Vampires and Humanity von Nisshoku (My Devil on the Bed) ================================================================================ Kapitel 9: Self-Deception ------------------------- Ein wohliger Geruch umspielte meine Nase als ich langsam erwachte. Leise seufzend schmiegte ich mich enger an die Wärmequelle, die da in meinen Armen lag während ich meine Nase gegen seinen Nacken drückte, seinen Duft tiefer aufsog. Gott ich hatte geschlafen wie ein Stein. Gut, wir hatten es auch ordentlich krachen lassen. Es glich wirklich einem Wunder, dass sich niemand beschwert hatte, denn obwohl wir versucht hatten uns zu beherrschen, war das ein oder andere Stöhnen doch ungefiltert durch den Raum gewandert. Wir hatten es vier Mal getan, bis Uruha absolut erschöpft gewesen war und nicht mehr konnte. Ich erholte mich schnell von den Strapazen, ein Mensch allerdings nicht aber es war auch vollkommen okay gewesen. Es waren wundervolle Stunden gewesen und im nachhinein hätte ich mich dafür schlagen können, vor dem so lange geflüchtet zu sein. Mit Uruha zu schlafen war himmlisch, fühlte sich so vertraut und intim an, auch wenn es noch immer einen bitteren Beigeschmack hatte. Ganz konnte ich die vergangenen Geschehnisse eben nicht vergessen und hin und wieder, sickerten sie durch. Immer wieder dachte ich daran wie verletzlich ich nun wäre, wenn ich mich weiter auf ihn einließ, welche Gefahren das mit sich brachte und doch war da wieder diese andere Stimme, die mir sagte, dass es gut so war, dass mir Uruha gut tat und der Richtige war um wieder von vorne anzufangen. Ich wollte dieser Stimme vertrauen und die andere endlich ignorieren, die mich zwei Jahre lang begleitet hatte. Uruha konnte mich glücklich machen und ich wollte endlich wieder glücklich sein, einen Lebensinhalt haben. Also öffnete ich die Augen ließ den Blick über seine Haut wandern, erhob mich ein wenig und betrachtete ihn. Er schlief tatsächlich noch, was mich lächeln ließ. Vorsichtig strich ich ihm ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht als er die Nase leicht kräuselte, gefolgt von einem kleinen Seufzen. Scheinbar war er am Aufwachen. Sein Herz schlug etwas schneller und seine Lider hoben sich ein wenig, schielten zu mir worauf ich lächelte er aber nur leise brummte, sich zu mir rumdrehte um sich an meine Brust zu kuscheln. Dabei zog er einen wirklich süßen Schmollmund. Scheinbar hatte die Schönheit noch nicht vor aufzustehen, was ich sehr gut nachvollziehen konnte. Mir war auch noch nicht danach weshalb ich ihn in die Arme schloss, ihm durchs Haar kämmte und den Rücken entlang streichelte. Leise schnurrend schmiegte er sich enger an mich, schien aber etwas unzufrieden weshalb er mich geradewegs auf den Rücken drückte und sich so, zufrieden schmatzend, halb auf mich legen konnte. Ich lächelte geräuschvoll und machte mit dem weiter, was ich da gerade tat. Sonst hatte ich immer so bei Hakuei gelegen, nun tat es Uruha bei mir. Schon komisch aber ich fühlte mich so doch wesentlich wohler. Ich hatte die Macht, die Kontrolle und das war mir lieber als mich jemandem zu unterwerfen. Das konnte ich einfach nicht mehr. "Müssen wir aufstehen?", murrte Uruha leise und kraulte mir etwas über die Brust, drehte den Kopf und blinzelte mich durch seine blonden Strähnen an. Lächelnd strich ich sie ihm aus dem Gesicht und schüttelte leicht den Kopf. "Wir müssen nicht aber sollten es vermutlich irgendwann.", antwortete ich ruhig und fuhr die Kontur seines Gesichtes nach. "Mhm...dann ist ja gut...ich will nämlich noch nicht aufstehen obwohl ich hunger hab.", verkündete er leise mit diesem süßen Schmollmund. Wieder musste ich leise lachen. "Dann sollten wir aber besser aufstehen bevor du noch verhungerst. Du musst deine Kraftreserven