Liebe führt, auch in Russland, zu Dummheiten von Lyndis ================================================================================ Kapitel 21: Befreiung --------------------- Allgemeine Sicht   Rei sah schlimm aus, weshalb Kai, nachdem der Kampf endgültig entschieden war, sofort zu ihm kam, um ihn möglichst unauffällig zu stützen. Wenn er jetzt umkippte, wäre das unpraktisch, mussten sie doch Stärke demonstrieren. Sie wurden von den Kindern unschlüssig angestarrt. Niemand konnte wirklich glauben, was sie gerade gesehen hatten. Neben ihnen öffnete Yuriy gerade wieder seine Augen, aber er blieb liegen. Mit leerem Blick starrte er an die Decke und rührte sich nicht. Die beiden gingen zu ihm und musterten ihn besorgt.   Yuriy   Er konnte es nicht fassen. Er hatte verloren. Hatte verloren gegen ein verdammtes Lichtkind. Gegen einen Weichling und das nur, weil er einen Moment nachgelassen hatte. Wie hatte das passieren können? Was war überhaupt genau passiert? Plötzlich hatte Rei zugeschlagen ohne je zu einem Schlag ausgeholt zu haben. Wie hatte er das gemacht? Und was war danach passiert? Er erinnerte sich nicht mehr richtig. Es war alles plötzlich einfach schwarz geworden.   Er wusste nicht was er jetzt tun sollte. Was jetzt geschah. Es war eine Situation, für die es kein Protokoll gab. Er hatte versagt, natürlich gab es dafür kein Protokoll. Würde Volkov ihn jetzt verstoßen? Zusammen mit Boris? Würde er sie umbringen? Angst setzte sich in seiner Brust fest und umschloss sein Herz mit brutaler Gewalt. Sollte es so also zu Ende gehen, nach allem, was er bis jetzt durchgemacht hatte? War es das jetzt? Wäre er in der Lage dazu gewesen, hätte er wahrscheinlich begonnen zu weinen wie ein kleines Kind und es wäre ihm vermutlich egal gewesen. Was interessierte es jetzt auch noch? Er war ein Versager! Er hatte gegen ein verdammtes Lichtkind verloren! Das durfte nicht sein!   Als Schatten sich über sein Blickfeld legten, riss er sich zusammen und brachte seine Augen dazu, sich zu justieren. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe er die beiden Gesichter erkannte. Was wurde das jetzt? Wollten sie ihn auslachen? Ihm seine Niederlage vorhalten? Ihn bemitleiden? War das alles nicht schon Hohn und Spott genug?   Rei war es, der ihn einfach nur anlächelte und ihm eine Hand entgegenhielt: "Gut gekämpft. Das sollten wir irgendwann mal unter anständigen Voraussetzungen wiederholen." Die Worte klangen aufrichtig und ehrlich, aber er konnte nichts damit anfangen. Dieser Mistkerl verstand doch gar nicht, was er da gerade getan hatte! Er hatte sein Todesurteil unterschrieben! Und wofür? Er verstand es nicht! Warum hatten die beiden das gemacht? Keiner von ihnen wollte wirklich an den Weltmeisterschaften teilnehmen. Sie interessierten sich für so etwas gar nicht! Was sollte das also?   Wütend schlug er die Hand weg, die ihm dargeboten wurde und brachte sich mühsam in eine sitzende Position. Dann stand er auf. Seine Beine zitterten leicht, doch das ließ er sich nicht anmerken. Wo war Boris? Angespannt überflog er die Menge und wollte schon in Richtung des anderen Kampfplatzes gehen, als er ihn entdeckte. Scheinbar ging es ihm gut.   "Was ist hier los!?" Die polternde Stimme ließ ihn leicht zusammenzucken. Volkov war das Turnier über nicht anwesend gewesen, aber es musste ihm gerade jemand gesagt haben, was passiert war. Die Menge spaltete sich um ihm einen Durchgang zu bieten und er hielt genau auf ihn zu. War es jetzt schon so weit? Yuriy straffte seine Haltung. Wenigstens seinem Untergang wollte er mit Würde entgegentreten. "Du!", zischte Volkov und hatte schon die Hand erhoben, da war er noch nicht einmal bei ihm. Er sah den Schlag kommen, er sah nicht weg, er versuchte nicht abzuwehren und nicht zurückzuschrecken. Er spannte sich nur an, in Erwartung der Schmerzen, die garantiert kommen würden. Doch es geschah nichts. Einige Zentimeter vor seinem Gesicht hing die Faust einfach in der Luft und zitterte. Erst einen Augenblick später begriff er, dass Kai die Hand abgefangen hatte. "Was tust du da?", keifte er erbost. "Lass das gefälligst und misch dich nicht ein!" "Nein", war Kais kühle Antwort und zu allem Überfluss, stellte sich Rei ebenfalls schützend vor ihn. Was fiel diesen Bastarden ein!?   "Es ist vorbei Volkov. Ich lasse dich keine Sekunde länger diese Kinder hier misshandeln." Das Gesicht des Heimleiters wurde augenblicklich rot vor Wut. "Und wie willst du mich aufhalten? Du bist nur ein Kind! Du hast nichts vorzubringen!" Doch Kai lachte nur. Der Rest des Raumes war totenstill. Nicht einmal das Rascheln von Kleidern war zu hören. "Ich habe nichts vorzubringen? Ich habe bewiesen, dass du im Unrecht bist! Das reicht doch vollkommen!" "Im Unrecht? Wie kannst du es wagen! Du Bengel hast doch keine Ahnung!" "Wir haben gewonnen Volkov! Wir haben gewonnen gegen sämtliche Methoden die du aufzuwarten hattest! Es waren alles Lügen! Es ist eine Lüge, dass Lichtkinder zu verweichlicht sind. Es ist eine Lüge, dass man nur mit Härte gewinnen kann. Es ist eine Lüge, dass nur deine Methoden zum Erfolg führen. Diese ganze Welt die du hier aufgebaut hast, besteht einzig und allein aus Lügen! Nichts ist wahr! All die Qualen die diese Kinder hier durchlitten haben, waren umsonst! Wir haben bewiesen, dass es anders besser geht!"   Kais Worte trafen Yuriy wie einen Schlag. Er hatte Recht. Fast ihr ganzes Leben lang hatten alle von ihnen immer nur gehört, dass man nur mit Härte weiter kam. Dass Lichtkinder verweichlicht wären und nicht wüssten, wie man kämpft. Dass nur der Weg von Volkov sie alle davon abhalten würde, auf der Straße zu verhungern. All die Jahre war das wahr gewesen. Niemand hatte sie schlagen können. Niemand hatte ihnen das Wasser reichen können. Aber hier waren sie nun. Hier waren die beiden Lichtkinder, beide selbst vollkommen verweichlicht und hatten es innerhalb eines verdammten Jahres geschafft, die Elite des Internats zu schlagen. Warum sie das konnten war vollkommen irrelevant. Sie hatten es geschafft, das war was zählte.   Yuriy konnte in den Gesichtern um ihn herum sehen, dass alle ähnliche Gedanken hatten. Sie alle hatten Angst, aber sie erkannten die Wahrheit in Kais Worten. Hinzu kam der antrainierte Respekt den jeder vor dem Sieger hatte. Volkovs Macht fiel gerade vor ihrer aller Augen.   "Du kleiner Wurm!", schrie der ausgediente Herrscher. "Das wirst du noch bereuen! Wachen! Aus den Augen mit ihm und dieser chinesischen Ratte!" Sofort hörte man herannahende Schritte, doch sie verhallten auch genauso schnell wieder. Die Kinder um sie herum machten keinen Platz, ließen die Wachen nicht durch. Und da alle in diesem Raum hervorragend im Kampfsport ausgebildet waren, kamen die Männer selbst mit Schlagstöcken und Messern nicht durch. Ein paar Minuten lang herrschte ziemliches Chaos, dann war alles wieder ruhig. Die Kinder wandten sich wieder Volkov zu, der es jetzt auch langsam mit der Angst zu tun bekam. "Was tut ihr da, ihr Ungeziefer! Habt ihr vergessen wer euch von der Straße geholt hat? Ohne mich seid ihr gar nichts!"   "Falsch!", hörte Yuriy sich plötzlich selbst sagen. Er spürte wie all die Wut und der Frust in ihm aufkam, der sich die letzten Jahre angesammelt hatte. All der Schmerz und das Leid. Die Angst. Alles kam hoch und entlud sich in seinen folgenden Worten: "Ohne UNS bist DU nichts!"   Volkov erbleichte als auch sein loyalster Soldat sich gegen ihn aussprach. In schierer Panik drehte er um und rannte zum nächstmöglichen Ausgang. "Lasst ihn gehen!", rief Kai, als er sah, wie einige Kinder ihn aufhalten wollten. "Er wird nicht weit kommen."   Volkovs Schritte verklangen irgendwann in der endlosen Weite der Nacht und hinterließen erdrückende Stille. Der resolute Geist der Masse schien sich damit ebenfalls zu verflüchtigen und Unsicherheit machte sich in der großen Halle breit. Das Gefühl wuchs an, bis es nahezu greifbar war und auch Yuriy fragte sich: Was jetzt? Volkov war weg. Sie hatten ihn vertrieben in einem merkwürdigen Anflug von Eintracht und Mut. Würden sie jetzt alle wieder auf der Straße landen? War es das Wert gewesen? Angst erfasste ihn plötzlich wieder. Wie sollten sie jetzt zurecht kommen? Würde Hiwatari, der Besitzer des Internats, jetzt jemand neuen schicken? Jemanden, der noch brutaler war? Oder würde das Internat einfach dicht gemacht? Was hatten sie da gerade getan?   Ein Piepton ließ den ganzen Raum zusammen fahren. Danach lagen alle Augen auf Kai, der sein Handy in der Hand hielt und mit einem kurzen Druck den Ton wieder abstellte.   Kai   "Na, das hätte ich besser nicht planen können." Vorsichtiges Murmeln brach in der Halle aus. Doch Kai unterbrach das mit einem Räuspern. Sofort war es wieder still. "Da wir die Machtverteilung glücklicherweise klären konnten..." und er hatte tatsächlich den Nerv eine kleine Kunstpause zu machen "... darf ich jetzt verkünden, dass ich soeben Besitzer des Internats geworden bin." Verwirrung brach in der Halle aus und das Gemurmel setzte jetzt wieder ein. Ihm war bewusst, dass er das jetzt klären musste, bevor Panik entstand. "Beruhigt euch doch bitte." Er musste die Stimme nicht einmal wirklich heben um die Aufmerksamkeit wieder zu bekommen. Auch wenn die Hintergründe äußerst traurig waren, war es gerade doch sehr angenehm, dass die Kinder so diszipliniert waren. "Es ist alles in Ordnung. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Ab jetzt bin ich der Leiter hier, wenn auch nicht auf ewig. Es wird ein paar Umstrukturierungen geben, aber ich bitte euch, euch keine Sorgen zu machen. Für euch bedeutet das nur Positives, auch wenn die Umgewöhnung wahrscheinlich erst einmal schwierig wird. Ich werde euch morgen früh alles genauer erklären, aber ihr solltet jetzt erst einmal schlafen. Der Tag heute war für alle anstrengend. Geht schlafen, das habt ihr euch verdient." Es herrschte einige Momente lang Verwirrung und Unwillen, aber nach und nach setzte wohl die Erziehung ein und sie gehorchten. Langsam leerte sich die Halle. Am Ende waren nur noch er selbst, Rei, Yuriy und Boris übrig. Die beiden letzteren sahen ihn abwartend an. Nun, zumindest ihnen sollte er es wohl erklären.     Einige Monate zuvor   "Was soll das heißen, du bist in Russland!?", schrie sein Großvater am anderen Ende der Leitung. Es fiel Kai schwer Ruhe zu bewahren, aber er wusste, dass er sich jetzt zusammenreißen musste. "Du kannst nicht einfach mitten im Schuljahr nach Russland! Was hast du dir dabei gedacht?" "Ich bin hier um einem Freund zu helfen, Großvater. Ich gehe hier weiter zur Schule. Du kennst doch sicherlich das Internat, das Volkov leitet?" Er hielt seine Stimme unter allen Umständen ruhig. Ausfallend zu werden, würde nichts nutzen, im Gegenteil. "Kai, du wirst dich auf der Stelle in einen Flieger