Vampires and Humanity von Nisshoku (My Devil on the Bed) ================================================================================ Kapitel 7: Damned ----------------- "Ein Date? Ist das dein Ernst?" Ich wusste nicht, ob ich schockiert sein oder mich freuen sollte. Skeptisch sah ich von dem Prospekt auf, den Uruha mir auf den Schreibtisch gelegt hatte. "Ja ist es und naja wenn dir die Bezeichnung zu...einengend ist, dann können wir auch einfach sagen, dass wir nur was unternehmen. Halt gemeinsam weil wir uns mögen.", versuchte er die Situation zu retten. "Also ein Date.", fasste ich leicht schmunzelnd zusammen und nahm nochmal den Prospekt zur Hand um ihn aufzuklappen und die Beschreibung zu überfliegen. "Ja okay, wenn du darauf bestehst dann ist es wohl ein Date." Meine Brauen hoben sich amüsiert als ich ihm einen vielsagenden Blick zuwarf. Er hob unwissend eine Hand, trat um den Schreibtisch herum und setzte sich auf die Kante, verschränkte dabei die Arme vor der Brust. "Okay lassen wir das einfach mal so stehen aber...warum zur Hölle willst du mit mir in einen Onsen? Das ist etwas...unkonventionell für ein Date, nicht wahr? Vor allem, wenn es das Erste ist.", murmelte ich zum Schluss worauf er mir den Prospekt aus der Hand nahm und selbst nochmal durchblätterte. "Weil ich da schon immer mal hinwollte? Klar ist es jetzt vielleicht nicht ins Kino gehen oder irgendwo essen oder gar feiern in einem Club aber ich glaube letzteres möchtest du auch nicht wirklich.", grinste er worauf ich mich zurücklehnte und ihn betrachtete. Er sah heute schon wieder so verführerisch aus, auch wenn die Outfits sich immer ähnelten. Ich wusste gar nicht wie viele verschiedene Shorts ein Mann besitzen konnte, aber ich mochte es. Zumindest bei der Arbeit. "Kai? Hallo? Ich weiß, ich seh zum Anbeißen aus aber hör mir doch mal zu." Uruha wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum und ich blinzelte. Ups. "Eh tut mir leid und schlechter Wortwitz. Was hast du gesagt?", entschuldigte ich mich wobei er nur grinste. "Ich fand den gut. Also ich finde du könntest einen Kurzurlaub gebrauchen. Die haben hübsche Zimmer und ein breites Massageangebot. Du musst mal richtig durchgeknetet werden damit du mal lockerer wirst. Also was sagst du hm? Komm schon...zwei Tage hm? Das wird toll.", lächelte er ganz euphorisch aber so richtig war ich noch nicht überzeugt. Das roch schon so nach Sex und wenn ich ehrlich war, hatte ich nicht wirklich etwas dagegen einzuwenden. Aber irgendwie ging mir das auch zu schnell. "Aber ich kann die Anderen nicht erst herholen und sie dann alleine lassen. Das ist nicht sehr nett. Wobei...sie könnten doch mitkommen. Ein bisschen Entspannung wäre sicher nicht verkehrt.", schlug ich vor und Uruhas Miene drückte deutlich sein Missfallen aus. Er warf mir böse Blicke zu, worauf ich nur ganz unschuldig die Hände hob. "Ehrlich jetzt? Du willst deine Freunde mitschleppen? Was soll das werden? Ein vierfacher mobiler und extrem bissiger Keuschheitsgürtel?" Meine Mundwinkel zuckten amüsiert aber Uruha fand das so gar nicht witzig weshalb ich den Blick senkte und seufzte. "Nein ich brauche sowas gar nicht. Außerdem, wir sind doch keine Kinder und schlafen alle im selben Zimmer aber...wir haben uns darauf geeinigt uns kennenzulernen. Sie gehören zu mir, sind meine Familie und du magst sie doch. Lass dich drauf ein und wir fahren gemeinsam, für zwei Tage, in den Onsen.", gab ich mich geschlagen während Uruha mich immer noch mit zusammen gekniffenen Augen ansah. Den Prospekt legte er beiseite und positionierte seinen Körper mir gegenüber ehe er sich etwas vorbeugte und mir seinen Zeigefinger gegen die Brust drückte. "Nur wenn wir uns ein Zimmer teilen." Was? So viel zu meinem Keuschheitsgürtel. "Uruha..." Er hob den Zeigefinger an meine Lippen. "Na na.", tadelte er mich. "Kai sowas nennt man einen Kompromiss. Ich ignoriere die Tatsache, dass wir nie alleine sein können weil sie uns andauernd an den Hacken kleben aber dafür, bekomme ich ein Zimmer mit dir. Vergiss nicht, wir wollten uns ja kennenlernen. Ich habe nichts davon, wenn ich weiß was Jin früher am liebsten gegessen hat oder welche Blume er toll findet, wenn ich dann trotzdem nichts über dich weiß. Also? Wobei...warum frage ich eigentlich? Wir machen das so. Basta." Uruha stellte sich wieder vor mich, stemmte die Hände in die Hüften und nickte stolz. Mir klappte der Kiefer auf. "Echt jetzt? Ich habe kein Mitspracherecht?" Empörung stieg in mir auf. Damit war ich absolut nicht einverstanden. "Nein hast du nicht. Ich hatte auch kein Mitspracherecht als du mich einfach rausgeworfen hast. Dann sind wir quitt und ich werde es nie wieder erwähnen.", lächelte er wie ein Honigkuchenpferd und ich ließ resigniert den Kopf hängen. "Okay okay. Gut, du hast gewonnen. Gemeinsames Zimmer für uns