Die Nacht von KevinLK92 ================================================================================ Kapitel 1: Ein Tag in der Schule -------------------------------- Es ist Mittwoch, 8. Unterrichtsstunde. Die Klasse hat Deutsch-Unterricht bei Frau Richter, ihrer Klassenlehrerin. Die guten Freunde, Zazu, Loanna und Adan sitzen wie üblich an einem Tisch. Ebenso an ihrem Tisch sitzen die laszive Laura und der coole Skater Milan. Die Lehrerin schreibt etwas an die Tafel. Es geht um das Buch, das sie lesen sollten, Buddenbrooks. „Na, Zazu, welche Gründe hat es, dass die Familie Buddenbrooks auf dem absteigenden Ast ist?“ „Ääh...“ - „Wusst ich's doch! Du hast mal wieder nicht zugehört! Hast du das Buch überhaupt gelesen?“ Es scheint, als könne sie an Zazus Gesichtsausdruck ablesen, was er denkt... „Nein? Dann schreibst du mir bis nächste Woche Montag einen Aufsatz darüber!“ „Oh Scheiße!“, sagt Zazu zu sich selbst. Da läutet auch schon die Glocke. „Oh Gott, wie soll ich das nur schaffen?“, sagt Zazu zu seinen Freunden Loanna und Adan. „Ach, komm schon, ich helf dir dabei!“, sagt Adan. „Ich hab den Schinken immerhin zur Hälfte gelesen und den Film angeschaut.“ „Ei-ei-ei, ihr beiden! Ihr solltet das Ding längst gelesen haben! Wir hatten so viel Zeit!“, ermahnte sie Loanna. „Ach, babbel du nur, du Streberin!“, entgegnete Adan. „Was machen wir eigentlich heute?“ „Du meinst wohl, nach dem Lernen?!“ erwiderte Loanna. - „Ja, ja.“ „Wie wär's,“ begann Zazu, „wenn wir später bei mir einen Anime gucken?“ „Ja, super Idee!“, antwortete Adan. „Und welchen?“ „Ich bin für Kamikaze Jeanne!“, sagte Loanna mit einem Lächeln im Gesicht. „Oh Gott, was findest du nur daran?“, meinte Adan. „Also ich finde es auch ganz gut“, bekundet Zazu seine Meinung. „Na gut, dann eben Kamikaze Jeanne!“ „Wollen wir jetzt zu mir oder kommt ihr erst später nach?“ „Lieber jetzt“, antwortete Adan, „dann können wir dir vorher noch bei deinem Aufsatz helfen.“ „Okay!“, sagte Zazu. Und so gingen sie alle von der Schule aus in Richtung von Zazus Häuschen. Es war nur 10 – 15 Minuten zu Fuß davon entfernt. Dort angekommen betätigt Zazu vorne die Klingel. Kurz darauf macht eine hübsche Frau Ende 30 mit langen weißen Haaren auf. „Hallo, Tante Anna!“, begrüßt Zazu sie mit ehrlicher Freude. „Hi Zazu!“ lächelt Anna ihn an. „Wie geht’s euch dreien?“ „Och, ganz super!“, antwortete Loanna stellvertretend für die drei. „Wollt ihr was essen? Ich hab Spaghetti Bolognese gemacht!“ „Ja, klar!“, antwortete Adan. Die beiden Besucher kannten Tante Anna schon, sie waren öfters mal bei Zazu zu Besuch oder Zazu bei ihnen. Und, wie viele gewöhnlichen Jugendlichen gingen sie auch mal einen trinken oder feiern. Sie gingen in Zazus kleines Zimmerchen. Ein Bett in der Ecke, links der Computer-Monitor auf dem hellbraunen Schreibtisch, darunter der Rechner und ein dicker Subwoofer. „Auf jetzt, Zazu!“, drängte Adan. „Wir setzen uns jetzt an deinen Kack-Aufsatz, damit wir noch viel Zeit für Animes haben!“ - „In Ordnung!“ Und so setzten sie sich an Zazus Aufsatz über Buddenbrooks. Nachdem sie die Einleitung und ein bisschen vom Hauptteil des Aufsatzes beendet hatten, legte Zazu den Füller hin. „Auf geht’s, Animes!“ „Ja, mann!“, stimmte Adan zu. Und so schoben sie Loannas DVD von „Jeanne die Kamikaze-Diebin“ ein. Es hatte wirklich eine schöne Story, fand Loanna. Manchmal wünschte sie, selbst Marron (die Hauptfigur) zu sein und mit Chiaki, dem männlichen Hauptprotagonisten, zusammen zu kommen. Und so schwelgten sie alle drei in Gedanken und verfolgten mit Spannung das Geschehen am Bildschirm. Nach der fünften oder sechsten Episode wurden ihnen allen die Augen schwer. Und bald schliefen allesamt ein, nur der Fernseher flimmerte und sprach noch. Kapitel 2: Die drei Erzengel ---------------------------- Zazu sah mit geschlossenen Augen ein strahlendes Licht. „Träume ich?“, dachte er. Doch dann öffnete er die Augen. Und ein extrem blendendes Licht, viel weißer als der Schnee, strahlte vom Fenster aus. „Wacht auf!“, rief er zu Loanna und Adan. „Was denn?“, murmelte Loanna schlaftrunken. „Wacht auf!!“. Und Loanna blickte auf und öffnete langsam die Augen. Vom Schein geblendet, hielt sie sich die Hand vor die Augen. „Was ist das?“ Adan drehte sich im Schlaf. „Adan! Wach auf!“, flüsterte Zazu zum dritten Mal. „Was zur Hölle ist denn los?!“, brüllte Adan, wütend, geweckt zu werden. „Kinder!“, begann eine Stimme direkt aus dem blendenden Lichtschein im Fenster her. „Was...“, begann Adan und tat nun endlich die Augen auf. Auch er benutzte seine Hand als Sonnenschutz. „Mein Name ist Gabriel, und das sind die anderen beiden Erzengel, Michael und Rafael. Kinder, ihr seid auserwählt worden von meinem Herrn im Himmel, diese Stadt vor dem Tode zu retten!