Der Vogel aus Sand und Wolken von wilnaah ================================================================================ Kapitel 10: Shuriken Training ----------------------------- Kumogakure, 08.06. Der vorige Tag war so anstrengend gewesen, dass Mira gleich nachdem sie heimgekommen ist, mit den Sachen die sie an hatte Müde in ihr Bett fiel und durchschlief. Sie schlief wirklich durch, ohne jegliche Alpträume, die sie sonst nachts plagten. Als Shin an diesem Tag nach der Schule heimkam, wartete Mira schon sehnlichst auf ihn. Gleich nachdem er seine Schuhe im Vorraum ausgezogen hatte, kam sie schon auf ihn zu gerannt und grinste glücklich. „Du bist nicht rausgegangen heute?“, fragte Shin. „Nein“, murmelte sie. Shin blickte auf das Buch in der Hand und streckte seine Hand danach aus. Mira gab es ihm, ohne ein Wort. „Das ist von Oma Ima. Sie hat es mir geschenkt als ich hier her kam und an der Ninja-Akademie begann“, erzählte Shin und schlug die erste Seite auf. Es war ein Bilderbuch, mit kaum Text drinnen und daher für Mira eigentlich perfekt geeignet. „Es geht um einen Ninja“, erklärte Shin, der sich sicher war, dass man auch ein bisschen lesen musste um es zu verstehen. „Ja ich weiß“, sagte Mira. „Er sucht die Katze, einer alten Frau.“ Etwas überrascht blickte Shin sie an. „Yugito hat mir heute, bevor sie gegangen ist das Buch gegeben und hat mir gesagt was der Titel ist“, erzählte Mira. Shin sah auf den Titel. „Die verschwundene Katze“, las er laut vor. „Das da ist das Kanji für Katze“, meinte Mira und deutete auf das Kanji im Titel. „Das stimmt“, murmelte Shin überrascht. „Onee-chan hat dir das gezeigt?“ „Oma Ima hat es mir schon einmal gezeigt. Aber Yugito hat gesagt, du sollst das Essen warm machen, wenn du da bist“, fiel Mira ein. „Gut, ich hab eh schon so einen großen Hunger“, meinte Shin und ließ auch seine Tasche auf den Boden fallen. Er achtete nicht darauf ob sie im Weg stand oder nicht, er hatte Hunger und wollte nur etwas zwischen seine Zähne bekommen. Er ging in die Küche und Mira folgte ihm neugierig. Es gab Gyōza, die Shin für sich und Mira warm machen konnte. Während des Aufwärmens, fiel Shin allerdings noch etwas ein. „Ach ja“, murmelte er und sprang vom Sessel hinunter, den er gebraucht hatte um an das Essen zu kommen, „ich hab‘ noch was für dich“, meinte Shin. Mira sah ihn mit großen Augen an und man konnte sehen, dass sie versuchte ruhig zu bleiben. Ihre Neugier war geweckt. „Was ist es?“ „Hier.“ Shin kramte nur kurz in seiner Hosentasche und hielt Mira dann ein Lederarmband hin. „Das haben wir heute in der Schule gemacht. Ich dachte, du willst eines. Ich hab‘ auch eins“, murmelte Shin und sah nun weg, als ob es ihm peinlich wäre. „D-du musst es nicht annehmen… ich dachte nur…“ „Das ist cool!“, rief Mira und nahm es in die Hand. „Wir beide haben das gleiche.“ „Ja, so wie ein Freundschaftsarmband.