beide.", seufzte ich worauf er mir freudig auf den Schoß hüpfte. Oh das war viel zu nah. Wir hatten da eigentlich so eine Regel mit dem Sicherheitsabstand, die Uruha aber gerne ignorierte. Hatte ich ja schon geahnt. Schmunzelnd schlang er die Arme um meinen Nacken. "Du wirst sehen, das wird ganz toll. Wir werden eine Menge über uns erfahren." "Ja...während wir nackt sind." Uruha grinste breit und dreckig. "Ohja vor allem während wir nackt sind. Das ist der Plan. Nackt und unverfälscht." Ich schüttelte den Kopf. Uruha war wirklich unmöglich aber ich konnte ihm einfach nicht böse sein. "Soll ich den Anderen dann Bescheid geben?", fragte ich und sah ihm kurz in die dunklen Mandelaugen. Die Schönheit zog eine Schnute. "Brauchst du nicht. Sie haben schon längst zugesagt und gebucht ist auch schon?" Mir entgleisten sämtliche Züge bevor mir der Unterkiefer aufklappte. "Aw jetzt schau doch nicht so..." Ich war fassungslos. Wirklich. Diese Bande trieb mich noch in den Wahnsinn. Alle Vier hatten beschlossen über das Wochenende hinaus zu bleiben und einfach etwas Urlaub zu machen. Nun hatte ich den Salat und Uruha vier Verbündete mehr. Womit hatte ich das nur verdient. "Ihr macht mich fertig...auf wessen Mist ist das dieses Mal gewachsen?" Uruha strich mir über die Brust. "Auf meinen, ehrlich und du glaubst gar nicht, wie fertig ich dich noch machen kann...", deutete er grinsend an worauf ich eine Braue hob. "...ja ich bin ziemlich gelenkig und du weißt ja, dass ich ganz weiche Haut habe und diese Lippen können nicht nu-u..." Ich hatte Uruha im Nacken gepackt, an mich gezogen und eben jene Lippen mit meinen verschlossen damit er die Klappe hielt. Er wusste ganz genau, wie verführerisch er war und wie das alles auf mich wirkte. Das war unfair. Also gab ich ihm den Kuss, missachtete meine eigene Regel. Natürlich schnurrte der Honigblonde, schmiegte sich gleich enger an mich und nach kurzer Zeit war schon wieder vergessen, was er soeben gesagt hatte. Ich verlor mich in dem Kuss, glitt mit der freien Hand über seinen Rücken, hielt ihn an der Hüfte fest während unsere Zungen miteinander kämpften. Seine Hände gruben sich in mein Haar, zerzausten es ein wenig aber das war mir egal bis es kurz klopfte und die Tür dann einfach aufgerissen wurde. "Kai? Hast du U-....ruha gesehen...oh. Ups. Tut mir leid. Ich eh... wollte nicht stören. Macht ruhig weiter, ich warte draußen oder so." Unser Kuss hatte sich gelöst und ich starrte zur Tür. Jin. War so klar. Er deutete in sämtliche Richtungen und verzog sich dann, zwinkerte mir zu und hob dann erfreut den Daumen ehe er ging. Seufzend ließ ich die Stirn gegen die Schulter des Menschen sinken. "Du solltest zu ihm gehen...", murmelte ich und hob den Kopf etwas an, ließ meine Nase leicht über die nackte Schulter gleiten und inhalierte seinen Duft. Ja. Das Gefühl war immer noch dasselbe. "Hm bist du sicher? Ich kann auch bleiben und dir noch mehr Fläche zum Schnuppern geben." Ich musste grinsen. "Klingt verlockend aber nein. Ich muss arbeiten, du musst arbeiten und Jin will was von dir. Vermutlich wegen dem Ausflug, der schon längst geplant ist.", brummte ich worauf er meinen Kopf anhob. "Hm na gut. Aufgeschoben heißt ja nicht aufgehoben. Dann geh ich mal und lass meinen Boss arbeiten.", schmunzelte er und schob sich von meinem Schoß, stahl sich aber noch einen Kuss. Beinahe hätte mich dieser erneut verführt, doch ich konnte mich rechtzeitig zurücklehnen, warf ihm einen mahnenden Blick zu. "Verschwinde jetzt.", nickte ich Richtung Tür und gab ihm, im Vorbeigehen, einen ordentlichen Klaps auf den Hintern, sodass er einen überraschten Laut von sich gab. "Mhh, so einer bist du also ja?" "Uruha!", warnte ich und er hob die Hände. "Bin schon weg." Er winkte mir zu und ließ mich dann alleine. Resigniert stöhnend bettete ich den Kopf auf meinen Armen. Oh man, in seiner Nähe konnte ich mich einfach kaum kontrollieren. Es war wie ein Zwang ihn anzufassen, zu küssen. Schrecklich. Jetzt wollte er auch noch in einen Onsen. Man war nackt und dann auch noch das gemeinsame Zimmer. Gott. Wir würden sowas von miteinander schlafen. Das ließ sich ja gar nicht vermeiden. Ganz toll. Vielleicht sollte ich mich einfach darauf einlassen. Ja, vielleicht wurde diese Anziehung sogar besser? Vielleicht war der Sex ja auch total grauenvoll. Moment! Es würde Uruha sein, lange schlanke Beine und ein himmlischer Kussmund. Oh, was versuchte ich mir hier einzureden. Es würde fantastisch werden und ich war sowas von geliefert. Ich war gerade am Packen als es an der Haustür klingelte. Erst einmal, dann mehrfach. Stöhnend lief ich zur Haustür, aktivierte die Gegensprechanlage samt Kamera und sah sie alle da stehen. Das war jetzt nicht ihr ernst? Seufzend ließ ich sie rein, öffnete die Tür und wartete dort im Türrahmen. Sie nahmen den Aufzug, vermutlich