“ Langsam zeichnete sich vor Zazus Augen die Kontur dreier Menschen-ähnlicher Wesen ab, die aber viel, viel schöner und strahlend hell waren und jeweils zwei große, weiße Flügel mit Federn daran besaßen. „Was babbelt der für ein Mist?“ begann Adan. „Still!“, mahnte der Engel Gabriel, legte einen Finger auf Adans Mund. Adan begann wütend zu zappeln, wollte anscheinend sprechen, doch es gelang ihm nicht. „Weil du mich beleidigtest, wirst du erst wieder im Stande sein, zu sprechen, sobald ich meine Nachricht verkündet habe und von euch gegangen bin. Nun zu dem, was zu verkünden ich gekommen bin. Lucifer und drei der gefallenen Engel versuchen, Kontrolle und Macht über die Menschen zu bekommen. Sie wollen Kinder in Dämonen verwandeln. Besonders eure Schule ist gefährdet! Darum übergeben wir euch den Auftrag, die Menschen, die verwandelt werden, zurückzuverwandeln, sowie die drei gefallenen Engel und Lucifer selbst zu besiegen. Zu diesem Zweck übergeben wir euch drei Waffen in Form von Musikinstrumenten, jedoch mit besonderen Fähigkeiten.“ In den Händen eines der anderen beiden Engel erscheinen plötzlich Musikinstrumente, von denen ein strahlender Lichtschein ausgeht. Der Engel verteilt diese an die drei Jugendlichen. Zazu bekommt eine blaue Flöte mit goldenen Details, Loanna eine rotbraune Harfe und Adan eine Art schwebende Klaviertastatur. „Wow, danke!“ sagt Zazu. Die Instrumente schweben in die Nähe des Herzens der drei Schüler. „Diese Instrumente“, begann Gabriel wieder, „ bleiben in eurem Inneren, bis ihr sie einsetzt. Das Spielen der Instrumente hilft gegen die Verwandlung anderer und kommt gegen die Schwärze an, die die drei gefallenen Engel und Lucifer aussenden. Die Instrumente fangen die Seelen zurückverwandelter Menschen sichtbar in Form von Plastikfiguren ein. Nungut, wir haben damit unseren Auftrag erledigt. Viel Glück euch dreien! Der Herr sei mit euch!“ Und damit verschwanden die Engel in Richtung Himmel und hinterließen nurnoch weiße Rauchschwaden. Adan, der schon die ganze Zeit gegen die Stummheit kämpfte, platzt nun heraus: „Ein Engel! Und auch noch so ein gemeiner! Ich muss durchgedreht sein!“ Aber die anderen beiden hatten sie auch gesehen. „Wir haben also einen Auftrag... es klingt grausam, was da vor sich gehen soll. Kinder in Dämonen zu verwandeln...“ sagte Zazu. „Jungs, ich glaube, wir sollten darüber erstmal schlafen. Schaut mal, wie spät es ist! Die Engel haben uns ja mitten in der Nacht aufgeweckt!“ Kapitel 3: Der erste gefallene Engel ------------------------------------ Als Loanna am nächsten Tag aufwachte, klimperte Adan schon an seiner Klaviertastatur herum. Es klang gar nicht so schlimm. Zazu prüfte seine blaue Flöte mit Blicken und betastete sie. „Jungs! Was macht ihr schon so früh morgens?“ Scheinbar hatte auch Zazus Tante Anna den Lärm bemerkt. Sie kam zur Zimmertür herein. „Na, möchtet ihr was essen? Soll ich euch Toast, Spiegelei und Bacon machen?“ „Ohja, gerne!“, antwortete Loanna. Und auch Adan nickte. „Okay“, schloss Tante Anna. „Ich bin in fünf Minuten fertig!“ Und so ging sie aus der Zimmertür. Die drei frühstückten ausgiebig. Es schmeckte ihnen sehr lecker. In der Küche war Zazus Tante sehr gut. Nach dem Frühstück verabschiedeten sie sich, schwangen sich ihre Rucksäcke um und gingen zur Bushaltestelle. Der Schulbus kam, sie kauften sich ihre Tickets beim Busfahrer und setzten sich in eine der hinteren Reihen, um weiter zu quatschen. Sie konnten immer noch nicht glauben, was gestern passiert war. Sie erzählten es aber nicht weiter, weil klar war, dass ihnen sowieso keiner glauben würde. In der Schule angekommen, gingen sie die Treppen zum Erdgeschoss hoch, und dann in den zweiten Stock, wo sie Musikunterricht hatten. Lustigerweise hatten sie dort auch ein Klavier stehen, und Adan klimperte spaßhalber etwas darauf. Dann kam die Lehrerin herein, und der Unterricht begann. Nach Musik hatten sie noch Französisch (eines der Hass-Fächer von Zazu und Adan, während Loanna darin ziemlich gut war – Mädchen halt!) und schließlich hatten sie – ein Glück! - endlich Sport. In Sport spielten sie Fußball in der Halle. Die meisten Jungs in der Klasse liebten dieses Spiel. Sie spielten immer fünf gegen fünf. Zazu war mit seinen beiden besten Freunden, Loanna und Adan, sowie Jana in einem Team. Ihr Team war das einzige mit nur vier Leuten. Sie spielten im ersten Spiel gegen das Team von Luan, Levin, Mila, Annalena und Nubia. Ein wildes Geballer und viele Zweikämpfe trugen sich zu. Zazu hatte die erste Torchance des Spiels, hämmerte sie aber knapp rechts am Tor von Levin vorbei. Dann ging Annalena ins