wieder auffüllen." Ich schmunzelte anzüglich worauf er grinste, sich langsam erhob und auf meine Brust stützte, mich dabei ansah. "Das stimmt wohl. Du hast mich echt fertig gemacht.", kicherte er leise. Unbeeindruckt zuckte ich mit den Schultern. "Nun, ich hab dir gesagt, dass du schreien wirst, ich hab dabei nie gesagt wie oft." Uruha schob sich auf meine Hüfte und lag dann schmunzelnd auf mir. "Ich weiß und ich habe jedes einzelne Mal sehr genossen.", schnurrte er und malte kleine Kreise auf meine Brust. "Ich auch, keine Sorge aber jetzt...wird es Zeit für eine Dusche und etwas zu essen für dich.", schmunzelte ich und erhob mich worauf sich auch Uruha aufsetzen musste, der sofort wieder die Arme um meinen Nacken schlang. "Hm, da werden Erinnerungen wach.", schnurrte er und haschte nach meinen Lippen, verwickelte mich in einen innigen Kuss, den ich gerne erwiderte bevor ich mich löste. "Na na. Du willst mich doch nicht schon wieder verführen?" Ich sah ihn amüsiert aber mahnend an worauf er die Unterlippe vorschob und mir über die Schultern strich. "Hm nein...aber was wäre wenn doch?" Ein freches Blitzen glitzerte in seinen Augen was mich leise lachen ließ. "Dann schleppe ich dich nackt zum Speisesaal, damit jeder sehen kann wie willig du doch bist." Uruha zuckte mit den Schultern. "Mach doch, ich habe kein Schamgefühl.", grinste er weshalb ich eine Braue hob und mir seine Beine packte, mich kurzerhand erhob und zur Tür lief. "Was? Kai?! Ah nein bitte nicht! Ist ja gut, schon okay. Keine Verführung." Breit grinsend hielt ich an und sah ihm in die Augen bevor ich ihn runterließ. "Geht doch. Zu Hause hätte ich dich durchaus unter der Dusche genommen aber hier gestaltet sich das schwierig und deshalb, gehen wir jetzt ganz gesittet duschen und dann etwas essen." Er nickte brav und hauchte mir einen Kuss auf die Schulter bevor er an mir vorbeiging und ich es einfach nicht lassen konnte ihm einen Klaps auf den Hintern zu geben. Ein überraschter Laut kam ihm über die Lippen bevor er mich sinnlich über die Schulter hinweg ansah. "Hm mach das beim nächste Mal ruhig fester, ich mag das." Uruha leckte sich über die Lippen und ich musste durchaus an mich halten, nicht das Gegenteil meiner eigenen Worte umzusetzen. Also lief ich zu meinem Schrank und holte meinen Kulturbeutel heraus, hüllte mich wieder in meinen Yukata bevor ich in die Schlappen schlüpfte und dann auf Uruha wartete. Lächelnd öffnete ich die Tür, nahm das Schild wieder an mich und verließ gemeinsam mit ihm den Raum. Aus den Badezimmer trat gerade Byou, der sich gerade mit eine Handtuch durch die Haare fuhr als er uns entdeckte und dreckig grinste. "Naaa ihr beiden. Man ihr habt es so krachen lassen, dass Jin wegen euch sehr leiden musste." Ich schmunzelte. "Als ob er gelitten hat." Er wog den Kopf leicht. "Och, ich hab ihn ein bisschen gequält aber es geht ihm gut.", winkte der Vampir ab worauf ich nur den Kopf schütteln konnte. "Schläft er noch?" Byou nickte. "Jup. Wie ein Baby, aber gleich nicht mehr. Dann viel Spaß beim Duschen aber bleibt artig.", hob er mahnend den Zeigefinger und grinste dann, klopfte mir zwinkernd auf die Schulter ehe er seiner Wege ging. "Gott wie peinlich. Sie haben uns also alle gehört?" Uruha war knallrot, was absolut niedlich war. Ich strich ihm durchs Haar. "Mach dir keinen Kopf. Das ist nicht so ungewöhnlich. Früher kam das andauernd vor und das, obwohl die Wände viel dicker waren und wir auf mehreren Etagen verteilt gelebt haben. Byou ist außerdem sehr direkt. Gewöhn dich dran.", lächelte ich sanft und zog ihn dann mit mir in das Gemeinschaftsbadezimmer. Nach einer ausgiebigen Dusche, einem anschließenden Frühstück und gemütlichem Zusammensitzen wurde es schließlich Zeit, dass wir packten. Jin und Byou