Team Türkis, die Wahrheit und andere Dinge von rose-chan (Die Geschichte von Inkling Rose und Team Peppermint Icecream) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Wiederanfang --------------------------- „Nächster Halt: Inkopolis Zentrum“, ertönte die metallen klingende Ansagestimme in der U-Bahn. Tentakel an Tentakel drängte sich ein ganzer Schwarm Inklinge in dem Wagon, alle Sitzplätze waren belegt und viele standen noch im Gang und hielten sich an den Haltegriffen fest. Ratternd fuhr die Bahn in die unterirdische Station ein und kam mit quietschenden Rädern zum Stehen. Es dauerte einen Moment, ehe sich die Türen öffneten und die meisten Inklinge in die Station strömten. Im Zentrum von Inkopolis konzentrierte sich fast das ganze Leben der Stadt. Neben den angesagtesten Modeläden und dem besten Waffen-Shop der Stadt fand man hier auch das Sende-Studio der Squid Sisters und – was die meisten Inklinge hierher zog – den Eingang zum Turm und damit zu allen Rang- und Revierkampfarenen. Der Pulk an bunten Tentakeln arbeitete sich seinen Weg durch die U-Bahn-Station und allmählich in Richtung Tageslicht. In den vielen Abzweigungen verlor sich die Menge ein wenig, es waren aber trotzdem noch genug, als dass die Gänge nicht leer werden würden. Irgendwo in der Mitte folgte eine junge Inkling-Dame der Masse nach oben, ihre türkisen Tentakeln trug sie – der neusten Mode entsprechend – glatt nach vorne hängend. Nur ihren Pony hatte sie nicht schneiden wollen. Dieser hing weiterhin länger und leicht schräg zur Seite, wo sie ihn hinter ihrem Ohr gestrichen trug. Ihrem Namen entsprechend trug sie einen kleinen, rosenförmigen Stecker in ihrem rechten Ohr. Die letzte Treppe, dann löste sich der Pulk schlussendlich auf und verteilte sich aus dem schmalen Gang heraus auf der großen, freien Fläche des Plazas. Die Sonne schien hell und freundlich und Rose musste sich die Hand vor die Augen halten, ehe sie sich an die anderen Lichtverhältnisse gewöhnt hatte. Erst nach einem Moment und einigem Blinzeln konnte sie wieder problemlos sehen und betrachtete den Platz um sie herum ein paar Minuten schweigend. Viel hatte sich hier in der Tat nicht verändert. Die meisten Geschäfte waren geblieben, überwacht von der großen Kitsune-Statue auf dem Dach. Auf der anderen Seite war das Studio der Squid Sisters, populär wie schon vor einigen Jahren. Man konnte fast neidisch auf die beiden sein, aber sie hatten sich ihren Erfolg hart erarbeitet und waren nicht ohne Grund zum Gesicht der Nachrichten in Inkopolis geworden. Die Tanuki-Statue thronte über dem großen Anzeigebildschirm, der gerade eine neue Schuh-Werbung präsentierte. Sicher würde es gleich wieder Nachrichten zu den aktuellen Rang- und Revierkampf-Arenen geben. Roses Blick wanderte jedoch wieder zwischen die beiden Statuen, auf den riesigen Turm, um den sich gemütlich der Riesen-Elektrowels schlängelte, der die Stadt mit Strom versorgte. Es war noch nicht lange her, als dieser verschwunden war, was die Stadt über Tage in Unruhe versetzt hatte. Ohne die Energieversorgung durch den Elektrowels wäre die komplette Infrastruktur zum Erliegen gekommen, die Anzahl der täglichen Rang-und Revierkämpfe war reduziert worden und es waren sogar Stimmen laut geworden, das zu diesem Zeitpunkt geplante Splatfest abzusagen. Aber wie durch ein Wunder war der Elektrowels plötzlich wieder an seinen Bestimmungsort zurück gekehrt und weder die Nachrichten der Squid Sisters noch irgend eine Zeitung hatten nähere Informationen dazu finden können. Er war einfach wieder da gewesen und irgendwann interessierte sich auch niemand mehr für das Warum. Rose hatte das Ganze ein wenig Kopfzerbrechen bereitet, irgendwas kam ihr an der ganzen Sache von Anfang an komisch vor, aber sie hatte damals nicht die Zeit und vor Allem nicht die Nerven gehabt, dem nachzugehen. Vom Tingel der neuen Nachrichtenepisode wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Aioli und Limone erschienen auf dem großen Bildschirm und kündigten die aktuellen Arenen an, ehe sich die beiden mit einem freundlichen „Bleibt spritzig“ von den Zuschauern verabschiedeten. Die Türkisfarbene schmunzelte. Seit sie das letzte Mal hier gewesen war, hatte sich wirklich kaum etwas verändert. Noch einmal atmete sie tief durch, ehe sie ihren ersten, geplanten Weg einschlug. Schließlich war sie hier, um wieder an den Rang- und Revierkämpfen teilzunehmen. Und dafür brauchte man eine Waffe. Und wo bekam man die besten Waffen in ganz Inkopolis? Im Kalmarsenal! Wer splatete, kannte den Laden. Es gab zwar einige andere Läden in der Stadt, aber niemand konnte mit dem Wissen des kleinen Pfeilschwanzkrebses und der Auswahl und Qualität seiner Waffen mithalten. Rose bahnte sich ihren Weg an einigen neugierigen, jungen Inklingen vorbei, in das kleine Eckgeschäft unter der Kitsune-Statue. Kaum hatte sie den Laden betreten, musterten sie zwei kleine, braune Augen hinter einer Brille. „Kann ich dir weiter helfen?