Tor, damit Luan und Levin vorne kombinieren konnten. Mit einem schönen Doppelpass umspielten sie die gegnerische Abwehr und Luan hämmerte den Ball ins Tor und begann, zu jubeln. Das konnte Zazu nicht auf sich sitzen lassen. Er nahm den Ball und passte auf Adan. Adan zurück zu ihm. Dann umdribbelte Zazu Luan, trickste sich links an Annalena vorbei und versenkte den Ball mit links in den Kasten. Ausgleich. Luan nahm den Ball, legte ihn auf den Mittelpunkt und passte zu Levin. Zazu kämpfte mit Levin um den Ball, und bekam ihn dann auch. Da sah Zazu Adan in Richtung Tor laufen. Zazu lupfte den Ball über Levin hinweg zu Adan, der ihn Volley hart in die Maschen knallte. Ein unglaubliches Tor! Die Mitschüler jubelten ihm zu, selbst das gegnerische Team war beeindruckt. Adan gab Zazu einen Handschlag für den tollen Lupfer und feierte sich selbst. Doch plötzlich hörte er auf, zu jubeln. „Was ist los?“, fragte Zazu. „Sie doch, da!“ antwortete Adan und zeigte in Richtung der Reihe an Fenstern. „Oh mein Gott!“ Nun sah es auch Zazu und Loanna folgte ebenfalls Adans Finger in Richtung Fenster. Dort oben war eine dunkle Gestalt, die ganz klar wie ein Engel aussah. „Oh mein Gott!“, schrie Adan. „Was ist los?!“, begann der Sportlehrer, Herr Brehme. „Sehen Sie doch, da oben!“, entgegnete ihm Adan. Doch weder der Sportlehrer noch andere Schüler als die drei schienen den Engel sehen zu können. Vor den Augen der drei, die in der Nacht von einem Engel besucht wurden, schwebte der Engel hinter Luan. Plötzlich veränderte sich Luan. Sein Gesicht nahm teils die Form einer monsterartigen Grimasse ein. Geschrei bildete sich um ihn herum. DAS konnten die Mitschüler anscheinend sehen! Luan verwandelte sich weiter. Er sah aus, wie eine Art schwarzer Flaschengeist mit dem Gesicht eines geschnitzten Halloween-Kürbisses. „Schnell, wir müssen was unternehmen!“, rief Zazu den anderen beiden Eingeweihten zu. „Instrumente raus!“ Und so holten sich die drei ihre Instrumente aus ihrem Inneren heraus. Zazu begann sofort, ein Lied auf seiner Flöte zu spielen. Aus der Flöte schwebten hellblaue Lichtstreifen in Richtung Luan. Für einen ganz kurzen Augenblick, so kurz wie ein Blitz, sah Zazu das Gesicht von Luan durch den Dämon hindurch. Seine Augen waren geschlossen, er schien ohnmächtig zu sein. „Auf geht’s!“, rief Zazu den anderen zu. Adan gelang es nicht, sein Instrument aus seinem Inneren zu bekommen. Doch Loanna stimmte nun ein. Ihre Harfe sendete rote Lichtstreifen in Richtung Luan. Die anderen Schüler wurden tief bewegt von den wunderschönen Tönen, die den beiden Instrumenten entsprangen. Sie feuerten ihre beiden Mitschüler an. Langsam verwandelte sich der Dämon, der wie ein Flaschengeist aussah, zurück in Luan. Der schwarze Engel begann, schrill und ohrenbetäubend zu schreien. Die Lichtstrahlen der Musikinstrumente drangen nun bis in das Innere des gefallenen Engels hervor. Mit einem seltsamen Geräusch, wie das schnelle Schließen eines Reißverschlusses, verschwand der schwarze Engel und hinterließ nurnoch seltsamen weißen Dampf, der weißem Licht ähnlich sah. Luan war zurückverwandelt. „Was... was ist passiert?“, murmelte Luan, halb schlaftrunken vor sich hin. „Was... ist das?“ Er betrachtete etwas in seiner Hand. „Eine Plastikfigur?“ Tatsächlich befand sich in seiner Hand eine Plastikfigur eines Tyrannosaurus Rex. Der Saurier stand auf einer Art Podest. Die Figur war so groß wie Luans geballte Faust. „Das muss die eingefangene Seele von Luan sein!“, befand Loanna. „Seine Seele ähnelt einem starken Dinosaurier.“ Der Sportlehrer, Herr Brehme, hat noch versucht, der Schulleiterin zu erklären, was in der Sporthalle vor sich gegangen ist. Doch diese schickte ihn nach Hause, mit der Bitte, er möge sich etwas ausruhen, er habe wohl zu viel Stress gehabt und deshalb Halluzinationen. Auch den Schülern und Schülerinnen schenkte sie keinen Glauben, sondern dachte, dass diese Fantasie-Geschichten erfinden. Also gingen die Schüler wieder nach Hause, der Unterricht am nächsten Tag wird wie gewohnt stattfinden. Zazu, Loanna und Adan machten sich also auf den Nachhauseweg und redeten wild über das Geschehene. Sie warteten an der Bushaltestelle. Adan und Loanna stiegen schon früher aus, als Zazu. Zazu schloss die Haustür des kleinen Hauses seiner Tante auf, die wiederum ihn sogleich mit einer herzlichen Umarmung begrüßte. „Da bist du ja, Zazu! Ich habe schon auf dich gewartet! Ich habe eines deiner Lieblingsessen gemacht – überbackene Nudeln mit Sahne! Komm rein, setz' dich! Wie war Schule?