hatten sich vorab noch einen Massagetermin geben lassen während Ruki und Reita nochmal im Onsen baden waren. Uruha und ich hatten die restliche Zeit gemeinsam auf dem Futon verbracht. Es hatte keinen Sex aber dafür lange und innige Küsse gegeben. Ich konnte gar nicht genug von ihm bekommen und doch hatten wir nicht darüber gesprochen, ob das nun etwas änderte. Natürlich hatte sich meine Einstellung zum großen Ganzen verändert aber mein Wunsch, es langsam anzugehen, bestand eigentlich noch immer. Okay, wir hatten mehrfach miteinander geschlafen, lagen hier wie ein verliebtes Pärchen, das sich fast auffraß und doch, ich wollte noch keine feste Bindung eingehen. Ich war einfach noch nicht soweit diesen Schritt zu gehen. Vermutlich ahnte der Jüngere, dass es noch kein Thema war, über das wir ernsthaft sprechen sollten, weshalb er es erst gar nicht ansprach. Wir küssten und streichelten uns, genossen das Beisammensein und redeten höchsten über die Erlebnisse während unseres Urlaubes. Das taten wir so lange bis es wirklich Zeit wurde zu packen. Wir mussten uns notgedrungen von einander lösen und es erinnerte mich irgendwie schon an die Anfangszeit mit Hakuei. Ich war so unglaublich verliebt gewesen, hatte ihn gar nicht mehr aus dem Bett gelassen und so waren wir wirklich mehrere Tage lang im Bett geblieben. Nur hin und wieder hatten wir aufstehen müssen um uns zu nähren aber danach waren wir immer wieder im Bett gelandet und dort geblieben. Wiederholte sich das etwa mit vertauschten Rollen? Ich sah kurz über die Schulter zu ihm, beobachtete wie er den Yukata wieder gegen normale Kleidung tauschte, als er mich bemerkte. Ich konnte das glückliche Glitzern in seinen Augen sehen, das mich lächeln ließ. Anscheinend war ich wirklich glücklich, fühlte mich so wohl wie schon lange nicht mehr weshalb ich die Gedanken an Hakuei verdrängte und mich nun ebenfalls umzog, alles weitere in meiner Tasche verstaute um dann nochmal alle Fächer durchzusehen, ob ich auch nichts vergessen hatte. Alles war leer weshalb ich die Tasche schloss und zur Tür trug. Ich lief nochmal durch das Zimmer, sah auch in den restlichen Bereichen nach, ob nichts mehr herumlag und ging zufrieden zurück. Mein Blick blieb wieder am Futon hängen. Oh man. Hoffentlich bekamen sie die Wäsche sauber. Immerhin hatten wir es wirklich krachen lassen. Uruha tauchte neben mir auf und lehnte sich an mich worauf ich ihm einen Arm um seine Schultern legte und ihn leicht an mich drückte. "Das sollten wir wiederholen.", sprach er leise und sah zu mir auf. Ich nickte zustimmend und hauchte ihm einen Kuss auf die Schläfe bevor ich von ihm abließ. "Ja sollten wir aber jetzt machen wir erst mal das Zimmer frei und fahren zurück." Wieder gab ich ihm einen Klaps auf den Hintern, allerdings einen etwas stärkeren, der ihm einen überraschten Laut entlockte ehe er mich schnurrend ansah. "Sei vorsichtig, sonst muss ich dich zum Abschluss nochmal verführen." Grinsend öffnete ich die Tür und griff nach meiner Tasche. "Klingt verlockend aber wir müssen los." Mit einer höflichen Geste deutete ich nach draußen worauf er schmunzelnd an mir vorbei lief worauf ich ihm folgte. Gemeinsam gingen wir durch den Gang, verabschiedeten uns höflich an der Rezeption und traten hinaus. Jin und Byou warteten bereits, wobei ersterer wie wild auf seinem Handy herum tippte, aber damit aufhörte, als er uns bemerkte. Sein Blick hing kurz misstrauisch an Uruha, was ich nicht wirklich verstehen konnte. Dennoch schloss ich erst mal den Wagen auf und beförderte die ganzen Koffer und Taschen hinein, ließ offen weil Reita und Ruki noch fehlten während wir alle noch eine Zigarette rauchten. Ich wollte Jin fragen, was los war aber nicht vor den Beiden. Irgendwie überkam mich das Gefühl, dass