Einfach nur ungewöhnlich von Tosho (magische Geflechte Teil 1) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Psycho oder ganz was anderes? -------------------------------------------- Da saß ich also, im Auto und auf dem Weg nach London. Meine Mutter und mein neuer Vater hatten sich nämlich in den Kopf gesetzt, dorthin zu ziehen. Von einem kleinen Dorf in Deutschland nach London. Ich konnte es immer noch nicht recht glauben, aber vielleicht sollte ich besser von ganz vorn anfangen? Also, meine Mutter war wohl als junge Frau, so mit 21, ziemlich verrückt und auf alle möglichen Jungs scharf. Aber irgendwie gab es da einen, der es ihr ganz besonders angetan hatte – ein Engländer, der obendrein ziemlich fies war – und verlobt. Neun Monate später jedenfalls, kam ich auf die Welt, und mein werter Herr Vater war schon längst über alle Berge. Zurück nach England, vermutlich, hatte wohl einen sehr gemeinen Chef oder so, der seine Auslandsreise nicht länger duldete. Und zu allem Übel eben auch eine Verlobte. Aber er hatte mir bereits einen Namen gegeben: Patrisha, so sollte seine Tochter heißen. Als ich kleines Würmchen jedenfalls geboren wurde, hatte ich kaum Haare, geschlossene Augen und war auch nicht sonderlich kräftig. Mager, blass, … Und mein erster Schrei glich eher einem Piepsen. So beschrieb es mir meine Mutter in den Jahren darauf immer. Immer, wenn sie einen neuen Freund hatte, und ihm mein bisheriges Leben schilderte. Ich selbst kam mit den Freunden meiner Mutter recht gut klar, und wenn nicht, dann tat ich irgendetwas Ungewöhnliches. Meistens sahen wir denjenigen dann nie wieder. Aber das spielte bis zu dem Zeitpunkt, an dem Maurice in unser Leben trat, keine Rolle. Maurice jedenfalls lernte meine Mutter in der Schule kennen. Er war der Schultherapeut, und da ich wie gesagt ungewöhnliche Dinge tat, hatte ich häufig längere Sitzungen bei ihm. Wahrscheinlich öfter, als jedes normale Grundschulkind der Welt. … Zu den Sitzungen bei Maurice musste natürlich auch meine Mutter mit. Und irgendwann hat es zwischen den beiden gefunkt. Und jetzt saßen wir eben im Auto nach London, weil es in Großbritannien wohl eine Schule gibt, die, ich zitiere Maurice: „die aller beste für Trisha ist“. Und selbstverständlich haben er und meine Mutter inzwischen geheiratet, ein Geschwisterchen war bereits im Anmarsch, und mit England auch schon alles geregelt. Laut Plan ging der Unterricht am 1.September los, also drei Tage nach meinem elften Geburtstag. Und das besondere daran – es sollte ein Internat sein. Wo nur Leute wie ich hinkonnten. Psychos also, dachte ich im ersten Moment, als mein neuer Vater mir das Ganze vorschlug. Naja, eher meiner Mutter, aber das spielt keine Rolle. Aber im nächsten Moment hatte ich mir das schon anders überlegt. Denn meiner Meinung nach, war ganz klar Maurice der Psycho: Er meinte, ich wäre eine Hexe. Im Ernst, Leute. Da steht man als harmlose Zehnjährige Sonntagmorgens auf, und ist sogar so lieb, den Eltern Kaffee zu kochen, und dann bekommt man ins Gesicht geschleudert, man sei eine Hexe. Mein Gesicht könnt ihr euch sicher vorstellen! Bis zu dem Moment, als ich mit eigenen Augen sah, dass es stimmte. Nämlich als an meinem Geburtstag diese Eule mit dem Brief auftauchte, und Maurice mich daraufhin durch halb London in eine magische Gasse schleppte. Und dort wimmelte es nur so von Leuten in komischen Umhängen, von Eulen und Ratten, und natürlich von Kindern. In meinem Alter, die allesamt diesen komischen Brief in den Händen hielten und daraus vorlasen, was sie noch brauchten! Hin und wieder sah mich jemand schräg an, und murmelte etwas von wegen „Sieht ja aus wie der kleine Malfoy, nur älter eben“ oder „Da sieht man mal wieder die Muggel…“, aber das war nur verwirrend und ich vergaß es sehr schnell wieder. Genauer gesagt, immer wenn wir einen neuen Laden betraten, weil es so viel zu sehen gab! Ich hab mich wie im siebten Himmel gefühlt, als Maurice mir dann genau erklärte, was es denn mit mir und dem ganzen um mich her auf sich hatte und wir stundenlang meine Schulsachen zusammen kramten und auch mal Eis aßen… - Ich war kein Psycho, genausowenig wie er ein Psycho war. Noch spannender als die Winkelgasse, wie der Name dieser Einkaufsstraße war, fand ich allerdings den Weg nach Hogwarts. Erstmal durch eine Wand im Bahnhof rennen zu müssen war schon krass! Aber als da dieser gigantische Zug stand und auf dem Bahnsteig die vielen Leute waren – es war unglaublich. Mindestens fünf Minuten hab ich mit offenem Mund da gestanden und das Ganze in mich aufgesogen. Diesen ersten Anblick vom Gleis neun dreiviertel werde ich nie vergessen! Nie im Leben, das habe ich mir geschworen! Und kurz darauf saß ich zusammen mit zwei rothaarigen Jungs, Zwillingen, in einem Abteil und draußen flog die Landschaft vorbei. „Also, wir sind Fred und George. Und du?