“ „Ach, ganz gut eigentlich“, antwortete Zazu, unterschlug dabei allerdings, was im Sportunterricht passiert war. Er setzte sich zu Tante Anna an den Tisch und die beiden aßen in Ruhe die überbackenen Nudeln und redeten dabei über den bisherigen Tag – ausgenommen die Sache mit den Engeln und den Dämonen. Danach setzte Zazu sich an die Hausaufgaben. Als die fertig waren, hörte er noch etwas Musik, Rockmusik – so, wie er sie liebte. Sein aktuelles Lieblingslied war „Have Faith In Me“ von A Day To Remember. Das hörte er häufig. Manchmal dachte er dabei an Loanna. Zur Prime Time schaute er noch Herr der Ringe im Fernsehen, wurde aber schon bei der Hälfte vom Film müde, und ging schließlich ins Bett, ohne den Verbleib des Ringes zu beobachten. Kapitel 4: Der zweite gefallene Engel ------------------------------------- Am Freitag stand Zazu pünktlich morgens früh auf. Auf dem Esstisch befanden sich schon zwei belegte Toasts, die Tante Anna jeden morgen für ihn machte. Er war dankbar dafür. Sowie für die Tatsache, dass seine liebe Tante ihn bei sich wohnen ließ, und sich so fürsorglich um ihn kümmerte. Anna war jetzt wohl schon auf Arbeit. Er lief zur Bushaltestelle. Der große gelbe Schulbus kam, und er stieg ein. Er grüßte ein paar Mitschüler, mit denen er gut auskam, setzte sich aber dann in die allerletzte Reihe, wo außer ihm niemand saß, und dachte über die Ereignisse der vergangenen Tage nach. Adan und Loanna stiegen eine Haltestelle später ein, sahen Zazu hinten, umarmten ihn und setzten sich zu ihm. Nun konnte Zazu mit ihnen gemeinsam nachdenken, statt nur alleine. Sie fühlten sich alle drei bereit für den nächsten verdammten Dämonen bzw. Engel. Der Schulhof war rappelvoll, wie immer vor der ersten Stunde. Sie begrüßten ihre Klassenkameraden, als auch schon die Glocke läutete. Sie begaben sich in ihr Klassenzimmer im ersten Stock und warteten vor der Tür auf ihre Mathelehrerin, Frau Gerlach. Auch die anderen Klassenkameraden tuschelten über den gestrigen Tag, über Luan und darüber, wie er zu einem Dämon wurde. Luan unterdessen konnte sich an nichts erinnern als an ein schrecklich kaltes, leeres Gefühl. Seine Tyrannosaurus-Figur hatte er sich ins Regal geschoben. Er mochte sie und fühlte sich – seltsamerweise – mit ihr irgendwie verbunden. In Mathe ging es heute um Wahrscheinlichkeitsrechnung. Die meisten hassten es, andere blühten dabei richtig auf. Milan zum Beispiel, der ja zusammen mit Zazu und seinen Freunden am Tisch saß, meldete sich ständig. „Sehr gut, Milan!“, lobte ihn die Lehrerin, „ dafür gibt’s ordentlich Pluspunkte! Ich freue mich, dass du dich so rege beteiligst. Wenn sich nur die anderen mal eine Scheibe von dir abschneiden würden!“ Zazu machte ein Würgegeräusch und griff sich an die Gurgel. Adan und Loanna mussten anfangen, zu lachen, und Milan funkelte die drei böse an. Als er Loanna ins Auge schaute, erschrak sie kurz. Für einen ganz kurzen Augenblick hätte sie meinen können, eine ähnliche Grimasse zu sehen, wie die gestern von Luan. „Zazu!“, flüsterte sie ihrem Tischnachbarn zu. „Milan ist es! Er wird sich verwandeln!“ Und genau in diesem Moment sahen die drei „Auserwählten“, wie sich das Fenster verdunkelte. Ein schwarzer Engel stand davor. Die anderen Klassenkameraden inklusive Lehrerin, schienen davon keine Notiz zu nehmen. „Vorsicht, Milan!“, rief Loanna. Alle in der Klasse drehten sich zu ihr um. Sie wollte Milan warnen, doch es war schon zu spät. Der Engel schwebte in einer Kurve schnell hinter Milan und ergriff Besitz von ihm. Milan verwandelte sich. Sein Körper wurde schwarz und aus dem, was eben noch sein Kopf war, traten drei lange, dicke, grässliche Schlangenköpfe heraus, die sofort begannen, nach Schülern zu beißen. Die Schüler schrien und schrien. Einen Schüler, Noah, fraß ein Schlangenkopf mit Haut und Haaren. „Oh nein!“, schrie Loanna durch die Menge hindurch. „Er darf nicht sterben! Wir müssen was unternehmen!“ Sie ließ ihr Musikinstrument aus ihrem Inneren, aus ihrem Herzen in ihre Hände gleiten und begann, eine wunderschöne Melodie zu spielen. Sie hatte ja schon in ihrer Freizeit einige Monate Harfe gespielt, schon bevor sie die Harfe mit den besonderen Fähigkeiten vom Engel überreicht bekommen hatte. Es gelang ihr, dem Dämon zu schaden. Ein Kopf des Dämons wurde beschädigt und war geschrumpft. Er spuckte Noah wieder aus. Nun gelang es auch Adan, sein Instrument herauszuholen. Der Dämon versuchte, mit seinem rechten Kopf nach Loanna zu schnappen, die aber ganz knapp darüber springen konnte. In dem Moment begann Adan, zu spielen. Weiße Lichtstrahlen flogen von Adans Tasten auf den Dämon zu, der jaulte und sich kräuselte, und schließlich in sich zusammenfiel und den bewusstlos auf dem Boden liegenden Milan zurückließ, eine Plastikfigur in der Hand. Auch der Engel, der von Dunkelheit umgeben war, schrie nun