er es mir sowieso nicht vor ihnen mitteilte also ließ ich es ganz. Dafür war später noch Zeit. Schließlich kamen auch Ruki und Reita, die fast ein bisschen gehetzt wirkten. Außerdem war Reitas Hemd falsch geknöpft weshalb ich den Kopf neigte und beide dreckig schmunzelnd betrachtete. "Na? Wurde die Zeit knapp oder seid ihr erwischt worden?" Ruki brummte nur und warf seine Koffer ins Innere bevor er in den Wagen einstieg. Also sah ich Reita erwartungsvoll an, der tief seufzte. "...sind erwischt worden...und demnach etwas unbefriedigt.", murrte er leise und öffnete sein Hemd um es in der richtigen Reihenfolge wieder zu schließen. "Ohje, so ein Pech aber auch. Wehe ihr vögelt auf der Fahrt!", deutete ich mit erhobenem Zeigefinger an und hörte nur ein empörtes Schnauben von der Rückbank. "Naja dann mal rein mit euch.", deutete ich mit einer Handbewegung an und schloss die Klappe des Kofferraums, lief um den Wagen herum um einzusteigen. Es wurde bereits dunkel weshalb ich langsam los wollte. Natürlich sah ich auch währenddessen sehr gut aber viele andere Autofahrer nicht und ich wollte einen Unfall vermeiden. Jin POV Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen, Uruha immer wieder skeptisch zu mustern. Irgendetwas war an dem Kerl, das mir nicht Geheuer war. Was verbarg er? Ich wollte Kais Glück nicht zerstören, er wirkte wirklich so unglaublich entspannt, fast schon verliebt und auch Uruha sah ihn auf die gleiche Weise an aber dennoch, ich konnte dieses Telefonat nicht ignorieren. Ich hatte begonnen alles, das ich gehört hatte, aufzuschreiben und festzuhalten. All das stand in einer Mail, die an Kai adressiert war und zu einem bestimmten Zeitpunkt abgeschickt werden würde, wenn ich es nicht verhinderte. Ich war ja nicht blöd. Nicht nochmal, würde es hier irgendeine Entführung geben und keiner wusste von gar nichts. Nein, ich war vorbereitet und fest entschlossen heute Nacht herauszufinden mit wem er sich nachts auf einem Friedhof traf und vor allem, weshalb. Die Fahrt an sich war ruhig, ganz abgesehen davon, dass wir nach einer kurzen Pause in der Uruha mal auf die Toilette musste, die Sitzreihen des Vans etwas umgebaut hatten, damit man sich lang machen konnte. Irgendwie waren die meisten recht müde, alle bis auf meine Wenigkeit. Okay fast alle. Byou lag mit dem Kopf auf meinem Schoß und während ich ihm abwesend durchs Haar strich, hörte ich verdächtige Geräusche hinter mir. Irritiert hob ich eine Braue und drehte langsam den Kopf, streckte mich etwas um über den Sitz hinweg sehen zu können als sich meine Augen weiteten. Was zur Hölle? Mit offenem Mund starrte ich Reita und Ruki an, die es gerade miteinander trieben. Man sah sie von vorne nicht, man hörte sie nicht mal wirklich. Es lief dazu noch das Radio und die Beiden waren wohl Meister darin, absolut keinen Ton von sich zu geben. Ruckartig sah ich wieder nach vorne und schluckte schwer. Oh holla. Die Beiden waren aber auch dreist und doch machte es mich schon ein bisschen an. Na ganz toll. Nun hatte ich die ganze Zeit ihr angestrengtes Atmen im Ohr weshalb ich das Fenster etwas öffnete um das Fahrgeräusch zur Unterstützung zu haben ehe ich mir eine Zigarette anzündete. Ich war so überaus dankbar, als wir endlich ankamen. Zwar waren Ruki und Reita irgendwann fertig gewesen und kuschelten eng umschlungen aber dennoch, ich wollte hier endlich raus. Es kribbelte in meinem Unterleib und doch hatte ich keine Zeit um an Sex zu denken. Ich würde herausfinden, was Uruha wirklich im Schilde führte. Zuerst wurden wir vier abgesetzt, da unsere Ferienwohnungen genau nebeneinander lagen. Kai hatte verkündet noch in die Bar zu gehen und nach dem Rechten zu schauen. Was mit Uruha geschah, wusste ich nicht aber ich war mir sicher, dass