Drei Hexen für Charlie von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 8: Gute Einfälle ------------------------ 8. Gute Einfälle   „Luna, was hast du heraus finden können?“   Neville rieb sich mit der Feder unter der Nase, während Luna tief Luft holte.   „Ich habe bei allen britischen Verlagen einen Hoax verbreitet“, sagte sie mit einer Leichtigkeit in der Stimme, als ob damit bereits alles erklärt wäre.   „Inwiefern?“, fragte Neville vorsichtig und mit ungutem Gefühl in der Magengegend.   „Ach, ich habe mich als unseren Unbekannten ausgegeben“, meinte Luna schulterzuckend.   „Du hast WAS?“, stotterte Neville und vergaß für einen Moment das Pfeifen seines Wasserkochers, welchen Hermine von der kleinen Feuerstelle nahm.   „Ich habe an die Verlage geschrieben, dass ich brisante Informationen über Geheimagenten habe“, erklärte Luna lächelnd. „Schau, Neville... Ich bluffe. Ich warte darauf, dass unsere gesuchte Person sich in irgendeiner Weise zeigt.“   „Sie wird auf diesen Schachzug reagieren müssen“, grübelte Hermine und verteile die kostbaren Wedgewood-Tassen in die Runde. „Sehr gut, Luna! Wenn es mehrere Personen sind, kommt es vielleicht zu einem Misstrauen untereinander. Vielleicht wird jemand des Plauderns verdächtigt und der Allianz verstoßen, oder oder oder...“   „Interessant“, meinte Neville und nickte anerkennend. Er bröselte seine Teekreation des Tages in das silberne Teenetz und brühte mit einem eleganten Schlenker das heiße Wasser darüber auf. „Ja, doch ... ich wäre wohl anders vorgegangen, aber eine tolle Idee!“   „Danke“, grinste Luna, steckte sich eine Zigarette hinters Ohr und ging zur Tür. „Ich bin dann gleich wieder da!“   „Diese Sucht ist nicht gut!“, brummte Neville und schüttelte verständnislos den Kopf. „Sie kann doch nicht ständig unsere Besprechungen verlassen?“   „Hex ihr doch einen Balkon ans Büro!“, schlug Ginny vor und Neville zog erstaunt die Augenbrauen nach oben.   „Das so ein grandioser Vorschlag von dir kommt, überrascht mich sehr!“   „Todessehnsucht?“, fauchte Ginny provokant.   „Nur morgens“, grinste Neville und nippte an seiner neusten, flippigen Tee-Eskapade.   „Ach, ich hab mir gestern Abend noch ein bisschen was einfallen lassen“, grätschte Hermine zwischen die Streithähne und stellte ihr kleines, altbewährtes  Perlenhandtäschchen auf den Tisch. Sie kramte eine ganze Weile darin herum, bis sie endlich das gefunden hatte, wonach sie gesucht hatte. Die Tür ging auf und Luna kam wie gerufen wieder herein, setzte sich zu den anderen und schob sich den nächsten Glimmstengel zwischen die Lippen.   „Keine Angst, ich lutsche nur ein wenig darauf herum!“   „Also“, fing Hermine mit tadelndem Seitenblick auf Luna an, „Ich habe hier Anstecker für uns entwickelt, die wie die Münzen von Dumbledores Armee damals funktionieren. Nur ihr könnt das Signal warnehmen. Wenn einer von uns meint, wir müssten uns sofort zusammen finden, dann nutzt den Proteus Zauber und wir erhalten das entsprechende Signal. Diese Anstecker sind im Notfall zu verwenden, ist das klar?“   Hermine verteilte schlichte, silberne Anstecker: Für Luna eine Feder, für Ginny einen Besen, Neville ein Blatt und für sich selber eine Eule.   „Typisch wir“, grinste Ginny und steckte sich ihren Button gleich an. „Aber gut, so kann man keinen Zusammenhang zwischen uns herstellen!“   „Genau“, nickte Hermine und griff erneut in ihre Tasche. „Das hier“, sie verteilte vier Sonnenbrillen, „sind nicht einfach nur hässliche Brillen!“   „Keine Bange, ich werde damit einen neuen Trend setzen!“, versicherte Ginny und setzte sich eine der übergroß wirkenden Brillen auf die Nase.   „Schon gut, die Brillen werden sich immer eurem entsprechendem Outfit, Anlass oder Gemüt anpassen“, lächelte Hermine.   „Wow!“, hauchte Luna und setzte sich ihre Brille auf, die sich sogleich in ein rahmenloses, unauffälliges Gestell mit normalen Gläsern, verwandelte. „Hermine, ich halte dich für absolut brillant!“   „Ja, das ist die vorherrschende Meinung!“   „Aber du gibst uns ja nicht einfach nur Brillen, damit wir bei der Verbrecherjagd schick aussehen, oder?“, Ginny drehte ihre mittlerweile modisch angepasste Sonnenbrille in den Händen herum.   „Natürlich nicht!“, Hermine schien ein paar Zentimeter größer zu werden. „Ich habe meine heutigen Klassen der alten Fledermaus überlassen und die ganze Zeit an unserem eigenen Netzwerk gearbeitet. Et voilà!