und wurde im Innersten von Adans sichtbaren Klängen getroffen und starb schließlich unter Schmerzensschreien. Adan und Loanna umarmten sich. Loanna weinte und schluchzte. Zazu kam hinzu, umarmte sie zärtlich und küsste sie dann auf den Mund. Noah gesellte sich wieder zu seinen Klassenkameraden. Und langsam erwachte nun auch Milan, einen Plastik-Tiger in der Hand. Milan wurde von Zazu und Adan wieder auf seinen Platz an ihrem Tisch getragen. Frau Gerlach ging völlig verwirrt und durch den Wind aus dem Klassenzimmer und konnte immernoch nicht glauben, was sie gerade gesehen hatte. Von dem Englischlehrer, Herrn Wolf, an dem sie vorüberlief und der sie freundlich grüßte, nahm sie gar keine Notiz, rempelte ihn an und dessen Papiere flogen durch das Zimmer. Ein paar der Schüler halfen ihm, das ganze wieder aufzusammeln. „So, meine Lieben!“, begann der Englischlehrer, „It's time for your English lessons. Did all of you do your homework?“ Kapitel 5: Der dritte gefallene Engel ------------------------------------- Nach der Englischstunde hatten sie eine ganze Stunde frei. In dieser tummelten sich die Schüler auf dem Schulhof. Zazu, Adan und Milan spielten eine Runde Tischtennis, bei der Loanna zusah und – verliebt – Zazu zujubelte. Laura hingegen befand sich in einem Pulk von Freundinnen, teils aus der eigenen, teils aus der Parallel-Klasse. Viele Jungs um sie herum gafften, den sie trug Lack und Leder und sah darin äußerst attraktiv aus. Sie hatte viele Kurven. Und darum liebten und beneideten sie ihre Mitschülerinnen. Ebenso wie um die Tatsache, dass sie schon sehr viel öfter Sex gehabt hatte, wie alle anderen, und damit prahlte. Der ein oder andere nannte sie aber aus diesem Grunde „schlampig“, was sie weitaus mehr traf, als sie zugab. Die Mädchen redeten gerade über Milan. Er war sehr beliebt bei den Mädchen. „Oh, und seine schwarzen Haare! Und seine dunklen Augen! - zum Verlieben!“ Ein schwarzhaariges Mädchen rannte auf den Pulk zu, wollte dazugehören, wollte mithören, über was sie redeten. Dabei rempelte sie versehentlich Laura an. „Kannst du nicht aufpassen, du dumme Göre?“ herrschte Laura sie an. Das Mädchen schaute schuldbewusst drein. Der halbe Schulhof hatte das Geschreie gehört. Sowas kannte man von Laura normalerweise nicht. „Habt ihr das gehört?“, fragte Loanna die drei Jungs an der Tischtennisplatte. „Irgendwas stimmt nicht mit Laura. Sowas macht sie doch sonst nicht.“ Die drei drehten sich zum Pulk von Mädchen um. Plötzlich wurden die Schüler an der Tischtennisplatte Zeuge, wie Lauras Körper sich verdunkelte, ihr Krallen wuchsen, Zähne wie die eines Hais, stechende gelbe Augen. Sie sah aus, wie man sich eine Sirene vorstellte. Geschockt sprangen ihre Freundinnen weg von ihr. Doch Laura bzw. der Dämon, der sie wurde, schlug mit ihren Krallen um sich und verschaffte einem 16-jährigen Mädchen drei tiefe Schürfwunden im Gesicht. Nun sah Loanna auch den schwarzen Engel. Er befand sich am Himmel über Laura und lenkte sie von dort aus. „Wir müssen was unternehmen!“, rief Loanna Zazu und Adan zu. „Musikinstrumente!“ Loanna nahm sogleich das ihre und spielte mit geschlossenen Augen eine süße Melodie. Diese traf der Dämonin genau ins Herz. Loanna schien etwas zu bewirken, doch die Dämonin war schneller wieder geheilt als zurückverwandelt. Nun begann auch Zazu, Flöte zu spielen. Die Klänge der beiden ergänzten sich, ohne sich zu vermischen, was gut war. Sie trafen die Dämonin im Innersten und ebenso den schwarzen Engel. Die Dämonin schlug nun wild um sich, schlug dabei einige der Schülerinnen um und die Kraft in Pranken sowie die Schärfe der Krallen war so immens, dass sie sogar einen kleinen Krater in den Steinboden des Schulhofes brach. Doch kurz darauf war das Fass voll und die besonderen Instrumente verwandelten Laura zurück in das hübsche Mädchen, das sie war und töteten den bösen Engel. Laura lag mit dem Rücken auf dem Boden und war still. Da fing sie an, zu blinzeln und die Schülerinnen und Schüler um sie herum freuten sich und umarmten sie vor Glück, dass sie noch lebte. Laura spürte etwas in ihrer Hand. Sie schaute hin und entdeckte die Figur einer Prinzessin. Nach den letzten beiden Stunden des Tages, einer Doppelstunde Geschichte, in der auf Grund der jüngsten Ereignisse, mehr geredet als zugehört wurde, gingen Zazu, Loanna und Adan nach Hause. Sie fuhren allesamt mit dem Bus zum Haus von Zazus Tante. Vor der Haustür wurden sie herzlich begrüßt. Sie waren oft hier. Es war klein und gemütlich, und Zazus Tante machte immer leckeres Essen oder köstliche Snacks. Heute gab es Lasagne zu essen, mit viel viel Käse, wie sie es liebten. Tante Anna fragte sie, wie denn die Schule war, und