er um 12 am Friedhof sein würde. Wir verabschiedeten uns von den Beiden, wobei es mir schwer fiel, gute Miene zum bösen Spiel zu machen aber scheinbar kaufte der Größere mir das ab. Byou war noch immer etwas müde und deshalb auch recht schweigsam, was mir nur entgegen kam. Wir betraten die kleine Wohnung und machten uns erst mal daran unsere Sachen auszupacken worauf ich in die Küche ging und uns ein Glas Blut einschenkte. Kai hatte den Kühlschrank gut füllen lassen. Immerhin saß er ja praktisch an der Quelle. Zurück im Schlafzimmer, lag Byou mit dem Gesicht nach vorne auf dem Bett. Schmunzelnd setzte ich mich zu ihm worauf er den Kopf drehte und mich müde ansah. "Hier trink was." Ich bot ihm das Glas an worauf er sich langsam erhob und mir dieses aus der Hand nahm. Ich selbst trank ruhig, brauchte bei weitem nicht mehr so viel Blut wie noch am Anfang. Es hatte sich bereits ein halbes Jahr nach meiner Wandlung, deutlich gebessert und jetzt, nach über zwei Jahren, war ich auf einem ähnlichen Level wie Byou. Allerdings brauchte er durchaus noch weniger aber er trank immer genug um so fit wie möglich zu bleiben. "Bist du gar nicht müde? Ich weiß nicht, was los ist aber ich könnte nur noch schlafen.", gähnte er wieder, was mich den Kopf neigen ließ. Wenn ich es recht bedachte, war es wirklich merkwürdig. Noch vor der Fahrt war alles in Ordnung gewesen. Byou und ich hatten uns noch eine Massage gegönnt, in Ruhe gepackt und noch eine kleine Nummer auf dem Balkon geschoben aber von Müdigkeit war da keine Spur gewesen. Ruki und Reita hatten auch geschlafen, nachdem sie ihren Trieben erfolgreich nachgegeben hatten. Nur ich war so gar nicht müde. Kai und Uruha auch nicht. Skeptisch sah ich zur Seite ehe mein Freund sich wieder hinlegte und ich ihm zärtlich durch die Haare strich. "Dann schlaf einfach Liebling. Ich räum noch ein bisschen auf und komm dann auch." Er brummte leise, schien nicht wirklich zufrieden mit der Aussicht, nickte aber schließlich. "Na dann auf. Ziehen wir dich aus.", schmunzelte ich und auch er musste wieder grinsen. "Ja zieh mich aus...", schnurrte er und ich half ihm gewissenhaft aus seinen Klamotten während er sich unter die Decke legte. Einen zärtlichen Kuss später war er auch schon friedlich eingeschlafen. Leise verließ ich das Schlafzimmer, lehnte die Tür an und rieb mir nachdenklich über das Gesicht. Warum waren alle so müde? War es Kai vielleicht auch und ich hatte es nur nicht mitbekommen? Da stimmte etwas nicht. Mein Blick fiel auf die Uhr im kleinen Wohnzimmer und ich beschloss, dass es Zeit war aufzubrechen. Ich hatte mich lautlos durch die Nacht bewegt. Es war noch relativ viel los, obwohl es doch unter der Woche und verdammt spät war. Dennoch bewegte ich mich unter den Menschen, als ob ich mich nicht von ihnen unterscheiden würde. Erst als ich die Innenstadt weit hinter mir gelassen hatte und schließlich in den Bereich kam, in dem der Friedhof lag, war es schon fast gespenstisch still auf den Straßen. Hier und da brannte Licht in den Häusern aber es war keiner auf der Straße. Wie gut, dass ich mir deshalb nicht mehr in die Hose machte. Ich war selbst zur Gefahr geworden, die nachts in den dunklen Gassen lauerte und sich die Unschuldigen schnappte. Also mochte man meinen, auch wenn dem nicht so war. Schließlich betrat ich den Friedhof, der aber verdammt groß war. Super. Ich hatte natürlich keine Ahnung, wo sich Uruha mit dem Fremden treffen würde. Leise seufzend lief ich etwas zwischen den Gräbern umher. Vielleicht sollte ich mich auf Herzschläge konzentrieren? Es sollten, wenn möglich, nur zwei menschliche auf diesem Friedhof zu hören sein. Hoffte ich mal. Doch es war gar nicht nötig. Ich sah wie Jemand den Friedhof betrat und versteckte mich hinter einem