Young Blood. von honey_ (Eine Geschichte über Einsamkeit, Mut und Waghalsigkeit - Riskieren oder nicht?) ================================================================================ Kapitel 4: falling. ------------------- Die zerknüllte Quittung befand sich in meiner Hosentasche, ich konnte es immer noch nicht fassen. Seit vier Tagen beschäftige mich diese kleine Notiz, ob ich es wollte oder nicht. Er wusste von Anfang an, wer ich war. Ich befand mich auf dem Heimweg und grübelte weiterhin über sein Verhalten nach. Die Laternen erhellten die Strassen Tokios, doch meine Gedanken waren umso düsterer. Was wollte dieser Kerl nur bezwecken? Seit dieser Notiz hatte er sich nicht mehr blicken lassen. War das alles ein schlechter Zufall? Manchmal hielt ich es schon für einen verrückten, abgedrehten Traum. Ja, langsam zweifelte ich an meiner Zurechnungsfähigkeit. Mein Blick richtete sich seufzend nach vorne und ich stockte, die Gegend kam mir nicht bekannt vor. Scheisse, hatte ich mich jetzt auch noch verlaufen? Ich versuchte mich zu orientieren, das Viertel war seltsam. Keine Menschenseele befand sich auf den Strassen, die Häuser wirkten verlassen und heruntergekommen. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. „Hey du!“, erschrocken drehte ich mich um und starrte auf drei entgegenkommende Männer. Der Mittlere lachte argwöhnisch auf „Verlaufen?“. Ein kalter Schauer jagte über meinen Rücken, dennoch versuchte ich, mir nichts anmerken zulassen „Eeh j-ja. Ich muss ins Setagaya-Viertel“. Die Blicke seiner Begleiter waren finster. Ich musterte die Fremden, welche zerfetzte Jeans sowie kurze Shirts trugen. Auf dem rechten Oberarm konnte ich die Umrisse eines Tattoos erkennen. Es schien, als würde jeder dasselbe tragen. „Tja, du bist in unser Revier eingedrungen. Das können wir nicht dulden“, meinte der Mittlere mit kalter Stimme.   Ein minimales Nicken genügte und seine Begleiter stürmten auf mich los. Der Eine hatte einen muskulösen Körperbau und war ziemlich gross, der Zweite wirkte viel kleiner und dicker. Mein Herz schlug wie wild gegen meine Brust. Ich wollte rennen, mich in Sicherheit bringen. Doch es war zu spät, sie hatten mich. Der Grössere packte grob nach meinen Armen und hielt mich in seinem eiserenen Griff gefangen. Mit voller Wucht traf mich die Faust des Zweiten in den Magen und ich krümmte mich vor Schmerzen. Für einen Augenblick verschlug es mir den Atem, ehe ich panisch nach Luft röchelte. Wieder ein Schlag, dieses Mal ins Gesicht. Der Schmerz war überall, es hörte nicht auf. Was passierte hier bloss, ich hatte diesen Menschen nichts getan. „Lasst mich gehen“, schrie ich wutverzehrt und versuchte mich zu befreien. Sein Griff verstärkte sich und sein Komplize drosch erneut auf mich ein „Halt die Klappe du verdammter Bastard“. Ohne Reue, ohne Gewissensbisse. Als wäre es das normalste auf der Welt, wildfremde Menschen so zu behandeln. Diese Kerle hatten keinen Sinn für Gerechtigkeit. Ich blinzelte, konnte nichts dagegen unternehmen. Unerträgliche Schmerzen durchzogen meinen ganzen Körper. Ich rührte mich nicht, als sie nach einer gefühlten Ewigkeit von mir abliessen. Mit voller Wucht knallte ich auf den Boden, spürte wie das Blut über mein Gesicht tropfte. Der Kerl, welcher mich angesprochen hatte, packte nach meinen Haaren. Er zwang mich, ihn anzusehen. Sein hasserfüllter und bestimmter Blick durchbohrte jede Faser meines Körpers „Lass dich nie wieder hier blicken, du Scheisser“. Er liess meine Haare los und mein Kopf knallte erneut auf den kühlen Boden. Ich keuchte, als sich ihre Schritte von mir entfernten. Endlich, sie gingen. Ich lebte.   