Young Blood. von honey_ (Eine Geschichte über Einsamkeit, Mut und Waghalsigkeit - Riskieren oder nicht?) ================================================================================ Kapitel 7: darkness. -------------------- Dieser Kerl war doch total bescheuert, ganz im Ernst. Grummelnd wischte ich die Theke ab. Mittlerweile konnte ich wieder arbeiten und war sichtlich froh darüber. Ablenkung war genau das, was ich jetzt brauchte. Ich wollte keine Gedanken mehr verschwenden. Weder an die Schlägerei noch an ihn. Sasuke, dieser kaltherzige Typ mit den pechschwarzen Augen. Diese Nacht, die alles auf den Kopf gestellt hatte, lag nun fast zwei Wochen zurück. Jedes Mal wenn ich daran dachte, versank ich vor Scham fast im Boden. Was hatte mich nur dazu gebracht, so intim mit einem Mann zu werden? Oder besser gesagt, mit Sasuke. Es war so falsch, beinahe verboten und doch irgendwie richtig. Ich konnte mich selbst nicht mehr belügen, obwohl ich es am liebsten getan hätte. Es wurde immer klarer, dieser kleine Funken Wahrheit in meinem Herzen. Mein Leben lang zeigte ich nicht das geringste Interesse an Frauen. Sie erregten mich kein Stück. Ich habe mir nie den Kopf darüber zerbrochen, bis zu diesem scheiss Vorfall. Ja, bis ich ihn kennenlernte.   Ich musterte die Rosahaarige, welche den Tisch am Fenster mit Besteck eindeckte. Sie war hübsch, keine Frage. Es liess mich jedoch kalt, berührte mich kein bisschen. Ich fühlte nicht das gleiche, wie bei ihm. Ein Blick des Schwarzhaarigen genügte, um mich aus der Fassung zu bringen. Ich sträubte mich dagegen, immer wieder. Mein Herz drohte jedes Mal zu explodieren. Diese pechschwarzen Augen zogen mich in seinen Bann, liessen mich nicht klar denken. Er raubte mir unweigerlich den Atem, obwohl ich ihn kaum kannte. Das war doch vollkommen verrückt, wie konnte man so für einen fremden Menschen fühlen? Ich fuhr mit meinen Händen seufzend übers Gesicht. Ich wollte keine Gefühle für Sasuke hegen. Schon gar nicht spezielle Gefühle, welche über das Wort Freundschaft hinausreichten. Diese Scheisse war definitiv zu kompliziert. Ich sollte mir weniger Gedanken machen, es war sowieso egal. Diese einmalige Sache würde nie wieder passieren.     Ein anstrengender Tag lag hinter mir. Knapp vor Mitternacht verliess ich endlich das Restaurant. Die letzte U-Bahn hatte ich verpasst und musste deshalb nachhause laufen. Seufzend schlurfte ich durch die Strassen, erreichte nach einigen Blöcken das Flussufer. Tagsüber verbrachte ich oft meine Pausen hier, es entspannte mich. Das plätschernde Wasser, dieser kleine Fleck Natur. Hier konnte ich durchatmen, die Hektik der Grossstadt für einen Moment hinter mir lassen. Gedankenverloren folgte ich dem Weg, hörte nur das Knirschen der Kieselsteine unter meinen Füssen.   Die Stille wurde schlagartig unterbrochen. Ich horchte erschrocken auf, meine Atmung setzte für eine Millisekunde aus. Diese Geräusche, ich kannte sie nur zu gut von New York. Schüsse, definitiv. Viel näher als mir lieb war. Scheisse, was ging hier ab? Panik machte sich in mir breit. Ich rannte um die nächste Ecke, erreichte eine kleine Unterführung. Hastig drückte ich meinen Rücken an die Wand, spähte nach draussen. Vier schwarzgekleidete Männer stürmten am Ufer vorbei, mein Herz sprang beinahe aus der Brust. Oh Gott. War ich verflucht, dass solch abnormale Sachen immer mir passierten? Die Angst sass tief in meinen Knochen, sie durften mich auf keinen Fall entdecken.   Eine Hand legte sich urplötzlich auf meine Schulter, mir stockte der Atem erneut. Nein, nein. Das durfte nicht wahr sein. Bitte lieber Gott, ich musste aus diesem Albtraum aufwachen. Sofort. Ich wollte die Flucht ergreifen, doch seine Arme packten mich. Dieser Griff, er war so stark. Mit einem Ruck drückte er mich gegen die Wand, presste seinen Körper nah an meinen. Nein bitte, ich wollte nicht sterben! Mit aller Kraft versuchte ich mich zu wehren und loszureissen „Halt still, Kleiner!