Grabstein, schielte um die Ecke und bemerkte, dass es Uruha war. Gut, er würde mich also zum Treffpunkt führen. Ich folgte ihm unauffällig in der Dunkelheit, versteckte mich immer wieder hinter Grabsteinen und Figuren bis er vor einem kleinen Schrein stehen blieb und sich umsah. Scheinbar war das der Treffpunkt. Doch wo war derjenige, mit dem er sich treffen wollte? Ich suchte die Umgebung ab bis sich ein Schatten löste und auf Uruha zuging. Verdammt. Ich konnte nicht erkennen, um wen es sich handelte. Es war ein Mann, das konnte ich anhand der Statur abschätzen. Er war kleiner als Uruha, was jetzt auch keine Kunst war und unterhielt sich mit ihm. Ich musste näher ran. Das Plätschern von Wasser störte mich ungemein aber ich wollte mich auch nicht verraten. Ich sah wie Uruha dem Anderen etwas reichte. Es blitzte nur kurz und war dann verschwunden. Was war das nur gewesen? Ich ging näher ran und hockte hinter einem Grabstein um einfach nur zuhören zu können. "Mehr konnte ich nicht gefahrlos besorgen, sollte aber reichen. Allerdings glaube ich, dass Jin misstrauisch geworden ist. Ich weiß nicht weshalb aber er hat sich komisch benommen. Außerdem schien er von dem Gas so gar nicht müde geworden zu sein. Alle Anderen waren verdammt müde, selbst Kai hat Zeichen von Müdigkeit gezeigt.", hörte ich Uruha sagen. Aha! Ich wusste es doch. Tzja, da wusste wohl Jemand nicht komplett Bescheid. Mittlerweile hatte sich meine Immunität ausgeprägt und ich war teilweise sogar gegen körperliche Manipulation immun. Komplett hatte ich es nicht ausgetestet aber scheinbar zählte dieses Gas auch dazu. Ich hörte einen nachdenklichen Laut des Fremden. "Jin war schon immer besonders." Ich stockte. Moment mal. Die Stimme kannte ich doch. In mir stieg Panik auf. Unmöglich. Ich schüttelte leicht den Kopf und lauschte genauer. Das konnte doch nicht sein, dass diese beiden unter einer Decke steckten? Verdammt. Warum sagte Niemand etwas? Ich hob vorsichtig den Kopf und schielte über den Grabstein hinweg, hinter dem ich mich versteckte aber als ich zu dem kleinen Schrein sah, war dort Niemand mehr. Meine Augen weiteten sich. Scheiße! Wo waren sie hin? Ich wurde nachlässig und gab meine Deckung auf, suchte die Umgebung mit den Augen ab aber ich fand sie nicht. Konnte ich auch nicht bis sich etwas metallisches gegen meinen Kopf drückte und ein Klicken ertönte. Ich erstarrte, hob langsam die Arme während ich vor mich starrte. Verdammt. Ich wusste schon, warum ich immer die Laborratte gewesen war. Meine Fähigkeiten im Außeneinsatz waren einfach grauenvoll. "Hallo Jin.", hörte ich Uruha sagen und schluckte schwer. "Uruha.", erwiderte ich und versuchte ruhig zu bleiben. "Falls du überhaupt so heißt. Was hast du jetzt vor? Mich einfach erschießen?" Ich hörte ihn amüsiert schnauben. "Nein. Das hätte ich schon vor einer halben Stunde gekonnt. Du bist wirklich ein ganz mieser Beschatter. Nein, wir nehmen dich mit.", erklärte er während ich mir auf der Unterlippe herum kaute. "Wir?", fragte ich nach als er die Waffe von meinem Kopf löste, dafür aber zwei Hände auf meinen Schultern platziert wurden. "Ja Jin...wir. Schlaf gut. Wir unterhalten uns später.", flüsterte mir eine allzu bekannte Stimme ins Ohr. Eine Gänsehaut überkam mich bevor ich schmerzlich aufkeuchte als mir eine Nadel in den Hals gerammt wurde. Kurz knickte ich ein bisschen weg aber der Arm des zweiten Unbekannten schlang sich um meine Taille, hielt mich fest. Mir wurde ganz komisch, schwindelig und ich sah kaum noch klar. "Wa-was? Ich...", flüsterte ich kraftlos als ich schließlich das Bewusstsein verlor und von zwei starken Armen daran gehindert wurde, auf den Boden aufzuschlagen. Hatte ja alles super funktioniert. Als ich erwachte, dröhnte mir der Schädel und