Boden saß. Stumme Tränen liefen ihre Wangen hinunter, während die Erinnerungen ihrer Vergangenheit in sie eindrangen. Warum musste es in ihrem Leben immer so schwer sein? Wann hatte es eigentlich begonnen, dass alles den Bach hinunter ging?   Ganz klar! Es musste der Tag gewesen sein, an dem sie hier her gekommen war. Vielleicht hatte es auch schon mit dem Streit mit ihrem Vater angefangen. Der Streit, der sie direkt hierher geführt hatte. Letztendlich lief doch alles wieder hier an diesem Ort zusammen. Wie gut konnte sie sich noch an den Tag erinnern, an dem man sie hier her gebracht hatte …     Fest hatte er sie am Arm gepackt und schleife sie zum Haus. Dass er sie hier auf offener Straße am helllichten Tage laufen ließ, konnte sie kaum glauben, doch bei genauerem Betrachten der Gegend wurde ihr klar, dass niemand sie erkennen würde und selbst wenn würden sie ihr nicht helfen. Dafür hatten sie viel zu viel Angst. Keiner würde sie aus ihrer Hölle befreien. Das war ihr von Anfang an klar gewesen. Der einzige, der sie retten konnte, war ihr Vater …   Sie war so sehr in ihren Gedanken und in dem Hass gegenüber diesem Mann versunken, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie er sie in das Haus und die Treppe hinauf geschliffen hatte. Nun standen sie direkt vor einer großen Tür, an der ihr Aufpasser wie wild klopfte.   „Nana! TenTen! Öffnet diese verdammte Tür! Ich hab euch ein Geschenkt mitgebracht“, grollte er und hämmerte weiter gegen die Wohnungstür. Bei den Worten Geschenk hatte er seinen Blick anzüglich über ihren Körper wandern lassen, was Temari einen kalten Schauer den Rücken hinunter jagte.   Keinen Moment später öffnete sich die Tür und zwei junge Mädchen blickten ihr mitleidig entgegen. Scheinbar wussten sie, wer sie war. Bei genauerem Hinsehen bemerkte Temari, dass die beiden kaum älter waren als sie. Im Gegenteil. Die Braunhaarige schien sogar jünger zu sein als sie selbst, obwohl das viele Makeup sie älter wirken ließ. Temari schätzte ihr Aller auf zehn oder elf, höchstens zwölf, was bedeutete, dass sie noch weniger Erfahrung hatte als sie mit ihren dreizehn Jahren. Die andere, die Blauhaarige, wiederum wirkte auf sie wesentlich älter, wesentlich erfahrener als sie beide. Das konnte sie in ihren Augen sehen, die sie nun auf ihren Peiniger legte.   „Hey Hidan, was hast du uns denn da mitgebracht“, fragte sie ihn zuckersüß, wobei sie ihm ein verführerisches Lächeln zuwarf, das er anzüglich grinsend erwiderte. Dabei ließ er sich die Chance nicht entgehen auch über ihren Körper seinen Blick wandern zu lassen, was ihr jedoch nichts auszumachen schien. Sie lächelte ihn einfach weiter an und wartete auf seine Antwort.   „Unser lieber Orochimaru hat ein neues Spielzeug gefunden und bittet dich darum auf es aufzupassen und auf seine Aufgabe vorzubereiten. Nachdem du mit unserer kleinen TenTen so gute Arbeit geleistet hast, ist er überzeugt, dass du es auch mit ihr schaffen wirst“, erklärte er und schob Temari näher zu den Mädchen heran.   Bereitwillig machte Temari noch ein paar Schritte mehr auf die beiden zu und folgte der Braunhaarigen in die Wohnung. Wenn sie die Wahl zwischen Hidan und den beiden Mädchen hatte, zog sie doch lieber die Gesellschaft ihrer Leidensgenossinnen vor, wobei ihr noch nicht ganz klar war, in welchem Zusammenhang das Wort Leidensgenossinnen mit ihrer momentanen Situation wirklich stand.   „Ach ja, Nana, pass ja auf, dass sie nicht abhaut! Es war harte Arbeit sie zu bekommen und ist sie weg, fällt das auf dich zurück und ich habe keine Lust, Itachi oder einem der anderen dazu zwingen zu müssen, dir weh zu tun, meine Schöne“, drang es drohend von der Tür an Temaris Ohr.   „Mach dir keine Sorgen, Hidan, es wird nicht dazu kommen“, hauchte Nana, bevor sie die Tür schloss und den Widerling den Weg zu ihr versperrte.     Heute war Temari davon überzeugt, dass sie wegen diesem Gespräch zwischen Nana und Hidan nicht abgehauen war, schon gar nicht, nachdem TenTen und Nana sie so warmherzig bei sich aufgenommen und sich um sie gekümmert hatten. Sie wollte damals einfach nicht, dass die beiden von irgendwem ärger bekamen und wegen ihr bestraft wurden.   Seufzend erhob sich Temari vom Boden und sah sich um. Das Klopfen hatte mittlerweile abgeebbt, doch das nahm sie gar nicht wirklich wahr. Viel mehr ließ sie ihren Blick durch ihre Wohnung schweifen. Sie sah noch genauso aus wie damals als sie in die WG gekommen war. Das einzige, was sich verändert hatte, waren die Bilder an der Wand.     Ängstlich sah sie sich in dem Flur um, in dem sie stand, nur um nicht in die Augen dieser Mädchen sehen zu müssen. Eigentlich sah es hier auch gar nicht so schlimm aus. Im Flur stand ein kleiner Tisch, auf dem ein schicker Strauß Blumen und ein Telefon standen. Sonst war er geschmückt mit den verschiedensten Fotos. Fotos, auf denen die beiden Mädchen in den unterschiedlichsten Situationen zu sehen waren. Auf dem einen waren sie am Strand und spielten, während sie auf dem nächsten in leichtbekleidenden Kleidern tanzten, was Temari das schlimmste vermuten ließ.   Ein Bild erregte ganz besonders ihre Aufmerksamkeit. Darauf war die Blauhaarige zu sehen zusammen mit einem jungen Mann, den sie zusammen mit Hidan und ein paar anderen zwielichtigen Typen gesehen hatte.   „Das ist Itachi. Er ist Nanas Freund. Aber keine Angst. Er ist nicht so wie die anderen. Oft hilft er uns sogar“, riss die Stimme der Braunhaarigen sie aus ihren Gedanken, von der sie glaubte, dass sie TenTen hieß.   „Das spielt jetzt er Mal keine Rolle. Wir haben nicht mehr viel Zeit, darum ist es wichtig, dass wir ihr schnell alles zeigen und sie dann fertig machen. Die Schlange möchte sicher, dass wir sie heute schon mitnehmen. TenTen hol du bitte schon mal ein paar Sachen, die sie anziehen kann“, mischte sich Nana ein, womit sie sich an Temari wand. „Das dort ist TenTen und ich heiße Nana, aber das dürftest du bereits mitbekommen haben, nicht wahr Temari? Und bevor du fragst, ja wir wissen, wer du bist, aber das wird dir nicht helfen. Du wirst sehen, es geht vielen wie dir. Was das genau bedeutet, erklären wir dir später. Jetzt zeig ich dir alles“, erklärte sie schnell, bevor sie Temari schon durch die Wohnung führte und ihr zeigte, wo sie was fand.   Alles in allem war die Wohnung recht schick eingerichtet, allerdings war sie ziemlich klein, zumindest wesentlich kleiner als das, was sie von zu Hause gewohnt war. Trotzdem fühlte sie sich das erste Mal seit Stunden wieder wohl und sogar ein wenig heimisch, wenn man sich denn in so einer Situation heimisch fühlen konnte.   Zum Schluss führte Nana sie noch in ein kleines schlichtes Zimmer. In ihm waren nur ein Bett, ein Schrank und ein Tisch zu finden.   „Das hier ist dein Zimmer. Du kannst es gerne so einrichten, wie du möchtest. Wir wollen, dass du dich hier ganz wie zu Hause fühlst“, erklärte Nana ihr und beobachtete sie dabei, wie sie versuchte, das Fenster zu öffnen.   „Ein Zuhause, in dem ich gefangen bin“, erwiderte Temari zynisch und drehte sich wieder um, um Nana direkt in die Augen blicken zu können. Diese erwiderte ihren Blick traurig.   „Entschuldige, Temari, aber wir müssen uns selbst schützen“, verteidigte sich Nana. „Jetzt setz dich bitte, wir müssen dich fertig machen, damit du lernen kannst, was deine Aufgabe sein wird.“   Temari aber zuckte gelangweilt mit den Schultern.   „Ist eigentlich auch egal. Ich werde nämlich nicht lange hierbleiben. Mein Vater wird kommen und mich holen“, meinte sie gleichgültig, setzte sich aber trotzdem auf den Stuhl an den Tisch.   „Natürlich wird er das“, erwiderte Nana ruhig, doch konnte Temari in ihren Augen lesen, dass sie nicht daran glaubte.     Auch wenn Temari damals nicht daran glauben wollte, dass Nana Recht behielt, so war es später doch so gekommen. Ihr Vater hatte sie nicht aus ihrer Hölle befreit, zumindest hatte sie das für eine lange Zeit geglaubt. Niemand hatte das, aber es hätte auch niemand wirklich gekonnt, was sie leider erst viel später erfahren hatte …   Damals, als sie dachte, ihr Vater habe sie verraten und sie lernte, wie sehr Männer die Körper junger Mädchen liebten, schwor sie sich, niemals wieder zu lieben. Durch Nanas und TenTens Styling hatte sie sich so schön gefühlt wie schon lange nicht mehr, nein wie noch niemals zuvor. Doch diese Männer hatten sie jede Nacht aufs Neue dieses Gefühl von Schönheit vergessen lassen. Neue Tränen brachen bei diesem Gedanken aus ihr heraus. In diesem Moment fühlte sie sich genauso elend wie vor sieben Jahren.     Zusammengekauert lag sie in ihrem Bett und unterdrückte krampfhaft die Tränen, die in ihr aufkamen. Schwäche. Sie durfte keine Schwäche mehr zeigen, doch es fiel ihr so unglaublich schwer. Zwei Wochen. Zwei Wochen war sie nun schon hier. Zwei Wochen litt sie in dieser Hölle. Zwei Wochen wartete sie darauf, dass einer dieser dämlichen Anzugträger kam und ihr sagte, dass sie nach Hause konnte. Nach Hause zu ihrem Vater und ihren Brüdern, zu ihrer Familie. Wie sie sie doch alle vermisste und wie alleine sie sich hier doch fühlte …   Temari war so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie gar nicht bemerkte, wie sich die Tür öffnete und TenTen und Nana den Raum betraten. Erst, als sie die Nähe und die Wärme ihrer Umarmung spürte, registrierte Temari, dass sie nicht mehr alleine war. Und obwohl sie so gar nicht auf Umarmung und so was stand, ließ sie es geschehen, weil ihre Nähe und ihre Wärme das Gefühl der Einsamkeit, das sie so sehr einnahm und zu zerbrechen versuchte, ganz einfach verdrängte. „Es ist ok, wenn du weinst, Temari“, durchbrach Nanas Stimme die Stille. „Es wird dir helfen, mit der ganzen Sache zu Recht zu kommen, denn es wird dich befreien. Hab keine Angst, Temari, wir sind deine Familie, wir werden keinem etwas davon erzählen.“     Ja, sie waren eine Familie. Damals wie auch heute. Eine Familie, die immer zusammenhielt. Nana und TenTen waren damals die einzigen, denen sie ihre Liebe zusprechen wollten. Das hatte sie sich ganz fest geschworen. Doch ihr Herz hatte ihr da wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht, auch wenn es eine andere Liebe war als die zu Nana und TenTen.   