aus Rücksicht auf Uruha, der sich nicht unmenschlich schnell durch das Treppenhaus bewegen konnte. Die silbergrauen Stahltüren öffneten sich und sie kamen, einer nach dem anderen, heraus, lächelten worauf ich ihnen Platz machte. "Warum seid ihr alle hier? Ich dachte wir treffen uns beim Club?", verkündete ich meine Verwirrung und schloss die Tür hinter ihnen. "Ja aber wir sind alle schon fertig und dachten, wir kommen dich abholen.", erklärte Ruki. Sie gingen durch ins Wohnzimmer und verteilten sich auf die Sitzmöglichkeiten. "Ihr hättet anrufen können. Ich bin noch nicht fertig." Ruki winkte ab. "Ist doch nicht schlimm. Wir warten und du packst in Ruhe. Viel brauchst du ja eh nicht. Also husch husch. Wir wollen los.", grinste er mir frech entgegen. Resignierend warf ich die Hände in die Luft und verzog mich zurück ins Schlafzimmer. Warum hatte ich sie nochmal eingeladen? Achja richtig, weil ich sie vermisste. Langsam fing ich an das zu bereuen. Leise vor mich hin grummelnd ging ich wieder zum Schrank und holte ein paar Kleidungsstücke heraus, die ich dann in meine Reisetasche packte als es leise am Türrahmen klopfte. Natürlich stand dort Uruha, den ich kurz ansah und dann weiter einräumte. "Tut mir leid, dass wir dich so überfallen. Ich wollte es ihnen ausreden." Ich lachte hohl. "Netter Versuch. Hättest du dir auch sparen können. Diesen Flohzirkus kann man nicht kontrollieren.", erwiderte ich und Uruha nickte. "Ja, ich fange an das zu verstehen. Nun, es war nicht meine Idee sie mitzunehmen.", schmunzelte er und ging zu meinem Kleiderschrank, blieb davor stehen und betrachtete interessiert den Inhalt. "Danke, ich weiß selbst, dass das eine blöde Idee war.", murrte ich und beobachtete ihn kurz dabei, wie er sich durch die verschiedenen Kleidungsstücke arbeitete, die alle auf einem Bügel hingen, bis er etwas gefunden hatte, das seine Aufmerksamkeit erregte. "Oh den musst du mitnehmen." Er zog meinen Yukata heraus, den ich schon ewig nicht mehr anhatte. "Ich muss?", hakte ich nach und trat ein paar Schritte an ihn heran. Er nickte nur begeistert und drehte sich zu mir um, hielt mir den Bügel samt Stoff an den Körper und nickte erfreut. "Definitiv. Außerdem sind dort eh keine normalen Klamotten erlaubt. Es ist doch alles auf Entspannung getrimmt. Mal abschalten vom Alltag, den Anzug im Schrank lassen und so. Deshalb brauchst du auch gar nicht so viel packen und der hier kommt mit.", bestimmte er einfach mal so und ging damit zu meiner Tasche, holte das gute Stück vom Bügel und packte ihn, ordentlich zusammen gelegt, hinein. "Wie ich sehe hast du sonst alles. Dann fehlt ja nur noch Hygienekram oder?" Ich schloss den Kleiderschrank und drehte mich um. "Ja Mama." Ich verbeugte mich leicht und verließ das Schlafzimmer, ging dafür ins Bad und begann meinen Kram zu packen, den ich so brauchte. Alles wanderte in meinen Kulturbeutel, den ich dann mitnahm und wieder das Schlafzimmer betrat. Uruha saß auf meinem Bett und ließ den Blick schweifen ehe er mich wahrnahm. "Wir können das auch abblasen wenn du keine Lust hast.", schlug er schließlich mit ernster Miene vor. Zunächst sagte ich dazu nichts, schmiss den Kulturbeutel in die Reisetasche, die ich daraufhin verschloss bevor ich ihn ansah. "Sieht es so aus, als ob ich das möchte? Außerdem, wenn ich das nun mache, reißen sie mir den Kopf ab. Nein danke. Ich bin dann soweit fertig.", verkündete ich und nahm mir meine Tasche, die ich im Flur abstellte um dann die Rasselbande einzusammeln. "So Kinder, ich bin fertig. Wir können los." Sofort standen sie alle und huschten an mir vorbei in den Flur. Im Gänsemarsch. Das war schon irgendwie ein witziger Anblick. Ich folgte ihnen kopfschüttelnd, schlüpfte in Schuhe und Mantel, griff mir alles, was ich so brauchte und steckte es ein. In aller Ruhe verschloss ich meine Tür wobei Ruki mich schon wieder hetzen wollte. "Komm schon Kai. Trödel doch nicht so.", jammerte er. Ich hob lächelnd meinen Mittelfinger und nahm die Treppe während der Rest mit dem Aufzug fuhr. Wäre eh zu eng geworden und ich war schließlich auch schneller unten als sie. Lächelnd wartete ich an dem Van, den sie gemietet hatten. Mit zwei Autos zu fahren war sinnlos aber für eines waren wir einfach zu viele Personen. Ich lehnte mich gegen den Wagen und winkte ihnen zu. "Auch schon da?" Nun zeigte Ruki mir den Mittelfinger und schloss den Wagen auf, damit ich meinen Kram in den Kofferraum werfen konnte. Dann hielt ich den Giftzwerg davon ab, auf den Fahrersitz zu steigen. "Du fährst nicht. Ich will da lebend ankommen. Schlüssel!", befahl ich liebevoll mit ausgestreckter Hand. Grummelnd übergab der Kleinere mir die Schlüssel. Immerhin wusste Ruki, dass Diskussionen mit mir sinnlos waren. Also nahm ich auf dem Fahrersitz Platz, schnallte mich an und siehe da, Uruha saß scho auf