“, fragte Arty freundlich und musterte den Inkling vor sich ausgiebig. „Gerne. Ich bräuchte eine neue Waffe, da ich wieder in die Rang- und Revierkämpfe einsteigen möchte.“ Kurz sah man etwas in den Augen des Kleinen aufblitzen, ein begeistertes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. „Natürlich. Was für eine Waffe soll es denn sein?“ „Auf jeden Fall einen Konzentrator“, erklärte die Türkise, immerhin war das immer noch eine ihrer Hauptwaffen, mit denen sie am Besten zurecht kam. „Verstehe, also...“, murmelte Arty und verschwand kurz in einer Ecke, ehe er mit ein paar Zetteln zurück kam, die er daraufhin vor Rose auf einen kleinen Tresen legte. „Ich habe inzwischen einige, verschiedene Konzentratoren vorrätig. Für jeden Geschmack etwas dabei, schau!“ Er verteilte die Zettel auf sechs Stapel, zu jedem erklärte er kurz etwas. „Grob gesagt habe ich sechs verschiedene Waffen für dich zur Auswahl, einige davon mit verschiedenen Variationen. Es kommt jetzt ganz darauf an, was du präferierst.“ Rose nahm den ersten Zettel in die Hand und las sich die dort vermerkten Randdaten der Waffe durch. Das klang schon mal nicht schlecht, aber wenn, wollte sie auch alle Optionen gründlich prüfen und arbeitete deswegen nach und nach auch die anderen Informationen durch. Manche der Waffen unterschieden sich kaum, andere hatten größere Abweichungen in Ladezeit und Reichweite. Und die Spezial- und Senkundärwaffen waren sehr verschieden. Nach einer ganzen Weile und vielen Überlegungen später, die ganze Zeit aufmerksam von dem kleinen Pfeilschwanzkrebs beobachtet, hatte sie sich entschieden. Sie hielt eines der Stammblätter nach oben. „Der Algen-Ziel-Konzentrator hört sich gut an“, meinte sie, Arty nickte nur. „Ja, so etwas habe ich mir bei dir schon gedacht. Gefallen dir die Algen, mit denen ich den Ziel-Konzentrator aufgehübscht habe? Und der Sprinkler ist auch toll!“ Rose lächelte. „Mir gefällt die Kombination von Sprinkler und Heulboje. Und die Werte der Waffe sehen gut aus. Kann ich sie vielleicht ausprobieren?“ „Aber natürlich, einen Moment nur“, meinte Arty, ehe er in einen separaten Raum verschwand und nur wenige Augenblicke später mit der gewünschten Waffe zurück nach vorne kam. Er hielt den Konzentrator in den Armen wie eine Mutter ihr Baby, ehe er auf eine kleine Hintertür deutete. „Hier entlang bitte, im Hinterhof habe ich ein kleines Testareal.“ Rose folgte dem Kleineren und wenig später hatten sie auch schon den Hinterhof erreicht. Auf zwei Ebenen waren verschiedene Dummies aufgebaut, die als Zielobjekte dienten, außerdem war die Fläche groß genug, um Färbekraft, Reichweite und Beweglichkeit der Hauptwaffe, wie auch der Spezial- und Sekundärwaffe zu testen. „Bitteschön“, sagte Arty, ehe er Rose den Konzentrator in die Hände legte und deutete auf einen Tintentank, der neben der Türe bereit stand. „Lass dir ruhig Zeit und probiere ihn aus, ich warte vorne auf dich.“ Der Kleine verschwand wieder durch die Tür und lies die Inkling-Dame mit der Waffe alleine. Lächelnd hielt Rose das Scharfschützengewehr in ihren Händen. Es war viel zu lange her, dass sie sich aus den Kämpfen zurück gezogen hatte, ihrem Privatleben sei Dank. Aber wieder einen Konzentrator zu halten fühlte sich richtig an. Sie schnallte sich den Tintentank um. Es war ein gutes Gefühl. Sie atmete einmal tief durch, ehe sie die Waffe anlegte und auflud. Ihr Blick führte durch das Zielfernrohr, mit dem sie einen der Dummies auf der anderen Seite des Hofes ins Visier nahm, ehe sie ausatmete und schoss. Volltreffer, der Dummie zerplatzte und auf dem Weg zu ihm hin hatte sich eine türkise Tintenspur gebildet. Einige Schüsse später, ein Großteil des Hinterhofs war inzwischen mit einer Schicht Tinte überdeckt, hatte Rose ihre Tests abgeschlossen. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen trat sie in das Kalmarsenal zurück. Arty drehte sich sofort um. „Und, gefällt er dir?“, fragte er, Rose nickte nur. „Er ist perfekt. Ich nehme ihn.