“, sprach mich einer der beiden absolut identischen Jungs an und grinste scheu. Tatsächlich scheu! So waren die beiden nie wieder, soweit ich mich zurück erinnern kann! „Ich bin Trisha Louis.“, antwortete ich. Und in dem Moment sah ich auch schon, wie die Scheue einem überlegenen Blinzeln in den Augen des Jungen wich. „Ha, wusst ich es doch. Keine Malfoy! Ich hab gewonnen, George!“ Das war also Fred, dachte ich mir, bevor George auch schon eine kleine Schachtel aus der Tasche holte, die ich als Schokofrosch-Schachtel identifizieren konnte. Soviel hatte ich inzwischen von Maurice gelernt. Aber wohl war mir natürlich nicht, weil mich der Name irgendwie zu verfolgen schien, egal wohin ich kam! Trotzdem mochte ich die Zwillinge von Anfang an. Und sie erklärten mir während der Fahrt auch, was es mit Malfoy auf sich hatte: Das war ein Familienname, der anscheinend zu einer sehr eingebildeten reinblütigen Zaubererfamilie gehörte. Und auch die Begriffe für reinblütig und muggelstämmig wurden mir natürlich erklärt. Allerdings wusste ich in der ersten Klasse genauso wenig wie sie, dass wir uns gleich bei zwei Aussagen zu mir geirrt hatten. Das erfuhren wir drei erst später, und dann musste Fred seinem Bruder wohl oder übel einen Schokofrosch spendieren… In der Schule, Hogwarts, angekommen, durften wir zuerst in Booten zum Schloss fahren und dann mussten wir eine Weile in einem winzigen Zimmer warten. Ich war immer noch berauscht von den ganzen Eindrücken, dass ich erst gar nicht mitbekam, wie die seltsame Lehrerin, die sich als Professor McGonagall vorstellte, uns in eine riesige Halle führte. Und nur die Zwillinge hielten mich davon ab, dem Boden „Guten Abend“ zu wünschen. Seltsamerweise zollten mir alle anderen Schüler Respekt und ich führte es, zu Recht, auf die Ähnlichkeit zur Malfoy-Familie zurück. Das legte sich allerdings schnell, als ich unter meinem Namen nach vorne gerufen wurde, um einen seltsamen, sprechenden Hut auf meinen Kopf zu stülpen. Und als der dann Gryffindor schrie, war vollends für Verwunderung gesorgt. Lediglich ein Tisch zu meiner rechten, über dem auf einer roten Fahne ein goldener Löwe prangte, jubelte mir zu. Da ich an diesem bereits einen rothaarigen Jungen erkannte, der Ähnlichkeit mit Fred und George hatte, machte es mir nichts aus, mich dort zu setzen. Von den Häusern hatten mir die beiden Jungs immerhin erzählt, so dass ich mich zumindest etwas orientieren konnte. Ich war doch sehr froh darüber, dass meine Mutter und Maurice, der mittlerweile so etwas wie ein Vater für mich war, mir Englisch beigebracht hatten, bis ich kaum mehr konnte. So fiel mir die Verständigung nicht allzu schwer. So hatte ich schließlich auch auf der Zugfahrt den Zwillingen gut folgen können… Wenig später folgten mir auch Fred und George und waren sichtlich stolz auf die Entscheidung des Hutes. „Alle in unserer Familie waren bis jetzt hier!“, flüsterte mir Fred, oder war es George, zu, bevor ein großgewachsener Mann mit einem weißen Bart, der bis zum Boden reichte, am Lehrertisch das Wort erhob. Er hieß uns alle herzlich willkommen, und ließ uns dann mit etwas komischen Wörtern sitzen. Und dann gab es dieses wunderbare Festessen. Da war alles, was ihr euch nur vorzustellen wagt, dabei! Ich hab soviel wie noch nie gegessen und später quälten mich ernsthaft Bauchschmerzen. Doch die verflogen ja auch irgendwann. Nur dass es da schon mitten in der Nacht war, und ich zusammen mit ein paar anderen Mädchen in einem kleinen Schlafraum lag. Jeder in seinem Bett, entweder aufgeregt murmelnd, vor Bauchschmerzen jammernd oder friedlich schlummernd. Ich gehörte zu zweitem, wie ja wohl ersichtlich ist! 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