bekam nur ein „wie immer“ zu hören, womit sie sich zufrieden gab. Nach dem Essen gingen alle hoch in Zazus kleines Zimmer und setzten sich auf sein Bett. Sie dachten über den Tag nach, manchmal redeten sie auch kurz darüber, aber im Großen und Ganzen war es sehr still im Zimmer. Nachdem sie zur Primetime noch einen Spielfilm bis zur Hälfte schauten, schliefen sie alle ein, erschöpft vom anstrengenden Tag. Kapitel 6: Die Ruhe vor dem Sturm --------------------------------- Doch wieder konnten die drei nicht ausschlafen. Diesmal war es Adan, der zuerst aufwachte, von grellem weißem Licht geblendet. Diesmal war es nur ein Engel, Gabriel, der sie letztes Mal vor Lucifer und den gefallenen Engeln gewarnt hatte. „Hey, Leute, wacht auf!“, rief Adan und schubste die beiden anderen. „Was denn?“, murmelte Loanna schlaftrunken. „Der Engel!“ - „Engel?!“ Nun drehten sich auch die beiden anderen um und bestaunten den grellweißen, wunderschönen Engel. „Ich habe euch eine Nachricht zu verkünden“, begann der Engel. „Morgen wird Lucifer zuschlagen und versuchen, die Menschen in Dämonen zu verwandeln und für seine Zwecke zu benutzen. Er wird versuchen, Menschen zu töten.“ „Zu töten?“ fragte Loanna erschrocken. „Ja, zu töten. Eure, zugegeben schwere, Aufgabe ist es, die Dämonen zurückzuverwandeln und Lucifer zu besiegen. Das kann euch nur gelingen, wenn ihr alle drei zusammenarbeitet. Zu diesem Zweck erteile ich euch den Befehl, mit dem Morgenrot zu beginnen, ein Lied einzuüben, alle drei zusammen, alle synchron. Außerdem sollt ihr stets Radio oder Fernseher eingeschaltet lassen. Dort wird euch, sobald Lucifer zuschlägt, die Nachricht erteilt.“ Und mit diesem Wort verschwand der Engel und hinterließ nur weißen Dampf. Am nächsten Morgen krähte der Hahn. Lichtstrahlen drangen durch das Fenster in Zazus Zimmer hindurch. Sie alle drei schliefen noch. Zazu hatte einen schlechten Traum und wurde davon aufgeschreckt. Er stützte sich auf. „Leute, es ist Morgen! Wir haben eine Aufgabe zu erledigen.“ „Lass mich schlafen!“, lallte Loanna. „Aufwachen! Aufwachen!“ Als sie alle aufgewacht waren, begaben sie sich hinunter und aßen jeder eine Portion Cornflakes und redeten ein bisschen Smalltalk mit Tante Anna. Dann gingen sie hoch, schlossen die Zimmertür ab, verdunkelten den Raum etwas und nahmen ihre Instrumente aus ihren Herzen. Und sie begannen, miteinander zu jammen. Nach einer Stunde hatten sie schon eine Klaviermelodie und einen Großteil der Flötenmelodie, die etwas an plätscherndes Wasser erinnerte. Nur die Harfenklänge waren noch nicht komplett auf den Rest abgestimmt, auch wenn Loanna sich mühte und rackerte. Dann beendeten die drei das gemeinsame Jammen, da Anna sie zum Mittagessen gerufen hatte. Loanna ließ ausrichten, sie habe keinen Hunger und blieb noch im Zimmer. Sie schloss die Tür und spielte nun auf der Harfe, suchte eine Melodie. Immer, wenn ihr etwas gefiel, schrieb sie es in Notenschrift auf. Und so baute sie langsam eine Melodie zusammen, die gut klang. Sie achtete dabei natürlich darauf, in der gleichen Tonart zu spielen, die schon Zazu und Adan für ihr gemeinsames Spiel genutzt hatten. Und als die beiden Jungs nach dem Essen wieder hochkamen, hatte Loanna bereits die fertige Melodie aufgeschrieben. Die beiden freuten sich sehr und lobten sie für ihr Engagement. Da sie nun das Lied fertig hatten, verbrachten sie den Rest des Tages damit, zu chillen, natürlich immer mit eingeschaltetem Radio. Kapitel 7: Die Nacht -------------------- Um 17 Uhr 50 abends, als sie gerade zum Abendessen gehen wollten, rief Adan plötzlich: „Leute, hört zu! Im Radio!“ Die beiden anderen gingen näher ans Radio heran, Adan drehte lauter. „Aus dem Stadtzentrum, in der Nähe des Einkaufszentrums, kommen Nachrichten von einem Monster mit drei Köpfen, das um sich schlägt und Menschen verletzt und tötet. Du meine Güte, haben wir heute den ersten April? Was für ein Quatsch...“ „Oh mein Gott!“, rief Loanna, „Wir müssen dorthin!“ Alle drei zogen sich schnell eine Jacke über und rannten stürmisch die Treppen runter, an der verblüfften Anna vorbei und durch die Haustür nach draußen. Sie rannten zur Bushaltestelle und warteten dort. „Kennt ihr alle noch eure Parts?“, fragte Loanna. „Ja, klar!