“ Rose bezahlte ihren neuen Konzentrator, ehe sie wieder auf den Plaza trat. Es gab noch einen Ort, den sie besuchen wollte, bevor sie sich in den Kampf stürzte. Ein alter Freund von ihr, dem sie unbedingt noch einen Besuch abstatten wollte... Kapitel 2: Ein alter Freund --------------------------- Die kleine Seitengasse war dunkel und still. Auch wenn sie nicht fern des ganzen Trubels auf dem Plaza war, merkte man hier kaum etwas von der Popkultur nur einige Meter weiter. Die hohen Wände der umliegenden Gebäude waren mit schlechten Graffiti verziert und der Putz war an vielen Stellen rissig. Wenn man es nicht besser wusste, man könnte meinen, in einem der äußeren Bezirke von Inkopolis zu sein und nicht mitten im Zentrum, das normalerweise durch sein perfektes Aussehen glänzte. Aber diese eine, kleine Gasse war ihre eigene Welt. Am Ende der Gasse wurde es etwas heller, da dort Licht durch einige Glaspaneelen fallen konnte und den Bereich hinter einigen Mülltonnen so in ein sanftes, schummriges Licht tauchte. Genau dort saß eine Gestalt auf einer Decke am Boden. Dünne Arme und lange Finger machten sich unter einer stacheligen Frisur an etwas Glitzerndem zu schaffen. Diese Arbeit schien die komplette Aufmerksamkeit der Person auf sich zu ziehen, sodass sie ihren Besuch gar nicht zu bemerken schien. Ein Schmunzeln legte sich auf Rose' Lippen, als sie die letzten Schritte an den Teppich heran trat und sich kurz räusperte. „Immer noch fleißig am Muscheln, mein Lieber?“, meinte sie schließlich, die Arme hinter dem Rücken verschränkt und ein inzwischen breites Grinsen auf den Lippen. Siggi zuckte zusammen und ließ fast die Supermuschel in seinen Händen fallen. Überrascht sah er zu seinem Gast, ehe sein Blick fragend wurde. „Was willst 'n du hier?“, fragte er mit einer sehr dunklen, aber weichen Stimme und musterte sein Gegenüber noch einmal genau. Rose' Grinsen wurde noch etwas breiter. „Einen alten Freund besuchen.“ Der Seeigel kniff die Augen etwas weiter zusammen, den Inkling ihm gegenüber immer noch genau musternd. Man sah ihm richtig an, wie er überlegte. Schließlich riss er die Augen auf. „Rosie?“ Die Inkling-Dame nickte und sah ihn nun auch wieder an. „Das hat ja ganz schön lange gedauert, ich dachte schon, du hättest mich vergessen.“ „Weißte, dass du dich ganz schön verändert hast, ey?“, brummte er nur, legte die Supermuschel neben sich und stand langsam auf. Er war gut eineinhalb Kopf größer als die Türkise, der bunt gemusterte Poncho fiel locker über seinen drahtigen Körper. An seinem linken Handgelenk trug er einige Armbänder. „Jo, weißte, ich kenn dich noch mit kurzen Tentakeln“, erklärte er schließlich. Rose schmunzelte und umarmte ihn freundschaftlich. „Du hast dich fast gar nicht verändert“, merkte sie schließlich an, immer noch lächelnd. „Und dabei ist es viel zu lange her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben.“ „N paar Jahre, ne?“, murmelte er und lehnte sich gegen die nächste Wand, die Hände in seinen Hosentaschen vergraben. Rose lehnte sich an einen Stromverteilerkasten, der in der Gasse stand und nickte. „Seit ich mich aus den Rangkämpfen zurück gezogen habe. Hat sich einiges verändert, in der Zeit, nicht?“ „Magste Recht haben“, antwortete der Seeigel, ehe sein Blick auf den Konzentrator fiel, den Rose immer noch bei sich trug. „Willst wieder einsteigen, wa? Paar Runden Klecksen?“ Rose nickte. „Das war der Plan, ja. Und ich hätte dafür noch eine kleine Bitte an dich.“ „Hau raus“, war seine knappe Antwort. „Ich bin wahrscheinlich total aus der Übung und meine Ausrüstung veraltet. Du hast doch noch ein paar Kontakte, meinst du, dass du mir ein hübsches Outfit besorgen kannst? Mit vernünftigen Fähigkeiten natürlich.“ „Klar. Sag, was de haben willst und ich kümmer mich drum, wenn...“ Auf seine Lippen legte sich ein Schmunzeln und seine Augen blitzten kurz auf, „wenn de mir was abtreten kannst natürlich...“ Rose lachte. „Du hast dich wirklich nicht verändert. Immer noch auf der Jagd nach jeder Supermuschel, die dir zwischen die Finger kommt!“ Sie deutete auf den guten Stapel Supermuschelschalen in der Ecke von Siggis Decke. „Is wohl so, wa? Also Deal?“ Er hielt ihr die Hand hin. „Deal“, antwortete Rose und schlug ein. Siggi hatte sich wieder hin gesetzt und ein Notizbuch heraus geholt. Er kritzelte schon ein wenig darin herum, ehe er Rose wieder ansah. „So, was brauchst 'n alles?“, war seine schlichte Frage. Rose kratzte sich am Kinn. „Ich denke, etwas Ähnliches wie meine alte Ausrüstung wäre ein Anfang. Du weißt schon, das Set aus der Zeit...“ Der Seeigel zog eine Augenbraue hoch. „Damals haste doch noch die andere Waffe genutzt, wa?“ Sie nickte. „Das stimmt, damals habe ich noch mit der RG gekämpft, aber ich habe mit dem Set auch später meinen ersten Konzentrator genutzt. Von daher weiß ich, dass das auch funktioniert.“ Er nickte. „Haste noch n paar mehr Infos?“ Es war schon eine Weile her, von daher wusste Rose in der Tat nicht mehr alle Fähigkeiten ihres alten Outfits, aber die Grundbestandteile konnte sie noch aufzählen. „Ich hatte die Kopfhörer mit Hauptverbrauch. Außerdem wäre ein Oberteil mit Tintenfisch-Ninja von Vorteil. Du weißt, ich habe diese Fähigkeit damals geliebt.