“ Zufrieden - fast schon erleichtert blickte Shin Mira an, als sie versuchte es sich um den Arm zu binden. „Ich helf‘ dir“, murmelte Shin, nachdem er beobachtete wie hilflos Mira mit dem Armband war. Er nahm ihren Arm und band es ihr um. Beide bewunderten es kurz und Shin musste grinsen. Es war schön jemanden zu haben, der sich so begeisterte dafür. Es fühlte sich gut an, dass Mira so reagierte. Sehr gut sogar. Nachdem das Essen aufgewärmt war, schnappten Shin und Mira es sich und machten sich auf zum Trainingsplatz wo Shin, wie schon so oft, Shuriken werfen übte. Wie immer setzte Mira sich am Rand hin, als Zeitvertreib hatte ihr Yugito ein Buch mit vielen Bildern gekauft, das Mira sich wieder durchsehen konnte. Auch in diesem waren Zeichen drinnen. Yugito hatte sie Mira erklärt was sie hießen, doch Mira konnte sich nicht alle merken. Sie sahen schwierig aus. Auch Shin wusste was diese Zeichen bedeuteten, er war ein guter Leser. Mira sah auf, als Shin drei Mal die Zielscheibe in der Mitte traf, jubelte sie und klatschte in die Hände. „Darf ich jetzt auch mal?“, fragte sie ihn aufgeregt. Er sah Mira kurz nachdenklich an. „Onee-chan sagt du bist zu klein dafür“, sagte er. „Bitte, Onii-chan“, bettelte Mira und sagte mit Absicht „großer Bruder“ zu ihm, damit er sie ließ. „Ich bin auch ganz, ganz vorsichtig“ Shin biss sich kurz auf die Lippen, dann musste er Schmunzeln. „Okay. Ich zeig dir wie man es macht“, sagte er. „Ja!“, rief Mira und schmiss ihr Bilderbuch zur Seite. „Du musst aufpassen, du darfst den Rand nicht berühren, sonst schneidest du dich“, erklärte ihr Shin. Er zeigte ihr wie man einen Shuriken hielt, ohne dass man sich verletzte. Mira war recht vorsichtig und traute sich zuerst gar nicht es richtig anzugreifen. „Du musst dich ein bisschen schräg hinstellen… so…“ Er nahm Miras Schultern und rückte sie so hin, wie es nach seiner Meinung nach richtig war. Shin genoss es richtig, dass er Mira etwas beibringen konnte, das stärkte sein Selbstbewusstsein. „Ja. Genauso. Und jetzt musst du nur mehr werfen. Ziel auf die Scheibe dort“, sagte er und zeigte in die Richtung. Mira warf, doch kam nur halb so weit, wie sie sollte. Shin lachte, als der Shuriken in der Erde stecken blieb. „Das macht nichts. Es ist dein erstes Mal. Probiere es einfach noch einmal.“ Mira warf noch ein zweites Mal, doch auch das war nicht besser. Beim dritten Mal schnitt sich Mira an der Kante des Shuriken ein wenig auf und ließ ihn vor Schreck zu Boden fallen. „Au!“, jammerte sie und ihre Augen wurden feucht. Erst, als sie das Blut gesehen hatte, spürte sie auch den Schmerz. „N-nicht weinen, Mira. Das ist doch nur ein kleiner Kratzer. Schau, mir passiert das auch öfters“, sagte er und zeigte ihr seine Hände. Aber es interessierte Mira nicht, sie beachtete nur ihre blutende Hand. Shin stand neben ihr und wusste nicht recht, was er mit einem weinenden Kind anstellen sollte. Kurz fuhr er sich durch seine Haare und kratzte sich am Hinterkopf. Schließlich beschloss er Miras Hand zu nehmen und ihren blutenden Finger in den Mund zu nehmen. Mira hielt kurz die Luft an vor Schreck, weil er es so plötzlich tat. „W-was tust du?