dem Beifahrersitz. Das wunderte mich so gar nicht. Ich startete den Wagen und fuhr los, damit wir irgendwann auch noch dort ankamen. Nach guten drei Stunden kamen wir endlich an und meine Nerven lagen blank. Zwar konnten meine lieben Kinder nicht alle fünf Minuten nach einer Toilette schreien aber sie nervten trotzdem. Hinter mir war so einiges los gewesen. Jin und Ruki hatten sich gegenseitig per Handy zu Kämpfen herausgefordert und kommentierten dies lautstark. Reita las, auch wenn ich mich fragte, wie er das bei dem Krach schaffte. Byou hatte seine Rübe andauernd nach vorne geschoben und sich mit Uruha unterhalten. Hin und wieder wurde ich auch miteinbezogen, vor allem, da es oftmals auch um mich ging aber es hatte meine Freunde noch nie gestört über mich, in meiner Anwesenheit, zu sprechen als ob ich gar nicht anwesend wäre. Zum Glück hatte Jin irgendwann nach seiner Aufmerksamkeit geschrien und das bescherte uns wenigstens etwas Ruhe. Ich schwor mir, nie wieder gemeinsam irgendwo mit ihnen hin zu fahren. Sie benahmen sich wirklich wie Kinder. Jin konnte ich das vielleicht noch verzeihen aber Ruki war schon ziemlich lange auf dieser Erde, aber das schien ihn nicht davon abzuhalten, sich wie ein Kindskopf zu verhalten. Also war ich absolut dankbar, angekommen zu sein. Das versprach doch endlich etwas Entspannung. Wir stiegen aus und ich streckte mich erst mal, ließ den Blick durch die Umgebung gleiten. Wirkte eigentlich ganz nett und wirklich ruhig. Ein äußerst schönes Ambiente. Am Kofferraum sammelten sich die Anderen, holten ihr Zeug heraus ehe ich auch nach meiner Tasche griff. "Ruki? Warum hast du zwei Koffer dabei?" Das war mir vorhin gar nicht aufgefallen. "Wir sind nur zwei Tage hier...in einem Onsen, nicht zwei Wochen in Fashion-Metropolen." Der Kleine sah seine Koffer an und zuckte mit den Schultern. "Wer sagt denn, dass da Klamotten drin sind.", erwiderte er völlig trocken und schmunzelte dann doch ziemlich dreckig. Ohje. Ich verdrehte die Augen und wandte mich ab, verschloss den Van damit wir das Hotel betreten konnten. Wirkte wirklich alles sehr traditionell. Es war hübsch, erinnerte mich aber irgendwie an die Vergangenheit und ob mir das gefiel , würde sich zeigen. Am Empfang lächelte uns eine Dame freundlich an, begrüßte uns dann höflich. Ich wollte mich gerade fragend an die Anderen wenden, da trat Uruha neben mich und klärte die Sache mit der Reservierung. Da war ich nicht wirklich eingeweiht worden. Die Dame schenkte uns kurz einen skeptischen Blick als sie bemerkte, dass wir drei Doppelzimmer reserviert hatte aber unsere Gruppe aus sechs Männern bestand. Was das bedeutete, war ihr wohl auch klar. Sie sagte aber nichts. Stattdessen übergab sie uns die Schlüssel, ein paar Prospekte und Übersichten, was man wann machen konnte, welche Regeln es gab, die Kleiderordnung und noch vieles mehr. Dankend nahm ich die Schlüssel an mich während Uruha den ganzen Papierkram nahm. Die Dame wies uns den Weg und wir setzten uns ins Bewegung. Ich wollte schon mal die Schlüssel verteilen, wobei sie mir förmlich aus der Hand gerissen wurden und schon waren Jin und Ruki verschwunden. Ich seufzte leise. "Ich komme mir vor wie bei einem Ausflug mit Kindergartenkindern.", brummte ich worauf mir Reita nur aufmunternd auf die Schulter klopfte. "Entspann dich. Du kennst sie doch. Treffen wir uns dann gleich alle bei euch um die Tagesgestaltung zu planen?" Ich nickte. "Ja ist gut." Zuerst verließ uns Byou, dann Reita bevor wir zu unserem eigenen Zimmer kamen. Ich schloss auf und betrat den großzügigen Raum, der aber äußerst spartanisch eingerichtet war. Ruhe eben. Uruha schloss die Tür und sah sich danach ebenfalls mit großen Augen um, stellte seinen Koffer ab und ging direkt zu dem kleinen Balkon, öffnete die Tür und trat hinaus. "Oh schau mal Kai.", winkte er mich zu sich weshalb ich meine Tasche sinken ließ und seinem Ruf folgte. "Oh wow.", entwich es mir. Das Außenareal war wirklich riesig. Überall war viel Grün und diverse blühende Büsche. Es gab mehrere heiße Quellen, die man aber schlecht einsehen konnte. War aber besser so. Man wollte ja ungestört sein und nicht gestalked werden. Auf dem Balkon selbst, entdeckte ich zwei Stühle und einen Tisch, darauf stand ein Aschenbecher bereit. Sehr gut. Jedoch ging ich wieder rein. Es war wohl Zeit auszupacken. Allerdings konnte ich den Blick nicht von den beiden Futons abwenden. Sie wirkten nicht wirklich klassisch sondern etwas luxuriöser. Wie gut, dass ich keine Rückenprobleme hatte und doch, mir wurde etwas mulmig zumute, wenn ich daran dachte, dass wir dort gemeinsam schlafen würden. Kurz schielte ich zu Uruha, der begeistert Fotos schoss und seufzte leise. Teufels Küche. Ja in der war ich gelandet. Ich griff mir meine Tasche und lief zu einem der kleinen Kleiderschränke um mein Zeug