“, riefen Zazu und Adan wie aus einem Mund. Drei Minuten später kam der Bus, sie holten sich vorne beim Fahrer eine Fahrkarte und fuhren in Richtung Innenstadt. An der Haltestelle „Alter Markt“ in der Nähe des Einkaufszentrums stiegen sie aus. Und schon von dort an hörten sie Gebrüll wie aus dem Mund eines riesigen Hundes. Sie gingen um die Ecke, in eine von zwei Hochhäusern umgebene Straße und sahen sogleich einen riesigen, dreiköpfigen Hund mit schwarzem Körper. Jede Pfote so groß wie ein Kleinwagen und voller scharfer Krallen. Die Köpfe waren dreifarbig. Der erste war knallrot und brannte wie Feuer. Der zweite war wie aus Eiszapfen zusammengesetzt, hellblau und weiß. Und der dritte war grau und voller Federn. Plötzlich hörten die drei Freunde eine grausige Stimme, die mehr in ihren Köpfen als hinter dem Hund zu sein schien. „Ah, da seid ihr ja, die Auserwählten“ Die Stimme betonte besonders das Wort „Auserwählte“ sehr verächtlich. „Macht Bekanntschaft mit meinem geliebten Haustier, dem Höllenhund. Er bewacht das Tor zur Hölle und wird euch, die ihr meine getreuen schwarzen Engel getötet habt, in der Luft zerreißen!“ Und wie, um dem zuzustimmen, drosch der Höllenhund mit seiner linken Kralle nach einem blauen Kleinwagen und schleuderte ihn durch die Luft, bis er mit einem lauten Knall wieder auf den Boden krachte. Dann packte er mit der rechten Pranke einen Menschen und steckte ihn in das Maul, das Eiszapfen ähnlich sah. „Oh nein!“, rief Loanna. „Los, wir müssen was unternehmen!“ Die drei nahmen ihre Instrumente und spielten drauflos. Die Klänge schwebten sichtbar in Form von Lichtstrahlen auf den Höllenhund zu. Doch sie prallten einfach an ihm ab. Der Feuerkopf des Höllenhundes spie als Antwort darauf tosende Flammen auf die drei. Sie wurden zum Glück nur leicht verletzt, verbrannten sich Arme, Beine und Gesicht leicht. „Was sollen wir nur tun? Die Instrumente wirken nicht!“, sagte die verzweifelte Loanna. Plötzlich hörten sie die Engelsstimme von Gabriel, als wäre sie direkt in ihrem Inneren. „Seht, Auserwählte! Jedes eurer Instrumente erzeugt sichtbare Klänge, die jeweils einem Element gleichen! Der Schlüssel ist, dass jeder von euch sein Element auf einen bestimmten Kopf des Höllenhundes richtet! Jeder auf den, dessen Schwäche das jeweilige Instrument ist.“ Und dann verschwand die Engelsstimme. „Was zur Hölle soll das bedeuten?“, rief der aufgebrachte Zazu. „Schau, Zazu,“ begann Loanna, „ du siehst doch die Farben, die unsere Klänge haben. Deine sind blau wie Wasser. Adans weiß wie Eis. Und meine Harfenklänge rot wie Feuer.“ „Achso!“ verstand Zazu. „Na, dann wissen wir ja, was zu tun ist! Ich fang an!“ Und er rannte auf den Höllenhund zu. Der Eisatem des weißblauen Kopfes ging knapp über Zazus Kopf hinweg. Es fühlte sich für ihn an, als hätte er einen kalten Milchshake zu schnell getrunken, nur sehr viel schmerzhafter. Als er fast da war, versuchte der Höllenhund, ihn mit einem Prankenschlag von den Beinen zu holen, aber er konnte darüber springen. Zazu rief: „Erlisch im Wasser meiner Flöte!“, sprang erneut in die Luft und benutzte seine Flöte. Es schien, als schwebe er in der Luft. Er richtete seine Flöte auf den Feuerkopf. Und der fing plötzlich an, zu erlischen. Immer und immer weiter. Dann fiel ein Mensch aus dem inneren des Feuerschädels auf den Asphaltboden. Zazu rannte hin, packte ihn und versuchte, ihn zu Loanna und Adan zu schleppen. Loanna und Adan sahen, dass Zazu mit dem Menschen auf dem Rücken nur langsam vorankam und versuchten, den Höllenhund abzulenken. „Hier, du Mistvieh!“, schrien sie und winkten mit beiden Armen. Das machte den Höllenhund wütend, und er preschte in einem schnellen Tempo, das man von so einer riesigen Kreatur nicht erwartet hätte, auf sie zu. Im letzten Moment sprangen die beiden Jugendlichen beiseite und der Höllenhund sprang an ihnen vorbei. Nun griff auch Loanna zu ihrem Instrument. „Taue auf im Feuer meiner Harfe!“ und sie begann, mit geschlossenen Augen und viel Gefühl, zu spielen. Sie richtete ihre lichtartigen Klänge auf den Eisschädel des riesigen Hundes. Der Eiskopf begann zu schreien wie in Qualen und taute langsam auf. Der noch unverdaute und noch lebendige Körper des Menschen, den dieser Schädel zuvor gefressen hatte, landete zuerst auf dem Boden. Dann noch ein Körper, das musste der Mensch sein, den Lucifer in den Eisschädel verwandelt hatte. Loanna und Adan sprinteten in Richtung der Körper und trugen sie schnell auf den Bürgersteig, damit der Höllenhund nicht darauftreten würde. Der Höllenhund war nun außer sich vor Wut, trat wild um sich und versuchte mit aller Macht und seinem letzten Kopf, die drei Musiker umzubringen. Loanna und Adan rannten zur Mitte der Straße. Zazu war ein ganzes Stück weiter vom Höllenhund entfernt. Der Hund begann plötzlich mit seinem letzten Kopf zu brüllen. Dann riss er sein Maul weit, weit auf und entfachte einen Tornado aus seinem Inneren und richtete ihn direkt auf Adan und Loanna, die erschrocken versuchten, wegzurennen. Doch der Tornado packte sie, wirbelte sie durch die Luft und warf sie dann hart gegen die angrenzenden Hochhäuser. Loanna ward bewusstlos. Das sah Zazu, und rannte sofort zu Loanna, um sie zu beschützen. Er hielt schützend beide Hände ausgebreitet zwischen Loanna und dem Höllenhund. Der wiederum rannte auf ihn zu, sprang dann und würde genau auf Zazu landen. Zazu dachte, er würde sterben. Doch plötzlich hörte er Adan rufen: „Gefriere im Eis meines Klaviers!