“, fragte sie ihn und beruhigte sich langsam wieder. Er lenkte sie von ihrem blutenden Finger ab. Erst nach einer Minute ließ er Mira wieder los. „Siehst du? Schon hat es aufgehört“, sagte er erleichtert. Mira blickte drauf und er hatte Recht. Es blutete nicht mehr. „Komm gehen wir besser heim“, meinte Shin dann, der nicht noch einmal wollte, dass Mira zu weinen begann. Yugtio hatte schon Recht, als sie sagte, dass Mira noch zu jung dafür war. Die zwei kamen am Spielplatz vorbei wo andere spielten, anscheinend auch ein paar von Shins Klassenkameraden. Aber Shin wollte nicht stehen bleiben und zog Mira weiter, bis sie um eine Ecke bogen, in die nächste Gasse. „Wir hätten dorthin gehen können“, kam von Mira. Sie würde nur zu gern mit den anderen Spielen, wusste aber nicht genau, ob sie auch so nett waren wie Shin. „Nein. Die mag ich nicht“, meinte Shin und ging weiter die Gasse entlang. Doch Mira hatte ihren eigenen Willen und machte was sie wollte. „M-Mira!“, rief er ihr nach und schon lief er ihr hinterher. Dann stießen Mira und Shin auf zwei Jungs, die nur ein bisschen älter als Shin waren. Abrupt blieb Shin stehen und wollte umdrehen, als diese nach ihm riefen. Er zuckte zusammen und drückte Miras Hand fester. Shin spürte wie sein Herz schneller schlug. Nicht die… „Oh, Shin. Mit wem tust du denn da Händchen halten?“, sagte der eine und der andere lachte. Shin sagte nichts sondern machte nur einen Schritt zurück. Shin konnte Miras Hand in seiner zucken spüren, als sie näher kamen. Mit der anderen ballte er eine Faust. Er wollte nicht, dass Mira Angst bekam. Nicht nachdem gestrigen Vorfall auch noch. „Mira, komm schnell“, sagte Shin leise und zog sie weiter, doch die zwei Jungs kamen ihnen näher. „Geht weg!“, rief Mira laut. „Lasst uns in Ruhe!“ Einer von den Jungs packte Mira und sie schrie kurz auf. „Du bist gemein, lass mich los! Du blöder…!“, rief Mira laut und wehrte sich. „Lasst sie in Ruhe!“, rief Shin. Es sah aus, als ob Shin gleich auf die Jungs losgehen würde, doch er zögerte. „Als ob du etwas machen könntest. Du bist doch der größte Angsthase, den es gibt!“, sagte einer der Jungs lachend. Shin hatte Angst, aber er musste Mira helfen. Sie bewunderte ihn doch so sehr, da durfte er doch nicht versagen. Er war auf dem Weg ein Ninja zu werden und Ninjas zeigten keine Furcht! Shin ballte seine Fäuste und lief schreiend auf die Jungs zu, schnappte sich einen von ihnen und beide fielen zu Boden. Mira begann zu weinen. Der Junge hatte ihren Oberarm fest im Griff und es tat langsam weh. Sie versuchte sich von ihm zu befreien, mit Tritten und sogar beißen versuchte sie es, aber sein Griff verstärkte sich nur und es tat nur mehr weh für Mira. Mira suchte Shin, der am Boden lag. Sie wollte zu ihm. „Onii-chan!“, rief Mira und versuchte zu ihm zu kommen, aber sie wurde noch immer fest gehalten. Als Shin Mira weinen sah, stand er schnell wieder auf und lief mit den Kopf voraus in den Jungen der Mira festhielt. Alle drei flogen um, doch Shin war als erster wieder auf zwei Beinen und zog seine „kleine Schwester“ hoch. Der andere Junge schnappte nach Shin, aber Shin schlug ihn mitten ins Gesicht. Mira wollte schon Jubeln, als Shin sie befreite. „Lauf Mira!“, rief Shin ihr zu und sie rannte so schnell sie ihre Beine trugen. Mira sah nur kurz zurück, um zu wissen, ob Shin hinter ihr war. Er packte ihre Hand und zog sie mit sich. Bis die Zwei wieder unter Menschen waren trauten sie sich nicht langsamer zu werden. Shin sah immer wieder zurück, aber die Jungs kamen ihnen nicht hinterher. Mira erholte sich langsam von dem Schock und Shin klopfte ihr begeistert auf den Rücken. Mira sah hoch zu Shin und war so froh, so einen starken Bruder zu haben. Er hatte sie verteidigt. „Ich hab ihn geschlagen, hast du das gesehen?