hineinzulegen. Den Yukata hängte ich auf, damit er nicht total zerknitterte und als soweit alles ausgepackt war, stopfte ich die leere Tasche ganz unten in den Schrank und schloss ihn. Uruha kam wieder rein und lächelte, begann nun ebenfalls seinen Koffer auszupacken, was mich neugierig machte und doch ließ ich mich erst mal auf ein kleines Sofa sinken, um mir die Prospekte und Regeln anzusehen. Nur konnte ich es nicht verhindern immer wieder zu meinem Zimmergenossen zu sehen, wie er auspackte und dabei wirklich nicht viel zu Tage förderte. Scheinbar war der Koffer größer als dessen tatsächlicher Inhalt. Ich bemerkte, dass er zwei verschiedene Yukata auspackte, wobei sie eher einem Kimono glichen, wenn man sich das Muster und die Farbe so ansah. Deshalb wollte er sicher, dass ich meinen mitnahm. Partnerlook. Wieder leise seufzend las ich mich also durch die Zeilen. Keine Straßenklamotten, keine Badebekleidung, keine Schuhe außer speziellen Loafern, die nach einem bereit gestellt wurden und bis zur Abreise bei einem blieben. Es gab diverse Massageangebote. Bei so einigen Namen wusste ich nicht mal, was sich dahinter verbergen sollte. Fotografieren war natürlich verboten. Logisch. Genauso wie störende Geräusche, die zum Beispiel durch Handys verursacht wurden. An sich konnte man den Onsen so lange und oft besuchen, wie man wollte. Es gab natürlich auch ein Restaurant in dem traditionelle Speisen und Getränke gereicht wurden. Das hieß also Sake in Hülle und Fülle. Und wieder war ich froh, dass Alkohol mich nicht beeinflusste. Das Restaurant konnte man von acht Uhr morgens bis 22 Uhr abends besuchen. Klang gut. Immerhin musste Uruha essen. Wenigstens würden wir es alle können, rein zur Tarnung. Wobei mir da etwas einfiel. Es war Tag und Uruha wusste, dass wir Vampire waren. Verdammt. Er hatte mich auch damals auf dem Balkon gesehen. Für mich war es so selbstverständlich in der Sonne umherzulaufen, dass ich total vergaß, dass es keine normale Eigenschaft eines Vampires war. Ich sollte dringend herausfinden, warum er nie nachgefragt hatte. Doch dann klopfte es und ich verschob das auf später. Die Schönheit öffnete die Tür und meine Freunde traten ein weshalb ich die Prospekte auf dem kleinen Tisch ablegte. "Oh wie gemein. Wieso habt ihr so einen tollen Ausblick? Wir schauen auf die Straße.", schmollte Jin und lief auf den Balkon ehe er grummelnd wieder reinkam. "Geht da nicht raus, sonst werdet ihr neidisch.", brummte er weiter was mich schmunzeln ließ. "Wenn du halt so ungeduldig sein musst, bekomme eben ich das beste Zimmer. Hab ich eh verdient.", nickte ich zufrieden und streckte mich nochmal. "Jaja wie auch immer. Was machen wir? Sollen wir direkt mal den Onsen ausprobieren? Was meint ihr?", schlug Byou vor, der es wohl kaum erwarten konnte, blank zu ziehen. "Naja deshalb sind wir hier oder? Dann ziehen wir uns nun alle um und erkunden mal die Umgebung, damit wir uns zurechtfinden. Dann können wir baden gehen.", verkündete ich und die Bande zog nickend wieder ab. Oh man, wir würden uns alle nackt sehen. Das war bisher noch nie vorgekommen und eigentlich hatte ich nie vorgehabt, das je zu ändern. Naja, es gab immer ein erstes Mal. Am Kleiderschrank angekommen öffnete ich diesen und sah mich dann fragend um. Hm. Es gab hier gar keinen abgetrennten Bereich oder eine Rückzugsmöglichkeit zum Umziehen. Nachdenklich kaute ich mir auf der Unterlippe herum bis meine Augen sich an Uruhas Körper festsogen. Heilige Scheiße. Der war praktisch schon nackt, bis auf seine hautenge Unterwäsche, die er sich aber auch gerade über die Hüften streifen wollte als er mich bemerkte. Sofort sah ich weg, was ihn lachen ließ. "Bist du etwa verlegen? Du kannst ruhig schauen. Ich hab nichts zu verstecken.", schmunzelte er und es war, als lockten mich seine Worte und ich schielte wieder hin. Oh Himmel dieser Hintern. Wohlgeformt, knackig und straff, genau richtig. Ich zwang mich dazu, wegzusehen und musste wohl in den sauren Apfel beißen. Also zog ich mich langsam aus, legte die Sachen in den Schrank und zögerte bei meiner Unterwäsche, sah mir über die Schulter und blinzelte irritiert. Uruha trug bereits diesen hübschen Yukata in royalem Blau mit goldenen Blüten. Er band sich gerade den Obi und betrachtete mich vollkommen ungeniert. Das war dem noch nicht mal peinlich. Er grinste nur und ich seufzte. "Zier dich nicht so Kai. Sei ein Mann und lass die Hose fallen.", schnurrte er mir zu. "Oder muss ich dir zur Hand gehen?" Ich riss die Augen auf und war so schnell aus meiner Unterwäsche raus und in den Yukata rein, dass Uruha sich vor Lachen schon krümmte. "Ich könnte jetzt beleidigt sein aber ich finde es süß.", kicherte er noch immer und fächerte sich Luft zu. "Schön, dass ich dich amüsiere.", murrte ich und band mir den blutroten Obi wobei er auf mich zukam