“ Siggi grinste, während er sich ein paar Notizen machte. „Biste nich immer fleißig von hinten an deine Gegner ran geschwommen? Wenn ich mich da richtig erinner, ne?“ „Stimmt“, bestätigte sie ihn. „Ich hatte diesen tollen Hoodie, damit habe ich einigen das Leben schwer gemacht.“ Sie lächelte. „Achja, und die Schuhe mit Regeneration, die müssen aber bequem sein, sonst gehe ich ein.“ „Jo, wird gemacht.“ Siggi schloss sein Notizbuch. Die Sachen zu besorgen würde kein Problem sein, es würde nur ein bisschen dauern. „Kannste denk ich alles in n paar Tagen holen, was machste bis dahin?“ „Weiß nicht“, gab die Türkise ehrlich zu. „Wahrscheinlich werde ich mich trotzdem schonmal an ein paar Revierkämpfen versuchen. Auch wenn meine derzeitige Ausrüstung mehr als suboptimal ist.“ Sie sah an sich herunter. Ein einfaches T-Shirt, eine Sporthose und ein paar schwarze Turnschuhe, nichts davon mit besonders herausragenden Fähigkeiten. „Aber es wird reichen, um ein Gefühl für meinen neuen Konzentrator zu bekommen“ „Machste schon, ich hab dich als gute Kämpferin in Erinnerung“ Grinsend sah sie den Seeigel an. „Du Schmeichler. Du weißt, dass ich immer nur in den Randgruppen aktiv war. Und im Rangkampf war ich auch nie unter den Besten.“ „Hast aber wenigstens etwas gemacht, damals...“ Rose' Blick wurde etwas ernster. „Anscheinend haben wir damals ja nicht genug getan. Ich habe von dem Ärger gehört, den ihr hier im Zentrum mit dem Riesen-Elektrowels hattet.“ Siggis Augen verengten sich wieder, noch einmal musterte er sein Gegenüber genau. „Du... weißt Bescheid? Warste auch in die ganze Sache involviert?“ Rose schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin komplett raus. Mein Privatleben hat mich in letzter Zeit komplett ausgelastet. Ich habe von der ganzen Sache nur gelesen, aber die Berichterstattung ergab keinen Sinn. Ich hatte gleich ein mieses Gefühl dabei.“ Sie stieß sich leicht von dem Stromkasten ab, an dem sie noch immer lehnte und ging ein paar Schritt näher an Siggi heran, ehe ihr Schatten auf seine Decke fiel. „Aber, wenn ich das jetzt richtig interpretiere, bist du involviert“, stellte sie fest. Ihr Blick war nun vollkommen ernst, als sie den Seeigel vor sich aus ihren grünen Augen ansah. „Liege ich richtig, dass sie damit zu tun haben?“, fragte sie. Ein wenig ihres alten Ehrgeizes kehrte gerade wieder. Ja, sie war nicht mehr der riskante und ungebundene Inkling von damals, aber zumindest etwas dieser Leidenschaft war bis heute zurück geblieben. Siggi brauchte ihr nicht antworten, dass er nicht widersprach, reichte. Immer noch sah er sie an, mit ebenso festem und ernsten Blick. Und schließlich nickte er. „Weißte aber nicht von mir“, murmelte er noch, ehe er wieder zur Seite sah. „Da wolln se nich mit an die Öffentlichkeit. Ham se Angst, dass es Panik gibt. Verstehste, nich?“ „Natürlich.“, murmelte Rose. Natürlich. So ergab alles einen Sinn. Wer eins und eins zusammen zählen konnte, konnte sich den Rest denken. Rose seufzte. „Ich hoffe, sie bekommen es in den Griff...“, sagte sie noch, trat dann wieder ein paar Schritt zurück. „Ham se doch bisher immer, wa? Und der Zappelfisch is auch wieder da.“ Siggi sah nach oben, auch wenn man den Elektrowels von hier aus nicht sehen konnte. „Du hast ja Recht“, stimmte Rose ihm schließlich zu und lächelte auch wieder leicht. „Ich sollte mir nicht so viele Gedanken über Angelegenheiten machen, mit denen ich nichts mehr zu Schaffen habe. Aber du kennst mich, ich mache mir die Gedanken trotzdem.“ „Lenk dich ab“, schlug Siggi vor und Rose konnte auf diesen Vorschlag hin nur nicken. „Das ist eine gute Idee. Und ich wollte ja sowieso meinen Konzentrator einweihen.“ Kapitel 3: Revierkampf ---------------------- Die Schiebetüren zum Turm im Norden des Plazas öffneten sich, als Rose auf sie zu ging. Im Inneren war ein kreisrunder Raum, in dem drei Tresen standen, einer links, einer rechts und einer gerade aus. In der Mitte lag ein großer Teppich mit dem Tintactix-Logo darauf. An den Wänden zwischen den Schaltern hingen Fotos von Arenen. Rose ging geradeaus auf den Schalter zu, an dem ein recht junger, hagerer Makrelen-Junge mit einer dicken Hornbrille saß. Er war in irgendwelche Dokumente vor sich vertieft und reagierte erst, als Rose sich räusperte. „Ich würde mich gerne für ein paar Runden Revierkampf heute anmelden“, sagte sie freundlich, ehe der Junge sie ansah. „Oh, ähm ja.. Moment...“, murmelte er, schob den Stapel Papiere zur Seite, woraufhin einige davon von seinem Tisch fielen und am Boden landeten. Ein wenig entgeistert sah er den hinab flatternden Zetteln zu, ehe er sich wieder fing und von hinten einen weiteren Zettel holte, den er vor sich legte. „Ich.. ähm... ihr Name, Waffe... ähm... ja...