ich fühlte mich absolut benommen. Leise stöhnend wollte ich mir an den Kopf fassen aber es ging nicht. Irritiert zog ich die Brauen zusammen und öffnete langsam meine schweren Lider, erkannte den Grund dafür, dass ich mich kaum rühren konnte. Ich war an einen Stuhl gefesselt, der unglaublich unkomfortabel war. Ich zog an den Fesseln aber ich fühlte mich so schwach, dass ich sie nicht zerreißen konnte. Hätte ich vermutlich eh nicht gekonnt. Wer einen Vampir festhalten wollte, arbeitete nicht mit den handelsüblichen Handschellen aus dem örtlichen Sexshop. Nur langsam klärte sich meine Sicht und ich lehnte mich zurück, ließ angespannt den Blick schweifen bis ich Schritte vernahm. Eine einzige Person betrat dieses alte Industriegebäude. Es roch nach Öl, Metall und Staub. Ich selbst befand mich in einem kleinen Raum und als die Tür aufging erkannte ich Uruha, der mit etwas Blut in der Hand, eintrat. Ich lächelte falsch. "Oh sag bloß, das ist für mich." Meine Stimme klang rau und trocken. Ich hatte wirklich unglaublichen Durst und am liebsten hätte ich mir den Menschen vor mir geschnappt um ihn leer zu trinken. Verdient hätte er es. "In der Tat. Ich brauche es wohl kaum. Du sollst ja bei Kräften bleiben. Du hast doch Hunger oder?" Ich knurrte leise und er schmunzelte, hielt mir den Schlauch der Konserve hin damit ich ihn in den Mund nehmen konnte. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich wäre nicht an seinen Arm herangekommen um meine Zähne darin zu versenken weshalb ich einfach den Schlauch, der als Strohhalm diente, in den Mund nahm und gierig das Blut trank, das viel zu langsam in meinen Mund gelangte. Nach der Hälfte entzog er mir den Beutel, was mich genervt brummen ließ ehe ich mir über die Lippen leckte. Das Blut half mir, die Nebenwirkungen des Zeugs zu verarbeiten, das mir gespritzt worden war. Das schwammige Gefühl im Kopf legte sich langsam und nun konnte ich ihn besser ansehen. "Was hast du vor? Wieso bin ich hier?" Er schürzte die Lippen. "Du bist eigentlich nur hier, weil du mich belauscht hast und ja unbedingt herausfinden musstest, was hier eigentlich Sache ist.", seufzte er leise und klang fast schon traurig. Ich nahm ihm das nicht ab. "Spar dir die Mitleidsnummer. Was hast du mit Kai vor?", forderte ich zu erfahren worauf er mich mit einem undefinierbaren Blick ansah. "Jin das hier hätte wirklich nicht sein müssen. Ausgerechnet du. Ich hätte mit Ruki gerechnet aber nicht mit dir obwohl es mir eigentlich hätte klar sein müssen. Du bist sein bester Freund, so bemüht ihn wieder glücklich zu sehen." Ich zischte. "Ja, war offensichtlich ein großer Fehler dich für sein Glück zu halten. Weißt du eigentlich was du ihm damit antust? Du wirst ihn brechen!", fauchte ich ihn verzweifelt an und für einen kurzen Moment meinte ich so etwas wie Trauer in seinen Augen lesen zu können bevor sein Gesicht erkaltete. "Er ist auch nur ein weiterer Vampir mit einer tragischen Geschichte. So kindisch sich deshalb so aufzuführen, wenn du mich fragst. Es spielt doch absolut keine Rolle ob der Expartner mit einem anderen in die Kiste geht oder ob er von seinem Partner verraten wird. Es läuft aufs selbe hinaus." Das war jetzt nicht sein Ernst oder? Uruha verglich jetzt nicht wirklich Hakueis Verrat mit Untreue? Ich schüttelte den Kopf und lachte leise. "Du scheinst keine Liebe zu kennen. Untreue ist bei weitem nicht so schlimm, als von dem Mann verraten und verkauft zu werden, den man liebt. Für wen arbeitest du? Du machst das doch nicht aus Spaß an der Freude, wobei ich nicht mal weiß, was du hier überhaupt machst." Er stieß sich von einem kleinen Tisch ab und blieb vor mir stehen, sah mich einfach nur an. "Stimmt, mache ich nicht aber mein Auftrag geht dich nichts an, genauso wenig