und mir den Stoff aus der Hand nahm. "Du machst das falsch.", klärte er mich auf und begann den Stoff neu zu binden. Ich sah ihm ins konzentrierte Gesicht, neigte den Kopf ein wenig während ich seine feinen Gesichtszüge studierte. Dabei sah er mir immer mal wieder lächelnd in die Augen. "So. Fertig. Der steht dir richtig gut. Solltest du häufiger tragen.", lächelte er und strich mir mit flachen Händen über die Schultern, befreite meine langen Strähnen, die im Kragen festhingen. "Danke. Dir steht deiner aber besser. Wäre vielleicht mal eine Idee für den Club. Wobei die Reinigung wäre teuer.", verwarf ich es gleich wieder und lief langsam zur Tür. "Komm schon.", nickte ich worauf er mir folgte und wir gemeinsam das Zimmer verließen. Es dauerte auch nicht lange da kam der Rest aus seinen Zimmern. Sie trugen alle dieselbe Kluft, nur in unterschiedlichen Farben und Mustern. Reita hielt es klassisch einfarbig, Ruki schwarz aber mit Blüten, Jins war violett und ebenfalls mit Blüten. Byou trug einen schwarzen mit modischen Klecksen als Muster. "Wir müssen später unbedingt ein Foto machen, also bei einem von uns.", klatschte Ruki in die Hände, der sichtlich angetan, von unseren Outfits, war. "Ja später. Lasst uns mal in die Richtung.", deutete ich hinter uns worauf wir alle mal los trotteten. Oh man, so ohne Unterwäsche unter dem Yukata, war doch alles ziemlich luftig. Das war ungewohnt und schon fast unangenehm. Vielleicht hätte ich die Unterwäsche doch anlassen sollen, damit sie mich spätestens beim Waschen auslachen konnten. Naja, ich würde es wohl überleben. "Oh, hier ist das Restaurant. Sieht doch ganz nett aus. Scheint einzelne Räume zu geben, da werden wir sicher unsere Ruhe haben.", verkündete ich und lief dann weiter. Wir kamen bereits zu den Waschräumen worauf ich die Lippen spitzte. "Okay die Tour war klein aber dann mal rein Kinder und schön waschen.", deutete ich mit einer einladenden Geste an und sah dann definitiv zu viel nackte Haut. Ohje. Byou war natürlich der erste nackte. "Oh Byou verdecke bitte deine Scham." Ich warf ihm eines der kleinen Handtücher entgegen. "Was? Wieso denn? Sind doch nur wir da oder bist du neidisch?", wippte er mit den Brauen. "Eh? Ich glaube nicht.", schüttelte ich den Kopf, öffnete den Obi und band mir dann schon mal das Handtuch um bevor der Yukata wich. Ich musste nun mal nicht jedem alles präsentieren. Deshalb war ich noch lange nicht prüde. Der Rest hielt es ja auch so, wobei Reita sehr offen war aber noch lange nicht so provokant wie Byou. Jin konnte einem schon leid tun. Unsere Sachen verstauten wir in den offenen Schränken worauf ich mir die Haare hochband. Ein Großteil von uns musste das tun, bis auf Reita aber der war mir gerade total egal. Uruha sah selbst mit hochgesteckten Haaren wunderschön aus und ich musste mich wirklich zusammenreißen um ihn nicht noch länger anzustarren sondern mir endlich einen Platz zu suchen und mich zu waschen. Die Seifen waren klein und einzeln verpackt. Wie hygienisch. Es überraschte mich und doch brachte ich es stumm hinter mich, duschte mich ab, natürlich ohne Handtuch und wickelte es mir dann wieder um. Dann erst ging es weiter und ich entdeckte die Loafer für den Außenbereich worauf ich mir welche nahm und hinein schlüpfte. "Hier sind die Schuhe.", deutete ich auf zwei Regale und ging dann etwas weiter. So wie es aussah, konnte man es sich auch hier draußen gemütlich machen und etwas trinken. Die Bar war besetzt aber zuerst wollten wir sicher erst mal entspannen. Als dann alle soweit waren suchten wir uns ein etwas kleineres Becken aus und stiegen nach und nach hinein. Natürlich ohne Handtuch und ich musste mich erneut beherrschen, Uruha nicht mit den Augen aufzufressen. Allerdings war jeder mit sich selbst beschäftigt und ein bisschen peinlich war es ja auch. Ich brauchte die Genitalien meiner Freunde nicht sehen. Es gab wichtigeres und so stieg ich ebenfalls in das Becken. Und das Wasser war absolut herrlich, wirklich wunderbar warm weshalb ich mir einen Platz suchte und kurz die Augen schloss. "Ist das nicht klasse? Seht ihr? Kai entspannt schon.", lachte Ruki und ich öffnete ein Auge, setzte mich wieder ordentlich hin und nickte. "Ein Problem damit?", erwiderte ich aber er schüttelte den Kopf. "Quatsch. Deshalb sind wir ja da. Ist wirklich toll hier." Ich nickte und sah dann auf meine Hand, die von Uruha ergriffen und auf seinem Schenkel abgelegt wurde, während er sie hielt. Wie gut, dass ich nicht rot werden konnte aber ich lächelte ihm leicht zu. Er wirkte zufrieden und lauschte der Unterhaltung der Anderen während er meine Hand hielt. Mir wurde warm, nicht nur, weil das Wasser so schön warm war, sondern auch weil er meine Hand so fest hielt. Ich musste mich ablenken, sonst würde ich mir darüber das Hirn zermartern, obwohl ich doch einfach nur