“. Diese Stimme, ich würde sie unter tausenden erkennen. Wollte mich dieser Kerl eigentlich verarschen? „Sasuke, was zum Teufel?!“. „Verdammt, halt die Fresse“, zischte er wütend und hielt mir den Mund zu. Wieder ein Schuss. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie ein lebloser Körper zu Boden fiel. Meine Augen weiteten sich vor Panik, ich schnappte hastig nach Luft. Was für eine kranke Scheisse, mir war unheimlich übel. Ich wollte weglaufen, diese Bilder aus meinem Kopf löschen. „Boss, wir haben sie“, rief der Typ, welcher den Anderen gerade zur Strecke gebracht hatte. „Gut, ich komme gleich. Geht schon“, antwortete der Schwarzhaarige ruhig.   Diese Situation war so absurd, was hatte er mit diesen brutalen Kerlen am Hut? Als sich seine Begleiter entfernt hatten, nahm er langsam seine Hand von meinem Mund. Ich starrte ihm in die Augen, er schien nachzudenken. „Was für eine Scheisse läuft hier?“, meine Stimme zitterte. Die pure Angst machte sich in mir breit, ich erkannte ihn kaum wieder. Der Schwarzhaarige leckte sich über die Lippen, durchbohrte mich mit seinem eiskalten Blick beinahe „Dein Problem ist gerade, dass ich dich töten muss“. Meine Gedanken waren leergefegt, mein Herz raste. Was hatte er da gesagt? Er wollte mich umbringen, kein Witz. Ich schluckte, versank fast in seinen pechschwarzen Augen „Ich…Ich habe dir nichts getan. Sasuke, bitte!“. Er stützte seine Hände rechts und links von mir an der Wand ab. Ich befand mich in der Falle. „Du hast alles gesehen. Das ist eine gottverdammte Scheisse“. Unfähig mich zu rühren stand ich da, sollte das wirklich das Ende sein? Welche Ironie, wirklich. Das durfte nicht passieren. Nicht durch ihn. „Bitte, Sasuke“, flehte ihn verzweifelt an, mich am Leben zu lassen.   Minuten verstrichen, es kam mir wie eine Ewigkeit vor. „Du warst nicht hier. Nichts ist passiert, verstanden?“, er fesselte mich mit seinem Blick. Verschonte mich der Schwarzhaarige wirklich? Leicht nickte ich und er löste sich schlagartig von mir. Mein Herz hämmerte weiterhin wie wild vor sich hin. Erst jetzt bemerkte ich seine Waffe, welche er hinten in den Hosenbund steckte. „Naruto“, seine tiefe Stimme liess mich aufhorchen. Ein Schauer jagte durch meinen Körper, der kühle Wind verstärkte meine Gänsehaut. „Halt dich von mir fern“, kein Befehl. Nein, eher eine Warnung. Kein Ton verliess meine Lippen, ich sah ihm nach. Er rannte in Windeseile davon, verschwand in der Dunkelheit. Ich liess mich auf den Boden fallen, legte den Kopf in meine Hände. Gottverdammt, ich hatte immer noch keine Erklärung für all das. Er liess mich am Leben, obwohl ich der wichtigste Zeuge dieser Taten war. Der Kerl mit den eiskalten Augen verschonte mich.   In was für einer Scheisse steckte er bloss. Dieser Typ war vermutlich voll von schlimmen, abgrundtiefen Geheimnissen. Grauenhafter, als ich es mir jemals vorstellen konnte. Er war gefährlich, gehörte nicht zu den Guten, ohne Frage. Jeder normale Mensch würde sofort die Flucht ergreifen und soweit wie möglich davonrennen. Doch ich wollte mich nicht fernhalten. Es klang vollkommen absurd, schliesslich entkam ich nur um ein Haar dem Tod. Doch genau das, ich fühlte es. Die Gefahr war prickelnd. Durch Sasuke fühlte ich mich lebendig, ob ich es wollte oder nicht. Er machte mich neugierig, liess mich Dinge spüren, die mir kein anderer geben konnte.   Etwas verband uns, ganz unbewusst. Viel zu lange konnte ich es nicht deuten, geschweige denn einordnen. Schicksal. Vielleicht musste all die Scheisse passieren, damit ich es endlich erkannte.     Ich war nicht der Einzige. Sasuke war es auch.   Verloren in der Dunkelheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)