“ Rose schmunzelte. „Neu hier?“, fragte sie nur, blieb ganz ruhig und sah dem etwas hektischen, jungen Fisch zu. „Der Name ist Rose. Und ich spiele mit dem Algen-Ziel-Konzentrator.“ Sie legte einen Ausweis auf den Tisch. Der Junge nickte nur und notierte alles fleißig auf seinem Zettel, ehe er den Blick wieder hob. „Ähm... Sie müssen dann... da hinten... durch den Gang und... ähm...“ Er deutete in Richtung einer Tür neben dem Tresen. „Keine Sorge, ich kenne den Weg“, sagte die Türkise nur, ehe sie der Makrele noch einmal freundlich zu lächelte, ihren Ausweis einsteckte und schließlich an ihm vorbei und durch die Tür ging. Das Personal war auch mal besser informiert, dachte sie sich, aber anscheinend war der Junge neu in seiner Position. Rose ging den Gang entlang, der einige Meter nach hinten führte, ehe er in einem etwas größeren Raum endete. Hier standen einige Bänke, sowie ein Getränke- und ein Snack-Automat und eine Handvoll Inklinge verschiedenen Alters wuselte herum. Am Kopfende des Raumes waren einige Türen, überschrieben mit „Umkleide & Arena-Eingang“, an der linken Wand war ein großer Bildschirm, auf dem die aktuellen Revierkampf-Arenen angezeigt wurden. „Arowana-Center und Heilbutt-Hafen“, murmelte sie, ehe der Bildschirm umschaltete und eine eingefärbte Luftansicht des Heilbutt-Hafens darstellte. Die Karte war in gelber und blauer Tinte eingefärbt, wobei schon auf den ersten Blick zu erkennen war, dass mehr davon blau war. Kaum gedacht erschienen zwei Zahlen auf dem Bildschirm, die mit 61,7% gegen 29,9% klar machten, welches Team gewonnen hatte. Wieder sah Rose zu den Kabinen, bis sie eine entdeckt hatte, die frei war. Super, anscheinend bekam sie direkt einen Platz. Sie ging in die kleine Kabine und verriegelte die Tür hinter sich, ehe sie ihre Tasche abstellte und sich noch einmal streckte. Die Kabinen waren dafür da, sich für die Kämpfe vorzubereiten, sich eventuell umzuziehen oder eine oder zwei Waffen zu lagern, falls man mehrere mit sich führte. Rose musste nicht viel machen, sie würde ihre aktuellen Kleider behalten und legte deswegen nur ihren Tintentank um und packte den Konzentrator aus der länglichen, schwarzen Tasche, ehe sie die Kabine auf der anderen Seite verließ. Es war ein kleiner Raum, in dem nicht viel mehr als eine kleine Freisprechanlage mit Bildschirm an der Wand, sowie eine runde Spawn-Fläche auf dem Boden war. Außerdem hing noch eine bebilderte Anleitung an der Wand, die das Vorgehen hier erklärte. Rose musste sie sich nicht ansehen, sie wusste noch genau, wie sie in die Revierkampf-Arenen kam. Sie atmete einmal tief durch, ehe sie ihren Ausweis durch den Scan-Schlitz neben dem Bildschirm zog. Einen Augenblick später erschien ihr Ausweis-Profil auf dem kleinen Bildschirm und eine Computerstimme sagte: „Registrierung erfolgreich. Sie werden dem nächsten, freien Kampf zugewiesen.“ Langsam stieg die Anspannung. Rose trat nach vorne auf die Spawn-Plattform, immerhin konnte es jeden Moment los gehen. Sie strich noch einmal ihre Tentakeln zurück, den Blick immer noch auf den kleinen Bildschirm gerichtet. Dort erschien inzwischen eine Liste von Namen untereinander, ihrer mitten drin. Zwei Plätze waren noch frei. Aber kaum hatte sie diesen Gedanken gefasst, erschienen auch dort zwei Namen und der Bildschirm zeigte in dicker, weißer Schrift „Match beginnt“ an. Rose wechselte in ihre Tintenfisch-Form, kurz bevor die Plattform sich aktivierte und einen Weg nach unten frei gab. Einige Sekunden war alles schwarz. Nur das Rauschen der Tinte war zu hören, die in dem engen Gang stetig in eine Richtung floss. Rose wurde von dem Tintenfluss mit gezogen, ohne etwas dagegen tun zu können. Wenn man es nicht gewöhnt war, war es ein beängstigendes Gefühl. Schließlich wurde es heller, der Fluss stoppte und Rose wurde wieder zum Inkling, als sie die Spawn-Plattform in der Arena erreicht hatte. Arowana-Center. Die Tinte unter ihr war grün und in ebendieser Farbe hatten sich auch ihre Tentakeln eingefärbt. Neben ihr erschienen drei weitere Inklinge, ein Mädchen mit einem Klecks-Konzentrator, ein junger Mann mit einem Profi-Kleckser und ein weiterer Inkling mit einem Dynaroller. Sie sah nur kurz zu den dreien, mehr Zeit blieb nicht, ehe Musik einsetzte und das Match begann. Rose wählte den Gang ganz rechts. Sie lud ihren Konzentrator auf und färbte sich so eine lange Bahn, in der sie bis zum Ende schwamm, wieder schoss und sich so nach und nach den schmalen Seitengang im Innnehof des Einkaufszentrums entlang arbeitete. Ihre Teamkollegen würden sicher einen anderen Weg in die Mitte wählen, aber sie spekulierte