genießen wollte. Wir blieben eine ganze Weile im Onsen sitzen, genossen das warme Wasser und ruhige Unterhaltungen. Außer uns waren auch noch ein paar andere Gäste in dieser Anlage unterwegs weshalb wir es sowieso nicht übertreiben durften. Jin und Ruki waren bereits ermahnt worden. Nicht so toll, wenn einem der Rausschmiss drohte. Aber sie hielten sich daran, lachten und unterhielten sich leise. Wir beschlossen, dass wir nach unserem ausgiebigen Bad ins Restaurant wandern wollten, damit Uruha was zu essen bekam. Er hatte zwar nichts gesagt, dafür aber sein Bauch, der lautstark grummelte. Zumindest für mich. Meine Hand hatte er die ganze Zeit über nicht losgelassen während er der Unterhaltung folgte, sich hin und wieder auch einbrachte. Ich lauschte ihnen einfach nur und genoss dieses Zusammensein. Es fehlte mir wirklich aber wir waren mittlerweile so verstreut, dass es fast unmöglich schien, wieder unter einem Dach leben zu können. So rein organisatorisch. Einerseits hielt nur mich etwas an einem Ort. Der Club. Den Rest hielt eigentlich nichts an ihren Städten. Jin konnte sein Labor durchaus auch nach Tokyo verfrachten und eine Stelle als Dozent fand er sicher auch dort. Immerhin wirkte der Kleine zwar nicht so aber er war intelligenter als wir alle zusammen. Dennoch war es vermutlich besser, wenn wir nicht mehr alle auf einem Fleck lebten. Das hatte sich vor zwei Jahren als großer Nachteil herausgestellt. Nun, es wusste keiner, wer wir wirklich waren. Wir hatten alle falsche Identitäten und dafür gesorgt, dass unsere alten aus dem System verschwanden. Wir waren ja nicht mal als Vampire gelistet und nur wenige wussten tatsächlich Bescheid. Immerhin konnten wir uns am Tag bewegen, weshalb die menschliche Tarnung ziemlich perfekt war. Jedoch war es natürlich von Nachteil, dass in meinem Club so ziemlich alle Mitarbeiter wussten, dass ich ein Vampir war. Sie sahen mich zwar nie bei Tageslicht aber wenn etwas durchsickerte, war ich am Arsch. Gut, sie hatten eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet aber wen würde das daran hindern doch zu plaudern, wenn vielleicht ein nettes Sümmchen drin war? Dennoch hatte ich Vertrauen in meine Mitarbeiter und gab ihnen am besten nie einen Grund, einen Groll gegen mich zu hegen. Das half immer noch am besten. Nur Uruhas fehlende Neugier machte mich skeptisch. Warum hatte er nie gefragt? Hier saßen fünf Vampire, die allesamt das Tageslicht aushielten und das war für ihn nicht Grund genug nachzufragen? Es musste einen Grund dafür geben und ich wollte ihm wirklich nicht misstrauen aber nach Hakuei fiel es mir wirklich schwer, fremden Personen auch nur irgendwie zu vertrauen. Ich wollte es aber wirklich versuchen. Deshalb würde ich das ansprechen, wenn wir zurück auf unserem Zimmer waren. Das musste nicht jeder mitkriegen. Scheinbar hatte keiner von ihnen daran gedacht und das war auch okay. Es gab ja mich, der auf sie aufpasste. Also begaben wir uns aus dem Onsen, trockneten uns soweit ab und schlüpften wieder in unsere Yukata bevor wir die Handtücher abgaben. Der nächste Halt war das Restaurant in dem wir tatsächlich, aufgrund unserer Gruppenstärke, einen separaten Raum bekamen. Wir durften uns solange darin aufhalten, wie wir wollten. Ein bisschen feiern war also nicht verkehrt. Wir aßen gut, tranken noch mehr und spielten Karten. Es war eine wirklich gesellige Runde und zum ersten Mal seit Wochen, war ich wirklich entspannt und sogar wieder glücklich. Ich konnte den ganzen Mist einfach mal vergessen, den Club hinter mir lassen und für einen Moment hatte ich das Gefühl, dass ich über die Sache mit Hakuei hinweg kommen würde. Ich würde damit abschließen können. Es war nun mal so geschehen, ich konnte es nicht mehr rückgängig machen und die Frage nach dem Warum würde immer bestehen bleiben. Es gab darauf keine Antwort und dauerhaft in der Vergangenheit zu leben, brachte niemandem etwas. Während wir hier so saßen, spielten und tranken, fasste ich einen Entschluss. Zurück in Tokyo würde ich mit Hakuei abschließen und zwar endgültig. Ich hatte auch schon so eine Idee, wie mir das gelingen würde und danach wollte ich wieder nach vorne sehen. Am wichtigsten war es wohl, dass ich mir wieder erlaubte glücklich zu sein. Mein Blick fiel auf Uruha, der so wunderschön aussah, wenn er lachte. Er gewann eine Runde nach der anderen und die Schadenfreude stand ihm ins Gesicht geschrieben. Unsere Blicke trafen sich und ich hielt den Kontakt aufrecht, lächelte sanft und sah dann auf den Kartenstapel, der mir zugeschoben wurde. Ich war wohl mit mischen dran. "Kai! Dein Freund ist blöd! Der zockt uns voll ab! Mach mal was!", jammerte Ruki, der schon einiges an Geld verloren hatte. Ja, wir spielten um Geld. Zuerst hatten wir besprochen, dass der Verlierer trinken muss aber bei fünf Vampiren würde das kaum