Damals konnte sie nicht wirklich verstehen, wie Nana Itachi lieben konnte, hasste sie selbst die Männer doch so sehr. Aber auch ihr Herz hatte sich ohne Vorwarnung und unaufhaltsam für Shikamaru geöffnet. Ohne es wirklich zu bemerken, hatte sie sich in Shikamaru verliebt, was an sich kein Problem darstellte, wäre sie nur nicht schwanger geworden … Noch gut konnte sie sich daran erinnern, wie sie es erfahren hatte.     Mit zitternden Händen saß sie auf dem Stuhl und wartete auf das Ergebnis, hoffend, dass ihre Befürchtungen sich nicht bewahrheiteten, dass alles in Ordnung war in ihrer kaputten kleinen Welt. Doch schon, als sie Tsunades Blickt sah, mit dem sie sie betrachtete, wusste sie, dass alles Hoffen vergebens war. Ihr Leben hatte sich ihr mal wieder von seiner schlimmsten Seite gezeigt.   „Es tut mir sehr leid, Temari, aber du bist schwanger …“, offenbarte Tsunade ich, wobei sie ihr ein kleines Bild übergab, das Temaris Blick auf sich zog. Sie war so gefesselt von dem kleinen Wurm, das sie gar nicht mehr zuhörte, was Tsunade ihr weiter erzählte. Aber das musste sie auch gar nicht. Sie wusste auch so, dass sie ihr gerade die Möglichkeiten aufzählte, die sie nun hatte, doch sie kannte sie zu genüge. Sie alle kannten sie, schließlich klärte Tsunade sie alle darüber auf, wenn sie das erste Mal zu ihr kamen.   Tsunade … Wie vielen von ihnen hatte sie schon geholfen? Es musste an die Hundert sein. Wie sie es wohl schaffte mit dem Schmerz ihrer Patientinnen umzugehen? Temari wusste es nicht, aber sie war froh, dass sie sie hatte. Das waren sie alle, denn Tsunade war so ziemlich die einzige, die sie beschütze und sich um sie kümmerte.   „Am besten gehst du jetzt nach Hause und besprichst das alles zusammen mit TenTen und Nana. Wenn du weißt, was du willst, kannst du mich anrufen. Du kannst mich natürlich auch anrufen, wenn du Fragen hast. Es ist wichtig, dass du genau darüber nachdenkst, denn diese Entscheidung wird dich ewig verfolgen“, erklärte Tsunade ihr ruhig. Temari nickte und ging noch immer in Gedanken versunken nach Hause, wo sie bereits von TenTen und Nana erwartet wurde.   „Scheiße!“, war das einzige, was ihre Freundinnen sagten, bevor sie sich auch schon in Nanas Armen wiederfand, was Temari schlussfolgern ließ, dass man ihr aus dem Gesicht lesen konnte, was das Ergebnis ihres Besuchs bei Tsunade war. Das spielte in dem Moment für sie aber keine Rolle mehr. Wichtig war nur, dass sie nicht alleine war, dass sie ihre Familie hatte, die mit ihr das alles durchstand und sie unterstützte, egal für welche Lösung sie sich entscheiden würde …     Und die hatte sie wirklich. Stundenlang hatten sie noch an diesem Abend die verschiedenen Möglichkeiten durchgesprochen, hatten über das Für und Wider diskutiert. Abtreibung. Adoption. Aussetzen. Behalten. Ersteres und Letzteres hatte sie jedoch gleich wieder verworfen, weil sie es nicht mit ihrem Gewissen hatte vereinbaren können. Auf die Idee mit dem Aussetzten war TenTen letztendlich gekommen, weil Temari es nicht übers Herz hätte bringen können, ihr Kind völlig fremden Menschen zu übergeben.   Seufzend ließ Temari sich auf ihr Bett fallen, wobei ihr Blick zu dem versteckten Bild wanderte. Doch sie blieb hart und ließ es an seinem Platz verweilen, denn auch heute noch Monate nachdem sie ihre Entscheidung getroffen hatte, war sie sich sicher, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Egal welch harte Zeit sie alle hatten durchstehen müssen und wie schwierig es war, es hatte sich gelohnt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)