wie dessen Zweck und wer mich beauftragt hat. Ich bin freischaffend und arbeite für denjenigen, der mich bezahlen kann. Nicht mehr und nicht weniger." Ich hob eine Braue und betrachtete ihn, hörte seinen Herzschlag und schmunzelte. "Das ist eine Lüge Uruha. Für wen arbeitest du wirklich? Phoenix oder? Wer sonst sollte Interesse an Kai haben? Du weißt wer er ist oder?" Ertappt sah mich der Blonde an und rieb sich den Nacken. Da hätte er auch gleich einfach zustimmen können. "Ich weiß wer ihr alle seid und ja, ich arbeite für Phoenix. Es hat lange gedauert euch überhaupt zu finden. Schon ziemlich clever euch als Menschen in das System zu speisen, falsche Namen, verändertes Aussehen aber manche Dinge ändern sich eben nie. Du bist noch immer ein brillanter Wissenschaftler und als wir dich erst mal hatten, war der Rest kinderleicht." Ich schnaubte. "Dennoch habt ihr zwei Jahre gebraucht um uns zu finden.", grinste ich triumphierend. "Bist du dir da sicher?" Ich stockte worauf er leise lachte. "Jin, nach dem Friedensabkommen war es nur eine Frage der Zeit und wir haben euch dauerhaft überwacht. Ihr habt es nicht mal mitbekommen." "Bis auf jetzt. Du warst leichtsinnig. Anscheinend bist du einfach zu nah dran, sympathisierst du etwa mit uns oder...empfindest du wirklich etwas für Kai?" Es blitzte wieder etwas in seinen Augen auf bis er es erstickte und mir ein Messer an den Hals hielt. Ich spürte das Kribbeln. Silber. Es berührte mich noch nicht mal wirklich und doch konnte ich es bereits spüren. "Wag es nie wieder, mir so etwas zu unterstellen. Es ist nur Mittel zum Zweck. Ich könnte niemals einen Vampir lieben, ich bin nicht so erbärmlich wie du. Ich verrate nicht meine eigene Rasse.", spie er mir entgegen und doch konnte ich in seinen Augen lesen, dass er log. Er empfand tatsächlich etwas für Kai und trotzdem blendete ihn dieser blinde Gehorsam, auf den Phoenix so viel wert legte. "Okay...naja ich habe es mir nicht ausgesucht. Das Schicksal hat für mich entschieden und ohne ihn, wäre ich heute nicht hier, sondern tot. Du solltest dir wirklich gut überlegen ob es das wert ist, wofür du kämpfst. Geh in dich und hinterfrage was Phoenix wirklich will und ob du das durchziehen kannst, ob du es willst." Ich musste einfach an die Gefühle appellieren, die er scheinbar für Kai hegte. Natürlich würde ich diese Ratte umbringen, sobald ich die Gelegenheit dazu bekam aber gerade war es das einzige, das ich tun konnte. Er schnaubte und löste das Messer, steckte es weg. "Hör auf mit den Spielchen, die ziehen bei mir nicht. Ich stehe voll und ganz hinter meiner Mission. Ich freue mich auf die Zukunft. Sie wird glorreich.", lächelte der Andere und entfernte sich wieder, nahm das Blut mit und ging zur Tür. "Genug geplaudert. Ich muss dann mal nach Hause und mich ausruhen. Immerhin muss ich ja morgen wieder arbeiten und meinen Boss verführen.", schmunzelte er selbstsicher worauf ich wieder knurrte und an meinen Fesseln riss. Er lachte nur und schloss die Tür hinter sich als er ging. Ich konnte ihn noch eine Weile lachen hören bevor ich auf dem Stuhl zusammensank und schwer atmete. Das konnte nicht wahr sein. Kai, er tat mir so leid. Schon wieder hinterging ihn ein Mann und dabei war er gerade dabei, sich ihm zu öffnen, Hakuei zu vergessen und endlich damit abzuschließen. Es würde ihn zerstören. Nie wieder würde er sich einem anderen öffnen. Jedoch fiel mir ein, dass ich die Email vorbereitet hatte, die würde ihn warnen und ebenfalls mein Verschwinden ankündigen. Gott Byou. Hoffentlich überlebte ich das hier. Ich konnte ihn nicht alleine lassen, wollte es auch nicht aber gerade ging es um Kai. Wir würden uns wiedersehen, sie würden nach mir suchen. Mal wieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)