Spaß machen. Also ging es um Geld. Davon hatten wir an sich genug, bis auf Uruha vielleicht, aber da er eh abräumte, war das wohl kaum das Problem. "Tut mir leid Ruki, dagegen kann ich nichts machen.", schmunzelte ich während des Mischens. Er brummte während Uruha seine Scheine sortierte und dabei unglaublich zufrieden grinste. "So meine Herren, ich setze mal aus. Das Bier möchte raus.", schmunzelte der Honigblonde und steckte das Geld in seinen Obi bevor er sich erhob. Er musste also mal aufs Klo. Das war nicht weiter verwunderlich und so verteilte ich die Karten bis auch Jin aufstand. "Wo willst du denn hin?", hakte ich nach. Jin nickte zur Uhr. "Ich muss mal kurz auf's Zimmer. Einer meiner Studenten hat eine Frage und wir haben uns zu einem kurzen Videochat verabredet. Das ist doch okay oder?" Ich schürzte die Lippen und nickte dann. "Klar, kümmer dich mal um die Zukunft des Landes." Er zwinkerte mir zu und ließ uns dann alleine. Jin hatte eben immer Arbeit aber es war gut, dass er für seine Studenten immer erreichbar war, selbst im Urlaub. Jin POV Es war zwar schon blöd, dass ich nun unsere lustige Runde verlassen musste aber ich hatte meinen Studenten schon vor meiner Abreise eine Hausarbeit aufgebrummt. In einer Rundmail hatte ich verkündet, noch ein paar Tage länger abwesend zu sein weshalb sie mich bei Fragen, auch gerne kontaktieren konnten. Das war geschehen und ich konnte mich ja schlecht nicht an meine eigenen Aussagen halten. Also verließ ich das Restaurant und machte mich auf den Weg zu unserem Zimmer. Jedoch sah ich nicht wirklich vorzeigbar aus weshalb ich mir kurz meinen Kulturbeutel schnappte und nochmal zum gemeinschaftlichen Badezimmer der Etage ging. Auf den Zimmern gab es sonst nichts. War bestimmt Absicht, damit das Chi oder so nicht gestört wurde. Gerade wollte ich die Tür des Raumes öffnen, als eine bekannte Stimme an mein Ohr drang. Interessiert reckte ich das Kinn und zog die Brauen zusammen. War das nicht Uruha? Was machte der denn hier? Er hatte doch erzählt, dass er auf die Toilette wollte und eben jene gab es auch beim Restaurant. Ich beschloss dem nachzugehen und folgte dem Gang bis dieser sich nach links abzweigte, und blieb an der Ecke stehen, schielte darum und konnte am Ende einen kleinen Balkonbereich entdecken. Dort stand Uruha und telefonierte. Mir kam das äußerst komisch vor und ich überlegte, wie ich näher herankam ohne aufzufallen, als ich eine Nische entdeckte, in der eine Pflanze stand. Die war perfekt. Gerade als er dem Gang den Rücken zuwandte, huschte ich in übermenschlicher Geschwindigkeit in die Nische und lauschte weiterhin. Ich blieb einfach hier und hörte zu. Uruha hatte gelogen und ich wollte herausfinden weshalb. Allerdings verstand ich natürlich nur, was der Mensch erzählte und nicht, wer da am Telefon mit ihm sprach. Da hatte es auch nichts gebracht, näher ran zu gehen. "Ja. Ja bisher läuft alles gut.", hörte ich ihn sagen und meine Braue hob sich. Was lief gut? Mit wem sprach der Andere denn da nur? "Hetz mich doch nicht so. Ich arbeite daran. Es dauert so lange wie es dauert okay? Kümmer du dich um deinen Auftrag und ich mich um meinen, klar? Du musst mir nicht andauernd erklären wie wichtig das ist. Ich bin nicht schwer von Begriff.", motzte Uruha und ich verstand langsam gar nichts mehr. Auftrag? War Uruha etwa gar kein ganz gewöhnlicher Mann? Scheiße. Ging es hier schon wieder um uns oder gar um Kai? War die Tarnung aufgeflogen? "Wir fahren morgen Abend zurück...was? Warum denn? Oh man, na schön okay. Wo? Nein sicher nicht in meiner Wohnung. Dich sollte da Niemand sehen. Friedhof? Um 12? Willst du mich verarschen? Jaja ist ja gut. Okay ich werde dort sein. Ich muss jetzt Schluss machen, sonst fällt es noch auf, dass ich ewig weg bin. Ja bis dann." Uruha legte auf und ich verfiel in leichte Panik. Ohje. Ich kroch hinter die Pflanze und machte mich unsichtbar, schielte an dem riesigen Topf vorbei als ich Schritte hörte. Sie gingen geradewegs an mir vorbei. Scheinbar war ich unentdeckt geblieben. Ich lauschte den Schritten weiterhin bis ich sie kaum mehr hörte und kam dann langsam aus meinem Versteck. Die Luft war rein weshalb ich schnell ins Badezimmer rannte und schwer schluckend auf meiner Unterlippe herum kaute. Verdammt. Uruha hatte irgendetwas vor und er schien nicht der Mann zu sein, der er vorgab zu sein. Sollte ich Kai davon erzählen? Ich musste eigentlich, aber andererseits, was wenn ich mich irrte? Ach Schwachsinn. Das, was ich gehört hatte, stank zum Himmel. Hier stimmte etwas nicht und wenn wir morgen Abend zurückfuhren, würde ich Uruha folgen und herausfinden, was dieser verbarg. Ich würde das Geheimnis lüften und es dann den Anderen erzählen wenn ich Beweise hatte. Ja, das klang nach einem guten Plan. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)