“   „Eh, was?“, fragte Ginny und runzelte die Stirn.   „Snape darf meine Schüler unterrichten!“   „Ich hab nur das mit dem Netzwerk nicht ganz verstanden...“   „Da Charlie vermutet, dass M.I.S.T. ebenfalls gehackt wurde, können wir nicht davon ausgehen, dass wir uns über Charlie, das Kaminnetzwerk oder Eulenpost sicher verständigen können. Ich habe daher einen eigenen Server für uns errichtet, mit einem eigenen Kommunikationsnetzwerk.“   „So was geht?“, hauchte Neville bewundernd, schenkte Hermine einen Blick, den er sonst nur seiner Großmutter entgegen brachte, und faltete andächtig die Hände zusammen.   „Klar, so was gibt es in der Muggelwelt häufig und nennt sich Intranet. Ich habe unsere Brillen auf eine Nanofrequenz geeicht, die von keinem sonstigen Gerät gelesen werden kann. Das bedeutet, wir können ungestört miteinander reden. Jederzeit, an jedem Ort.“   „Gigantisch!“, staunte Ginny und setzte ihre Brille auf. „Wie geht das?“   „Sag einfach: Hermine anrufen! und schon bekomme ich von dir ein Zeichen, dass du mit mir reden willst. Die Brille misst übrigens die Dringlichkeit deiner Anrufe, also wenn du nur mit mir über die Distanz hinweg quatschen willst, wird das nix.“   „Och ...“   „Desweiteren verfügt diese Brille über die so genannte Augmented Reality“, Hermine schaute in fragende Gesichter. „Darunter versteht man die virtuelle Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Bilder, Videos und andere Zusatzinformationen werden euch auf das AR-Brillenglas projeziert, wenn ihr denn welche benötigt.“   „Wie geht das denn?“, meinte Luna und schaute suchend in dem Büro umher.   „Zum einen durch Tracking, zum Anderen durch Software, um es simpel auszudrücken.“   „SIMPEL?!“, quiekte Ginny und schaute ihre Sonnenbrille an, als wäre sie vom Teufel persönlich gebastelt worden.   „Zitronenmelisse, Stechapfel, Ingwer und Weißer Tee“, nickte Neville durch seine zierliche Lesebrille blickend. „Hermine, deine Erfindung hat meine heutige Teekomposition exakt in die einzelnen Inhalte zerlegt.“   „Oh, du kannst noch nach der prozentualen Gewichtung fragen, Neville“, Hermine klopfte ihm auf die Schulter und Neville nickte fassungslos vor sich hin.   „Denkt einfach nicht darüber nach, WIE es funktioniert“, sagte Hermine. „Wichtig ist nur, dass es funktioniert. Und das auf sichere Weise. Über einen eigenen Server, mit einer Menge an Sicherheitsalgorithmen, die jegliches externes Eindringen an mich melden würden, denn schließlich muss auch unser Intranet ab und an auf das ziemlich unsichere Internet zugreifen. Internet ist für die Muggel eine virtuelle Welt von Daten. Dort sammeln sie Wissen, Unterhaltung, Nachrichten und kommunizieren auch untereinander. Aber es ist sicherheitstechnisch gesehen der allerletzte Schrott. Von daher ...“   „Du denkst auch an alles, Hermine“, freute sich Neville und schaute durch seine neue AR-Brille hinaus auf die Themse. „Das da ist also ein Containerschiff aus Singapur, interessant ...“   „Wichtig ist nur, dass ihr nicht in der virtuellen Realität versackt“, mahnte Hermine. „Das geht ziemlich schnell und ist bei den Muggeln bereits eine ganze Volkskrankheit.“   „Die Dosis macht das Gift“, sinnierte Luna und hielt ihre AR-Brille wie ein zerbrechliches Etwas in ihren Händen.   „Richtig“, sagte Hermine. „Nutzt die Brille am besten nur, wenn ihr sie wirklich braucht. Zur Verständigung oder um Informationen abzurufen. Natürlich könnt ihr ein wenig spielen und euch damit trainieren ... aber nach spätestens drei Tagen erwarte ich von euch allen Disziplin im Umgang mit dieser Form gebündelten Wissens!“   „Klasse, Hermine, danke!“, freute sich Neville. „Das ist besser als jede Bibliothek!“   „Niemals!“, Hermine verzog schockiert das Gesicht, doch Sekunden später legte sich ein äußerst selbstzufriedener Ausdruck auf ihr Antlitz.    „Aber nun lasst uns anhand der Fakten, aufgrund von kriminologischen und psychologischen Kenntnissen, das Puzzle des Verbrechens weiter rekonstruieren“, forderte Neville. „Wir müssen ein sauberes Bild bekommen. Was ist passiert? Wenn wir das WAS beantworten können, können wir das WARUM beantworten - und das, meine Damen, führt uns zum WER.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)