auf eine erhöhte Position, um die Gegner besser ins Visier nehmen zu können. In der Mitte angekommen blieb sie auf der erhöhten Position stehen und sah auch schon den ersten Inkling des Gegnerteams, Lila. Ein Mädchen mit einem Klecks-Roller kam in die Mitte gestürmt, sah das gegnerische Sniper-Visier und machte sofort kehrt, ehe Rose sie treffen konnte. Aus dem Augenwinkel sah sie die andere Sniperin aus ihrem Team, die die Position ihr gegenüber eingenommen hatte. Gut so. So sollten sie die Mitte halten können und ihre Teamkameraden konnten sich um den Färbebereich kümmern. Der Klecks-Roller wagte einen neuen Versuch, über die kleine Rampe in die Mitte der Arena zu kommen, aber Rose hatte sie im Visier und mit einem gezielten Schuss erledigt. Der gegnerische Inkling löste sich in einem Klecks grüner Farbe auf. Kurz darauf war ein verdächtiges Geräusch zu hören und Rose wich gerade noch rechtzeitig ein Stück zurück und hielt sich die Ohren zu, als ein Tintferno in der Mitte einschlug und den Bereich in lilane Tinte tauchte. Schnell legte Rose ihre Waffe wieder an, setzte zwei gezielte Schüsse quer über den Bereich in Gegnerfarbe. Das reichte, um ihre Spezialwaffe fertig aufzuladen. Sie aktivierte diese mit einem Knopfdruck an ihrem Tintentank. Ein Lautsprecher-Gestell ploppte vor ihr auf und Rose richtete es schräg in Richtung gegnerischer Base aus, ehe sie die Heulboje abfeuerte. Eine große Schallwelle wirbelte einige Tinte auf ihrem Weg auf und würde alles erwischen, was in ihren Weg kommt. Rose sprang von ihrer erhöhten Position runter und wurde im Flug zum Tintenfisch, ehe sie durch die Tinte ihres Teams in der Mitte und auf der anderen Seite der Arena wieder hoch schwamm. Sie sah, wie der Roller aus ihrem Team getroffen wurde und zum Spawn zurück kehrte, sie selber aber bahnte sich den Weg auf der linken Seite der Arena in Richtung gegnerischer Basis. Schließlich bog sie zweimal rechts ab und lief über die Gitter zu der Plattform, die nur von der Gegnerseite aus zu erreichen war. Ein weiterer Sniper-Punkt dieser Arena, von dem aus sie die heran nahenden Gegner allerdings besser im Blick hatte als von ihrer alten Position. Dafür war das Risiko, von hinten überrascht zu werden, hier auch bedeutend größer, aber Rose hatte nicht vor, sich überrumpeln zu lassen. Ein Kleckser rannte von der Gegnerseite zur Mitte. Rose hockte sich hin und zielte, schoss und traf. Zwei lila Inklinge lösten sich auf und wurden zum Spawn zurück geschickt, denn hinter dem Kleckser hatte sich ein weiterer Spieler versteckt, den Rose mit erwischt hatte. „Perfekt“, murmelte sie, als auch schon der Profi-Kleckser aus ihrem Team die Rolle der Gegner abschoss. „Guter Schuss“, rief sie ihrem Kollegen zu, zielte selber auf eine sich nähernde Airbrush RG unter sich und setzte diese außer Gefecht. Dabei übersah sie allerdings die Rolle, die sich über die Gitter näherte und zwei gezielte Schläge absetzte, die Rose in lilane Tinte tauchten. Für einen Moment brannte die fremde Tinte auf der Haut, ehe Rose sich in ihrer Spawn-Plattform wieder fand. Kurz atmete sie tief durch und nahm den kleinen Match-Bildschirm an ihrem Tintentank in die Hand. Bisher sah es gut aus, ein Großteil der Karte war grün. Sie entdeckte einen Teamkollegen in der Mitte der Karte, wurde zum Squid und setzte einen Supersprung ein, um ebendiesen zu erreichen. Rose landete neben der anderen Konzentrator-Spielerin, grüßte sie kurz mit einem hoch gestreckten Daumen, ehe sie sich wieder auf den Kampf konzentrierte. Die Musik in der Arena wurde schneller, als die letzte Spielminute begann und Rose neben der anderen Sniperin versuchte, die Gegner zurück zu halten. Kein Gegner traute sich mehr in ihre Richtung, als auch schon ein lauter Pfiff das Ende der Runde verkündete. Auf Kommando blieben alle acht Spieler stehen. Rose sah zu der etwas Jüngeren neben ihr, lächelte. „Gutes Match“, kommentierte sie kurz und sah auf ihren Match-Bildschirm, der die eingefärbte Karte und schließlich auch die Sieg-Statistiken der Runde einblendete. 