Meine Augen öffneten sich langsam, meine Gelenke schmerzten. Ich war so unendlich müde. Seit einer gefühlten Ewigkeit lag ich auf dem kalten Asphalt. Ein furchtbarer Geruch, welcher von meinem frischen Blut stammte, stieg mir in die Nase. Mein Gesicht war geschwollen, es drehte sich alles und am liebsten hätte ich mich übergeben. Emotionslos starrte ich in die Dunkelheit, ballte meine Hände zu Fäusten. Diese verdammten Arschlöcher, wie konnte man Menschen nur so behandeln. Das alles war so unfair, wieso passierte mir so etwas? Hatte ich nicht genug gelitten? Tränen standen in meinen Augen, doch ich liess es nicht zu. Ich wollte nicht weinen, nie wieder. Keine Schwäche zulassen. Ich musste stark sein, keiner sollte diese Macht über mich haben. Kein Fremder durfte mich auf diese Art und Weise zerstören. Langsam versuchte ich mich aufzurichten und schwankte gefährlich. Meine Sicht war verschwommen, ich zwang mich, einen Schritt vor den Anderen zu setzen. Nicht aufgeben. Nie wieder.     Es kam mir wie Stunden vor, als ich endlich das Apartment erreichte. Mit zitternden Händen steckte ich den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn und stolperte in die Wohnung. Die Tür knallte zu und ich krallte mich an der Kommode fest, welche im Flur stand. Meine Lungen füllten sich hastig mit Sauerstoff, schmerzvoll pochten sämtliche Wunden auf. Mein Gesicht brannte wie Feuer. Licht flackerte auf, ich hörte Kibas Schritte „Verdammt Naruto, kannst du nicht Leise-…“ Die Worte blieben ihm offensichtlich im Hals stecken. Seine Schritte wurden schneller, ich spürte seine Arme, welche mich stützten. „Scheisse! Was ist mit dir passiert? Naruto? Hey, hörst du mich?“. Er schleppte mich ins Wohnzimmer und legte mich aufs Sofa. „Keine Ahnung…So ein seltsames Viertel..und diese Kerle…“, mir fiel es schwer, mich zu konzentrieren.   Ich hörte, wie er hektisch in die Küche und ins Badezimmer rannte. Nach einigen Minuten kehrte er mit Waschlappen und Verbandszeug zurück. Ich atmete tief ein und wieder aus,  versuchte mich zu beruhigen. Er säuberte und versorgte meine Wunden vorsichtig „Leck Alter, hast du mir einen Schrecken eingejagt. Kommst hier mitten in der Nacht blutüberströmt nachhause und ich dachte du würdest mir gleich verrecken, eh. Ich kann mir nur vorstellen, wo du gelandet bist. Gewisse Gegenden sollte man meiden, da treiben sich diverse Banden herum. Die mögen es gar nicht, wenn man sich in ihr Territorium einmischt“. Ironisch lachte ich leise auf „Hm, hab’s gemerkt“. Er wickelte den letzten Verband um meine Hand „Hab mir echt voll Sorgen gemacht, Alter“. Der Braunhaarige deckte mich zu und richtete sich auf. Ich nickte müde und schloss meine Augen „Danke, Kiba“. Es raschelte, als er sämtliche Utensilien wieder zusammenpackte „Kein Ding. Dafür sind Freunde da. Ruh dich jetzt aus, Naruto“. Seine Worte sickerten zu mir durch, ich kämpfte mit der Müdigkeit. Zum ersten Mal kümmerte sich jemand um mich, hatte sich Sorgen gemacht. Ich driftete langsam dem Schlaf entgegen.   Freunde.   Ja. Wir waren Freunde.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)