“, sagte er stolz. „Das nächste Mal wenn sie dich anrühren hau ich sie Windel weich!“, sagte Shin und seine große Klappe wollte gar nicht mehr aufhören. Doch es machte Mira nichts, da sie ihm alles glaubte und sich darüber freute, dass er so cool war. „Wieso haben die uns wehgetan?“ „Weil sie dumm sind“, bekam Mira nur als Antwort, was beide zum Lachen brachte. Beide kamen endlich nach Hause und zogen ihre Schuhe aus. Shins Klamotten waren alle dreckig, weil die Jungs ihn in den Dreck geschubst hatten und auch Mira hatte einiges abbekommen. Yugito war schon daheim und erschrak als sie Mira und Shin so sah. „Was ist denn mit euch passiert?“, fragte Yugito erschrocken. „Diese Drittklässler waren es“, erklärte ihr Shin. „Nicht schon wieder. Ist euch etwas passiert?“, fragte Yugito und sah Mira besorgt an. Miras Oberarm war ein wenig rot, als Yugito sie ansah, aber sonst hatte sie nichts. Auch Shin hatte nicht mehr als den Dreck abbekommen. „Diese miesen, kleinen Kinder…“, fluchte sie. „A-Aber Onii-chan hat sie geschlagen und wir konnten wegrennen“, sagte Mira stolz zu Yugito, worauf sie Shin mit großen Augen ansah. „Du?“, fragte sie an Shin gewandt. „J-ja, ich hab sie geschlagen“, sagte er stolz. „Sie haben Mira-chan wehgetan.“ Yugito konnte ihre Begeisterung nicht verstecken. „Seit wann bist du so mutig, Shin?“, fragte sie und grinste. Daraufhin wurde er rot. „Ich…äh…“, machte er nur und sah verlegen auf seine Finger. „Hey, Onee-chan. Kann ich auch wie Shin werden? Ich will auch ein Ninja sein und Shuriken werfen. Ich kann das schon fast, Shin hat es mir gezeigt“, sagte Mira. Shin hatte sie verteidigt und sie bewunderte ihn dafür. Mira sah zu Shin auf, immerhin war er ihr großer Bruder. Yugito war nun weniger begeistert, und sah Shin streng an. Sie verschränkte ihre Arme und Shin wusste, dass er gleich ärger bekommen würde. „Mira ist noch zu jung um mit Shuriken zu spielen“, tadelte Yugito den kleinen Shin. „A- Aber sie wollte und wir haben aufgepasst“, sagte Shin. Von der Schnittwunde, die sich Mira zugezogen hatte, erzählte keiner von den beiden etwas Yugito. Weder Mira noch Shin erwähnten davon etwas, da beide nicht noch mehr ärger wollten. Yugito sah die zwei kleinen noch eine Weile an, dann zuckte sie nur mit den Schultern. „Solange nichts passiert ist“, sagte sie schließlich und ließ das Thema mit den Shuriken fallen. Es wurde sehr spät als Shin an diesem Abend schlafen gehen wollte. Als er die Tür zu seinem Zimmer aufmachte, konnte er schon sehen, dass jemand sich in seinem Bett eingerollt hatte. „Die Monster waren wieder da“, murmelte Mira leise und verschlafen, als sie merkte, das Shin vor ihr stand. „Ich beschütze dich. Genauso, wie von denen heute. Ich werde schließlich ein Ninja und ein Ninja zeigt vor nichts Furcht.“ Mira lächelte kurz. Sie wollte aufhören Angst vor den Monstern zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)