52,8% zu 36,1%. Team Grün hatte eindeutig gewonnen. Das Mädchen neben ihr sah grinsend auf ihren eigenen Match-Bildschirm. Wenn Rose es richtig mit bekommen hatte, war sie öfter abgeschossen worden, als sie getroffen hatte. „Du hast gut gespielt“, meinte sie nur aufbauend zu der Jüngeren und machte sich auf den Weg zurück zur Spawn-Plattform, wurde auf dieser zum Tintenfisch und fand sich wenig später wieder in dem kleinen Raum hinter der Umkleidekabine wieder. Ein gutes, erstes Match, dachte sie. Anscheinend hatte sie es noch nicht verlernt, vernünftig zu spielen. Oder sie hatte einfach nur Glück. Aber das wusste sie erst, wenn sie sich noch ein paar Runden gönnte. Kapitel 4: Ein erster Gegner? ----------------------------- Rose war zurück auf die Plattform in dem kleinen Raum getreten und hatte auf dem Bildschirm „Ja“ angeklickt, als dieser sie gefragt hatte, ob sie an einem weiteren Match teilnehmen wollte. Wieder dauerte es ein paar Minuten, bevor sich die Spielerliste gefüllt hatte und die Plattform unter ihr den Weg in die Arena frei gab. Sie tauchte in gelber Tinte auf, erkannte sofort den Heilbutt-Hafen als ihre Umgebung. Neben ihr standen ein Inkling mit Klecksroller, ein Mädchen mit einer Airbrush RG und ein junger Mann mit einem Junior-Kleckser Plus. Kurz nickte sie ihren Teamkameraden zu, ehe sie den Weg über den rechten Mittelgang nach vorne wählte. Wieder schoss sie sich eine Tintenspur, in der sie nach vorne schwamm. Irgendwo mussten die Gegner sein. Sie lief an einem der Stapler vorbei, als sie auf einmal von hinter sich etwas hörte, aber ehe sie reagieren konnte, hatte sie schon die pinke Tinte getroffen. Der Schmerz hielt nicht lange an, ehe sie am Spawn gelandet war. Kurz fluchte sie. Wie war der Gegner gleich zum Anfang der Runde so weit in ihre Richtung gekommen? Sicher hatte er Schwimmgeschwindigkeit ausgerüstet, anders konnte sie sich das nicht erklären. Auf ihrem Weg zurück in die Mitte färbte sie mit ein paar langen Schüssen die Fläche zwischen den Containern ein, ehe sie einen Inkling in pinker Tinte stehen sah, der gerade ein Tintferno vorbereitete. Die Rakete auf dem Rücken sah er auf sein Tablet. Das war ihre Chance. Rose zielte, feuerte und traf den Jungen, allerdings schaffte er es noch, seine Spezialwaffe abzufeuern. Das laute Abschussgeräusch dröhnte Rose in den Ohren, während die Rakete ihren Weg an das andere Ende der Arena suchte und dort den Boden in einem großen Wirbel einfärbte. Sie hoffte, dass keiner ihrer Teamkollegen getroffen worden war. Vor ihr huschte eine pinke Pinselspielerin vorbei und färbte einen schmalen Weg ein, aber neben ihr tauchte ein weiterer Spieler auf und feuerte. Der Schuss der Airbrush RG streifte Rose, bevor sie in ihre Tintenfischnorm wechselte und zu entkommen versuchte. Weit kam sie aber nicht, da der Gegner weiter feuerte und ihr schnell den Weg abgeschnitten hatte. Rose sah das Grinsen auf seinen Lippen, ehe sie erneut am Spawn landete. „Das gibt’s doch nicht“, murmelte sie und warf einen kurzen Blick auf ihr Tablet. Fast 2/3 der Arena waren pink. Schnell machte sie einen Teamkollegen in der Mitte des Feldes aus, wechselte in Tintenfischform, konzentrierte sich und machte einen Supersprung an etwa diese Stelle. Der gelbe Junior-Kleckser-Spieler war noch da und färbte etwas der umliegenden Fläche ein, Rose nickte ihm nur kurz zu, ehe sie sich auch daran machte, mit ein paar langen Schüssen die Fläche zwischen den Containern mit gelber Tinte zu versehen. Als sich in der pinken Tinte einige Meter weiter etwas bewegte, zog sie ihren aufgeladenen Konzentrator schnell zur Seite und feuerte auf ebendiese Stelle, wo im selben Moment ein „Splat“ zu hören war. Der Gegner war erledigt. Einige Schüsse später war ihre Spezialfähigkeit bereit, Rose lief einige Schritte zurück und feuerte die Heulboje leicht schräg in Richtung der gegnerischen Base ab, sodass die komplette Mittelfläche von der Schallwelle blockiert war. Zwei weitere Splatgeräusche waren zu hören. „Ngyes!“, rief ihr der Junior-Kleckser-Spieler zu, Rose streckte ihm einen nach oben gerichteten Daumen entgegen, ehe sie weiter nach vorne vor rückte. Immer mehr Fläche wurde gelb, ehe ein Pfiff das Ende der Runde verkündete. Ihr Tablet zeigte einen Sieg von 52,6% gegen 37,8% an. Sie hatten die Runde also noch einmal gut herum gerissen. Auf dem Weg zurück zum Spawn lief der Junior-Kleckser-Spieler auf sie zu. „He, guter Schuss mit der Heulboje eben“, meinte er und richtete seine Kappe. Rose lächelte. „Danke. In dieser Arena ist die Heulboje auch eine sehr praktische Waffe.“ „Da hast du Recht, ich wurde schon oft von einer erwischt.“ Der Inkling griff sich verlegen an den Hinterkopf, ehe er auf die Spawnplattform trat. „Vielleicht sieht man sich ja gleich nochmal“, verabschiedete er sich, ehe er in der Tinte verschwand. --- Die nächste Runde startete. Rose war mit ihren Teamkollegen in hellblauer Tinte aufgetaucht und suchte sich sofort den Weg über den rechten, unteren Gang in Richtung Mitte des Heilbutt-Hafens. Schnell war der Klecks-Konzentrator des orangen Teams in ihrem Visier und nur Sekunden später auf dem Weg zurück zum Spawn der Gegner. Sie war sich nicht sicher, ob es das Mädchen von vorhin gewesen war, aber das war egal. Erst einmal musste sie dem gegnerischen Tintentitan entkommen. Während sie in der Tinte vor dem