hierher zurück setzen! Haben wir uns verstanden? Das geht wirklich zu weit! Du kannst nicht ohne meine Erlaubnis die Schule wechseln." Er musste ja nicht unbedingt erwähnen, dass er das schon längst getan hatte. Das würde den alten Mann nur noch mehr aufregen. "Nein." "Wenn du nicht auf der Stelle zurück kommst, wirst du das bereuen, Kai!" Er hatte es geahnt. Sein Großvater drohte ihm damit, ihn zu verstoßen. Er schloss kurz die Augen um sich zu sammeln und die Panik herunter zu schlucken, die ihn überkam. "Großvater, ich..." "Wag es bloß nicht mich so zu nennen! Bis du wieder hier bist, kannst du dir das 'Großvater' sonst wo hin stecken!" Ihm wurde übel. War er gerade tatsächlich dabei, sein einziges Familienmitglied zu vergraulen? "Ich komme nicht zurück." Ja, genau das tat er. Und er legte einfach auf, noch ehe Souichirou irgendetwas erwidern konnte. Danach betätigte er die Enter Taste auf seinem Laptop und bestätigte damit eine Zahlung. Es war das letzte Geld gewesen, was er noch gehabt hatte. Er mochte bald kein Erbe des Hiwatari Imperiums mehr sein, aber das hieß nicht, dass er es nicht dennoch haben konnte. Was er gerade los gesendet hatte, war eine enorme Anzahlung an eine Firma, die er übernommen hatte. Nun, noch nicht gesetzeskonform, aber er stand schon länger mit dem Leiter in Kontakt. Der Vertrag war unterschrieben, der besagte, dass er mit Abschluss seines 18. Lebensjahres, die Firma übernahm. Die Anzahlung war etwas Kleingeld, damit die Firma Aktienanteile des Hiwatari Imperiums kaufen konnte. Natürlich war sie nicht die einzige, die anderen Firmen brauchten nur keine Anzahlung, um diese Käufe zu tätigen.   Schon seit er damals nach Japan gekommen war, hatte er Furcht, dass sein Großvater ihn verstoßen würde, weshalb er sich einen Notfallplan zurecht gelegt hatte. Er hatte gehofft, dass er ihn niemals einsetzen musste, aber sicher war sicher. Da er all die Firmen noch nicht offiziell besaß, würde niemand etwas ahnen. Schon gar nicht sein Großvater. Aktienkäufe waren normal und notwendig, dass etwa ein Dutzend der Firmen ihm gehörten, konnte keiner wissen. Am Tag seines achtzehnten Geburtstages war er offizieller Besitzer von Hiwatari Enterprises, was dann auch gleich um ein Dutzend aufstrebender und vielversprechender Firmen erweitert wurde. Interessanterweise war er dann auch Besitzer des Internats. Aber ehrlich gesagt, fühlte sich das gerade ziemlich beschissen an.   Zurück in der Gegenwart   Yuriy   "Und was hast du jetzt vor?", fragte Yuriy misstrauisch. Kai war offenbar gerade 18 geworden und hatte damit das Imperium übernommen. Aber das interessierte ihn eigentlich herzlich wenig. "Ich werde hieraus eine normale Schule machen. Natürlich bleibt das Heim ebenfalls. Aber niemand wird hier mehr kämpfen müssen um zu überleben. Genauere Pläne gibt es noch nicht." Skeptisch und innerlich entsetzt hob Yuriy eine Augenbraue: "Bitte? Du hast hier geputscht, aber hast keine Ahnung, was du hiermit anfangen willst? Du kannst uns nicht den Kampfsport wegnehmen! Das ist unser Leben!" Kai verzog keine Miene. "Ja habe ich. Aber das war reine Kalkulation. Du und dein Team werdet mir natürlich bei der Umstrukturierung helfen. Ihr kennt euch am besten aus." "Natürlich.", knurrte Yuriy sarkastisch ehe er inne hielt. "Moment, was?" Ein etwas überhebliches Grinsen legte sich auf Kais Züge: "Was, jetzt schon überfordert Ivanov? Gewöhn' dich dran. Die nächsten Monate werden nicht einfach. Ich brauche Berater die mir hierbei helfen. Außerdem kann ich nicht alles allein machen. Ich habe ein Imperium zu führen." "Heißt das....?" "Ja. Das heißt, dass ich euch die Führung hier auf kurz oder lang überlassen werde." Yuriy und Boris fielen beiden die Kinnlade herunter. Sie sollten das Internat übernehmen?   ~*~   Rei   Kai hatte noch lange mit Yuriy und Boris diskutiert, aber schließlich hatten die beiden sich auch verabschiedet um sich schlafen zu legen. Nun waren sie beide allein in der riesigen Halle. "Du warst die ganze Zeit so still. Geht es dir gut?" Kais Stimme klang plötzlich schwer und leicht zurückhaltend. Er konnte es verstehen. Ihm war es auch irgendwie unangenehm allein mit ihm zu sein. "Ich sollte wohl zu einem Arzt, aber bisher hat das Adrenalin noch nicht nachgelassen." Und das obwohl die Kämpfe schon seit gut eineinhalb Stunden 'rum waren. Nun ja, es war danach ja auch nicht wirklich ruhiger geworden. "Happy Birthday, Kai." Reis Stimme zitterte leicht und sie beide sahen sich nicht an. Er hatte Angst vor dem Moment gehabt, in dem sie allein sein würden und alles geklappt hatte. Absurderweise hatte er hiervor weit mehr Angst gehabt, als vor dem Turnier. "Danke." Er schluckte hart und zwang sich dazu, Kai anzusehen. Die erste Träne fiel, ohne, dass er sie aufhalten konnte. Er hasste Abschiede.   Sanft strich Kai ihm die Nässe aus dem Gesicht, was nur dazu führte, dass mehr davon nach kam. Hatte er wirklich die richtige Entscheidung getroffen? Aber jetzt wäre auch nicht der richtige Zeitpunkt um eine Beziehung aufzubauen. Es nutzte nichts. "Wir haben wohl einfach ein schlechtes Timing, huh?" Seine Stimme brach fast. Er hatte wirklich Mühe, nicht zu schluchzen. Vorsichtig wurde er in die Arme seines Ex-Freundes gezogen. "Manche Dinge sollen einfach nicht sein, Rei. Kein Grund traurig zu sein. Es hat eben nicht gepasst. Wir beide werden jemand anderen finden." Es tat weh diese Worte zu hören. Er wollte andere hören. Er wollte hören, dass sie es doch noch versuchen sollten. Dass sie es jetzt schaffen könnten, wo alles vorbei war. Aber das konnten sie nicht und das wussten sie beide. Das hier war ein Abschied. Er hatte alles bereits mit seinen Eltern geklärt. In einigen Wochen würde er auch 18. Bis dahin hatte er sich unabhängig erklären lassen und würde nach Amerika ziehen und dort seinen Abschluss machen. Das würde stressig werden, aber machbar sein. Er konnte nicht hier in Russland bleiben. "Ich liebe dich, Kai." "Ich dich auch, Rei."   Noch einmal drückte Rei sich an ihn, flüsterte ihm etwas ins Ohr und löste sich dann von ihm. Sie sahen sich noch einmal kurz an, dann ging er. Draußen befanden sich einige Polizeiautos und Krankenwagen. Sie holten die Kinder aus den Laboren, ließen den Rest aber schlafen. Es war alles abgesprochen. Als er an einem der Krankenwagen vorbei ging, sah er Sergei und Ivan, die beide merkwürdig apathisch wirkten. Ein Sanitäter versuchte mit ihnen zu reden, doch sie antworteten nicht.   Natürlich hätten sie das auch alles in die Wege leiten können, ohne das Turnier zu gewinnen, aber dann hätte es innerhalb des Internats wohl ein Massaker gegeben. Die Kinder hätten sich für Volkov eingesetzt, statt ihn zu vertreiben. Außerdem brauchten sie jetzt einen Anführer, dem sie vertrauen konnten und wer war da besser geeignet, als der Stärkste unter ihnen?   Leise Tränen flossen Reis Wangen hinab, als er sich in die Obhut eines Arztes begab und sich voller Wehmut an das Gespräch an diesem einen ungemütlichen Januartag zurück erinnerte.   - Kai?   - Hm?   - Ich denke, das mit uns hat nicht mehr wirklich einen Sinn, oder?   - ... ja.   - Dann... war es das?   - So ist es wohl. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)