“ Dem folgten wunderschöne Klänge. Dann sah Zazu weißes Licht auf den Höllenhund zuschweben. Und als das Licht den Hund traf, vereiste dieser an der Stelle, die getroffen wurde. Der Köter brüllte und schrie, doch es half nichts, er erstarte ganz zu Eis. Und mit einem Klirren brach er in Dutzende von Teilen und entblößte noch einen bewusstlosen Menschen, den Lucifer verwandelt haben musste. „Danke, Adan“, bedankte sich Zazu aufrichtig. Zazu schüttelte Loanna. Die öffnete langsam ihre Augen und flüsterte: „Wo bin ich?“ „Bei mir, Loanna. Ich beschütze dich“, antwortete ihr Zazu. „Ihr Drecksäcke! Das war mein geliebtes Haustier!“, brüllte eine erzürnte Stimme. Nun konnten die drei Freunde auch erkennen, woher diese kam. Zwischen den beiden Hochhäusern stand eine riesige, hässliche Kreatur. Sie sah aus, wie der Teufel selbst. Sie war über und über besäht mit Fell, hatte zwei rot glühende, schlitzartige Augen, eine Grimasse als Mund und zwei lange, gebogene Hörner auf dem Kopf. Dazu zwei riesige, schwarze Flügel, ähnlich denen einer Fledermaus. Er war riesig, zwar nicht so breit, aber deutlich höher als der Hund zuvor. „Ich werde euch zerstören!“ „Na, das wollen wir mal sehen“, grinste Zazu. Er stützte Loanna, damit sie sich wieder hinstellen konnte. Es gelang ihr, wenn sie auch müde vom Erlittenen schien. „Los“, spornte Zazu die anderen beiden an „den machen wir platt!“ Sie rannten etwas auf ihn zu. Lucifer drehte sich im Kreis und entfachte so einen Windsturm, den er geradewegs auf die Schüler zuschickte. Dieser warf sie alle drei unter Stöhnen auf den Boden. „Harharharhar! Und ihr dachtet, ihr könnt euch mit mir messen? Das ist ja lächerlich!“ Und Lucifer flog mit seinen schwarzen Fledermausflügeln auf sie zu. Er holte mit seiner Pranke aus und versuchte, auf Zazu einzudrischen, aber Zazu konnte gerade noch nach hinten wegspringen. Doch mit der linken gelang es Lucifer, Loanna zu packen. „Nein! Loanna!“, schrie Zazu entsetzt. Und er lief auf die hässliche Gestalt zu. Adan, immernoch benommen von dem Windstoß, setzte sich nun auch auf und rannte Zazu hinterher. Doch zum Unglück gelang es Lucifer, Zazu und Adan mit der rechten Hand zu packen. Der Druck, den die Hand ausübte, ward immer größer. Es schien, als wollte Lucifer sie erwürgen. Plötzlich fiel den dreien auf, wie über ihren Köpfen dämonen-ähnliche Grimassen erschienen. Sie alle fühlten sich immer schwächer, als würden sie gleich ins Land der Träume entschwinden. „Scheiße!“, rief Zazu, wie um sie aufzuwecken, „Er will uns in Dämonen verwandeln! Die Instrumente!“ Mit letzter Kraft versuchten die drei, ihre Instrumente zu nehmen. Und es gelang ihnen. Sie begannen, zu spielen. Sie spielten das Lied, das sie drei ersonnen hatten, das Lied, das so perfekt aufeinander abgestimmt war. Jeder richtete sein Instrument auf die beiden anderen, versuchte, die anderen zu ergänzen und versuchte zu verhindern, dass sich die jeweils anderen in Dämonen verwandelten. Und es gelang. Die Lichtstrahlen der Musikinstrumente heilten einander und fügten Lucifer zugleich heftige Schmerzen zu. Er zuckte zusammen, brüllte vor Schmerz und wand sich hin und her. Und mit einem ganz, ganz lauten Brüllen fiel er in sich zusammen und starb, hinterließ nur eine riesige Aschewolke. Nach einiger Zeit, es muss mindestens eine halbe Stunde gewesen sein, öffneten sich die Augen der drei. Die Sanitäter waren da. Rundum lagen viele, viele Verletzte, manche davon schwer. Loanna setzte sich auf. In ihrer Hand befand sich ein Gegenstand. Sie betrachtete ihn näher. Es war die Figur eines weiblichen Engels. Auch Zazu und Adan saßen im Umkreis, jeder eine Plastikfigur in der Hand. „Was war eure Figur?“, fragte Loanna ihre beiden besten Freunde drei Tage später auf dem Weg zur Schule.. „Das verrat ich dir nicht!“, antwortete Zazu keck. Adan musste grinsen. „Also meins war ein Eisbär. Ziemlich cool, was?“ „Zeig her!“ befahl Loanna. Adan zog sich die Figur aus der Jackentasche und hielt sie in den Händen. „Na, überzeugt?“ „Und du, Zazu?“ fragte Loanna noch einmal. Zazu griff in seine Hosentasche, nahm etwas heraus und drückte es Loanna in die Hand. „Ein Wolf. Und der gehört nur dir.“ Er fasste Loanna mit der rechten Hand direkt ans Herz. Dann griff er mit seiner linken unter Loannas weiches Kinn und küsste sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)