orangen Riesen-Squid davon schwamm, hatte sich ein anderer Spieler von der Seite genähert und traf Rose, ohne dass sie sich wehren konnte, aus einem der kleinen Seitengänge heraus. Vom Spawn wählte sie den bisher uneingefärbten Gang außen links. Sie färbte die erhöhte Fläche, während sie nach vorne schwamm, bis sie einen guten Überblick über den mittleren Teil der Arena hatte. Die Mitte war fast komplett Blau und ihre Spezialanzeige voll, sodass sie von ihrer erhöhten Position herunter sprang und ihre Heulboje entlang eines Ganges in Richtung Gegner-Base platziere. Sie feuerte und sah der Schallwelle nach, ehe sie neben sich Schüsse hörte. Kaum umgedreht, stand der Junior-Kleckser Plus von vorhin neben ihr, die Tentakeln orange. „Cia-o“, formten seine Lippen, ehe er die wehrlose Rose abschoss. Wieder musste sie sich nach vorne arbeiten und nahm auf dem Weg dorthin die Markierung eines Supersprungs der Gegner ins Visier. Sie wartete, ehe der Spieler in der Luft zu erkennen war, feuerte – und wurde von der Seite gesplattet. „Verdammt“, murmelte sie, während sie sich ein weiteres Mal nach vorne arbeiten musste. Wenn das so weiter ging, hatten sie die Runde verloren. Aber zumindest den Supersprung-Spieler schien sie mitgerissen zu haben. Sie holte noch, mit Hilfe eines Teamkollegen, einen der Gegner von einem Container herunter, als auch schon der Pfiff das Ende der Runde verkündete. 42,0% zu 49,3% verloren. Und Rose war ihrer Meinung nach zu oft gestorben, als dass es eine gute Runde gewesen wäre. Aber nicht jeder Kampf konnte ein Sieg sein. Zurück im Warteraum merkte Rose, dass sie ein wenig aus der Puste war. Gut, es waren ihre ersten Runden nach einigen Jahren Pause, aber sie hatte nicht erwartet, so viel ihrer Kondition eingebüßt zu haben. Aber ein guter Spieler sollte wissen, wann es genug war und so beschloss sie, es für heute dabei zu belassen und sich ein wenig zu regenerieren. Sie trat von der Spawn-Plattform herunter und das System registrierte sofort, dass sie nicht mehr weiter spielen wollte. „Aber alles in allem ein guter Tag“, murmelte sie noch zu sich selber, ehe sie in den Umkleideraum zurück ging und ihre Waffe sowie ihren Tintentank verstaute. Kaum in den vorderen Raum getreten, drängte sich ein junger Inkling an ihr vorbei in die Kabine. Das Vorzimmer hatte sich inzwischen deutlich mehr gefüllt und alle Revierkampf-Plätze schienen besetzt zu sein, sodass auch hier einige Inklinge auf ihre Kämpfe warteten. Sie ging zu einem Getränke-Automaten und holte sich eine Dose Soda, die sie auch gleich halb leer trank. Das süße, spritzige Getränk war eine gute Erfrischung. Die Tasche mit ihrer Waffe geschultert verließ sie den Tintenturm wieder. Im Gegensatz zum Innenraum, der keine Fenster besaß, war es verdammt hell auf dem Plaza. Die Sonnen blendete fast schon, dafür hinterließen ihre Strahlen ein herrlich warmes Gefühl auf der Haut. Auch hier war inzwischen einiges mehr los als vorhin, anscheinend hatten inzwischen auch alle Langschläfer aus ihrem Bett gefunden und tummelten sich am Hauptknotenpunkt der Stadt. Rose ergatterte gerade noch so einen Sitzplatz auf einer der Bänke vor dem Eingang zur U-Bahn. Bis ihr nächster Zug fuhr, würde es dauern und so lange wollte sie noch die Sonne genießen. Die Qualle neben ihr sah kurz mit großen Augen zu ihrem neuen Sitznachbarn auf, sagte aber nichts. Schließlich zog Rose ihren SquidPod aus der Tasche. Das kleine Lämpchen an dessen Oberseite blinkte und kennzeichnete so neue Nachrichten. „Hmm, mal sehen“, murmelte sie und schaute nach, wer etwas von ihr wollte. „Und, läuft's?“, fragte Tama via Kurznachricht. „2 Siege, 1 Niederlage, ich bin platt und raus für heute“, tippte Rose und drückte auf Senden. Dann sah sie ins SplatNet, dem großen Netzwerk, in dem jeder Rang-und Revierkampfspieler und jeder Squid, der etwas auf sich hielt, registriert war. „1 neue Freundschaftsanfrage“, zeigte das Display an und Rose öffnete diese neugierig. Ein wenig musste sie schmunzeln, als sie das Profilbild sah. Es war der Junior-Kleckser aus den beiden Runden, mit dem sie sich auch kurz unterhalten hatte. „3x getroffen, aber du bist nicht schlecht. Demnächst wieder ein paar Runden? Grüße Robyn“ Er war es also gewesen, der sie im letzten Match mehrmals gesplatted hatte. Aber er schien ein netter Kerl zu sein und so drückte Rose, ohne groß zu überlegen, auf „Annehmen“. Sie rief kurz sein Profil auf und schickte ihm eine Nachricht: „Das nächste Mal landest du in meinem Visier. Bis dahin“, tippte sie. Morgen würde sie wieder kommen, vielleicht für ein, zwei Runden mehr und mit etwas Glück würde sie noch mehr neue Freunde finden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)